celluloid 3/2020

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GESCHICHTE

Italienisches Plakat zu „Der letzte Akt“

DER BESTE ANTAGONIST WAR

ADOLF HITLER Vor 75 Jahren, am 30. April 1945, starb Adolf Hitler. Sein unbeirrtes Ende war immer wieder Gegenstand filmischer Auseinandersetzungen.

D

a liegt er nun, der „Führer“. Übergossen mit Benzin, lichterloh brennend, im Garten der alten Reichskanzlei, gleich neben dem Eingang zum „Führerbunker“. Ein Gebilde aus Stahlbeton, das Hitler in 18 Metern Tiefe das Überleben sicherte, als Berlin längst im Bombenhagel zerkleinert wurde. Kurz davor, schwer schnapsgetränkt, die Erkenntnis in Hitlers engem Umfeld: „Wir sind durch Blut hinaufgekommen, haben immer nur von Blut gelebt und werden auch in Blut verrecken“. Wilhelm Burgdorf, Chefadjutant des Oberkommandos der Wehrmacht bei Hitler, hat das gesagt. Im Bunker, zumindest in der Phantasie Fritz Habecks, des Drehbuchautors von „Der letzte Akt“. Der österreichische Spielfilm von Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1955, der auf dem Roman „In zehn Tagen kommt der Tod“ von Michael A. Musmanno basiert, wurde in Wien und Baden gedreht und war die erste filmische Auseinandersetzung mit Hitlers Tod und seinen letzten Tagen überhaupt. Der Burgschauspieler Albin Skoda ließ sich einen Hitlerbart wachsen und studierte die Bewegungen und Gestiken des „Führers“ haargenau; ihm gegenüber stand Hauptmann Wüst, gespielt von Oskar Werner, der Skoda hier das Wasser reichte - beide Schauspieler sind in diesem Nachkriegs-Kino in Bestform zu erleben. IM BUNKER „Der letzte Akt“ skizziert viele Grausamkeiten des NS-Regimes, und er malt das Bild des „Tausendjährigen Reichs“ von seinem Inneren her aus: Man sitzt mit Hitler in seinen letzten 18

Tagen im Bunker, wenn er das Bildnis Friedrichs des II. beschwört, der einst in misslicher Lage doch noch triumphieren konnte. Hitler sucht den letzten Ausweg, weil die Russen schon zwei Häuserblocks von der Reichskanzlei entfernt stehen. Wird die Wende kommen? Wird Hitler doch noch siegen? Und: Wann werden seine Hoffnungen kollabieren? Welch spannende Fragen für eine Filmdramaturgie. Hitlers Ende ist im Kino häufig thematisiert worden; es ist sozusagen ein kleines Faszinosum der Filmgeschichte, weil man da einem Mann dabei zusehen kann, wie er wie ein Köter in die Enge getrieben wird, wie seine abstruse Vision von einer ewigen Diktatur zerbröselt, weil die Realitäten draußen doch immer andere waren als auf seinen Landkarten. Dort hat er Armeen, die es längst nicht mehr gab, tausende Kilometer weit hinund hergeschoben. Hitler und sein Ende im Film: Ein Jammertal. DAS ENDE Es gibt viele Versionen dieses Endes, und doch beruhen sie alle auf den Aussagen nur weniger Menschen. Die meisten Zeitgenossen, von Goebbels, Göring und Himmler abwärts haben sich umgebracht oder wurden zum Tode verurteilt. Otto Günsche, sein persönlicher Adjutant in den letzten Tagen, hielt sich bis zu seinem Tod 2003 stets bedeckt; Traudl Junge hingegen sprach: Sie war eine der vier Sekretärinnen Hitlers, und sie tippte sein persönliches und politisches Testament im Bunker. Ihr Bericht dieser letzten Tage ist die Grundlage für viele Hitler-Filme, auch für „Der letzte Akt“. Dort wollte sie keinesfalls als Filmfigur aufscheinen, sie CELLULOID FILMMAGAZIN

blieb darob gesichtslos. Junge speiste mit ihren Erzählungen all die Filme, die seither über Hitlers Ende erschienen sind. Das bringt auch eine schale Optik mit: Ein Geschichtsbild, das maßgeblich aus nur einer Quelle stammt, regt auch die Mythenbildung an. Vielleicht ist das der Grund, weshalb Hitlers Ende im Bunker so oft filmisch aufbereitet wurde, wie etwa in der britisch-italienischen Produktion „Hitler - Die letzten zehn Tage“ von 1973, in der Alec Guinness als Hitler auftrat, oder in „Der Bunker“ (1981), wo Anthony Hopkins den Diktator spielte. 2001 sprach Traudl Junge höchstselbst in „Im toten Winkel - Hitlers Sekretärin“ von André Heller und Othmar Schmiderer über die letzten Tage im Führerbunker - und starb kurz vor der Premiere des Films bei der Berlinale 2002. 2004 folgte dann die heute hochverehrte Hitler-Interpretation von Bruno Ganz. „Der Untergang“ von Oliver Hirschbiegel (nach einem Drehbuch von Bernd Eichinger) war im Prinzip ein Remake von „Der letzte Akt“: Die letzten Tage des Führers, jedoch ganz anders angelegt als es Albin Skoda in den 50er Jahren tat: Ganz’ Hitler war einen Deut greiser, ruhiger, während Albin Skoda in total energischer Façon einen wortgewaltigen, später irrlichternden Hitler zeigte. Er sagte Sätze wie: „Ich werde Berlin zum Stalingrad der Russen machen“, oder „Diese rassenlosen Untermenschen! Und die Juden, dieses Gewürm, das den Erdball überzieht. Ich habe doch zu viele fliehen lassen. Ich hätte sie ausrotten lassen sollen. Bis zum letzten Säugling“. Und auch, als es um die Sprengung der S-BahnTunnels ging, die Tausende Berliner als Lazarett nutzten: „Deutschlands bestes


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