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Zu acht Jahren verurteilt, nach Monaten frei
Emerich-Otto Leikep:
Zu acht Jahren verurteilt, nach sechs Monaten frei
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In den 1960er Jahren verhängen die Militärgerichte noch harte Strafen gegen Grenzgänger. Das hat auch Emerich-Otto Leikep aus Hermannstadt erfahren. Leikep gelangt im Juli 1967 mit einem gefälschten Pass, besorgt von einem Serben, bis Straßsommerrain an der österreichischen Grenze. Dort nehmen ihn ungarische Grenzer fest. Nach einer Untersuchungshaft von einem Monat im Gefängnis des ungarischen Geheimdienstes an der Kettenbrücke in Budapest wird er abgeschoben. Danach ist er einige Tage in Untersuchungshaft beim Geheimdienst in Großwardein. In Emerich-Otto Leikep Temeswar verurteilt ein Gericht ihn zu insgesamt acht Jahren Gefängnis, und zwar wegen eines unerlaubten und wegen eines versuchten Grenzübertritts. Die Haftstrafe tritt er im August im Temeswarer Gefängnis an, wo er mit weiteren politischen Häftlingen, hauptsächlich Banatern, untergebracht ist. Er erinnert sich auch an einen Bulgaren, der aus Neapel kommend über Rumänien zurück nach Sofia gelangen wollte. Am 30. Dezember 1967 ist Leikep aufgrund einer Amnestie ein freier Mann. Zusammen mit ihm verlässt ein Banater Landwirt das Gefängnis. Es ist spät abends, sie suchen eine Kneipe auf. Banater Schwaben, die an ihnen sofort den letzte Aufenthaltsort erkennen, spendieren ihnen Essen und Getränke. Am 31. Dezember 1967 ist Leikep wieder zu Hause in Hermannstadt. Die Ausreise nach Deutschland gelingt ihm auf legalem Weg 1973.
Emmerich Otto Leikep wurde am 8. August 1930 im siebenbürgischen Neumarkt geboren. Vor der Ausreise hat er als Diplom-Kaufmann in verschiedenen Hermannstädter Betrieben gearbeitet. Daneben leitete er seit 1955 als Schiedsrichter Handballspiele. Nach der Ausreise 1973 war er bei BMW auf betriebswirtschaftlichem Feld tätig.