IMMOBILIEN . Wohnimmobilien
Der Markt nach Corona Die Corona-Krise war indirekt über niedrige Zinsen und steigende Geldmengen ein Preisbeschleuniger am Wohnungsmarkt. Doch wie geht es danach weiter? Das GELD-Magazin zeigt, worauf es nun ankommt. M I C H A E L KO R D OV S K Y
V
„Vor allem jene Immobilien, die aus diversen Gründen weniger fungibel oder handelbar sind, werden schwieriger verkauft werden können.“
om dritten Quartal 2017 bis zum
schlagen. Das bedeutet zusätzliche Kosten,
dritten Quartal 2021 sind in Wien
die Banken auf neue Kreditkunden abwäl-
die Preise für neue und gebrauch-
zen könnten.
te Eigentumswohnungen um jeweils 30,6 bzw. 33,6 Prozent gestiegen. Außerhalb von Wien verteuerten sich die Wohnimmobili-
Harald Draxl, Geschäftsführer bei Infina
Neue Mindeststandards für die Vergabe von Wohnkrediten
enpreise im gleichen Zeitraum sogar um 35,4 Prozent. Der OeNB-Fundamentalpreis
In Österreich will heuer die Finanzmarktauf-
indikator für Wohnimmobilien lag im drit-
be von Wohnkrediten erlassen. Kritikpunkte
ten Quartal 2021 bundesweit und in Wien
sind beispielsweise, dass bei sechs von zehn
bereits jeweils 22,8 bzw. 31,0 Prozent über
Krediten der Eigenmittelanteil unter 20 Pro-
dem Fundamentalpreis. In Deutschland, wo
zent liegt und bei zwei von zehn Krediten
laut Bundesbank die Immobilienpreise zehn
die Rückzahlungsrate über 40 Prozent des
bis 30 Prozent über dem fundamental ge-
verfügbaren
rechtfertigten Niveau liegen, hat der Aus-
Auch habe jeder zehnte Kredit eine Laufzeit
schuss für Finanzstabilität einen antizykli-
von über 35 Jahren und rund 40 Prozent des
schen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent und
Kreditvolumens seien noch variabel verzinst
zusätzlich zwei Prozent zusätzliches Eigen-
und weisen damit ein Zinsanstiegsrisiko auf.
kapital für Wohnimmobilienkredite vorge-
Medienberichten zufolge sind Mindesteigen-
sicht (FMA) Mindeststandards für die Verga-
Nettofamilieneinkommens.
mittel von 20 Prozent, eine maximale Laufzeit von 35 Jahren und maximal 30 bis 40
WIE ZINSEN UND GELDMENGE DIE IMMOBILIENMÄRKTE BEEINFLUSSEN 3-MONATS-EURIBOR* GELDMENGENWACHSTUM
Prozent des monatlich verfügbaren Netto-
HAUSPREISE
WOHNIMMOBILIEN
einkommens für den Schuldendienst gep-
EUROZONE M3**
EUROZONE
ÖSTERREICH
lant. Dazu Harald Draxl, Geschäftsführer
2007
4,39 %
11,5 %
+4,1 %
+4,7 %
beim Finanzierungsberatungsunternehmen
2008
4,51 %
7,7 %
+1,2 %
+1,1 %
Infina: „Das Ziel der FMA ist, einer mög-
2009
1,15 %
-0,3 %
-2,8 %
+3,9 %
lichen Immobilienblase bzw. einem Un-
2010
0,82 %
1,2 %
+0,9 %
+6,2 %
gleichgewicht im Immobilienmarkt gegen-
2011
1,39 %
1,6 %
+1,1 %
+4,2 %
zusteuern. Dadurch wird die Kreditvergabe
2012
0,52 %
3,6 %
-2,2 %
+12,4 %
an bestimmte Kundenzielgruppen erschwert
2013
0,22 %
1,0 %
-2,1 %
+4,7 %
werden, was kurzfristig sicherlich Einfluss
2014
0,21 %
3,8 %
+0,2 %
+3,5 %
auf die Immobilienpreisentwicklung haben
2015
-0,03 %
4,7 %
+1,6 %
+4,1 %
wird. Vor allem jene Immobilien, die aus di-
2016
-0,27 %
5,0 %
+4,0 %
+7,3 %
versen Gründen weniger fungibel oder han-
2017
-0,33 %
4,6 %
+4,3 %
+3,8 %
delbar sind, werden schwieriger verkauft
2018
-0,32 %
4,2 %
+4,7 %
+6,9 %
werden können“, und er ergänzt: „Der
2019
-0,37 %
4,9 %
+4,3 %
+3,9 %
Grund ist einfach: Die relevante Käufergrup-
2020
-0,44 %
12,2 %
+5,1 %***
+7,0 %
pe wird durch die seitens der FMA ins Auge
2021
-0,55 %
7,3 %
10,4 %*****
gefassten Maßnahmen getroffen und in die
6,8 %****
Quellen: https://www.euribor-rates.eu/en/; EuroStat, EZB, Wohnimmobilienpreisindex veröffentlicht von der OeNB; * Werte Anfang jeden 3. Monats im Quartal, daraus Durchschnitt pro Jahr; ** Ultimo jeden Jahres ggü. Vorjahr, 2021: November ggü. Vorjahr; *** Durchschnittswert Quartalssteigerung; **** zweites Quartal gegenüber Vorjahreszeitraum; ***** Q3 gegenüber Vorjahreszeitraum;
Miete gedrängt, da sie sich einen Kauf der Immobilie
finanzierungstechnisch
nicht
Credits: Archiv; pixabay
JAHR
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