Kolpingjugend intern
Profit auf Kosten der Kinder
von Sophia Eing
Haferkekse, Frühstücksflocken, Fruchtjoghurt – hört sich erstmal Gesetz unter anderem feste Vorgaben sehr gesund an. Aber ist es das auch? Wenn Lebensmittelprodukte für Kinder beworben werden, wird häufig damit gepunktet, dass das Produkt zu einer gesunden und ausgewogenen Er-
zu Zucker und Salz in Lebensmitteln geben, Steuern auf ungesunde Lebensmittel setzen und verbraucherfreundliche Bewertungssysteme auf Produkten verpflichtend machen. Aus-
nährung beiträgt. Das ist in den meisten Fällen eine dreiste Lüge. schließlich letzteres ist mit dem NutriScore so mittelmäßig erfüllt worden. Der Staat hat sich bislang bewusst Schon 2012 hat die Organisation Food-
und Pflanzen spiegeln vermeintliche
dazu entschieden, sich nicht mit der
watch in einem Marktcheck mehr als
Natürlichkeit und Umweltbewusstsein
Lebensmittelindustrie anzulegen. Und
1500 Produkte genauer in den Blick
wider). Die Kinder werden von klein auf
das auf Kosten der Kinder und der ge-
genommen. Alle Produkte waren dar-
an die Marke gebunden und auf unge-
samten Gesellschaft.
auf ausgelegt, von Kindern konsumiert
sundes Junkfood programmiert. Junk-
zu werden. Bewertet wurden die Nah-
food bringt bekanntlich mehr Umsatz
2016 teilte die WHO mit, dass ca. 41
rungsmittel mit der „aid-Ernährungspy-
als Obst und Gemüse. Im gleichen
Millionen Kinder weltweit zu dick sind.
ramide“, die vom Bundeszentrum für
Atemzug setzen sich diese Konzerne
Es wurde mehr politisches Engage-
Ernährung empfohlen wird. Fast drei
dann aber für Anti-Übergewichtspro-
ment gefordert. Darunter könnten
Viertel der Nahrungsmittel (73,3 Pro-
gramme und Bewegungsprogramme
bessere Standards für Schul- oder Kita-
zent/ 1109 Produkte) fallen in die rote
ein, um in den Medien positive Auf-
essen, die Zuckersteuer oder Werbe-
Kategorie. In die rote Kategorie wer-
merksamkeit zu erlangen.
beschränkungen sein. Doch wie bereits
den Lebensmittel einsortiert, die nur
Auch der Staat hat wesentliche Schuld
genannt, ist bisher wenig passiert.
selten verzehrt werden sollen. Nur
an dem Übergewicht der heutigen Kin-
Durch den steigenden Anteil an über-
zwölf Prozent der Lebensmittel wur-
der: durch wenig Vorgaben und Lobby-
gewichtigen Kindern steigt auch das
den in die grüne Kategorie eingeord-
ismus können die Lebensmittelunter-
Risiko für Diabetes, Herzkreislauf- und
net, die Lebensmittel beinhaltet, die
nehmen weiter machen, als passiere
andere schwerwiegende Krankheiten.
reichlich verzehrt werden dürfen. Mit
nichts. 2015 wurde ein Präventionsge-
Um diese Krankheiten zu behandeln,
einem solchen industriellen Angebot
setz beschlossen. Laut der „World He-
wird Geld benötigt, sodass sich die
an Kinderlebensmitteln ist eine ausge-
alth Organisation“ (WHO) sollte das
Dreistigkeit der Großkonzerne auf den
wogene Ernährung quasi unmöglich.
Steuerzahler auswirkt.
Das Problem hierbei sind die Lebensmittelkonzerne,
Doch was machen, bis sich die Poli-
sowie der Staat, und nicht
tik und Wirtschaft angepasst hat?
die Verbraucher*innen. Mit Wer-
Einen Versuch starten, um auf
bestrategien werden gezielt Kin-
Ortsebene etwas zu erreichen, z.B.
der angesprochen (bunte Bil-
Kindertageseinrichtungen
der, lustige Tiere) und Eltern
Schulen anpassen (zuckerfrei/ zuk-
wird das Gefühl gegeben, das
kerarm) oder zunehmend selbst ko-
Produkt sei gesund (Bauernhoftiere
orange2 · Dezember 2021
und
chen und backen.
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