INTERVIEW DAS PORTRÄT EINER
VERLORENEN GENERATION Regisseurin Johanna Moder über ihren zweiten Spielfilm „Waren einmal Revoluzzer“.
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it „Waren einmal Revoluzzer“ umreißt Johanna Moder bereits im Titel, worum es in ihrem zweiten Spielfilm geht: Menschen, Mitte, Ende 30, stehen noch mit genügend Zukunft da, um ausladend über Fehler und deren Vermeidung zu reflektieren. Die befreundeten Paare Helene und Jakob sowie Volker und Tina waren früher mal richtig wild unterwegs, mittlerweile sind sie (fast) erwachsen. Doch dann bringt eine besoffene Idee einen russischen Dissidenten und seine 16
Julia Jentsch und Manuel Rubey befinden sich zu Beginn des 5. Lebensjahrzehnts auf einer Art Sinnsuche.
Familie nach Wien, und die geregelten Verhältnisse stürzen ein wie ein Kartenhaus. Der Film wirft einen Blick darauf, dass sich im Bobo-Mittelstand in dieser Altersklasse trotz vieler Freiheiten und weiter Horizonte doch auch Engstirnigkeit und Kleinbürgerlichkeit eingeschlichen haben. Eine Reflexion auf die (eigenen?) Lebensentwürfe, die Moder hier hinterfragt und daraus ein nicht uncharmantes Generationenporträt anfertigt, in dem jeder letztlich an sich selbst und den hohen Ansprüchen an eine alternative Lebensweise scheitert. CELLULOID FILMMAGAZIN
Geht es Ihnen in diesem Film vor allem um die Frage, ob ein Lebenskonzept möglich ist, das die engagierte Lebenshaltung der Jugend nicht verrät und man irgendwann, ob man will oder nicht, in der Schleife der Normalität landet? Johanna Moder: Mir kommt nur meine Generation besonders verloren vor, ich nehme sie als Generation wahr, die sich selbst nicht auskommt. Yuval Noah Harari bezeichnet in seiner Kurzen Geschichte der Menschheit unsere Epoche als die des „romantischen Konsumismus“, was ich für einen sehr treffenden Gedanken halte. Im alten Ägypten galt
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FILMSTART: 28.08.20