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from ErfahrungsSchatz - Der Ratgeber für die reife Generation | Juni 2012
by Sachsen Medien GmbH – Ein Unternehmen der Leipziger Volkszeitung
Irmgard Gruner vertritt als Vorsitzende des Seniorenbeirats die Belange der Älteren
Frau Gruner, was ist der Seniorenbeirat?
Der Beirat ist ein ehrenamtliches Gremium, das parteiübergreifend arbeitet. Alles was wir machen, passiert zum Wohl der Senioren. Wir treffen uns einmal im Monat und sind damit der Beirat, der am häufigsten tagt. Wir sind 24 Personen. Und um politisch Einfluss zu nehmen, sitzen bei uns Mitglieder der Stadtratsfraktionen, die wiederum Anträge im Sinne des Seniorenbeirats stellen können. Darüber hinaus haben wir Ende 2010 herausgefunden, dass wir selbst auch Anträge stellen können. Eine neue Kommentierung der Gemeindeordnung machte das möglich. Das haben wir dann auch genutzt. Wir haben den Antrag gestellt, in Leipzig Seniorenbüros einzurichten. Zwei Büros sind seitdem eröffnet worden. Eines in der Dieskaustraße 190a, eingerichtet durch den BGL-Nachbarschaftsverein in Kooperation mit Wohnungsbauunternehmen, und das andere in der Stuttgarter Allee 21 neben dem Stadtteilladen. Das machen wir vorausschauend, da wir in Zukunft immer mehr alte Menschen haben werden. Diese benötigen Informationen über Betreutes Wohnen, Pflegeheime, Senioren-Vereine haben aber auch normale Fragen wie: welche Veranstaltungen stehen an, oder wie komme ich mit der Straßenbahn an ein bestimmtes Ziel? Es sollen, wenn möglich, alle Fragen vor Ort geklärt werden, ohne dass der alte Mensch kilometerweit fahren muss, um die Informationen zu bekommen.
Wie sind Sie Vorsitzende geworden, und wie hat sich Ihre Arbeit gestaltet?
Das kam eigentlich ziemlich schnell. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war erst seit 1999 im Seniorenbeirat. Es hat doch einige Zeit gebraucht, um wahrgenommen und anerkannt zu werden. Ich bilde mir ein, immer gut informiert zu sein, aber dennoch gab und gibt es immer wieder Momente, wo ich mich frage, warum wissen wir das nicht? Schließlich hat sich der Stadtrat mit uns ein Organ geschaffen, das man zu wichtigen Themen in der Stadt anfragen beziehungsweise um Stellungnahmen bitten kann. Wir wurden immer ein bisschen als Alibi-Organisation gesehen. Da gibt es jemand für die Senioren, die machen schon etwas für die. Aber durch die kontinuierliche, fleißige Arbeit unserer Mitglieder haben wir es geschafft, dass wir heute in der Stadt ein anerkanntes Gremium sind. Irmgard Gruner: „Durch die kontinuierliche, fleißige Arbeit unserer Mitglieder haben wir es geschafft, dass wir heute in der Stadt ein anerkanntes Gremium sind.“ Foto: toma
Was sind Kernziele des Seniorenbeirats, und was haben Sie konkret erreicht?
Wir wollen die Existenz der Vereine sichern, weil die Vereine eine wichtige Stütze der offenen Altenhilfe sind. Wir wollen uns in die Kultur- oder Sportplanung einmischen, denn wir sagen: alles, was für die Senioren gut ist, ist auch gut für die junge Mutter mit Kindern und überhaupt für alle Generationen. Dann sagen wir, dass die Gesellschaft noch stärker auf das Thema Demenz reagieren muss, denn mehr Menschen als früher leben länger. Wir wollen, dass weiterhin die Menschen unterstützt werden, die es nötig haben. Also der Leipzig-Pass muss erhalten bleiben, die LVB-Tickets sollen nicht jedes Jahr teurer werden. In Museen oder im Gewandhaus muss es auch weiterhin Veranstaltungen geben, die sich auch Menschen mit weniger Geld leisten können. Das Gewandhaus zum Beispiel veranstaltet zweimal im Jahr ein Familienkonzert für zehn Euro pro Karte. Das kann man sich leisten. Außerdem haben wir angeregt, dass es Merkmale für altenfreundliche Wohnungen geben soll, auf die sich die Leipziger Wohnungsunternehmen geeinigt haben. Ein wichtiges Ergebnis unserer Arbeit war auch die Mitarbeit am dritten Altenhilfeplan. Der erste Entwurf hat uns überhaupt nicht befriedigt. Er gab zu wenig Orientierung, war zu wenig ein Plan, dafür waren umso mehr Analysen und Statistiken enthalten. Wir haben eine sehr umfangreiche Stellungnahme erarbeitet und so lange auf Verbesserungen gedrängt, bis der Altenhilfeplan, der ja eine Grundlage der Seniorenarbeit der nächsten sechs Jahre ist, unseren Anforderungen entsprach.
Sie geben auch Informationsbroschüren heraus. Was ist da aktuell geplant?
Wir arbeiten derzeit an einer Neuauflage der Broschüre „Bild des älteren Menschen“. Die erste Ausgabe erschien 2003. Wir haben die damals verfasst, weil wir das Gefühl hatten, der ältere Mensch kommt in der Gesellschaft sehr schlecht weg. Und dem wollten wir ein positives Bild entgegenstellen. Also haben wir darüber geschrieben, was Senioren in Leipzig leisten können oder wie Senioren ihr eigenes Leben gestalten können. Vieles von damals ist heute noch aktuell, aber wir denken, es ist an der Zeit zu zeigen, dass sich was geändert hat. Außerdem wird es in der neuen Broschüre einen Artikel von der jüngeren Generation geben und einen Beitrag zum Familienleben. Die neue Broschüre wird Ende des Jahres erscheinen und ist bei Veranstaltungen des Seniorenbeirats oder im Seniorenbeirat selbst kostenlos erhältlich. Eine andere Broschüre, die wir aktualisiert herausgeben werden, beschäftigt sich mit körperlicher und geistiger Fitness. Die Broschüre heißt: „Körperlich und geistig mobil – Sie haben es in der Hand.“
Nicht abkapseln
Kontakte knüpfen im Seniorenheim
Ungewohnte Umgebung, unbekannte Nachbarn – nach dem Umzug ins Seniorenheim fühlen sich viele erst einmal fremd. „Es ist normal, dass man am Anfang eine Trauerphase durchmacht“, sagt Katrin Markus, Geschäftsführerin des Vereins BIVA, der die Interessen der Einwohner von Betreuungseinrichtungen vertritt. Schließlich müssten viele in dieser Situation nicht nur den Abschied von ihrem Zuhause verkraften. Oft sei auch kurz vorher ihr Partner verstorben, wodurch der Umzug ins Heim erst notwendig wurde. „Wichtig ist, dass man sich nicht auf Dauer abkapselt“, sagt Katrin Markus. Man sollte sich aufraffen und seine Privaträume verlassen, um neue Kontakte zu knüpfen. „Man könnte beispielsweise seinen Zimmernachbarn mal zu einem Kaffee einladen, um ihn besser kennenzulernen“, schlägt die Expertin vor. In manchen Seniorenheimen gebe es auch ein Begrüßungskomittee oder Paten für Neulinge. „Diese Personen nehmen einen mit zu Veranstaltungen und laden einen beim Essen an ihren Tisch ein, damit man sich nicht so verloren vorkommt“, sagt Katrin Markus. Man könne sich bei der Heimleitung oder beim Bewohnerbeirat über solche Eingewöhnungshilfen erkundigen. Grundsätzlich empfiehlt die Expertin Senioren, vorab intensiv nach der für sie passenden Betreuungseinrichtung zu suchen. Gespräche mit der Heimleitung und mit den Bewohnern des Heims könnten dabei helfen. „Oft hat man sogar die Möglichkeit, eine Woche auf Probe in der Betreuungseinrichtung zu wohnen“, sagt die Interessenvertreterin. Dabei ließe sich auch herausfinden, ob man dort beispielsweise eher im Morgenrock oder im Anzug zum Essen erscheint und ob der soziale Hintergrund der anderen Bewohner zum eigenen passt. dapd