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Interview

Transfer von Wissenszuwachs in die klinische Praxis: Möglichkeiten und Hürden, heute und morgen? Interview mit Prof. Dr. med. Gabriella Milos

Prof. Dr. med. Gabriella Milos, Klinik für Konsiliarpsychiatrie und ­Psychosomatik, Zentrum für Essstörungen, UniversitätsSpital Zürich, Culmannstr. 8, 8091 Zürich, Schweiz

Es wird immer wieder auf die Relevanz hingewiesen, evidenzbasierte Therapien wie die moderne Kognitive Verhaltenstherapie (im traditionellen Setting oder als geleitete Selbsthilfe), die Interpersonale Therapie oder die dialektisch behaviorale Therapie für bulimische Ess­ störungen sowie für die Binge-Eating-Störung in die ­klinische Praxis zu implementieren. Für die Anorexia nervosa liegt weniger systematische Evidenz vor und erste vergleichende Untersuchungen ergeben bisher ­wenig Hinweise auf die Überlegenheit eines spezifischen Ansatzes. Wissenstransfer findet bisher in Europa und den USA nur unzureichend statt. Als mögliche Ursachen wird eine negative Einstellung praktisch tätiger Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen gegenüber evidenzbasierter Therapie angeführt. Diese wird meist darin begründet, dass überprüfte standardisierte Ansätze im klinischen ­Setting nicht einsetzbar oder nicht effektiv sind oder dass

diese nicht mit dem persönlichen klinischen Stil der ­Behandlungspersonen übereinstimmen. Als Maßnahmen zur Verbesserung des bisher begrenzten Zugangs zu evidenzbasierter Psychotherapie wird von den Autoren ein adäquates Training einer grösseren Zahl von Psychothe­ rapeuten angeführt. Dieses Training sollte nicht nur die Vermittlung der Inhalte und Techniken, sondern auch die Unterstützung bei der Implementierung der Inhalte be­ inhalten. Zudem könnte die vermehrte Empfehlung von geleiteten Selbsthilfeangeboten zu einer Verbesserung des direkten Wissenstransfers führen. Lilienfeld und Kollegen (Lilienfeld et al., 2013) sowie auch Cooper & Bailey-Straebler (2015) weisen auf die Relevanz hin, evidenzbasierte Therapien wie die moderne Kognitive Verhaltenstherapie (im traditionellen Setting oder als geleitete Selbsthilfe), die Interpersonale Therapie oder die dialektisch behaviorale Therapie für bulimische Essstörungen sowie für Binge-Eating-Störung in die klinische Praxis zu implementieren. Für die Anorexia nervosa liegt weniger systematische Evidenz vor und erste vergleichende Untersuchungen ergeben bisher wenig Hinweise auf die Überlegenheit eines spezifischen Ansatzes (Zipfel et al., 2014). Gemäss Lilienfeld und Kollegen sowie Cooper und Bailey-Straebler findet dieser Wissenstransfer bisher in Europa und den USA nur unzureichend statt. Als mögliche Ursachen wird eine negative Einstellung praktisch tätiger Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen gegenüber evidenzbasierter Therapie angeführt. ­Diese wird meist darin begründet, dass überprüfte standardisierte Ansätze im klinischen Setting nicht einsetzbar oder nicht effektiv sind oder dass diese nicht mit dem persönlichen klinischen Stil der Behandlungspersonen ­ übereinstimmen. Als Massnahmen zur Verbesserung des bisher begrenzten Zugangs zu evidenzbasierter Psychotherapie wird von den Autoren ein adäquates Training einer grösseren Zahl von Psychotherapeuten angeführt. Dieses Training sollte nicht nur die Vermittlung der Inhalte und Techniken, sondern auch die Unterstützung bei der Implementierung der Inhalte beinhalten. Zudem könnte

Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2019), 67 (1), 64–68 https://doi.org/10.1024/1661-4747/a000372

© 2019 Hogrefe


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