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Pepe Roncino

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Er-lesenes

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Skitouren. Was im Sommer das Mountainbike, sind im Winter die Tourenski. Damit erklimmt man die abgelegensten Winkel der Berge. Noch gibt‘s aber keine ETouren-Ski. Wie gesagt: Noch. Kleine Kaffeeröster. Schießen wie die Schwammerln aus den Stadtböden – und überzeugen geschmacklich (oft) mit maßgeschneiderten Geschmacksrichtungen.

Drohnen. Immer mehr Menschen suchen mit Drohnen neue Perspektiven für ihre Urlaubsfotos. Fragt sich nur, wann sie selbst mitfliegen werden – für luftige Selfies. Staycation. Kennen Sie nicht? Gut, man sagt auch „Urlaub auf Balkonien“ dazu – und der ist laut „Spiegel“ auch 2018 wieder ziemlich trendy.

alpe adria out

Diesel-Autos. Jahrzehntelang hat man sie uns als voll öko angepriesen. Jetzt will man sie aus vielen Städten verbannen. Die Alternative sind E-Autos, die (zu) oft mit Strom aus Kohlekraftwerken betrieben werden.

Schweröl-Schiffe. Wer eine Kreuzfahrt macht, beteiligt sich aktiv am Küstenstädteverpesten. Leider ist das Mittelmeer da besonders schlecht dran.

InsAuslandTarife. Ja, wir freuen uns über die neuen Roaming-Bestimmungen. Ja, wir ärgern uns aber über die Preise, wenn man von daheim ins EUAusland telefonieren will. Da wird weiterhin fröhlich abkassiert.

Lift-Telefonisten. Ist doch nervig, wenn der Nachbar am Sessellift den Seinen zuhause jedes Schneekristall einzeln schildern muss. Wenn er wenigstens nicht so schreien würde (ach ja, ist ja ein Ferngespräch).

pepe roncino

HEINZ GRÖTSCHNIG

Touri, go home!

Immer mehr Städte wollen (Massen-)Touristen los werden. Wie man das macht? Mithilfe unserer Vorschläge.

Wie verhält sich der ideale Tourist? Vorschlag: Er überweist seine (geplanten) Ausgaben für Hotel, Essen, Souvenirs, Benzin an den Zielort – und bleibt zu Hause. Von dieser Idealform touristischen Verhaltens sind wir freilich noch Lichtjahre entfernt, obwohl sich immer mehr Destinationen Gedanken machen, wie man den ungeliebten (Massen-) Tourismus los werden könnte.

Wir hören von Geistesblitzen, wie sich Venedig, Rom, Dubrovnik, Barcelona, Mallorca usw. nachhaltig „entfremden“ wollen. Wir sehen „Tourist go home“-Schilder, lesen von Attacken auf Transferbusse und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Einheimische per Sitzstreik Flugzeuglandebahnen blockieren.

Hat ja eine gewisse Logik: Der Massentourist nimmt durch Sightseeingunersättlichkeit, Selfiewahn und Airbnb-Appartements den Einheimischen Lebens- und Wohnraum weg, beleidigt durch Auftreten, Äußeres und Sprachunsensibilität alle Sinne und sorgt überdies für Überteuerung.

Tja, wie wird man ihn (uns?) also wieder los? Ach, mir fällt da einiges ein:

Ein Zauberwort für Touristenverärgerung heißt Bürokratie. Wenn ich Fahrscheine oder Eintrittskarten nur bei entlegenen Vorortbüros bekomme (und dort in Warteschlangen verkümmere), werde ich mir Vaporetto und Museum in Venezia vielleicht doch überlegen. Sich täglich ändernde Fahrpläne und Öffnungszeiten wären ein weiterer Schritt zur Enttouristisierung überlaufener Orte.

Könnte man Touristenparkplätze in oder bei Meeresorten nicht in Uferzonen legen, die bei Flut unter Wasser stehen? Natürlich darf es da keine Hinweise geben, wann die Flut einsetzt. Stündlich wechselnde Parkverbotszonen mit sofortigem Abschleppen dürften ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlen.

Ja, übers Auto kann man viele Mitteleuropäer packen. Was, wenn tourifrustrierte Ein-

heimische in Urlauberautos Willkommensgrüße ritzen? Ein „Benvenuti a Venezia“ im Lack könnte manchen Selbstfahrer entvenezianifizieren. Bustouristen vergrault man per Touristenbusklimaanlagenverbot (mit Keimschleuder-Hygienebegründung), das lässt sich auf Charterflugzeuge ausweiten. Airports werden sommers beheizt und winters gekühlt. Wer sagt, dass sich Stadtführer in der Stadt auskennen müssen? Was, wenn sie einem (für viel Geld) das Blaue vom Himmel erzählen? Zum Beispiel, dass Vincent Van Gogh den David in Florenz geschaffen hat und dereinst Angela Merkel von Rom aus aufbrach, um Amerika zu entdecken? Dass Donald Trump Bürgermeister von Wien und Barack Obama regierende Winzerkönigin der Wachau ist? Touristenbüros könnten falsche Stadtpläne auflegen und Hinweisschilder vertauschen (auch bei Wanderwegen. Man startet am Einheimischen Lebens- und Wohnraum Alpe Adria Trail am Glockner und landet weg, beleidigt durch Auftreten, Äußeres in Jerusalem). Natürlich müssen diese Orte auch falsche Navigationsdaten aufbereiten – spätestens beim zehnten im Gardasee versunkenen Urlauberauto wird das Verkehrsaufkommen um den See spürbar dünner werden. Der Airbnb-Seuche wird man Herr, indem die jeweilige Gemeinde tausende, wunderschöne, spottbillige Quartiere erfindet, die man zwar buchen kann, die sich aber bei Ankunft als Luftquartier (Air) entpuppen und für die man statt einer Rückzahlung noch eine Strafzahlung zwecks Buchung eines Illegalquartiers aufgebrummt bekommt. Ärmere Gemeinden könnten ihren Haushalt durch Entführungen von Touristen aufbessern, die Lösegeldforderungen dürften allerdings das Urlaubsbudget der Entführten nicht übersteigen (Vorteil: Der Entführte fährt gleich wieder heim, stört also nicht weiter). Ja, aber was, wenn all das nichts nützt? Dann erhöht man tagtäglich die Preise. Um mindestens zwei Meter! ■

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