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800 km mit dem Handbike

Monika Sylvester hat vor sechs Jahren mit dem Malen begonnen Ihr anderes Ich

„Künstler, die ihren Lebensunterhalt ausschließlich über ihre ureigenste Tätigkeit verdienen, sind Menschen, die nur schwer in das Lebensschema eines Alltagsbürgers passen. Ihre Welt öffnet sich nur den Kunstexperten und jenen, die sich für solche halten. Parallel dazu gibt es den großen Kreis der ,Hobbykünstler‘, die ihren Lebensunterhalt in einem konventionellen Beruf verdienen und sich bemühen, über gesponserte Ausstellungen ihre Werke für Galeristen bzw. dem interessierten Publikum bekannt zu machen und zu verkaufen.“

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Dr. Alfred Koch, Mitglied des Aufsichtsrates der Magna Powertrain AG

Das Unternehmen, in dem sie als Vorstandsassistentin arbeitet, ist –scherzhaft gesagt – noch bekannter als sie. „Magna bietet mir die Chance für einen Ausblick in die große, weite Welt“, sagt die 44jährige Monika Sylvester. Mehrere Jahre lebte sie mit Familie in den USA – ihr Mann war Amerikaner –, seit längerem ist sie mit ihrer Tochter wieder in Österreich. „Ich kann mich in meinem Job sehr gut entwickeln“, betont sie das gute Klima. Entwickelt hat sich Monika Sylvester auch in der Malerei, mit der sie vor sechs Jahren aktiv begann. „Am Anfang habe ich alles so abgebildet, wie es in der Natur ist, malte Häuser, Felder, Wiesen usw., doch das wird fad. Die Weiterentwicklung, die neuen Ideen, die kommen dann fast von selbst.“ Auffällig ist die Intensität der Farben in ihren Bildern, die den Betrachter anspricht oder auch nicht. „Das Erste, was man als Betrachter bei einem Bild aufnimmt, sind die Farben“, meint die Hobby-Künstlerin, „und erst dann kommt das gesamte Motiv oder was immer das Bild darstellt.“ Ihre jüngste Ausstellung hatte sie im Raiffeisenhof in Graz, eine weitere ist im ORFLandesstudio Steiermark geplant. Versteigert wurden Bilder von Monika Sylvester bereits mehrere Male bei Licht ins Dunkel. „Meine Arbeiten hängen aber auch schon bei Magna Powertrain und auch in der Europazentrale in Oberwaltersdorf.

KULTUR

Kräftige Farben: „Der Fall“ (oben) und „Irrwege“

Nach 11 Stunden im Büro ist es verständlich, dass der Zeitmangel ein großes Problem für Monika Sylvester darstellt. „Daher sind es die Abend- und Nachtstunden, in denen ich male“, erzählt sie. Ein Zimmer hat sie zu einem Atelier umfunktioniert. Das Malen macht sie im Kopf frei, sie spürt die 6 bis 8 Stunden Stehen während des Malens nicht, wenn dann nur nachher. „Wenn meine Tochter schlafen geht, greife ich zum Pinsel.“ Ihre Vision: Sich einmal ganz dem Malen zu widmen. „Da muss ich aber vom Verkauf meiner Bilder leben können.“ Ein Hobby, das vielleicht auch einmal einträglich sein könnte. „Ich beschäftige mich sehr intensiv mit Aktien.“ Doch ihr Sicherheitsbedürfnis steht ihrem Wunsch nach völliger Freiheit entgegen. „Ich gehe aber diesen Weg, auch wenn er noch weit ist“, gibt sich Monika Sylvester überzeugt. ❖

Erste Motivsuche in der Natur

Information „ARTelier Hotels“ c/o MTS GmbH Glemmerstrasse 21 5751 Maishofen, Österreich T: +43 (0)6542 8048021 M: mts@artelier-hotels.com I: www.artelier-hotels.com

„ARTelier Hotels“ bieten Kunstgenuss im Urlaub Dreiecksbeziehungen versprechen immer Spannung

von Vera Leon

Gastgeber Johannes Dreifuß: der eine kann malen, der andere wandern. Drei Tage so plötzlich weg von der Arbeit, in einen Malkurs? Nein, das geht nicht, da hat man keinen freien Kopf dafür. So denkt man im ersten Augenblick und dann beschließt man es doch. Man setzt sich ins Auto, vielleicht zu zweit und fährt Richtung Salzburg, dann Richtung Zell am See und dann den Straßenschildern folgend kommt man in Saalbach an. Nach etwa fünf Stunden, von Graz gerechnet, ist man im Hotel Kristiana, einem von sechs Kunsthotels, das der Familie Breitfuß seit Generationen gehört. Der erste Eindruck: Gemütlich ist es hier und freundlich kommen die Menschen einem entgegen. Im Zimmer viel Platz, warm und großzügige Fenster. Da draußen hat man auch was zu sehen: mehrere Pisten, Gondeln, Wald und alle drei Tage wolkenloser, strahlendblauer Himmel. Johannes Dreifuß ist Aquarellmaler. Überall im Hotel hängen seine Bilder: Stillleben, Landschaften und abstrakte Bilder. Auf den ältes-

Aquarellness in Saalbach

Hotel, Urlaub und Kunst sind ein spannungsvoller Mix für die Feriengestaltung. Malen in alpiner Landschaft ist die Alternative zur Toskana und Provence. Die „ARTelier Hotels“ haben dafür das maßgeschneiderte Angebot. Der Gast nimmt aktiv an Malkursen teil oder konsumiert Kunst passiv. Das Hotel sensibilisiert durch sein Ambiente, mit Bilderausstellungen, dem Atelier oder speziellen ART-Zimmern für Kunst. Die Affinität des Hoteliers zur Malerei schätzen die kunstinteressierten Gäste besonders. Hobbymalern bietet sich erstmalig gebündelt ein Angebot für den Urlaub im Bereich Kunst. Künstler geben ihr Wissen in Acryl, Aquarell, Öl, mit Feder und Bleistift … gern weiter. Der Malcoach ist ein bisher einzigartiger ART-Service. Die Leistungen der „ARTelier Hotels“ machen das Angebot für aktive und passive Genießer von Kunst transparent. Die Individualität der Betriebe bereichert perfekt die Dreiecksbeziehung zwischen Hotel, Urlaub und Kunst. ❖

ten steht das Jahr 1991. „Das ist ungefähr die Zeit, als ich begonnen habe zu malen. Mich packte damals große Begeisterung für das Aquarell und es wurde immer mehr. Ich brauchte Platz und so entstand das Atelier, direkt neben dem Hotel.“ In diesem Atelier verbrachten wir –eine Gruppe von zehn Personen –die nächsten zwei Tage und wurden langsam in die schwierige Aquarelltechnik durch Johannes Breitfuß eingeführt. Das Schöne dabei ist, dass die Malerei etwas stark Meditatives an sich hat. Man lässt sich von Pinsel, Farbe und Wasser führen. Was dadurch entsteht, ist nicht immer das, was einem gefällt. Aber was bleibt, sind das Erlebnis, die Freude und der Wunsch sich mit dieser Technik wieder zu beschäftigen. Das Hotel Kristiana ist eines der sechs „ARTelier Hotels“, die sich durch die Idee, ihren Gästen Malkurse in Acryl, Aquarell, Öl sowie Zeichnen mit Feder und Bleistift anzubieten, zusammengefunden haben. Die meisten Hotels dieser Gruppe befinden sich im Salzburger Land, eines ist in Tirol und eines sogar in der Steiermark. ❖

Eine wertvolle „Zeitverschwendung“

Kunst ist eine wertvolle Zeitverschwendung. Mittels Malerei geht es um die Weiterentdeckung des „Kreativen Seins“. Die im Sommer 2005 gegründete Gruppe der „ARTelier Hotels“ bietet mit den Malkursen den direkten Kontakt zwischen Kunstschaffenden und Hobbymalern. Eine einzigartige Möglichkeit, gemeinsam Kunst auszuüben, voneinander zu lernen oder einfach nur Kunst aus erster Hand zu erfahren. Ein Mensch, der seine Kreativität benutzt, hat unendliche Möglichkeiten. Kreativ sein ist auch eine Art Meditation. Durch sie wird eine neue Sicht von der Welt geschaffen und man findet Ruhe in sich selbst. Die „ARTelier Hotels“ bieten diese ganz außergewöhnlich schöne Urlaubsbeschäftigung in imposanter alpiner Landschaft. Hier verstehen sich Malplätze als Kraftplätze oder umgekehrt. ❖

Erfolgreiche und sympathische Mittlerin zwischen

Wirtschaft und Kunst – Ein Interview mit Kathryn List

von Hedi Grager

Fotos: Volker Wohlgemuth

Kathryn List, eine strahlende und ungemein sympathische Frau, wurde in Detroit, USA, geboren. Während ihres Ökonomie-Studiums in Michigan überlegte sie bereits, was ihr eigentlich noch Spaß macht. Geprägt durch eine kunstliebende Familie begann sie Theaterstücke zu produzieren. Dies wollte sie ein paar Monate machen – es wurden zwölf Jahre daraus. Daneben setzte sie sich auch mit Musik und Film auseinander. Der Vater von Kathryn List war 1984/1985 Präsident der SAE, Society of Automotive Engineers. Er kannte den Grazer Prof. Dr. h.c. Helmut List von der AVL beruflich. Als die beiden sich anlässlich eines Kongresses in den USA trafen, lernte auch Kathryn ihren Helmut kennen. Seinen versprochenen Anruf nahm sie nicht wirklich ernst. Der Anruf kam aber tatsächlich und eine schöne Liebesgeschichte nahm ihren Lauf. Mittlerweile ist Kathryn List bereits seit 1987 in Graz. 1989 kam ihr erstes Kind Hans auf die Welt, dann kamen noch Olivia und Clara. Es war anfangs nicht einfach für Kathryn List, da sie kein Wort Deutsch

sprach. Aber nach den ersten „Orientierungsjahren“ in Österreich fing sie wieder an, sich mit Kunst in Verbindung mit Technik zu beschäftigen. Von dieser spannenden Symbiose konnte sie auch ihren Mann, einen Klassik-Liebhaber, überzeugen. Kathryn List sagt: „Man fängt nicht mit Zahlen an, sondern mit einer Vision, einer Idee, mit Kreativität.“ Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist die Umwandlung einer ehemaligen Fabrikshalle zu einem kulturellen Veranstaltungsort von höchstem Niveau. Im Zusammenspiel von Kunst, Technologie und Wissenschaft wurde die HelmutList-Halle zu einem „klingenden Resonanzraum“ für Künstler. Ihr Engagement geht aber noch viel weiter. Wie kommt eine Amerikanerin nach Österreich und bleibt dann hier? Kathryn List hat in ihrer Jugend Natürlich der Liebe wegen. selbst Ballett getanzt, Geige gespielt und war später auch Theaterproduzentin. Jetzt versucht sie Künstler durch ihre weltweiten Kontakte zu fördern und Türen für sie zu öffnen. „Der Mensch sollte doch immer im Mittelpunkt stehen. Und wer kann das besser widerspiegeln als ein Künstler.“ ❖

„Ich gehöre zu den Glücklichen. Ich glaube auch, ich bin am richtigen Platz und mag meine Entscheidungen“, sagt Kathryn List über sich.

Mit freundlicher Genehmigung der KAGes-Mitarbeiterzeitung „G’sund“. Verantwortlich für deren Produktion ist Klipp. Hedi Grager im

Interview mit

Kathryn List.

Ein Motorrad-Unfall vor zwei Jahren führte zum Verlust des rechten Beines. Mehr als 800 km kurbelte Karl Polzhofer mit seinem Handbike auf dem Jakobspilgerweg von St. Jean Pied de Port (Hafen der Fußgänger) in Frankreich über die Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Eine gewaltige Leistung! Auf dem eindrucksvollen Platz vor der Kathedrale in Santiago beglückwünschten wir – die Hobby-Radler – Karl zu seinem Sieg. Selbst bei der Beurkundung im Pilger-Büro gab’s Applaus für dieses „kleine Wunder“.

Als Pilger mit dem Rad auf dem Jakobsweg über die Pyrenäen durch Nordspanien nach Santiago de Compostela

800 km mit dem Handbike

Von Jürgen Lehner

Fotos: Karl Polzhofer

Die Welt ist klein: Unterwegs trifft der Pöllauer Karl Polzhofer die Hartbergerin Christine Hochegger. „Wir haben einander vorher nicht gekannt.“

„Durchhalten“ war die Parole

„Nein, jetzt nur nicht aufgeben, so knapp vor dem Ziel“, versucht Franz, aber nicht nur er, bei einem der langen, anstrengenden Anstiege vor Santiago de Compostela sich selber gleichsam anzufeuern und so seine letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Endlich die Erlösung – die Stadt ist in Sichtweite. In Santiago ruhen wir uns nach alter Pilgersitte im Angesicht der mächtigen Kathedrale erschöpft auf dem Rücken liegend aus, waren doch die letzten Tage nicht gerade ein Honiglecken. Vor allem für Karl, der mit dem Handbike eine unglaubliche Leistung vollbracht hatte.

Ein Versprechen gehalten

„Wir kommen wieder“, hatten wir im Vorjahr beschlossen, als wir die ersten 400 km über die Pyrenäen nach Leon strampelten. Wissend, dass wir uns auf der neuntägigen zweiten Tour mit dem Pilgerziel Santiago über mehrere Pässe quälen müssen und dass auf uns sich weit hinziehende Anstiege auch auf den übrigen Etappen warten. Wer selbst auf dem Rad sitzt, der weiß, dass 800 bis 1.000 Höhenmeter am Tag, über mehrere Tage hinweg, auch für geübte Radler eine große Herausforderung bedeuten. Belohnt wurden wir allerdings mit unvergesslichen Eindrücken und Bildern, da die nordspanische Landschaft bis hin zum Atlantik einfach eine Kulisse abgibt, die die Schinderei (Gegenwind ist allgegenwärtig) in den Hintergrund rücken lässt. Im Vorjahr noch als reine Männerrunde unterwegs, stellte sich diesmal auch Gabi, eine Flachländerin aus dem Burgenland, der Heraus-

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