6 minute read
HGV-Zeitung Februar 2020
Standpunkt
Von Manfred Pinzger HGV-Präsident
Stärker kontrollieren
Als Unternehmerinnen und Unternehmer sollten wir eigentlich nicht nach Kontrollen rufen. Es gibt aber Entwicklungen, welche zunächst beobachtet und schließlich auch kontrolliert werden müssen. Dies gilt für die Vermietung von privaten Gästezimmern und Wohnungen zu touristischen Zwecken. Diese Art von Vermietungstätigkeit hat in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen, vor allem durch die Vermittlungsplattform Airbnb, auf der diese Art vonWohnobjekten online buchbar gemacht werden. Dieses Phänomen ist auch in Südtirol festzustellen. Wir als Touristiker haben kein Problem damit, wenn weitere Anbieter in den Markt drängen. Was wir aber verlangen: Die Vermieter auf Airbnb und anderen Portalen müssen dieselben Voraussetzungen erfüllen, wie die gewerblichen Beherbergungsbetriebe. Fakt ist, dass in Südtirol die Vermietung von Wohnobjekten zu touristischen Zwecken genau geregelt ist, die Kontrollen aber lückenhaft sind und deshalbmanche Anbieter weder die Ortstaxe zahlen, noch die Gästemeldung durchführen usw. Unser Gesetz ist klar: Die private Vermietung von Gästezimmern und möblierten Ferienwohnungen ist in Gebäuden erlaubt, die nicht als Betriebsstätte eingestuft sind. Darin können höchstens acht Zimmer oder fünf möblierte Ferienwohnungen zur Beherbergung angeboten werden. Das Gesetz gilt nicht bei Vermietung von Wohnobjekten, wenn weder Verpflegung noch Beherbergung als unternehmerische Dienstleistung erbracht werden und auch keineWerbe- und Vermittlungstätigkeit entfaltet oder in Anspruch genommen wird. Angebote auf Buchungsplattformen gelten eindeutig als Werbetätigkeit und fallen somit in die Bestimmungen des Südtiroler Privatvermietergesetzes.
Deshalb nun unsere Forderung an die Politik, speziell in den Gemeinden: die Vermietervon privatem Wohnraum stärker zu kontrollieren. Dies ist auch deshalb notwendig, weil immer mehr Wohnungen und Zimmer dem privaten Wohnmarkt entzogen werden, mit allen sozialpolitischen Folgen.
Umweltfreundlich mobil ........................4 Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider schildert im Interview in der HGVZeitung, wie die Landesverwaltung die umweltfreundliche Mobilität stärken will.
Tagung für Ausbilder..............................9 Der Verein Gastlichkeit in Südtirol möchte die wichtige Rolle der Ausbilder stärken und die Vernetzung unter den Ausbildern fördern. Dazu laden der Verein Gastlichkeit in Südtirol und der SKV zu einer Fachtagung am 17. März nach Bozen.
Für die Gastwirtin ................................ 11 Stärken entwickeln, Potenziale entfalten und Mitarbeiter und Gäste begeistern. Das ist das Ziel eines Persönlichkeitsseminars, das zu mehr Selbstbewusstsein in der Führungsrolle ermutigt. Das Seminar findet am 10. und 11. März statt.
Betriebsführung
Wichtige Neuerungen in arbeitsrechtlicher Sicht.................... 12 Am 1. Januar ist das staatliche Haushaltsgesetz 2020 in Kraft getreten. Hieraus ergeben sich einige Neuerungen im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, die für Arbeitgeber und Mitarbeiter von Bedeutung sind.
Steuerguthaben auf Investitionen ..... 15 Die Superabschreibung in Höhe von 130 Prozent wurde nicht mehr verlängert, sondern ab dem Jahr 2020 in ein Steuerguthaben (credito d’imposta) umgewandelt.
SIAE-Gebühr ist wieder fällig ............. 16 Der Einzahlungstermin für die Erneuerung des SIAE-Abonnements ist der 29. Februar.
HGV-Report ...................................17-19 Das Vier-Sterne Hotel Zum Mohren der Familie Folie in Reschen hat mit Dezember 2019 wieder seine Tore geöffnet und erstrahlt nun in neuem Glanz. Die HGV-Unternehmensberatung war an der Umsetzung des Bauprojektes erfolgreich beteiligt.
Team-Building der besonderen Art.... 24 Das Gustelier – Atelier für Gesc hmackserfahru ng b iet et ne ben seinem breit gefächerten Angebot an Genussevents und Kochworkshops nun ein neues Programmformat für ein besonderes Erlebnis.
Trends
Smarter Tourismus für die Zukunft .... 26 Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Wand el von Kundenansprüchen u nd Luxus sind die Kernthemen des ITB Berlin Kongresses von 4. bis 7. März.
HGJ
Austausch und Gemeinschaft fördern ......................... 29 Die jährliche Klausurtagung nutzte die HGJ-Landesleitung, um die Weichen für 2020 zu stellen und sich Ziele und Themenschwerpunkte für das laufende Jahr zu setzen.
Bezirke
Skifahren mit Genuss........................... 32 Bei der elften Ausgabe der berühmten kulinarischen Initiative auf der Skipiste sind die Hauptdarsteller hochdekorierte Sterneköche mit einer intensiven Beziehung zu Alta Badia.
Panorama
Metamorphose in den Alpen.............. 35 Freche Denkanstöße,überzeugende Best-Practice-Beispiele und Zukunftsszenarien für den Tourismus in den Alpenregionen. Dies erleben die Teilnehmer am TourismusForum Alpenregionen von 30. März bis 1. April. HGV-Mitglieder erhalten Sonderkonditionen.
Weiterbildung
Aktuelle Weiterbildungskurse..... 20-23 Die aktuellen Seminare und Lehrgänge aus dem Kursprogramm der Südtiroler Tourismuskasse und des HGV. Diese Chance gibt es nur einmal im Leben .............. 36 Von 12. bis 23. Februar werden die Biathlon-Weltmeisterschaften in Antholz ausgetragen. Spitzensportler Dominik Windisch verrät die Vor- und Nachteile des Standorts, wie er sich aufdie WM vorbereitet und was ihn am Biathlon so fasziniert.
Marktblick
Produktneuheiten ........................ 39-41 Neuheiten der Lieferanten der Hotels und Gastbetriebe.
Kleinanzeiger
Im Einklang mit der Bevölkerung Österreichische Hoteliervereinigung hielt Jahreskongress in Bregenz ab – HGV mit dabei
Ganz im Zeichen der Inszenierung stand der Jahreskongress der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) in Bregenz. Das traditionelle Branchenhighlight stand unter dem Motto „Das Hotel als Bühne – die Kunst der Inszenierung“.
Zum Auftakt fand ein Präsidenten-Talk zu den Herausforderungen der Hotellerie im Alpenraum mit HGV-Präsident Manfred Pinzger, Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV, Angela Inselkammer, Präsidentin des Deutschen Hotelund Gaststättenverbandes Bayern, und Andreas Züllig, Präsident der HotellerieSuisse, statt.
Im Fokus des Präsidenten-Talks: Was beschäftigt die Hotellerie im Alpenraum? HGV-Präsident Manfred Pinzger erwähnte zunächst die weiterhin zunehmende Bürokratie. Unter dem Deckmantel der Transparenz würden Auflagen erlassen, die einen zeitlichen und monetären Aufwand für die Unternehmer generieren würden, was zu einer wachsenden Herausforderung werde, vor allem für Kleinbetriebe. Konkret erwähnte Pinzger den elektronischen Versand der Tagesinkassi und die elektronische Rechnungslegung. Allein die technische Umrüstung habe jeden Betrieb einige Tausend Euro gekostet.
Eine wachsende Herausforderung für alle Unternehmen sei der Fachkräftemangel. „Mitarbeiter sind Von links: Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse, Angela Inselkammer, Präsidentin Hotelund Gaststättenverband Bayern, Michaela Reitterer, ÖHV-Präsidentin, Präsident Manfred Pinzger und Moderatorin Margaretha Jurik. Foto: florianlechner.com
schwerer zu finden und auch schwerer an den Betrieb zu binden. Mittlerweile bedarf es sehr viel Einsatz und Energie, die ein Unternehmer dahingehend aufbringen muss. Fakt ist, dass Mitarbeiterführung, Mitarbeiterbindung undMitarbeitermotivation ein wesentlicher Aufgabenbereich der Hotelführung ist. Wenn das Mitarbeiterteam gut funktioniert, sind die Gäste zufrieden und folglich auch der Unternehmer. Deshalbmuss hier verstärkt angesetzt werden. Hier gilt es, die Betriebe zu sensibilisieren und gezielt zu beraten“, so Pinzger.
Stellenwert des Tourismus
Im Verlauf des Präsidenten-Talks wurde auch der Stellenwert des Tourismus in Südtirol, Deutschland, der Schweiz und Österreich behandelt.
Präsident Manfred Pinzger stellte klar, dass die Leistungen und der Mehrwert des Tourismus in Südtirol allgemein von der Bevölkerung anerkannt werden. „Der Großteil der Bevölkerung siehtmehr Vorteile. Allerdings wächst die Gruppe jener, für welche die Nachteile gewichtiger werden. Ich möchte das auch gar nicht verurteilen. Die Herausforderung für uns als Interessenverband liegt nun darin, Tourismus im Einklang mit der Bevölkerung zu gestalten“, meinte Pinzger. Daran müsse gemeinsam mit der Politik gearbeitet werden. Der HGV sehe jedenfalls klare Handlungsfelder: Diese seien die Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel, der Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen, eine nachhaltige bauliche Entwicklung, gezielte Besucherstromlenkung zu diversen Attraktionspunkten und mehr Nachhaltigkeit.
Digitalisierung in der Hotellerie
Eine weitere große Herausforderung im Tourismus sei die Digitalisierung. Sie bringe neue Potenziale, aber auch Herausforderungen mit sich. Pinzger: „In Italien gibt es ständig neue Normen, die den Betrieben eine immer höhere digitale Kompetenz abverlangen. Die Einführung der elektronischen Rechnung und die elektronische Übermittlung der Tagesinkassi an die Steuerbehörde sind die letzten Beispiele. Dafür braucht es aber auch ein bestens ausgebautes und leistungsfähiges Breitbandnetz, bis in die letzten Täler und Dörfer und sogar auf dem Berg. Dafür sind Investitionen seitens der öffentlichen Hand notwendig, denn ein kapillares Breitbandnetz ist bereits jetztein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Die Digitalisierung soll aber auch dabei helfen, bürokratische Verwaltungsprozesse zu vereinfachen. Hier spüren die Betriebe noch zu wenig. Verwaltungsabläufemüssen digital so gestaltet werden, dass sie leicht umsetzbar sind und eine Erleichterung bringen. Hier gibt es noch sehr viel Luft nach oben.“ Auf die Frage, wie Pinzger die Hotellerie im Alpenraum in zehn bis 15 Jahren sieht, antwortete er: „Eine der für mich zentralsten Themen ist der Einfluss der Klimaveränderung auf den alpinen Raum. Zum zweiten werden sich heute schon sichtbare Megatrends wie Mobilität, Digitalisierung, Individualisierung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit weiter verstärken. Besonders für eine Urlaubsdestination wie die unsere, welche mit einer herrlichen Kultur- und Naturlandschaft wirbt, sollte die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema sein. Nicht zuletzt sind es auch zunehmend unsere Gäste, die Wert auf einen nachhaltigen und klimaverträglichen Urlaub legen. Unser Zielmuss es sein, dass die Alpen ein Sehnsuchtsort bleiben. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingt.“ mi