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JOHN LE CARRÉ: Dossier zum Tod des Autors
DOSSIER
JOHN LE CARRÉ: DIE WICHTIGSTEN FILME DAS ERBE DES MAGIERS
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Mit dem Tod von John le Carré (19.10.1931 - 12.12.2020) verlor die Welt nicht nur einen begnadeten Literaten, sondern auch einen Lieferanten vieler großer Filmgeschichten. Wir haben uns die zwölf wichtigsten Verfi lmungen seiner Romane noch einmal angeschaut.
VON GUNTHER BAUMANN
Von „Der Spion, der aus der Kälte kam“ über „Dame, König, As, Spion“ bis „The Night Manager“: Der britische Schriftsteller John le Carré war mit seinen Spionage-Romanen ein verlässlicher Bestseller-Fabrikant. Auch die Hollywood-Studios und die TV-Stationen bedienten sich nur zu gern seiner Geschichten. In den 53 Jahren von 1965 bis 2018 entstand die rekordverdächtige Zahl von 19 Kino- und TV-Produktionen, die auf Le-Carré-Texten basierten.
Mochten sich die Leser und die Filmfreunde zu Beginn noch darüber wundern, woher John le Carré seine intime Detailkenntnisse der Geheimdienst-Welt bezog – er gab seinen Beruf damals als „Botschafts-Angestellter“ an –, so offenbarte der Autor im Lauf der Zeit, dass er in jungen Jahren selbst als Agent für die britischen Dienste MI5 und MI6 tätig gewesen war. Seine Geheimdienst-Karriere begann Cornwell, der perfekt Deutsch sprach, übrigens in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Graz.
Thematisch konzentrierte sich le Carré bis zum Zerfall der Sowjetunion auf Geschichten, in denen der Kalte Krieg zwischen Ost und West den Hintergrund lieferte. Zusätzlich öffnete er den Blick auf Brennpunkte in aller Welt – von den Terrorattentaten des Nahost-Konflikts („Die Libelle“) bis zu üblen Machenschaften der Pharma-Industrie („Der ewige Gärtner“).
Was die Helden und Heldinnen von John le Carrés Geschichten betrifft, begegnet man immer wieder dem gleichen Menschentyp: Idealisten, oft noch jung an Jahren, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben, aber auch nach festen Strukturen und nach Abenteuern sind. Der Autor hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass diese Figuren autobiografisch geprägt waren. Umgekehrt erfand er im Charakter des alternden und einsamen Agenten George Smiley die Wunschfigur eines Vaters, wie er ihn im wirklichen Leben nie gehabt hat.
Die zwölf Le-Carré-Verfilmungen, die in diesem Beitrag vorkommen, sind als Stream und/oder DVD zu bekommen. Sie konzentriert anzuschauen, ist ein Abenteuer, das jeden Filmfreund begeistern muss. Auch wenn nicht alle Produktionen gelungen sind.
DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM
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Kinofilm. GB 1965. 112 Minuten. Regie: Martin Ritt. Mit Richard Burton, Claire Bloom, Oskar Werner. Hintergrund: Kalter Krieg zwischen Ost und West
Das Schreibgerät glühte: Der junge John le Carré brachte 1963 in nur fünf Wochen „Der Spion, der aus der Kälte kam“ zu Papier – eine Erzählung aus dem geteilten Berlin, die zum Weltbestseller werden sollte und die das Genre des Spionageromans neu definierte. Denn hier ging es nicht um Abenteuer, Sex und Glamour wie etwa bei James Bond, sondern um Abenteuer, Verrat und Skrupellosigkeit. Mit hyperrealistischer Präzision schilderte le Carré eine gänzlich moralbefreite, nur am Ziel der Nützlichkeit orientierte Geheimdienstwelt: „Wir führen Krieg, um den großen furchtbaren Krieg zu verhindern.“
Martin Ritts Verfilmung setzte 1965 auf Richard Burton (Oscar-Nominierung) in der Hauptrolle. Er spielt den britischen Agenten Leamas, der vorgibt, sich vom Geheimdienst der DDR anheuern zu lassen, um seinem Kontrahenten Mundt (Peter van Eyck) das Handwerk zu legen. Zwar hat der Film fesselnde Höhepunke wie etwa ein Wortgefecht zwischen Burton und Oskar Werner (der Wiener war damals dank Meisterwerken wie „Jules und Jim“ ein internationaler Star). Doch aus heutiger Sicht muss man sagen, dass die Kinoversion des Bestsellers nicht sonderlich gut gealtert ist.
Der Film wirkt über weite Strecken langatmig, pomadig und ohne Pep. Erst im grandiosen Finale, wenn Leamas entdecken muss, dass er nicht mehr ist als eine Schachfigur in einem abgrundtief zynischen Spiel, sitzt man gebannt und erschüttert vor dem Bildschirm. Dieses Finale ist freilich in jeder Hinsicht Weltklasse.
Die „Karla-Trilogie“: In den Jahren 1974 bis 1979 schrieb John le Carré drei Bestseller über den Kampf seiner charismatischsten Figur – des dicklichen, privat unglücklichen, professionell aber brillanten Agenten George Smiley – gegen seinen größten Kontrahenten, den sowjetischen Geheimdienstboss Karla. Zwei Romane wurden damals als BBC-Serien mit Alec Guinness verfilmt. „Dame, König, As, Spion“ machte 1979 den Anfang.
Der Plot: Nach einem komplett missglückten Einsatz in der CSSR keimt beim britischen Geheimdienst MI6 der Verdacht, einen Maulwurf in der eigenen Führungsetage sitzen zu haben. Einen Doppelagenten, der alle Interna direkt an Karla in Moskau weitermeldet. George Smiley, erst vor kurzem in Pension geschickt, wird reaktiviert, um den Maulwurf zu enttarnen.
Filmtechnisch ist die siebenteilige Serie, die der britische Regisseur John Irvin aus dem Roman destillierte, das genaue Gegenteil eines Agenten-Thrillers. Keine Action, kein Glamour. Stattdessen hört man ältlichen Herren in dunklen Anzügen beim Reden zu. Der visuelle Höhepunkt des Geschehens ist schon erreicht, wenn einer der Männer versucht, eine volle Teetasse unfallfrei zum Konferenztisch zu tragen.
Doch trotz der ereignisarmen Bildsprache ist diese Version von „Dame, König, As, Spion“ ein Abenteuer, an dem man sich nicht sattsehen kann. Das hat zwei Gründe: Die Erzählkunst von John le Carré und die Schauspielkunst von Alec Guinness.
Le Carré, der auch am Drehbuch mitschrieb, ist ein Meister des what happens next. Er kann so massiv Spannung und Neugier aufbauen, dass man nach jeder Szene sofort wissen will, was als nächstes passiert. Das gelingt bei der Serie exemplarisch gut. Wenn etwa der Moment naht, in dem die Entlarvung des Maulwurfs bevorsteht, ist das im Roman genauso atemraubend spannend wie im Roman.
Für den britischen Superstar Sir Alec Guinness war die Serie die erste große Arbeit fürs Fernsehen. Kaum zu glauben, dass er darüber grübelte, die Rolle zurückzulegen, weil er befürchtete, diesem George Smiley nicht gerecht zu werden. Natürlich ist das Gegenteil der Fall. Mit seiner stillen, doch stets zielgerichteten Beharrlichkeit adelt Guinness diese nach innen schillernde Figur. Und er lässt seinen (bei uns weitgehend unbekannten) Mitspielern genügend Raum, damit auch diese ihr Talent voll entfalten können.
DAME, KÖNIG, AS, SPION
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TV-Serie. GB 1979. Sieben Folgen, 315 Minuten. Regie: John Irvin. Mit Alec Guinness, Michael Jayston, Bernard Hepton, Ian Richardson, Ian Bannen. Hintergrund: Kalter Krieg. Geheimdienst-Wettstreit zwischen Großbritannien und der Sowjetunion
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SMILEYS LEUTE
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TV-Serie. GB 1982. Sechs Folgen, 324 Minuten. Regie: Simon Langton. Mit Alec Guinness, Eileen Atkins, Curd Jürgens, Mario Adorf, Anthony Bale. Hintergrund: Kalter Krieg. Geheimdienst-Wettstreit zwischen Großbritannien und der Sowjetunion
Mit „Smileys Leute“ endet, im Film wie im Buch, die „Karla-Trilogie“. Der zweite Roman, „Eine Art Held“, wurde nicht verfilmt. Leider, muss man sagen – für viele Leser ist „A Honourable Schoolboy“ (so der Originaltitel) der packendste aller Le-Carré-Romane. Aber für eine TV-Serie war diese Geschichte, die großteils in Hongkong und anderen Schauplätzen in Südostasien spielt, seinerzeit womöglich zu teuer.
Bei „Smileys Leute“ ist der Agent George Smiley zurück in Europa. Noch immer sucht er die Auseinandersetzung mit seinem KGB-Kontrahenten Karla. Ein mysteriöser Überfall auf eine Exilrussin in Paris könnte als Lebenszeichen Karlas gewertet werden. Hat der Agent aus Moskau vielleicht eine schwache Stelle? Gibt es unter Umständen eine Möglichkeit, ihn aus der Reserve und in den Westen zu locken? Eine aufreibende und aufregende Jagd beginnt. „Smileys Leute“, entstanden 1982, schaut filmisch viel moderner aus als die drei Jahre zuvor gedrehte Serie „Dame, König, As, Spion“. Die Farben sind heller, die Action nimmt ein wenig zu. Es gibt neue Schauplätze außerhalb Londons, in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Zwei große Schauspieler ergänzen das englische Ensemble: Curd Jürgens spielt in seiner letzten Rolle einen Exilrussen, den „General“. Und Mario Adorf hat eine kleine, feine Rolle als windiger NachtclubBesitzer mit großem Herzen.
Im Mittelpunkt steht aber wieder Alec Guinness als britischer Agent Smiley. Diesmal ist er mit beträchtlichem Jagdinstinkt unterwegs, in den sich auch ein Hauch Melancholie mischt. Denn Smiley weiß: Sollte er seinen russischen Widersacher Karla nun im letzten Anlauf besiegen, dann würde ihm auch ein Alter Ego fehlen, dem er stets die allergrößte Hochachtung entgegengebracht hat.
Regisseur Simon Langton schafft es, eine ähnlich intensive Atmosphäre entstehen zu lassen wie in „Dame, König, As, Spion“. Wie es sich für einen guten Thriller gehört, wird die Spannung fein säuberlich und konsequent gesteigert – bis sie beim Showdown in Berlin ihren Höhepunkt erreicht.
DIE LIBELLE
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Kinofilm. USA 1984. 130 Minuten. Regie: George Roy Hill. Mit Diane Keaton, Klaus Kinski, Yorgo Voyagis, Sami Frey. Hintergrund: Der Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern
Die Libelle“ („The Little Drummer Girl“) ist die erste große Le-CarréVerfilmung, die das Themenfeld des Kalten Krieges verlässt. Der Autor erzählt eine Geschichte über Terror und NahostKonflikt. Der Film beginnt mit einem Bombenattentat in Bonn, bei dem ein israelischer Diplomat und sein kleiner Sohn getötet werden.
Der israelische Geheimdienst erkennt in dem Anschlag die Handschrift des palästinensischen Terroristen Khalil (Sami Frey). Dem Mann soll das Handwerk gelegt werden, indem ein weiblicher Lockvogel auf ihn angesetzt wird. Die Wahl der Mossad-Agenten um den Kommandanten Kurtz (Klaus Kinski) fällt auf die Londoner Schauspielerin Charlie (Diane Keaton) – eine idealistische und politisch engagierte junge Frau, die auf der Suche nach dem Sinn noch etwas haltlos durchs Leben treibt.
Das Attribut des „haltlosen Dahintreibens“ trifft freilich auch auf den Film zu, der zwangsläufig seine Probleme damit hat, einen vielschichtigen 670-SeitenRoman auf 130 Kinominuten einzudampfen. Regisseur George Roy Hill lässt die erste Hälfte der Story in atemlosem Express-Tempo dahinrattern, wobei viele Zwischentöne verlorengehen. Auch die Besetzung der Hauptrollen scheint nicht ideal. Klaus Kinski ist, seinem Naturell entsprechend, ein bisweilen sehr exaltierter Geheimdienst-Boss. Diane Keaton wirkt mehr wie eine flatterhafte Stadtneurotikerin (die sie ja bei Woody Allen war) denn als radikale Polit-Aktivistin.
Trotz seiner Schwächen ist „Die Libelle“ aber sehenswert. Die Schauplätze wechseln von Deutschland nach Griechenland und wieder zurück (besonders gelungen ist eine Szene, die im steirischen Leibnitz spielt, wenngleich sie in Deutschland gedreht wurde). Eine wichtige und überaus dramatische Sequenz spielt in einem palästinensischen Ausbildungslager.
Einmal mehr muss man sich vor John le Carré verbeugen. Der Autor lässt seinen Thriller auf ein knallhartes Finale zulaufen, das viel Stoff zum Nachdenken bietet. Le Carré gelingt das Kunststück, Verständnis für beide Seiten des bis heute so hoffnungslos verfahrenen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern zu erzeugen.
DAS RUSSLAND-HAUS
uvlmn Kinofilm. USA 1990. 122 Minuten. Regie: Fred Schepisi. Mit Sean Connery, Michelle Pfeiffer, Klaus Maria Brandauer. Hintergrund: Der Kalte Krieg im finalen Stadium
Mit dem Roman „Das RusslandHaus“ kehrte John le Carré noch einmal ins vertraute Terrain des Kalten Krieges zurück. Das visionäre Buch erschien 1988, als sich die Welt noch in einer Form des Friedens glaubte, die durch das „Gleichgewicht des Schreckens“ zwischen Ost und West aufrechterhalten wurde. Doch ein Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer stellte le Carré in seiner Geschichte die These auf, dass die UdSSR derart massiv abgewirtschaftet habe, dass sie sich vom Wettrüsten verabschieden müsse. Drei Jahre später, 1991, sollte die Sowjetunion krachend zusammenbrechen.
Die Verfilmung entstand 1990. Dank des west-östlichen Tauwetters der Gorbatschow-Ära konnte vor Ort in Moskau gedreht werden. Die Besetzung war luxuriös. Sean Connery, als James Bond bereits im Ruhestand, spielte die Hauptrolle: Den freundlich-versoffenen
englischen Verleger Barley Blair, der in Moskau ein brisantes Dokument über die Krise der Roten Armee zugespielt bekommt. Für den Part des geheimnisvollen russischen Informanten Dante wählte Connery den Österreicher Klaus Maria Brandauer aus, der ihm im BondThriller „Sag niemals nie“ als schurkischer Maximilian Largo gegenüber gestanden war. Michelle Pfeiffer spielte die russische Buchhändlerin Katya, in die sich Barley Blair unsterblich verliebt.
Trotz der Aktualität des Themas und des großen Star-Aufgebots fiel die Verfilmung enttäuschend aus. Regisseur Fred Schepisi („Roxanne“) spulte die politischen Szenen eher beiläufig ab (die USA haben in der Erzählung kein großes Interesse an einem geschwächten Russland, weil die US-Waffenkonzerne weiter aufrüsten wollen). Die Inszenierung konzentrierte sich auf die privaten Aspekte der Story. Da finden sich zwar feine Wortgefechte mit Connery und Brandauer, aber die Romanze zwischen Connery und Pfeiffer wird zum sentimentalen Rührstück. Obendrein bekam der Film ein Hollywood Ending verpasst – ein Happy End, das man im Roman vergeblich sucht. Fazit: „Das Russland-Haus“ ist in der CelluloidWertung die schwächste aller Le-CarréVerfilmungen.
Tessa Quaile (Rachel Weisz), eine englische Menschenrechts-Aktivistin, wird in Kenia ermordet aufgefunden. Ihr Mann, der Karriere-Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes), verlässt die geordnete Welt der britischen Botschaft in Nairobi, um die Hintergründe von Tessas Tod herauszufinden.
Der Plot: Glaubt Justin zunächst,
DER SCHNEIDER VON PANAMA
Kinofilm. USA / IRL 2001. 105 Minuten. Regie: John Boorman. Mit Pierce Brosnan, Geoffrey Rush, Jamie Lee Curtis, Brendan Gleeson, Harold Pinter, Daniel Radcliffe Hintergrund: Machtspiele und Korruption in Zentralamerika, wobei die geostrategische Bedeutung des Panama-Kanals für zusätzliche Brisanz sorgt.
Der Schneider von Panama“ ist der ungewöhnlichste Roman im Werk von John le Carré: Eine Mischung aus Komödie und Farce, in der die politischen Aspekte (der Autor attackiert die aggressive Lateinamerika-Politik der USA) eher nebensächlich bleiben.
In der höchst unterhaltsamen Verfilmung von John Boorman („Excalibur“) bekommt – und nutzt –Pierce Brosnan ausgiebig die Gelegenheit, sein JamesBond-Image auf die Schaufel zu nehmen. Zwischen den zwei 007-Thrillern „Die Welt ist nicht genug“ und „Stirb an einem anderen Tag“ spielt er hier den blasierten britischen Spion Andrew Osnard, der wegen einer verhängnisvollen erotischen Affäre ins provinzielle Panama strafversetzt wird. Auf der Suche nach neuen Informanten gerät er an den Herrenschneider Harold Pendel (hinreißend: Geoffrey Rush), der nicht nur sein Handwerk, sondern auch das Schwindeln perfekt beherrscht.
Vom Agenten Osnard bedrängt, erfindet der Schneider eine absurde Geschichte, wonach eine (nicht existente) „Stille Opposition“ einen Staatsstreich in Panama plane. Mit dieser Meldung versetzt der Spion nicht nur seine Bosse vom MI6 in London, sondern auch die USA in helle Aufregung. Schließlich schicken die USA das Militär los, um ihre Interessen rund um den PanamaKanal zu schützen…
Obwohl „Der Schneider von Panama“ schon vor 20 Jahren gedreht wurde, macht der Film auch heute noch viel Spaß. Daran haben neben den Hauptdarstellern auch Stars wie Brendan Gleeson (als vom Alkohol durchweichter Möchtegern-Revoluzzer) und Jamie Lee Curtis (als Geoffrey Rushs resolute Ehefrau) ihren Anteil. Ach ja, und dann spielt auch noch ein gewisser Daniel Radcliffe mit. In seinem ersten Kinofilm lässt der Elfjährige aber noch nicht erkennen, dass er bald als Harry Potter weltberühmt werden wird.
DER EWIGE GÄRTNER
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Kinofilm. GB / D 2005. 129 Minuten. Regie: Fernando Meireilles. Mit Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Danny Huston, Bill Nighy, Anneke Kim Sarnau. Hintergrund: Intrigen, Korruption und Machenschaften der Pharma-Industrie vor der Kulisse Kenias.
der Mord könnte mit einer (vermuteten) außerehelichen Affäre seiner Frau zusammenhängen, so entdeckt er bald eine ganz andere Spur. Tessa scheint nahe daran gewesen zu seinen, einen Pharma-Skandal um unerlaubte Testreihen für ein neues TBC-Medikament aufzudecken. Die Enthüllungen könnten nicht nur in der Konzernzentrale des Pharma-Riesen, sondern auch in britischen Polit-Kreisen höchste Unruhe auslösen…
Mit „Der ewige Gärtner“ verlässt John le Carré sein gewohntes Areal der Geheimdienste und Spione. Er erweist sich aber einmal mehr als zorniger Moralist, der sein überragendes Talent als Geschichtenerzähler dazu nutzt, die Anklage gegen Big Pharma in eine spannungsgeladene und melodramatische Form zu gießen.
Mit dem Brasilianer Fernando Meireilles („City Of God“) erhielt das Projekt einen idealen Regisseur. In den Afrika-Sequenzen lässt Meireilles die Atmosphäre nur so vibrieren auf jenem schmalen Grat, wo Lebenslust und Not, Sinnlichkeit und Tod nahe beieinander liegen. Die Szenen in London hingegen strahlen jene Kälte aus, die auch für die erstarrten Herzen der dortigen Protagonisten typisch ist.
Das Ensemble ist großartig. Rachel Weisz wurde für ihr energiegeladenes Spiel mit einem Oscar ausgezeichnet. Ralph Fiennes macht den Wandel vom Karrieristen zum Aufdecker eines Skandals auf berührende Weise deutlich. Stars wie Bill Nighy, Danny Huston oder Pete Postlethwaite tragen das ihre dazu bei, diesen überaus gelungenen Film abzurunden.
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DAME, KÖNIG, AS, SPION
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Kinofilm. GB / F / D 2011. 127 Minuten. Regie: Tomas Alfredson. Mit Gary Oldman, Tom Hardy, Benedict Cumberbatch, Colin Firth, Kathy Burke. Hintergrund: Kalter Krieg. Geheimdienst-Wettstreit zwischen Großbritannien und der Sowjetunion
Nach der TV-Serie von 1979 nun der Film von 2011: „Dame, König, As, Spion“ ist der erste Roman von John le Carré, der gleich zwei Mal verfilmt wurde. Das Überraschende daran: Die Kinoversion kann mit dem betulichen TV-Mehrteiler in keiner Weise mithalten.
Das liegt zu einem nicht geringen Teil an Regisseur Tomas Alfredson. Der Schwede („So finster die Nacht“) erzählte in einem Interview, dass ihn das Genre des Spionage-Thrillers nicht sonderlich interessiert. Das merkt man seinem Werk auch an. „Dame, König, As, Spion“ ist als Buch ja ein echter Page Turner; ein Stück große Hochspannungsliteratur, bei dem man in jeder Sekunde wissen will, wie es weitergeht. Die Serie mit dem großen Alec Guinness übertrug diese Spannung auf den TV-Schirm.
Doch Filmregisseur Tomas Alfredson scheint es nicht zu interessieren, das Publikum an den Sitz zu fesseln. Wenn sich der Agent John Smiley (hier gespielt von Gary Oldman) auf den Weg macht, einen russischen Maulwurf im britischen Geheimdienst zu entlarven, wird das höchst beiläufig und fast desinteressiert erzählt. Der im Roman nervenzerfetzende Moment etwa, in dem Smiley (und das Publikum) erfährt, welcher der Verdächtigen nun wirklich der Maulwurf ist, wird im Film in Sekundenschnelle und auf fast lächerliche Weise verschenkt.
Einziger Lichtblick der Produktion ist Gary Oldman, der für sein Porträt des einsamen und sonderbaren, aber beharrlich ermittelnden Agenten George Smiley eine Oscar-Nominierung bekam. Doch seine Co-Stars wie Tom Hardy, Benedict Cumberbatch, Colin Firth oder John Hurt verströmen in der lähmenden Inszenierung keinen Glanz, sondern sie bleiben stumpf – obwohl sie schillernde Figuren verkörpern. Fazit: Für „Dame, König, As, Spion“ bleibt in der Celluloid-Wertung nur das Prädikat der langweiligsten aller John-le-CarréVerfilmungen.
Man braucht einen Barrakuda, um einen Hai zu fangen“, lautet der Wahlspruch des deutschen Agenten Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman in der letzten großen Rolle vor seinem viel zu frühen Tod). In der Verfilmung von John le Carrés Roman „A Most Wanted Man“ (deutscher Titel: „Marionetten“) hat dieser Bachmann einen tschetschenischen Flüchtling auserkoren, um einen muslimischen Geschäftsmann zu überführen, den er für einen großen Terror-Finanzierer hält.
So wird der unglückliche und ahnungslose junge Mann für die Geheimdienstler zur Spielfigur in ihrer Schachpartie, die angeblich dazu dient, „die Welt sicherer zu machen.“ Was für die Beteiligten freilich mit Tod, Verhaftung oder einem Aufenthalt in Guantanamo Bay enden kann.
Die Spannung kommt auf leisen Sohlen daher. Der holländische Regisseur Anton Corbijn nimmt sich Zeit, um die vielen Handlungsstränge der Story auszulegen, und er gibt den Figuren Raum, ein Eigenleben zu entwickeln. Philip Seymour Hoffman zeigt seine volle Meisterschaft. Er lässt den Agenten Bachmann zwischen Wut und Resignation, zwischen Zynismus und Humanismus dahinschleudern, und er porträtiert ihn zugleich als Mann der Tat.
Rachel McAdams modelliert mit großem Höhere-Töchter-Charme die Rolle einer idealistischen, menschenrechtsbewegten Anwältin. Willem Dafoe stattet einen Bankier mit all der eleganten Grandezza aus, die zu den undurchsichtigen Herren des Geldes passt. Im Multi-Kulti-Ensemble glänzen auch Robin Wright und Nina Hoss, Daniel Brühl und Martin Wuttke. In kurzen Auftritten huscht Herbert Grönemeyer, fast unerkennbar mit Anzug und Krawatte, durchs Bild – nebstbei komponierte der Popstar auch den Soundtrack. Grigori Dobrygin gewinnt als verschreckter Flüchtling Issa Karpow viele Sympathien. Großes Kino.
A MOST WANTED MAN
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Kinofilm. GB 2014. 121 Minuten. Regie: Anton Corbijn. Mit Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Willem Dafoe, Daniel Brühl, Nina Hoss, Herbert Grönemeyer. Hintergrund: Der Krieg gegen den Terror; ausgetragen auf deutschem Boden.
THE NIGHT MANAGER
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TV-Serie. GB/USA 2016. 8 Folgen, 360 Minuten. Regie: Susanne Bier. Mit Tom Hiddleston, Hugh Laurie, Olivia Colman. Hintergrund: Vor der Kulisse des arabischen Frühlings und des Nahost-Konflikts geht es um Waffenhandel in ganz großem Stil.
Jonathan Pine (Tom Hiddleston), der charmante Nachtportier eines Luxushotels in Kairo, verliebt sich in eine geheimnisvolle Frau, die ihm streng vertrauliches Material über einen gigantischen Waffenschieber-Deal anvertraut. Pine leitet die Akten an den britischen Nachrichtendienst weiter – und muss miterleben, wie seine Geliebte bestialisch ermordet wird. Daraufhin lässt er sich vom britischen Geheimdienst anwerben und wird undercover in die Organisation des Oligarchen und Waffenhändlers Richard Roper (Hugh Laurie) eingeschleust. Das Ziel seiner lebensgefährlichen Mission: Pine will mithelfen, dem charismatischen, aber völlig skrupellosen Roper das Handwerk zu legen.
Das ist der Plot der Verfilmung von John le Carrés Roman „Der Nachtmanager“, der schon gut 20 Jahre lang in den Bücherregalen lag, bevor er 2016 zur TV-Serie umgewandelt wurde. Die behutsam aktualisierte Filmfassung zeigt, dass Le-Carré-Thriller einfach keinen Staub ansetzen. Ganz im Gegenteil: Der dänischen Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Susanne Bier („In einer besseren Welt“) gelang ein Meisterwerk, das mit großen Schauspiel-Leistungen und spektakulären Bildern prunkt und das obendrein 360 Minuten lang atemlose Hochspannung verströmt.
Mit Schauplätzen nahe der Pyramiden und des Matterhorns, einer Luxus-Vila in Mallorca und einem Militär-Camp in der Türkei kommt „Der Nachtmanager“ der
Atmosphäre großer Hollywood-Blockbuster sehr nahe. Die Farben sind meist strahlend, die Fassaden (und Menschen) schön. Doch der Blick hinter die Kulissen eröffnet düstere Abgründe.
Susanne Bier hat für diesen Krimi, den man am liebsten volle sechs Stunden lang im Binge-Modus anschauen will, ein ideales Ensemble zusammengestellt. Tom Hiddleston schenkt dem Titelhelden, dem Nachtmanager Jonathan Pine, eine unnachahmliche Mischung aus Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, aber auch aus Härte und Brutalität. Sein Gegenspieler Hugh Laurie agiert auf Augenhöhe mit Hiddleston. Dieser Richard Roper strahlt die unbarmherzige Gefährlichkeit eines Raubtiers aus – eine Aura, die er mit ausuferndem Charme nicht mildert, sondern sogar noch verstärkt.
Auch rund um die beiden Schwergewichte im Ring wird exzellent gespielt. Hervorzuheben sind Rising Star Elizabeth Debicki (als Richard Ropers unglückliche Geliebte) und Oscar-Preisträgerin Olivia Colman („The Favourite“) als zielstrebige britische Geheimagentin, die sich auch durch eine Schwangerschaft nicht davon abhalten lässt, die Spur des Gangsters aufzunehmen. Tom Holland zeugt als bissiger Roper-Adlatus von der großen Gefahr, die kleine Männer auslösen können.
VERRÄTER WIE WIR
Kinofilm. GB 2016. 108 Minuten. Regie: Susanna White. Mit Stellan Skarsgard, Ewan McGregor, Naomie Harris, Hintergrund: Eine Geldwäsche-Aktion der russischen Mafia.
Eine Geschichte über die russische Mafia, zugleich aber eine Abrechnung mit Großbritannien. Der Autor zeichnet ein England-Bild, in dem es vor ratlosen, verantwortungslosen und egomanischen Figuren nur so strotzt.
Der Uni-Dozent Perry Makepiece (Ewan McGregor) möchte beim Urlaub in Marrakesch die ramponierte Beziehung zu seiner Frau Gail (Naomi Harris) reparieren. Da stürmt ein offenkundig steinreicher, polternder und charmanter Russe namens Dima (Stellan Skarsgard) auf ihn ein und lädt Perry und Gail zu einer rauschenden Party ein, wo er seinen neuen englischen Freund zur Seite nimmt. Er sei der Chef der größten GeldwäscheOrganisation der russischen Mafia. Und er schwebe in Lebensgefahr, weil er zwischen die Fronten eines Konflikts geraten sei. Der Russe möchte unter neuer Identität nach Großbritannien. Im Gegenzug bietet er sein Wissen über die internationale Geldwäscherei an. Doch es gibt Probleme:
DIE LIBELLE
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TV-Serie. GB/USA 2018. 6 Folgen, 330 Minuten. Regie: Park Chan-wook. Mit Florence Pugh, Michael Shannon. Hintergrund: Der Nahost-Konflikt.
35 Jahre nach der Veröffentlichung des Romans und 34 Jahre nach dem Kinofilm kam „Die Libelle“ 2018 auch als Serie heraus: Die TV-Version ist gewiss die wundersamste Neuverfilmung der Werke des Autors. Die Serie ist ein multinationales Projekt: Die israelisch-palästinensische Geschichte, die großteils an Schauplätzen in Europa spielt, wurde vom koreanischen Regisseur Park Chan-wook („Oldboy“) neu interpretiert. Die Story ist großteils unverändert geblieben, wenngleich die Serie (330 Minuten) ungleich tiefer gehen kann als der Kinofilm (130 Minuten): Nach einem tödlichen Terrorattentat auf eine israelische Diplomatenfamilie in Deutschland will der Mossad einen weiblichen Lockvogel beim Bombenleger einschleusen, um den Mann auszuschalten.
Vom Grundton her ist „Die Libelle“ eine dunkle und oft gemächlich erzählte Serie geworden. Keine schlechte Idee, denn das langsame Tempo erzeugt einen interessanten Kontrast zu den vielen grellen Ereignissen.
Die junge Schauspielerin Charlie, die als Zum einen sind die Russen hinter ihrem abtrünnigen Kapo her. Und zum anderen entwickeln sich auch in Großbritannien die Dinge nicht so, wie Dima es will. „Our Kind Of Traitor“ (Originaltitel) ist gewiss kein Hauptwerk von John le Carré – aber ein solider Thriller, der dank der erzählerischen Meisterschaft des Autors zu fesseln vermag. Die oftmals effekthascherische Inszenierung von Regisseurin Susanna White profitiert vom feinen Spiel der Hauptdarsteller. Stellan Skarsgard braucht als rauer, protziger, warmherziger und liebenswürdiger Mafia-Oligarch keine zehn Minuten, um vom Rand des Geschehens ins Zentrum zu rücken. Ewan McGregor hat es angesichts der kreuzbraven Naivität seines Perry schwer, eine große Figur aufzubauen. Naomie Harris (Miss Moneypenny bei Bond) stellt eine souveräne Erfolgsfrau auf die Leinwand. Und Damian Lewis porträtiert wunderbar einen Geheimagenten zwischen Jagdlust, Zynismus, Kälte und Moral.
Lockvogel für den Terroristen die Rolle ihres Lebens bekommt, wird von der 24-jährigen Florence Pugh (Oscar-Nominierung 2020 für „Little Women“) verkörpert. Eine ausgezeichnete Wahl, denn Miss Pugh ist nicht nur höllisch begabt, sondern sie strahlt auch viel reflektierte Nachdenklichkeit aus. Das passt viel besser zu dieser Charlie als die hippiehafte Flatterhaftigkeit, die Diane Keaton im Kinofilm an den Tag legte. „Die Libelle“, im alten Kinofilm eine Art politischer Action-Thriller, wird in der Serie zum Kammerspiel, bei dem es vorrangig um das Innenleben der Protagonisten geht: Wie kommt man damit zurecht, in einem Metier tätig zu sein, in dem Menschen sterben? Wie steht es im die Fragen von Ethik und Moral? An diesen Erörterungen und Entwicklungen teilzuhaben, ist reich an faszinierenden Momenten. Überraschend wenig Aufmerksamkeit hat Regisseur Park Chanwook hingegen auf die Action-Sequenzen gelegt. Da wurden manche aufregenden Szenen regelrecht verschenkt – unter anderem eine, die im Original im steirischen Leibnitz spielt. Doch egal: Stattdessen gibt’s in dieser Sequenz einen Abstecher zur alten jugoslawisch-österreichischen Grenze, die dem Wiener Darsteller Thomas Mraz einen Moment voller Humor (und Sliwowitz) schenkt.