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Langlauftraum

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Triest

Triest

Auf dünnen Latten durch die DOLOMITEN

Langlaufen kann ziemlich interessant und abwechslungsreich sein. Zum Beispiel auf der organisierten Tour Transdolomiti von Osttirol bis nach Cortina d’Ampezzo. GEORG WEINDL

Dieser Langlaufausflug wird ungewöhnlich, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Eigentlich sind Langläufer ja eher stationäre

Menschen. Sie starten an einem bestimmten Ort, laufen hin und zurück oder im Kreis. Wir machen das nicht.

Wir planen eine Reise in der Loipe. Vier

Tage von Osttirol bis nach Cortina d’Ampezzo. Eine organisierte Tour mit drei Übernachtungen und Gepäcktransfer von Hotel zu Hotel. In Obertilliach erwartet uns ein Guide, der auf den ers- ten Blick dem Klischee des drahtigen, introvertierten Langläufers gar nicht entspricht. Eugenio ist klein und kräftig gewachsen, voller mediterranem Temperament und nimmt uns mit lockeren Sprüchen aufkeimende Schwellenängste.

Langlaufen kann schließlich jeder. Wir sind im Epizentrum des nordischen Leistungssports. Hier lebte und trainierte viele Jahre Ole Einar Björndalen, der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten. Und hier sind rund um das Biathlonzentrum jede Menge Langläufer unterwegs, die elegant an dir vorbeihuschen, als ob du stehen würdest.

Obertilliach ist ein beschauliches Bergdorf mit vielen fotogenen Bauernhöfen im Ortskern und einer genialen Südhanglage inklusive Panoramablick. Gut zehn Jahre ist es her, dass hier für den James-Bond-Streifen Spectre ein Hof nachgebaut wurde, der dann spektakulär explodierte. Die ersten Kilometer Richtung Kartitsch schauen romantisch aus, die Loipe zieht sich durch den lockeren Bergwald, absolviert aber etliche knackige Höhenunterschiede. Zwischen der Grenzlandloipe bei Kartitsch und Sillian an der Grenze zu Südtirol nehmen wir mangels Loipe den Bus. Das ist auch gut so, denn die steil abfallenden Hänge runter nach Sillian mit gut 250 Metern Höhenunterschied wären kein Revier für ungeübte Langläufer wie uns.

Der Einstieg in Sillian ist nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt. Zunächst geht es brettleben neben der Bahnlinie Richtung Westen. Im Vergleich zu Obertilliach ist der Weg Richtung Südtirol über die Grenze nach Vierschach und Innichen ein Spaziergang. Die letzten Kilometer laufen wir über ein offenes Feld, haben den Kirchturm von Innichen stets im Blick. Toblach ist nur vier Kilometer entfernt, aber Eugenio gönnt uns einen Abstecher mit dem Bus ins Bergsteigerdorf Sexten, wo wir auf der Loipe ins idyllische

Fischleintal laufen. Das Zwischenziel ist die Talschlusshütte und der Grund für den Ausflug ist die Küche. „Die Sextner Schwarzbrotnudeln mit Ziegenkäse liebe ich über alles“, sagt er mit verklärtem Blick. Wir glauben es ihm und laufen weiter vorbei an den mächtigen Felswänden der Sextner Dolomiten.

Nach dem Mittagessen mit gut gefüllten Bäuchen wieder in die Loipe zu steigen, wäre eigentlich eine Qual. Unser Glück ist, dass es talauswärts geht und damit fast durchwegs bergab. Zwischen Sexten und Innichen zieht die Loipe dann mit vielen Buckeln durch den schattigen Wald. Die Sonne ist längst hinter den Bergen verschwunden und die Temperaturen sind deutlich unter dem Gefrierpunkt, was man als Langläufer dank permanenter Bewegung wenig spürt. Der Tag mit gut 30 Loipenkilometern endet schließlich in einem Toblacher Wellnesshotel.

Wo die Russen trainierten

Am zweiten Tag steht die berühmte Loipe durch das Höhlensteintal zwischen Toblach und Cortina d’Ampezzo im Mittelpunkt. Wir starten in der Nordic Arena, Schauplatz großer internationaler Langlaufwettkämpfe. Eugenio hat unsere Tour gut geplant. „Die ersten 16 Kilometer geht es leicht bergauf, dann essen wir, bevor es bis Cortina gemütlich bergab verläuft.“ Dazwischen gibt es viel zu sehen. Vorbei am malerischen Toblacher See und dem Blick auf die Drei Zinnen, wo uns Eugenio einige Bunker aus dem Ersten Weltkrieg zeigt, die damals als Lazarett genutzt wurden. Vor uns baut sich bald die endlos hohe Felswand des Monte Cristallo auf. Auf der rechten Seite ragt der Strudelkopf in die Höhe. Endlich taucht unser Mittagslokal auf. In dem urigen Lokal Cima Banche gibt es alte Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen, als hier noch bis zum Ersten Weltkrieg Luxushotels standen. Uns locken gut gefüllte Teller mit Tagliatelle mit Steinpilzen und Pappardelle mit Hirschragout. Danach lassen wir die Ski gleiten, vorbei am Monte Cristallo, genießen den Blick rechts auf die Felswände der Tofana und landen entspannt am nördlichen Ortsrand des italienischen Nobelortes. Wenige Minuten später spuckt die Kaffeemaschine an der Hotelbar die ersten Espressi in die Tassen. Vor dem Abendessen wäre ein Spaziergang durch die Fußgängerzone, durch den Corso Italia mit den sündteuren Nobelboutiquen, ein emotionales Kontrastprogramm zum vergleichsweise asketischen Langlauf.

Am nächsten Morgen gönnen wir uns einen Ausflug hinauf zum Tre Croci Pass mit einer abwechslungsreichen und ziemlich sportlichen Höhenloipe auf rund 1800 m. Wir sind hier fast allein bis auf einen drahtigen älteren Langläufer aus Cortina. „Am Wochenende sind hier schon einige Leute unterwegs, aber sonst gehen sie alle unten im Tal ins Langlaufzentrum“, erzählt Eugenio, „das alte Luxushotel auf der Passhöhe steht immer noch leer. Früher, als das Hotel noch in Betrieb war, da haben hier die russischen Langlaufmannschaften trainiert.“ Ganz anders ist dann unser letzter Langlauftag am Misurinasee mit flachen Loipen, viel Panorama und eleganten Hotels mit His- torie als passender Kulisse. Genussvolles Langlaufen, bevor uns der Shuttlebus wieder zurück nach Obertilliach bringt.

INFOS

Die organisierte Langlauftour durch die Dolomiten von Obertilliach in Osttirol bis Cortina d’Ampezzo wird in zwei Versionen angeboten. Inklusive sind jeweils Übernachtung mit Halbpension, Gepäcktransport, Transfers und Langlaufpass.

Die Kurzversion mit vier Übernachtungen in Viersterneunterkünften gibt es ab etwa 500 Euro pro Person. Die längere Version mit sieben Übernachtungen kostet ab rund 750 Euro pro Person. Termine stehen zwischen Anfang Januar und Mitte März zur Wahl.

Die Strecke

Die Loipen sind insgesamt leicht zu laufen, auch für weniger geübte Langläufer geeignet. Praktisch ist, dass man entlang der Strecke zwischen Sillian und Cortina d’Ampezzo überwiegend auch auf einen Bus umsteigen und abkürzen kann.

Die erste Etappe verläuft auf der Grenzlandloipe zwischen Unter- und Obertilliach und Kartitsch. Die Länge variiert je nach Streckenverlauf ab 30 Kilometern. Die zweite Etappe führt von Sillian bis Toblach mit der Option eines Ausflugs Richtung Sexten und Fischleintal. Die Länge beträgt hier rund 40 Kilometer. Die dritte Etappe durchquert das Höhlensteintal von Toblach südwärts nach Cortina d’Ampezzo auf einer ehemaligen Bahntrasse.

Die Länge beträgt rund 35 Kilometer. Entlang der Strecke gibt es das Fiames Sport Nordic Center mit sieben Kilometern Rundloipen, einem Materialtestzentrum und Serviceangeboten. Die Loipen auf dem rund 1800 Meter hohen Tre Croci Pass sind insgesamt zehn Kilometer lang und recht abwechslungsreich und sportlich.

Gespurt wird auch hier klassisch und für Skating. Rund um den Misurinasee gibt es überwiegend leichte Loipen für Klassisch und Skating mit insgesamt neun Kilometern Länge.

Übernachten

Hotel Weiler | Klassisches Hotel der Viersternekategorie direkt am Ortseingang. Ab 85 Euro p. P. Dorf 1, 9924 Obertilliach, (+43 4847) 52 02, www.hotel-weiler.at Hotel Bad Moos | Gediegenes Wellnesshotel 4*S in idyllischer Lage am Eingang ins Fischleintal und direkt bei der Loipe. DZ ab 368 Euro. Fischleintalstr. 27, 39030 Sexten-Moos, (+39 0474) 713 100, www.badmoos.it

Hotel Santer | Traditionsreiches Viersternehotel direkt bei der Nordic Arena und den Loipen. Gutes Wellnessangebot. DZ ab € 30,–. Alemagnastraße 4, 39034 Toblach, (+39 0474) 972 142, www.santer.it

Essen

Pizzeria Tempele | Bodenständige Pizzeria direkt beim Grenzübergang kurz nach Sillian nur wenige Meter von der Loipe. Große Auswahl an Pizza und regionalen Gerichten. Winnebacher Str.1, 39038 Innichen/Winnebach, (+39 0474) 966 651, www.pizzeria-tempele.it

Restaurant Dürrensee | Klassisches Restaurant in schöner Lage neben der Loipe am Dürrensee. Landro 8, 39034 Toblach, (+39 0474) 972 399

Die Grenzlandloipe bei Obertilliach ist recht idyllisch, hat aber auch etliche Bergauf- und Bergabpassagen

zwischen Toblach und Cortina d’Ampezzo. Loc. Cimabanche/Im Gemärk, 32043 Cortina d’Ampezzo, (+39 0474) 972 442, www.chaletcimabanche.com

INFORMATIONEN

Tourismusverband Osttirol | Mühlgasse 11 9900 Lienz, Austria, Tel. 0043 50 212 212, www.osttirol.com

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