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Liquidseal: Harte Schale, nachhaltiges Coating
Harte Schale, nachhaltiges Coating
Liquidseal ► Verlängerte Haltbarkeit, gleichbleibende Produktqualität, Verringerung der Produktverluste während des Prozesses der Nachernte, des Transports, der Lagerung und des Verkaufs: Das verspricht der essbare Lebensmittelüberzug auf Pflanzenbasis von Liquidseal. Managing Director Victor Monster erklärte dem Fruchthandel Magazin, welche Vorteile diese neue „Verpackung“, die vollständig biokompostierbar und biologisch abbaubar ist, mit sich bringt, und wie die zukünftigen Pläne aussehen.
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Christine Weiser
(v.l.) Lia Bijnsdorp, Victor Monster, Francisco Murguía und Jerry van Galen
Angefangen hat alles im Jahr 2005 – mit Blumen. Zunächst wurde die Rezeptur an Lilien getestet, danach folgten schon bald Rosen, Nelken und Gerbera. Zehn Jahre später konnte das Angebot dann auf Obst ausgeweitet werden. „Es gibt aber in der EU strenge Vorgaben, unter denen das Coating eingesetzt werden darf. Aktuell gibt es die Erlaubnis nur für Früchte, die eine harte Schale haben, die der Verbraucher nicht verzehrt – also Avocado, Citrusfrüchte, Melone
Victor Monster
und Papaya“, so Monster. Da jede Frucht über einen eigenen Stoffwechsel verfüge und enthaltenes Wasser unterschiedlich schnell und stark verdunste, müsse für jedes Produkt eine eigene Rezeptur erstellt werden, die auf den gleichen Inhaltsstoffen basiere. Stimme das Verhältnis, können Verdunstung und damit Wasserverlust verringert und das Shelf life verlängert werden. „Der Produktverlust kann um bis zu 30 % bis 40 % reduziert werden und auch der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln und Kunststoffen kann verringert werden. Vor allem für Produkte, die lange Wege zurücklegen, kann dies eine deutliche Wertsteigerung sein“, weiß Monster.
Die Frage ist immer: Wer zahlt?
Mit dem nachhaltigen und umweltfreundlichen Coating kann das Unternehmen zwei Trends umsetzen: die Verringerung von Plastik und Food Waste. Bis zum Jahr 2030 will Liquidseal in beiden Bereichen 50 % weniger einsetzen bzw. verursachen. Dafür muss nicht nur beim Lebensmitteleinzelhandel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Auch den Konsumenten gilt es zu überzeugen. Dafür hat das Unternehmen ein Panel durchgeführt, in dem die neue Form der Verpackung genau und transparent vorgestellt wurde. Nach anfänglicher Skepsis, so der Managing Director, wären die Verbraucher aber überzeugt gewesen. Sobald sich die Anwendungsvorschriften in der EU bezüglich des Coatings ändern, will das Unternehmen es auch bei weichschaligem Obst einsetzen. Die Rezeptur liege bereits vor, sodass es nicht vier bis fünf Jahre brauche, bis das Produkt marktfähig sei. Davon unabhängig werde die Liquidseal-Rezeptur in der unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. „Die Frage ist natürlich immer, wer dafür zahlt. Der Lebensmitteleinzelhandel hat zwar hohe Forderungen an die Erzeuger, aber zahlen möchte er für Innovationen nicht. Und auch bei der Politik ist es schwierig, sie von den Vorteilen zu überzeugen. Das liegt daran, dass die Supply Chain unter Umständen sehr lang ist. Da fällt es häufig schwer, vom Bürostuhl in Brüssel zu verstehen, was auf dem Feld getan werden muss“, erklärt der Managing Director.
Die größten Probleme bei Mangos und Avocados
Um die Erzeuger in Südamerika von den Vorteilen des nachhaltigen Coatings zu überzeugen, arbeitet Liquidseal u.a. mit Lia Bijnsdorp von United Producers of Mexico zusammen. „Gemeinsam mit einem Forschungsinstitut haben wir bei Avocados und Mangos eine Studie durchgeführt, weil hier die größten Probleme bestehen. Die Qualitätsprobleme konnten um bis zu 80 % redu-
Foto: Liquidseal
Aktuell darf das Coating nur bei Avocados, Citrusfrüchten, Melonen und Papaya angewendet werden.
ziert werden“, so Managing Director Bijnsdorp. Um das Coating nutzen zu können, müssen die Erzeuger vorausschauend und innovativ denken und planen sowie in eine neue Verpackungsstation investieren. Ohne finanzielle Unterstützung – z.B. durch
die Regierung – sei das gar nicht so einfach, erzählt Francisco Murguía, CEO bei Frutos Guadalajara. Im kommenden Jahr wird ein neues Packhaus in Betrieb genommen. „Wir kommen nur mit Teamwork voran. Oft steht aber die Frage im Raum, warum etwas geändert werden soll, wenn es doch funktioniert. Wir sehen aber verstärkt, dass der Markt nach neuen Lösungen verlangt. Und dann muss das Angebot den Kunden auch tatsächlich einen Mehrwert oder grundsätzlichen Vorteil ermöglichen. Denn da wir mit unserem eigenen Kapital haften, ist die Angst vor dem Scheitern groß“, betont Murguía.
Lia Bijnsdorp
UMWELTBUNDESAMT
Verpackungsverbrauch 2020 leicht gesunken
Die Coronapandemie führte 2020 zu einem leichten Rückgang des Verbrauchs an Verpackungen in Deutschland. Dies ist der erste Rückgang seit 2009, berichtet jetzt das Umweltbundesamt (UBA). Wie es heißt, fielen im Jahr 2020 insgesamt 18,8 Mio t Verpackungsabfall an. Das sind 0,7 % weniger als noch im entsprechenden Vorjahr. Pro Kopf entspreche dies einem Rückgang um 1,7 kg auf durchschnittlich 225,8 kg Verpackungsabfall. Private Endverbraucher verursachten von der Gesamtmenge 46 %, also über 8,7 Mio t oder 104,9 kg pro Kopf. Hier gab es auch einen Anstieg um 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Dirk Messner, Präsident des UBA, erklärte: „Corona hatte auf unserem Verpackungsverbrauch einen insgesamt senkenden Effekt. Es steht jedoch zu befürchten, dass dieser nicht von langer Dauer ist, ähnlich wie bei den Treibhausgasemissionen. Deswegen gilt weiter das klare Ziel, den Verpackungsverbrauch in Deutschland absolut zu reduzieren. Das gelingt mit Mehrweg in weiteren Bereichen und mit weniger und leichteren Verpackungen. Wenn Verpackungen nicht vermieden werden können, sollten sie leicht zu recyceln sein.“ Die Recyclingquoten konnten für alle Materialien gesteigert werden. Die Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes führen zu Verbesserungen in Sortierung und Recycling. Vom gesamten Verpackungsabfallaufkommen wurden 68,2 % dem letzten Recyclingprozess zugeführt.