Grosseltern-Magazi 1/2021

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MAGAZIN

Grosseltern

# 01 / 2021

# 01 / 2021 grosseltern-magazin.ch

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MEHR ssier Achtsam kei A ACHT LS EIN TR t S E UND AM MIT S ND: DEN ICH E N K a b Se ite 46 ELN

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Funkstille

Bildung in Bildern

Wo ein Wille ist

Kein Kontakt mehr zu den Eltern: Interview mit ­Psychologieprofessorin Beate Schwarz. (S. 32)

Berufswelten, damals und heute: Eine Fotogeschichte. (S. 36

Immer mit der Ruhe: Kindliche Trotzanfälle sind eine Herausforderung. Aber wichtig. (S. 26)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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Damit auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen und ihre Familien am Spass des Lebens teilhaben können!

Wir pflegen mit Qualität, Kompetenz und Herz.

Die Kinderspitex bietet unkomplizierte und unbürokratische Soforthilfe in der Pflege von schwerkranken, beeinträchtigten oder sterbenden Kindern an. Die Kosten werden durch die Stiftung und Spenden gedeckt. Ihre Spende ist für die Kinder überlebenswichtig, da leider viele zwingend benötigten Leistungen weder von Krankenkassen, Invalidenversicherung noch von Gemeinden oder Kantonen finanziert werden.

Spenden:

Bank Linth LLB AG 8730 Uznach - CH85 0873 1555 0307 4200 2 Stiftung Joël Kinderspitex Schweiz Gönhardweg 6, 5000 Aarau info@joel-kinderspitex.ch / www.joel-kinderspitex.ch

Für jedes Kind steht ein mit den Eltern sorgfältig zusammengestelltes Team zur Verfügung, um optimal auf die individuelle Situation und persönlichen Bedürfnisse eingehen zu können. Neben der medizinisch, therapeutischen Pflege bieten wir auch psychopädiatrische Pflege an. Zudem sind die Pflegefachpersonen speziell auf Kinderpflege und in Palliative Care geschult. Kinder, die besondere Pflege brauchen, stellen Eltern, Geschwister und Umfeld vor hohe physische und psychische Herausforderungen. Wir unterstützen Sie – Zuhause, im Heim und in der Schule. Die Kosten dafür werden übernommen. Die Joël Kinderspitex pflegt Säuglinge, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Rücksicht auf alle Bedürfnisse im Umfeld der Familie. Melden Sie sich unverbindlich. Wir beraten Sie gerne und helfen schnell und unbürokratisch.

Stiftung Joël hilft schnell und unkompliziert


~ Magazin ~ EDITORIAL

1, 2, 3 – atmen

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enn auf der Ausgeglichenheits-Skala Buddha am einen Ende steht und, sagen wir,

Foto: Joan Minder

Klaus Kinski am anderen, dann bewege ich mich in der Buddha-Hälfte. Vielleicht bin ich sogar seine Stellvertreterin. Davon ging ich zumindest immer aus. Bis ich Kinder bekommen habe. Und der Ältere zu trotzen anfing. Man sagt immer, man lerne durch Kinder tiefe Liebe kennen. Das ist so. Aber man lernt auch andere Gefühle kennen. Zum Beispiel riesige Ungeduld. Oder heftigen Ärger. Ich weiss, dass das Kind durchs Trotzen seinen Willen erkundet und dass dieser wiederum wichtig für sein ganzes Leben ist. Ich weiss auch, dass man mit Ruhe am meisten erreicht, dass es diese Anfälle auszuhalten gilt. Zu 80 Prozent gelingt mir das. Zu 20 Prozent aber macht es mich putzverruckt, wenn mir Schuhe an den Kopf geworfen werden. Nachdem es mich schon einiges an Kraft gekostet hat, das Kind überhaupt Richtung Schuhe zu bewegen. Dank meines älteren Sohnes weiss ich: Diese Phase geht vorbei. Dank ihm bin ich vorbereitet auf die zweite Runde mit dem Kleinen. Zumindest zu 80 Prozent.

Auch kindererfahrene Grosseltern kann das Austesten des eigenen Willens ihres Enkels an Grenzen bringen. Im Artikel über Trotzen teilt eine ­engagierte Grossmutter ihre Erfahrungen (S. 26). Und sie fragt sich, was sie jeweils tun kann. Was sicher hilft: Bei sich bleiben. Und da wären wir bereits bei einem anderen Thema: Achtsamkeit (S. 46). In unserem Dossier geht meine Kollegin Karin Dehmer dem Mega-Trend nach und erklärt, warum es eben um mehr als ein Milliarden-Geschäft geht. Achtsamkeit kann gegen Stress und gegen Schmerzen helfen. Lernen kann man das in Kursen, mit Apps oder auch mit den Enkeln. Kleine Kinder sind nämlich wahre Achtsamkeitsprofis. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, wenn Sie das nächste Mal Ihren Enkel dabei beobachten, wie er ganz bei sich und völlig tiefenentspannt mit dem Stecken in einer Pfütze fischt. Er wird sich da vielleicht reinlegen. Im Winter. Einfach, weil er will. •

GERALDINE CAPAUL (40), Chefredaktorin, sagt sich seit fünf ­Jahren: Alles ist eine Phase. Es ist quasi zu ihrem Mantra geworden. geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

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INHALT # 01 / 2021

Trotz mit allem

Wenn der Enkel seinen Willen entdeckt: Kindliche Trotzanfälle sind anstrengend. Warum sie wichtig sind und wie man damit umgeht. (S. 26)

Schicke Masche

Warm durch die ersten Frühlingstage: Ein Cardigan für Teenies. (S. 70)

E NEU NE M U KOLSeite 9

Meine Kinder, meine Enkel

Wie der Grossvater so der Vater? In ihrer Kolumne schreiben Fabian und Hannes B ­ ucher über aktuelle ­Themen in ihrem Familienalltag. Den Anfang macht: Eine (zu) strenge ­Erziehung. (S. 9)

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Cover: Illsutration von Charlotte Ager zum Thema Achtsamkeit


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

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Editorial Inhaltsverzeichnis

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Bänz Friedli Der Autor erinnert sich an seine Grossmutter, die ihm

von all seinen Verwandten der verwandteste Mensch war.

Neue Kolumne: Meine Kinder, meine Enkel Vater Fabian und Grossvater Hannes Bucher über Strenge in der Erziehung.

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Ben Moore Kann man in schwarze Löcher reisen?

Hintergrund 20

Kindliche Trotz­anfälle sind eine Herausforderung. Aber sie sind wichtig. Wie Grosseltern damit umgehen.

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Kein Kontakt Wenn erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen: Beate Schwarz, Entwicklungs- und Familien­- psychologin, über Gründe.

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Freiwilliges Engagement Katrina Poletti und ihr Enkel besuchen die Lager von Bergwaldprojekt.

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Leserbriefe

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Anderswo: Slowenien Wandern, malen, kochen: Babi und Dedi w ­ ollen möglichst alles mit ihrer Enkelin machen.

ÄHeLbTen ERdZem L

en au s 8 -Jä hrig eines 1

François Höpflinger Der Soziologe im Interview über die erste Studie zur Situation der Generationen in der Schweiz.

26 Nein!

14 Ari meint: Es wird wieder gut.

5

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Service 56 56 58 59

Aus der Praxis Psychologin Dagmar Schifferli Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher

60 Unterwegs St. Imier 60 62 Wanderung: Felsenegg–Albispass 63 Hotel Jufa in Triesenberg (FL) 64 Museumstesterin 65 Kaufen, Spielen, Basteln 65 Einkaufstipps mit Stil 66 Audiosysteme für Kinder 68 Uhren basteln

70 Stricken 70

Jacke für Teenies

GrossmütterRevolution Kleidervorschriften früher und heute.

72 Experimentieren

Ausbildung im Lauf der Zeit Eine Bildergeschichte aus der Berufswelt damals und heute.

75 Ofenküchlein 76 Lesen 76 Kinderbücher: Woher das Essen kommt

Melodie des Weinens Babys imitieren mit ihrem Schreien die Sprache ihrer Mutter.

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Achtsamkeit Mehr als ein Trend: Das Dossier rund ums Thema ­ Achtsamkeit mit Tipps für den Alltag mit Kindern.

DO S

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SIER

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Luft verdrängt Wasser

75 Backen

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82 55 74 78 80 81

Buchtipps im März und April Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Kurs: Zukunft Ruhestand Rätsel Ausmalen Impressum / Vorschau


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Hart, aber herzensgut, streng, aber sanft: Bänz Friedlis Grossmutter, circa 1939.

Grossmutter (rechts vorne) und Bänz mit Brille in den Ferien in Monterosso al mare, ca. 1969.

« Es waren Sternstunden » Bänz Friedli erinnert sich an den Lieblingsfluch seiner Grossmutter, die ihm eine Verbündete war. Vermutlich war sie es, die ihn erzog. Von BÄNZ FRIEDLI (Text)

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

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eshalb sie so war, wie sie war, so unnachgiebig, so stur – das begriff ich erst viel später. Als Bub merkte ich nur, dass Grossmutter immer etwas zu mäkeln hatte. Sie fand meine Sprache zu unflätig, meine Haare zu lang und die Fingernägel sowieso. Meine auf Kniehöhe abgeschnittenen Jeans, die unten ausfransten, fand sie unmöglich, meine T-Shirts zu grell. Und sie ermahnte mich nach jedem Satz, besser zu artikulieren. Hätte sie, die pensionierte Schulmeisterin, mich nicht stundenlang die korrekte Aussprache von «Sssss» und «Schhhh» üben lassen und hätte sie beim «S» nicht streng darauf geachtet, dass ich meine Zunge im Zaum hielt, ich würde heute noch lispeln, dass es keine Gattung machen würde. «Das macht kei Gattig», sagte sie, wenn ihr etwas missfiel, und schickte ihren Lieblingsfluch hinterher: «Stäcketööri!» Weshalb sie so streng war zu sich und allen anderen? Es wurde mir erst klar, als sie schon greis war und ich beinahe erwachsen. Jedenfalls war ich alt genug, dass wir an einem Weihnachtsabend zusammen Rotwein trinken konnten, nur sie und ich. Mit jedem Glas gab sie neue Kränkungen aus einem verdammt schwierigen Leben preis. Ein ungewolltes Kind war sie gewesen, nach Frankreich weggegeben. Als sie wieder nach Hause kam, war da inzwischen eine kleine, verhätschelte Schwester – und sie noch immer ungewollt.

Mich zog vermutlich beides an, ihre Strenge und ihre Güte, und sie war mir von allen Verwandten der verwandteste Mensch.

Alleinerziehend und berufstätig: Die Grossmutter ca. 1938 mit Bänz Friedlis Mutter im Kinderwagen und deren Bruder.

NIEMAND FLUCHTE SCHÖNER

Das Leben hatte sie hart gemacht, in ihrem Innersten war sie herzensgut. Mich zog vermutlich beides an, ihre Strenge und ihre Güte, und sie war mir von allen Verwandten der verwandteste Mensch. Wenn jemand mir Tischmanieren beibrachte, dann sie. Ohnehin war sie es, die mich erzog; die Eltern waren zu sehr mit sich beschäftigt. Und sie lagen im Clinch mit ihr – Grossmutter durfte nie zu Besuch kommen. Dafür schlich ich mich zu ihr, sie war meine Verbündete im Dorf. Sie schenkte mir Zeit, sie hörte zu, kochte für mich Lattich und Rosenkohl. Sie lehrte mich jassen, Züpfe backen, guetzle. Sie liess mich «Cabaret» mit Liza Minelli am Fernsehen schauen, was mich verstörte und faszinierte. Oft fuhr ich zu ihr, lehnte mein Eiger-Velo an ihren Gartenzaun, setzte mich zu ihr unter den Kirschbaum und fühlte mich trotz aller Mäkeleien angenommen: geborgen. Und forderte sogleich den nächsten Tadel heraus, indem ich Chriesisteine in ihre Beete spuckte. «Stäcketööri!», schimpfte sie zuverlässig. Wie ich ihren Fluch mochte! Zwei Weltkriege hatte sie gesehen; hatte, jung verwitwet, als alleinstehende berufstätige Frau zwei kleine Kinder durch die Nachkriegsjahre gebracht. Die Sparsamkeit hatte sich ihr eingebrannt. Ehe sie am Morgen ihr langes Haar zu einem Knoten hochband, einem «Bürzi», ~ # 01 ~ 2021


~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

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Vermutlich der prägendste Mensch in Friedlis Leben: Grossmutter 1999 mit ihrer Urenkelin, Bänz Friedlis Tochter.

pflegte sie es mit einer Bürste, die sie 1938 erworben hatte. Und wehe, man hätte ihr eine neue geschenkt! «Meine tuts noch lang», hätte sie trötzelnd gesagt und ihre uralte Bürste weiterbenutzt: Holzgriff, Schweineborsten. Dreiundsechzig Jahre lang war ihr das gut genug. Geschenke brachte sie einem meist zurück: «Bruch i nid.» Arztbesuche galten ihr als Zeit- und Geldverschwendung. Nach einem Sturz auf vereister Strasse schleppte sie sich weiter Tag für Tag unter Schmerzen in den Einkaufsladen – bis nach Wochen ein Beckenbruch diagnostiziert wurde. Hatte sie einen Liter Milch leer getrunken, schnitt sie die Packung auf und stopfte ihren wenigen Abfall rein. War das Tetra-Pak dann voll, entsorgte sie es im Vorbeigehen im öffentlichen Eimer an der Bushaltestelle. Kehrichtsackgebühr? Solch neumödigem Zeugs widersetzte sie sich. Stur bis zuletzt, Stäcketööri!

Foto: Vera Hartmann

HARTNÄCKIG BIS ZULETZT

Der Autor und Kabarettist BÄNZ FRIEDLI (55), aufgewachsen in einem Dorf im Bernbiet, lebt mit seiner Frau und den beiden erwachsenen Kindern in Zürich. baenzfriedli.ch

Freilich konnte sie grosszügig sein. Mal kauften wir an einer Kunstausstellung zusammen ein Bild. Das heisst: Sie kaufte es mir. Krakelte dann, weil ihr der Ausflug so gefallen hatte, mit Bleistift zittrig auf die Rückseite des Rahmens: «Es waren Sternstunden.» Und schenkte es mir. Das Bild hängt noch heute in meiner Wohnung. Die beiden Grossväter und die andere Grossmutter starben lange vor meiner Geburt. Nur sie blieb und füllte die Lücke aus, war mit ihrer Strenge und ihrer Sanftheit womöglich der prägendste Mensch in meinem Leben. Und als sie gehen wollte, ging sie. Mit sechsundneunzig beschloss Grossmutter am ersten Adventstag, sich ins Bett zu legen, nichts mehr zu essen und nicht mehr aufzustehen. Hartnäckig, stolz und stur, wie sie gewesen war, blieb sie bis zuletzt, hungerte ihren hageren alten Körper aus, bis er an Heiligabend erlosch. •

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~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

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Sei doch nicht so streng HANNES BUCHER (68) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen zwei und acht Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

FABIAN BUCHER (38) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, zweieinhalb, und Mara, vier Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

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a, ich denke, meine beiden Schwestern und ich sind gut erzogen. Unsere Cousinen und Cousins bekamen oft zu hören: «Buchers Kinder dürfen das auch nicht.» Ich möchte, dass das auch bei meinen Kindern so ist, dass sie als gut erzogen wahrgenommen werden. Aber vo nüd chonnt nüd. Also mühe ich mich bei unseren Kleinen ab. Achte darauf, dass Jan am Tisch erst isst, wenn alle da sind. Dass Mara auch nach dem Essen sitzen bleibt. Wie bei allen Kindern sind ihre Wunschlisten endlos lang. Ich pflege dann zu sagen: Wünsch dir das doch auf den nächsten Geburtstag. Tönt alles ganz einfach, ist aber ein Rund-um-die-Uhr-Job. Im Hinterkopf habe ich jeweils meine eigenen Eltern, als ich Kind war: Sie setzten klare Grenzen. Klar, das hat mich immer wieder genervt. Ich habe mich auch dann und wann dran gestossen, sie (meist vergeblich) zu verschieben versucht. Gerade wenn es bei Gspänli zu Hause anders zu und her ging. Ferngesehen habe ich deshalb vornehmlich bei meinem besten Freund. Oder wir versuchten es heimlich, immer auf der Hut, nicht erwischt zu werden. Ob mein Medienkonsum dadurch geringer war? Vermutlich nicht. Aber ich kannte meine Grenzen, konnte mich auch mal zurückhalten. So geht es hoffentlich meinen Kindern. Und daran halte ich mich – auch wenn mir mein Vater heute ab und zu sagt: «Sei doch nicht so streng mit den Kleinen.» •

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a sitzt der kleine Jan im Kindersessel, blickt freudig und erwartungsvoll auf den Teller. So fein, Spaghetti mit der leckeren roten Sosse! Der Zweijährige greift zur Gabel. Endlich «Zmittag»! Und erst noch Spaghetti. «Fein, gell, das liebst du – und Grossmami und ich auch», sagt Grosspapi. Die Kinder wissen, wie ungemein gern Sohn Fabian diese Pasta hatte und hat. Kaum warten und schon gar nicht genug bekommen konnte er jeweils. Aber jetzt ist Fabian selber Papi, und er ist in der anderen Rolle. Und die verfolgt er konsequent. Jans vierjähriges Schwesterchen Mara vis-à-vis weiss das. Mara freut sich ebenso auf die Pasta, aber eben – Papi ist noch am Schöpfen. Ringsum wurde auch noch nicht «e Guete» gewünscht. Also gilt es zu warten. Und so heisst es denn auch schon von Papis Seite her unmissverständlich: «Jan, tue no warte!» Jan blickt zu den Grosseltern, er sieht ihren Blick, die «Botschaft» darin: «Wir verstehen ja so gut, dass du nicht widerstehen kannst.» Und dann sagt Grosspapi – oder denkt er nur laut: «Fabian, sei doch nicht so streng!» Im Wissen aber, dass der Sohn es schon richtig macht, bestimmt wird das Warten-Können den beiden im Leben zugutekommen. Aber es ist halt «scho chli streng …». Und der kleine Jan tut einem halt im Moment schon sehr leid … •


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~ Aktuell ~

PANDEMIE-POESIE Die Amerikanerin Kitty O’Meara schrieb zu Beginn der Corona-Pandemie ein Gedicht und stellte es auf Facebook. Und plötzlich ging es um die Welt. Mit «Und die Menschen blieben zuhause» spendete die pensionierte Lehrerin Millionen von Menschen Mut. Nun erscheint das Gedicht als grossformatiges Bilderbuch, das sich sowohl an Erwachsene als auch an Kinder richtet. Es erzählt von der Hoffnung, dass Corona langfristig ein Umdenken bei den Menschen bewirken könnte. Sei es beim Klima-­ schutz, bei unserem Umgang miteinander oder auch bei der Wertschätzung der Dinge, die uns früher selbstverständlich vorkamen. ~CAP

Und die Menschen blieben zuhause, Kitty O’Meara, Goldblatt Verlag, 2020. 32 Seiten, ca. 20 Franken. goldblattverlag.de/shop

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~ Magazin ~ KINDERFRAGE

KANN

MAN SCHWARZE

LÖCHER BETRETEN

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?

Wenn Sie sich an meinen letzten Text erinnern, sind Reisen durch die Galaxie mit Star-Trek-Warp-Antrieben vielleicht denkbar, aber erst in ferner Zukunft. Wie wäre es also stattdessen mit einem Wurmloch – einer sofortigen Abkürzung durch Raum und Zeit? Vielleicht haben Sie solche im Film «Interstellar» oder in der «Avenger»-Serie gesehen. Wurmlöcher wurden von Albert Einstein tatsächlich als möglich vorausgesagt, und bis jetzt haben sich all seine Vorhersagen als richtig erwiesen. Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Portal und erscheinen an einem anderen Ort im Universum oder sogar an einem anderen Ort in der Zeit! Alles, was wir brauchen, ist ein Schwarzes Loch – und die existieren dort draussen in unserer Galaxie – sowie etwas, um das Schwarze Loch wieder zu verlassen. Schwarze Löcher sind Objekte mit einer so starken Schwerkraft, dass nicht einmal Licht aus ihnen entweichen kann. Das liegt daran, dass bei genug Masse auf kleinstem Raum der Raum so stark gekrümmt wird, dass sich sogar das Licht dorthin zurückbiegt, wo es herkommt. Wenn Sie unseren gesamten Planeten auf die Grösse einer Erdnuss drücken könnten, wäre er ein Schwarzes Loch. Die massereichsten Schwarzen Löcher wären die besten Wurmlöcher – wie jenes im Zentrum unserer Galaxie, das die Masse von einer Million Sonnen hat. Aber wie wäre es, dieses schwarze Loch zu betreten? Wenn Sie sich dem sogenannten «Ereignishorizont» nähern würden, dem Punkt, an dem selbst Licht nicht mehr entweichen kann, würden Ihre Freunde in sicherer Entfernung sehen, dass Sie sich immer langsamer bewegten. Ihre Freunde könnten nie sehen, wie Sie das Schwarze Loch betreten – Sie erscheinen ihnen, als ob Sie in der Zeit kurz vor dem Betreten für immer eingefroren wären. Eine Illusion, die durch die Verzerrung von Raum und Zeit durch das Schwarze Loch verursacht wird. Sie würden nämlich tatsächlich in das Schwarze Loch treten und in Richtung seiner Mitte fallen. Alles, was Sie bemerkten, wäre, dass das gesamte Universum draussen verzerrt erscheint, als würden Sie es durch den Boden einer Glasflasche betrachten. Bis hierhin wäre alles in Ordnung. Würden Sie aber zu nahe an die Mitte heranfallen, dehnte die Schwerkraft des Schwarzen Lochs Ihren Körper aus wie einen Spaghetti-Strang. Um Ihrem unvermeidlichen Tod zu entgehen, müssten Sie das Schwarze Loch deshalb schnell verlassen. Dies ist der schwierige Teil. Eine Möglichkeit, dem Schwarzen Loch zu entkommen, besteht darin, sicherzustellen, dass sich im Schwarzen Loch ein «weisses Loch» befindet. Weisse Löcher sind das Gegenteil von schwarzen Löchern – schwer zu betreten und leicht zu verlassen. Würden Sie es in ein weisses Loch schaffen, erschienen Sie an einem neuen Ort, in einer neuen Zeit. Leider wissen wir nicht, ob es weisse Löcher gibt … Ist es nicht ärgerlich, dass viele der coolen Dinge aus der Science Fiction zwar theoretisch möglich sind, wir sie aber noch nicht umsetzen können?!

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Von RUDOLF HUG ( Text und Bild)

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

DER MÄUSESPRUNG DES POLARFUCHSES

M

ein Ziel sind Eisbären an der Hudson Bay in Kanada. Es ist später Herbst und auf dem Wasser hat sich schon viel Eis gebildet. Dies ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem sich die Könige der Ark-

tis an der Küste versammeln, um nach einer langen eisfreien Zeit endlich wieder Robben jagen zu können. Nur ist an diesem Tag kein einziger Bär da. Sind wir zu spät gekommen, frage ich mich, sind sie schon auf dem Eis? So suchen wir nach anderen Tieren in der weiten Tundra. Es dauert nicht lange und wir erspähen einen kleinen Polarfuchs in seinem Winterkleid. Flink eilt er über den spärlichen Schnee auf der Suche nach Fressbarem. Plötzlich hält er inne. Den Blick auf die Schneedecke gerichtet, wackelt er mit seinem Kopf. Seine aufgerichteten Ohren haben einen Lemming, eine Wühlmausart, unter der Schneedecke geortet. Urplötzlich springt er hoch in die Luft, um dann kopfvoran in den Schnee zu tauchen. Leider erfolglos, vielleicht klappt es beim nächsten Mal – wie auch wir am nächsten Tag Glück mit den

Eisbären haben.

Bücher und Infos: rudolf-hug.ch

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~ Neuerscheinung ~

TIPPS

GEGEN LANGEWEILE Wörter raten: Eine Spielerin erfindet einen Satz und schreibt ihn auf. Dann wählt sie sechs Wörter aus, von denen sie nur die ersten beiden Buchstaben vorlesen wird. Wer errät am meisten Wörter?

Aus: Das kleine Buch gegen grosse Langeweile, Noemie Tagan/Elyn, Helvetiq, 24 Franken. Erscheint im Juni 2021. helvetiq.ch

~ Bildarchiv ~

VOGELSCHAU Diese kleine mittelalterliche Stadt am gleichnamigen See wird von der einzigen begehbaren Ringmauer der Schweiz umgeben. Die abgebildete Aufnahme stammt vom März 1961. ~KD

Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Ari meint ~

IRGENDWANN WIRD ES GUT Wenn ich heute durch meine Schule laufe, merke ich, wie die Leute Grimassen ziehen. Alle müssen irgendwo hin oder sind gerade von irgendwo gekommen. Sie würgen ihr Essen hinunter, kramen in irgendwelchen Papieren. Bevor unsere Schule von der Pandemie betroffen wurde, war alles anders. Die Leute sind rumgesessen, haben gelacht, geschlafen und Karten gespielt. Jetzt scheint keiner mehr stillzusitzen. Es ist wie auf einem Hühnerhof. Alles gackert und rennt.

Wir alle wissen, dass die sichere Hand, in der unsere Zukunft vor der Pandemie gelegen hat, sich allmählich schliesst. Es kann für uns schwieriger werden, später einen Job zu ergattern. Deshalb gilt es jetzt schon, sich zu beweisen. Man muss zeigen, wozu man fähig ist, dass man nützlich ist für die Arbeitswelt. Diese Gedanken sorgen dafür, dass unter uns Schülern eine zunehmende Konkurrenz eintritt. Plötzlich werden wieder Noten verglichen. Man lacht den anderen aus, wenn man besser ist oder heuchelt Mitleid. Die anderen dürfen dabei nicht mitkriegen, dass man stundenlang am Pult sitzt und Wörtchen büffelt. Denn das ist ja immer noch nicht angesagt. Der Stoff, den wir verpasst haben während der Lockdowns, muss nachgeholt werden. Und da lautet die Devise: stopfen. Stopfen, was das Zeug hält. Auch ich merke die zusätzliche Belastung stark. Doch ich stelle überrascht fest, dass sie auch ihre guten Seiten

T ÄHLben ERs dZem Läehrigen

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Natürlich kann das mit der psychischen Belastung zusammenhängen, die diese Zeit auslöst. Bestimmt haben wir alle die Schnauze voll davon, mit einer Maske durch die Gegend zu laufen, die über den Tag hinweg immer mehr anfängt, nach Fisch zu müffeln. Bestimmt können wir sie nicht mehr sehen, die grellrot-gelben Schilder, die uns befehlen, uns die Hände zu waschen. Und wir haben allmählich genug von all den Diskussionen über Impfstoffe, Solidarität und abgesagte Praktika.

hat. Man lernt, sich zu organisieren. Termine zu planen. Prioritäten zu setzen. Probleme zu lösen. Und das Schönste daran ist, zu merken, dass sich allmählich ein gewisser Stolz einstellt. Man ist zufrieden, wenn man wieder eine Abgabe geschafft hat. Einen Test gelöst hat. Ich krieg das hin, das denkt man dann. Ich krieg das hin. Es ist eine Gratwanderung. So förderlich der schulische Aufwand für das Selbstvertrauen sein kann, so schnell kann er dieses auch wieder zerstören. Manchmal hat man ein Chaos, vergisst etwas. Und dann sitzt man in seinen organisatorischen Trümmern, blickt umher und sieht, wie es scheinbar alle anderen besser hinkriegen. Das kann einen fertig machen. Doch bei all dem stirbt die Hoffnung nicht. Jeden Tag steht man auf und weiss, irgendwann wird es gut. Ob das morgen oder heute ist, das weiss keiner. Ob es in einer Woche ist, in einem Monat oder zwei, das steht in den Sternen. Doch irgendwann wird es gut. Das wissen wir. Und diese Gewissheit lässt uns jeden Morgen aufstehen. Das Müsli essen. Die Bücher einpacken. Die Maske anziehen. Und abends sinken wir wieder ins Bett, bis die Sonne uns weckt. Und wir wissen: Irgendwann wird es gut. • Ari Teuwsen (18) ist Schüler an der Kantonsschule Wettingen.

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~ Digitales Leben ~

NETFLIX & CO. LANGSAMER ABSPIELEN

Neue Spielfilme oder Serien sind oft hektisch geschnitten, laut und komplex. Auch wer Filme lieber in Originalsprache ansieht oder ein Klavierstück auf Youtube nachspielen will, würde vielleicht gerne ab und zu die Abspielgeschwindigkeit reduzieren. So gehts: NETFLIX: Während der Wiedergabe unten in der Bedienleiste über das Tacho-Symbol

die gewünschte Abspielgeschwindigkeit wählen. AMAZON PRIME, DISNEY+, SKY SHOW, APPLE TV +: Diese Plattformen benötigen die Browser-Erweiterung

«Video Speed Controller», die es beispielsweise für Chrome unter folgendem Link gibt: chrome.google.com/extensions oder für Firefox unter: addons.mozilla.org. Nach Herunterladen

und Hinzufügen der Erweiterung erscheint bei jedem Video links oben eine Bedienleiste, auf der die Abspielgeschwindigkeit gewählt werden kann. YOUTUBE: Auf die drei Punkte oben rechts im Video klicken. Wiedergabegeschwindigkeit anpassen. SRF-MEDIATHEK: Beim Abspielen von Videos unten rechts in der Bedienleiste auf das Schraubensymbol

(Einstellungen) klicken. Abspielgeschwindigkeit wählen. ~AG

~ Weisst du noch  ? ~

TI RICORDI ? Das verheissungsvolle Geräusch, wenn die Plattenspielernadel in der Rille schwingt, kurz bevor das erste Lied beginnt. Antonia Camponovo (Text und Bild)

Illustration: Irene Meier

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16 ~ Engagiert ~

« MAN LERNT EINEN KLEINEN FLECKEN ERDE GUT KENNEN » n ES LIG NT L I E IW FRE AGEM ENG M ei

WER Katrina Poletti, 62, aus Trin (GR), 3 Enkelkinder WOFÜR Bergwaldprojekt FUNKTION Lagerköchin und Freiwillige Helferin

Katrina Poletti und Enkel Chasper (10) beim Einsatz fürs Bergwaldprojekt

D

as Bergwaldprojekt ist eine gemeinnützige Stiftung mit dem Zweck, die Erhaltung, Pflege und den Schutz des Waldes und der Kulturlandschaft im Berggebiet zu fördern. Dies geschieht durch Pflege- und Sanierungsarbeiten mit Hilfe freiwilliger Arbeitskräfte. Ich bin Lehrerin und der Einsatz im Bergwald schafft für mich eine schöne Gegenwelt zum Schulalltag. Mehrheitlich begleite ich das Bergwaldprojekt als Köchin bei den FamilienWochen. Das ist eine Art Ferienlager für Familien oder Göttis und Gottis mit ihren Götti-und Gotti­ kindern – Menschen im Alter zwischen 6 und über 70 Jahren. Ja, da prallen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Bereits zweimal habe ich nun auch schon mit meinem Enkel teilgenommen und so die Woche jenseits der Küche erlebt. Die Lager sind immer professionell organisiert und geführt. Einmal haben wir grosse Bäume gefällt, eine eindrückliche Arbeit. Ziel war es, eine Schneise zu schlagen, um den Lebensraum der Auerhühner zu sichern. Würde ein solcher Einsatz von lokalen Forstämtern ausgeführt, käme er viel zu teuer. Die Projektleiter erklären vorgängig die Arbeitsschritte genau und beobachten uns bei deren

Ausführung. Ich fühlte mich stets sicher. Letztes Mal mussten wir junge Bäume verpflanzen. Föhren und Fichten, die an einem Stras­senbord keine Chance zum Überleben gehabt hätten. Wir haben sie weiter nach oben in ein Holzschlaggebiet verpflanzt, immer links und rechts von einem Baumstrunk, der dem jungen Baum ein sicheres Heranwachsen gewährleistet. Das ist eine liebevolle Arbeit. Eine für die Zukunft. Durch diese Einsätze lernt man einen kleinen Flecken Erde gut kennen. Andere Massnahmen des Bergwaldprojektes sind Rodungen für Weide­land, Bachläufe freilegen oder Jungwuchs pflegen. Dieses Jahr werde ich mit meinem Enkel zum dritten Mal ein Lager besuchen. Das ist für ihn zur Selbstverständlichkeit geworden. Ich finde sie immer sehr verbindend, diese Woche, auch wenn wir tagsüber gar nicht viel miteinander zu tun haben. Die Kinder orientieren sich untereinander oder auch an den Leitern. Wir ­chrampfen beide viel und an den Abenden bin ich froh, wenn wir ein Zweierzimmer haben, in das wir uns zurückziehen können. ~KD

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Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch


Wertvoller17 Begleiter fürs Leben

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Trend ~

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Die Fettpolster unter unserer Gesichtshaut sorgen für ein straffes Aussehen. Mit der Zeit dünnen sie aus und werden von der Schwerkraft nach unten gezogen. Resultat: hängende Augenlider, tiefe Stirnfalten, schwabbeliges Kinn und die Wahl, den vorbestimmten Effekt des Älterwerdens zu akzeptieren oder in teure Cremes und invasive Eingriffe zu investieren. Seit einigen Jahren macht eine dritte, kostengünstigere Variante die Runde: FACE YOGA. Face Yoga baut mithilfe von Übungen und gezielten Massagen die Muskeln im Gesicht wieder auf und sorgt dafür, dass der Hänge-Effekt minimiert wird. Wie bei allen aktuellen Trends gibt es hierzu unzählige Youtube-Videos, InstagramPosts und Bücher. Die Zürcherin Tamara Golliez (60) bietet neu ein einjähriges Face-Yoga-Abo an. «Damit meine Klientinnen und Klienten nicht nach ersten Erfolgen die Motivation verlieren, sondern dranbleiben.» Die Mutter zweier erwachsener Kinder ist begeistert von der Methode. «Face Yoga ist effektiv, kostengünstig und orts- und zeitunabhängig. Man kann unter der Dusche, beim Kochen oder beim Autofahren trainieren.» Letzteres empfiehlt sich nur für Personen, denen irritierte Blicke anderer Verkehrsteilnehmer egal sind. ~KD

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Illustration: Irene Meier

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

GROSSELTERN-

TAG

Gloglo

Am Sonntag, 14. März 2021, feiert die Schweiz zum sechsten Mal die Grosseltern und würdigt damit deren grosses Engagement für die Enkel, die Familien und für die Gesellschaft. Gerade auch in diesen schwierigen Zeiten dürfte vielen Familien die Bedeutung der Grosseltern besonders deutlich bewusst geworden sein. Obwohl auch dieses Jahr wieder zahlreiche tolle Angebote für Grosseltern und ihre Enkel zusammengekommen sind, können wir an dieser Stelle nichts ankündigen. Bis Redaktionsschluss war noch offen, wie lange der Shutdown anhalten wird. Wir halten Sie aber auf unserer Website und unseren SocialMedia-Kanälen auf dem Laufenden. ~CAP grosseltern-magazin.ch; grosselterntag.ch

Meine 19 Monate alte Enkeltochter Alva nennt beide Grosis «Gloglo». Von Margareta Urfer per Mail

Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Kinderkunst ~

ENKELS PERSPEKTIVE

~ Kindermund ~

Pflotschmüed Sagt mein 3 ½-jähriger Enkel Nevio abends nach einem ausgefüllten Kita-Tag: «Mami, ich be pflotschmüed.» Von Brigitte Linder, per Mail

Wie Maeva (6) ihrer Grossmutter Andrea Schmid gratuliert.

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 01 ~ 2021


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~ Aktuell ~

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«

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»

antwortet der deutsche Schauspieler Til Schweiger (57), Vater von vier Kindern und Grossvater eines Enkels, im Interview mit der NZZ am Sonntag. ~CAP

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~ Hintergrund ~ GENERATIONEN

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« Niemand will sich als alt bekennen » Von MICHAEL FÄSSLER und DETLEF VÖGELI, BERNER GENERATIONENHAUS (Interview)

Berner Generationenhaus: Der Begriff «OK Boomer» ist in aller Munde, seit sich im Jahr 2019 eine junge neuseeländische Abgeordnete mit den Worten gegen einen älteren Kollegen wehrte, der ihr Votum zum Klimaschutz unterbrechen wollte. Die New York Times prophezeite, «OK Boomer» markiere das Ende der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Generationen. Ist das so? François Höpflinger: Dass die Generationensolidarität abgenommen hat, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Auch das Generationen-Barometer 2020 (siehe Box) zeigt, dass aktuell kein genereller Generationenkonflikt wahrgenommen wird. Andere gesellschaftliche Gegensätze, etwa zwischen Arm und Reich oder zwischen Stadt und Land, werden offenbar als tiefgreifender wahrgenommen. Das Generationen-Barometer zeigt, dass die Babyboomer-Generation, also die heute 65- bis 74-Jährigen, am zufriedensten ist mit dem Leben. Die Babyboomer in der Schweiz sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren worden: Sie haben zuerst das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg und dann das Aufbrechen

« Die Babyboomer in der Schweiz sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren ­worden. »

der gesellschaftlichen Strukturen durch die 68er-Bewegung erlebt. Am Ende ihrer Karriere profitieren sie nun vom Aufbau des Sozialstaats wie niemand vor oder nach ihnen. Ihnen gegenüber stehen die Befragten mittleren Alters, die sich in der Rushhour des Lebens befinden und sich stark unter Druck fühlen. Die mittlere Lebensphase ist die intensivste. Es ist die Zeit, in der viele Menschen ihre Karrieren aufbauen und gleichzeitig eine Familie gründen. Die Gestressten mittleren Alters von heute sind dann diejenigen, die in drei Jahrzehnten pensioniert werden, obwohl sie noch mitten im Leben stehen. Deshalb # 01 ~ 2021

halte ich die Einführung des Modells einer Lebensarbeitszeit als vielversprechend. Man könnte die Arbeitszeit auf mehr Lebensjahre verteilen und sich in der Mitte des Lebens einmal ein Sabbatical oder eine Teilzeitarbeit leisten. Im Generationen-Barometer spricht sich die Gruppe der 18- bis 34-Jährigen am deutlichsten gegen das Modell einer Lebensarbeitszeit aus. Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis? Für jüngere Personen, die ihre berufliche Laufbahn erst begonnen haben oder mitten in familial-beruflichen Herausforderungen stehen, ist Lebensarbeitszeit ein eher abstraktes Konzept. Dazu kommt, dass in einer unsicheren


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Foto: ZVG

FRANÇOIS HÖPFLINGER ist emeritierter Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich. Er forschte während Jahrzehnten zu Alters-und Generationenfragen und ist unter anderem Mitglied der Leitungsgruppe des Zentrums für Gerontologie. Er ist Autor zahlreicher Studien und Publikationen zum Thema Alter, wie «Die Babyboomer. Eine Generation revolutioniert das Alter» (2009) oder der «Age Report», dessen vierte Ausgabe 2019 erschien.

Arbeitswelt die längerfristigen Berufsperspektiven unklar sind, was negative Reaktionen gegenüber langfristig angedachten Modellen wie demjenigen der Lebensarbeitszeit auslösen kann. Das Generationen-Barometer zeigt auch: Das Wunschalter bei den 50-Jährigen liegt bei 39 Jahren, bei den 79-jährigen bei 56 Jahren. Ist es in unserer Gesellschaft gar nicht mehr erstrebenswert, jung zu sein? Vielleicht könnte man es so formulieren: Man will zwar jung sein, aber nicht jugendlich. Dass sich immer mehr Menschen jung fühlen, ist historisch betrachtet eine neue Entwicklung. Das führt aus meiner Erfahrung mit generationenübergreifenden Projekten manchmal auch zu Konflikten, weil sich niemand der Involvierten als alt bekennen will. Ist es an der Zeit, sich von gesellschaftlichen Generationenzuschreibungen zu lösen, weil sie in unserer individualisierten Welt gar nichts mehr über eine Gruppe von Menschen aussagen können? Wir müssen uns nicht davon lösen, aber wir müssen uns im Klaren sein, wovon

wir sprechen, wenn wir von Generationen sprechen. Sprechen wir von familialen Verhältnissen, historischen Prägungen oder unterschiedlichen Lebensperspektiven? Auf den Generationenbegriff verzichten könnte man aus meiner Sicht, wenn wir vom sozialpolitischen Generationenvertrag sprechen. Weshalb? Weil es kein Generationenvertrag ist, sondern ein finanzielles Umlagerungsverfahren von den Erwerbstätigen zu den Pensionierten: Diejenigen, die heute erwerbstätig sind, zahlen ein für diejenigen, die pensioniert sind. Der Begriff des Generationenvertrags stammt

aus dem 18. Jahrhundert, als man innerfamiliär akribisch festgehalten hat, auf welche Güter und Lebensmittel die älteste Generation auf dem Hof am Lebensabend Anrecht hatte. Übertragen auf die Gesellschaft ist dieser Ansatz aber nicht mehr zukunftsfähig, da wir eine negative Generationenbilanz haben: Weil wir immer älter werden, zahlen immer weniger Leute für immer mehr Begünstigte ein. Wollen wir dieses System aufrechterhalten, müssen die Jüngeren mehr einbezahlen, länger arbeiten oder damit rechnen, später eine kleinere Rente zu erhalten. Ähnlich wie beim Klimawandel geht das Defizit der Altersvorsorge zulasten der ~

« Ähnlich wie beim Klima­wandel geht das Defizit der Altersvorsorge zu Lasten der nachkommenden Generationen.»   # 01 ~ 2021


~ Hintergrund ~ GENERATIONEN

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nachkommenden Generationen – inklusive jener Generationen, die noch nicht geboren sind. Wie schätzen Sie die Tatsache ein, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr ältere Menschen geben wird, die eine jüngere Minderheit überstimmen können? Es ist ein Fakt, dass die unter 25-Jährigen in der Schweiz politisch stark untervertreten sind. Es kann gefährlich sein, wenn sich die ältere Generation nicht an neue Entwicklungen anpasst und damit Reformen blockiert, von denen primär jüngere Generationen profitieren. Glücklicherweise leben wir aber in einem Land mit einer starken Zivilgesellschaft, sodass man auch unabhängig von der herrschenden Mehrheit viel bewegen kann. Und die älteren Generationen werden auch über ihre Enkelkinder für andere Lebenswelten sensibilisiert. •

GENERATIONENBAROMETER 2020 Was bewegt Jung und Alt? Mit dem Generationen-Barometer 2020 hat das Berner Generationenhaus in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut sotomo erstmals eine repräsentative Studie zur Lage der Generationen durchgeführt. Es fühlt den Puls der Schweizer Bevölkerung und will einen gesellschaftlichen Dialog über zukunftsfähige Beziehungen zwischen den Generationen anregen. Für das «GenerationenBarometer 2020» wurden im September 2020 insgesamt 3285 Personen aus der ganzen Schweiz befragt. Die Ergebnisse wurden Anfang November 2020 veröffentlicht. begh.ch/generationen-barometer

Das Interview ist erstmals in einer längeren Fassung auf der Website des Berner Generationenhauses erschienen, begh.ch. Das Berner Generationenhaus ist ein öffentlicher Ort der ­B egegnung und des gesellschaftlichen Dialogs.

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~ Magazin ~ LESERBRIEFE

Die Meinung der Leserinnen und Leser Dossier

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r im Gespräc r und Satirike (S. 42) nalytike 2020. Der Psychoa ige Jahr schwier über das

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In den vergangenen Januarwochen habe ich öfters im «Grosseltern» geblättert. Dabei ist mir (einmal mehr) aufgefallen, wie unglaublich vielfältig dieses Magazin ist. Bei der Nummer 12/2020 kommt es für mich aber besonders deutlich zum Ausdruck. M. Sohn, via E-Mail

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t Stoll feier Familie im Wald – mit vielen (S. 30)

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# 09 ~ 2018


~ Magazin ~ ANDERSWO

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Babi und Dedi

Sie ist ihr erstes ­Enkelkind und ­Vesnas und Emirs ganzer Stolz: Inja. Die Zweieinhalb­ jährige lebt in Ljubljana, verbringt aber viel Zeit bei ihren Gross­ eltern, die alles mit ihr machen.

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Von MYRIAM MEYER ( Text, Foto)

ie durften jung Grosseltern werden: Vesna und Emir Jakupovic waren beide 50 Jahre alt, als ihr erstes und bis jetzt einziges Enkelkind zur Welt kam. Heute ist Inja zweieinhalb Jahre alt und nennt ihre Grosseltern «Babi» und «Dedi» (slowenisch heisst «Babica» Grossmutter und «Dedek» Grossvater). Die Grosseltern leben in Hrastnik, eine Autostunde von der Hauptstadt Ljubljana entfernt, wo die Enkelin Inja mit ihren Eltern Jasmina und Marjan lebt. Vesnas und Emirs Tochter Jasmina ist mit ihrem Mann nach Ljubljana gezogen, weil die Berufsaussichten dort besser sind – wenn auch immer noch schwierig. Dass Marjan 2019 erfolgreich die Polizeischule # 01 ~ 2021

abschliessen konnte, ist ein grosses Glück für die Familie, denn als Polizist hat er ein sicheres Einkommen. In Slowenien wird von den Grosseltern erwartet, dass sie ihre Unterstützung beim Auf- und Erziehen der Enkelkinder anbieten. Im Gegenzug erwarten die Grosseltern Respekt und Dankbarkeit der Eltern. So ist das auch bei Familie Jakupovic. Das erste grosse Ritual nach der Geburt von Inja, an das sich die Grosseltern erinnern, war die Taufe. Wie ein Grossteil der slowenischen Bevölkerung gehören auch sie der römisch-katholischen Konfession an und gehen, wenn möglich, sonntags in die Kirche. Trotzdem finden sie nicht, dass Religion bei der Erziehung von Inja eine grosse Rolle spielen soll. Am liebsten gehen sie mit ihrer Enkelin in die Natur, wenn immer möglich in die Berge. Injas liebste Orte draussen sind


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SLOWENIEN

Hauptsache draussen: Am liebsten ist Inja mit «Babi» und «Dedi» auf dem Spielplatz.

Einwohner 2 Mio. Fläche 20 273 km2 Hauptstadt Ljubljana Sprache Slowenisch Währung Euro Staatsform Parlamentari­ sche Republik Unabhängigkeit Nach der Auflösung ÖsterreichUngarns 1918 ging das vormalige Kronland im neu gegründeten Königreich Jugoslawien und später als Teilrepublik im sozia­ listischen Jugoslawien auf. 1991, nach dem 10-Tage-Krieg, wurde Slowenien ein eigenständi­ ger Nationalstaat.

HRASTNIK

LJUBLJANA

jedoch Spielplätze, und so verbringen sie auch alle sehr viel Zeit dort. Im Winter, wenn es draussen zu kalt wird, sind die drei gern in die Küche und Inja liebt es, Vesna und Emir beim Kochen zu helfen. An Injas Geburtstag backt die Grossmutter eine grosse Torte. Vesna zeichnet und liest viel – auch mit ihrer Enkelin. «Die beiden haben Ausdauer. Sie können stundenlang zusammen an etwas zeichnen und basteln», erzählt Jasmina. Emirs grosse Leidenschaft hingegen ist der Sport. Und natürlich ist Inja auch hier dabei. Am liebsten schaut sie ihm beim Tennisspielen zu. Sie würde auch gerne mitspielen, doch mehr als ihrem Grossvater den Ball zuzuwerfen, klappt noch nicht. «Ich freue mich schon heute auf den Tag, wenn ich meiner Enkelin das Spiel richtig beibringen kann», sagt Emir.

Ob sie nun zusammen kochen, basteln oder draussen spielen: Vesna und Emir ist es wichtig, Inja Geduld beizubringen. Seit Corona sehen die Grosseltern ihre Enkelin weitaus weniger als früher. Einerseits muss Jasmina zu Hause sein, weil der Kindergarten geschlossen ist, andererseits ist das Reisen innerhalb Sloweniens oft beschränkt. Aber auch sie haben sich mittlerweile mit der Videotelefonie vertraut gemacht und nutzen sie täglich, um mit Inja und ihren Eltern im Gespräch zu bleiben. Bis sie ihre Enkelin wieder richtig sehen dürfen, treffen sie sich vermehrt mit Freunden in ihrer Gemeinde. Worüber sie jeweils reden? Natürlich über die Enkelkinder. Sie zeigen einander Fotos und besprechen, wer welche Fortschritte gemacht hat. Und natürlich sind Vesna und Emir immer sehr stolz, wenn sie zeigen können, was Inja alles kann. • # 01 ~ 2021

Klein, aber oho! Sloweni­ en ist das einzige Land in Europa, das Meeranstoss, Alpen, Karstlandschaft und Pannonische Tiefebe­ ne miteinander verbindet; Strände, alpines Bergland, Tropfsteinhöhlen und Weinberge finden sich auf engstem Raum. Das viert­ kleinste Land der EU zählt zu den wasserreichsten Ländern Europas und ist das fünftgrünste Land der Welt. Über ein Drittel der Fläche steht unter Naturschutz. Höchster Gipfel Triglav (2864 m) Auf den Bär gekommen Slowenien beheimatet die grösste Braunbärpopu­ lation Europas. Berühmte Slowenin Die ehemalige First-Lady Melania Trump. Sport Das kleine Land ist eine Skination. Sowohl im Skispringen also auch bei Skirennen sind slowenische Athletinnen und Athleten stark. Essen Slowenien hat eine vielfältige Küche mit Einflüssen aus Italien im Westen, Österreich im Norden und Ungarn und Kroatien im Osten. ~KD


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~ Hintergrund ~ TROTZEN

# 01 ~ 2021


~ Hintergrund ~ TROTZEN

NEIN ! P

lötzlich fliegen Sachen durch die Gegend. Mitten drin: Leon. Der Dreieinhalbjährige schreit, stampft und wirft Spielsachen quer durchs Zimmer. Weil er anderer Meinung ist als seine Grossmutter Petra. Oder

Von GERALDINE CAPAUL (Text) und IRENE MEIER (Illustration)

Eben noch hat der Enkel friedlich gespielt – im nächsten Moment wirft er schreiend Legos um sich. Kindliche Trotz­anfälle sind ­anstrengend, aber wichtig für die Entwicklung. Und sie sind eine Liebeserklärung an die in Mitleidenschaft gezogene Bezugsperson.

weil sie einkaufen gehen will und er nicht. Oder weil er noch einen Sirup will und keinen dritten bekommt. Oder weil er müde ist. «Leon kann sehr vehement trotzen. Mit dreieinhalb Jahren war etwa der Höhepunkt. Heute, ein halbes Jahr später, ist es etwas besser», sagt Grossmutter Petra (71). Sie hat vier Enkel, Leon und seine Schwester betreut sie regelmässig. Sie wird nie laut, hat viel Geduld. Aber die Trotzphase brachte sie an ihre Grenzen – abends, wenn die Kinder abgeholt wurden, war sie erschöpft. Wer schon mal ein Kind durch eine heftige Trotzphase begleitet hat, weiss, dass Petra nicht übertreibt. Aber: Diese Phase braucht das Kind. Sie ist im Kontext der Autonomie-Entwicklung einzuordnen. «Über viele Jahrzehnte hinweg haben wir eine völlig falsche Perspektive auf das Trotzverhalten von Kindern vermittelt bekommen. Denn es ist keineswegs ein Fehlverhalten, sondern ein wichtiger und notwendiger Entwicklungsschritt», schreibt Pädagogin und Familienbegleiterin Susanne Mierau in ihrem Buch «Ich will aber nicht!». Erste (laut-)starke Äusserungen können in der Mitte des zweiten Lebensjahrs (ab 16–18 Monaten) mit der Entwicklung des eigenen Willens auftreten. Die Autonomiephase dauert in der Regel bis zum vierten Lebensjahr, manchmal auch etwas länger. Das Kind macht in dieser Zeit grosse Fortschritte, unter anderem in der Sprach- und Handlungskompetenz, sagt Renate Poncet-Kneubühler, Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche. Es sei ein wichtiger Übergang vom Baby in seiner umfassenden Abhängigkeit zum selbstständigeren Kleinkind. Das bedeutet, es will sich selber anziehen und dabei bitte auch die Farbe des Pullovers bestimmen, es will so viel Sirup trinken, wie es Lust hat, und es will selber entscheiden, wann es genug gespielt hat. So kann das Kind Erfahrungen sammeln, lernen und sich irgendwann von den Bezugspersonen lösen. ~

# 01 ~ 2021

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~ Hintergrund ~ TROTZEN

Es ist sicher hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass die Ausraster normal, ja sogar wichtig sind, dass das Verhalten des Kindes aus seiner Perspektive sinnvoll ist und keine Absicht und kein Machtspiel dahintersteckt. «Kleinkinder können ihre Reaktion auf ein für sie emotionales Ereignis noch nicht kontrollieren. Impulskontrolle müssen sie in den nächsten Jahren erst lernen, damit sie in einer Situation überlegt reagieren können», schreibt Susanne Mierau. Einerseits ist es also ein Lernfeld, andererseits setzt die Impulskontrolle aber auch eine gewisse Gehirnreife voraus. Und darauf haben wir keinen Einfluss. Auslöser sind individuell und ändern sich auch immer wieder. «Meistens kommt es zu heftigen Reaktionen, wenn Kinder auf Widerstand treffen, zum Beispiel, weil sie etwas noch nicht können oder nicht dürfen. Kinder sind dann in einer Situation stark emotional engagiert, weil sie sich als Ursprung ihrer Handlung sehen und ihr eigenes Ziel vor Augen haben», sagt Poncet-Kneubühler, die als Beraterin bei 147.ch von Pro Juventute arbeitet. «Gefühle, die dadurch ausgelöst werden, wie Frust, Aggression, Enttäuschung, Ohnmacht können sie nicht genügend regulieren. Oft sind Kinder in der frühen Autonomiephase in ihrer Sprachentwicklung noch nicht so fit, weshalb sie ihre Gefühle verbal nicht gut ausdrücken können.» Zudem passiert bei kleinen Kindern alles im Hier und Jetzt. Das heisst, Bedürfnisse können nicht aufgeschoben werden, Aufforderungen wie «wart mal» oder Versprechen – «wir machen das später» – bringen wenig. Sie können sich nicht in die Perspektive anderer eindenken. Die Welt dreht sich nur um sie selbst. «Ich habe Leon jeweils schon früh darüber informiert, dass wir noch einkaufen gehen werden. Damit er sich langsam aus seinem Spiel verabschieden konnte», sagt Petra. «Doch gebracht hat es wenig.» Wenn sie dann mit seinen Schuhen in der Türe stand, rannte er die Treppe hinauf und kam nicht mehr von selbst herunter. Wie reagiert man in einer solchen Situation (siehe auch «Nachgefragt», S. 30)? «Seine Eltern und ich waren stets transparent und haben unser Verhalten ihm gegenüber abgesprochen», so die Grossmutter. Eine Weile funktionierte beispielsweise die Ablenkungstaktik – eine Idee seines Vaters – sehr gut. Mittlerweile ist aber auch dieser Effekt etwas verpufft. «Grundsätzlich besprechen wir viel mit Leon, er redet sehr gut und gern. Wir versuchen zu erklären und Alternativen zu bieten.» Häufig sei es im Endeffekt einfach ein Aushalten. So etwa, als Leon und seine Grossmutter zusammen draussen waren und er unbedingt den einen Weg gehen wollte. Petra aber noch

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« Der grosse und immerwährende Wunsch des Kindes ist ganz einfach: von uns geliebt und angenommen zu werden ! » SUSANNE MIERAU, PÄDAGOGIN UND AUTORIN


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« Wenn die Kinder bei den Grosseltern trotzen, ist das ein grosses Kompliment, weil sie sich genauso wohl, vertraut, geliebt und s ­ icher fühlen wie zu Hause. » RENATE PONCET-KNEUBÜHLER, PSYCHOLOGIN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

dort trotzen, wo sie am meisten Vertrauen haben. Und so steckt in diesen Ausbrüchen auch ein Liebesbeweis: «Wenn die Kinder bei den Grosseltern trotzen, ist das ein grosses Kompliment, weil sie sich nämlich genauso wohl, vertraut, geliebt und sicher fühlen wie zu Hause», sagt Poncet-Kneubühler. etwas besorgen musste und deshalb nicht einlenken konnte. So Nicht jedes Kind durchläuft die Autonomiephase gleich intenstanden sie beide da und warteten – die eine ruhig, der andesiv. Eltern und Grosseltern prägen die Kinder zwar mit ihrem re laut. Irgendwann gingen die beiden aufeinander zu und die Erziehungsstil. Aber ein ursprünglich angeborenes TemperaGrossmutter konnte Leon in die Arme nehmen. Beide mussten ment bleibt ein Leben lang bestehen. Und je nachdem, wie dieein wenig weinen, die eine leise, der andere ein bisschen lauter. ses Temperament geartet ist, gestalten sich auch die Wutaus«Zu versuchen, Trotzverhalten zu vermeiden, ist weder mögbrüche. Leon hüpft gern durchs Leben, er ist sehr fröhlich und lich noch sinnvoll», sagt Poncet-Kneubühler. «Wichtig ist, die sehr lustig. Er singt oft. Genausogut kann er schreien, stampfen Kinder während ihrer Gefühlsausbrüche zu und durchdringend «geussen». begleiten. Alle diese – auch die schwierigen Mit etwas Distanz hat Petra die Wichtigkeit PRAKTISCHE TIPPS IM UMGANG MIT TROTZ – Erfahrungen sind wertvoll für die kindlidieser Phase erkannt. «Er will seinen eigenen VON RENATE PONCET che Entwicklung. Kinder lernen dabei viel Willen ausprobieren. Meine Generation durfAUF DEN FOLGENDEN SEITEN über sich, ihre Gefühle, über die Welt und te das nicht lernen und ich merke bis heute, über ihre Bezugspersonen.» Manchmal ist es dass ich mich nicht gut durchsetzen kann.» zwar kaum zu glauben, aber Kinder wollen durchaus koopeManchmal – längst nicht immer – lässt sich Leon in seiner Wut rieren. «Der grosse und immerwährende Wunsch des Kindes festhalten. Sicher ist: Sobald er sich beruhigt hat, ist Leon wieist ganz einfach: von uns geliebt und angenommen zu werden! der fröhlich und lustig und kuschelt auch spontan mit seiner Und dafür tun Kinder unglaublich viel», schreibt Susanne MieGrossmutter. • rau. Vielleicht ist die kindliche Kooperationsfähigkeit teilweise Susanne Mierau: «Ich will aber nicht!», begrenzt, vielleicht sind die Kleinen aber auch einfach zu müde Gräfe und Unzer Verlag, 2017, 144 Seiten, ca. 29 Franken. oder haben Hunger. Auf jeden Fall aber ist es so, dass Kinder

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~ Hintergrund ~ TROTZEN

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« Manchmal hilft schon ein Rüebli » NACHGEFRAGT BEI RENATE PONCET-KNEUBÜHLER, BERATERIN BEI 147.CH UND FACHPSYCHOLOGIN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Wie reagieren Eltern und Grosseltern, wenn das Kind sich weigert, etwas zu tun, zum Beispiel, sich anzuziehen? Oder Zähne zu putzen? Renate Poncet-Kneubühler: Oft reicht es, wenn man geduldig einen Moment wartet und dem Kind so Gelegenheit gibt, zu reagieren. Erwachsene sind häufig viel schneller als Kinder im Denken und Handeln. Diese Entschleunigung gibt dem Kind Zeit, selbst zu denken, seine angefangene Tätigkeit zu unterbrechen und seine nächste Handlung zu planen. Wenn das Kind dennoch nicht auf eine Aufforderung reagiert, kann man ihm nochmals klar sagen, was man von ihm möchte. Dabei kann es hilfreich sein, wenn Sie auf Augenhöhe zum Kind gehen und es berühren. Machen Sie klare Aufforderungen in wenigen Worten. Wenn das nicht hilft, hat man die Wahl. Entweder: DIE AUFFORDERUNG DURCHSETZEN.

Wenn das Kind auf Ihr Durchsetzen hin mit heftigen Gefühlsausbüchen reagiert, ist es wichtig, selbst möglichst bei sich zu bleiben, eigene Gefühle gut wahrzunehmen und durchzuatmen. Warten Sie ruhig einen Moment ab, sofern die Situation es zulässt. Geben Sie

in der Sache nicht nach, aber lassen Sie das Kind spüren, dass Sie es dennoch liebhaben. Helfen Sie ihm die schwierigen Gefühle zu benennen, auszuhalten und schliesslich zu überwinden. Durchsetzen empfehlen wir, wenn es um seine Sicherheit geht oder um Werte, die den Bezugspersonen absolut wichtig sind (z.B. am Fussgängerstreifen oder bei Aggressionen gegen andere Kinder). DARAUF ZURÜCKKOMMEN. Eine Aufforderung durchsetzen, solange das Kind mit schwierigen Gefühlen und herausforderndem Verhalten reagiert, braucht Nerven und viel Energie. Alternativ können Sie auch für einen Moment aus der Situation hinausgehen und das Kind sich selbst überlassen. Vermutlich wird es schon bald zu Ihnen kommen und den Kontakt suchen. Sobald das Kind wieder ruhiger ist, können Sie zur Aufforderung zurückkommen und beispielsweise sagen: «Bevor wir das Buch anschauen, putzt du noch deine Zähne.» Dies empfehlen wir immer dann, wenn ein Machtkampf droht, der nicht zielführend wäre. Als Erwachsene haben wir die Möglichkeit, gelassen zurückzustehen, um im entscheidenden Moment

# 01 ~ 2021

hartnäckig darauf zurückzukommen. Manchmal wirkt eine Prise Humor kleine Wunder. Etwas ältere Kinder schätzen es sehr, wenn sie einbezogen werden und sie haben selbst Ideen, wie man ein «Problem» lösen könnte. Oft können sie auf eine alternative Möglichkeit sehr gut einsteigen. Das Kind schreit und wirft mit Sachen um sich: Wie beruhigt man die Situation? Je nach Kind und Situation braucht es in einem solchen Moment etwas anderes. Manchmal hilft schon ein Rüebli, weil das Kind nämlich Hunger hat. Manche Kinder lassen sich ablenken, mit Bücheranschauen oder Spielen, oder es hilft ein Spaziergang an der frischen Luft. Andere Kinder wollen sich lieber zurückziehen, sie sind dann gern für sich oder aber sie toben, bis die Energie verbraucht ist. Um sich von den heftigen Gefühlen nicht anstecken zu lassen, kann es helfen, auf die eigene Atmung zu achten und das Verhalten des Kindes nicht persönlich zu nehmen, sondern im Rahmen der Entwicklung einzuordnen. Einreden auf das Kind oder Erklärungen helfen in dem Moment wenig. Die meisten Kinder wollen bald getröstet werden, weil sie auch selbst mit sich überfordert und traurig sind. Wichtig ist also: Nicht nachgeben in der Sache, aber dem Kind helfen, seine Gefühle zu regulieren, und Verständnis haben für Tränen oder Wut. Wie geht man damit um, wenn sich das Kind im Supermarkt auf den Boden legt und schreit? Die Leute schauen schon und kommentieren … Die meisten Erwachsenen erinnern sich, wie es früher mit den eigenen Kindern war und haben Verständnis. Alle andern können Sie grosszügig ignorieren. Gefühlsausbrüche im Supermarkt sind zwar unangenehm, aber auch nicht


31 weiter schlimm. Bleiben Sie möglichst ruhig, geben Sie in der Sache nicht nach. Sie können dem Kind helfen, sein Gefühl zu benennen: «Gell, jetzt bist du enttäuscht.» Kaufen Sie fertig ein und geben Sie dem unerwünschten Verhalten möglichst wenig Aufmerksamkeit. Notfalls nehmen Sie das Kind liebevoll, aber entschieden unter den Arm und klären die Angelegenheit später mit ihm, wenn es sich wieder beruhigt hat. Vor einer nächsten Einkaufstour können Sie das Kind fragen, ob es sich erinnert und ihm sagen, dass Sie es diesmal mit ihm besser haben möchten. Vielleicht hat es eine Idee, wie das gelingen könnte.

Reagiert man strenger, wenn das Kind haut als wenn es stampft und Sachen um sich wirft? Wenn Kinder sich selbst oder andere attackieren, ist es wichtig, betroffene Personen zu schützen, damit niemand verletzt wird. Ansonsten empfehlen wir das Vorgehen wie oben beschrieben, also nicht strenger, denn die Not des Kindes würde dadurch nur noch verstärkt werden. Manchmal ist es nötig, in einem ruhigen Moment darauf zurückzukommen und die Situation mit dem Kind im Nachhinein zu besprechen. Kinder sind in der Regel gern bereit, eine «Entschuldigungszeichnung» zu machen, wenn sie jemanden verletzt

Worauf müssen Eltern und Grosseltern achten, wenn das Kind die Trotz­ anfälle an beiden Orten hat? Dürfen Grosseltern, die ihren Enkel einmal in der Woche betreuen, nachsichtiger sein? Oder sollten zwingend alle am gleichen Strick ziehen? Natürlich hilft es, wenn Grosseltern, die regelmässig hüten, in etwa ähnliche Regeln haben wie die Eltern zu Hause. Aber Kinder lernen schnell mit Unterschieden umzugehen, die meisten Kinder sind ziemlich flexibel. Wichtig ist, dass Eltern und Grosseltern sich gut absprechen, sodass auf der Beziehungsebene möglichst keine Spannungen herrschen, denn dies spüren Kinder

haben.

und sie werden dadurch verunsichert. So kann man auch am selben Strick ziehen, wenn nicht alles genau gleichläuft. •

Muss man bei einem einmal gesagten «Nein» bleiben? Grundsätzlich bleibt man bei einem «Nein», denn es hatte ja einen Grund, warum man «nein» gesagt hat und dieser ändert nicht einfach. Ein «Nein» gibt auch Sicherheit – immer dann, wenn ähnliche Situationen wieder ähnlich ablaufen. Es gibt jedoch keine Regel ohne Ausnahme, und das verstehen auch kleinere Kinder recht gut. Manche Kinder wollen Grenzen ausloten und Konsequenzen testen, sie fordern viele «Neins» am Tag. In dieser Situation kann man sich überlegen, wo ein «Ja» drinliegen würde, um dem Kind seine eigenen Erfahrungen zu ermöglichen. Wenn eine Situation verhärtet ist, kann man das Kinder fragen: «Was ist dein Vorschlag, dieses Problem zu lösen?» Dadurch fühlt sich das Kind ernst genommen und einbezogen, es denkt mit und sucht nach Lösung. Das geht erst mit etwas älteren Kindern, wenn die Sprache ausreichend weit entwickelt ist.

# 01 ~ 2021

Das ganze Interview finden Sie auf grosseltern-magazin.ch


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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« Es ist ein

Trauerprozess »

Ein Kontaktabbruch zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern ist ein schmerzhaftes Ereignis für die ganze Familie. Wir haben mit der Psychologin Beate Schwarz über Gründe und mögliche Versöhnungen gesprochen.

Gruppenchats werden gelöscht, Anrufe ignoriert, Karten und Einladungen nicht beantwortet. Wie es dem erwachsenen Kind geht? Was es macht? Ob sich der Enkel im Kindergarten wohlfühlt? Man weiss es nicht. Wenn erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, ist das ein einschneidendes Erlebnis. Ein drastischer Schritt, der aber selten passiert. Etwa 1 bis 3 Prozent der jungen Erwachsenen weltweit haben keinen Kontakt zu ihren Eltern. Dieser Umstand zeige sich auch in der Sprache, sagt Beate Schwarz, Professorin für für Entwicklungsund Familienpsychologie. Man kenne zwar die Begriffe «Exmann» oder «Exfreundin». Aber «Exmuttter», «Exsohn» existierten nicht.

Von GERALDINE CAPAUL (Interview) und IRENE MEIER (Illustration)

Frau Schwarz, Sie sagen, es gibt sicher viel mehr schlechte ElternKind-Beziehungen, die aufrechterhalten werden, als abgebrochene Beziehungen. Weshalb ist das so? Beate Schwarz: Die Eltern-Kind-Beziehung ist eine zentrale Beziehung in unserem Leben. Sie ist vielleicht nicht immer gut, aber sie bringt trotzdem eine Art von Stabilität. Und – auch wenn wir immer sagen, wir leben in einer individualisierten Gesellschaft # 01 ~ 2021

– es gibt eine starke normative Kraft. Es gehört sich nicht, seine Eltern nicht mehr zu sehen. Das sieht man auch an Studien, die sich mit der Pflege der Eltern befassen: Müssen die Eltern gepflegt werden, wird das gemacht, auch wenn die Beziehung schlecht ist. Wenn die Eltern in Not sind, dann hilft man ihnen, auch wenn man es nicht gut miteinander hat. Das sind Gründe dafür, dass der Kontakt so selten abgebrochen wird. Aber wenn es passiert, dann ist das dramatisch für alle Beteiligten. Und es wird nicht gern darüber geredet. «Ich lasse mich scheiden.» – Gut. «Ich habe den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen.» – Schwierig. Könnte die Dunkelziffer auch höher sein? Nein, so viel höher wird die nicht sein. Ist ein Abbruch, gerade weil er so selten passiert, umso erschütternder? Davon gehe ich aus. In Interviewstudien und Berichten von Therapeutinnen und Therapeuten wird deutlich, dass es ein intensiver Prozess ist, bis diese Entscheidung gefällt wird. Das macht man nicht leichtfertig, sondern es steckt oftmals ein sehr langer Leidensweg dahinter. Einige haben den Kontakt auch


33 schon vorher abgebrochen und später wieder aufgenommen. So ein Hin und Her ist oft der Fall.

ihre eigene Geschichte. Der Prozess, der nach dem Abbruch einsetzen muss, ist für sie sehr schmerzhaft.

Was können Gründe für diesen Schritt sein? Da waren sich die Studien relativ einig: Es sind meistens massive Grenzüberschreitungen, die auch langfristig wirken. Da wäre der ganze Bereich des Missbrauchs – sexuell, körperlich, psychisch. Und auch da ist bemerkenswert, wie viele Kinder, die von ihren Eltern in irgendeiner Weise missbraucht wurden, den Kontakt halten.

Geht es den Kindern nach einem Abbruch besser? Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt diesen Moment nach dem Kontaktabbruch, bei dem man denkt: «Jetzt geht’s mir besser.» Diese Treffen, bei denen man emotional leidet, fallen nun weg. Es ist eine Erleichterung. Aber natürlich ist es auch ein Trauerprozess.

Was sind weitere Ursachen? Unangemessenes Elternverhalten. Eltern, die schon in der Kindheit extrem autoritär sind, viele Vorgaben machen, extrem viel kritisieren, emotional sehr kalt sind. Oder die die Kinder sehr stark ausnutzen, die wollen, dass die Kinder nur für ihre Bedürfnisse funktionieren. Kinder, die von frühster Erinnerung an das Gefühl haben, nicht in diese Familie zu gehören, nicht willkommen zu sein. Das ist natürlich immer die Sicht der erwachsenen Kinder. Tiefe Vertrauensbrüche sind mögliche Auslöser. Familiengeheimnisse, die unter dem Deckel gehalten werden. Und dann natürlich Aspekte wie Alkoholismus, Drogenkonsum, psychische Krankheiten. Mehr als genug Gründe, die aber dennoch oft aus Sicht der Eltern nicht klar sind.

Ist ein Kontaktabbruch für Grosseltern ein doppelter Verlust? Ja, das würde ich vermuten. Die Beziehung zu den Enkeln ist für die Grosseltern unter normalen Umständen sehr befriedigend und bedeutsam. Eine Beziehung, die eigentlich glücklich macht. Gibt es Erhebungen darüber, wie Kontaktabbrüche vollzogen werden? Da gibt es alles, von angekündigt bis zum stillen Rückzug. Geschehen sie aus Selbstschutz oder zur Bestrafung? Selbstschutz. Es geht darum, das eigene Leiden zu beenden.

Auch wenn man selber diesen Schritt gewählt hat? Ja, man verzichtet auf eine wichtige Beziehung. Deshalb bleibt bei einigen trotzdem der Wunsch, dass die Beziehung irgendwann wieder aufgenommen werden kann und besser wird.

Nochmals zurück zur Eltern-Kind-Beziehung: Sie sagen, das ist eine der wenigen, die fürs Leben bestimmt ist. Genau, sie prägt uns von Anfang an. Durch die familiären Bindungen können wir diese Beziehung nicht einfach kappen. Gerade in unseren Zeiten, in denen es zu vielen Scheidungen kommt, in der man später heiratet, später Kinder bekommt, stehen sich die Generationen innerhalb einer Familie oftmals noch näher. Wenn man Hilfe braucht, auf wen greift man zurück? Auf die Familie. Bei Erwachsenen sind es auch die Freunde, aber halt sehr oft die Eltern. ~

Und wie fühlen sich die verlassenen Eltern? Für die ist es ein enormer Verlust, eine grosse Trauer. Aus ihrer Sicht sind sie die Opfer. Sie haben diese Entscheidung nicht selber initiiert. Weil es keine Gespräche mehr gibt, fehlt ihnen scheinbar die Möglichkeit zu erfahren, warum es so ist.

Damit sprechen Sie etwas an: Es gibt viele Eltern, die sich den Kontaktabbruch nicht erklären können. Wie ist das möglich? Es ist tatsächlich so, dass Eltern es häufig nicht verstehen. Die erwachsenen Kinder sind zwar überzeugt davon, dass sie immer wieder erfolglos versucht haben, etwas zu ändern. Ihre Konsequenz ist der Abbruch, ein Schritt, den sie oft mit therapeutischer Unterstützung machen. Viele Eltern haben die Versuche davor vielleicht wirklich nicht realisiert, weil es dafür sehr viel Reflexionsfähigkeit braucht. Zudem haben sie ja auch

Foto: ZVG

BEATE SCHWARZ arbeitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) als Professorin für Entwicklungs- und Familienpsychologie. Sie ist Leiterin der Fachgruppe Entwicklungs- und Familienpsychologie und forscht unter anderem zum Thema Eltern-Kind-Beziehungen im Erwachsenenalter.

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

34 Die familiären Beziehungen sind heutzutage also enger als früher? Das ist so. Viele Erwachsene haben ganz viel Kontakt zu ihren Eltern. Es gibt regen Austausch und Unterstützung auf beide Seiten und das ist für viele enorm wichtig. Also nochmals: So ein Abbruch ist wirklich eine sehr krasse Entscheidung, die niemand leichtfertig macht. Können auch psychische Erkrankungen bei den Kindern dazu führen, dass sie den Kontakt abbrechen? Ja. Es kann durchaus auch auf Seiten der Kinder psychische Erkrankungen geben, die nichts direkt mit ihrer Biografie, ihrer Sozialisation und ihrer Erziehung zu tun haben. Beeinflussen Ereignisse wie zum Beispiel das Gründen einer eigenen Familie einen Abbruch oder auch eine Wiederaufnahme des Kontakts? Dazu gibt es keine Ergebnisse. In Studien über Familien ohne Kontaktabbruch finden sich Hinweise, dass das erste Kind den Kontakt zwischen den Generationen intensiviert, vor allem zwischen Tochter und Mutter. Das hat auch mit Kinderbetreuung zu tun. Die Geburt von Kindern ist sicher ein Moment, der dazu führen kann, solche Entscheidungen wie Kontaktabbruch zu überdenken. Ob es dann tatsächlich zur Konsequenz führt, dass man den Kontakt wieder sucht, weiss ich nicht. Wenn die Enkelkinder älter sind, werden auch Fragen kommen zu Oma und Opa. Diese können bei der mittleren Generation Überlegungen in diese Richtung aktivieren: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, es nochmals zu versuchen? Von daher: Klar, eigene Kinder können eine Wiederaufnahme des Kontakts beeinflussen. Das heisst nicht, dass es dann gut geht.

Ist es möglich, dass man über die Enkel Kontakt hält? Das stelle ich mir schwierig vor. Wie soll das gehen? Wiederum aus Studien zu Familien ohne Kontaktabbruch weiss man, dass die Qualität der Beziehung der Grosseltern zu ihren Enkelkindern immer auch davon abhängt, wie gut ihre Beziehung zu ihren Kindern und Schwiegerkindern ist. Vor allem die Mütter sind Gatekeeper, also Torwächter. Wenn die Beziehung zur Mutter nicht gut ist, wirkt sich das häufig auf die Beziehung zu den Enkeln aus. Und von daher schliesse ich: Wenn es einen Kontaktabbruch gibt und es auf der Ebene zwischen den erwachse-

Ganz konkret: Was kann man tun, wenn man als Grosseltern keinen Kontakt hat zu seinen Kindern und Enkeln? Das ist sehr schwer zu sagen. Weil jeder Fall einzigartig und entsprechend unterschiedlich ist. Und es hängt natürlich auch davon ab, wie der Kontakt abgebrochen wurde. Gibt’s überhaupt die Möglichkeit, ein Signal zu senden, dass man da ist?

nen Kindern und ihren Eltern keinen Kontakt gibt, ist es sicher sehr selten, dass Grosseltern eine Beziehung zu den Enkeln pflegen.

siert werden. Sonst ist es für die Kinder weiterhin so, dass sich nichts geändert hat. Man sollte sich Hilfe suchen, bei einer Selbsthilfegruppe oder einer Therapeutin, einem Therapeuten.

Aber dürfen sie ihren Enkeln eine Karte zum Geburtstag schreiben oder ein Geschenk in den Briefkasten legen? Ich würde, wenn möglich, fragen oder bitten, das tun zu dürfen. Damit das Enkelkind weiss, dass es Oma oder Opa gibt. Einfach machen ist wieder ein Signal dafür, dass Eltern das Bedürfnis ihrer erwachsenen Kinder ignorieren. Und es ist auch ein wenig übergriffig.

Was wäre aber die Voraussetzung für eine Versöhnung auf Seiten der Grosseltern? Eine gewisse Bereitschaft zur Selbstreflektion und Eigenkritik müssen signali-

Die Eltern entschliessen sich zur Therapie, gehen auf das Kind zu, aber es reagiert nicht drauf. Dann ist eigentlich alles ausgeschöpft, oder? Ja, zumindest in dem Moment. Man kann niemanden zu einer Beziehung zwingen. •

Da die Studienlage zum Thema dünn ist, bleiben in diesem Interview aus Sicht der Betroffenen vermutlich einige Fragen unbeantwortet. Diese müssten individuell und mit einem Therapeuten behandelt werden. Selbsthilfegruppen: selbsthilfeschweiz.ch

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Kleidervorschriften –

früher und heute

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etzthin erzählte mir der Nachbarsbub, sie dürften in der Schule keine Dächlikappe tragen und auch keine Hosen, die so weit unten sind, dass man den Füdlispalt sieht. «Das verstehe ich aber schon», meinte ich. «Gilt das für Buben und Mädchen?» «Natürlich!», antwortete er, «warum sollte das nur für Buben gelten?» Da erzählte ich ihm von den Kleidervorschriften, mit denen ich aufgewachsen war und die immer nur für uns Mädchen galten. Alle Mädchen hatten eine Schürze zu tragen – auch noch in der Sekundarschule. Die Schürzen stopften wir nach dem Unterricht in die Schulmappe, damit wir etwas erwachsener aussahen. Hosen waren für Mädchen streng verboten. Ich hatte einen weiten Schulweg und fuhr mit dem Velo zur Schule. Das war im Winter sehr kalt mit dem kurzen Rock und den HANNA HINNEN Nylonstrumpfhosen. Deshalb wurde den lebt in Regensberg und Mädchen gestattet, bei Minustemperatuwar Lehrerin, Pädagogin, Lehrmittelautorin, Proren in Hosen zu kommen. Einmal im Januar zeigte das Thermometer minus 1 Grad. zessbegleiterin, Mediatorin und Schulpräsidentin. Ich zog die Hosen an und fuhr zur Schule. Sie hat einen Sohn und eine Tochter und zwei Enkel. Der Lehrer schaute auf das Thermometer Seit Beginn (2010) macht – es zeigte unterdessen plus 1 Grad – und sie bei der GrossmütterReschickte mich nach Hause. Ich solle im Rock volution aktiv mit. wiederkommen, es sei nicht kalt genug. Und ich fuhr die drei Kilometer nach Hause, zog den Rock an und radelte mit blau gefrorenen Beinen wieder zurück. Ich ärgere mich jetzt noch, dass ich nicht protestiert habe. Heute würde sofort ein Anwalt eingeschaltet. In der dritten Sek durften wir einen Metallkurs besuchen. Wir gestalteten Kupferplättchen und Ringe und bastelten Kupferketten daraus. Stolz trugen wir die fertigen Schmuckstücke im Unterricht. Unser Lehrer verbot uns das Kettentragen sofort. Die Ketten würden zu viel Lärm machen – sie klirrten manchmal ganz leise. Und das ärgerte uns derart, dass wir am nächsten Tag alle mindestens ein halbes Dutzend Ketten trugen. Schliesslich hatten wir die Ketten in der Schule gemacht und wollten sie auch zeigen. Sogar die meisten Buben machten mit. Unser Lehrer bekam einen Tobsuchtsanfall, aber wir zogen die Ketten einfach nicht aus. Da merkte ich zum ersten Mal, dass die Kraft und Unterstützung von vielen etwas bewirken konnte. Später an der Mittelschule – eine reine Mädchenschule – gab es keine Kleidervorschriften mehr. Und unsere Mathematiklehrerin schickte uns zum Demonstrieren auf die Strasse. Wofür wir demonstrierten vor über 50 Jahren? Natürlich für das Frauenstimmrecht, und das haben wir vor genau 50 Jahren auch erreicht! • # 01 ~ 2021

GROSSMÜTTERREVOLUTION REGIOFORUM

Vor drei Jahren haben wir beschlossen, mit regional verankerten Gruppen neuen Frauen den Zugang zur GrossmütterRevolution zu erleichtern. Das RegioForum Bern war die erste Gruppe dieser Art. Inzwischen sind noch weitere Regionen dazugekommen: Basel, Zürich, Luzern (im Aufbau) und Oberaargau. Die Foren leben von den Ideen und Interessen der mitmachenden Frauen und ihrem Engagement. Ähnlich wie die Arbeitsgruppen der GrossmütterRevolution organisieren sie sich selber und bestimmen die Themen, die sie bearbeiten möchten. Die Vertreterinnen der Regionen stehen im regelmässigen Austausch mit der Projektleitung der GrossmütterRevolution und werden von dieser bei Bedarf in ihrer Arbeit unterstützt, sie sind Mitglied des Matronats der GrossmütterRevolution. Wir sind überzeugt, dass initiative Frauen aus den verschiedenen Deutschschweizer Regionen ein überzeugendes Netzwerk bilden und dazu beitragen, dass auch regionale Gedanken Gehör finden. Möchten Sie mehr über die GrossmütterRevolution und ihre RegioForen erfahren? Auf unserer Website sind die einzelnen Regionen mit den entsprechenden Kontakten aufgeführt. grossmuetter.ch


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~ Hintergrund ~ LEHRE

Mathias Werder beim Löten, Elektronik-Lernender Abteilung B3 in Dättwil, libs, Industrielle Berufslehren Schweiz, 2020.

Max Eidtmann beim Schweissen, Way Up Automatiker in Ergänzungsausbildung Schweissen, libs, Industrielle Berufslehren Schweiz 2020.

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Foto: Historisches Archiv ABB Schweiz, n-1-1-64124

~ Hintergrund ~ ABB

Foto: Historisches Archiv ABB Schweiz, n-1-1-136990

Lehrling beim Löten von Elektroteilen, BBC 1946.

Automech war gestern Von KARIN DEHMER (Text) und ABB BILDARCHIV und NICI JOST (Fotos)

Falls Sie sich schon gefragt haben, welch wunderliche Berufsbilder Ihren Enkelkindern heute zur Auswahl stehen: Die Ausstellung «Zeitsprung Bildung» im Historischen Museum Baden zeigt neue und alte Berufswelten. Wir geben einen Einblick.

Mann beim Schweissen von Behältern, BBC 1966.

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~ Hintergrund ~ LEHRE

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und 200 000 Frauen und Männer ­beginnen jeden Sommer eine Lehre. Informatikinteressierten Jugendlichen stehen mittlerweile fünf verschiedene Berufslehren plus eine entsprechende Mittelschule zur Auswahl. Aus dem «Automech» wurde der «Automobil Mechatroniker», aus dem «Verkäufer» der «Detailhandelsfachangestellte», die «Arztgehilfin» heisst «Medizinische Praxisangestellte» und «Krankenschwestern» gibt es nicht zuletzt deshalb längst keine mehr, weil deren Aufgaben auch von Männern übernommen werden. Unverändert bleibt bei allen Berufslehren das der Schweiz eigene duale Bildungssystem, bei dem die Ausbildung in einem Lehrbetrieb durch eine theoretische Ausbildung und Allgemeinbildung an der Berufsfachschule ergänzt wird. Die Werkschule der ehemaligen Brown Boveri Werke (BBC, heute ABB) leistete im Bereich der dualen Lehrlingsausbildung Pionierarbeit. Ihre praktische Ausbildung erhielten die Lehrlinge in den Fabriken und Büros des Unternehmens, den Theorieunterricht besuchten sie anfänglich an der damaligen städtischen Handwerkerschule in Baden. Mit der rasch wachsenden Belegschaft stieg auch die Zahl der Lehrlinge. 1918 gründete BBC deshalb die eigene Werkschule, die 1929 durch den Kanton Aargau offiziell anerkannt wurde und in den 90er-Jahren mit der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Baden fusionierte. Durch diverse Neu- und Umbauten entstand

Foto: Historisches Archiv ABB Schweiz, n-1-1-136972

auf dem Areal Baden Nord ein modernes Berufsbildungszentrum, das heute über 2000 Ausbildungsplätze anbietet. Das Historische Museum Baden würdigt die Geschichte der ansässigen Bildungsinstitutionen mit der Ausstellung «Zeitsprung Bildung». Früher, Heute und Morgen werden in Bezug auf Berufe und Berufsbildung dargestellt, auch anhand von Fotografien, wie sie diese Bildergeschichte zeigt. •

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~ Hintergrund ~ ABB

Lea Mayer, KV-Lernende B-Profil, libs, Industrielle Berufslehren Schweiz 2021. Büroangestellte am Telexgerät, BBC (ca. 1961 – ca. 1971).

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~ Hintergrund ~ ABB

Foto: Historisches Archiv ABB Schweiz, n-1-1-136961

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Lehrling im ersten Semester beim Feilen an einer Graugussplatte, BBC 1966.

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~ Hintergrund ~ LEHRE

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Miljana Mitrovic beim Bedienen einer CNC-Maschine, Polymechanik-Lernende Abteilung B1 in Baden, libs, Industrielle Berufslehren Schweiz 2020.

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~ Hintergrund ~ ABB

Mathias Werder beim Löten, Elektronik-Lernender Abteilung B3 in Dättwil, libs, Industrielle Berufslehren Schweiz 2020.

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~ Hintergrund ~ LEHRE

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« Zeitsprung Bildung » Die Sonderausstellung «Zeitsprung Bildung: BBC-Werkschule, Lehre, Traumberuf» Verlängert bis 10. Oktober 2021 deutsch / englisch Aktuelle Informationen und kleine Einblicke in die Ausstellung: museum.baden.ch Öffnungszeiten Di–Sa 13–17 Uhr Historisches Museum Baden Do 12–19 Uhr Wettingerstrasse 2 So 10 –17 Uhr 5400 Baden Mo geschlossen

Foto: Historisches Archiv ABB Schweiz, n-1-1-64134

Mann an der Drehbank, BBC 1940er-Jahre.

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~ Hintergrund ~ WISSEN

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Melodie des Weinens

Von ÜMIT YOKER (Text) und IRENE MEIER (Illustration)

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ereits Neugeborene erkennen Stimme und auch Sprache ihrer Mutter, und sie ziehen sie allen anderen Stimmen und Sprachen gegenüber vor, das weiss man schon länger. Der Spracherwerb beginnt also keineswegs erst, wenn das Baby die ersten Silben formt oder Wörtchen spricht. Im letzten Trimester der Schwangerschaft fängt der Fötus an, Geräusche und Töne aus der Aussenwelt zu verarbeiten. Silben und Wörter dringen zwar nur verzerrt durch die Bauchdecke, dafür treten die sogenannten prosodischen Aspekte der Sprache umso stärker hervor: Melodie, Intonation, Rhythmus. Ein neugeborenes Baby nimmt seine Muttersprache zu Beginn also nicht anhand der Wörter und Sätze wahr, die wir in seiner Gegenwart sagen – sondern anhand der Weise, wie wir diese betonen. Doch,

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störungen des Universitätsklinikums Würzburg und ihre Kolleginnen feststellten. Denn im Weinen der beiden Babys spiegeln sich Charakteristiken der jeweiligen Sprachmelodie wider: Steigt bei Émile die Tonhöhe zum Ende einer Sequenz hin an, wie es für das Französische typisch ist, schluchzt Emil mit fallender Intonation. Bereits nach der Geburt haben Babys also die dominante Sprachmelodie ihres Umfelds nicht nur abgespeichert, sondern können sie auch reproduzieren. «Neugeborene sind äusserst motiviert, das Verhalten ihrer Mutter zu imitieren, um diese an sich zu binden», schreiben die Forscherinnen dazu als mögliche Erklärung. «Die Sprachmelodie ist vermutlich der einzige Aspekt der mütterlichen Sprache, den Babys schon so früh im Leben imitieren können.» In den vergangenen Jahren hat Wermke ausserdem beobach-

Finn schreit schwedisch und Laura deutsch. ­Babys können ­nämlich viel mehr, als ihre Muttersprache einfach wiederzuerkennen: Sie vermögen sie zu imitieren.

tet, dass die Klagemelodien von Neugeborenen je nach Muttersprache auch unterschiedlich komplex ausfallen. So verglich sie deutschsprachige Babys unter anderem mit Neugeborenen

fragte sich die Biologin und Anthropologin Kathleen Wermke irgendwann, prägt die Muttersprache vielleicht auch, wie Neugeborene sich äussern, konkret: Weinen deutsche Babys deutsch? In einem ersten Experiment hat Wermke gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen Birgit Mampe, Angela Friederici und Anne Christophe deshalb wenige Tage alte Babys, in deren Umfeld ausschliesslich deutsch gesprochen wurde, mit Neugeborenen verglichen, deren Eltern zu Hause nur französisch redeten. Jedes Mal, wenn eines der Neugeborenen zu weinen begann, schalteten die Forscherinnen das Aufnahmegerät ein, und siehe da! Tatsächlich verschafft der kleine Émile seinem Unmut anders Luft als der kleine Emil, wie die Leiterin des Zentrums für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungs-

aus China und Kamerun, deren Eltern Mandarin beziehungsweise Lamnso sprachen, eine Sprache aus dem Nordwesten des afrikanischen Landes. Sowohl Mandarin als auch Lamnso sind tonale Sprachen. Das bedeutet, dass der Ton beziehungsweise dessen Höhe und Verlauf fester Bestandteil eines Wortes oder Wortteiles sind. In nicht tonalen Sprachen wie Deutsch hingegen beeinflussen Melodie und Intonation die Bedeutung eines Wortes nicht. Sie dienen dort einzig dazu, grammatikalische Strukturen wie etwa Fragen zu markieren oder bestimmte Satzglieder hervorzuheben. Chinesische und kamerunische Neugeborene weinen entsprechend in weit mehr Tonvariationen als deutsche Babys. Ähnliches stellten Wermke und Kollegen bei schwedischsprachigen Neugeborenen fest: Auch sie lassen ihr Umfeld in komplexeren Melodieverläufen wissen, dass sie gerade müde oder hungrig sind. Schwedisch ist zwar keine eindeutig tonale Sprache. Aber sie unterscheidet sich aufgrund der verschiedenen Wortakzente, die ihr den charakteristischen Singsang verleihen, doch klar von nicht tonalen Sprachen wie Deutsch. Doch was nützt es, zu wissen, dass die eigene Enkelin anders weint als der schwedische Nachbarsbub, wenn sie schon den ganzen Morgen untröstlich ist? In erster Linie helfe aufgebrachten Babys natürlich, dass man selbst möglichst viel Ruhe ausstrahle, sagt Wermke am Telefon. Aber es gebe noch einen anderen Weg: die intensive Frequenzmodulation. «Ich mache Ihnen das gleich einmal vor», ergänzt die Forscherin, und schon erklingt am anderen Ende der Leitung ein langgezogenes Jaulen, fast, als heule ein Wolf den Mond an. «Das habe ich schon öfter in der Kita meiner Enkelin ausprobiert», erzählt Wermke lächelnd. «Funktioniert jedes Mal.» •

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~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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Achtsamkeit – ein Kinderspiel ? Von KARIN DEHMER ( Text) und CHARLOTTE AGER (Illustration)

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~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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DO S

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ACHTSAMKEIT Ursprünglich ein Element aus der buddhistischen Meditationspraxis. Bedeutet, bewusst alles wahrzunehmen, was im Augenblick geschieht, ohne darüber zu urteilen. # 01 ~ 2021


~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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Lieben, Arbeiten, Erziehen, Kochen, Sterben: Alle Aspekte unseres Lebens sollen derzeit achtsam bewältigt werden. Der Trend zum liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen ist zu einem Millionengeschäft geworden.

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or den unzähligen Selbsthilfebüchern, den Kursen, Workshops und Gadgets, den Kalendersprüchen und Meditations-Apps war Buddha. 2600 Jahre ist es her, dass der Begründer der nach ihm benannten Religion den Begriff der Achtsamkeit prägte. Meditation (vor allem die sogenannte VipassanaMethodik) und die damit verbundene Kultivierung von Achtsamkeit ist mit der buddhistischen Lehre eng verbunden. Sie dient der Vertiefung einer spirituellen Erfahrung. Als vor fünfzig Jahren immer mehr Menschen aus dem Westen nach Indien und in den Fernen Osten reisten, um das einfache Glück zu suchen, brachten sie auf diesem Weg Yoga und verschiedene fern­östliche Meditationspraktiken in ihre säkulare, westliche Welt zurück. Einer von ihnen war der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn. Er entdeckte in den Siebzigerjahren die Vipassana-Meditation und fragte sich, ob er damit nicht auch seinen Patienten mit chronischen Rücken- und Kopfschmerzen helfen könnte. Er konnte. KabatZinn löste die Achtsamkeit aus ihrem ursprünglichen, religiösen Kontext und leitete seine Patienten dazu an, auf den Atem zu achten, die Gedanken ziehen zu lassen, Körperteile einzeln wahrzunehmen, Schmerzen und Schmerzfreiheit zu anerkennen, aber nicht zu bewerten. In einem der vielen Interviews, die der in-

zwischen emeritierte Medizinprofessor in den letzten dreissig Jahren gegeben hat, sagte Kabat-Zinn: «Ich stiess mit meiner Idee erstaunlicherweise auf wenig Widerstand unter Ärzten und Kollegen. Die Tatsache, dass ich selbst Wissenschaftler war, half dabei sicher. Ausserdem wissen Ärzte selber auch, dass sie ihren Patienten medizinisch nur bis zu einem gewissen Punkt helfen können. Ab diesem müssen sie sich selbst helfen.» Und genau dazu dient das Programm, das Kabat-Zinn Ende der Siebzigerjahre begründet hatte: «Mindfulnes Based Stress Reduction (MBSR)», auf Deutsch: «Stressbewältigung durch Achtsamkeit» (siehe auch Begriffserklärung auf Seite 50). «Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden der ersten Kurse berichtete, das achtwöchige Programm habe ihnen mehr geholfen als in den letzten acht Jahren ihr Arzt»,

Sobald man ­versucht, an nichts zu denken, reagiert unser Gehirn wie ein wildes Pferd, dem man Zügel anlegen will. # 01 ~ 2021

sagt Jon Kabat-Zinn. Konkret geht es bei MBSR darum zu lernen, jeden Moment so wahrzunehmen, wie er ist, egal, ob dieser Moment ein «guter» Moment ist oder ein «schlechter». Zudem sollen mit MBSR Mitgefühl und Grosszügigkeit sich selbst und anderen gegenüber entwickelt werden, unabhängig davon, wie es einem gerade geht. Mittlerweile werden weltweit Kurse für Privatpersonen, Ärzte und Pflegepersonal angeboten und angewendet, seit bald 20 Jahren auch in der Schweiz. Hier sind sie zu einer beliebten komplementärmedizinischen Be­hand­lung geworden, die teilweise von den Zusatzversicherungen übernommen wird. VON ESOTERIK ZUM MEGATREND Um die Jahrtausendwende wurde Achtsamkeit zum wirtschaftlichen Mega­trend. Die Menschen waren bereit, immer mehr Geld für simple Methoden auszugeben, die Ausgeglichenheit und Wohlbefinden versprachen. Was die breite Masse bis anhin als esoterisch verpönt hatte, wurde hip und zu einem Milliardengeschäft. Grosse Firmen wie Google oder Microsoft boten ihren Arbeitnehmern Kurse an – Google entwickelte gar ein eigenes Achtsamkeitsprogramm für seine Mitarbeitenden – und ernteten dafür Kritik. Nicht die Ursachen von Stress würden mit solchen Programmen infrage gestellt, sondern das Anpassungsvermögen der Einzelnen. Anders gesagt: Die Überlastung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat nichts mit der Firmen- oder Führungsphilosophie zu tun, sondern mit einem ungenügenden persönlichen Durchhaltevermögen. Im Interview auf Seite 53 widerspricht Achtsamkeitstrainerin Béatrice Heller diesem Punkt. Oft hört man auch, der Achtsamkeits-Hype passe zum heutigen Trend der permanenten Selbstoptimierung. Die Achtsamkeits-Literatur allerdings widerlegt diese Behauptung. Es gehe darum, «Offenheit und Wertfreiheit anderen gegenüber zu lernen», steht da unter anderem, und: «darum, nicht unreflektiert die eigene Meinung zu äussern, sondern weniger


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voreingenommen anderen zu begegnen». Was bedeutet, dass bei einer konkreten Umsetzung von Achtsamkeit auch das Umfeld profitieren würde. BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN Johannes Michalak ist Professor für Psychologie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke bei Bochum (D). Er ist Autor zahlreicher Bücher über Achtsamkeit und forscht intensiv auf dem Gebiet. Michalak ist erstaunt, wie sehr das Interesse an wissenschaftlichen Studien zum Thema in den letzten 20 Jahren gewachsen ist. «Einerseits ­finde ich es natürlich gut, dass in unserer modernen Gesellschaft offensichtlich eine Art von Sehnsucht nach Kontakt zum Hier und Jetzt entstanden ist. Auf der anderen Seite teile ich die Befürchtung, dass gewisse Forschungen zu oberflächlich ausgeführt werden.» Johannes Michalak erforscht mit seinem Team die Wirkmechanismen von Achtsamkeit – also auf welche Art und Weise die Methode in der Behandlungstätigkeit mit Patienten wirkt. «2016 hat eine grösser angelegte Metaanalyse, welche die Ergebnisse von mehreren Studien zusammenfasst, gezeigt, dass Achtsamkeit in der Behandlung von Depressionen mindestens genauso wirksam ist wie eine medikamentöse Therapie.» Kein Wunder, hat sich die Achtsamkeits­ praxis mittlerweile in der westlichen Medizin, Psychologie und Psychiatrie etabliert. Patientinnen und Patienten, die damit Mühe bekunden, gibt es dennoch. Johannes Michalak: «Es ist normal, dass man sich von einem solchen Trend auch unter Druck gesetzt fühlen kann, was einen Widerstand auslöst. Dass das Ganze aber Quatsch ist, stimmt schlicht nicht, dafür sind die vielen Studien zu eindeutig.» Ob man Achtsamkeit als Therapie bei einer psychischen Erkrankung oder als private Entspannungsmethode anwendet – mit den Übungen und mit Meditation im Allgemeinen ist es wie mit Sport und Muskelaufbau: Man muss regelmässig üben. «Achtsamkeit ist natürlich klar aufwen-

« Dass das Ganze Quatsch ist, stimmt schlicht nicht, dafür sind die vielen Studien zu eindeutig.»   JOHANNES MICHALAK, ACHTSAMKEITSFORSCHER

diger, als einmal pro Tag eine Tablette zu schlucken. Sie braucht Zeit und Disziplin», sagt Michalak. Kaum jemand schafft es auf Anhieb länger als einige Sekunden, die Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Einkaufsliste, To-do-Liste, Tagträume: Sobald man versucht, an nichts zu denken, reagiert unser Gehirn wie ein wildes Pferd, dem man Zügel anlegen will. Dann gilt es, sich wieder zurückzuholen – ohne sich innerlich aufzuregen oder das Gedachte positiv oder negativ zu bewerten. «Wenn man sich zu wenig tiefgründig hingibt», sagte Kabat-Zinn vor einigen Jahren in einem Interview # 01 ~ 2021

mit SRF «Sternstunde», «langweilt man sich schnell und lässt es sein. Man sagt dann, das Ganze bringe nichts.» Er sagte es schulterzuckend, so wie das vermutlich auch ein Ernährungsberater oder eine Physiotherapeutin tun würde, deren Patienten sich nicht an die verordneten Massnahmen halten. Achtsamsein lehrt uns, was bis vor ein paar Jahrzehnten selbstverständlich gewesen ist: Wenn man arbeitete, arbeitete man, wenn man las, las man, ging man spazieren, ist man spaziert. Man hat nicht gleichzeitig WhatsApp gecheckt, den Schrittzähler aufgerufen oder das Wetter überprüft. Ein Schritt in Richtung Wiedererlernen der Fähigkeit, sich auf einen singulären Akt zu konzentrieren, wäre wohl, öfter bewusst das Handy zu Hause zu lassen. Was die Aufnahme einer regelmässigen Meditationspraxis betrifft, sollte man seine Ziele realitätsnah stecken, dafür ein lebenslanges Engagement einplanen. In seinem Bestseller «Achtsamkeit für Anfänger» schreibt Jon Kabat-Zinn: «Begegnen Sie Ihrer Meditationspraxis mit Sorgfalt, besonders für die ersten dreissig bis vierzig Jahre.» •


~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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ACHTSAMKEIT (engl. ­mindfulness) Das Konzept der Achtsamkeit ist als meditative Grundpraxis mit dem Buddhismus eng verbunden. Während Achtsamkeit in der westlichen Praxis, losgelöst von der Religion, zur Entspannung, zum Loslassen von kreisenden Gedanken und zur Überwindung von Schmerzen und Stress genutzt wird, will Achtsamkeit in der buddhistischen Lehre dem Meditierenden zur Einsicht verhelfen, dass er kein ewiges Selbst ist und dass das Leben lediglich aus einer Anhäufung vergänglicher Elemente besteht.

ACHTSAMKEITSPRAXIS Achtsamkeit kann methodisch durch regelmässige Praxis von Meditation, Yoga oder MBSR geübt werden oder informell, indem man im Alltag bewusst die Handlungen mit den Gedanken verknüpft. Also beim Kaffeemachen nicht daran denken, was man in der Zeitung gelesen hat, sondern wie gut der Kaffee riecht, beim Bügeln mit den Gedanken auf dem Bügelbrett bleiben, beim Joggen bei der Wahrnehmung der Umwelt. Kurz: Aus dem gedanklichen Hamsterrad aussteigen. Wichtiger als eine lange Übungsdauer ist Kontinuität. Besser täglich 10 Minuten üben als in unregelmässigen Abständen 45 Minuten.

UNTERSCHIED ACHTSAMKEIT UND MEDITATION Achtsamkeit und Meditation sind nicht das Gleiche, aber sehr eng miteinander verbunden (siehe oben). Eine Form von Meditation ist in den meisten Fällen Teil einer Achtsamkeitspraxis. Während bei der Achtsamkeit die Fokussierung immer auf dem gegenwärtigen Moment liegt, kann dieser bei der Meditation auch auf unterschiedlichen Objekten liegen, wie zum Beispiel dem Atem oder einem Mantra, das man innerlich aufsagt oder laut chantet (singt). Darüber hinaus geht es bei der Achtsamkeit darum, sowohl die inneren wie auch die äusseren Erfahrungen des gegenwärtigen Moments bewusst wahrzunehmen, wobei bei der Meditation eine «innere Versenkung» angestrebt wird.

MIND BASED STRESS REDUCTION (MBSR) MBSR wird übersetzt mit «Stressbewältigung durch Achtsamkeit» und wurde 1979 von Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik von Massachusetts (USA) im Zusammenhang mit Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelt. Im Zentrum des MBSR-Programms steht die Förderung der Fähigkeit, mit der aktuellen Erfahrung in Kontakt zu sein, ohne sich in Gedanken, Bewertungen, Sorgen oder Ängsten zu verlieren. MBSR wird grundsätzlich im Rahmen eines 8-Wochen-Kurses unterrichtet. Kernelemente sind achtsame Körperwahrnehmung, achtsame Körperarbeit (Yoga), Meditation im Sitzen und Gehen sowie Achtsamkeitsübungen für den Alltag. Der MBSR-Verband Schweiz zählt über 250 zertifizierte MBSR-Lehrerinnen und -Lehrer. Ein Kurs kostet zwischen 600 und 900 Franken und wird von vielen Zusatzversicherungen übernommen. mindfulness.swiss

MC MINDFULNESS Der Begriff wird dem US-Amerikanischen Wirtschafts-Professor Ronald Purser zugeschrieben, der diesen in den vergangenen Jahren immer wieder im Zusammenhang mit seiner Kritik am Mindfulness-Hype äusserte. 2019 erschien sein Buch «McMindfulness» (noch nicht auf Deutsch erhältlich), in dem er vor einem schnellen Konsum der Spiritualität ohne höheren Erkenntnisgewinn warnt. Purser, selbst praktizierender Zen-Buddhist, kritisiert hauptsächlich, dass Achtsamkeit als ein ursprünglich spirituelles Konzept aus seinem religiösen und ethischen Kontext gelöst und zum Zweck der Selbst­ optimierung und Leistungssteigerung verwendet und wie eine Ware angeboten werde.

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« Meditation wird mystifiziert » NACHGEFRAGT BEI ACHTSAMKEITSTRAINERIN BÉATRICE HELLER

Von KARIN DEHMER (Interview)

BÉATRICE HELLER (63) ist Dipl. Psychologische Beraterin und ehemalige Personalverantwortliche. Seit 18 Jahren arbeitet sie als Achtsamkeitstrainerin und unterrichtet «Mindfulness-Based Stress Reduction» (MBSR) (siehe Begriffserklärung auf Seite 52). 2009 gründete sie das Zentrum für Achtsamkeit in Zürich. centerformindfulness.ch

Frau Heller, würden Sie jemandem ein Achtsamkeitstraining empfehlen, der zwar von sich sagt, gestresst, ausgepowert oder überfordert zu sein, aber gleichzeitig Achtsamkeit als esoterischen Kram abtut? Béatrice Heller: Wenn jemand dem Thema gegenüber abgeneigt ist, wäre ich zurückhaltend. Würden Sie eher eine psychologische Beratung empfehlen? Auch nicht, nein. Ich vertraue aufgrund meiner jahrelangen Meditationspraxis der Kraft der freundlichen Präsenz – oder eben Achtsamkeit. Deshalb würde ich wohl versuchen, ohne diese Wörter in den Mund zu nehmen, das Grundbedürfnis von überreizten oder gestressten Menschen anzusprechen. Nämlich zurückzufinden in die gelebte Präsenz, zur Fähigkeit, jederzeit im aktuellen Moment zu sein. Zu spüren, hören, riechen, schmecken … alles, was wir von Moment zu Moment über die Sinneswahrnehmungen aufnehmen können. Was für skeptische Menschen dann natürlich sehr esoterisch klingt. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, was Sie unter «gelebter Präsenz» verstehen? Wenn wir mit dem Enkelkind spielen, tatsächlich hören, was das Kind sagt. Seine Mimik wahrnehmen und vielleicht auch, was die kindliche Reaktion in uns selbst auslöst. Das ist nur möglich, wenn wir nicht gleichzeitig über ein Buch nachdenken, das wir gerade lesen oder die berühmte Einkaufsliste im Kopf schreiben. ~

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Braucht es wirklich ein achtwöchiges Programm, um das zu lernen? Nein, das braucht es nicht. Achtsamkeit kann auch ohne Kurs wiederentdeckt werden. Da unsere Gewohnheiten, ­gerade das andauernde Bewerten von allem und jedem, stark sind, braucht es aber viel Übung, um davon wegzukommen. Die Forschung bestätigt auch, dass Achtsamkeit wie ein Muskel durch regelmässiges Üben aufgebaut wird. Ob das jetzt ein achtwöchiger Kurs ist oder eine App, mithilfe derer man täglich 10 Minuten übt, ist für den Anfang nicht entscheidend. Können Sie eine niederschwellige Einstiegsmöglichkeit nennen? Sich mit Meditation auseinandersetzen, ist sicher ein guter Anfang. Da gibt es unzählige Bücher und Apps. Wissen Sie, Meditation wird unglaublich mystifiziert. Man hat Vorstellungen von Menschen, die stundenlang im Lotussitz

verharren. Dabei geht es in erster Linie darum, das eigene Leben bewusster wahrzunehmen. Ein einleuchtender Punkt der Kritiker scheint zu sein, dass man mit Achtsamkeit bloss lernt, noch stressresistenter zu werden. Da möchte ich ausholen. MBSR basiert auf der buddhistischen Philosophie, die unter anderem besagt, dass Unangenehmes zum Leben gehört. Das ist eine Tatsache. Ob ein platter Pneu, Schmerzen, zu viel Arbeit: Menschen, die mit Achtsamkeit vertraut sind, können in solchen Situationen typische Stressreaktionen erkennen und angepasst reagieren, statt sich im Ärger oder Selbstmitleid zu verlieren. Es geht also nicht darum, stressresistenter zu werden, sondern durch den achtsamen Umgang zu erkennen, was einem selbst und der Situation gut tut und was nicht. Gut möglich also, dass ein gestresster

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Mitarbeiter nach einem Achtsamkeits­ training besser mit Drucksituationen umgehen kann. Ich kenne aber auch Menschen, die sich infolge grösserer Klarheit und gesteigertem Mitgefühl für sich selbst eine neue Arbeitsumgebung gesucht haben. Nun nimmt aber die Flut von Dingen, die täglich auf uns niederprasseln, durch den zusätzlichen Task eines Achtsamkeitstrainings nicht ab. Nein, aber die Fähigkeit darin, präsent zu bleiben, nimmt zu. Die Fähigkeit, weniger impulsiv zu reagieren oder Verantwortlichkeiten nicht an sich zu nehmen, sondern dort zu lassen, wo sie herkommen. Der Umgang mit der Flut wird besser, die Selbstfürsorge nimmt zu. Die Beziehung zu dem vielen, was auf uns niederprasselt, verändert sich. •


~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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RUNTERKOMMEN

Kinder machen es besser Kinder können komplett im Jetzt ­leben. Lassen Sie sich davon ­inspirieren und holen Sie sich mit ­Unterstützung Ihrer Enkelkinder ­zurück in den gegenwärtigen Moment.

NICHTS FÜR MIMOSEN Das Kind schliesst die Augen. Jetzt berührt Oma oder Opa es an einer Stelle am Körper. Mit geschlossenen Augen versucht das Kind danach, möglichst genau auf dieselbe Stelle zu deuten. Nach einigen Durchgängen ist Oma oder Opa dran mit Augenschliessen. Die Übung stärkt die Körperwahrnehmung.

PIPPI WEISS ES BESSER

ALLES ZU SEINER ZEIT Beim Zähneputzen, Essen, Aufräumen: Versuchen Sie, mit den Kindern im Moment zu bleiben. Sprechen Sie beim Aufräumen nicht übers bevorstehende Menü, beim Essen nicht über die Gutenachtgeschichte, und kämmen sie den Kindern nicht die Haare, während diese die Zähne putzen. Es geht nicht darum, die Tätigkeiten still auszuüben, sondern sich voll und ganz mit ihnen zu beschäftigen. Wie schmeckt die Zahn­ pasta? Wie fühlt es sich an, mit der Hand in der Lego­ kiste zu graben?

Auf den Rücken liegen, Augen schliessen, einige Male tief ein- und ausatmen. Kinder, die mit dem Ausdruck «tief«» nicht viel anzufangen wissen, kann man die Atemzüge auch leise mitzählen lassen. Das hat den Vorteil, dass der Denkapparat eine Beschäftigung hat und nicht abschweifen kann. Mit diesem Trick helfen sich Erwachsene auch beim Meditieren.

AUGEN ZU UND DURCH Die Kinder müssen im Restaurant aufs Essen warten? Am Postschalter anstehen? Schliessen Sie mit ihnen die Augen und zählen Sie zuerst alles auf, was sie hören, danach alles, was Sie riechen.

Pippi Langstrumpf ist ein Achtsamkeitsprofi. Und was tut Pippi, wenn ihr langweilig ist? Richtig, sie geht «Sachensuchen». Das nächste Mal, wenn Sie mit den Kindern einen Spaziergang machen, lassen Sie sie Sachen suchen. Steine, einen knorrigen Ast, einen Tannzapfen, ein schönes Blatt. Wie fühlen sich die gefundenen Gegenstände an? Sind sie zerbrechlich oder robust? Warm oder kalt?

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INNEHALTEN STATT RANHALTEN Spielen die Kinder in aller Ruhe zusammen, bietet sich Gelegenheit, schnell die Wäsche aufzuhängen, ein paar Mails zu beantworten, den Müll rauszutragen. Widerstehen Sie den Versuchungen doch einmal und schauen Sie den Kindern einfach zu, ohne ihr Spiel innerlich zu bewerten.


~ Dossier ~ ACHTSAMKEIT

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Apps

Bücher ACHTSAMKEIT FÜR ANFÄNGER – JON KABAT-ZINN

INSIGHT TIMER Kostenlos. iOs und Android.

Nummer 1 der kostenlosen Meditations-Apps. Ein Sammelsurium an geführten Meditationen. Möglichkeit, Gruppen beizutreten und sich mit anderen Nutzenden auszutauschen. Zeigt anhand von Statistiken die persönlichen Fortschritte an.

HEADSPACE Zehntägiger Einsteigerkurs kostenlos, danach um die 12 Franken monatlich. iOs und Android.

Die bekannteste kostenpflichtige Meditationsapp weltweit. Hunderte von geführten Meditationen, über 40 Übungen zu Achtsamkeit beim Kochen, Essen, Pendeln und mehr. Kurze Mini-Meditationen für jederzeit. Schlafklänge für eine erholsame Nachtruhe. SOS-Übungen bei Panikattacken und Stresssituationen. Persönliche Statistiken.

7MIND

Arbor Verlag, 2019, 28 Franken.

Jon Kabat-Zinn zeigt auf, wie die Praxis der Achtsamkeit in das tägliche Leben integriert werden kann. Mit seinen geführten Übungen und Meditationen zum Download bietet das Buch einen Einstieg für all jene, die mit der Achtsamkeitspraxis noch wenig oder gar keine Berührung hatten. Überarbeitete Ausgabe.

MIT KINDERN WACHSEN Myla und Jon Kabat-Zinn, Arbor Verlag, 2020, 30 Franken.

Grundsätzliche Überlegungen dazu, was Achtsamkeit in der Erziehung und im Umgang mit Kindern bedeutet. Viele praktische Beispiele und konkrete Hinweise. Überarbeitete Ausgabe.

Gratisversion mit Grundlagenkursen und ausgewählten Meditationen oder im Abo für ca 10 Franken im Monat.

Zum Einstieg sieben Grundlagen-Meditationen, die laufend erweitert werden können. Meditationskurse zu Stress, Glück, Gesundheit, Kreativität und Beziehung. Mit sogenannten Jetzt-Übungen für bestimmte Situationen kann beispielsweise das Einschlafen erleichtert oder eine Wartezeit überbrückt werden.

BINJA – MEINE REISE DURCH DIE WELT DER GEFÜHLE Ruth Monstein, Edition Punktuell, 2018, 25 Franken.

Binja durchlebt wie jede Zehnjährige die Gefühle Angst, Wut, Eifersucht, Hoffnungslosigkeit, Trauer und Freude. Binjas treuer Begleiter Alfonso zeigt ihr, wie sie ihren überwältigenden Gefühlen begegnen kann. Sie lernt, dass das achtsame Atmen hilft, immer wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.

ANGEBOT FÜR LESERINNEN UND LESER Das Zentrum für Achtsamkeit in Zürich bietet für Leserinnen und Leser von «Grosseltern» einen Einführungskurs in MBSR an. Datum: 28./29. Mai 2021, Kosten 160 Franken. Information und Anmeldung: sekretariat@centerformindfulness.ch mit dem Vermerk «Einführung in MBSR». centerformindfulness.ch

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~ Service ~ ~ 01 / 2021 ~ UNTERWEGS WETTBEWERB

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Bequem und warm am Lagerfeuer Seit 1981 ist Switcher die Schweizer Pioniermarke in Sachen ökologische und faire Herstellung von Textilien. Mit ihrem Einteiler «Geelee» werden regnerische Sonntage und gemeinsame Ferienabende auf dem Campingplatz noch gemütlicher. Wie das gesamte Switcher-Sortiment sind auch die «Geelees» aus recyclebaren Stoffen, nachhaltig und umweltschonend produziert. *Ihr Gewinn umfasst vier «Geelees», freie Wahl von Farbe und Grösse.

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~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

Wüste

Illustration: Irene Meier

Flüche

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EIN GROSSVATER (68) FRAGT: Wir hüten regelmässig unsere Enkelkinder im Schulalter und stören uns zunehmend an deren grober Sprache. Die Kinder fluchen, benutzen grobe Ausdrücke und betiteln sich gegenseitig mit schlimmen Wörtern. Wir haben die Eltern darauf angesprochen. Sie sind der Meinung, das sei eine Phase und normal in dem Alter, wir sollen es einfach ignorieren. Das fällt uns allerdings nicht leicht.


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DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

enn Ihre Enkelkinder im Schulalter sind, haben sie immerhin die «Bisi-Fudi-Gaggi-Phase» hinter sich gebracht. Zu der Zeit können wir noch davon ausgehen, dass die Kinder einfach herumpröbeln, um herauszufinden, wie weit sie gehen dürfen, bis ihnen sogar die Oma mal Grenzen setzt. Kindern im Schulalter hingegen ist schon viel mehr bewusst, welche Wörter welche Wirkung erzielen. I­rgendwie spüren sie, dass Kraftausdrücke etwas Verbotenes an sich haben, und dadurch üben sie einen gewissen Reiz aus. Manche Erwachsene ignorieren die oftmals bewusst eingesetzte Provokation in der Hoffnung, es gebe sich von selbst wieder, wie damals, als die Kinder noch klein waren. Andere Erwachsene stören sich so sehr daran, dass sie diese wüsten Ausdrücke nicht dulden. Aus meiner früheren Tätigkeit

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in einem Heim für erziehungsschwierige männliche Jugendliche weiss ich, dass die Änderung eines unerwünschten Verhaltens nur dann erreicht werden kann, wenn man in seinem Innersten komplett von dem überzeugt ist, was man erreichen will. Dabei ist es keineswegs nötig, den Wunsch laut oder gar aggressiv zu äussern. Damit könnte sogar das Gegenteil erreicht werden. Erforderlich ist vielmehr die tiefe innere Überzeugung und die daraus resultierende mentale Stärke. Lassen Sie also Ihre Enkelkinder wissen, dass sie in Ihrer Anwesenheit keine beleidigenden oder verletzenden Ausdrücke verwenden sollen. Falls Ihre Enkel dennoch mal wütend sind und Dampf ablassen müssen, könnte ein Raum bestimmt werden, in dem dies möglich ist. Welcher das sein könnte, entscheiden am besten alle miteinander. Eine andere Möglichkeit wäre, die zu verbannenden Wörter aufzuschreiben, sie nochmals erlaubt zu geniessen, um sie anschliessend mit einem dicken Stift zu übermalen. So wäre augenfällig ausgedrückt, dass diese Wörter zumindest in Ihrem Haus von nun an tabu sind. Für dieses Vorgehen wünsche ich Ihnen die nötige temporäre Toleranz beim Aufschreiben und für die anschlies­ sende Zeit der Abstinenz die ebenso nötige mentale Stärke. •


~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

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Alles Liebe

Iss die Hälfte: Viele werde ich jetzt enttäuschen. Es spielt für Ihre weitere Lebensspanne von sagen wir 15 bis 20 Jahren kaum mehr eine Rolle, was Sie essen. Natürlich sind Diabetiker, Nieren- und Herzkranke davon ausgenommen. Aber als dem Alter entsprechend gesunde Person können Sie Ihr Restleben auch Pizzas, Hamburger und Döner futtern, voraussichtlich – und das ist der springende Punkt – Sie essen immer, wirklich immer, nur die Hälfte. Wenn ich etwa von 90-jährigen Ehepaaren höre, die unglaublich gesund essen, ist das sympathisch und qualitativ und oft auch ökologisch sinnvoll, aber auf die Verlängerung des Lebens hat es fast keinen Einfluss. Lauf das Doppelte: Da ist etwas dran. Ob Haushalt, Gartenarbeit, Wandern, Velofahren, Treppensteigen, Schwim-

Geben Sie Gas: Unser Hausarzt münzt ein tibetanisches Sprichwort auf das Altern um.

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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or einem Jahr haben wir von Freunden eine Karte als Antwort auf unseren Neujahrsbrief erhalten. Darauf war ein tibetanischer Spruch zu lesen, der sinngemäss lautet: «Iss die Hälfte – lauf das Doppelte – lach das Dreifache – liebe ohne Mass». Ein gutes Motto, zweifellos. Und es gibt medizinische Evidenz dafür. Also, liebe Leserinnen und Leser, geben Sie Gas, endlich dürfen wir geplagten Wohlstandsmenschen übertreiben, denn im Grunde genommen geht auch die Anweisung zum weniger Essen in diese Richtung. So sieht das Motto für ein couragiertes Altern aus:

men, Tanzen, Tennis oder Fitnessclub, alles, was mit Bewegung zu tun hat, ist okay. Macht nicht nur fit, sondern ölt auch die Gelenke, muntert die matte Seele auf, lässt besser schlafen, verbraucht Kalorien und so weiter. Der Halbmarathon ist nicht nötig und bringt auch nicht mehr als das zügige Gehen. Lach das Dreifache: Ich kann mir denken, dass einige sich beim Lesen jetzt sagen, der Schreibende hat gut lachen. Mir geht es nicht so gut und das Lachen fällt mir schwer. Dafür habe ich Verständnis, denn auch ich bringe es nicht jeden Tag fertig. Vielleicht reicht ein feines Lächeln, vielleicht reicht sogar das Lächeln eines andern Menschen. Angeblich soll schon das bewusste Verziehen der Gesichtsmuskeln zu einem Lächeln Wohlbefinden auslösen. Einfach probieren. Sicher aber jede Möglichkeit nutzen, mit andern zu lachen. Auch das Lustspiel im Theater oder Film, das Kabarett oder die Grosskinder können Lachgeneratoren sein. Liebe ohne Mass: Jetzt wird es etwas diffizil, zum einen wegen der immer noch alltagsbeherrschenden Pandemie und zum andern, weil ja nicht jede/r einfach Menschen hat, die er lieben kann. Wenn da Menschen sind, Grosskinder, Familie, Freunde, die Lebenspartnerin, der Lebenspartner, ist das natürlich besonders schön. Aber es gilt, den Begriff auszuweiten. Es geht ja nicht nur um die romantische Liebe. Es geht um die Beziehungen, den Austausch, die Zugehörigkeit. Die Zuneigung zur Hauskatze, die Freude an der Natur, die Leidenschaft für Musik, das Theater, die Bücher, das Wandern, Singen und das Zusammensitzen in der Gruppe. Wenn man den Begriff Liebe weit fasst, wird es für jeden und jede realistisch, zu lieben, dann vermag man es selbst in der Einsamkeit. Haben wir Menschen in Zentraleuropa nicht manchmal zu viel Angst vor Gefühlen und beneiden Menschen in andern Ländern? Lieben kann ein Risiko sein. Aber es lohnt sich, darauf einzugehen ... •

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~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

Geteilte Freude Daniela hat keine Eltern, mit denen sie sich über die Freuden des neuen Mutterseins austauschen kann. Deshalb schickt sie ihrer Hebamme regelmässig Bilder und Videos. Bis die kleine Tochter sich aufmacht und selber ein Grosi findet.

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ls ich Daniela zum ersten Mal begegne, sitzt sie mir bei ihrer Psychologin mit verschränkten Armen und einem dunklen Blick

hat mit ihren 25 Jahren bereits sehr viel Leid erleben müssen. Mit 17 Jahren verlor sie ihre Lehrstelle, da haben sie ihre Eltern auf die Strasse gestellt. Seither

gegenüber. Der positive Schwangerschaftstest war gibt es keinen Kontakt mehr. Mein Respekt und meiein Schock, deshalb bat mich ihre Psychologin um ne Achtung für sie und ihren Weg wachsen mit jeein gemeinsames Treffen. Ich stelle mich vor, erläudem Teil ihrer Geschichte, den sie mit mir teilt. Bald tere, was eine Hebamme macht und was ich ihr anist zwischen uns viel Vertrauen gewachsen. bieten kann. Nach jedem Satz macht sie entweder Gemeinsam mit der Psychologin und weiteren Fachgrosse Augen oder wendet sich ab. Behutsam wähle personen bereiten wir Geburt und Nachgeburtszeit ich meine Worte und beschränke mich auf die wichvor. Daniela schafft es, sich mutig ihrer Geschichte tigsten Informationen. In Danielas Gesicht meine ich und ihrer Zukunft zu stellen. Es kommt nicht alles von Neugier über Scham, Ekel, Überforderung bis hin gut. Ihre Beziehung geht in die Brüche, es braucht zu Angst alle Gefühle lesen zu können. einen Klinikaufenthalt. Doch vieles hat sich denIch bin mir sicher, dass sie mich noch verändert. Daniela hat einie wieder sehen will. Jedoch: Sie nen Sinn im Leben gefunden, eine vereinbart einen Termin. Als ich neue Rolle, in der es ihr wohl ist, sie eine Woche später im Wartein der sie aufgeht. Die kleine Lena zimmer abhole, begrüsst sie mich öffnet die Welt für ihre Mama mit gesenktem Blick und einem auf eine Weise, dass auch diese unfreundlichen «Hallo». Sie setzt der Welt wieder begegnen kann. sich hin und wartet. «Ich freue Weg ist der düstere Blick, die Vermich, dass du gekommen bist. schlossenheit. Seit über zwei JahIch war mir nicht sicher, was du ren bekomme ich jeden Monat CAROLE LÜSCHER (47) von mir und überhaupt von einer ein Update über Lenas Entwickist Hebamme Msc, Geschäfts­Hebamme hältst. Wie geht es dir lungsschritte, Bilder von Ausflüführerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie jetzt?», beginne ich. Sie blickt ergen, dem ersten Zahn, manchmal Dozentin und engagiert sich staunt auf. «Ja, das war schon etein Video. Ich höre Daniela beim berufspolitisch. Sie ist was viel auf einmal. Aber du hast Filmen mit Lena sprechen – liebeverheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch alles gut erklärt. Das hat mir gevoll, geduldig, stolz. Daniela hat holfen», antwortet Daniela. keine Eltern oder Grosseltern, mit In den nächsten Wochen sehen wir uns regelmäsdenen sie ihre Freude teilen kann. Deshalb schickt sig. Hinter der harten Fassade lerne ich eine verletzsie die Fotos und Videos immer noch mir. liche junge Frau kennen, die alles geben will, um eine Letzthin hat sie angerufen und erzählt, dass Lena gute Mutter zu werden. Stolz trägt sie bereits nach selbst ein Grosi gefunden hat. Beim Entenfüttern dem ersten Ultraschall den Namen des ungeborenen ging die Zwei­jährige frischfröhlich auf die ältere Mädchens in ihren Schwangerschaftspass ein. Das Dame zu. Doch davon erzähle ich Ihnen in der nächsberührt mich, das macht sonst keine Frau. Daniela ten Kolumne … •

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60 Von KARIN DEHMER ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

ST. IMIER

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lesMétaires

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ouvert offen

ST. IMIER

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Unterwegs im Berner Jura kann man das Picknick getrost zu Hause lassen. Berggasthöfe und Produzenten lokaler Köstlichkeiten warten auf hungrige Wanderbäuche – sofern die momentanen Corona-Massnahmen es erlauben.

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SCHAUKÄSEREI

In der Käserei Fromages Spielhofer wird nach alter handwerklicher Tradition, aber mit modernsten

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MONT SOLEIL Per Standseilbahn erreicht man den Mont Soleil auf 1280 Metern. Liegt Schnee, bietet sich Gelegenheit zum Schlitteln, Skifahren oder Langlaufen. Mit oder ohne Schnee empfiehlt sich der Erlebnispfad vom Mont Soleil zum Mont Crosin. Neben der tollen Weitsicht gibt es am Wegrand interessante Ausführungen zum Thema Energie nachzulesen. Auf dem Mont Soleil befindet sich nämlich das grösste Sonnenkraftwerk der Schweiz und auf dem Mont Crosin wird der Wind als Energiequelle genutzt. Bei Schnee ist dieser Weg gut gepfadet. Wanderzeit: knapp 2 Stunden, verschiedene Einkehrmöglichkeiten. montsoleil.ch

Mitteln Käse produziert,

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allen voran der im Berner

~ Herausgepickt ~

Jura verankerte Tête de Moine. Die Käserei ist ganzjährig geöffnet und für die Besichtigung braucht es während der Öffnungszeiten keine Voranmeldung. fromagesspielhofer.ch 3

SCHOKOLADENFABRIK CAMILLE BLOCH Aus dem Nachbarort Courtelary kommen Ragusa und Torino-Schoggistängeli. Die Erlebniswelt von Camille Bloch bietet Besucherinnen und Besuchern Einblick in die langjährige Unternehmensgeschichte und natürlich in die Herstellung von Schokolade. Unter kundiger Leitung kann im Atelier das eigene Ragusa gegossen werden. Bistro mit Terrassen und einem grossen Aussenspielplatz. Achtung: Infolge Covid-19 sind evtl. nicht alle Attraktionen zugängig.

LES MÉTAIRIES Der Berner Jura zählt nicht weniger als 50 Berggasthöfe, sogenannte «Métairies», die über die Höhenzüge verstreut sind. Die Gastgeberinnen und Gastgeber servieren regionale und traditionelle Spezialitäten, meist direkt auf dem Hof produziert. Viele Métairies sind von April bis November geöffnet, einige empfangen aber auch im Winter Gäste und sind somit ein beliebtes Ziel für Winterwandernde: Métairie de Gléresse, Métairie de Meuringue oder La Petite-Douanne. j3l.ch/de/G238/faszination-metairie

camillebloch.ch Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr.

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~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Felsenegg – Albispass

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ugegeben, diese Wanderung ist kein Geheimtipp. An einem Hochnebel-Sonntag kann es sich auf den Wanderwegen und Terrassen der Restaurants entlang der Albiskrete schon mal wie mitten auf der Doppelseite eines Wimmelbuchs anfühlen. Kinder wandern und spazieren ja aber bekanntlich besser, wenn sie von anderen Kindern umgeben sind. Ein Umstand, der sich somit erfüllt. Die Gondel der Felseneggbahn bringt die Wanderlustigen von Adliswil hinauf zur Felsenegg. Während der Fahrt und auch später, zu Fuss unterwegs, hat man immer wieder eine imposante Aussicht auf den Zürichsee und die umliegenden Berge. Von der Bergstation folgt man dem Wanderweg Richtung Buchenegg, nach einer kurzen Steigung immer geradeaus der Albiskrete entlang. Abwechselnd wird der Blick frei in Richtung Säuliamt und hinab auf den Zürichsee. Nach Buchenegg geht dann der Weg in den Wald hinein bis hinab zur Albispasshöhe. Einerseits, falls noch Schnee liegen sollte, gibt es da einen wunderbaren, weit auslaufenden Schlittelhang und andererseits gleich mehrere Ausflugsrestaurants. Man kann diese Wanderung auch in umgekehrter Richtung machen. Auf dem Weg passiert man mehrere Weiler und Höfe mit Bauernhofläden, die Käse, selbst gemachte Konfitüre und mehr feilbieten. ~KD

VON FELSENEGG (ADLISWIL, ZH) BIS ALBISPASSHÖHE (LANGNAU AM ALBIS, ZH) Anreise: Mit der Gondel ab Adliswil bis Felsenegg. Rückreise: Ab Albispasshöhe mit dem Bus bis Bahnhof Hausen am Albis. Einkehren: Chnusperhüsli Buchenegg 8143.ch oder Albishaus albishaus.ch

897 m

810 m

744 m

N DE R WAN MIT SIE LTERN» S SE O R Am Freitag, 9. April 2021, haben Sie Gelegenheit, «G

gemeinsam mit dem Verleger und den Redaktorinnen auf einer leicht abgeänderten Variante dieser Route zu wandern. Melden Sie sich bei Interesse unter: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Übernachten ~

JUFA HOTEL

~ Ausflugstipps ~

WINTERERLEBNISSE IN DER KINDERREGION

Mitten im liechtensteinischen Winter- und Wanderland Malbun, auf 1600 Meter, liegt das Familienhotel JUFA. Die Kinder werden vom atemberaubenden Panorama vielleicht etwas weniger begeistert sein als die Erwachsenen. Dafür leuchten die Augen der Kleinen beim Entdecken des grossen Kinderparadieses, beim Schlemmen vom Kinderbuffet oder auf Skis oder Schlitten im

Es schneit draussen, alles färbt sich weiss und eine weiche Pulverschicht legt sich über die Kinderregion – in solchen Momenten schlagen nicht nur Kinderherzen höher.

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nahen «malbi-Park», einer 3600 Quadratmeter grossen Erlebnis-Schneefläche, die für JUFA-Gäste gratis ist. Viererzimmer für zwei Erwachsene und zwei Kinder im März ab 434 Franken, inkl. Vollpension. ~KD

Wenn es draussen eisig kalt ist, muss drinnen in der warmen Stube bleiben nicht immer auf dem Programm stehen. Auch in der kalten Jahreszeit gibt es an der frischen Luft in der Kinderregion vieles zu erleben. Holt den Schlitten aus dem Keller und saust den Uetliberg oder die Alp Egg bis Ricken runter. Oder wie wär’s mit einer Fahrt mit der steilsten Standseilbahn zum Stoos gefolgt von Skifahren im Gebiet? Auch der Atzmännig lockt mit zahlreichen Winteraktivitäten wie Schlittelbahnen, kinderfreundlichen Skipisten und einem mini Fun Park für Freestyler und Luftakrobaten. Alle, die es etwas ruhiger mögen, können sich auf eine idyllische Winterwanderung von Raten bis zum Gottschalkenberg freuen oder erste Gehversuche auf der Langlaufloipe Weisslingen/Lendikon unternehmen. Die Angebote sind zahlreich und auf jedes Alter zugeschnitten. Weitere Ausflugsideen und Informationen: kinderregion.ch/herbst

JUFA HOTEL FL-9497 Triesenberg 0042 3 399 20 00 malbun@jufahotels.com jufahotels.com

In der Kinderregion liegen die schönsten Ausflugsziele und Freizeiterlebnisse direkt vor der Haustür. Viel Spass beim Entdecken. Ein Artikel in Zusammenarbeit mit

Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr. kinderregion.ch # 01 ~ 2021


~ Service ~ UNTERWEGS

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Bis 30. 5. 2021 Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4051 Basel Di bis So 10 –17 Uhr Erwachsene 19 Franken (für das ganze Museum) Kinder bis 13 Jahre gratis Familientour Entdeckt: Erde am Limit, Familienführer 2 Franken. nmbs.ch

Eichhörnchen zu mehr Nahrung und haben folglich mehr Nachwuchs. Und so erarbeiteten sie sich die weiteren Verbindungen, bis Felia sehr dringlich rief, dass sie etwas «Uuuuschönes» entdeckt habe! Es war ein Mauswiesel, aber viel mehr ging es um das Wahrnehmen ihrer Interessen. Also gut, vielleicht diese Bilderfolgen auf dem Bildschirm? Hier akzeptierte sie das Vorlesen der grossen Schwester, weil sie das Programm steuern durfte. Viele Beispiele stellten dar, wie eine Gruppe verschiedenartiger Pflanzen oder Lebewesen grössere Chancen hat, nicht vollständig zu verschwinden, wenn sie angegriffen wird, als eine Gruppe gleichartiger Individuen. Gerüstet mit der Erkenntnis,

dass fast alles miteinander verbunden ist im Naturkreislauf und dass Vielfalt schützt, suchten die Kinder nach mehr «Futter». Sie bewunderten die Gletscherbilder, fanden aber die Fotos mit den abgeschmolzenen Gletschern genauso schön wie die anderen, die Tonspur mit den Geräuschen der Naturgewalten, die immer gewaltiger werden, schön gruselig, das Plastiksammelgut aus dem Meer eine spannende Collage. Die Grossmutter hätte viel erklären müssen, was sie sich aber noch nicht in «leichter Sprache» zurechtgelegt hatte. Die «Klimasimulation» war das Highlight. Lioba und Felia begriffen dank den Reglern an der Simulation, wie Entwaldung, CO²- und Methan-Ausstoss die Wärmeentwicklung beeinflussen. Sie wollten die Anzahl Kühe (und damit den Methan-Ausstoss) auf heutigem Stand behalten, mussten dafür aufforsten und CO² reduzieren, um den Temperaturanstieg im grünen Bereich zu halten. Felia fand die Sonnenkollektoren, die dabei helfen. Autos gab es bei diesem Szenario gar keine. Jetzt müssen sie das alles nur noch den Politikerinnen und Politikern erklären. •

ie Grossmutter wollte wissen, ob das Naturhistorische Museum in Basel mit seiner Sonderausstellung zum Klimawandel auch die Enkelinnen Lioba (9) und Felia (7) ansprechen kann. Im ersten Raum fanden sich heimische Wildtiere hinter Glas. Manche waren mit farbigen Linien verbunden. Aha, irgendwie wird ein Netzwerk dargestellt. Die Grossmutter entdeckte das grosse Ringheft an der Wand und suchte darin eine kindgerechte Erklärung. Lioba nahm es ihr aus der Hand und las selber vor. Und mit ein wenig Hilfe bei einigen Wörtern verstand sie die Zusammenhänge. Wenn etwa der Sperber die Jungen des Eichelhähers jagt und es also weniger Eichelhäher gibt, die Eicheln fressen, kommen die

ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 01 ~ 2021

Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr.


~ Service ~ EINKAUFEN

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~ Service ~ SPIELEN

Spiel 1

Von GERALDINE CAPAUL ( Text)

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Fotos: privat

asperli, Pippi Langstrumpf oder Schtärneföifi und Andrew Bond: Der Hörspiel- und Musik­ markt für Kinder ist riesig. Während man dafür früher viele CDs oder Kassetten brauchte, gibts heute Hörsysteme, die zwar von E ­ rwachsenen instal­liert, dann aber von den Kindern bedient werden können. Es sind Produkte, die Abwechslung bieten und dabei wenig Platz brauchen. Hörspiele und Musik sind die idealen Begleiter für die Mittagspause oder andere Momente, in denen Kinder sich alleine beschäftigen sollen. Die Grosseltern dürfen aber natürlich auch mithören und mitsingen. Flechten Sie dabei doch einmal überraschend ein neues Wort ein. Statt «Alle meine Entlein» singen Sie «Alle meine Füchse». Der Dreijährige wirds lustig finden. Zu den Hörspielen können die Enkelkinder auch die Figuren zeichnen oder das passende Buch anschauen. •

Ob fürs aktive Zuhören oder für den Soundtrack beim Spielen: Der Hörbert ist ein robuster MP3-Player, den schon ganz kleine Kinder bedienen können.

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Spass

Hier spielt heute die Musik – und das Hörspiel: drei robuste Audioprodukte, die ­kinderleicht zu bedienen sind.

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tropenhaus-frutigen.ch

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1 Toniebox Die kleine Box dient als Basis für Hörfiguren, die «Tonies». Eine Verbindung zum Internet ist immer nur dann notwendig, wenn neue Hörinhalte auf die Tonies heruntergeladen und auf der Toniebox ­gespeichert werden sollen. Es gibt über 200 verschiedene Tonie-Figuren, aufgeladen mit Kinderliedern und Hörbüchern. Zudem gibt es sogenannte «Kreativ-Tonies», die selber besprochen oder bespielt werden können. Bedienung: Das Kind wählt die Figur aus, deren Inhalt es hören will, stellt sie auf die Box und los gehts. Die Tonies können mittlerweile auch in verschiedenen Bibliotheken ausgeliehen werden. Ab drei Jahren. Starter­ box mit einem Kreativtonie, 99 Franken bei books.ch, toniebox.de. 2 Hörbert Ein tragbarer MP3-Player. Sehr robust. Mit den bunten Tasten springen die Kinder durch die Titel der Playlists, die von Eltern oder Grosseltern mit Musik oder Hörspielen bestückt worden sind. Eine wiederbespielbare Speicherkarte für über 17 Stunden Hörvergnügen. Ab zwei Jahren. Ca. 260 Franken bei spiilegge.ch; hörbert.com 3 Tigerbox Touch Die Hörbox mit Touchdisplay bietet Zugang zu mehr als 6000 Hörspielen, -büchern und Liedern. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Box zu bedienen: 1. Über Tigercards, auf denen sich Geschichten und Lieder befinden. Die Tigerbox spielt sie ab, sobald sie in die Box gesteckt werden. 2. Über das Tigerticket, das mit Pin eingelöst wird, können Kinder mit dem Touchscreen in der Mediathek stöbern. Die Tickets gibt es als 1-, 3-, 6- oder 12-monatigen Zugang, der automatisch abläuft. Man braucht nur für das erstmalige Abspielen WLAN. Anschliessend sind die Titel gespeichert. Ab drei Jahren. Tigercards ab 12 Franken, Tigertickets 12 Franken/Monat, Box 124.90 Franken bei books.ch; tigermedia-shop.de

# 01 ~ 2021

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~ Service ~ BASTELN

# 11 ~ 2020


~ Service ~ BASTELN

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DAS BRAUCHT’S • Plastikdeckel ø ca. 5 cm (z. B. von Milchflaschen) • Cutter und/oder gute Schere • Gummiband • Nadel und Faden • dünner Karton • farbiges Papier • Doppelklebeband oder Leim • Filzstift oder Abreib-Zahlen • Klarsichtfolie

Aus der Zeit gefallen

SO GEHT’S 1 Rand des Deckels wegschneiden. 2 Mit dem Cutter zwei kurze Schlitze im Abstand von ca. 5 mm in den Deckel ritzen (für das Gummiband).

Von IRENE MEIER (Umsetzung ) und MIRJAM GRAF (Foto)

3 Gummiband hindurchziehen und zusammen- nähen. Die Naht kann in den Deckel unter das Zifferblatt gezogen werden. 4 Einen Kartonkreis (Zifferblatt) etwas kleiner als der Deckel zuschneiden und diesen mit Doppelklebeband oder Leim auf den Deckel kleben.

Bei diesen selbst gebastelten Uhren spielt es keine Rolle, ob Kinder die Zeit lesen können oder nicht. Sie bestimmen sie ganz einfach selbst.

5 Das Zifferblatt mit farbigem Papier, Ziffern und Zeigern verzieren. 6

# 01 ~ 2021

Optional: Klarsichtfolie über das Zifferblatt kleben, auf der die Kinder mit einem Filzstift selber Zeiger zeichnen, wieder wegwischen und neu zeichnen können.



~ Service ~ STRICKEN

Cardigan Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARTINA MEIER (Foto)

AUSFÜHRUNG Rückenteil: Anschlag 75 M, im Muster stricken. Bei 14 cm Gesamthöhe beidseitig 1 M abn, noch 5 x jede 10. Nd wdh = 63 M. In ca. 40 cm Gesamthöhe für den Raglan 18 x beids jede 2. Nd nach der Rdm und vor der letzten M 2 M in der Musterfolge zus str. Die restl 27 M stilllegen.

GRÖSSE/MASSE Gösse S - oder 164 Untere Weite 63 cm, Obere Weite 53 cm, Ganze Länge 60 cm

MATERIAL Andes von DROPS, 65% Schurwolle, 35% Alpaca, 100 g/96 m, 900 g = 9 Kn Farbe 0100, natur, Stricknadeln Nr. 9.0

MUSTER Perlmuster: 1 M re, 1 M li, auf der Rückseite versetzt str

MASCHENPROBE 12 M, 21 R = 10 x 10 cm

Linkes Vorderteil: Anschlag 39 M, im Muster stricken. Bei 14 cm Gesamthöhe am re Rand die Abn wie am Rückent arb = 33 M. Den Raglan am re Rd wie am Rückent arb. Die restl 15 M stilllegen. Rechtes Vorderteil: Gegengleich arbeiten Ärmel: Anschlag 27 M, im Muster stricken. Für die Armschräge beids 7 x jede 10. Nd 1 M aufnehmen = 41 M. Bei ca. 38 cm Gesamthöhe beidseits die Raglanabn wie beim Rückent arb. Die restl 5 M stilllegen. Kragen: Für den Kragen die stillgelegten M wie folgt verbinden: Re Vordert, Ärmel, Rückenteil, Ärmel, li Vordert, dabei bei den Übergängen jeweils die letzte M und die erste M des folgenden Teiles zus str = 63 M. 3 R im Muster str, dann auf der Vorders Rdm, 12 M str, 2 x 3 M zus str, 25 M str, 2 x 3 M zus str, 12 M und Rdm str = 55 M. Bei ca. 6 cm Kragenhöhe die M abk. Ausarbeiten: Die Seiten- und Ärmelnähte schliessen, die Raglanschrägen an die Vorderteile resp. an das Rückenteil annähen.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch

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~ Service ~ EXPERIMENTIEREN

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Luft Liebe Ohne sie würde es nicht schneien, Vögel könnten nicht fliegen und wir würden nicht leben: die Luft. Sie ist immer da und doch sehen wir sie nicht. Mit einem kleinen Kapitän und einer Taucherglocke können wir den Druck von Luft spüren, auch wenn sie unsichtbar ist.

Fotos: privat

Unsichtbar? Mit Ballonen oder Gläsern und Wasserbecken lässt sich Luft für Kinder spürbar machen. Links: eine einfache Variante der Taucherglocke.

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DAS BRAUCHT’S • • • • •

uft wird oft nur beachtet, wenn sie sich bewegt. Wenn der Wind durch die Haare bläst oder Schneeflocken tanzen lässt. Doch das Gasgemisch, das den lebenswichtigen Sauerstoff enthält, ist immer da und übt einen Druck auf uns aus. Um die Luft zu fühlen, können Kinder tief ein- und ausatmen und dabei ihre Hand vor die Nase halten. Wie die Luft beim Ein- und Ausatmen in den Körper hinein- und wieder herausströmt, lässt sich auch daran beobachten, wie sich der Bauch auf und ab bewegt. Um Luft «sichtbar» zu machen, kann ein Luftballon verwendet werden. Die Enkelkinder blasen ihn auf und fühlen die Luft, wenn sie aus dem Ballon entweicht. Gemeinsam kann beobachtet werden, wie sich ein aufgeblasener, zugeknöpfter Luftballon in der Luft bewegt oder was geschieht, wenn die Kinder an diesem vorbeirennen. Nun geht es ans Experimentieren: Mit der Anleitung auf dieser Seite stellen Kinder und Grosseltern eine Taucherglocke her und erkennen, wie Luft das Wasser verdrängt. Die Grosseltern können den Kindern dazu auch eine Geschichte erzählen: Ein kleiner Kapitän fährt mit seinem Schiff über das Wasser. Da entdeckt er am Grund einen Schatz. Er möchte den Schatz kriegen, nur kann er nicht schwimmen. Schafft er es, gemeinsam mit seinem Schiff dorthin zu gelangen, ohne nass zu werden? •

Fimo-Knete (oder ein Gummibärchen) ein durchsichtiges Becken mit senkrechten Wänden einen transparenten Plastikbecher eine leere Aluschale einer Rechaudkerze oder eine Nussschale Wasser – evtl. ein Schatz für das Wasserbecken

SO GEHT’S 1 2 3 4

Aus Fimo einen kleinen Kapitän – oder eine Kapitänin – formen, der oder die in die Nussschale oder Aluschale passt. Sobald die Knete trocken ist, das Becken mit Wasser füllen. Den Kapitän in die Schale setzen und im Wasserbecken zum Schwimmen bringen. Den Plastikbecher nun über die Schale stülpen und ins Wasser drücken. Was geschieht mit dem Wasser? Was mit dem Kapitän?

Tipp Die Kinder müssen von der Seite schauen, um den Becher und das Schiff zu sehen.

Text aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch

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~ 1/2021 ~ KURSANGEBOT

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« Outdoor Retreat » – Zukunft Ruhestand Zweitagesreise mit Daniel Busslinger DATUM

Freitag, 28. Mai, bis Samstag, 29. Mai 2021 KURSORT

Gadmertal/BE Ein-/Ausstieg, Hin- und Rückreise: Basel, Windisch, Zürich, Luzern KOSTEN

Inkl. Coaching: Preis pro Person im EZ 996 Franken. Preis pro Person bei 2 Personen im DZ 926 Franken. Ohne Coaching: Zuschlag Begleitperson im DZ 465 Franken. Zuschlag Begleitperson im EZ 535 Franken

KURSINHALT

Wohin geht die Reise? – Dieser Satz ist Programm! Unterwegs in der wunderbaren Bergwelt des Gadmertals nähern Sie sich folgenden Fragen: • «Wie schaut in meiner aktuellen Lebenssituation eine sinnvolle Beschäftigung aus?» • «Wohin führen mich meine Visionen?» • «Welche Ziele setze ich mir in der nächsten Zukunft?» Unter Einbezug von Natur und Umgebung und mittels erlebnispädagogischer Methoden sind wir zu Fuss auf Wanderwegen und im Wald unterwegs. Wir erstellen Auslegeordnungen, nehmen neue Perspektiven ein, inspirieren uns gegenseitig, priorisieren und entscheiden. Ziel ist es, dass Sie bereichert und inspiriert wieder nach Hause kommen. Die Reise wird organisiert durch EUROBUS. Weitere Infos finden sie hier:

Im Preis inbegriffen sind: • Fahrt im Comfort-Bus • Coaching durch Daniel Busslinger • Mittagessen und Abendessen am Freitag • Frühstück und Lunch am Samstag • Referat Fred Jaggi, Imker • Wanderung/Spaziergänge mit Daniel Busslinger • Übernachtung • Eintritt Aareschlucht KURSLEITUNG

Daniel Busslinger (53) ist eidg. dipl. Erlebnispädagoge NDS HF, Praxisausbildner agogis/INSOS, eidg. dipl. Bauingenieur HTL, Geschäftsleiter, Inhaber der Firma «vamos erlebenlernen-umsetzen GmbH» (vamos.li) und Coach für Teams, Firmen, Einzelpersonen und Schulklassen.

eurobus.ch/az1outdoor

ANMELDUNG FÜR DEN KURS Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung. ☐ Eine Person im EZ inkl. Coaching 996 Franken / ☐ 2 Personen im DZ inkl. Coaching 926 Franken pro Person. ☐ Zuschlag Begleitperson im DZ ohne Coaching 465 Franken / ☐ Zuschlag Begleitperson im EZ ohne Coaching 535 Franken Vorname und Name

Vorname und Name

Strasse und Nr.

PLZ und Ort

Telefon

E-Mail

(falls zwei Personen teilnehmen)

Anmeldung bis 15. April 2021 an: Grosseltern Magazin, Zukunft Ruhestand, Kronengasse 4, 5400 Baden, oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und weitere Informationen.

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~ Service ~ BACKEN

OFEN

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KÜCHLEIN

lea, unsere älteste Enkeltochter, 11 Jahre alt, backt und kocht für ihr Leben gerne. Dafür kommt sie dann extra zu uns zu Besuch, damit wir so richtig ungestört ihrem und meinem Hobby frönen können. Kürzlich haben wir ein Rezept ausprobiert, an das ich mich seit der Kochschule nie mehr gewagt hatte: Ofenküchlein! Zu zweit gelangen sie uns vorzüglich, und das Rezept war auch gar nicht so «vielbrüchig», wie ich es in Erinnerung hatte. Da die Küchlein nicht nur hübsch aussahen, sondern auch super mundeten, wurden sie sogleich auf die Enkelfavoritenliste befördert.

Brühteig für ca. 12 Stück 2 dl Wasser 50 g Butter 2 Prisen Salz (½ KL für pikante Variante) Evtl. 2 EL Zucker (nur für süsse Variante!) 120 g Mehl 2–3 Eier

Illustration: Irene Meier

Pikant

Süss

Füllungen Unser Favorit sehr dicke Vanillecreme oder Vanillebackcreme zwischen die Hälften geben. Rahmfüllung 2 dl Rahm steif, 1–2 KL Zucker, wenig Vanillezucker, zugeben, mischen. Schinkenfüllung 1 dl Rahm steif, 150 g Schinkenwürfeli, Kräuter, wenig Salz oder Streuwürze, Pfeffer. Quarkfüllung 125–150 g Speisequark, 1–3 EL Milch oder Rahm, Salz, Pfeffer weiss, Streuwürze, Senf, Zitronensaft, mischen. Nach Belieben: ½ Zwiebel, 1 hartgesottenes Ei, 1 Tomate, Cornichons, evtl. ¼ Peperoni, Petersilie, Kapern. Alles sehr fein hacken und der Quarkmasse beigeben.

So geht's Die Zutaten bis und mit Zucker in kleiner Pfanne aufkochen. Das gesiebte Mehl im Sturz beigeben, kräftig rühren, abbrühen, bis sich der Teig vom Pfannenboden löst, zusammenhängend und glatt ist. Leicht auskühlen lassen. Die Eier einzeln aufschlagen, verklopfen. Nacheinander unter die Brühmasse rühren, bis der Teig glänzt und in Fetzen von der Kelle reisst. Mit dem Spritzsack oder zwei Löffeln hohe Häufchen auf ein mit Blechreinpapier belegtes Blech setzen. Backen: Ofenmitte 180°, 30–40 Min. Ofen während des Backens nicht öffnen! Gebäck am Schluss im ausgeschalteten Backofen etwas trocknen lassen. Die noch warmen Ofenküchlein mit der Schere aufschneiden. Füllung nach Wahl zwischen die beiden Teile streichen oder mit Spritzsack einfüllen. Die süssen Varianten mit Puderzucker bestreuen. •

Leserin EDITH SCHWEIZER hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 01 ~ 2021


~ Service ~ LESEN

Woher das Essen kommt Drei neue Kindersachbücher schauen hin. 2019 erschienen viele Sachbücher für Kinder und Jugendliche über die Klimaaktivistin Greta Thunberg. Auch 2020 liegen «Klima» und «Essen» weit vorn. Weshalb die beiden Themen nicht zu trennen sind, wird dort ausführlicher erklärt, wo öko­ logische Zusammenhänge behandelt werden. Fragen rund ums Essen bieten an sich schon Stoff genug. Hatten wir früher Bilderbücher über einen Bauern, der melkt und dann die Milch in die Käserei bringt, zeigt Julia Dürr heute einen Hof mit Milchautomat für Direktkunden und einen Tank­ lastwagen, der die Hauptmenge abholt. Daneben sehen wir ei­ nen Milchbetrieb mit Melkkarussell. Die Produktion von Brot,

tiv aber nur realistischer als all die nettbunten Agraridyllen für Kinder. Absichtlich, denn Lena Zeises Verlag Klett-Kinderbuch war vor einigen Jahren einem gewaltigen Shitstorm ausgesetzt, weil im Kindersachbuch «Alles lecker!» in zwei Illustrationen Bio- und Mastschweine verglichen werden. Das war einer Schweinezüchterin in Niedersachsen Grund ge­ nug, eine Kampagne gegen das Buch loszutreten. Nun, die an­ geklagte Stelle wurde textlich dem neusten Stand angepasst. Ich selbst finde dieses Buch über «Lieblingsspeisen, Ekelessen, Kuchendüfte, Erbsenpupsen, Pausenbrote und andere Köstlich­ keiten» das Beste zum Thema. Nicht, weil es eine ökologische

Fisch, Fleisch, Eiern und Tomaten werden in gleicher Art be­ handelt, stets vergleichend zwischen kleiner und grosser Ver­ triebsmenge. Die lockeren Zeichnungen entschärfen den An­ blick problematischer Anlagen, ohne wegzuschauen. Ganz anders geht die Illustratorin Lena Zeise vor: Sie malt die Enge der Ställe, die Transporte der Tiere und teilweise deren Verarbeitung mit bedeckten Farben. Das wirkt düster, ist effek­

Kampfschrift wäre, die in mein Weltbild passt, sondern weil all die innerfamiliären Alltäglichkeiten der Ernährung, Streit um lustvoll und lustlos, die Absichten der Eltern und die Wünsche der Kinder und vieles mehr angesprochen werden. Essen ist ein Dreh- und Angelpunkt sozialen Verhaltens. Das Buch, das da­ von redet, ist differenziert, abwechslungsreich und vor allem absolut witzig. •

Aus: Alles lecker! Anke Kuhl, Monika Osberhaus, Klett-Kinderbuch, aktualisierte Ausgabe 2020, ab 5 Jahren, 21 Franken.

Wo kommt unser Essen her? Julia Dürr, Beltz & Gelberg 2020, ab 7 Jahren, 24 Franken. Das wahre Leben der Bauernhoftiere Lena Zeise, Klett-Kinderbuch 2020, ab 7 Jahren, 25 Franken.

HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

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Illustration: © Anke Kuhl aus «Alles lecker!», Klett Kinderbuch 2012

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~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Volkswagenblues, Jacques Poulin, Hanser, 35 Franken. Der alte Jack Waterman macht sich mit seinem Bulli auf die Suche nach seinem seit Langem verschollenen Bruder. Mit der Tramperin Pitsémine fährt er entlang alter Trails quer durch die USA. Ein Kultroman des grossen kanadischen Autors, der nun endlich auf Deutsch zu lesen ist. 2 Jugendsachbuch: Girl Guide – Wie du lernst, deinen Körper so zu lieben, wie er ist, Marawa Ibrahim, Sinem Erkas, Carlsen, 23 Franken. Plötzlich ist sie da, die Pubertät. Alles ist neu, spannend und manchmal auch peinlich und unangenehm. Mit wenig Text und vielen poppigen Bildern erklären die Autorinnen ohne Tabus, was mit dem Körper passiert. 3 Erwachsenenbuch: Annette, ein Heldinnenepos, Anne Weber, Matthes & Seitz, 32 Franken. Die über neunzigjährige Anne Beaumanoir ist eine beeindruckend mutige Frau. In Südfrankreich in der kommunistischen Résistance aktiv, studiert sie nach dem Krieg Medizin, heiratet und wird Mutter. Wegen ihres Engagements für ein unabhängiges Algerien wird sie zu zehn Jahren Haft verurteilt, ihr gelingt die Flucht und sie wird Mitglied der ersten algerischen Regierung, muss nach einem Staatsstreich aber erneut flüchten. Anne Weber erzählt dieses Leben in einem Versepos. Grandios. 4 Kinderbuch ab 11 Jahren: Rory Shy – Der schüchterne Detektiv, Oliver Schlick, Ueberreuter, 24 Franken. Die äusserst beredte Matilda ist begeisterte HobbyDetektivin. Ihr Held ist Rory Shy, den sie schon oft am Fernsehen gesehen hat. Welches Glück, dass sie ihm persönlich begegnet und ihn überzeugen kann, sie als Praktikantin zu beschäftigen. Spannend und humorvoll. 5 Bilderbuch ab 5 Jahren: M ­ ach dieses Bilderbuch fertig, Keri Smith, Kunstmann, 22 Franken. Um ein Buch zum Leben zu erwecken, darf man sich über Regeln wie «Mal nicht in hinein» oder «Mach keine Knicke» hinwegsetzen. Witzige Anregungen für den Umgang mit unserer liebsten Sache. 6 Bilderbuch ab 4 Jahren: F ­ rüh los, Daniel Fehr, Lotte Bräuning, Thienemann, 22 Franken. Jo darf mit seinem Opa zum Wandern. Jo springt über Wurzeln, stöbert flinke Waldmäuse auf, lässt Steine über den See flippen. Opa geht langsam und gemächlich. Pausen brauchen sie beide. Vorlesegeschichte, die ganz beiläufig zu einer Allegorie über das Jung-Sein und das Alt-Werden gerät.

Ausgewählt von Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 01 ~ 2021


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Blumen, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. 4. 2021. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: mittel

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14 13 50 So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

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Schwierigkeit: schwer

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Conceptis Puzzles

Lösung Luftaufnahme

05010000717

Die Luftaufnahme auf Seite 13 zeigt Murten.

Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Fragezeichen ? Gewinnen

Sie e

BABY TOW in EL im Wert vo n

49 Franken .

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waagrecht 8 Bietet Kindern ein offenes Ohr (Heinz Peyer). 13 Putzmann auf Asphalt oder beliebte Fernsehsendung. 16 Wohnen im 3. Lebensabschnitt ist hier Nomen. 17 Kurze Sozialleistung in Deutschland. 18 Tabu-…, gemässigte …, entmilitarisierte... 19 Advance Care Planning 20 Nicht besser sein könnend. 21 An das gehen ist anstrengend. 23 Einer aus Matzendorf oder Welschenrohr, ist auch alte Münze. 25 All You … is love. 26 Mit P in der Tube, mit Qu an der Uniform. 27 ...trara 28 Hotelanhang oder Fluss. 29 Französicher Vorname macht Ap zu Schlafstillstand. 30 Macht das Ei zum Kloster und steht ihm vor. 31 Farbe aus Dummkopf. 33 Der bärische Vorname von hinten. 35 …wache, …erfahrung, ...wertig. 37 Vater des Winneteou. 38 Nett ennet der Saane. 40 Wenn die Medizin Zittern meint. 41 Bandiera und Testa sind Hinweise. 42 Initialen der ersten afroamerikanischen Literatur-Nobelpreisträgerin. 43 Ertrag aus Rente.

senkrecht 1 Mit etwas in Verbindung gebracht (samt Rotem). 2 Auch die Mehrheit kann … 3 Was eine Tarnkappe machen kann. 4 Kravitz oder Bruce (y=i). 5 Land, das auf Taliban reimt. 6 Zu Pferd im Hades? 7 Bedingt eine Nummerwahl. 9 Gepolsterte Sitzbank beginnt mit deutschem Komiker. 10 Hierzulande, was im Duden die Schubkarre. 11 In Cambridge Anwesen, in Bologna Sommer. 12 Wenn Bewegung, dann kein harmloses Kränzchen (ein Wort). 14 Man soll es nicht überladen. 15 Leicht gedrehter Einsiedler ist ein dienstunfähhig gewordener Geistlicher. 22 Tessiner Gemeinde ist vor allem Grenadieren bekannt. 24 Ein wichtiger Babyjahre- (und mehr) Begleiter (RIP). 30 Gedrehte Oma ist Liebesbekundung anderswo. 32 Das Gegenüber des Hakens oder Häkchens. 34 In Mitteleuropa vom Aussterben bedrohter Laubbaum. 36 Ist im Weihnachtsstern drin und gibt ihm seinen Namen (vokallos). 39 Lieber Nova Scotia Railway als Nationalsozialistischer Soldatenring.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. 4. 2021 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 12 finden Sie auf Seite 81. # 01 ~ 2021


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~ Service ~ AUSMALEN

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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

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Vorschau #02/2021

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

65. Ausgabe 01/2021 Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Erscheint am 30. April

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Marianne Endner, Michael Fässler, Bänz Friedli, Monika Fischer, Andreas Grote, Ilona Herzog, Hanna Hinnen, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Carole Lüscher, Barbara Maurer, M ­ yriam Meyer, Ben Moore, Edy Riesen, ­Dagmar Schifferli, Ari Teuwsen, Ümit Yoker, Detlef Vögeli, Eli Wilhelm

AUF UND DAVON So dürfen die Kleinen gern schon jetzt flügge werden: Basteln Sie mit Ihren Enkelkindern ein paar Flügel für den Ausflug über die Frühlingswiese.

Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Mirjam Graf, Rudolf Hug, Nici Jost, Tibor Nad, Martina Meier Illustrationen Charlotte Ager, Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

EINE GROSSE FAMILIE Leibliche und nicht­ leibliche Enkel – noch mehr Kinder zum liebhaben? Unser Dossier zu Patchworkfamilien, zu den Vorteilen und den Herausforderungen.

SUIZID Wenn das Enkelkind selbstgewählt aus dem Leben scheidet: Eine Grossmutter erzählt.

FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch

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Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

~ #12/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 5 Zaubermittel 12 Ueberraschung 14 Atheist 16 Bere 17 Tonnen 18 Geniale 21 Ante 21 Estragon 24 Esskur 25 Lori 26 Mele 27 Stier 28 Allalin 29 Aromen 31 Eule 32 Isar 33 UNOPS 34 Name 35 Tesla 36 Thea

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 01 ~ 2021

senkrecht 1 Bubentraum 2 Irrungen 3 Bis 4 Urse 5 Zustellung 6 Aerosole 7 Bein 8 Erbe 9 Mangolassi 10 TCB 11 Eurasien 13 Nelkenoel 54 General 19 Nesor 20 Europa 22 Rillen 23 Amiet 30 Mut 32 Ie

Lösungswort Raserei


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Eheratgeber für

Männer

W

inter ist die Zeit, um den warmen Mantel aus dem Schrank zu holen und leichte Sommerlektüre zu entsorgen. Beim Aufräumen fiel mir eine Studie über zweihundert Jahre Eheratgeber in die Hände. Die allermeisten Ratgeber betonen, dass es Aufgabe der Frau sei, für familiale Harmonie und Eheglück zu sorgen. Nur ein Ratgeber richtet sich gezielt an die Männer; ein Ratgeber aus den 1940er-Jahren, in Gedichtform verfasst. Schon ­ amals stand das Prinzip des «gefühlvollen Ehed mannes» im Zentrum:

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

«Am Eisschrank schätzt man, dass er kühl Am Ehemann jedoch Gefühl. Gefühle legt man nicht auf Eis, Gefühle hegt man lieber heiss. Ein kluger Mann liebe niemals lau, besonders seine eigene Frau.»

Der ideale Ehemann sorgt zudem für eine lebendige Partnerschaft und darf sich nicht zum Langweiler entwickeln: Moderne männliche Gefühlsbetonung und psychologische Rücksichtnahme vermengen sich in diesem Eheratgeber (Titel: «Der bezaubernde Gatte») mit klassisch patriarchalen Vorstellungen:

«Die Ehe sei kein Dauerskat Und auch kein Plattenapparat. Denn lähmend wird die Langeweile Des einen Teil auf beide Teile Ein kluger Mann hat Phantasie

«Ein kluger Mann ist kein Tyrann

Sitzt er der Gattin vis-a-vis

Auch wenn er es sich leisten kann.

Und nur ein Mann, ein äusserst trister

Er führt ein sanftes Regiment,

Zieht stets das selbige Register.»

Weil er die Frauenseele kennt. Mit Frau und Hündchen spricht man leise, Mit Zuckerbrot regiert der Weise.

Ein guter Ehemann sollte gemäss diesem Ratgeber mit seiner Frau behutsam und pseudo-tolerant umgehen:

Ein kluger Mann bleibt Herr im Haus, Ein harter treibt die Frau hinaus. Ein kluger Mann lügt nicht zu oft Auch wenn er Vorteil sich erhofft.»

«Als Kenner ihrer Tränendrüse Rühmt er begeistert das Gemüse. Als Kenner ihrer Frauenpsyche Lobt er die Güte ihrer Küche. Ein kluger Mann hat öfters recht, Doch meidet er das Wortgefecht.»

PS: Vieles, was heute über Erziehung und Partnerschaft geschrieben wird, werden unsere Nachkommen ebenso schräg und komisch finden wie wir diesen Eheratgeber aus den 1940er-Jahren. •

# 01 ~ 2021


DIE BESTEN ABOS DER SCHWEIZ Gültig bis 30. November 2021

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