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Die Lunte glimmt
Der Knittelfelder Boden ist immer für einen Aufreger gut. FPÖ-Chef Jörg Haider besiegelte dort den Niedergang seiner Partei. Nun sind die Knittelfelder selbst am Zug. Die Gemeinde mit Bürgermeister Siegfried Schafarik hat prominente Knittelfelder wegen des Verdachts der Untreue beim SparkassenAktienverkauf angezeigt.
Ein Krimi mit unbestimmtem Ausgang Vorhang auf für 30 Millionen Euro
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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Privatstiftung wegen Verdacht der Untreue beim Sparkassen-Aktienverkauf in Knittelfeld
Die Lunte glimmt
Im Jahr 1999 erfolgte unter der Regie des damaligen Bürgermeisters Fritz Kaufmann die Gründung einer Privatstiftung. Diese hatte den Zweck, die Erlöse aus dem Verkauf der Gemeindesparkasse Knittelfeld und das verbleibende 49-Prozent-Aktienpaket der Sparkasse zu verwalten. Über Dividenden sollte der Gemeinde für wichtige gemeinnützige Projekte Geld zufließen. Kaufmann und seine Getreuen sind längst nicht mehr aktiv, bestimmen aber noch immer, was mit den Millionen der Privatstiftung geschieht. So wurde auch das 49-prozentige Aktienpaket in einer Art Notaktion verkauft, weil die Sparkasse Knittelfeld – viele Jahre ein Herzeige-Institut – durch zu lockere Kreditvergaben schwer angeschlagen war. Der jetzige Bürgermeister Siegfried Schafarik hat nun die Verantwortlichen der Privatstiftung angezeigt und erhebt Anspruch auf das Vermögen der Privatstiftung. Die Staatsanwaltschaft Leoben ermittelt wegen Verdacht der Untreue. Wenige Monate vor der Nationalratswahl sorgt diese Tatsache für Zündstoff in der Region. Insgesamt hat die Privatstiftung rund 25 Millionen Euro an Geldvermögen durch den Verkauf der Sparkasse Knittelfeld erlöst. Die jüngst erhaltenen 12 Millionen Euro sind dem Zugriff der Gemeinde entzogen. Empörung und Unmut in Knittelfeld, selbst innerhalb der SPÖ. Wie kann es sein, dass über das Vermögen von rund 25 Millionen Euro die Vorstände einer Privatstiftung entscheiden, obwohl diese gewaltige Summe der Gemeinde zusteht, manche meinen sogar ihr gehört. Weil Bürgermeister Siegfried Schafarik nun mit Rechtsanwälten und Gericht darauf Anspruch erhebt, das Bestimmungsrecht über die Privatstiftung will, sperren die „Glorreichen Sieben“ der Privatstiftung die für das Jahr 2006 und 2007 zugesagte Summe in der Höhe von 400.000,– Euro. Diese sollte allerdings für Sozialprojekte der Gemeinde verwendet werden. Nur am Rande erwähnt: Mit dem Geld aus dem Verkauf der Sparkasse wurde von der Sparkassenstiftung (zweckwidrig???) in der Vergangenheit auch der Golfplatz Murtal finanziert. Nach Darstellung der Stiftung eine gute Investition, deren Vorstände sich keiner Schuld bewusst sind und immer im Sinne der Gemeinde gehandelt haben wollen. Die Gerüchtebörse ist voll von aufwendigen Privilegien für die Stiftungsvorstände – im Raum stehen Golfurlaube und Reisen, Dienstautos und andere Annehmlichkeiten. Die Stiftungsverantwortlichen dazu: Alles Blödsinn! Es gibt aber offensichtlich auch andere Erkenntnisse. Die Staatsanwaltschaft Leoben erhebt – vor Ort ist die Wirtschaftspolizei tätig – wegen des Verdachts der Untreue, § 153 im Strafgesetzbuch, gegen zum Teil prominente Knittelfelder. In Punkt 3 der Stiftungsurkunde steht der wohl wichtigste Passus: Die Privatstiftung hat dauerhaft an der Sparkassen AG als Aktionär mit zumindest 25 Prozent der Anteile und einer Aktie beteiligt zu bleiben. Dort kommt also klar zum Ausdruck, dass die Knittelfelder immer einen Einfluss auf die Sparkasse halten wollten. Durch den Totalverkauf an die Steiermärkische ist das nicht mehr gegeben, die Gemeinde kann damit keinen wie immer gearteten Einfluss auf die Sparkasse nehmen.
Die Liste der Verdächtigen
• Herbert Aigelsperger, 74, ehemaliger Sparkassendirektor; • Mag. Hannes Zehenthofer, 51,
Steuerberater – wendig, einfalls-
reich und als Holding-Chef auch für die Regie verantwortlich; • Fritz Kaufmann, 70, Bürgermeister a.D. • Robert Wieser, 37: Mitglied des
Vorstandes der Sparkasse der
Stadt Knittelfeld Privatstiftung und Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse der Stadt Knittelfeld AG. • Rudolf Holzer: Stadtamtsdirektor. Er tritt in einer Doppelrolle auf – als Stiftungsvorstand und oberster Beamter der Gemeinde
Knittelfeld.
Weitere Anzeige sorgt für Zündstoff – Privatstiftung finanziert Golfplatz
Nicht zuletzt weil die Vorstände der Privatstiftung begeisterte Golfer sind, ermöglichte man die Finanzierung des Golfplatzes Murtal. Darüber waren sich Kaufmann, Aigelsperger und Co. bereits zur Zeit der Anteilssparkasse einig und in der Folge wurde diese Linie auch in der Privatstiftung weiterverfolgt. Obwohl schon damals die Frage auftauchte, ob und inwieweit eine solche Finanzierung überhaupt dem Stiftungszweck dem Grunde nach entspricht. In einer ersten Phase stellte man 5 Mio. Schilling als Stammkapital zur Verfügung und 26 Mio. als atypisch stille Beteiligung. Mittler-