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Chiquita: Überflüssiges vermeiden, wo immer möglich
Der Klimawandel hat dazu geführt, dass erstmals Bananenfarmen in Costa Rica und Panama bewässert werden mussten.
Überflüssiges vermeiden, wo immer möglich
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Chiquita ► Kaum eine Frucht taucht im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit so häufig auf wie die Banane, kaum eine Lieferkette ist Gegenstand so vieler kritischer Fragen. Kein Wunder – Bananen sind kein regionales Produkt, sondern gelangen über weite Transportwege in unsere Supermärkte und werden im Rahmen einer intensiven Landbewirtschaftung angebaut. Die gelbe Frucht ist darüber hinaus nicht nur für die Konsumenten in den reichen Industrieländern ein unverzichtbares Produkt. Bananen sind in den meisten Ursprungsländern ein wichtiger Beschäftigungsfaktor und spielen eine wesentliche Rolle bei der Ernährung der einheimischen Bevölkerung. Wir sprachen darüber mit Peter Stedman, Sustainability Director bei Chiquita.
Michael Schotten
Im Jahr 2015 haben die Staats- und Regierungschefs der Welt im Rahmen der Vollversammlung der Vereinten Nationen die ‚Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung‘ und die 17 Nachhaltigkeitsziele verabschiedet. Ein wichtiges Ziel dabei ist der Klimaschutz und die Verringerung der globalen CO2-Emissionen. Auch für den weltweit agierenden Fruchtkonzern Chiquita ist die 30 gewissermaßen eine magische Zahl. Im Frühjahr 2021 präsentierte das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsstrategie ‚30 BY 30‘. Erklärtes Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen im Unternehmen um 30 % gesenkt werden. Für Peter Stedman, der früher auch führende Positionen im britischen Lebensmitteleinzelhandel bekleidete, ist nachhaltiges Wirtschaften alternativlos: „Der von Menschen gemachte Klimawandel hat auch bedeutsame Auswirkungen auf unsere Anbauregionen und auf die Gemeinden, in denen unsere Farmen angesiedelt sind. Wir sind jetzt im dritten Jahr von La Niña und schon im Jahr 2020 hat es in Honduras starke Auswirkungen durch die beiden Hurikane Eta und Ioate gegeben, die auf unseren Plantagen nur mit größtem Aufwand wieder zu beheben waren“, sagt Peter Stedman, der fest davon überzeugt ist, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht einfach wieder von der Agenda verschwinden wird. „Wir werden uns dauerhaft mit solchen Herausforderungen beschäftigen müssen“, so Stedman. Chiquita fängt ja auch keineswegs bei null an, denn seit 1990 wird systematisch daran gearbeitet, einen nachhaltigen Wandel in den Anbauregionen zu schaffen und die lokalen Gemeinden wirtschaftlich und sozial zu unterstützen. Und das hat bereits Früchte getragen: Seit dem Jahr 2012 hat Chiquita seine Gesamtemissionen von der Farm bis zum Einzelhandel bereits um rund 29 % senken können, indem die Lieferkette so effizient wie möglich gestaltet wurde, die besten landwirtschaftlichen Praktiken angewendet hat und in umweltfreundlichere Technologien investierte. Auch beim Wasserfußabdruck hat das Unternehmen seine Bilanz deutlich verbessern können. Peter Stedman will dies aber nicht als vereinzeltes Signal verstanden wissen. „Unser Engagement soll auch als Beispiel dienen, dass sich durchaus nachhaltiger wirtschaften lässt und man gleichzeitig von Effizienzsteigerungen profitieren kann.“
‚30BY30‘
Bei der Messung des Projektfortschritts arbeitet Chiquita mit der unabhängigen Science Based Target Initiative (SBTi) zusammen, die alle Ergebnisse und Projektfortschritte minutiös dokumentiert und evaluiert. Laut Peter Stedman hatte Chiquita Anfang 2020 auf der Grundlage einer umfangreichen Datenbasis im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse für alle Unternehmensbereiche eine Studie zum CO2-Fußabdruck in Auftrag gegeben. Es sollten alle Bereiche ermittelt werden, in denen gemäß dem Klimaübereinkommen von Paris der CO2-Ausstoß weiter reduziert werden kann. „Dazu musste eine enorme Menge an Primärdaten aus unserer Produktion und Transportlogistik gesammelt und ausgewertet werden, was rund ein Jahr lang gedauert hat“, so Peter Stedman. „2021 waren wir das erste globale Fruchtunternehmen, dessen Ziele zur Reduzierung von der Science
Based Target Initiative anerkannt wurden.“ Wesentliche Punkte des Programms sind z.B. die stärkere Nutzung von Solaranlagen und Biokraftstoffen, aber auch die Reduzierung von Stickstoffemissionen durch Düngemittel sowie der stärkere Einsatz von Elektrofahrzeugen oder das Ausrangieren alter Frachtcontainer.
Der Klimawandel ist eine Tatsache
Weniger Wasser, höhere Temperaturen und mehr Wirbelstürme, das ist laut Peter Stedman die Realität, mit der nicht nur Chiquita zunehmend konfrontiert ist. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass erstmals Bananenfarmen in Costa Rica und Panama bewässert werden mussten, wobei Chiquita zu Mini- und Mikrobewässerungssystemen übergegangen ist, die den Wasserverbrauch um bis zu 80 % senken können. Aus Sicht von Peter Stedman ist es wichtig zu erwähnen, dass sich die Perspektive bei der Betrachtung des Phänomens Klimawandel im Laufe der Zeit von Grund auf verändert hat. „Was früher noch vorrangig aus einem CSR-Blickwinkel gesehen wurde, ist heute zwangsläufig zu einem Teil des Risikomanagements geworden und damit auch ins Zentrum der Unternehmenspolitik gerückt“, erläutert Stedman. Er habe feststellen können, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette in den letzten Jahren deutlich größer geworden ist. Dazu gehöre auch, dass inzwischen ein konstruktiver Dialog mit Nichtregierungsorganisationen geführt werde. „Das hat auch damit zu tun, dass wir alle immer mehr erkennen, dass wir eine gemeinsame Verantwortung haben.“ Dass Aktivisten wie Greta Thunberg häufig den medialen Klimadiskurs dominieren, irritiert Peter Stedman dabei nicht, im Gegenteil: „Wir sollten alle sehr genau hinhören, wenn jemand mit solcher Klarheit und Leidenschaft über dieses wichtige Thema spricht“, betont Stedman. Dies treffe umso mehr zu, als man bei Chiquita im Herzen eine Gemeinschaft von Farmern sei, die schon von Natur aus besonders eng mit den Elementen und Produkten der Natur verbunden ist, im Gegensatz zu Unternehmen, die ausschließlich am anderen Ende der Supply Chain angesiedelt sind. Peter Stedman weist darauf hin, dass bei der Landnutzung der Gebrauch von Chemikalien und Düngemitteln auf den Farmen auf ein absolutes Minimum reduziert worden sei. In diesem Zusammenhang hat sich Chiquita schon vor Jahren eine Verjüngungskur verordnet, wonach 95 % der Farmen für eine nachhaltige Landwirtschaft modernisiert und gleichzeitig noch produktiver gemacht werden. Das Prinzip ‚viel hilft viel‘ treffe längst nicht mehr zu. „Bei der modernen nachhaltigen Landwirtschaft geht es eigentlich immer um Reduzierung, darum, weniger Mittel oder Materialien zu verwenden“, führt Peter Stedman aus. Das hat sich offenbar ausgezahlt, inzwischen konnten die Pflanzenmaterialabfälle gemäß dem Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens im Vergleich zu den alten Farmen um über zwei Drittel reduziert werden. Und durch den Einsatz von „Gründüngung“, die vor Bodenerosion schützt, gelang es, den Einsatz von Herbiziden um mehr als ein Drittel zu reduzieren. „Letztlich geht es bei allen Prozessen in der Produktions- und Lieferkette immer vorrangig darum, Überflüssiges zu vermeiden und den Einsatz von Betriebsmitteln im Sinne von Menschen und Umwelt so weit zu reduzieren, wie es nur möglich ist“, fasst der Nachhaltigkeitsexperte zusammen.
Für Peter Stedman ist klar: Bei der modernen nachhaltigen Landwirtschaft geht es darum, weniger Mittel oder Materialien zu verwenden.
Für die Menschen in den Ursprungsländern ist der Bananenanbau ein wichtiger Beschäftigungsfaktor.
Fotos: Chiquita