IT business – Das Schweizer Fachmagazin für ICT, Ausgabe 4/2019

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INFRASTRUCTURE

Cloud und Klimawandel

Niels Gründel

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ie Erzeugung von Energie (und ihr Verbrauch) sorgt für den Grossteil der Treibhaus-Emissionen, weil für die Erzeugung überwiegend fossile Brennstoffe zum Einsatz gelangen. Die Politik hat aktuell meist einen sehr selektiven Blick auf mögliche Einsparpotenziale beim Energieverbrauch, um den Klimawandel noch aufzuhalten. Im Fokus stehen häufig der Individualverkehr und der Gebäudebestand. Die meisten Menschen ahnen, dass der Individualverkehr auf der Strasse im Verhältnis die Stellschraube mit einem geringen Potenzial für Einsparungen ist. Die IT steht Einsparmöglichkeiten in nichts nach: Eine Suchanfrage löst nach Unternehmensangaben eines Marktführers zwar nur einen Strombedarf von 0,3 Wattstunden aus, unberücksichtigt bleibt dabei aber der Strom-

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Immer mehr Daten werden gespeichert und riesige Datacenter benötigen enorm viel Energie. Rechenzentren können zwar CO2-neutral betrieben werden, wie einige Neubauprojekte zeigen, doch bleibt dies eher die Ausnahme. Viele Unternehmen setzen auf ein eigenes Rechenzentrum oder eine Hybridlösung. verbrauch auf der Seite des Anfragenden. Und ein Desktop-Rechner benötigt prinzipiell deutlich mehr Energie als ein mobiles Endgerät. Als wahrer Energiefresser erweist sich im Internetverkehr das Video-Streaming. Die Datenmengen wachsen aber nicht nur bei Suchmaschinenbetreibern beständig an – bei Privatpersonen ebenso wie bei Unternehmen. Ohne riesige Datenbestände kein «Big Data». Noch darf die IT im Windschatten anderer Ressourcenfresser unbekümmert Energie verbrauchen.

Digitalisierung sorgt für Klimawandel Rechenzentren, Cloud-Speicher und -Anwendungen sind energiehungrig. Je performanter sie sein müssen, desto mehr Energie wird

benötigt. Viele Anwendungen gibt es erst seit einigen Jahren und je erfolgreicher sie sind, desto mehr Energie benötigen sie. Kryptowährungen sind ökologisch betrachtet besonders kritisch. Ohne Mining keine Kryptowährung, doch das erfordert besonders aufwändige Rechenprozesse. In einer Studie wurde der Stromverbrauch und CO2Ausstoss der Kryptowährung Bitcoin ermittelt. Allein Bitcoin benötigt für Rechenoperationen rund 46 Terawattstunden Strom pro Jahr. Dabei werden jährlich rund 22 Megatonnen Kohlendioxid freigesetzt; in der Liste der globalen Emittenten läge die Kryptowährung zwischen Jordanien und Sri Lanka. Datenhungrig sind auch das Machine Learning und Internet of Things (IoT). Das Übertragen, Speichern und Auswerten unzähliger kleiner Datenpakete frisst am Ende eine

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