CHEFSACHE
Gratis-No Show wegen nassem Wanderweg? von Rechtsanwalt Dr. iur. Peter P. Theiler, GastroLegal Dr. iur. Peter P. Theiler, Zürich Kürzlich sorgte folgender Fall für mediale Schlagzeilen: Eine Familie mit zwei Söhnen (11 u. 13 J.) wollte anfangs August vom Oeschinensee oberhalb von Kandersteg hinauf zur SAC-Fründenhütte auf über 2500 Metern ü.M. aufsteigen. Der Bergweg ist zwar anspruchsvoll, aber gemäss Auskunft der Hüttenwarte mit Kindern dieses Alters gut machbar. Während des Aufstiegs verschlechtert sich das Wetter, leichter Regen und Nebel kamen auf. Absteigende Wanderer warnten, der Pfad sei rutschig und daher gefährlich, «weshalb Sie unbedingt umkehren sollten mit Ihren Kindern». Daraufhin telefonierte die Familie der Fründenhütte. Doch die Hüttenwartin blieb der Ansicht, ein Aufstieg unter diesen Umständen sei auch mit Kindern noch gut machbar, und sie wies die Familie darauf hin, sie hätten ja eine Übernachtung reserviert. Absagen nur bis 48 Stunden vorher kostenlos Mit der Reservationsbestätigung seitens der Fründenhütte sind auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des SAC in www. sac-cas.ch/de/huetten-und-touren/ sac-huetten/huetten-informationen
verbindlich geworden. Laut diesen gilt für Übernachtungen eine Annullationsfrist von 48 Stunden. Bei schlechtem Wetter bedarf es zudem eines Belegs der offiziellen Unwetterwarnung, im Winter einer Lawinenwarnung. – Trotz dieser Auskunft entschied sich die Familie mit Blick auf die Sicherheit
Rechtsanwalt Dr. iur. Peter P. Theiler, Zürich.
der Kinder zur Umkehr und wanderte stattdessen zur Blüemlisalphütte, wo noch Plätze frei waren. In der Folge fakturierte die Fründenhütte der Familie den vollen Übernachtungspreis von 264 Franken. Annullationsgebühr gerechtfertigt Aufgrund der bekannten Umstände ist anzunehmen, dass die Familie über die Annullationsbedingungen hinreichend im Klaren war, und dass keiner der erforderlichen Belege über aktuelle Umweltereignisse beigebracht wurde. Dass die Eltern, welche die Leistungsfähigkeit ihrer Kinder am besten kennen, in der damaligen Situation kein unnötiges Risiko eingehen wollten,
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GOURMET 11/21