Missions-Taube 1881

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ee

Nachrichten Herausgegeben

von der Ev. - Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W, Sapper.

3. Dahrgang.

November

=

Habiba.

(Frei nad

E

„Freund Bracks.)

I. In Bengalen in Oſtindien lag engliſche Beſazung, che die ,Dftindijde Compagnie“ ihr Regiment an die engliſche Regierung abgetreten. Jener Beſaßung diente ein eifriger „Kaplan“ als Prediger. Nach einjähriger, ſcheinbar ganz erfolgloſer Thätigkeit, in falſcher Traurigkeit faſt gebetsunfähig, trifft er auf den unbeabſichtigt aufgeſchlagenen Spruch: „Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet niht in der Samariter Städte; ſondern gehet hin zu den

verlorenen

Iſrael!“

(Matth.

Schafen

10, 5. 6.)

aus

dem

Hauſe

Dieſen Ruf zu ſolcher

Stunde erfaßt er als „Beruf“. Alsbald wendet er ſich zu der Judenſchaft des Ortes. Der reiche Salomo, der angeſehenſte Jude von Bengalen, hochbetagt ſammt ſeinem Weibe, umgeben von einem verwittweten Sohn und der

20jährigen jungfräulihen Tochter Habiba,

liebt ſolche

Unterhaltung. Gr iſt geiſtig gebildet und jüdiſh wohlgeſchult: wie ſollte er, der ſeinen Kindern die denkbar ſtrengſte Erziehung im Judenthum gegeben, ſolche „Disputationen“ zu fürchten haben! Auch andere Juden finden ſich dort ein. Jndeß mehr „Scharfſinn“ als „Heilsverlangen“ auf jüdiſcher Seite läßt den Kaplan nad) monatelanger Arbeit auch hier Erfolgloſigkeit befürchten. Doch. Gottes Wort

kommt

zurü>“.

in Oſtindien

ſowenig

als in Amerika

„leer

Einige Officiere, Augen- und Ohrenzeugen jener

Geſpräche und Zeugniſſe, gehen in ſich, werden, ſelbſt

1881.

‘Nummer 11.

geiſtlih befruchtet, die frudjtbaren Führer ihrer Mannſchaft. Es regt ſih=in den ſoldatiſchen Todtengebeinen durh den Hauch und Zug des Lebenswortes. Anbetend gewahrt es der Prediger. Sein Glaube erſtarkt, ſein Eifer wächſt ; die Liebe wird brünſtiger, die Hoffnung lebendiger ſowohl bei ſeiner nächſten Berufsarbeit unter den Soldaten

als bei ſeiner entfernteren unter den Juden. — Siehe dort in Salomo’s reichem Hauſe die ſtrahlende Abendbeleuchtung. Der Kaplan ijt aud) da. Der Sohn des Hauſes, ‘des Vaters Geiſt verwandt, „eifert mit Unverſtand“. „Sind nicht“, fo ruft er begeiſtert aus, „Jſraels Gottesverheißungen Beweis genug, daß zeitliches Wohlergehen Gottes Segen, zeitlihes Mißgeſhi> Gottes Ungnade bekunde? Die Treuen unſeres Volkes find reid); Abgefallene verarmen!“ — „Und wie lang iſt dieſe kurze Zeit gegenüber endloſer Ewigkeit?“ wendet der Raplan ein. Vergeblih führt er Bibelfpriide an. Der Hausvater will gar „lieber die Zukunft aufs Spiel feben als die Gegenwart opfern“. - Betrübt und faſt hoffnungslos fragt der Kaplan Habiba: „Was würden Sie wählen? Ein kurzes Leben oder cin langes, dieſes oder das zukünftige?“ — „Meine Wahl”, bekennt die Monate lang ſtumm geweſene, ſtets im entfernteſten Winkel weilende und ſcheinbar gegen all dieſes Streiten theilnahmloſe Jungfrau, „iſt ſhon getroffen: Trübſal zu leiden mit Chriſto, der für : mich Litt!” — Was ift der Schre>en eines unerwarteten Schuſſes,

der Schlag des donnervermählten Bligkes, der Eintritt des Todes mitten im Kreiſe des Lebens — im Vergleich zu dieſem Schuß-, Bliy- und Todesſchre>en verbreitenden


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