IT business – Das Schweizer Fachmagazin für ICT, Ausgabe 4/2019

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INFRASTRUCTURE

Adaptive Cloud-Services für den konkreten Bedarf

Berthold Wesseler

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ittelständische Unternehmer sind alles andere als Cloud-affin. Und das aus guten Gründen – vor allem wegen Bedenken bei Sicherheit, Verfügbarkeit und Kosten. Wer die Cloudgebühren über fünf oder zehn Jahre aufsummiert, stellt schnell fest, dass von Ersparnis keine Rede sein kann. Erst recht nicht wundern müssen wir uns über die Sicherheitsbedenken der IT-Chefs – nach Snowden und NSA-Skandal, nach den Diskussionen um «Safe-Harbor», «Cloud Act» und «EU-US Privacy Shield» und nach den ständig wiederkehrenden Schlagzeilen über Datenverluste bei grossen Cloud-Providern. Weil die Cloud als teuer und unsicher gilt und darüber hinaus auch noch Performance-Probleme drohen, können die gern zitierten Vorteile wie Skalierbarkeit oder Flexibilität oft nicht wirklich überzeugen. Allerdings gibt es ein probates Mittel, um die Bedenken zu zerstreuen: konsequentes Data-Center-Management. Dennoch nutzt die Mehrheit der Unternehmen in der Schweiz ihre Daten und Anwendungen auch oder sogar ausschliesslich «on-premises» – also im eigenen Rechenzentrum oder bei einem RZ-Provider des Vertrauens.

Zurückhaltung beim Cloud-Computing Immer wieder beklagt die IT-Branche Zurückhaltung beim Cloud-Computing im europäischen Vergleich. Doch selbst wenn einzelne Befragungen eine solche Zurückhaltung suggerieren, beweisen doch die Erfolge verschiedener Cloud-Anbieter in der Schweiz, allen voran Amazon (mit AWS), Google (mit GCP),

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Die grossen IT-Konzerne predigen gern Cloud-Computing, um die Infrastruktur schnell und flexibel den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen. Doch die Zahlen der Marktforscher zur Nutzung der Cloud sind ernüchternd. Schon seit Jahren ist überdeutlich, wie stark die Diskrepanz zwischen Potenzial bzw. Marketingversprechen der Cloud und den harten Fakten der Realität ist. Profundes Data Center Infrastructure Management (DCIM) kann helfen, diese Diskrepanz zu beseitigen. Microsoft (mit Azure) oder Salesforce (Sales Cloud & Co.), dass die Cloud auch hierzulande sehr wohl von sehr vielen Unternehmen genutzt wird. Collaboration-Plattformen oder Datentransfers beispielsweise sind in nahezu jedem Unternehmen im Einsatz – fast durch die Bank sind das Public-Cloud-Angebote. Im Zeitalter von Industrie 4.0 ist die intelligente Nutzung von Daten der Schlüssel zum Erfolg. Kunden, Unternehmen, Maschinen und Geräte sind miteinander vernetzt, damit sich Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb und Service auf die völlig neuen Kundenerwartungen in der Ära der Digitalisierung ausrichten können.

Agilität dank der Cloud Die dafür erforderliche Geschwindigkeit und Agilität bietet letztlich nur die Cloud – in welcher Ausprägung auch immer. Denn ITChefs können so die voneinander isolierten Datensilos auflösen und die darin enthaltenen Daten allen Abteilungen bereitstellen. Jedoch verhindern vielerorts über Jahrzehnte gewachsene, komplexe IT-Landschaften diese Transformation. Laut einer Umfrage des ERP-Herstellers Sage hinkt gerade die Schweiz hinterher, wenn es um den Einsatz cloudbasierter Lösungen für die Administration geht, denn nur 30 Prozent der hiesigen Unternehmen nutzen dafür die Cloud. Das ergab die Umfrage bei 3000 Unternehmen in zwölf Ländern, darunter auch die Schweiz. Diese Zurückhaltung liegt vor allem daran, dass gerade der Mittelstand hier noch sehr zögerlich ist. Als Hauptgrund

für den Verzicht auf Cloud-Computing werden Bedenken hinsichtlich der Daten- und Rechtssicherheit angemeldet.

Wissens-Gap behindert Cloud-Computing Ausserdem kommen bei kleinen Unternehmen noch unzureichende Kenntnisse über Cloud-Lösungen hinzu. Der Grund hierfür ist ein Wissens-Gap. Denn je ausgeprägter das IT-Wissen ist, desto eher setzen die Unternehmen auch auf Cloud-Computing. Letztlich führt an der Cloud aber kein Weg vorbei. Denn sie ermöglicht, Daten zentral zu speichern, in Echtzeit auszuwerten und an verschiedene Anwendungen weiterzuleiten. So wird die Cloud zum Beschleuniger der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen und ermöglicht ganz neue Geschäftsmöglichkeiten.

Kleine Ursache, grosse Wirkung Die Cloud kann allerdings auch zur Bremse werden, falls sie nicht beherrscht wird. Der Totalausfall der Cloud von Salesforce.com im Mai beispielsweise war nicht der erste Ausfall bei dem amerikanischen Cloud-Provider, sondern wohl nur der mit Abstand gravierendste. Dabei war die Ursache trivial: ein fehlerhaftes Skript in einem der Entwicklungsprojekte – für die Marketingautomatisierungs-Suite Pardot. Allerdings mit fatalen Folgen, denn sie zwangen die Salesforce-Cloud und all ihre Kunden tagelang in die Knie. IT business 4/2019


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