Adolfo Schlosser, Ausstellungs-Installation, Galerie Buades Madrid
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Alchimisten, zum Hexer, zu einem, der, um das Unsichtbare ans Licht zu ziehen und die inneren Qualitäten der Dinge herauszustellen, bis zum Äußersten geht. Schlosser, schreibt Francisco Calvo Serralier, ist ein Bezirzer von Tieren, Schlan genbeschwörer der Kobra, die zum Klang seiner Flöte tanzt, denn er will zeigen, welcher Bewegungen und Bewegungs abläufe sie fähig ist, um zur lebenden Spirale zu werden, einer seiner bevorzugten Formen sowohl in den plastischen wie in den fotografischen Arbeiten. Es verwundert nicht, dass Schlosser sich schon früh in seinem Leben als Autodidakt mit Musik beschäf tigte, selbst Instru mente entwickelte und baute und Mu sikstücke intuitiv komponierte. Denn Musik bewegt die Luft, die Instrumen te und vor allem die Menschen, die sich zu ihren Klängen be wegen und tanzen. „Beide, der Al chimist und der Che miker, sind Experten für Säfte”, schreibt Francisco Calvo Ser Das Ohr des Schweigens, 1976 Ziegenhaut und Eisenstange, 140 x 90 cm Private Sammlung
ralier in seinem Einführungstext des Katalogs zur Ausstel lung im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia 2006, „Experten für Drogen, für Kombinationen von Substanzen, deren Destillation unerwartete Eigenschaften der Natur ans Licht fördert. Es sind die Chemiker, die meist die thera peutischen, die heilenden Eigenschaften finden. Der große Unterschied jedoch zwischen Alchimisten und Chemikern ist die Ungeduld des ersten, der sich nicht mit dem schrittwei sen Vorgehen bei der Arbeit zufrieden gibt und der, obwohl er sein ganzes Leben damit zubringen mag, die Formel für das große Ganze sucht, das Absolute, den Stein der Weisen, die Quelle des Goldes als Quelle des Lichts, die letztendli che Erleuchtung. Göttliche Ungeduld! Irrer Durst nach dem Absoluten! Geschlängelter, spiraliger Maßstab, um an die göttliche Formel zu gelangen, den geheimen Schlüssel, das letzte Geheimnis der Natur als Destillat! […] Was den Alchi misten und den Chemiker verbindet, ist die Leidenschaft, das experimentelle Pathos, doch während Letzterer Geduld und Ausdauer zum Gesetz erhebt, glüht im anderen die Leidenschaft der Maßlosigkeit. Damit meine ich nicht Rase rei, sondern den Kampf gegen die Grenzen des Maßvollen. Letztendlich war es die Alchimie, die die Chemie gebar und damit die Kunst. Adolfo Schlosser befindet sich an dieser Gabelung des Wegs, wo Alchimie und Kunst sich scheiden, denn genau das ist der letzte Zufluchtsort des Glaubens an das Okkulte, und an das, was nicht zu enträtseln ist.”2 An dem Punkt, an dieser Gabelung wird Adolfo Schlosser zum Magier. Herbert Genzmer Francisco Calvo Serralier: Visitación. In: Adolfo Schlosser 1939 – 2004. Catálogo Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia 2006:17f
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Bogen und Pfeile, 1995, Verschiedene Hölzer, Kordel und Metall, 175 x 19 x 5 cm
Don Genaro, 1995, Faseragave, Stein und Stahlkabel, 115 x 330 x 190 cm Sammlung Helga de Alvear
Projekt für die spanische Natur, 1987 Graphit auf Papier, 29,7 x 20,5 cm Sammlung des Künstlers