INTERVIEW
Berufsunfähigkeit gehört zu den größten und gleichzeitig unterschätzten, finanziellen Risiken Norbert Walter, Vorstandsbeauftragter der Barmenia Lebensversicherung a. G. im Interview über bedarfsgerechten, individuellen und bezahlbaren Schutz der Arbeitskraft. finanzwelt: Wie steht es um die gesellschaftliche Bereitschaft, mit einer individuellen Einkommens-/Arbeitskraftabsicherung vorzusorgen? Norbert Walter» Wir haben circa 42 Millionen berufstätige Menschen in Deutschland, von denen lediglich circa 17 Millionen eine mehr oder minder ausreichende Arbeitskraftabsicherung haben. Die übrigen rund 60 % haben keinen ausreichenden Schutz. Dass das BU-Risiko durchaus hoch ist, zeigen statistische Schätzungen, denen zur Folge etwa jeder dritte Mensch in einem körperlich tätigen Beruf und jeder fünfte in einem Dienstleistungsberuf berufsunfähig wird. Berufsunfähigkeit gehört für einen Großteil der Menschen zu den größten und gleichzeitig unterschätzten, finanziellen Risiken. Deshalb stellt eine Berufsunfähigkeit ein existenzielles Lebensrisiko dar. finanzwelt: Was passiert konkret, wenn der „Motor Arbeitskraft“ doch einmal Schaden nimmt? Walter» Die eigene Arbeitskraft ist für die meisten Menschen die Grundlage, um den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu sichern. Eine 37-jährige Person verliert fast 30 Jahre lang sein lebensstandardsicherndes Einkommen. Durch geringere Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) werden die Altersbezüge geschmälert, in der Tendenz zur Mindestsicherung auf Sozialhilfeniveau (Hartz IV). Die mögliche Erwerbsminderungsrente gleicht dies nicht aus. Die Erwerbsminderungsrente der GRV liegt auf einem so niedrigen Niveau, dass Sie davon kaum werden leben können. Diese Szenarien machen deutlich: Arbeitskraftabsicherung ist Existenzschutz. finanzwelt: Wie hat sich der Markt „Arbeitskraftabsicherung“ Ihrer Meinung nach entwickelt? Walter» Die Diversifizierung der Produkte zur Arbeitskraftabsicherung wird weiter zunehmen. Oft ist ein BU-
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Schutz nur mit Leistungsausschlüssen, Beitragszuschlägen oder gar nicht zu bekommen. Das Risiko und damit die Gefährdung der finanziellen Existenz bleibt jedoch. Die Absicherung von Grundfähigkeiten und Dread Disease-Komponenten können dies bezahlbar abfangen. Auch wenn diese Produkte oftmals als BU light klassifiziert werden. Das zeigt, dass der Markt inzwischen eine große Vielfalt an Produkten zur Absicherung der Arbeitskraft bietet. finanzwelt: Welche Lösungen bietet die Barmenia zur Einkommenssicherung bei Arbeitskraftverlust an? Walter» Wir haben uns früh mit dieser Problematik auseinandergesetzt und bieten beispielsweise die Barmenia SoloBU an. Ergänzt wird das Spektrum durch unser Verdienstsicherungsprogramm (VerSiPro), dem finanziell lückenlosen Übergang von der AU zur BU. Eine mehrfach ausgezeichnete und in seiner Art einzigartige Absicherung, damit unsere Kunden nicht in eine finanzielle Notlage geraten. Jetzt kann es aus vielfältigen Gründen (Gesundheitszustand, Bonität usw.) dazu kommen, dass unser Premiumprodukt nicht zur notwendigen Absicherung führt. In diesen Fällen haben wir das Produkt Opti5 als Grundabsicherung der Arbeitskraft. Komplettiert wird unser Portfolio durch eine selbstständige BU im Rahmen der bAV, der Barmenia DirektBU, übrigens aus meiner Sicht eine passgenaue und bezahlbare Alternative für körperlich tätige Menschen. Wir bieten so bedarfsgerechten, sinnvollen und bezahlbaren Schutz der Arbeitskraft. finanzwelt: Erst kürzlich haben Sie die Leistungen der Barmenia SoloBU, Ihre selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung, verbessert. Was ist neu? Walter» Wir beobachten regelmäßig unser Umfeld und die gesetzlichen/gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch Vertriebsanregungen werden bei der Produktweiterentwicklung berücksichtigt. So sind wir in der Lage, nicht nur Trends zu beobachten, sondern selber Trends zu setzen. Die Absicherung dieses Risikos muss risikogerecht, passgenau und finanzierbar sein. Neu sind unter anderem die Tarifierungsmerkmale Berufsbezeichnung,
finanzwelt extra Risiko Leben 02 | 2021