ANALYSE
WEISSGEWASCHEN UND
VERSTECKT „Vom Winde verweht“, „Fawlty Towers“ & Co.: Überall nimmt man Filme mit unzeitgemäßen, rassistischen Inhalten derzeit vom Netz. Aber ist das die richtige Vorgehensweise?
Foto: Warner
Sensation - die tunlichst nur möglichst wenige Menschen mitbekommen sollten. Man hatte McDaniel samt schwarzer Entourage nämlich gar nicht erst in den Saal des Ambassador Hotels in Los Angeles eingelassen, in dem die Verleihung stattfand. Sie musste sich draußen am Flur aufhalten, man wollte farbige Gäste bei der durch und durch weißhäutigen Veranstaltung eigentlich vermeiden. Aber die Jury entschied sich für McDaniel, und 80 Jahre später setzte ihr die Netflix-Serie „Hollywood“ ein Denkmal - Queen Latifah spielt darin die erste schwarze Oscar-Preisträgerin.
Hattie McDaniel
A
ls Hattie McDaniel am 29. Februar 1940 ihren Namen hörte, den man bei der Oscar-Gala laut verlesen hatte, traute sie ihren Ohren nicht. Denn McDaniel hatte soeben als erste afroamerikanische Schauspielerin einen Oscar erhal22
ten, und zwar für die beste Darstellung in einer Nebenrolle, in Victor Flemings Epos „Vom Winde verweht“ (1939), wo sie „Mammy“, die Hausangestellte, spielte. Auch Viviana Leigh als Scarlett O’Hara gewann einen Oscar, den für die beste Hauptdarstellerin, aber Hattie McDaniels Gewinn war die eigentliche CELLULOID FILMMAGAZIN
OFFENER RASSISMUS Wie ein Sklave im Vorraum zu warten, das ist die brutale Zuspitzung der Missachtung, die Hollywood für seine farbigen Mitarbeiter seit jeher entgegenbringt. „Hollywood“, die Serie, wollte das zum Thema machen, wollte zeigen, wie drastisch dieser offene Rassismus dereinst war; und zeigt im Jahr 2020 leider doch nur, dass sich daran bis heute wenig geändert hat, in einem Land, in dem täglich Afroamerikaner von weißen Polizisten erschossen werden und ein Präsident mit der Zukunft einer ganzen Nation zündelt. Nicht genug damit, dass Hattie McDaniel seinerzeit im Vorraum geparkt wurde; ausgerechnet die schwarze Bürgerrechtsbewegung „National Association for the Advancement of Colored People“ (Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen), kurz