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Profit auf Kosten der Kinder
von Sophia Eing
Haferkekse, Frühstücksflocken, Fruchtjoghurt – hört sich erstmal sehr gesund an. Aber ist es das auch? Wenn Lebensmittelprodukte für Kinder beworben werden, wird häufig damit gepunktet, dass das Produkt zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung beiträgt. Das ist in den meisten Fällen eine dreiste Lüge.
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Schon 2012 hat die Organisation Foodwatch in einem Marktcheck mehr als 1500 Produkte genauer in den Blick genommen. Alle Produkte waren darauf ausgelegt, von Kindern konsumiert zu werden. Bewertet wurden die Nahrungsmittel mit der „aid-Ernährungspyramide“, die vom Bundeszentrum für Ernährung empfohlen wird. Fast drei Viertel der Nahrungsmittel (73,3 Prozent/ 1109 Produkte) fallen in die rote Kategorie. In die rote Kategorie werden Lebensmittel einsortiert, die nur selten verzehrt werden sollen. Nur zwölf Prozent der Lebensmittel wurden in die grüne Kategorie eingeordnet, die Lebensmittel beinhaltet, die reichlich verzehrt werden dürfen. Mit einem solchen industriellen Angebot an Kinderlebensmitteln ist eine ausgewogene Ernährung quasi unmöglich. Das Problem hierbei sind die Lebensmittelkonzerne, sowie der Staat, und nicht die Verbraucher*innen. Mit Werbestrategien werden gezielt Kinder angesprochen (bunte Bilder, lustige Tiere) und Eltern wird das Gefühl gegeben, das Produkt sei gesund (Bauernhoftiere und Pflanzen spiegeln vermeintliche Natürlichkeit und Umweltbewusstsein wider). Die Kinder werden von klein auf an die Marke gebunden und auf ungesundes Junkfood programmiert. Junkfood bringt bekanntlich mehr Umsatz als Obst und Gemüse. Im gleichen Atemzug setzen sich diese Konzerne dann aber für Anti-Übergewichtsprogramme und Bewegungsprogramme ein, um in den Medien positive Aufmerksamkeit zu erlangen. Auch der Staat hat wesentliche Schuld an dem Übergewicht der heutigen Kinder: durch wenig Vorgaben und Lobbyismus können die Lebensmittelunternehmen weiter machen, als passiere nichts. 2015 wurde ein Präventionsgesetz beschlossen. Laut der „World Health Organisation“ (WHO) sollte das Gesetz unter anderem feste Vorgaben zu Zucker und Salz in Lebensmitteln geben, Steuern auf ungesunde Lebensmittel setzen und verbraucherfreundliche Bewertungssysteme auf Produkten verpflichtend machen. Ausschließlich letzteres ist mit dem NutriScore so mittelmäßig erfüllt worden. Der Staat hat sich bislang bewusst dazu entschieden, sich nicht mit der Lebensmittelindustrie anzulegen. Und das auf Kosten der Kinder und der gesamten Gesellschaft.
2016 teilte die WHO mit, dass ca. 41 Millionen Kinder weltweit zu dick sind. Es wurde mehr politisches Engagement gefordert. Darunter könnten bessere Standards für Schul- oder Kitaessen, die Zuckersteuer oder Werbebeschränkungen sein. Doch wie bereits genannt, ist bisher wenig passiert. Durch den steigenden Anteil an übergewichtigen Kindern steigt auch das Risiko für Diabetes, Herzkreislauf- und andere schwerwiegende Krankheiten. Um diese Krankheiten zu behandeln, wird Geld benötigt, sodass sich die Dreistigkeit der Großkonzerne auf den Steuerzahler auswirkt.
Doch was machen, bis sich die Politik und Wirtschaft angepasst hat?
Einen Versuch starten, um auf
Ortsebene etwas zu erreichen, z.B.
Kindertageseinrichtungen und
Schulen anpassen (zuckerfrei/ zukkerarm) oder zunehmend selbst kochen und backen.