LEOPOLDINA Klinikmagazin 16 Mai 2021

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Kochlust statt Reisefrust. Menschen im Leopoldina: Dr. Tanja Bauer, Oberärztin Neurologische Klinik. (Text + Bild: Stefan Pfister)

Sie ist ein waschechtes Kind des Leopoldina-Krankenhauses: Als Tanja Bauer vor 39 Jahren hier im Kreißsaal zur Welt kam, ahnte wohl niemand, dass sie später selbst den Patienten helfen würde. Heute ist sie Oberärztin in der Neurologischen Klinik und begeistert von ihrem Beruf. An diesem gefällt ihr besonders die akribische Detektiv­ arbeit. „Diese Tüftelarbeit macht mir total Spaß“, sagt sie im Interview. Die Leidenschaft für die Medizin wurde ihr buchstäblich in die Wiege gelegt. Schließlich arbeitet ihre Mutter Renate Bauer schon lange Jahre als Krankenschwester im „Leo“. Und doch war die Klinik anfangs nicht sonderlich beliebt bei ihr. Dr. med. Tanja Bauer erinnert sich an ihre Kindheit: Häufig habe das Krankenhaus samstags oder sonntags angerufen, und die Mama musste kurzfristig für eine Kollegin einspringen. „Dann ist das gemeinsame ­Wochenende mit meinen Eltern wieder einmal flach gefallen. Da dachte ich mir: ‚Dort will ich nicht arbeiten. Da musst du immer ran, wenn andere Freizeit haben.’“ Doch darüber kann sie schon lange schmunzeln.

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Erste Einblicke in die Neurologie hätte ihr das praktische Jahr (PJ) in Aschaffenburg geboten. Die Stelle hatte sie schon sicher, doch die Zeit bis dahin nutzte sie für ein Praktikum im Leopoldina. „Eigentlich wollte ich nur auf Nummer sicher gehen mit dem Fachgebiet. Und dann hat es mir hier so gut gefallen, dass ich abgeworben wurde.“ Nach vier Jahren in Schweinfurt bildete sie sich in der Psychiatrie in Werneck weiter. In dieser Zeit legte sie ihre Facharztprüfung erfolgreich ab, bevor sie ans Leopoldina zurückkehrte, wo sie seit 2017 als Oberärztin in der Neurologie tätig ist. „Ich lieeebe Berlin!!!“

Der eigene Weg in die Medizin

Das Schöne an ihrer Arbeit ist für sie die oft komplizierte Diagnosestellung anhand der Patientengeschichte und der körperlichen Untersuchung. Sie beschreibt es als ein Puzzle. Es sei notwendig, die Patienten und ihre Erkrankung in- und auswendig zu kennen. Auf der Intensivstation kommt noch hinzu, dass sich jede Minute alles ändern kann. „Man muss sich auf die neue Situation blitzschnell einstellen“, erklärt die Ärztin, die auch über eine Zusatzausbildung zur Intensivmedizinerin verfügt.

Denn der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, entwickelte sich bald in ihr. „Ich fand es schon immer toll, wenn meine Mutter von ihrer Arbeit mit schwerkranken Menschen erzählte, denen sie geholfen hat“, berichtet sie. Und so entschied sie sich, Medizin in Würzburg zu studieren.

Und wie sorgt sie für ihr persönliches Wohlbefinden? Ihren Energiespeicher lädt sie gerne bei Städtetrips („Ich liieebe Berlin!!!“), Konzert- und Opernbesuchen mit ihrem Lebenspartner sowie Wellnesstrips mit Studienfreundinnen auf. Doch in der Pandemie sieht es mit alledem ziemlich

Medizin&Menschen · Das Magazin des Leopoldina-Krankenhauses Schweinfurt

mau aus. Besonders das Reisen vermisst sie sehr. „Schreiben Sie es mit zehn Ausrufezeichen“, ergänzt sie, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Kochen als Ausgleich So hat sie sich nun einem neuen Hobby zugewandt: dem Kochen. Vor Corona hatte sie nur wenig Interesse daran und entsprechend wenig Erfahrung, obwohl sie die gehobene Küche liebt. Bislang aber nur bei ihren sonst regelmäßigen Restaurantbesuchen. „Jetzt muss ich selber ran. Und da bin ich echt motiviert“, sagt sie voller Stolz. Jedes Wochenende – unter der Woche geht sie ins Piazza Leopoldina – gibt es mindestens ein 3-Gänge-Menü. Gekocht wird nach Rezepten von Spitzenköchen. Mit ihren neuen Kochkünsten ist sie mehr als zufrieden: „Für mich hat sich diese schwere Zeit gelohnt.“ Erleichtert ist sie, dass ihre Mutter eine Covid-19-Erkrankung gut überstanden hat. „Da hatte ich große Angst“, betont Dr. Tanja Bauer. Nicht nur deshalb war sie sofort bereit, sich impfen zu lassen. Alles lief ohne Nebenwirkungen ab, bestätigt sie: „Ich hatte null Symptome!“ Natürlich sei eine Impfung mit Unsicherheiten verbunden; die Folgen einer Erkrankung aber schätzt sie als viel schlimmer ein. „So wie ich die teils schweren Verläufe auch bei jungen Menschen erlebt habe, war das für mich gar keine Frage.“


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