ART OF sommer edition 2022

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zurich art

Galerie Andres Thalmann 1996 half Carina Andres Thalmann bei einer Vernissage an der Art Basel aus. Lawrence Rubin, einer der bekanntesten New Yorker Galeristen von damals, der Künstler wie Rauschenberg oder Lichtenstein betreute, bot ihr wenige Wochen später die Leitung seiner Zürcher Galerie an! Ich sagte ihm: «I am a lawyer in preparation for the bar exam and have strictly no idea of art dealing.” Er: “I saw you, you will learn everything by doing. I would like you to start the day after your exam!” Und so kam es dann auch! Ich habe den wagemutigen Schritt nie bereut. Ein Jahr später eröffnete er eine Galerie in New York und Mailand. Ich durfte zusammen mit einer Partnerin die Zürcher Galerie übernehmen, welche wir zu zweit zehn Jahre lang führten. Toll war, dass die meisten Künstler die Zusammenarbeit mit uns fortführten, wie beispielsweise Howard Hodgkin und Donald Sultan. Nach zehn Jahren trennte ich mich von meiner Partnerin und eröffnete meine Galerie an der Talstrasse. Die grossen internationalen Künstler von Nigel Hall über Donald Sultan, Howard Hodgkin bis Joan Hernandez Pijuan durfte ich weiter vertreten. Hinzu gesellten sich weitere Grössen wie Michael Craig-Martin, Ian Davenport, Claude Viallat oder auch Erwin Blumenfeld, um nur einige zu nennen.

flanierenden Fußgängern zu jeder Tages- und Nachtzeit wahrgenommen werden kann – zufällige Passanten werden so immer wieder zu Neukunden.

Die Leidenschaft für die Kunst... ... wurde mir in die Wiege gelegt, in Venezuela! Sonntags besuchte ich als Kind mit meinen Eltern oft Vernissagen. Vor den 2000erJahren waren Vernissagen wirklich für Kunstbegeisterte gedacht, während sie heute regelrechte Social Events darstellen.

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Messen? Die Art Basel war ein Must, die ich als Kind bereits besuchte. Für die Galerie ist die wichtigste Messe im Jahr die Art Paris, wo ich die Gelegenheit erhielt, als Teil des Auswahlkomitees, ihre unglaublich positive Entwicklung der letzten fünf Jahre zu begleiten. Seit dem Brexit erfährt der Kunstplatz Paris eine internationale Aufwertung. Die eigene Galerie... ... an der Talstrasse habe ich vor vierzehn Jahren von der international renommierten Interior Designerin Iria Degen umgestalten lassen. Im Unterschied zu anderen Galerien wollte ich mich gegen aussen bewusst offen präsentieren, aber trotzdem über genügend Ausstellungsfläche verfügen. Iria Degen hat diese Herausforderung brilliant mit der Idee einer drehbaren Wand gelöst, wodurch der Galerieraum bei jeder Ausstellung eine vollkommen neue Wirkung entfaltet. Die hervorragende Lage unserer Eckgalerie im Zusammenspiel mit der Präsentation der Werke hat sich ausbezahlt, da dadurch die Ausstellung auch von

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Die Rolle als Galeristin... macht mir immer noch viel Spass. Eine Mischung zwischen Diplomatie, Kreativität und Kommerz. Vieles basiert auf Vertrauen und ungeschriebenen Codices. Die Vielfalt der neuen Medien und die mit ihnen aufkommenden Onlineverkaufsplattformen – die sowohl von Auktionshäusern, Galleristen wie auch von Künstlern genutzt werden – führten zu einer Verschmelzung des Primär- und Sekundärmarktes. Dies sind grosse Herausforderungen, aber auch Chancen und fordern eine hohe Flexibilität des Galleristen.

Where curb appeal is the name of the game In 1996 Carina Andres Thalmann was helping out at Art Basel. A few weeks later, Lawrence Rubin, one of the most well-known New York gallerists at the time – with the likes of artists like Rauschenberg or Lichtenstein under his wing – wanted her to take charge of his Zurich gallery. She tells us her story: I told him: “I’m a lawyer busy preparing for the bar exam and have strictly no idea of art dealing.” He said: “I saw you, you will learn everything by doing. I would like you to start the day after your exam.” And so it happened! I never regretted the daring step. A year later Lawrence Rubin launched a new gallery in New York and Milan. I was allowed to take over the Zurich gallery with a business partner, and together we led the it for the next ten years. After this time I separated from my partner and opened my own gallery on Talstrasse in Zurich. It was amazing that all the well-known international artists – such as Joan Hernandez Pijuan, Nigel Hall, Howard Hodgkin and Donald Sultan – continued the collaboration. Other famous artist like Michael Craig-Martin, Ian Davenport, Claude Viallat and Erwin Blumenfeld, to name but a few, joined my new gallery too. Where did your passion for art stem from? Sundays as a child growing up in Venezuela I often accompanied my parents to vernissages. Prior to the 21st century these were really the ambit of art enthusiasts, nowadays they’re veritable social events.


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