orange² 66 - Durchblick: Leckerschmecker

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Kolpingjugend intern

Profit auf Kosten der Kinder

von Sophia Eing

Haferkekse, Frühstücksflocken, Fruchtjoghurt – hört sich erstmal Gesetz unter anderem feste Vorgaben sehr gesund an. Aber ist es das auch? Wenn Lebensmittelprodukte für Kinder beworben werden, wird häufig damit gepunktet, dass das Produkt zu einer gesunden und ausgewogenen Er-

zu Zucker und Salz in Lebensmitteln geben, Steuern auf ungesunde Lebensmittel setzen und verbraucherfreundliche Bewertungssysteme auf Produkten verpflichtend machen. Aus-

nährung beiträgt. Das ist in den meisten Fällen eine dreiste Lüge. schließlich letzteres ist mit dem NutriScore so mittelmäßig erfüllt worden. Der Staat hat sich bislang bewusst Schon 2012 hat die Organisation Food-

und Pflanzen spiegeln vermeintliche

dazu entschieden, sich nicht mit der

watch in einem Marktcheck mehr als

Natürlichkeit und Umweltbewusstsein

Lebensmittelindustrie anzulegen. Und

1500 Produkte genauer in den Blick

wider). Die Kinder werden von klein auf

das auf Kosten der Kinder und der ge-

genommen. Alle Produkte waren dar-

an die Marke gebunden und auf unge-

samten Gesellschaft.

auf ausgelegt, von Kindern konsumiert

sundes Junkfood programmiert. Junk-

zu werden. Bewertet wurden die Nah-

food bringt bekanntlich mehr Umsatz

2016 teilte die WHO mit, dass ca. 41

rungsmittel mit der „aid-Ernährungspy-

als Obst und Gemüse. Im gleichen

Millionen Kinder weltweit zu dick sind.

ramide“, die vom Bundeszentrum für

Atemzug setzen sich diese Konzerne

Es wurde mehr politisches Engage-

Ernährung empfohlen wird. Fast drei

dann aber für Anti-Übergewichtspro-

ment gefordert. Darunter könnten

Viertel der Nahrungsmittel (73,3 Pro-

gramme und Bewegungsprogramme

bessere Standards für Schul- oder Kita-

zent/ 1109 Produkte) fallen in die rote

ein, um in den Medien positive Auf-

essen, die Zuckersteuer oder Werbe-

Kategorie. In die rote Kategorie wer-

merksamkeit zu erlangen.

beschränkungen sein. Doch wie bereits

den Lebensmittel einsortiert, die nur

Auch der Staat hat wesentliche Schuld

genannt, ist bisher wenig passiert.

selten verzehrt werden sollen. Nur

an dem Übergewicht der heutigen Kin-

Durch den steigenden Anteil an über-

zwölf Prozent der Lebensmittel wur-

der: durch wenig Vorgaben und Lobby-

gewichtigen Kindern steigt auch das

den in die grüne Kategorie eingeord-

ismus können die Lebensmittelunter-

Risiko für Diabetes, Herzkreislauf- und

net, die Lebensmittel beinhaltet, die

nehmen weiter machen, als passiere

andere schwerwiegende Krankheiten.

reichlich verzehrt werden dürfen. Mit

nichts. 2015 wurde ein Präventionsge-

Um diese Krankheiten zu behandeln,

einem solchen industriellen Angebot

setz beschlossen. Laut der „World He-

wird Geld benötigt, sodass sich die

an Kinderlebensmitteln ist eine ausge-

alth Organisation“ (WHO) sollte das

Dreistigkeit der Großkonzerne auf den

wogene Ernährung quasi unmöglich.

Steuerzahler auswirkt.

Das Problem hierbei sind die Lebensmittelkonzerne,

Doch was machen, bis sich die Poli-

sowie der Staat, und nicht

tik und Wirtschaft angepasst hat?

die Verbraucher*innen. Mit Wer-

Einen Versuch starten, um auf

bestrategien werden gezielt Kin-

Ortsebene etwas zu erreichen, z.B.

der angesprochen (bunte Bil-

Kindertageseinrichtungen

der, lustige Tiere) und Eltern

Schulen anpassen (zuckerfrei/ zuk-

wird das Gefühl gegeben, das

kerarm) oder zunehmend selbst ko-

Produkt sei gesund (Bauernhoftiere

orange2 · Dezember 2021

und

chen und backen.

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