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Buon Appetito

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Events 2018

Events 2018

Unsere kulinarische Alpe-Adria-Rundreise: Diesmal waren wir in Kobarid bei Weltbestköchin Ana Roš’ Ehemann Valter, der dort mit Freunden eine lässige Kneipe betreibt, wir haben in Bologna Straccetti verkostet, in Kranjska Gora ein (Ski-)Haubenlokal besucht und an der Tauernautobahn ländlich günstig gespeist.

TESTGAUMEN HEINZ & MIRA GRÖTSCHNIG

Schnappschüsse aus der Hiša Polonka in Kobarid: Legendäres Roastbeef, Superhirschgulasch und drei Wirtsleute, die es hier mit viel Craft angehen

SLOWENIEN Essen mit Craft

Kobarid. Ja, das ist das Städtchen mit dem Weltkriegsmuseum im Soča-Tal. In dessen „Vorort“ Staro Selo Ana Roš, ihres Zeichens (laut Ranking „Worlds 50 best Restaurants“) weltbeste Köchin 2017, in der Hiša Franko für kulinarische Furore sorgt. Um die soll es hier auch gehen – allerdings nur auf einem Nebenschauplatz. Denn: Anna Roš’ Ehemann Valter hat mit seinen Freunden Amadej und Simon im Zentrum von Kobarid eine Kneipe eröffnet. Und die hat es in sich. Die Hiša Polonka ist zwar ein einfaches, aber auch ein einfach sehr gutes Lokal. Erst einmal geht es um Bier. Das Trio braut sechs erstklassige Biere – Pilsner und Pale Ale – und schenkt diese vollmundigen Hopfentropfen in ungezwungener Konoba-Atmosphäre aus. Dann geht es um sehr gutes, sehr bodenständiges Essen. Sprich: Kleine Karte, großer Geschmack. Nehmen wir die Bruschetta. Die kostet 3,80 Euro, und das Brot ist herrlich krustig, darauf gibt’s Topfen und die perfekt sonnengereift fruchtigen Tomaten. So toll kann Bruschetta schmecken. Oder das Roastbeef nach Hiša-Franko-Tradition. Feines, mürbes Fleisch mit erfrischend zitroniger Olivenölmarinade – so toll kann Roastbeef schmecken. Die Ricotta-Gnocchi sind so was von leicht, flaumig, buttrig. Etwas Mohn dazu, viel Butter – ein großartiges Gericht. Das Hirschgulasch (zart, würzig) wird vom allerbesten Brotsouflee von überhaupt begleitet, innen flaumig, außen knusprig, leicht. Und wer dann noch kann, sollte die Štruklji mit Nussfülle nicht versäumen. So eine Harmonie zwischen Teig und süßer Fülle erlebt man selten. Ja, die Polonka ist ein außerordentliches Lokal. Das könnte man sich in jeder (Groß-) Stadt vorstellen, unkompliziert, gemütlich, aufregend. Man schmeckt das Können der Hiša Franko und trotzdem ist das hier total ungezwungen – und sehr günstig. Man könnte es also machen wie wir: Mittags isst man hier, abends in Anas Hiša Franko. Aber die Hiša Polonka ist auch allein eine Reise wert . . .

Hiša Polonka. Kobarid, Gregorčičeva Ulica 1. Preise: Vorspeisen ab 3,80, Hauptspeisen 6 - 14, Desserts ab 3,50 €, Glas Bier ab 2 €. Küche: ****(*) Keller: ** Ambiente: ***(*)

SLOWENIEN (Ski-)Tage veredeln

Boutique Skipass. Das klingt irgendwie nach Sportgeschäft – und wenn es ein Lokal wäre, dann wähnt man es an der Piste. Weit gefehlt, dieses lichte Restaurant in einem neuen Hotel liegt beim Busbahnhof, vom „Zentrum“ Kranjska Goras vielleicht 200, 300 Meter entfernt. Die Speisekarte offeriert vier Menüs, passend zum Dreiländereck ein slowenisches, italienisches und österreichisches sowie ein Chef-Menü. Man darf auch ein wenig zwischen den Menüs tauschen – das haben wir gerne genutzt. Was gab’s? Nun, das Brotgedeck mit aufgeschlagener Butter reißt einen nicht vom Sessel, es ist okay. Zart sauer die mit Senfkörnern marinierte Forelle mit Kressesalat, das Tatar vom Lachs mit getrockneten Erdbeeren ist gut und schön anzusehen, wirkt insgesamt aber etwas trocken. Wunderbar dagegen die fruchtige Karottensuppe, das schwarze Risotto ist fast suppig, eher lind, aber eindrucksvoll abgeschmeckt. Perfekt zart die Rehstelze aus dem österreichischen Menü, dazu werden intensive Steinpilznockerl gereicht. Das Schweinsfilet im Speckmantel erfreut durch zarte Saftigkeit, die Polenta dazu ist schön cremig. Danach munden feine Buchweizencreme mit Trauben und großartige Panna Cotta mit Grappaschaum. Fazit: Kein Wunder, dass das Restaurant im Gault Millau eine Haube trägt – hier lässt sich ein Kranjska Gora (Ski-)Tag kulinarisch veredeln.

Boutique Skipass. 4280 Kranjska Gora, Borovška Cesta 95, T (+38 64) 58 21 000, www.skipasshotel.si. Preise: Menüs 35 – 75 €, Flasche Wein ab 20 € Essen: ****(*) Trinken: **** Ambiente: ****

ITALIEN Bologna, produktverliebt

Was für eine nette, heimelige Trattoria. Und dann kommt so ein New-Business-Engländer, der nicht reserviert hat und den Wirt beschimpft, weil das Lokal ausreserviert ist. „You look terribly full“, schreit er angesichts noch nicht besetzter Tische wütend – und Signore Flavio macht das einzig Richtige: Er sagt dem Briten höflich, aber bestimmt, dass es rundum noch genügend andere Lokale gäbe. Ja, die Trattoria di Via Serra liegt zwar nicht ganz im Zentrum, aber sie ist bestens gebucht. Das liegt an der erstklassigen produktverliebten Küche, die dem SlowfoodFührer auch das begehrte Schneckensymbol wert ist. Los geht es hier mit einem wunderbar dichten, molligen Erbsen-Kartoffelpüree mit Minze und Mandelsplittern. Köstlich. Sodann lassen wir uns von bunten Straccetti mit Baccala, Kapern, Oliven, Tomaten zu gar vielen „Mmmmhs“ verführen – so einfach, so gut. Als Secondo lässt sich butterzartes Huhn von gebratenem Prosciutto, Granatapfelkernen und feinem Bohnenpüree begleiten und auch das schmeckt einfach nur gut. Selbstredend sind die abschließenden Sorbetti von Zitrone und Ingwer ein Genuss, spannende Weine werden natürlich auch glasweise angeboten und die Rechnung hält sich in angenehmem Rahmen. Da hat der Wutengländer einiges versäumt.

Trattoria di Via Serra. Bologna, Via Serra 9 B, T (+39 051) 36 12 330, Montag, Dienstag zu. Unbedingt reservieren. Preise: Antipasti ab 8,50, Primi ab 9,50, Secondi 12 – 16,50, Glas Wein ab 2,50 € Küche: **** Keller: **** Ambiente: ***(*)

SALZBURG Gut essen an der A10

Sie kennen das: Man ist auf der A10, der Tauernautobahn, Richtung Norden (oder Süden) unterwegs, will etwas essen. Nur: Es soll eher keine Autobahnraststation sein – und nach Salzburg will man verkehrsbedingt aber auch nicht reinfahren. Gut, da hätten wir einen zuverlässigen, ländlichen Tipp. Von der Abfahrt Kuchl sind es nur ein paar hundert Meter nach Jadorf, dort findet man den Jadorfer Wirt. Das ist ein sympathisches, gepflegtes Landgasthaus; Fremdenzimmer gibt es übrigens auch. Man wird gleich von den anderen Gästen gegrüßt, ja, am Land ist das so. Und das Essen kann sich schmecken lassen. Die Tomatenschaumsuppe ist exzellent, leicht, schaumig, mit feiner Säure. Die Bruschetta dazu: vorbildlich, mit Garnele garniert. Auch die Knoblauchsuppe – aromatisch, dicht, fein. Das gekochte Schulterscherzl vom Rind hat den richtig zarten Biss und schön knackiges Gemüse sowie frischen Kren und ein dichtes Suppensafterl. Die geröstete Leber glänzt mit wunderbar einreduzierter Sauce und dem vorbildlich buntfrischen Salat. Hernach lässt man sich den saftigen, natürlich hausgemachten Topfenstrudel schmecken, nur das Sorbetto von Apfel und Marille kommt uns zu süß vor, es erinnert mehr an Eis als an Sorbetto. Tja, und zuletzt freut man sich über die fairen Preise – viel günstiger und (deutlich) besser als an den meisten Autobahnstationen gegessen.

Jadorfer Wirt. 5431 Kuchl, Jadorf 9, T (+43 62 44) 52 44, www.jadorferwirt.at Preise: Suppen ab 3,30, Salat ab 3,80, Hauptspeisen 10,80 – 17,80, Glas Wein ab 3 € Küche: **** Keller: *** Ambiente: ****

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