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Nachfolge-Poker

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Die Lunte glimmt

Die Lunte glimmt

Michael Mayer-Rieckhs Rückzug als Steiermärkische-Aufsichtsratspräsident zeichnet sich ab. Muss LH Franz Voves mit Klasnic-Versprechen zurecht kommen?

Nachfolge-Poker

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Jede Berufung in eine Top-Position einer Bank löst nach dem BawagSkandal und jenem bei der LandesHypo Kärnten sensible Reaktionen aus. Gilbert Frizberg, Werner Tessmar-Pfohl und Jochen PildnerSteinburg werden im Falle des altersbedingten Rückzugs Mayer-Rieckhs als Kandidaten genannt. „Die Politik kann dort nichts bestimmen“, lautet die Standardlüge, wenn es um die Besetzung von Funktionen in der Wirtschaft geht, die im Einflussbereich der (Partei-)Politik liegen. Die Nachfolge von Michael MayerRieckh als Präsident des Aufsichtsrates der Steiermärkischen in absehbarer Zeit wird ein Lehrbeispiel sein.

Immerhin ist die Aktiengesellschaft die viertgrößte Bank im Südosten Österreichs. Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic habe, so heißt es, hier bereits eine Weichenstellung vorgenommen. Dabei ist unter anderem der Name von Werner Tessmar-Pfohl (Chef und Mehrheitsgesellschafter der Sattler Werke) im Gespräch. Dieser war Präsident der Steirischen Industriellenvereinigung. Seine Nachfolge dort trat damals Michael MayerRieckh an, er ist bekanntlich der größte und wichtigste Gesellschafter im Humanic-Konzern. Nach dem Tod von Steiermärkische-Präsident Ernst Höller (auch er war Mitglied der Industriellenvereinigung) wurde Michael Mayer-Rieckh dessen Nachfolger in der Steiermärkischen. Logischer Favorit bei dem sich abzeichnenden altersbedingten Rücktritt von Michael Mayer-Rieckh –bald 71 – scheint Jochen PildnerSteinburg, Mehrheitseigentümer der Grazer Armaturen Werke (GAW). Auch Landeshauptmann Franz Voves soll für Jochen Pildner-Steinburg eingestellt sein. Beide kennen einander aus ihrer aktiven Zeit als Eishockey-Spieler. Jochen PildnerSteinbur hält sich dazu befragt bedeckt und nennt auch noch Gilbert Frizberg als möglichen Kandidaten.

Anspruch der Industrie?

Mehrheit in der Wirtschaftskammer hat die steirische Volkspartei seit Jahrzehnten nahezu alle Spitzenpositionen in der Versicherungs- und Bankenlandschaft sowie der Geldwirtschaft mit ihren Vertrauensleuten besetzt. Oder vornehmer ausgedrückt: mit Persönlichkeiten, die ihr nahe stehen. In der Steiermärkischen erfolgt die Nominierung des Nachfolgers von Michael Mayer-Rieckh durch die zuständigen Gremien: Sparkassenverein – Verwaltungssparkasse –Aufsichtsrat. Klarerweise stellt auch dort wiederum das ÖVP-Lager seit Jahrzehnten die Mehrheit. Pardon, es ist nicht die ÖVP, sondern es sind wiederum Personen, die sie in diese Gremien hineinwählen hat lassen. Kommt es zu einer neuerlichen Nachfolge durch einen Industrievertreter, so ist das eher einer Gepflogenheit zuzuordnen. Denn die Steiermärkische selbst hat als 74Prozent-Eigentümer –zweiter Aktionär ist die Erste – von ihrer Struktur her wenig Industriekunden, sondern zählt vor allem die Klein- und Mittelbetriebe zu ihrem großen Kundenpotential.

„Schwarz raus, rot rein“

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die SPÖ mit Franz Voves im gesamten Land derartige Umfärbelungsaktivitäten bastelt, damit auch in die praktische eigentümerlose Führungsetage der Steiermärkischen wieder Ansprechpartner einzuschleusen möchte, die ihr nahe stehen. Peter Schachner sitzt zwar in allen Entscheidungsgremien, verstand sich und wirkte dort aber nie wirklich als Vertreter für die Anliegen seiner Gesinnungsgemeinschaft. Das Ausscheiden der beiden SPÖ-nahen Manager Heinz Hofer und August Jost im Juli 2004 war eine Folge von Schachners verlorener Landtagswahl im Oktober 2000. Danach wurde der vierköpfige Vorstand zu einem Trio, das nun aus Gerhard Fabisch, Franz Kerber und Georg Bucher besteht. Da die Gremien der Steiermärkischen – wie gesagt – ihre Entscheidung „selbstständig“ treffen, muss Voves auf politische Gespräche bauen. Vorstellbar wäre, dass es zu einer Erweiterung des Vorstandes auf vier Personen kommt. Und damit könnte Voves einen ihm genehmen Kandidaten zugestanden bekommen. Ansprechpartner für einen solchen Deal ist der neue ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer, der für eine Zustimmung in der Steiermärkischen in einer Art Abtausch dafür bei Voves einen (Personal-)Wunsch frei hätte. Wie bereits anfangs festgestellt: Offiziell und nach außen hin hat die Politik bei den Bestellungen der Spitzenfunktionen in der Steiermärkischen nichts mitzubestimmen, nichts mitzureden. Doch die Wirklichkeit hinter verschlossenen Türen ist eine andere. Sie bestimmt ganz stark die Karriere von Managern und Aufsichtsräten in unserem Land. ❖

Präs. Michael Mayer-Rieckh, 71.

Als Nachfolger im Gespräch: Jochen Pildner-Steinburg

Werner Tessmar-Pfohl …

… und Gilbert Frizberg, alle kommen aus der Industriellenvereinigung

Styrian Spirit und der steirische Brauch Brot und Spiele sind wichtiger

Soll so sein. Und ist vor Wahlen sicher volkstümlich, da die Mehrheit applaudiert. Die Bruchlandung von Styrian Spirit mit dem Totalverlust von 150 Arbeitsplätzen hat dem Image der Steiermark als Zukunftsstandort sicher nicht gedient. Als einziger Home-Carrier war Styrian Spirit mit etwa 100.000 geflogenen Passagieren jährlich ein nicht unbedeutender Faktor für den aufstrebenden Flughafen Graz-Thalerhof. Wie das öfters bei jungen Unternehmen in der Startphase vor-

kommt: Die gute Idee konnte wirtschaftlich nicht erfolgreich umgesetzt werden. Nicht zuletzt deshalb, weil die Verantwortlichen von größeren Airlines kamen und nicht gewohnt waren, Schritt für Schritt und bescheiden an die Sache heranzugehen. Zu spät trennte man sich von diesen Managern und die neue Führung bekam nicht mehr wirklich die Chance, zu zeigen, wie Styrian Spirit erfolgreich fliegen hätte können. Das

Land Steiermark zog im letzten Augenblick seine Zusage zurück, mit einer Haftung von knapp drei Millionen Euro der Fluglinie eine weitere Chance zu geben, am Leben zu bleiben. Fußballclubs haben es da leichter bei den Politikern. Rasch und unbürokratisch wollen Voves, Wegscheider und Kollegen die Millionenhaftung für die beiden Fußballclubs GAK und Sturm übernehmen, weil diese ohne das Landesgeld nicht die Lizenz für den weiteren Spielbetrieb in der Bundesliga erhalten. Das Land haftet also dafür, dass hochbezahlte Legionäre oder Söldner ihre zigtausend hohen Eurogagen weiterhin kassieren. Ganz egal, ob nun der sportliche Erfolg kommt oder nicht. Von Bescheidenheit und Selbstbeschränkung ist da keine Rede. Vor den Kopf gestoßen fühlen sich da zahllose Sportfunktionäre, die in den unterschiedlichsten Vereinen um Gotteslohn gute und intensive Aufbauarbeit leisten. Voves, Schützenhöfer und Co. sind vor den Fußballern in die Knie gegangen oder möglicherweise sind sie selbst so begeistert, dass sie nicht erkennen, welches falsche Signal sie damit setzen. Beim Absturz des seinerzeitigen Paradeclubs Tirol hielten sich die Politiker völlig heraus. Eine richtige Maßnahme. Mittlerweile sind die Tiroler saniert und ohne Landeshilfe spielen sie wieder in der Bundesliga. Im Falle einer Rettung von Styrian Spirit wären auch Arbeitsplätze gerettet worden, die dann indirekt wiederum auch den Tourismus ankurbeln hätten können. Denn eine Fluglinie bringt Gäste in die Steiermark und diese wiederum bevölkern die Thermen und Urlaubsziele. Gemeinsam mit dem steirischen Tourismus waren bereits groß angelegte Kampagnen in Deutschland ausgedacht. Schade, dass es nicht dazu kommen konnte. JL❖

Foto: berlin-spotter.de Mehr Wohlwollen und Unterstützung für Fußball als für Styrian Spirit nach Bruchlandung. & KLAR

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