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Glück gepaart mit Pech

Peter Karl:

Als Peter Karl aus Neubeschenowa in der Banater Heide am 20. Oktober 1982 zusammen mit seinem Bruder und einem befreundeten Ehepaar versucht, über die Donau nach Serbien zu gelangen, haben er und seine Mitstreiter Pech und Glück zugleich. Die Flucht mit Hilfe eines Schleppers ist schon zu Ende, da hat sie noch gar nicht begonnen. Eine Frau, die wie der am 29. Juli 1953 geborene Peter Karl in der Banater Hauptstadt Temeswar arbeitet, schleust die vier nach Orawitz ins Grenzgebiet ein. Sie übernachten dort, und am nächsten Tag soll der Bruder der Frau die Fluchtwilligen zur Donau führen. Sie ziehen auch tatsächlich los. Der Fluchthelfer geht einmal allein voraus, kehrt zurück. Er geht ein zweites Mal voraus und wurde nicht mehr gesehen. Die Fluchtwilligen sitzen allein im Wald, wissen nicht weiter und beschließen, zurückzukehren. Ein Grenzsoldat entdeckt sie, führt sie ab. Im Grenzerstützpunkt hat zu ihrem Glück ein Offizier Dienst, der in Neubeschenowa geboren ist. Er kennt Peter Karl. Er fragt die Ertappten lediglich: „Was sucht ihr eigentlich hier“. Was denjenigen passiert, die der Offizier nicht kennt, erleben die vier aus Neubeschenowa zwei Stunden nach ihrer Einlieferung. Grenzsoldaten schlagen zwei Bukarestern die Zähne aus. Die vier aus Neubeschenowa werden wahrscheinlich nur deshalb verschont, weil der Offizier zu Hause nicht als Unmensch angeprangert werden will. Das Gericht in Orawitz verurteilt sie zu je 16 Monaten Gefängnis. Sie haben aber Glück, denn Ende Dezember 1982 kommen sie infolge einer Amnestie auf freien Fuß. Sie werden ins Gefängnis nach Temeswar gebracht. Die Männer werden auf der Baustelle der Abteilung Birda des Schweinezuchtkombinats „Comtim“ eingesetzt. Sie müssen Boden für Fundamente auszuheben. Dafür erhält jeder Häftling lediglich einen Spaten, Schaufel gibt es keine. Die vorgegebene tägliche Norm: acht Kubikmeter. Die Kost ist dürftig; es gibt oft dünne Krautsuppe.

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Peter Karl wird Rumänien erst 1989, kurz vor dem Sturz Ceauşescus, verlassen.

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