Missions-Taube 1881

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Die

Missions -Taruke.

srophobald die Erftlinge aus den Heiden getauft waren, Magen fie darauf, von den Heiden wegzuziehen und fic) in der Nähe des Miffionars anzubauen, fonderlid) um ihrer Kinder willen, damit dieſe nicht von den Heiden vers führt würden. Dem Miſſionar ſcien ſolches zuerſt bedenklich; als aber die beiden Unterhäuptlinge, Joſeph und Abraham, welche aud) unter den Getauften waren, eben: falls entſchieden darauf drangen, fid) in der Nähe des Miſſionars niederzulaſſen, widerſprach er niht mehr. Es wurden erſt cine, dann mehrere Straßen und Baupläßze ausgelegt und ein Haus nach dem andern gebaut: fo entſtand bald ein ganzes, regelmäßig gebautes Dorf. Schon im Jahre 1867 wurde die erſte Kirche zu klein, und ward daher der Grundſtein zu einer neuen, größeren Kirche gelegt. Bei dem Bau derſelben war die ganze Ge. meinde behülflich, die Männer machten Baſteine, ſchnitten Holz und halfen bauen, die Weiber und Kinder trugen Baumaterialien-herbei. So wurde die 62 Fuß lange und 24 Fuß breite Kirche von gebrannten Ba>ſteinen bald fertig. Auch eine Glo>e wurde angeſchafft und in einem neben der Kirche aufgeſtellten Holzgerüſt aufgehängt. Die neue Kirche erbielt den Namen Zionskirche, die alte Kirche wurde nun als Schule benugt. Später mußte nod) eine Schule gebauet werden. Die Kirche ſteht mitten im Dorf. Durch einen großen freien Plaÿ davon getrennt fteht das Wohnhaus, und zu beiden Seiten desſelben die beiden Schulen. Von dem Wohnhaus führt über den freien Play ein breiter mit Bäumen beſeßter Weg zur Kirche. Im Pfarrgehöft befinden fic) ebenfalls ein Wirthſchaftsgebäude, ein Gebäude für die Dienſtboten, wie aud) Stal: lungen und Wagenremiſe. Von hier aus geht ein ſchöner großer Garten bis an einen vorbeifließenden Bah. Auch - eine Quelle, die das ganze Jahr flares und kühles Trinkwaſſer liefert, fehlt niht. Zwei Längenſtraßen, von ſechs Querſtraßen durchſchnitten, laufen dur das ganze Dorf. Die Häuſer ſtehen alle 10 Fuß von der Straße ab in Bauplagen von je 40 Schritt Länge und 37 Schritt Breite. Sämmtliche Häuſer find wohl eingerichtet und weiß getüncht, was dem ganzen Orte ein freundliches Anſehen gibt. Nördlich vom Dorfe ijt der Gottesader, auf welchem fdjon eine Anzahl ſelig im HErrn Entſchlafene ruhen, meiſtens Kinder, unter dieſen auch ein kleiner Sohn des Miſſionar Behrens. Als die Station fic) ſo raſch entfaltete und Bethanien “anfing, eine förmliche Ortſchaft zu werden, fehlte es aud) nicht an Feinden, ſowohl unter den weißen Bauern, als unter den ſ{hwarzen Heiden, welche denn auch den baldigen Untergang der Station wünſchten und prophezeiten. Sonderlich ſien es ben Neid der Bauern anzuregen, daß dieſe __ bekehrten Heiden nac der Weiſung des Miſſionars ſo ein nettes Dörfchen ‘bauten, fo daß alle Fremden glaubten, es müßten hier lauter weiße Leute wohnen. Die Feinde _ drofeten, ſie würden die Kugeln dur das Dorf fliegen

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nien ſtehen; fie würden nicht cher ruhen, bis Alles gründlich zerſtört ſei. Der Oberhäuptling war auch verblendet genug, auf den Rath der Bauern zu hören; und kam mit einem großen Haufen herangezogen, mit Aſſagaien (Wurfſpießen) und Keulen bewaffnet. Allein die Chriſten waren durchaus nicht Willens, ſo leichten Kaufs ihre Heimat aufzugeben. Auch Miſſ. B., bei dem kurze Zeit vorher gerade wieder drei neue Miſſionare aus Deutſchland angekommen waren, alle drei junge, kräftig gebaute und handfeſte Männer, dem Schreiber dieſes perſönlich wohl bekannt, rüſtete fic) nebſt feinen Gäſten zur Gegenwehr und nahmen ihre Waffen zur Hand. Sie vermahnten die Gemeinde, fic) ganz ruhig zu verhalten, bis ſie angegriffen würden. Als nun die Feinde merkten, daß ſie auf energiſchen Widerſtand ſtoßen würden, bekamen ſie Furcht und zogen ab. Jener Häuptling wurde aud) von der Regierung zur Rechenſchaft gezogen und bekam eine ernſte Rüge. Seitdem iſt dergleihen nie mehr vorgekommen, obgleich die Chriſten aud) hier wie überall viel Spott und Hohn von den Feinden erleiden müſſen. So hat der HErr Gnade gegeben, daß die Gemeinde von Jahr zu Jahr zunahm. Neun Jahre nach ſeiner Gründung war Bethanien bereits ein Ort von mehr als 500 Seelen, lauter Gemeindegliedern, jest ſchon über 1000. Das mag uns hier ein Geringes ſcheinen, wo die Städte gleichſam wie Pilze aus der Erde wachſen, ſonderlid) an ſolchen Orten, wo die Menſchen ſchnelle irdiſche Vortheile hoffen; bedenken wir aber, daß dies alles Heiden wvaren, die ſich bier mitten im heidniſchen Lande unter dem Spott und Hohn nicht allein der Heiden, ſondern ſelbſt der Weißen und ſogenannten Chriſten und gebildeter Leute um das Evangelium geſchaart haben, daß ſie kein irdiſcher Vortheil, ſondern allein das Verlangen nach Gottes Wort hier zuſammengetrieben hat, und daß dieſes ſih hier Anbauen ein herrliches Bekenntniß ihres Glaubens ijt; fo müſſen wir ſagen: Es ift ein Wunder vor unſern Augen. Die Gemeinde hat aud) ihre Vorſteher, ihren Vorſänger, Küſter, Todtengräber und alles, was zu guter Ordnung in der Kirche gehört. Manche Glieder der Gemeinde haben viel Verfolgung erfahren müſſen, Ehen ſind zerriſſen um des Glaubens willen. Zwei junge Leute, die mit einander verlobt waren, hatten beide ein Herz für | Gottes Wort, mußten aber ihre Liebe zum HErrn geheim halten, bis ſie verheirathet waren. Gleich nah der Hochzeit famen fie in den Taufunterricht. Aber nun war der Teufel los. Die Verwandten der Frau holten dieſelbe dem Manne wieder weg; da ſie aber immer wieder zu demſelben hinlief, wurde fie geſhlagen und mißhandelt, aber fie kam troy der Schläge zur Kirche und in die Schule. Dann wurde ſie, ſobald die Glode zur Kirche oder Schule rief, mit Riemen an einen Pfahl gebunden. Doch endlich fpurde man müde, und alsbald kam ſie wieder nad) Bethanien. Sie lernte fleißig, und Beide konnten bald getauft aſſen, ‘und nach 5 Jahren ſolle kein Haus mehr in Betha- werden. Sie wohnen nun ſcon lange in Bethanien und

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