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FEBRUAR 2022 | 6. Jg. | Nr. 17 | € 7,00 9
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ÖSTERREICHER Österreichische Post AG, Zul.-Nr. MZ 02Z031267 M, Neu-Media GmbH, Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, Retouren an „Postfach 100, 1350 Wien“, Foto: Thom Trauner Sonderausgabe der Oberösterreicherin
Sonderausgabe der Oberösterreicherin
Schöne neue METAWELT
Virtuelles Paralleluniversum
What the fuck is LOHAS? Investor Martin Rohla über nachhaltiges Unternehmertum
Manuel Ungar
Vom Schlosser zum Schlossherrn
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METAVERSUM –
ist der Mensch dann noch Mensch?
Foto: Celine Daliot
Gibt man den Begriff „Metaversum“ in die Suchmaschine „Google.at“ ein, erscheinen rund 300.000 Ergebnisse. Auch im Redaktionsalltag und in sämtlichen Medien kommt man an der virtuellen Parallelwelt nicht mehr vorbei. Grund genug, uns in dieser Ausgabe des OBERÖSTERREICHERS einmal näher mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Angesichts der Tatsache, dass man bereits in diversen virtuellen Welten Grundstücke, Immobilien, Kunstwerke und auch Mode kaufen und verkaufen kann, bewegen sich viele von uns schon sehr stark in diesen. Von virtuellen Museen über Konzerte bis hin zum virtuellen Büro – dieser Trend kommt unaufhaltsam auf uns zu. Wir haben uns vor allem mit der Frage beschäftigt, welchen Nutzen uns das Metaversum bringt und was es mit uns Menschen macht. Werden wir uns künftig immer häufiger als Avatare im virtuellen Raum bewegen oder handelt es sich nur um einen vorübergehenden Trend. Einer, der davon wenig hält, ist Investor und Unternehmer Martin Rohla, der mit seiner Firma „Goodshares“ an mehr als 30 Unternehmen beteiligt ist. „Ich investiere nicht in digitale Projekte, sondern nur in solche, bei denen Menschen miteinander zu tun haben“, sagt der 58-Jährige im Interview ab Seite 32 und zeigt mit den Flüchtlingsrestaurants „Habibi & Hawara“ in Wien, einer Biolandwirtschaft oder der fair-finance Vorsorgekasse, wie nachhaltiges Unternehmertum funktioniert. Ein nachhaltiger und verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt ist auch mir als Magazin-Macher seit jeher ein großes Anliegen. Umso mehr freue ich mich über den „Energy Globe Award for Lifetime Achievement“, den mir Energiepionier Wolfgang Neumann vor Kurzem überreicht hat. Wenn Sie wie ich ein Magazin noch gerne in die Hand nehmen, wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen des „physischen“ OBERÖSTERREICHERS. Allen anderen steht er auch online zur Verfügung.
Der nächste OBERÖSTERREICHER erscheint am 06. Mai 2022.
Viel Freude beim Lesen des aktuellen OBERÖSTERREICHERS! Ihr Josef Rumer Herausgeber
Impressum OBERÖSTERREICHER: Eine Sonderausgabe des Magazins OBERÖSTERREICHERIN Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL http://www.dieoberoesterreicherin.at/info/offenlegung/ abgerufen werden. Herausgeber: Josef Rumer, Medieninhaber und Hersteller: Neu-Media GmbH, Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, E-Mail: office@neu-media.at, Tel.: 07242 / 9396 8100, Fax: 07242 / 9396 8110, Geschäftsführung: Josef Rumer, Mag. Andreas Eisendle, Prokuristin: Astrid Gruber, Assistentin der Geschäftsführung: Kerstin Artmayr, Büroorganisation: Slavica Haminger, Lehrling: Anna Eder, Redaktionsleitung: Mag. Ulli Wright, E-Mail: redaktion@neu-media.at, Redaktion: Dr. Maria Russ, Nicole Madlmayr, Mag. Petra Kinzl, Laura Zapletal BA, Linnéa Harringer BA, Lektorat: Mag. Christa Schneider, Anzeigenleitung: Josef Rumer, E-Mail: anzeigen@neu-media.at, Anzeigen: Ing. Mag. Richard Haidinger, Mag. Dietlinde Wegerer, Lisa Becker, Victoria Felice, Sinja Maschke, Grafik: Karin Rosenberger, Ana Mrvelj, Thom Trauner, E-Mail: grafik@neu-media.at, Fotos: Thom Trauner, Shutterstock, Verlags- und Herstellungsort: Bahnhofplatz 2, 4600 Wels, Druck: Druckerei Berger, 3580 Horn, Vertrieb: PGV Austria Trunk GmbH. 5412 Puch, Morawa Lesezirkel, www.neu-media.at
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© Thom Trauner
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Manuel Ungar
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Sonderausgabe der Oberösterreicherin
Schöne neue METAWELT
Virtuelles Paralleluniversum
What the fuck is LOHAS? Investor Martin Rohla über nachhaltiges Unternehmertum
Manuel Ungar
Vom Schlosser zum Schlossherrn
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Der nächste OBERÖSTERREICHER erscheint am 06. Mai 2022.
© Thom Trauner
Coverfoto: Thom Trauner
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Manuel Ungar. Vom Schlosser zum Schlossherrn.
Metaversum. Mehr als eine virtuelle Welt?
Avatar mit Kiteboard. Museumsmanager Alfred Weidinger.
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Martin Rohla. Der Investor und Unternehmer im Talk.
Testride. Der BMW iX im Härtetest.
Let‘s talk about Sex! Sexologe Wolfgang Kostenwein klärt auf.
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DER NEUE RANGE ROVER
ELEGANZ UND LUXUS AUF HÖCHSTEM NIVEAU
Mit innovativen Technologien, eindrucksvoller Leistungskraft und atemberaubender Eleganz setzt der neue Range Rover Maßstäbe. Er ist der Inbegriff luxuriösen Reisens und bietet vorzüglichen Komfort, der sich immer und überall nach Zuhause anfühlt. Dank intuitiver Vernetzung, vereinfachtem und noch sicherem Handling und nachhaltigeren Materialien bringt der neue Range Rover die Zukunft auf die Straße. Er ist als Mild-Hybrid, ab Januar 2022 auch als Plug-in Hybrid* erhältlich. * Das angeführte Modell ist derzeit noch nicht verfügbar. Kraftstoffangaben, CO2-Emissionen und Stromverbrauch werden aktuell gemäß Verordnung (EU) 2017/1151 nach WLTP-Zyklus ermittelt.
Kraftstoffverbrauch komb. in l/100 km: 12,8–7,6; CO₂-Emissionen komb. in g/km: 275–201, nach WLTP. Weitere Informationen unter www.autoverbrauch.at. Symbolfoto.
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© Marc Schwarz
© ORF Oberösterreich
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© Lech Zürs Tourismus by Sepp Mallaun
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© Johann Wimmer
INHALT
82 Held&Herd
86 Skifahren und Genuss
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Matthias Horx. Über die neue Sinn-Ökonomie.
Andreas Wagner. Autorentalk: „How to survive als Mann“.
Drawing is the new Yoga! Günter Mayer alias „Peng“ lernt uns das Zeichnen.
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Otmar Schrott. Besuch beim Archivar von ORF-OÖ.
Held&Herd. Bad Ischler Wirt kocht Promis auf YouTube ein.
Skifahren und Genuss. Vegetarische Sterneküche auf Skiurlaub in Zürs.
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M O V R E S S O L M H U Z SC N R R E H S S O L H C
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n nsam damit icher ahre i t, J e ff 8 a 2 te em re ch . Mit osser g nd setz erfolg ranche ges n s e a l e b d u m hrig igungs nde hat en träu inensch hmen ä r J a l 1 e i E ng ch asch Untern t der 4 d Bete er. Am ngt. el U e Mens M u e s n n t i s la s u nt Ma rste Heute viel nge en- olzmün eler e i a l n g i n t o i . b r h c wov ete de uder se Erfolgs r Immo ss Aur e ni g d n r o e s l n a B l d h ne grü n Sc h noch inem tein sei rater in o e v s c e s mit jedo und r und B tzer r r e G den nehme m Besi e t er Unt eit Kurz leiter is e s rrier und a K er sein
Text: Laura Zapletal Fotos: Thom Trauner
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ir treffen Manuel Ungar im Schloss Aurolzmünster und lernen bei Tee und Gebäck einen Mann mit Visionen und Durchhaltevermögen kennen. Schon in seiner Lehre als Maschinenschlosser wusste der gebürtige Mehrnbacher, dass dies nicht seine Endstation sein würde. Schnell arbeitete er sich als Außendienstmitarbeiter hoch, sammelte internationale Montageerfahrung und trat in weiterer Folge eine Stelle als Disponent an. Sein Talent im kaufmännischen und kommunikativen Bereich brachte den Tausendsassa schnell an zwei weitere wichtige Stationen in seinem Leben. Mit nur 28 Jahren realisierte er seinen Traum vom Eigenheim und wagte schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Zwei Unternehmensgründungen im Immobilien- und Beteiligungsbereich und eine Schlossübernahme später kann der heute 41-jährige Familienvater bereits auf einen beachtlichen Lebenslauf blicken, der noch lange nicht zu Ende geschrieben ist. Wir haben mit dem sympathischen Unternehmer und Schlossherrn über Mentaltraining, Parallelwelten und seinen sechstägigen Fußmarsch vom Innviertel nach Wien gesprochen.
Herr Ungar, Ihr erstes Unternehmen, das sich mit dem Handel von Metallkomponenten und Arbeitskräfteüberlassung beschäftigt hat, gründeten Sie mit 28 Jahren gemeinsam mit Ihrem Bruder. War es schon immer Ihr Traum, selbstständig zu werden? Ich würde sagen, es hat sich einfach ergeben. Ich habe damals schon länger mit dem Gedanken gespielt, mich selbstständig zu machen. Als ich aufgrund der Wirtschaftskrise 2008 von meinem damaligen Arbeitgeber freigestellt wurde, wusste ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Da auch mein Bruder ähnliche Überlegungen hatte, beschlossen wir, alles auf eine Karte zu setzen und gründeten gemeinsam unser erstes Unternehmen. 2012 haben Sie beschlossen, Ihre eigene Firmengruppe aufzubauen und gründeten die BSS Group, mit der Sie sich auf die Beteiligung von Industriebetrieben und Immobilienprojekten sowie auf Personalbereitstellungsbetrieb von internationalem Kraftwerkbau spezialisiert haben. Was hat Sie dazu motiviert?
Ich probierte mich in neuen Geschäftsfeldern aus und merkte schnell, dass die Energiebranche ein spannender Markt mit Potenzial ist. Daraufhin gründete ich die BSS Group und fing an, Führungspersonal aus aller Welt zu rekrutieren. Schnell konnte ich mit Unternehmen, wie Voith Group und Andritz AG, einen Kundenkreis für mich erschließen, den ich bis heute als Lieferant betreuen darf. Besonders Gefallen fand ich auch an der Immobilienbranche, die seit 2016 zu meinem Tätigkeitsbereich gehört. Gemeinsam mit strategischen Geschäftspartnern gebe ich seither in den beiden Bereichen mein Know-how als Investor, Projekt- und Unternehmensentwickler an potenzielle Kunden weiter und schlage ihnen Projekte und Businesskonzepte mit hoher Wertschöpfung, Potenzial und natürlicher Rendite vor.
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Die hohe Kunst und gleichzeitig das Faszinierende an der Immobilienbranche ist, genau dieses Potenzial zu erkennen und es dementsprechend zu heben. Wenn man das schafft, kann man einen Mehrwert lukrieren, der in einer hohen Gewinnspanne mündet. Weiters gefällt mir an der Branche, dass man im Gegensatz zu anderen Bereichen nicht so getrieben ist und trotz langer Projektentwicklungsdauer eine sehr gute Rendite erwirtschaften kann. Wo haben Sie sich das Know-how für Ihre unternehmerische Tätigkeit angeeignet? Natürlich habe ich viele Ausbildungen und staatliche Prüfungen im Unternehmensbereich absolviert, größtenteils war es aber Learning by Doing. Denn ich bin der Meinung, dass man aus gewissen Fehlern langfristig profitieren kann. So kann ich heute ganz offen und ehrlich sagen, dass nicht jede meiner Partnerschaften funktioniert hat. Manchmal ist es an mir gelegen, manchmal an den anderen, fast immer habe ich jedoch wichtige Erfahrungen für mich herausnehmen können, die mich vor künftigen Fehlern bewahrt haben. Und manchmal stellt sich eine vermeintliche Niederlage langfristig als größter Gewinn für das berufliche Wachstum heraus. Im Frühjahr 2020 haben Sie gemeinsam mit Ihrer Frau Sandra das Schloss Aurolzmünster gekauft und damit dessen Existenz gesichert. Wie hat sich das ergeben? Ich habe die Maklerin des Schlosses bei einem WIFI-Kurs kennengelernt und wir sind sofort ins Gespräch gekommen. Schon bei der Heimfahrt habe ich eine innere Entscheidung für mich getroffen, die meine Frau zum Glück gleich mitgetragen hat. Trotz anfänglicher Kaufabwicklungsschwierigkeiten gab ich nicht auf und konnte mir noch vor Versteigerung den Zuschlag für das Schloss sichern. Nach einer größeren Umbauphase ist das „Innviertler Versailles“ seit 26. September 2021 für Gäste geöffnet. Was erwartet Kunden und Besucher im neurenovierten Schloss Aurolzmünster? Angefangen von 4* Boutique Apartments, einem Schlossladen mit regionalen Produkten sowie Eigenmarken für das tägliche Leben bis hin zur Erlebnisgastronomie und einem Escape Room bietet das Schloss vielseitige Möglichkeiten. Die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten mit außergewöhnlicher Architektur ergeben in Kombination mit modernster Technik eine harmonische Symbiose aus Alt und Neu und laden zu Festlichkeiten, Kulturveranstaltungen und Seminaren ein. Für Businesskunden bieten wir zudem eine Untervermietung von Büroflächen im Schloss an.
Als ich aufgrund der Wirtschaftskrise 2008 freigestellt wurde, wusste ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, mich selbstständig zu machen.
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Mit der Integer-Holding GmbH folgte 2017 ein weiteres Unternehmen. Wie kam es dazu? Mir war es wichtig, ein generationsübergreifendes Konstrukt aufzubauen, das es ermöglicht, angekaufte Immobilien langfristig im Familieneigentum zu halten. Da die BSS Group mit den Beteiligungen ein unternehmerisches Risiko birgt, habe ich mich bewusst für eine Abkopplung entschieden. Außerdem war es mir ein großes Anliegen, meine Frau Sandra in meine unternehmerischen Tätigkeiten miteinzubinden. Aus welchen Bereichen kommen Ihre Kunden? Die Dienstleistungen der BSS Group werden vor allem von Kunden aus der Energie- und Bauwirtschaft, wie Baufirmen bzw. Bauträger, in Anspruch genommen. 2022 möchte ich mich noch mehr als starke Marke positionieren, und damit Banken, Stiftungen und Investoren eine potenzielle Plattform bieten. Ein großer Schwerpunkt in Ihrem Unternehmen ist die Beteiligung, Investition und Konzeption von und in Immobilienprojekte. Was fasziniert Sie an der Branche und welches Potenzial bringt der Markt mit sich?
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Unternehmer, Schlossbesitzer und Visionär: Manuel Ungar hat sich in der Immobilien- und Beteiligungsbranche einen Namen gemacht. Künftig möchte sich der gebürtige Mühlviertler noch stärker als Marke positionieren und auf Unternehmensbeteiligungen fokussieren.
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Was unterscheidet das Schloss Aurolzmünster von anderen Event- und Hochzeitslocations? Wir haben kein eingefahrenes System, sondern gehen voll und ganz auf die Wünsche unserer Kunden ein. Das reicht von verschiedenen Saalmöglichkeiten bis hin zur An- und Abreise mit dem Hubschrauber. Diese maximale Flexibilität ist unser Erfolgsgarant. Bald ist das Schloss zwei Jahre in Ihrer Hand. Wie lautet Ihr bisheriges Resümee? Wir liegen super im Plan. Unser Ziel, nach zwei Jahren in die Wirtschaftlichkeit zu gehen, schaffen wir im Mai dieses Jahres. Jetzt geht es nur noch um ein paar Entscheidungen. Aktuell sind wir in Gesprächen über eine mögliche Untervermietung des rechten Teils im ersten Obergeschoss des Schlosses. Außerdem sind wir auf der Suche nach einem Wirt für das Lokal. Was die Hochzeiten betrifft, sind wir bis 2023 jedes Wochenende ausgebucht. Das freut uns natürlich sehr. Tradition und Moderne gehen im Schloss Aurolzmünster Hand in Hand. Diese Verbindung brachte Sie auch auf die Idee, künftig im Metaverse vertreten zu sein. Wie wird das digitale Konzept in der Praxis aussehen? Meine Vision ist es, das Schloss als Museum und vielleicht sogar als Handelsplatz im Metaverse anzubieten. Das virtuelle Grundstück dazu habe ich vor Kurzem gekauft und auch das Team für dieses Projekt befindet sich gerade im Aufbau. Darüber hinaus werden wir am 1. März ein NFT-Projekt launchen, das es so noch nicht auf dem Markt gibt. Mit unserem Creator-Account namens „Silent King Society“ werden wir auf den Plattformen OpenSea/Rarible und Binace ein absolut neuartiges NFT-Konzept mit „echten Werten“ auf den Markt bringen. Das bedeutet, dass jedes NFT (Non-Fungible Token), das über Kryptowährung erwerbbar ist, nicht nur handelbar, sondern auch einlösbar ist. So können Besitzer eines NFTs von „Silent King Society“ zum Beispiel eine Woche lang in einem Vier- oder Fünfsternehotel nächtigen. Wie groß schätzen Sie das Potenzial des Angebots in der Zukunft ein und ab wann ist das virtuelle Schloss voraussichtlich für Besucher geöffnet? Das Potenzial im Metaverse ist aus meiner Sicht sehr groß. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in den nächsten zehn Jahren 50 bis 80 Prozent aller Besprechungen in der Arbeitswelt virtuell stattfinden werden. Was das Schloss betrifft, möchten wir es je nach Programmieraufwand bis 2023 im Metaverse fertigstellen. Mit der Übernahme des „Innviertler Versailles“ entstand auch Ihr neuer Markenname
„
„Ungar vom Versailles“. Wie wichtig ist es, seine Person als Marke zu generieren? Das ist sehr wichtig. Ich war lange Zeit der Meinung, dass es keine Rolle spielt und habe in diversen Medienartikeln lediglich mein Logo und ein Foto meines Unternehmens dargestellt. Mit der Zeit erkannte ich, wie wichtig es für die Authenzität und den Expertenstatus eines Unternehmens ist, sich selbst als Marke zu präsentieren. Ich begann, meine Dienstleistungen im Investitions- und Beteiligungsbereich auf meine Person zuzuschneiden, und trete als Mezzanin-Kapitalträger bei Immobilienprojekten auf. Ich verwalte und vermehre
Ich behandle das Geld meiner Investoren wie mein eigenes und biete nur Projekte an, in die ich selbst investiert habe. das Geld meiner Investoren, die im Gegenzug vielversprechende Anlagen bekommen und hebe damit die Wertschöpfung an. Es macht mir großen Spaß, die Schlüsselperson zu sein, die Leute zusammenführt und Projekte zur erfolgreichen Umsetzung bringt. Welches Versprechen steht hinter dem Markennamen „Ungar von Versailles“? Die Investoren können darauf vertrauen, dass ihr Geld in guten Händen liegt. Ich behandle es wie mein eigenes und biete nur Projekte an, die von mir vorab entsprechend geprüft wurden und in die ich selbst investiert habe. Für den Ernstfall biete ich Sicherungsmodelle an und stehe bei einem Verlust zu 100 Prozent in der Mithaftung. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Ich führe sowohl mit meinen Geschäftspartnern als auch mit meinen Mitarbeitern ein sehr kollegiales Verhältnis. Auch wenn ich damit nicht immer positive Erfahrungen gemacht habe, kann ich es mir nicht anders vorstellen. Autoritär bin ich nur mir selbst gegenüber. Kopf oder Bauch: Auf was hören Sie bei wichtigen beruflichen Entscheidungen? Ich versuche, immer mehr auf meinen Bauch zu hören. Gleichzeitig habe ich mir bei Abschlüssen angewöhnt, nicht nur das Geschäft anzusehen, sondern auch die Personen dahinter. Ab und an kam es dann schon einmal vor,
“ Wenn er nicht gerade die Geschicke seiner zwei Unternehmen leitet, liebt es der Mehrnbacher, mit seiner Frau und seinem Hund Zeit in der Natur zu verbringen.
dass ich mich kurzfristig umentschieden habe und das war im Nachhinein auch gut so. Was muss ein Projekt haben, damit Sie investieren? Es muss Potenzial vorhanden sein. Je nach Gegebenheit sind hier für mich zunächst die Substanz eines Immobilienprojekts und in weiterer Folge die Nutzung entscheidend. Um das herauszufinden, mache ich gerne vor Abschluss eine Potenzialanalyse. Dabei schaue ich mir genau an, was man aus dem Grundstück bzw. aus der fertigen Immobilie machen kann, für welche Kunden es interessant sein könnte und wie der Preis im Ver-
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hältnis zum Angebot steht. Statt auf den klassischen Hausbau möchte ich mich jedoch künftig auf Sonderimmobilien fokussieren. Was kann man sich unter einer Sonderimmobilie vorstellen? Darunter versteht man Immobilien mit Sonderwidmungen, die zum Beispiel nur für touristische Nutzung erlaubt sind. In Mondsee, direkt am See, konnten wir zudem eine Luxuswohnanlage entwickeln und erfolgreich veräußern. Obwohl der Markt für Sonder- und Luxusimmobilien zwar kleiner ist, sollte er nicht unterschätzt werden.
Gab es auch einmal Zeiten in Ihrem Leben, wo Sie Angst hatten zu scheitern? Natürlich gab es auch bei mir Zeiten, wo es wirtschaftlich schlecht ausgesehen hat, dennoch war es für mich nie eine Option aufzugeben. Erfolg bedeutet natürlich für jeden etwas anderes und manchmal klappt etwas nicht beim ersten Mal, aber am Ende des Tages habe ich meine Ziele immer erreicht. Was braucht es heute, um in seiner Tätigkeit langfristig erfolgreich zu sein? Selbstvertrauen, Mut und die Fähigkeit, Entscheidungen treffen zu können, auch in dem
Wissen, dass sie womöglich falsch sind. Es gibt im Leben keine Sicherheit, das hat uns die Pandemie einmal mehr gelehrt. Wichtig ist es jedoch, flexibel zu sein und seinen Tätigkeitsbereich breit aufzustellen. Man muss groß denken, um etwas bewegen zu können. Gerade an diesem Punkt scheitern viele Unternehmer. Neben hochkarätigen Ausbildungen haben Sie sich auch viel mit mentalen Unternehmenstechniken beschäftigt. Welche Rolle spielt bei einer erfolgreichen Karriere die eigene Persönlichkeitsentwicklung?
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Gerade in schwierigen Situationen macht aus meiner Sicht das Mentale den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Nichterfolg. Vor allem Selbstreflexion und sich selber Fehler eingestehen zu können, ist in der Unternehmensführung sehr wichtig. Aus diesem Grund habe ich in den letzten Jahren viele Bücher über Mentaltraining gelesen und viele Kurse von Unternehmensmentoren und Coaches besucht. Im letzten Sommer stellten Sie sich einer weiteren Herausforderung und machten sich von Mehrnbach zu Fuß ins 250 Kilometer entfernte Wien auf. Wie kam es dazu und welche Erkenntnisse nahmen Sie von dieser Reise mit? Im Zuge meiner Persönlichkeitsentwicklung wollte ich mich einer sportlichen Herausforderung stellen und kam auf die Idee, zu Fuß nach Wien zu gehen. Ich begann, mich umzuhören, ob das machbar ist, und wie immer rieten mir einige davon ab. Mit keiner Aussicht auf einen Schlafplatz und der Möglichkeit zu scheitern, machte ich mich auf den Weg. Nach dem vierten Tag wusste ich, dass ich mein Ziel erreichen werde. Meine Erkenntnis nach sechs Tagen Fußmarsch war, dass der Weg das Ziel und das Aufgeben für mich keine Option ist. Am Ende fügt sich alles (lacht). Die Klarheit und die mentale Stärke, die ich durch die Reise erlangt habe, machten es mir einfacher, mich von unliebsamen Aufgaben und Geschäftsbereichen zu trennen, aber auch mir größere Projekte und Tätigkeiten zuzutrauen.
Wie lautet Ihre Lebensphilosophie? Furcht ist eine Reaktion, Mut ist eine Entscheidung. Was würden Sie rückblickend als Ihr größtes Erfolgserlebnis bezeichnen? Die Entscheidung für meine Frau Sandra. Natürlich gibt es auch in unserer Beziehung Höhen und Tiefen, aber wir sind seit mittlerweile 20 Jahren zusammen und teilen von der ersten Stunde an die gleiche Einstellung zum Leben. Wir hatten schon immer dieselben Ziele, sowohl in beruflicher, aber auch in privater Hinsicht – und wir sind erfolgreiche Geschäftspartner. Seit
acht Jahren sind wir glücklich verheiratet und Eltern von zwei wundervollen Kindern. Ohne Sandra wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Was wünschen Sie sich von diesem Jahr? Für 2022 wünsche ich mir, dass wir das Schlossprojekt in digitaler und physischer Form und unsere NFT-Projekte erfolgreich umsetzen können sowie viele neue Investoren, die an meine Ideen glauben. Auch was Unternehmensbeteiligungen betrifft, bin ich sehr offen und gespannt, was das neue Jahr bringen wird. Ansonsten haben wir bereits viele Projekte in der Pipeline, auf die ich mich schon sehr freue. Vom Schlosser zum Schlossherrn: Manuel Ungar hat es geschafft. Seit Frühjahr 2020 ist er Besitzer von Schloss Aurolzmünster, das er mit viel Liebe und Respekt in einen Ort für rauschende Festlichkeiten, himmlische Nächte und genussreiche Momente verwandelt hat. Bis 2023 möchte er das Schloss als Museum im Metaverse realisieren.
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1973 lanciert, lässt die Riviera dieses Jahr den Geist einer inspirierenden Uhrenepoche wiederaufleben. Die Ikone der Maison präsentiert sich mit ihrer einzigartigen zwölfeckigen Lünette und ihrem markanten Stahlgehäuse. Die Riviera mit Schweizer Automatikwerk und 42-mm-Gehäuse nimmt die Hauptmerkmale des legendären Modells auf und interpretiert sie neu: zwölfseitige Lünette (typisch für die Riviera), Zifferblatt mit einem einzigartigen Dekor (blau, schwarz oder silberfarben), das die Begegnung von Gebirge und Ozean (Aufeinandertreffen von Wasser und Stein) thematisiert, auswechselbare Armbänder aus Stahl oder Kautschuk. Erstmals ist das hauseigene Baumatic Kaliber in zwei Modellen der Riviera zu finden.
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1 Riviera 10617 Ø 42 mm, Automatik, Datum, Edelstahl mit schwarzer ADLC-Beschichtung, Kautschukband, wasserdicht bis 10 bar. 3.900 EUR | 2 Riviera 10618 Ø 42 mm, Automatik, Datum, Edelstahl, wasserdicht bis 10 bar. 2.550 EUR | 3 Riviera 10620 Ø 42 mm, Automatik, Datum, Edelstahl, wasserdicht bis 10 bar. 2.650 EUR | 4 Riviera 10612 Ø 36 mm, Quarz, Datum, Edelstahl, wasserdicht bis 5 bar. 1.850 EUR | 5 Riviera 10611 Ø 36 mm, Quarz, Datum, Edelstahl, Kautschukband, wasserdicht bis 5 bar. 1.750 EUR
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Die 36-mm-Ausführung der Riviera richtet sich an aktive, unabhängige und selbstbewusste Damen. In dem bezaubernd femininen Modell mit Zifferblatt in Azurblau, Silber oder Schwarz schlägt ein Quarzwerk aus Schweizer Herstellung. Zusätzlich wird in dieser Linie auch ein Modell mit einem bewährten Schweizer Automatikwerk angeboten.
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WAS IST DAS METAVERSUM? | Der Mensch hat noch nicht einmal das Universum entschlüsselt, schon soll ihn ein Leben im Metaversum beglücken. Geht es nach Mark Zuckerberg und anderen US-Tech-Giganten, sollen Arbeit, Sozialleben, Konsum, Kultur, Spiel, Bildung und vieles mehr bald im kollektiven virtuellen Raum stattfinden. Über ein Projekt, das mehr ist als ein bloßes Hirngespinst abgehobener Tech-Milliardäre.
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er den Begriff „Metaversum“ googelt, sieht sich mit rund 320.000 Einträgen konfrontiert. Beim sorgfältigen Lesen der ersten dutzend wird dem kritischen Rechercheur bereits gewahr, dass es sich bei einigen um widersprüchliche, teils gar falsche Informationen handeln muss, mindestens aber um verwirrende, die, auch auf seriösen Seiten, dazu kursieren. Doch die Idee des „Universums jenseits des physischen“ ist trivialer, als es angesichts der Flut an unvereinbaren Informationen scheint. Es lohnt sich zunächst ein Blick darauf, was das Metaversum nicht ist. Mehr als eine virtuelle Welt Die Begriffe „Metaversum“ und „virtuelle Welt“ werden häufig synonym verwendet, sind jedoch voneinander zu unterscheiden. Eine virtuelle Welt ist eine computergenerierte dreidimensionale Welt mit interaktiven Schnittstellen zwischen Mensch und Computer, durch welche die virtuelle und die physische Welt verknüpft werden und verschmelzen. Eine solche macht noch kein Metaversum. Der Tech-Experte, Investor und Metaversum-Vordenker Matthew Ball definiert „virtuelle Welt“ in seinem im Jänner 2020 veröffentlichten einflussreichen und viel zitierten Essay über die Idee des Metaversums als „ein synthetisches und fiktionales, für einen einzigen Zweck designtes Universum“. Während virtuelle Welten, von denen bereits einige existieren, in ihrer Zweckmäßigkeit und Größe limitiert sind, verschafft das Metaversum Zugang zum gesamten Internet. Das Metaversum ist gewissermaßen die Summe aller virtuellen Welten. In der Praxis bedeutet dies, dass die bisher getrennten Services von Google, Facebook, Fortnite, Einkaufen bei Billa und H&M miteinander verbunden werden, indem eine übergeordnete Welt geschaffen wird, in der alles miteinander verknüpft ist. Der Benutzer bewegt sich im Metaversum per Avatar, kauft darin ein, trifft andere Menschen, spielt Spiele, besucht Konzerte, bildet sich weiter, besucht den (Tele-)Arzt, arbeitet, eröffnet Geschäfte oder kauft Grundstücke und Kunstwerke. Das Metaversum soll aber nicht nur die „reale“ Welt widerspiegeln, sondern den Nutzern ermöglichen, darin Dinge zu tun, die sonst nur in ihrer Vorstellung möglich sind, oder sich eine neue Identität zu schaffen.
Kryptowährungen sind digitale Quasi-Währungen, die einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ohne die Aufsicht, Mitwirkung und Abhängigkeit von Banken und Behörden ermöglichen. Seit die erste Kryptowährung, Bitcoin, 2009 erschien, werden Kryptowährungen mancherorts unterstützt, andernorts bekämpft (etwa durch staatliche Stellen) sowie in Wirtschaft und Wirtschaftsethik kontrovers diskutiert. NFTs, sogenannte „nicht ersetzbare digitale Wertmarken“ (non-fungible tokens, kurz NFTs), sind digital geschützte virtuelle Güter, etwa Kunstwerke, Musikstücke oder Immobilien, die online ge- und verkauft werden, in der Regel mit Kryptowährung. Eine Virtual-Reality-Brille oder ein Virtual-RealityHeadset kreiert eine 3-D-Umgebung und trägt so maßgeblich zur Immersion (s. unten) bei. In der geschlossenen Brille sorgen zwei Displays, eines für jedes Auge, dafür, dass die Illusion, je nach Modell, annähernd perfekt ist. Neben Computerspielen werden VR-Brillen für Simulationen zu Marketingzwecken, für Kino-Entertainment, in der Logistik, für therapeutische Zwecke sowie in vielen anderen Bereichen verwendet. Die VR-Brille wird, zumindest anfänglich, keine Voraussetzung für die Nutzung des Metaversums sein, nur für Teile davon. Marktführender Hersteller für VR-Brillen ist Oculus, ein Tochterunternehmen von Meta. „Immersiv“ bedeutet, dass der Betrachter mental voll und ganz in die virtuelle Welt eintaucht, das Gefühl hat, sich komplett in ihr zu befinden, dabei die reale Welt nicht mehr wahrnimmt.
Text: Maria Russ Foto: Shutterstock
Die Interoperabilität von Daten, Inhalten und digitalen Produkten, was bedeutet, dass verschiedene Systeme gemeinsam funktionieren können, ist eines der Grundprinzipien des Metaversums. Zudem soll das Metaversum dezentral aufgebaut und gesteuert werden, womit die Gefahr, dass ein Unternehmen oder eine Regierung die Kontrolle darüber monopolisiert, geschmälert werden soll. Eine weitere Grundcharakteristik des Metaversums ist, dass es eine eigene Ökonomie mit einer eigenen digitalen Währung hat. Das Aufkommen digitaler Vermögenswerte, wie Kryptowährungen, die die wichtigste Form des Austauschs im Metaversum sein werden, und NFTs, geht Hand in Hand mit „metaversen“ Geschäftsmodellen. Virtuelle Welt und virtuelle Realität Zur virtuellen Realität wird die virtuelle Welt dann, wenn sie, etwa mit einer VR-Brille, immersiv erlebt werden kann. Damit ist die virtuelle Realität (VR) ein Weg, eine virtuelle Welt zu erfahren: sehen, hören und spüren, das Metaversum aber ist mehr als das bloße Gefühl der Präsenz in einer digitalen Welt. Erste Versuche Die bisher größten Ambitionen zum Bau eines Metaversums präsentierte Mark Zuckerberg mit seinem Ende letzten Jahres von Facebook in Meta umbenannten Unternehmen. Zumindest erregten jene die stärkste mediale Aufmerksamkeit. Die Rolle des berühmt-berüchtigten Konzerns ist jedoch sicherlich nicht diejenige, „das Metaversum“ aufzubauen, sondern einen Teil davon. Metas aktuell größtes Metaversum-Projekt heißt „Horizon Workrooms“ und fokussiert das „metaverse for work“, welches bereits in einer Beta-Version verfügbar ist. Sich im Homeoffice isoliert fühlen war gestern, das Metaversum-Büro verspricht mehr Interaktionen als simple Teams- oder Zoom-Meetings: Horizon-Nutzer können in Form von Avataren in virtuellen, individuell angepassten Konferenzräumen mit Kollegen an anderen Orten interagieren, auf virtuellen Whiteboards schreiben, Dateien, Links und Kalendereinträge untereinander teilen. Horizon Workrooms ist freilich nur ein erster Schritt in eine Welt, in der sich Nutzer virtuell bewegen, ohne einen physischen Ort zu teilen. Dass für die Nutzung des VR-Workrooms ein Oculus-Konto und für dieses wiederum ein Facebook-Account benötigt wird, macht bereits deutlich, dass die Einhaltung zumindest eines der Grundprinzipien des Metaversums, nämlich Unabhängigkeit, keine Priorität hat.
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Kaum ein großer Techkonzern setzt ihn sich nicht zum Ziel: den Aufbau eines Metaversums, eines virtuellen Paralleluniversums nebst des materiellen. Dass der Wandel hin zu „metaversen“ Geschäftsmodellen angesichts des exponentiell voranschreitenden allgemeinen technologischen Fortschritts rasch erfolgen wird, steht außer Zweifel. Weit hinten nachhinkend befindet sich der gesellschaftliche Diskurs über ein radikal neues Lebens- und Identitätsmodell, das früher oder später unser Leben verändern wird. Ein kritischer Blick auf ein Projekt zwischen „schöne neue Welt“ und „viel Lärm um nichts“. 20 20-25_Schöne neue Welt.indd 20
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u Beginn seines zu einem Klassiker der Weltliteratur avancierten Romans „Schöne neue Welt“ aus dem Jahr 1932 zitiert der britische Schriftsteller Aldous Huxley den russischen Philosophen Nikolai Berdjajew mit den Worten: „Utopien sind verwirklichbar. Das Leben marschiert ihnen entgegen. Und vielleicht beginnt eine neue Ära, in der Intellektuelle und die Bildungsschicht darüber nachdenken werden, wie man Utopien verhindern und zu einer nicht-utopischen Gesellschaft zurückkehren kann, weniger perfekt und dafür freier.“ Huxley selbst sah darin anfänglich die wichtigste Funktion seines Romans: die Verhinderung einer Zukunft, die so niemand wollen kann. In der zweiten Auflage rückte er von dieser Position ab, denn die Realisierung der in seinem Roman entworfenen Gesellschaft – einer Gesellschaft in einem totalitären Zukunftsstaat, in welchem psychische und physische Manipulationen an Menschen sowie Indoktrinierung an der Tagesordnung sind – habe längst begonnen. Dies trifft auch für das Metaversum zu, die Utopie der großen Techunternehmen, dessen Aufbau bereits im Gange ist. Eine weitere Parallele zwischen beiden Fiktionen zeigt sich in dem scheinbar bestehenden Widerspruch in den möglichen Lesarten als Utopie oder Dystopie: Die Menschen in der idealen Welt von Huxleys Hauptwerk sind glücklich, ohne ihr Glück zu hinterfragen, während der Leser den Roman als klassische Dystopie, eine düster-bedrohliche Zukunftsvorstellung, liest. Auch das Metaversum zeigt sich janusköpfig. Doch ob Heilsversprechen oder Schreckensvision (oder doch bloß heiße Luft), sein wahres Gesicht wird es erst in Zukunft zeigen. Denn gemeinsam ist Roman und Metaversum zudem das Element des Fiktiven: Trotz vieler Parallelen zur heutigen Wirklichkeit ist Huxleys „schöne Welt“ eine Erdichtung und das Metaversum noch eine Idee ohne reale Grundlage. Spätestens seit der Digitalen Revolution am Ende des 20. Jahrhunderts wissen wir jedoch, dass Visionen wie diese realisierbarer – und schneller realisierbar – sind, als es noch vor nicht allzu langer Zeit vorstellbar war. Metaversum: alte Idee neu gedacht. Neu ist die Idee eines Metaversums keineswegs. Der amerikanische Science-Fiction-Autor Neal Stephenson prägte den englischen Begriff „metaverse“ in seinem 1992 erschienenen Roman „Snow Crash“, dessen Handlung in der „realen“ und in der virtuellen Welt zugleich
Jede neue Technologie birgt sowohl Chancen als auch Risiken.
spielt. Auf die deutschsprachige Neuübersetzung des Science-Fiction-Klassikers, für den sich der Autor fast 30 Jahre nach Erscheinen seines Werkes als wahrer visionärer Prognostiker herausstellt, gibt es derzeit einen neuen Ansturm, Adaptionen sind geplant. Zu Recht? Ja. Denn spätestens seit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg im Juli letzten Jahres seine Ambitionen verkündete, ein eigenes „metaverse“ zu schaffen, und dieses Ende Oktober 2021 der Öffentlichkeit präsentierte, liest man auch im sich im Technologie-Wettlauf weit im Rückstand hinter den USA und China befindlichen Europa immer häufiger davon. Auch andere US-Tech-Giganten haben im vergangenen Jahr mit Visionen eines Metaversums aufhorchen lassen, so etwa Tim Sweeney, CEO von Epic Games, dem Macher von „Fortnite“, oder Satya Nadella, CEO von Microsoft. „Metaversum“ ist das Trendwort der Generation Z oder, im Internet-Jargon, das „Buzzword“ der Stunde. Von der Fiktion zur Realität. Während das Metaversum in „Snow Crash“ noch Fiktion war, wurde es elf Jahre nach Erscheinen des Romans bereits nahezu „Realität“, als mit „Second Life“ 2003 eine von Benutzern gestaltete virtuelle Welt lanciert wurde, in der jene interagieren, spielen, und über eine eigene Währung, den Linden Dollar, der in „echtes“ Geld umgewandelt werden kann, Handel betreiben können. Die Gestaltung der 3-D-Simulation hängt zur Gänze von den Nutzern ab, die als Avatar-„residents“ die Welt bevölkern. Schon in den späten 2000er-Jahren wurde prophezeit, dass die virtuelle Welt à la „Second Life“ der nächste große Durchbruch nach dem Internet werden würde. Länder richteten Botschaften darin ein, digitale Einkaufszentren, ein Büro von Greenpeace und Kunstgalerien öffneten, bekannte Bands traten auf digitalen Bühnen auf – lange bevor der Rapper Travis Scott im April 2020 ein virtuelles „Fortnite“-Konzert gab, das laut Epic Games mehr als zwölf Millionen Menschen gleichzeitig im Spiel erlebten –, und „Second Life“ wurde als Wahlkampfplattform von Par-
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teien und Politikern genutzt. Damit nicht genug, wurde im Jahr 2006 – vor bereits 16 Jahren, umgerechnet in „Tech-Jahre“ eine sehr lange Zeit – mit dem Avatar Anshe Chung die erste Millionärin der „Second Life“-Welt auf der Titelseite des US-Wirtschaftsmagazins „Businessweek“ abgebildet. Neue Welt, alte Probleme. Nicht nur wegen ihres gigantischen Erfolgs, sondern vermehrt auch aufgrund von Problemen stand die Plattform nach dem anfänglichen Hype im Kreuzfeuer der Kritik. Sexuelle Inhalte, verbotenes pornografisches Material mit als Kinder modellierten Avataren, nicht-reguliertes virtuelles Glücksspiel, Gewalt und Kriminalität, aber auch technische Probleme wie Serverüberlastungen und Instabilität führten dazu, dass der Wirbel um das große Experiment wieder abklang. Heute, fast 20 Jahre nach dem Start von „Second Life“, sorgt nicht nur der technische Fortschritt, sondern auch die COVID-19-Pandemie dafür, dass die Idee von virtuellen Welten wiederbelebt wird. Es kann kein Zufall sein, dass Techunternehmen und Spieleanbieter, die den Aufbau eines Metaversums schon lange als Ziel verfolgen, dem Thema gerade in Zeiten, die ohnehin von physischer Distanz geprägt sind, verstärkte Aufmerksamkeit verschaffen. Chancen und Risiken. Jede Technologie birgt Chancen und Möglichkeiten ebenso wie Risiken und Gefahren. Zu den Chancen, die computergenerierte virtuelle Welten eröffnen, zählt, dass diese komplexe Vorgänge veranschaulichen und vereinfachen kön-
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Der Mensch rechnet im Dezimal-, der Computer im Binärsystem: In seinem Inneren läuft alles mit Einsen und Nullen ab.
nen, zum Beispiel in der Medizin, im Maschinenbau oder im Militär. Etwa können durch die Techniken der virtuellen Realität chirurgische Operationen virtuell simuliert werden, Produkte können getestet und erlebt werden, bevor sie real existieren, oder das Fliegen eines Helikopters oder Fallschirmes lässt sich virtuell erlernen. Ebenso Anwendung finden können jene in der Psychologie, beispielsweise zur Bekämpfung von Angstzuständen und Phobien. Zum Zwecke der Resozialisierung von Straftätern können diese in die Perspektive des Opfers versetzt werden. Die Außensicht, das Trennen des physischen Körpers von der visuellen Perspektive, kann ein Werkzeug sein, um das Rätsel menschlicher Geist zu erforschen. Im alltäglichen Gebrauch besticht das „verkörperte Internet“ den durchschnittlichen Nutzer vor allem durch das Gefühl, sich Inhalte nicht mehr bloß ansehen zu können, sondern sich direkt darin zu befinden und von ihnen umgeben zu sein – der Mensch als virtuelle Spielfigur. Die Folgen all dessen sind unermesslich,
Es ist ein schmaler Grat zwischen sinnvollem Gebrauch und Missbrauch.
im Guten wie im Schlechten. Es ist ein schmaler Grat zwischen sinnvollem Gebrauch und Missbrauch, und was verführerisch klingt, könnte sich ins Gegenteil verkehren. Von einer Verrohung und einem Abstumpfen der Gefühle durch eine immer zeitintensivere Präsenz in virtuellen Welten oder einer drastischen Auswirkung auf das Selbstbild der Menschen, über Eskapismus, wenn das Leben in der Wirklichkeit immer schwieriger wird, weil sich das Gehirn mehr und mehr der virtuellen Welt anpasst, bis
hin zur wahrscheinlich radikalsten Problematik: wenn die Grenzen zwischen physischen und virtuellen Räumen immer mehr verschwinden und die Differenz zwischen physischer und virtueller Welt letztendlich aufgehoben wird, da Letztere unsere Auffassung der Realität immer stärker prägen – diese und viele weitere Risiken der Cyberwelt können nicht ignoriert werden. Vom Thema Datenschutz, der auch vor der virtuellen Welt nicht nur nicht haltmacht, sondern dessen Problematik sich darin erwartungsgemäß multiplizieren wird, ganz zu schweigen. Denkt man die Idee virtueller Welten zu Ende, kann einen das Grauen überkommen, denn: Wo alles mit Ausnahme der Nahrungszu- und -abfuhr und des Schlafens virtuell ist, verkommt die Wirklichkeit oder das, was wir darunter verstehen, zu einem bloßen Konstrukt und der Mensch zu einer Physis, deren entkoppelter Geist in einem virtuellen Körper weiterlebt. Diese Befürchtung ist freilich allzu pessimistisch. So weit wird es nicht kommen, zur Fortpflanzung und zum Aufziehen von Kindern nämlich eignet sich das Metaversum nicht. Der Mensch wird sich im Technikwahn nicht selbst ausrotten.
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Die Nutzenfrage. Mit dem Wissen, wie sich Tech-Gurus das Metaversum vorstellen (s. Seiten 18-19), drängt sich unweigerlich die Frage nach dem realen praktischen Nutzen auf: Wozu in einer virtuell-simulierten Zweitwelt mit einer zweiten Identität leben, wenn uns dies auch in der physisch-materiellen Welt möglich ist? Die Frage mutet in Anbetracht der von Mark Zuckerberg in seiner Keynote-Präsentation „The Metaverse and How We’ll Build It Together – Connect 2021“ vom 28. Oktober letzten Jahres betonten Priorisierung eines Aspekts umso rhetorischer an, nämlich desjenigen, dass sich das Bewegen im Metaversum möglichst „echt“ anfühlen solle. Neben der mit der rhetorischen Frage gleich mitgelieferten Antwort, dass gar kein realer Nutzen existie-
re, könnte es drei weitere Antworten geben: weil es Spaß macht und als Unterhaltung dient, weil es alle tun, die nicht als Relikt aus prädigitalen Zeiten belächelt werden wollen, oder weil sich das virtuelle Leben als eine willkommene Gelegenheit darstellt, einer nicht mehr lebenswerten physischen Welt zu entfliehen. Der Klimawandel, die Pandemie, die Schwächung der Demokratie – das Metaversum kommt da mehr als gelegen, böte es den Menschen im „zweiten Leben“ kurzfristig eine beinah täuschend echte zweite Chance. Die andere Option wäre es freilich, das Leben in der „wirklichen“ Welt so lebenswert zu gestalten, dass das Bedürfnis, in ein Paralleluniversum fliehen zu wollen, gar nicht erst aufkäme. Dagegen scheint die Entwicklung eines Metaversums allerdings ein Kinderspiel.
Dass der gesellschaftliche Nutzen des Metaversums, im Grunde nichts weiter als eine Erweiterung des heutigen Internets oder ein „Internet plus“, allenfalls zweitrangig ist, können nicht einmal diejenigen bestreiten, für die die aufgrund ihrer Zweidimensionalität bald obsolet gewordenen sozialen Medien, wie wir sie heute kennen, schon lange zur Ersatzreligion, einer mit deutlich höherem „FunFaktor“, geworden sind. Technikpessimisten mag der Verdacht beschleichen, dass es den Techkonzernen beim Metaversum einmal mehr – und nur mehr – um die Umsetzung technischer Visionen um der bloßen Möglichkeit zu deren Verwirklichung willen geht. Dass die Idee einer digitalen Eins-zu-einsAbbildung der Realität nicht nur wenig sinnig, sondern auch weder revolutionär noch
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Der Nutzen von Technik ist seit jeher, einen Nutzen zu haben.
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sen einen solchen darstellen wird, darf bezweifelt werden, die Welt verändern wird das Metaversum indes in jedem Fall. Es wird weiter verändern, wie wir arbeiten, einkaufen, die sozialen Medien betreten, kommunizieren, im Web surfen, ja wie wir leben.
sonderlich kreativ anmutet, unterstützt jenen Verdacht insofern, als es sich beim Metaversum um eine gewiss höchst interessante technische Herausforderung handelt. Nüchterner Blick. Der Nutzen von Technik ist seit jeher, einen Nutzen zu haben. Das gilt für das Telefon, das Stromnetz, Penicillin, die Röntgenstrahlen, den Computer oder das Elektroauto gleichermaßen, allesamt fundamentale Erfindungen, die nicht erst in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren, sondern lange davor gemacht und seither bloß weitergedacht und -entwickelt wurden sowie unbestritten einen echten Fortschritt für die Menschheit bedeuteten. Ob das an den Grenzen der Absurdität kratzende Gedankenkonstrukt der Tech-Rie-
Die Zeit, in der die Menschheit den größten Teil neuer Technologien tatsächlich nötig hatte, mag längst vorüber sein und der primäre Zweck jeglicher Technik, nämlich als Hilfsmittel zu dienen, ausgedient haben. Doch bei allen Zweifeln, ob eine technische Innovation wie das Metaversum einmal zu den großen Schlüsselerrungenschaften ähnlich den oben genannten zu zählen sein wird, gilt: Jede nutzlose Technologie ist besser als eine gefährliche. Ob man das virtuelle Paralleluniversum als Dystopie fürchtet, in der wenige mächtige, turbokapitalistische wie korrupte Technologiekonzerne das Leben der Menschen kontrollieren, in der mimik-, emotions- und geistlose Zombies in Gestalt „perfekter“ Avatare die neuen Menschen sind in einer algorithmisierten Welt, in welcher unbeschränkter Konsum und Spaß regieren, ob man es als „alten Hut“, der mit „Second Life“ schon einmal gescheitert ist, ob man virtuelle Welten schlicht und unaufgeregt als „Räume, die Möglichkeiten erschließen“ (Mike Sandbothe) oder gar als ein Weg in die Freiheit ansieht – es ist angebracht, sich einen nüchternen Blick zu bewahren, um weder in Angst noch in Euphorie zu verfallen. VR-Ethikkodex. Aufhaltbar ist der Trend zunehmender Technisierung und „Virtualisierung“ nicht. Die Frage, die wir uns als heutige Gesellschaften stellen müssen, lautet – um auf das eingangs angeführte Zitat zurückzukommen – folglich nicht, wie man zu einer nicht-utopischen Gesellschaft zurückkehren könne, sondern wie wir die neuen Technologien sozialverträglich in unser Leben einbetten können. Dringend
nötig wäre ein gesellschaftlicher Diskurs über die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit wir uns als Individuen und Gesellschaften Seite an Seite mit immer einschneidenderen Technologien optimal entfalten können, und über unsere Verantwortung im Umgang mit der Technik, damit wir sie uns positiv zunutze machen können. Die Technikfolgenforschung und die digitale Ethik, die sowohl technische und ethische als auch ökonomische, rechtliche und sozialwissenschaftliche Aspekte berücksichtigen und abschätzen, sind angestoßen, eine Debatte über die ethischen und gesellschaftlichen Folgen der Verbreitung neuer Technologien im Allgemeinen und von virtueller Realität und des Metaversums im Speziellen loszutreten. Dass ein solcher Diskurs fehlt, legt den Verdacht nahe, dass man digitalethische Fragen nicht für dringlich genug befindet oder sich mit selbigen schlicht nicht gerne he rumschlägt, sind ethische Fragen doch oft schwieriger zu lösen als technische und rechtliche und zudem höchst kontrovers. Wer lässt sich schon gerne als reaktionärer Technikfeind oder Spielverderber entlarven? Die größte Gefahr heutiger Technologien besteht jedoch vielleicht darin, sie ohne einen ehrlich und laut geführten gesellschaftlichen Diskurs leise in unser Leben einschleichen zu lassen. Das Metaversum und die Lehre aus der Pandemie. Obwohl die Digitalisierung in den letzten zwei Jahren vieles erleichtert und überhaupt erst ermöglicht hat – ob die Aufrechterhaltung des Schul- und Universitätsbetriebes, die Büroarbeit oder den elektronischen Handel –, war nie deutlicher, dass sie bloßes Mittel zum Zweck ist: jenem der Optimierung nicht-digitaler Prozesse. Das physisch-materielle Leben dagegen ist ein Zweck für sich. Das Metaversum, die Digitalisierung im Allgemeinen, kann nicht alles leisten. Schon gar nicht – und das ist eine der vielen Lehren, die uns die Pandemie beschert hat – kann sie analoge Begegnungen durch virtuell-simulierte ersetzen. Zu dieser Erkenntnis muss seit beinahe zwei Jahren gerade die Generation leidvoll gelangen, die mit den digitalen Medien groß geworden ist und angeblich nur noch „im Netz abhängt“. Die Auswirkungen der Schulschließungen, von „Distance Learning“ auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sind Experten zufolge gravierend. Das spricht für sich.
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Text: Ulli Wright Foto: Hubertus von Hohenlohe
AVATAR MIT KITEBOARD Wenn er im virtuellen Raum als Avatar unterwegs ist, erkennt man ihn an seinem Kiteboard. Die Rede ist von Alfred Weidinger. Seit zwei Jahren ist der 60-jährige Museumsmanager wissenschaftlicher Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen. Mit seinem Fokus auf virtuelle Kunst bringt er frischen Wind in die Kunstszene des Landes. Wie der Stand der Dinge im Bereich digitaler Kunst aktuell hierzulande ist, ob es sich bei NFTs um einen kurzfristigen Hype handelt und warum er selbst in digitale Kunst investiert, hat uns Alfred Weidinger im Interview erzählt.
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m Vorjahr ging beim Auktionshaus Christie‘s eine NFT-Datei mit 5.000 digitalen Bildern des Grafikers Mike „Beeple“ Winkelmann für einen Endpreis von rund 69 Millionen US-Dollar an einen Bieter. Seit sie für derart gigantische Summen die Besitzer wechselt, wirft Digitalkunst als „Non-Fungible Token“ Fragen auf. Nun ergründen die ersten Museen das Phänomen aus der Blockchain und stellen digitale Kunst in virtuellen Museen aus. Ganz vorne mit dabei ist auch das Francisco Carolinum in Linz, das man seit April 2021 auch im Metaverse „Cryptovoxels“ besuchen kann. Virtuelles Museum in Linz. Alfred Weidinger setzt sich schon seit Langem mit Kunst und Kultur im digitalen Raum auseinander und bringt sein Interesse an Neuen Medien auch in Linz und hier vor allem im Francisco Carolinum ein. Mit der Schau „BE NICE. To yourself. To your ideas. To your NFT“ hat das Linzer Museum im Vorjahr erstmals im virtuellen Raum ausgestellt. Genauer gesagt im Metaverse „Cryptovoxels“ – das Museum DFC, Digital Francisco Carolinum, liegt an der 17 Clarion Alley auf der Insel San Francisco. Wie man dorthin kommt? Computer einschalten, www.cryptovoxels.com/parcels/4650 eingeben und durch das virtuelle Museum wandern.
Herr Weidinger, seit wann setzen Sie sich mit Kunst und Kultur im digitalen Raum auseinander? Bereits sehr lange. Ich war immer schon stark an digitalen Medien interessiert und habe von der elektrischen Schreibmaschine bis hin zum Computer in den vergangenen 40 Jahren alles mitgemacht. 2010 habe ich meinen Twitteraccount angelegt, und wenn man sich mit digitalen Medien auseinandersetzt, ist es klar, dass man in diesem Bereich auch Fuß fasst. Außerdem beschäftige ich mich intensiv mit Medienkunst und tausche mich regelmäßig mit KünstlerInnen und Kollegen, wie etwa Peter Weibel vom ZKM in Karlsruhe, aus. Wie ist der Stand der Dinge im Bereich digitaler Kunst und Kultur in Österreich? Wir hinken in Österreich sehr weit nach, sind aber keine Ausnahme, in Deutschland ist es ähnlich. Das liegt daran, dass Kunstinstitutionen generell langsam und skeptisch sind, was ja grundsätzlich in Ordnung ist. Langsam kommt allerdings etwas Bewegung rein. Die erste Skepsis scheint nun überwunden und Kunstinstitute beginnen, sich mit der neuen Facette der digitalen Kunst auseinanderzusetzen.
In Linz gibt es seit dem Vorjahr das digitale Francisco Carolinum. Wie funktioniert das und wie wird es angenommen? Zum einen haben wir eine fixe Programmschiene, also Ausstellungen, die sich permanent mit digitaler Kunst auseinandersetzen. Derzeit in erster Linie mit NFTs und dem Metaversum. Dazu bereiten wir gerade zwei epochale Ausstellungen vor. Da wir uns sehr früh damit beschäftigt haben, sind unser Wissenstand und auch unsere Reputation sehr hoch. Zum anderen sind wir weltweit das erste Museum, das mit Markus Reindl einen eigenen Kurator für den Bereich Metaversum angestellt hat. Überdies haben wir in der dirtuellen Welt „Cryptovoxels“ ein Grundstück gekauft und darauf ein Museum errichtet, wo wir auch regelmäßig ein Ausstellungsprogramm bieten. Wie darf man sich das vorstellen? Im Kunstbereich sind derzeit vor allem „Cryptovoxels“ und auch „Decentraland“ relevant. Wir haben uns für „Cryptovoxels“ entschieden, weil wir glauben, dass es das zeitgemäßere Medium ist. Wie schwierig ist es für den Benutzer, sich in „Cryptovoxels“ zurechtzufinden?
Wir haben die virtuelle Ausstellung zum Projekt „VOICE GEMS“ im Digital Francisco Carolinum (DFC) besucht und festgestellt, dass man sich wirklich schnell zurechtfindet. Probieren Sie es einfach: QR-Code scannen und durch das Museum wandern. 28 26-31_Weidinger.indd 28
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Für den User ist „Cryptovoxels“ völlig barrierefrei. Man braucht kein Wissen über Bitcoin oder Ethereum haben. Wenn man dem Link auf unserer Homepage vom Francisco Carolinum folgt, kommt man direkt in unseren Ausstellungsraum. Die Navigation ist Übungssache, aber wenn man sich eine halbe Stunde darin bewegt, ist es wie ein ganz normaler Museumsbesuch. Wie viele digitale Museen gibt es mittlerweile? Unzählige. Gerade auf „Cryptovoxels“ wird auf Kunst & Art-Galleries ein großer Fokus gelegt. Auch Theaterhäuser und Bibliotheken haben bereits Grundstücke gekauft, und die großen Museen ziehen nach. Ich denke, wir waren weltweit das erste öffentliche Museum, das virtuelles Land erworben und darauf ein Museum errichtet hat. Inzwischen ist das San Francisco Museum of Modern Art nachgezogen und hat neben uns ein großes Grundstück gekauft. Wenn sich in einem bestimmten Stadtviertel Galerien ansiedeln, dann wird das auch für die Community immer spannender. Die Nachfrage bestimmt den Preis und die Grundstückspreise steigen. Das funktioniert wie im realen Leben. Daher glaube ich, dass derzeit ein Gentrifizierungsprozess stattfindet und wir ein Teil davon sind.
Werden für den digitalen Raum eigene Kunststücke erschaffen? Ja, wir haben bereits zahlreiche Formate ausprobiert. Eines ist zum Beispiel, dass man ein ganz normales NFT nimmt und virtuell im Museum platziert. Unser Bestreben ist, das wir internationalen Künstlerinnen und Künstlern Raum für Ausstellungen bieten. Im besten Fall generieren wir diese vollkommen neue Kunstwerke explizit für diesen Raum. Auch das ist kein Unterschied zur analogen Welt.
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Meine Tochter ist 23 Jahre alt, und ich bin mir nicht sicher, ob sie sich noch ein Bild aufhängen wird.
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Wie kann ein Maler, der analog ein Bild malt, dieses im virtuellen Raum ausstellen? Das Gemälde wird zuerst in digitaler Form fotografiert. Dann werden die Bilddaten über eine frei wählbare Kunstplattform im Zusammenspiel mit der Blockchain-Technologie und einem bestimmten Code tokenisiert. Das Ergebnis ist das bekannte Kunst-NFT, das nun verkauft, im eigenen Wallet gehostet oder für digitale Ausstellungen verwendet werden kann. Wohlgemerkt ist das die einfachste Form für die Erstellung eines NFT. Können Sie hier ein Beispiel nennen? Mit unserer virtuellen Ausstellung zum Projekt „VOICE GEMS“ sind wir im High-End-Bereich. Dabei werden aus Wortspenden digitale und physische Skulpturen in Form von einzigartigen NFTs erzeugt. Daraus entsteht ein umfassendes Archiv, das Momente und Äußerungen festhält. Die Farben und Struktur der virtuellen „Edelsteine“ werden in Echtzeit aus Sprachdaten und Aufnahmen generiert und bewegen sich im Grenzraum zwischen menschlicher Nähe und der Anonymität des Internets. Der nächste Schritt ist die Partizipation, und auch diesbezüglich gibt es bereits namhafte Künstler. Das Werkzeug NFT ist noch lange nicht ausgereizt. Wie kann ein Künstler ein Kunstwerk als NFT verkaufen, wie geht man da vor? Dafür gibt es professionelle Plattformen bzw. Marktplätze, wie zum Beispiel „OpenSea“ oder „Foundation“. Der Künstler kann das NFT launchen und Interessenten können es erwerben.
Wie gehe ich vor, wenn ich digital ein Kunstwerk produziere und dieses virtuell anbieten will? Zuerst legen Sie ein Kryptowährungskonto an, damit verbunden ein Wallet, und dort stellen Sie Ihr tokenisiertes Kunstwerk rein. Wenn Sie es verkaufen wollen, stellen Sie es zum Beispiel in die Plattform „OpenSea“ und legen einen Preis fest. Wenn ich dann zum Beispiel Ihr Kunstwerk kaufe, bin ich der Eigentümer, und es wandert von Ihrem in mein Wallet. Ich kann das Kunstwerk jederzeit weiterverkaufen. Und hier kommt nun der Meilenstein, wo das Digitale das Analoge abhängt. Denn wenn ich das Kunstwerk weiterverkaufe, bekommen auch Sie als Erschaffer einen Anteil des Verkaufserlöses. Das ist extrem positiv und etwas, wovon die zeitgenössischen Künstler in der Analogwelt nur träumen können, sie bekommen nämlich keinen Cent. Inwieweit ist das Ganze rechtlich ausgereift und inwieweit werden Sammler künftig in dititale Kunstwerke investieren? Als wir im April mit unserem virtuellen Museum begonnen haben, haben wir festgestellt, dass die Künstlerinnen und Künstler noch gar nicht so weit sind, zu entscheiden, was man mit dem Digitalisat (Anm. d. Red.: durch Digitalisierung entstandenes Produkt) machen kann. Deswegen haben wir uns die Schönherr Anwälte aus Wien zur Unterstützung geholt. Wenn man ein NFT von einem Künstler kauft, kann dieser bestimmen, wo, in welcher Größe und Qualität es ausgestellt werden darf. Das Original des Kunstwerks hat man immer am Stick, den Code in einem Kuvert versiegelt. Allmählich müssen wir uns davon verabschieden, dass ein Kunstwerk nur im analogen Raum verfügbar ist. Meine Tochter ist 23 Jahre alt, und ich bin mir nicht sicher, ob sie sich noch ein Bild aufhängen wird. Inzwischen habe ich gelernt, dass junge Menschen ihre Kunstsammlung in digitaler Form bevorzugen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele junge Leute bereits eine eigene digitale Kunstsammlung besitzen. Ich stelle mir vor, dass unzählige Menschen Kunstwerke und Produkte in den virtuellen Raum stellen. Wie behält man den Überblick, wie trennt sich die Spreu vom Weizen? Natürlich gibt es eine große Fülle, aber wie in der analogen Welt setzt sich auch virtuell das durch, was interessant ist oder als interessant empfunden wird. Es heißt immer, dass NFTs reine Spekulationsgeschichten sind, was durchaus auch stimmen mag. Aber es gibt eine Generation, die das sehr ernsthaft betreibt und eine Sammlung von digitaler Kunst anlegen und verwahren will. Auch das kann man eins zu eins in die reale Welt übertragen, denn Spekulation hat es immer schon gegeben. Handelt es sich bei den NFTs um einen kurzfristigen Hype oder werden sie sich in der Kunstwelt etablieren?
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Mark Zuckerberg hat auf YouTube ein Video gelauncht, wo er erzählt, wie er sich das Metaverse vorstellt. Im Prinzip ist es eine Parallelwelt zur analogen Welt, in der virtuell kommuniziert wird, was es ja in Form von WhatsApp-Gruppen oder Teams-Konferenzen bereits gibt. Es ist wichtig, dass man sich mit dem Metaverse von Zuckerberg auseinandersetzt, da es ein Risiko birgt. Wenn er die unglaublich vielen Daten, die er zur Verfügung hat, kumuliert, dann stellt ein möglicher Missbrauch eine ernste Gefahr für unsere Gesellschaft dar. Seit März 2020 sind Sie wissenschaftlicher Direktor des OÖ. Landesmuseums. Rund 160 Mitarbeitern kümmern sich an 14 Standorten um 19 Millionen Exponate. Werden diese weiterhin analog bestehen bleiben? Es wird ein Mix aus beiden Welten sein. Die Museen werden analog weiter existieren, sie sind Wissensspeicher und Speicher der Kultur unserer Gesellschaft. Auch den analogen Museumsbesuch wird es weiterhin geben, aber der Bereich der Kunst ist gerade eben um ein Medium erweitert worden, und dem sollte man gerecht werden. Die Gesellschaft hat das schon verinnerlicht, die Museen hinken noch etwas nach. Für die jungen Generationen, im Alter bis knapp 30 Jahre, ist der virtuelle Raum bereits Alltag. Die treffen sich schon jetzt in unterschiedlichen virtuellen Welten. Wie kommt das Digital Francisco Carolinum in Linz bei den Menschen an? Sehr gut. Da wir alles auch ins Analoge transportieren, haben wir einen unglaublichen Zuspruch. Wir hatten zum Beispiel während der Lockdowns keinen Besuchereinbruch wie die meisten anderen Häuser. Durch das Fokussieren auf das Zeitgenössische haben wir die Jugend angezogen. Es ist uns ganz wichtig, deren Sprache zu sprechen. Wie läuft ein virtueller Museumsbesuch ab? Wenn man auf „Cryptovoxels“ ins Museum geht, kreiert man einen Avatar. Dieser betritt den virtuellen Raum und richtet den Körper und auch den Blick auf das Kunstwerk aus. Ich glaube sogar, dass man beim digitalen Museumsbesuch aufmerksamer ist als beim analogen, weil man konzentrierter vorgehen muss, um Kunst zu rezipieren. Wie funktioniert der Kunsthandel in der Metaworld? Ich würde sagen sehr gut. Im Moment experimentieren sehr viele Künstler in diesem Bereich. Aber es werden auch andere Produkte, wie etwa Turnschuhe oder T-Shirts, erstellt und verkauft. Ich bin ein leidenschaftlicher Kitesurfer, und wenn ich auf „Cryptovoxels“ unterwegs bin, hat mein Avatar ein Kiteboard mit, daran erkennt man mich. Derzeit entdecken auch die großen Konzerne wie Nike und Adidas die virtuelle Welt und produzieren Wearables für die unterschiedlichen Welten. Man kauft zum Beispiel einen digitalen Turnschuh von Nike und hat damit garantiert ein Unikat erworben.
Welche Gefahren birgt das Investieren in NFTs. Was, wenn der Server abstürzt? Es gab schon Serverabstürze, aber im Vergleich zur realen Welt ist digital jeder Vorgang rekonstruierbar. Jeder Geschäftsfall bleibt ewig im Gedächtnis der Blockchain, das ist deren Prinzip. Diese Infos gehen nicht verloren, da sie immer wieder herstellbar sind. Wenn ein analoges Werk wie ein Bild verbrennt, dann ist seine Existenz aufgelöst, unwiederbringlich. Infos in der Blockchain gehen nicht verloren. Derzeit ist das noch mit einem hohen Energieaufwand verbunden, aber die Kryptowährungsproduzenten arbeiten an energiesparenden Varianten. Man muss gute Lösungen finden, dann ist man vorne dabei.
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ße internationale Museen verstärkt ins Virtuelle gehen werden. Im Vorjahr haben Sie im Francisco Carolinum Bilder von Parov Stelar ausgestellt. Wie kam es dazu? Wenn es sich rein um seine Gemälde gehandelt hätte, hätten wir ihn nicht im Francisco Carolinum, sondern in einem anderen Museum ausgestellt. Da er aber einer der ersten österreichischen Künstler ist, der NFTs produziert, hat sich das angeboten. Interessant ist, dass er nicht nur Bilder malt, fotografiert und tokenisiert, er hat auch ein Bild gemalt, Bewegtbildsequenzen und Musik dazugegeben. Das war für uns die Motivation, die Ausstellung zu machen, und es war auch für ihn in Österreich eine Pionierleistung.
Durch die Fokussierung auf das Zeitgenössische haben wir die Jugend angezogen. Es ist uns ganz wichtig, deren Sprache zu sprechen.
Planen Sie neben dem Francisco Carolinum noch weitere digitale Museumsstandorte in OÖ? Momentan bleibt es beim Digital Francisco Carolinum. Wir können aber auf sehr einfache Art und Weise einen weiteren Standort auf „Cryptovoxels“ errichten. Derzeit besitzen wir eine Grundfläche von 250 Quadratmetern und dürfen von der Architektur her nur drei Ebenen hoch bauen. Wenn wir zum Beispiel für Projekte 2.000 Quadratmeter mehr benötigen, dann nehmen wir uns diese, das ist kein Problem. Ist das teuer? Und kann man die Grundstücke auch wieder verkaufen? Natürlich muss man Mittel einsetzen, aber diese halten sich im Vergleich mit einem realen Gebäude oder einer analogen Ausstellung sehr in Grenzen. Das Museum kann die erworbenen Grundstücke ebenso wie Kunstwerke jederzeit auch wieder verkaufen. Das Francisco Carolinum ist das erste digitale Museum weltweit in dieser Form. Fungieren sie auch als Berater für andere Museen und Galerien? Im Prinzip sind wir Pioniere. Da international eine große Nachfrage besteht, geben wir fast täglich Interviews. Wir waren auch weltweit das erste Institut, das einen Katalog zum Thema „Proof of Art“ veröffentlicht hat, dieser ist heute international längst vergriffen. Es vergeht kaum ein Tag, wo der Katalog nicht rezensiert wird. Diese Community tauscht sich auf Twitter aus. Ich vermute, dass in den nächsten Jahren gro-
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Sie haben schon viele Entwicklungen mitgemacht. Wie rasant wird sich das Metaversum entwickeln? Sehr schnell. Ich habe in den 1990er-Jahren im Guggenheim in New York eine Ausstellung gemacht, wo die Korrespondenz in Briefform abgewickelt wurde. Bei meiner zweiten Ausstellung im Guggenheim Museum haben wir via Fax korrespondiert und bei der dritten bereits per E-Mail. Die Zeitfolgen dazwischen waren im Vergleich zu heute unheimlich lang. Seitdem ich in Linz tätig bin, ändern sich die Entwicklungsschritte fast täglich. Werden wir künftig aus menschlicher Sicht noch in der analogen Welt unterwegs sein? Wir werden zwischen der analogen und der digitalen Welt pendeln. Man muss sich das als eine Weiterführung von WhatsApp-Gruppen mit Freunden vorstellen oder wie ein technisch anspruchsvolleres Zoom-Meeting, nur dass man gemeinsam in einem virtuellen Raum an einem Tisch sitzt. Treffe ich mich dann mit den anderen Menschen in Form eines Avatars? Im Wesentlichen, ja. Das Videospiel „Second Life“ ist dem Metaversum sehr ähnlich. Der nächste Schritt ist die Twitch.tv-Generation: Das sind Jugendliche, die online gegeneinander spielen und sich dabei auch zusehen. Das ist die erste Generation, die das Metaversum völlig verinnerlichen wird.
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Wie sehen Sie diese Entwicklung, welche Gefahren gibt es? Ich sehe das sehr entspannt. Natürlich wird Kryptowährung nicht zu Unrecht kritisiert, aber ich glaube, es ist eine Frage der Zeit, bis sie überall zum Einsatz kommt. Momentan gibt es noch viel Betrug, aber die Gesellschaft wird hoffentlich auch dafür ein demokratisches Reglement entwickeln. Natürlich kann man Ecuador, wo man Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zulässt, kritisieren. Auch China hat bereits eine eigene Kryptowährung gelauncht. Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis sich Kryptowährung etablieren wird. Ich finde das völlig in Ordnung, denn wer übt bei uns die Kontrolle aus? Das sind die Banken. Am Ende des Tages wird Kryptowährung die Weltwährung werden und auch etwas ganz Normales sein. Hätten wir uns vor 40 Jahren vorstellen können, dass wir in Europa eine einheitliche Währung haben? Niemals. Der Weg zu einer Weltwährung ist kein weiter. Investieren Sie eigentlich in NFTs? Ich habe als Selbstversuch für das Museum drei NFTs gekauft, und wir haben im Francisco Carolinum eine kleine Sammlung an NFTs, weil es unsere Aufgabe ist, herauszufinden, wie sich das Ganze entwickelt. Das ist wichtig, um auch die Prozesse zu kennen. Wir haben durchaus eine attraktive Sammlung von digitaler Kunst.
ZUR PERSON
Prof. Mag. Dr. Alfred Weidinger (61) ist ein österreichischer Kunsthistoriker, Museumsmanager, Fotograf und seit 1. April 2020 Geschäftsführer der OÖ LandesKultur GmbH. Zuvor leitete er von 2017 bis 2020 das Museum der bildenden Künste Leipzig und war Vizedirektor an der Albertina und am Belvedere in Wien. Alfred Weidinger lebt am Attersee in Oberösterreich.
Text: Ulli Wright Foto: Thom Trauner
EIN SCHEIBCHEN VON PAROV STELARS „BRASS DEVIL“ ... wird man schon bald als Non-Fungible Token besitzen können. NFTs sind der letzte Schrei am Kunstmarkt und verändern diesen bereits massiv. Über die Vor- und Nachteile dieser digitalen Unikate haben wir mit Kunstsammler und Parov-Stelar-Manager Arnold Hirschl gesprochen.
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n Sachen Kunst und Kunstvermittlung ist der Welser Arnold Hirschl mit Sicherheit eine der ersten Ansprechpersonen im Land. Neben Werken von Gottfried Helnwein nennt er auch Bilder von Größen wie Arnulf Rainer, Georg Baselitz, Otto Muehl, Hermann Nitsch und Martha Jungwirth sein Eigen. Und auch die Bilder von Marcus Füreder alias Parov Stelar bringt er als dessen Manager seit gut einem Jahr sehr erfolgreich unter die Leute. Mona Lisa der Digitalwelt Dass Arnold Hirschl an Kunst im Metaverse nicht vorbeikommt, ist eine Selbstverständlichkeit. Dazu gleich mal unsere erste Frage: „Wie kann es sein, dass jemand eine NFT-Datei mit 5.000 digitalen Bildern um rund 69 Millionen US-Dollar ersteigert, wie das im Vorjahr beim Werk des Grafikers Mike „Beeple“ Winkelmann der Fall war?“, wollen wir von dem Kunstexperten wissen. „Dieses Bild von „Beeple“ wird wie die Mona Lisa der Digitalwelt gehandelt. Beim Kauf eines solchen NFTs geht es vor allem um die Exklusivität des Besitzens, den Status und ganz vorne mitmischen zu können“, so Arnold Hirschl. Natürlich ist es für viele Menschen noch unglaublich, dass man in etwas investiert, das man nicht angreifen kann, aber die Kunstbranche und der Kunstmarkt entwickeln sich rasant in diese Richtung. Parov-Stelar-Bilder als NFT Für Parov Stelar habe ich bereits vier seiner Bilder in Form von NFTs verkauft und auch in seiner Ausstellung im Linzer Francisco Carolinum im Vorjahr war eine Auswahl an Non-Fungible Tokens des Pioniers des Electroswings zu sehen. Und es geht flott weiter. Auch das Technische Museum in Wien nimmt ab Herbst 2022 Gemälde, Musik und digitale Kunst von Parov Stelar in einer Dauerausstellung auf. „Neben fünf brandneuen Bildern sind wir dort auch mit NFT-Kunst
von Marcus vertreten“, freut sich Arnold Hirschl und verrät, dass in diese Richtung noch mehr kommen wird. „Marcus wird die Clubversion seines Erfolgsstücks ‚Brass Devil‘ scheibchenweise zerlegen und in Sequenzen als NFTs anbieten. Das heißt, dass man eine Sequenz bzw. den ganzen Song kaufen kann. Zusätzlich zum NFT wird es analog einen Print geben. Das ist einfach genial. Ein Künstler wie Parov Stelar ist prädestiniert für das Metaverse, da er sowohl mit Bewegtbildsequenzen als auch Musik arbeitet.“ Virtueller Markt volatil „Derzeit ist der virtuelle Kunstmarkt aufgrund der Kryptowährungen noch ziemlich volatil und die Befürchtung, dass nur mehr aus reiner Spekulation in Kunst investiert wird, ist groß. Wie das ausgeht, traue ich mich nicht vorauszusagen, aber NFTs werden als Kunstform bleiben“, so Arnold Hirschl. Dennoch birgt der Markt im Metaverse für den Kunsthändler viele Vorteile. „Ich brauche ein Bild bzw. ein Kunstwerk nicht mehr verpacken oder versichern, wenn es in eine Ausstellung oder zu einem Käufer geht, weil es in einer Cloud gespeichert ist. Da Kunstwerke mit NFTs ‚tokenisiert‘ werden, um ein digitales Eigentumszertifikat zu schaffen, wird es künftig auch keine Kunstfälschungen mehr geben“, ortet Hirschl. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist für ihn auch, dass Künstler bzw. auch Kunsthändler einen Anteil des Gewinns erhalten, wenn ihr Werk an jemand anderen weiterverkauft wird. Das war bisher nicht der Fall. Aus diesem Grund sind NFTs besonders attraktiv. Eines hat sich allerdings in diesem Jahr geändert: NFTs werden mit Kryptowährungen gehandelt und ab 1. März 2022 müssen Gewinne auch bei uns in Österreich versteuert werden. Alles gar nicht so einfach, wie man sieht. An wen sollte man sich wenden, wenn man ein Kunstwerk in Form von NFT kaufen möchte? „Gerne an mich“, so Arnold Hirschl.
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What the fuck is LOHAS? Diese Frage hat Martin Rohla vor 17 Jahren seinem Freund und Geschäftspartner am Strand in Sardinien gestellt. Schon damals, als das Thema Nachhaltigkeit noch unter ferner liefen war, befasste sich der Investor und Unternehmer mit „Lifestyles of Health and Sustainability (LOHAS)“ – also einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil. Diesen Weg hat er nie wieder verlassen, bis heute investiert er mit seinem Beteiligungs- und Beratungsunternehmen „Goodshares“ mit Sitz in Wien in nachhaltige Firmen und unterstützt diese beim Aufbau. Text: Ulli Wright Fotos: Thom Trauner
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er Unternehmer und Investor Martin Rohla ist mit seiner Firma „Goodshares“ an mehr als 30 völlig unterschiedlichen Firmen beteiligt. Mit Projekten wie den Flüchtlingsrestaurants „Habibi & Hawara“ in Wien, seiner Biolandwirtschaft Gut Bergmühle in Kronberg (NÖ), den veganen Burgerrestaurants „Swing Kitchen“, dem Nahversorger KastlGreissler und der nachhaltigen Vorsorgekasse fair-finance zeigt der 58-jährige dreifache Familienva-
ter auf, wie nachhaltiges Unternehmertum funktionieren kann. Spätestens seit er als Juror bei der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ regelmäßig auf PULS 4 zu sehen ist, kennt ihn auch die breite Masse. Wir haben Martin Rohla, der in Freistadt geboren ist und in Linz BWL studiert hat, am Firmensitz von „Goodshares“, einem coolen Altstadtloft im ersten Wiener Gemeindebezirk, zum Interview getroffen und einen Nachhaltigkeitspionier kennengelernt, der uns interessante Details aus seinem Leben erzählt hat.
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Um nicht zu versumpfen, habe ich mich dazu entschieden, in Linz BWL zu studieren. In Wien hätte mich sicher zu vieles abgelenkt.
Beim OÖ Zukunftsforum 2022 von 8. bis 9. März in der voestalpine Stahlwelt in Linz ist Martin Rohla als Keynote Speaker am Podium vertreten.
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Herr Rohla, laut Wikipedia sind Sie in Freistadt geboren. Dennoch sind Sie kein Oberösterreicher. Klären Sie uns auf? Ich kam einen Monat früher als geplant zur Welt, meine Mutter war damals gerade in der Nähe von Freistadt unterwegs und da es schnell gehen musste, bin ich im dortigen Spital geboren.
Einkaufspreise als Verkaufspreise anbietet, wusste ich, dass sich das nie ausgehen kann und bin aus dem Unternehmen ausgestiegen. Ein paar Jahre später ist dieses Unternehmen leider in Konkurs gegangen. Was haben Sie nach Ihrem Ausflug in die Modebranche gemacht? Mein Stiefvater hatte eine kleine Pharmafirma, die meine Mutter geführt hat. Die hätte ich übernehmen sollen, wir haben uns aber entschlossen, sie zu verkaufen. Ich bin der Branche jedoch treu geblieben und habe eine EDV-Firma für Apotheken gegründet,
Später hat es Sie wieder nach Oberösterreich gezogen, genauer gesagt zum BWL-Studium nach Linz an die Johannes Kepler Universität, was ja für einen Wiener eher ungewöhnlich ist. Wie kam es dazu? Da muss ich ein bisschen ausholen. Ich war definitiv kein Musterschüler, bin aus fünf Schulen geflogen und war schon über 20 Jahre alt, als ich mit Ach und Krach maturiert habe. Aus Jux und Tollerei habe ich mein Maturazeugnis mit sieben Genügend einmal gepostet, soviele Likes habe ich noch nie bekommen (lacht). Anfang der 80erJahre habe ich dann Im coolen Loft von „Goodshares“ im ersten Wiener Gemeindebezirk traf als DJ und TürsteChefredakteurin Ulli Wright Unternehmer Martin Rohla zum Interview. her gearbeitet, das war eine wahnsinnig coole Zeit, in der Wien quasi „erwacht“ mit der wir relativ schnell marktführend in ist. Um nicht zu versumpfen, habe ich mich Österreich wurden. Aus Zorn auf die Apothedazu entschieden, in Linz BWL zu studieren, kerschaft habe ich selbst Apotheken gekauft. in Wien hätte mich sicher zu vieles abgelenkt. Während des Studiums habe ich mit 23 Weshalb der Zorn? Jahren ein Traineeship bei der Creditanstalt- Da ich den Apothekern die EDV geliefert Bankverein in New York gemacht. Obwohl habe, bekam ich einen Einblick in deren Ardas sehr interessant war, habe ich gemerkt, beitsweise, die im Prinzip eine halbstaatliche dass ich nicht mit großen Strukturen kompa- Medikamentenausgabe war. Der Apotheker tibel bin. Also habe ich gleich nach dem Stu- von damals glaubte, sein Job sei es, das, was auf dem Rezept vom Arzt steht, möglichst dium mein erstes Unternehmen gegründet. richtig zu lesen und möglichst wortlos und unfreundlich schauend über das VerkaufsDas war ein Modeunternehmen ... Ja, genau. Das war ein „Fetzenhandel“, wie ich pult zu werfen. Man war sich zu gut, um aktiv zu sagen pflege. Ich habe das Unternehmen auch andere Artikel zu verkaufen. Also habe mit einem türkischen Freund gegründet, der ich meine erste Apotheke gekauft. Mittlerin Wien studiert hat. Wir haben in der Türkei weile sind aber die meisten Apotheken in unter dem lustigen Namen „Tiffany & Tomato“ Österreich sehr gute DienstleistungsbetrieKleidung produzieren lassen. Bezüglich der be geworden. Markenrechte haben wir uns damals keinen Kopf gemacht und Walt-Disney-Figuren und Haben Sie dort auch operativ gearbeitet? andere Scheußlichkeiten auf unsere Textilien Nein, ich habe nie operativ in der Apotheke gedruckt. Es hat wirklich gut funktioniert und gearbeitet. Wer die Arbeit kennt und sich nicht wir haben rasch expandiert, bis H&M den ers- drückt, der ist verrückt (lacht). Aber Spaß beiten Shop in Österreich eröffnet hat. Als ich seite, ich habe die Finanzierung und das Wirtgemerkt habe, dass die Modekette unsere schaftliche gemacht. Mein Geschäftspartner
Alexander Ehrmann, er ist übrigens immer noch einer meiner besten Freunde, hat den pharmazeutischen Part übernommen. Nebenbei habe ich in Immobilien investiert, mit „Pharmexpress“ die erste Internetapotheke gegründet und weitere Apotheken gekauft. Darunter auch die „Saint Charles Apotheke“ in Wien. Mein Geschäftsmodell war, Apotheken, die so „dahingeplätschert“ sind, zu kaufen, sie im Bereich der Dienstleistung auf Vordermann zu bringen und sehr viel Privatumsatz zu generieren. Wann haben Sie damit begonnen, sich als Unternehmer und Investor bewusst mit der Nachhaltigkeit zu beschäftigen? Der Gedanke entstand bereits vor 17 Jahren, als mein Geschäftspartner und ich in Sardinien auf Urlaub waren. Am Strand sagte er auf einmal „LOHAS“. Ich fragte ihn: „What the fuck is LOHAS?“ „Lifestyles of Health and Sustainability“, also ein besonders gesundheitsbewusster, nachhaltiger Lebensstil“, klärte er mich auf. Wir waren uns rasch einig, dass unsere„Saint Charles Apotheke“ in Wien die „LOHAS“-Apotheke werden wird. Unter der Marke „Saint Charles“ haben wir dann verschiedene Unternehmen gegründet und Nachhaltigkeit als Marketingstrategie genützt. Wir waren aber 15 Jahre zu früh dran, denn das Thema hat damals noch keinen interessiert. Je intensiver wir uns aber aus unternehmerischer Sicht mit ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung beschäftigt haben, desto wichtiger fanden wir es. Schließlich habe ich in Kronberg eine Biolandwirtschaft gekauft und begonnen, dort alte Gemüsesorten anzubauen. Haben Sie damals aktiv mitgearbeitet, Sie werden ja gerne auch als Biobauer bezeichnet? Nein, ich bin zwar offiziell Biobauer, aber sobald ich eine Schaufel sehe, verletze ich mich schwer (lacht). Die Biolandwirtschaft brachte mich auf die Idee, mit der „Stadtflucht Bergmühle“ das erste Agrotourismusprojekt außerhalb des Südens von Europa zu gründen. Dieses Konzept kenne ich aus Sardinien.
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Wie darf man sich das vorstellen? Die „Bergmühle“ liegt in Kronberg nur 20 Fahrminuten von Wien entfernt, also mitten am Land. Auf 40 Hektar sind die Biolandwirtschaft, ein großer Reitbetrieb und die „Stadtflucht Bergmühle“ als Gastronomie untergebracht. Dort gibt es keine Speisekarte, es werden nur jene Produkte verkocht, die gerade zur Verfügung sind. Alle Getränke und Lebensmittel stammen von dem Biogut Bergmühle, der eigenen Jagd oder von Biobauern aus der nächsten Umgebung und werden von exzellenten Köchen zubereitet. Die „Stadtflucht Bergmühle“ wird als „Verein für Kochen und Muße im Grünen“ geführt, der inzwischen um die 500 Mitglieder hat. Wir veranstalten dort aber auch private Feste, Hochzeiten oder Seminare für Nicht-Mitglieder.
warum eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit stattfindet. Erstens aus der Änderung der Konsumgewohnheiten von jedem Einzelnen. Zweitens hat sich auch die Einstellung der Geldgeber zum Thema Nachhaltigkeit geändert. Du bekommst heute keine gute Finanzierung mehr, wenn du nicht die Frage nach dem sozialen und ökologischen Impact deines unternehmeri-
men in dieser Transformation. Nachhaltigkeit ist kein Projekt, sondern ein Prozess, der nach innen gehen muss. Die DNA muss geändert werden. Von Restaurants wie „Habibi & Hawara“ bis hin zum patentierten Fruchtbarkeitstracker für die natürliche Familienplanung – Sie sind mit Ihrer Firma „Goodshares“ an mehr als 30 völlig unterschiedlichen Firmen beteiligt. Wie darf man sich das vorstellen? Ungefähr die Hälfte davon sind unsere eigenen Ideen, die wir realisieren. Bei den anderen Projekten, wie etwa der veganen und nachhaltigen Burgerkette „Swing Kitchen“, haben andere Menschen eine gute Idee, die mir gefällt und bei der ich als Investor einsteige. Wir sind aber auch sehr stark in der Beratung tätig. Ich arbeite meistens zehn bis zwölf Stunden am Tag und es macht mir eine Riesenfreude, weil ich mich jede Stunde mit etwas anderem beschäftigen darf.
Welche Rolle spielt Lifestyle in Sachen Nachhaltigkeit? Das Thema Nachhaltigkeit war lange Zeit unsexy und mit linksradikalen Achselhaarträgern verbunden. Was muss eine Firma haDas hat sich mittlerweile ben, damit Sie sich beteigeändert. Ein Problem ist, ligen? dass der Begriff sehr inflaMein Motto lautet: „People tionär verwendet wird. In invest in People“. Es sind jedem Schaufenster, auf immer die Menschen, in jedem Kosmetikprodukt die man investiert. Wenn wird damit geworben. jemand bei uns mit eiNachhaltigkeit besteht für ner Idee vorstellig wird, mich aus den drei Säulen schauen wir zuerst einmal ökonomische Verantwordarauf, wie der- oder dietung, ökologische Verjenige auftritt. Dabei ist antwortung und soziale mir Exaktheit ganz wichVerantwortung. Wir erleFür seine mittlerweile fünf „Habibi & Hawara“-Restaurants in Wien macht tig. Wenn wir E-Mails und ben gerade eine sensaMartin Rohla gemeinsame Sache mit Gmundner Keramik. Die Speisen werden Pitch Decks bekommen tionelle Transformation, auf handbemalten Tellern der oö. Keramik Manufaktur serviert. und da ist auch nur ein über die aber niemand Rechtschreib- oder Beispricht, weil sie noch nicht wirklich wahrgenommen wird. Ausgelöst schen Tuns glaubhaft erklären kannst. Drit- strichfehler drinnen, gibt es keine Chance durch Lichtgestalten wie dem bösen Donald tens werden die regulatorischen Eingriffe mehr weiterzukommen. An diesen KleinigTrump auf der einen Seite und der guten immer massiver und es gibt ständig neue keiten sieht man, wie ernsthaft es jemand Greta Thunberg auf der anderen. Brandbe- Gesetzesänderungen und Verordnungen. meint. Gleich danach kommt der grauenschleuniger Corona darüber geschüttet und Und der vierte, wahrscheinlich stärkste Ein- hafte Spruch: “If you can’t measure it, you der Konsument merkt langsam, dass er mit flussfaktor ist, dass es kaum mehr möglich can’t manage it.“ Das bedeutet, dass jede seinem Einkauf bestimmen kann, wohin die ist, ohne einen klar definierten Purpose gute Idee auch in Zahlen dargestellt werden Richtung geht. Denn wenn er umdenkt, müs- Mitarbeiter zu finden. Die intelligenten Jun- muss. Man muss wissen, wohin die Reise sen Handel und Industrie früher oder später gen arbeiten nicht mehr für dich, wenn du geht, wie viel Geld man heute, nächstes Jahr nachziehen. nicht zeigst, dass du etwas in Richtung Nach- und in fünf Jahren braucht. Wenn man sich haltigkeit bewegst. Das ist eine sensationelle diesbezüglich keine Mühe macht, bleibt es Können Sie das genauer beschreiben? Entwicklung, wir begleiten und beraten mit bei dem einen Termin und man bekommt Meiner Ansicht nach gibt es vier Faktoren, „Goodshares Consulting“ große Unterneh- keinen zweiten.
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Das Thema Nachhaltigkeit war lange Zeit unsexy und mit linksradikalen Achselhaarträgern verbunden.
Wie viele Firmen haben Sie in Ihrem Leben schon gegründet? Sicher an die 50. Wieviele Mitarbeiter beschäftigen Sie? In allen Beteiligungen sicher um die 1.000, aber oft sind wir da mit nur einem einstelligen Prozentsatz beteiligt. Gab oder gibt es auch Niederlagen und wenn ja, wie gehen Sie damit um? Die gibt es ständig (lacht), aber jedes Problem ist eine versteckte Chance. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, ist man gezwungen, einen Plan B, C oder D zu machen. Meistens ist dann Plan E der beste (lacht). Der Weg zum Ziel ist keine langsame Gerade, sondern ein rasches Zickzack.
Was war Ihr schwierigstes Projekt? Da gibt es viele, das Flüchtlingsrestaurant „Habibi & Hawara“ ist nicht einfach. Wir geben Geflüchteten die Chance auf eine Ausbildung und haben extrem hohe Personalkosten, weil wir ja Menschen brauchen, die diese ausbilden. Bei „Habibi & Hawara“ habe ich sicher ein bis zwei Millionen Euro verbrannt, die nicht mehr zurückkommen. Wie viele „Habibi & Hawara“-Restaurants gibt es derzeit? Fünf, und wir sind neuerdings auch in allen Billa- und Billa-Plus-Märkten mit unserem Hummus und Salaten vertreten. Auch hier gibt es eine Verbindung nach Oberösterreich, wir haben für die Restaurants mit Gmundner Keramik eine eigene GeschirrEdition gemacht.
Sind Sie an Gmundner Keramik beteiligt? Nein, wäre ich allerdings gerne (lacht). Aber zu unserer Kooperation gibt es eine schöne Geschichte. Unmittelbar vor dem ersten Lockdown war ich mit meiner Frau in Marokko. Ich war von der dortigen Keramik begeistert und dachte, so ein schönes und mit Logo gebranntes Geschirr wäre auch etwas für „Habibi & Hawara“. Das ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Nach dem Urlaub traf ich bei einem Konzert Christian Konrad (Anm. d. Red.: ehemaliger Bankenmananger), der von Beginn an ein großer Unterstützer von „Habibi & Hawara“ ist. Ich erzählte ihm von meiner Idee und er verwies mich an Markus Friesacher, dem Eigentümer der Gmundner Keramik Manufaktur. So kam der Kontakt zustande und auch das irrsinnig schöne Geschirr. Jedes einzelne Stück ist handbemalt und erzählt die Geschichte des „Austrian Oriental“ auf wunderschöne Art und Weise. Ergreifen Sie Chancen, die sich Ihnen bieten immer sofort? Wenn es um Chancen geht, halte ich mich an zwei große Worte. Das erste ist SOFORT und bedeutet, dass man von der Idee zur Umsetzung schnell sein und die ersten Maßnahmen rasch setzen muss. Wenn man sieht, dass die
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Die Krise ist relativ. Ich denke, wir leben in einer ganz wichtigen Zeit, in der wir alle gezwungen sind, neu zu denken.
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ersten Schritte leicht gehen, beginnt man dann ordentlich zu planen. Das zweite ist „ARSCHLOCHFREIE ZONE“ – wir arbeiten nicht mit Arschlöchern zusammen. Da sind wir total picky, wenn uns jemand nicht sympathisch ist, dann wird das nichts. Einen großen Bekanntheitsgrad haben Sie durch die Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ bekommen. Wie ist es dazu gekommen? Dazu muss ich festhalten, dass ich grundsätzlich nicht fernsehe und mir nichts mehr auf die Nerven geht als der Begriff „netzwerken“. Als ich vor sechs Jahren von PULS 4 eine Anfrage für die Sendung bekam, habe ich abgesagt. Irgendwann kam eine zweite Anfrage und bei einem gemeinsamen Essen habe ich Hans Peter Haselsteiner gefragt, warum er als Investor bei dieser TV-Sendung mitmacht. Als er dann meinte, dass das Sendungsformat die Chance bietet, das Unternehmertum in Österreich positiv darzustellen und JungunternehmerInnen dazu animiert, mit ihrer Idee den nächsten Schritt zu machen, hat er mich überzeugt. Und ich bin immer noch begeistert. Wir haben gerade die neue Staffel abgedreht und hatten noch nie so gute Pitches. Kann man sagen, dass Menschen in Krisenzeiten kreativer werden? Ja, vielleicht hat es damit zu tun. Die Krise ist ja auch relativ. Ich denke, wir leben in einer ganz wichtigen Zeit, in der wir alle gezwungen sind, neu zu denken. Wenn wir in die Zukunft schauen, dann gibt es zum einen das Thema Nachhaltigkeit, auf der anderen Seite geht es in Richtung „Metaworld“, Blockchains, NFTs, Kryptowährung ... was aufgrund des hohen Energieverbrauches gar nicht umweltfreundlich ist. Wie geht das alles zusammen? Ich glaube, das eine schließt das andere nicht aus. Ich bin Jahrgang 1963 und wir alle, die in den 1960er- und 1970er-Jahren geboren wurden, haben großes Glück, weil wir gerade „erste Reihe fußfrei“ die größte Revolution erleben. Wir sind analog aufgewachsen, aber auch digital ziemlich fit. Für die Jungen ist es unvorstellbar, dass man nicht jede Informati-
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on, die es auf der Welt gibt, übers Handy sofort abrufen kann. War früher alles besser? Ich halte nichts von Weltuntergangsszenarien, ich glaube, wir leben in der besten Zeit der Menschheitsgeschichte. Vor 30 Jahren gab es 1,3 Milliarden Menschen, die von Hunger bedroht waren, heute sind es 300 Millionen. Wir hatten noch nie so wenig Todesopfer durch Kriege und der CO2-Ausstoß ist in Europa in den letzten zehn Jahren um 26 Prozent gesunken. Aber wir Menschen können nicht erkennen, dass etwas gleichzeitig besser und schlecht sein kann, wie Hans Rosling im Buch „Factfulness“ treffend formuliert. Das kapiert unser Hirn nicht. Deswegen reden wir immer alle nur davon, was schlecht ist und übersehen komplett, dass das Meiste viel besser geworden ist. Investieren Sie auch in digitale Projekte? Nein, ich investiere in Projekte, bei denen Menschen miteinander zu tun haben. Haben Sie noch einfache Tipps, wie ein nachhaltiges Leben gelingen kann? Es ist ganz simpel. Ich musste 55 Jahre alt werden, um die Freuden des öffentlichen Verkehrs schätzen zu lernen. Früher bin ich Volltrottel mit dem Auto vom fünften in den sechsten Bezirk gefahren. Heute fahre ich mit einem Elektroauto von der Bergmühle in
Mag. Martin Rohla, geboren 1963, Gründer von „Goodshares Consulting GmbH“ lebt in Kronberg und Wien. Er studierte BWL an der Johannes Kepler Universität Linz und war während des Studiums Trainee bei der Creditanstalt in New York. Als Serial Entrepreneur und konzessionierter Unternehmensberater arbeitete er von Anfang an selbstständig. Mit seiner Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft hat er diverse Unternehmen aus der Taufe gehoben. Mit dem Projekt „Saint Charles Apotheke“ war er 2008 Finalist bei EY Entrepreneur Of The Year. Seit 2011 ist Rohla zudem Bio-Landwirt auf Gut Bergmühle. Über seine „Goodshares Beteiligungs- und Beratungs GmbH“ ist er an mehr als 25 nachhaltig agierenden Unternehmen beteiligt. Mit den Flüchtlingsrestaurants „Habibi & Hawara“ wurde er Gewinner von EY Entrepreneur Of The Year 2019 im Bereich Social Entrepreneurship. Seit vier Jahren ist er Investorenjuror bei der Start-up-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ von PULS 4. Martin Rohla ist Vater von drei Kindern und mit Madeleine Rohla-Strauss, einer Urenkelin des Komponisten Richard Strauss, verheiratet. Mütterlicherseits ist Rohla ein Urenkel des Erfinders Ferdinand Ritter von Mannlicher. Kronberg ins Park & Ride nach Wien, steige dann auf die U-Bahn und meinen Elektroroller um. Das geht supereasy und es wäre natürlich cool, wenn das mehr Menschen machen würden. Tipp 1 lautet also: Nutzt den öffentlichen Verkehr! Tipp 2: Esst keine Produkte aus industrieller Tierhaltung, denn sie ist der größte Umweltverpester überhaupt! Daran sieht man, dass jeder jeden Tag ununterbrochen gescheite Sachen tun kann.
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Text: Laura Zapletal Fotos: Shutterstock, Hersteller
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„Styling bei Männern ist vielfältig, beratungsintensiv und nicht zu unterschätzen“, erklärt Saloninhaber Alexander Lepschi von Lepschi & Lepschi Hairdressing in Linz. So sind beispielsweise lange Haare nicht nur seit dem neuen Haarschnitt von Brad Pitt wieder salonfähig – ob lockig getragen oder sportlich und modern zu einem Bun gebunden: Auf die richtige Pflege und das Styling kommt es an! Für ein natürliches Ergebnis mit einem leichten Schwung eignet sich der STMNT Grooming Spray – als Finish und zusätzlich für die Separation im Haar wird die Shine Paste von STMNT in die Haare appliziert.
Möchten Sie noch weitere Tipps und Tricks für Ihr gelungenes Styling und vor allem den passenden Haarschnitt? Dann sind Sie bei dem Friseur Ihres Vertrauens genau richtig.
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Der Friseurbesuch wird auch vom Mann immer mehr als ein ganzheitliches Wellnesserlebnis gesehen. „Vorbei sind die Zeiten des Laissezfaire im Lockdown, Styling ist wieder angesagt“, erläutert Mike Ginner von Ginner Haarwerkstatt in Linz. Hierbei darf die Variation nicht zu kurz kommen, denn je nach Haarbeschaffenheit geht es in unterschiedliche Trendrichtungen: Locken sind wieder in – entweder wird die natürliche Locke durch ein Stylingprodukt wie dem STMNT Hairspray verstärkt oder es wird mit einer Dauerwelle nachgeholfen. Ein wichtiger Bereich darf nicht außer Acht gelassen werden: Der Bart wird heutzutage ebenso bei Professionisten gepflegt und gestylt.
„Selbst wenn es nicht gestylt aussieht, auch der Out-of-Bed-Look bedarf eines professionellen Haarschnitts und es kommt auch auf Wahl der richtigen Produkte an. Stichworte wie 90’s Texture, Verspieltheit und Stirnfransen bleiben im Frühjahr im Trend“, ergänzt Alexander Lepschi. Je nach Haarstruktur wird hier mit dem STMNT Wax Powder gearbeitet, welches dem Haar Volumen und Textur verleiht, und die Fibre Pomade für die nötige Definition sorgt.
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orbei sind die Zeiten, dass Öle und Cremes nur Frauensache waren. Man(n) möchte gepflegt sein. Und ein stereotypes Schönheitsideal ist nicht mehr zeitgemäß – Männer drücken ihre Individualität neben Klamotten und Tattoos auch in ihren Haarschnitten, -stylings und ihrer Bartpflege aus. Male Grooming ist das Schlagwort – Männer achten vermehrt auf ihr eigenes Aussehen und lassen sich von den neuesten Innovationen aus Mode und Kosmetik inspirieren. Dieser wachsende Trend hat ebenso das gesamte Friseurerlebnis weiterentwickelt – das fängt beim Salonbesuch an und wird beim Styling zu Hause fortgeführt.
© Melanie Mader, Haare & Make-up: Haarwerkstatt Ginner
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Weitere Informationen über die STMNT Produkte finden Sie hier →
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TAKE CARE!
Dieses Frühjahr widmen wir uns ganz der Pflege. Ob energetisierendes Serum, pflegende Bodylotion oder perfekt getrimmtes Styling: Wir zeigen Ihnen, mit welchen Produkten wir uns jetzt rausputzen.
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1. WIE VOM PROFI. Dank dem ProClub™ MC 9030 Wet & Dry Bart- und Haarschneider von Grundig mit selbstschärfendem Klingensystem, BeardCare Sensor und drei Kämmen mit unterschiedlicher Schnittlänge gelingt das Styling wie vom Friseur und Barber jetzt ganz einfach zu Hause. UVP € 79,99 2. PERFEKT GESTYLT. Mit der Wax Pomade von Jack Black lässt sich das Haar zu einem natürlichen und glänzenden Finish stylen. Auch ideal zum Bändigen von störrischen Barthaaren geeignet. UVP € 26 3. FRISCHEKICK. Das 2-in-1-Duschgel aus der UEFA Champions Edition von adidas spendet Körper und Haar Feuchtigkeit und Frische. 250ml/UVP € 3,29 4. ENERGY BOOSTER. Die Instant Energy Ampoule Concentrates von BABOR MEN geben der Haut den nötigen Energiekick und lassen sie im Handumdrehen frisch und gesund aussehen. 7x2 ml/UVP € 29,90 5. 24-STUNDEN-FRESH. Der Active Fresh Deospray von Rexona Men mit herbem Duft nach Kräutern und Bergamotte schützt 24h effektiv vor Körpergeruch. 150 ml/UVP € 3,29 6. TIME TO CARE. Die Moisture Boost Body Lotion von Rejuven Men by JUVENA besticht mit sportlich-elegantem Duft, ist erfrischend leicht und pflegt zugleich intensiv. 200ml/UVP € 29,50
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Text: Nicole Madlmayr Fotos: Thom Trauner, BMW
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Unser Herausgeber Josef Rumer ist wahrlich kein Fan von Elektroautos. Zu wenig nachhaltig ist ihm die Technik, zu wenig überlegt der Abbau der Rohstoffe, ebenso die Entsorgung der Akkus am Ende eines Autolebens. Und dann haben wir ihm den neuen BMW iX xdrive40 in die Tiefgarage gestellt und ihn gebeten, den Wagen für diese Ausgabe zu testen ...
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ie Pupillen weiten sich, der Mund öffnet sich leicht, um erst ein langgezogenes „Wow“ und schließlich ein breites Grinsen zu formen. Unser Herausgeber Josef Rumer ist beeindruckt. Er steht zum ersten Mal vor dem neuen BMW iX xdrive40. Der Wagen ist nicht umsonst das neue (Technologie-)Flaggschiff der Bayern. Allein die Abmessungen sind imposant. Er hat die Höhe von einem X6, mit knapp fünf
Metern Länge und zwei Metern Breite entspricht er dem X5 und die Räderdimension ist wie beim X7. Dazu gibt es eine markante Optik, die dafür sorgt, dass sich die Leute auf der Straße nach ihm umdrehen und auch schon mal das Smartphone für ein Foto zücken. Kaum jemand, der den neuen iX nicht spektakulär/imposant/aufregend findet. Und nachdem es noch nicht sehr viele davon auf unseren Straßen gibt, erregt er umso mehr Aufsehen.
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Die Türen des BMW iX sind mit bündig integrierten Öffnern und rahmenlosen Scheiben ausgestattet. Innen fehlt der klassische Türgriff, stattdessen muss ein Knopf gedrückt werden, um die Tür zu öffnen.
Curved Display im Cockpit Mindestens ebenso beeindruckt ist unser Herausgeber, als er zum ersten Mal hinter dem Lenkrad Platz nimmt. Die Instrumentenanzeige und der sonst übliche, mittig platzierte Touchscreen verschmelzen ineinander zu einem riesigen Curved Display, bestehend aus 12,3 Zoll großem Information Display und 14,9 Zoll großem Control Display mit gemeinsamer, rahmenloser Glasoberfläche. Hier werden sämtliche Funktionen digital gesteuert, Knopferl, Schalter oder Tasten sucht man bis auf einige wenige umsonst. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil sogar die
Sitze über das Display beheizt oder belüftet werden. Außerdem gibt es keinen Türgriff innen, sondern man muss auf einen Knopf drücken, um die Tür öffnen zu können. Auf der anderen Seite kann und soll man sich seinen persönlichen Assistenten einrichten, der über Sprachsteuerung sämtliche Befehle ausführt, sodass sich der Fahrer voll und ganz auf die Straße konzentrieren kann. So stellt sich BMW die automobile Zukunft vor.
Die Instrumentenanzeige und der sonst mittig platzierte Touchscreen verschmelzen ineinander zu einem riesigen Curved Display, das das Cockpit im BMW iX dominiert.
Sport oder Efficient: Je nach gewähltem Fahrmodus ändern sich auch die Farben am Display.
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Hatte vom ersten Kilometer an viel Freude am Steuer: OBERÖSTERREICHER-Herausgeber Josef Rumer im neuen BMW iX xDrive40.
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Zukunft und Luxus vereint Ganz auf Zukunft und Luxus getrimmt ist auch der Innenraum. Die Platzverhältnisse sind äußerst großzügig, was auch damit zu tun hat, dass die klassische Mittelkonsole wegfällt. Das schafft zusätzliche Beinfreiheit sowie Platz für Ablagen. Die verarbeiteten Materialien schauen nicht nur sehr fein aus, sondern fühlen sich auch genauso an. Spektakulär ist das riesige Panorama-Glasdach, das auf Knopfdruck von Milchglas auf durchsichtig wechselt. Alles sehr edel, sehr stimmig! Einzig die blitzblauen Sicherheitsgurte als sichtbares Zeichen, dass man in einem Elektro-BMW sitzt, passen für uns so gar nicht in das Lounge-Ambiente. Laut Zukunftsforscher Matthias Horx lautet eine Zukunftsthese zum Megatrend Mobilität, dass dem Innenraum von Autos künftig noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vor allem das Pendeln werde sich verändern: Bedeutet es heute in erster Linie Stress, werden autonome Fahrzeuge die Zeit im Auto aufwerten. „Mobile Living“ macht Autos zu einem aktiven Aufenthaltsort, an dem gearbeitet und entspannt wird – und dessen Interieur extrem an Relevanz gewinnt. Und wer einmal im neuen iX gesessen ist, weiß, dass hier Zukunft bereits gelebt wird.
Souveräner Fahrkomfort, satter Antritt Doch was nützt die schönste Optik und das luxuriöseste Interieur, wenn die Fahreigenschaften nicht passen? Selbstredend, dass man sich beim BMW iX deswegen keine Gedanken machen muss. Während bei den klassischen Verbrennern eine – wenn auch noch so kurze – Anlaufphase vonnöten ist, ist der Elektro-Bayer sofort da, wenn man ihn braucht. Unser Herausgeber strahlt über das ganze Gesicht, als er das Gaspedal versuchs-
Adaptive Rekuperation Um die Effizienz und auch die Reichweite zusätzlich zu steigern, setzt BMW auf die adaptive und individuell dosierbare Rekuperation. Das bedeutet: Jene Energie, die beim Bremsen entsteht, wird wieder zum Laden der Batterie verwendet. Mithilfe von Navigationsdaten und den Sensoren der Fahrerassistenzsysteme wird die Verkehrssituation ermittelt und die Rekuperation darauf abgestimmt. Nähert man sich zum Beispiel einer Kreuzung, wird die Rekuperationsleistung erhöht und damit gleichzeitig Energie in die Hochvoltbatterie eingespeist und Das E-Antriebsgehäuse wird übrigens exklusiv im BMW Werk Steyr gefertigt. die Verzögerungswirkung genutzt. Hat man hingegen freie Fahrt kann die soweise durchdrückt, um die offiziellen Anga- genannte Segel-Funktion aktiv werden, mit ben des Herstellers zu überprüfen. Von null der der Wagen ohne Antriebsmoment dahinauf 100 Stundenkilometer in 6,1 Sekunden? rollt, sobald das Gaspedal entlastet wird. Das geht sich aus! In der Fahrstufe B ist automatisch eine Beide Modellvarianten, die im Moment auf hohe Rekuperationsleistung aktiviert, in der dem Markt sind, verfügen über einen elek- auch das für Elektroautos charakteristische trischen Allradantrieb, dessen Systemleis- One-Pedal-Feeling erzeugt wird. Sprich, man tung wahlweise 523 PS oder 326 PS beträgt. fährt nahezu ausschließlich mit dem GasWenn’s noch ein bisserl mehr sein darf: Das pedal. leistungsstärkste Modell – der iX M60 mit mehr als 600 PS für eine besonders sportliche Der BMW iX xDrive40 verfügt übrigens über Performance – kommt im Juni in Österreich eine Batterie, die einen Netto-Energiegehalt auf den Markt. von 71 kWh aufweist. Gleichstrom kann mit Wir sind allerdings auch mit den 326 Ps mehr einer Leistung von bis zu 150 kW geladen als zufrieden und freuen uns über gewohnt werden. So lässt sich der Ladezustand in eisouveränen Fahrkomfort und den satten An- ner guten halben Stunde von zehn auf 80 tritt. Prozent erhöhen.
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Das neue Flaggschiff der Bayern ist ein imposanter Koloss: Der iX hat die Höhe von einem X6, mit knapp fünf Metern Länge und zwei Metern Breite entspricht er dem X5 und die Räderdimension ist wie beim X7.
DATEN & FAKTEN
Großer Wurf der Bayern BMW läutet mit den iX-Modellen ein neues Zeitalter der Mobilität ein, heißt es in der Presseinformation, man ist sichtlich stolz, dass damit ein großer Wurf gelungen ist. Und für gewöhnlich nimmt man solche Aussagen mit einem milden Lächeln hin. Für jeden Hersteller ist sein Produkt das Beste. In diesem Fall sind Stolz und Selbstvertrauen allerdings gerechtfertigt, denn die Bayern gehen mutig neue Wege – und dieser Mut wird belohnt. Beim iX passt wirklich alles, er ist ein Koloss von einem Wagen, der nicht nur mit seinem imposanten Äußeren besticht, sondern auch mit seinen inneren Werten.
Einzig die Reichweite ist (noch) nicht ganz dort, wo wir sie uns wünschen und im Alltag auch brauchen. Zwar gibt BMW selbige mit bis zu 425 Kilometern an, doch das ist unter normalen Bedingungen nicht zu schaffen. Nicht einmal mit bestem Willen! Vor allem im Winter, wenn die Temperaturen unter null Grad sind und man auch auf Annehmlichkeiten wie Sitzheizung oder -massage nicht verzichten möchte, sind zwischen 250 und 300 Kilometer – wie in unserer Testzeit – weitaus realistischer. Und der Herausgeber kann sich ein letztes Lächeln zum Abschied nicht verkneifen und sagt mit einem Augenzwinkern: „Ich würde wohl durchschnittlich nur 150 Kilometer schaffen, weil mich das Gaspedal einfach zu sehr reizt!“
BMW iX xDrive40 Abmessungen: Länge: 4953 mm Breite: 1967 mm Höhe: 1695 mm Kofferraum: 500 – 1750 Liter kombinierte Systemleistung: 240 kW/326 PS Reichweite nach WLTP: bis zu 425 Kilometer Stromverbrauch: 21 – 19,4 kWh Preis: ab 79.350 Euro Preis Testmodell: 105.162 Euro
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AUFSTREBEND: P.MAX®-Franchisenehmer Robert Steinhäusler (53) ist selbst das beste Beispiel, wie man es vom Tischler zum erfolgreichen Unternehmer schafft.
MIT MASS M ZUM ERFOLG Vom Tischlerlehrling zum erfolgreichen Unternehmer: Robert Steinhäusler macht es vor. Als Franchisenehmer und Geschäftsführer der vier oberösterreichischen Standorte von P.MAX® Maßmöbel lebt der Scharnsteiner seine Begeisterung für Architektur aus – plant und realisiert dabei individuell maßgeschneiderte Wohnwelten.
it dem Glauben an Maßmöbel, Fleiß und Talent hat sich Robert Steinhäusler in der oberösterreichischen Einrichtungsbranche fix etabliert. Sein Werdegang begann mit einer Tischlerlehre in Grünau. Mit 21 Jahren startete er seine Karriere bei „PETER MAX“, damals bekannt für Selbstbaumöbel nach Maß. Bereits acht Jahre später übernahm Steinhäusler als Franchisenehmer und Geschäftsführer für Oberösterreich das Unternehmen und stellte die Weichen einmal mehr auf Wachstum. Mit der Power von mittlerweile 43 MitarbeiterInnen, davon 20 Montagetischlern, ist P.MAX® heute eines der größten Wohnstudios im Bundesland mit Filialen in Wels, Linz, Leonding und Vöcklabruck. Von der 3-D-Planung mit einer 360° Virtual Reality Visualisierung, der hauseigenen Fertigung in Stockerau bis zur professionellen Tischlermontage – alles aus einer Hand „Made in Austria“. Lesen Sie im nachfolgenden Interview über den Erfolg, aber auch, was dem Unternehmer und Menschen dahinter schlaflose Nächte bereitet.
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Text: Petra Kinzl, Margit Max Fotos: Staudinger+Franke
WORDRAP Was ist Ihr Lebensmotto? Immer nach vorne schauen!
Herr Steinhäusler, Sie sind selbst das beste Beispiel, dass Karriere auch mit einer Lehre gelingen kann. Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft? Wie viele andere Branchen spüren auch wir den Fachkräftemangel immer stärker. Ich wünsche mir ein Umdenken in der Ausbildung und einen höheren Stellenwert von Fachkräften in der Gesellschaft. Selbst ein sehr hochwertig gefertigtes Produkt benötigt die Hand des Professionisten – in unserem Fall die des Tischlers bei der Möbelmontage. Was half Ihnen, in Ihre Führungsrolle hineinzuwachsen? Wenn man so wie ich das Handwerk von der Pike auf erlernt hat, kennt man sein Produkt bis ins Detail. Man weiß genau, worauf zu achten ist und hat daher einen enormen Vorteil bei der Konstruktion jeder Einrichtungslösung. Von diesem Know-how profitieren meine Kunden. Zudem interessierte ich mich schon lange für moderne Architektur in Verbindung mit einer ebenso zeitgemäßen Inneneinrichtung. Bei der Gestaltung dieser legen mein Planungsteam und ich allergrößten Wert auf eine stimmige Fortführung in der Formensprache. Dabei entstehen höchst persönliche Wohnlösungen für unsere Kunden – modern, zeitgemäß und völlig individuell maßgeschneidert. Der Erfolg spricht für sich: Es gab seit meinem Start in die Selbstständigkeit kein Jahr ohne ein Umsatzwachstum. Ich liebe meine Arbeit und machte mein Hobby zum Beruf. Das Thema Wohnen erlebt gerade einen besonderen Hype. Gepusht durch Pandemie und ein vermehrtes Homeoffice verbringen wir so viel Zeit in den eigenen vier Wänden wie kaum zuvor. Wie wirkten sich die vergangenen zwei Jahre auf Ihr Business aus? Durch einen spürbaren Aufschwung. Wir konnten den Umsatz im satten zweistelligen Bereich erhöhen und haben fünf MitarbeiterInnen eingestellt. Auch während der einzelnen Lockdowns waren wir durchgängig für unsere Kunden da und haben unseren Fokus auf das Ausarbeiten der zahlreich eintreffenden Einrichtungsanfragen gerichtet. Was hat sich seitens der Nachfrage verändert? Statt Einzellösungen sind mehrheitlich komplette Hauseinrichtungen oder Gesamtkonzepte gefragt. Wir spüren auch eine Zunahme jüngerer KonsumentInnen.
Was haben Sie in Ihrem Zuhause zuletzt umgestaltet? Das gesamte Haus (lacht), gemeinsam mit meiner Frau. Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Reisen, das erweitert den Horizont und schafft Weitblick – auf den Galapagosinseln habe ich das vor Kurzem wieder besonders gespürt. Gerne mache ich auch Outdoor-Sport wie Schi fahren, Schwimmen und Bergwandern. Was inspiriert Sie? Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, mit Leuten zu reden. Inspirieren lasse ich mich auch gerne von designaffinen Ländern wie Italien oder Skandinavien. Was bedeutet Luxus für Sie? Mit Familie und Freunden Zeit verbringen. Sich persönlich Freiräume schaffen.
Was macht den Erfolg von P.MAX® Maßmöbel aus? Wir bieten unseren Kunden den einzigartigen Komfort einer wirklichen Gesamtlösung. Maßgefertigte Einrichtungslösungen für alle Wohnbereiche und jeden Wohnstil bis hin zu außergewöhnlichen Sonderlösungen – gefertigt in bester österreichischer Tischlerqualität. Ein hochmoderner Maschinenpark und knapp 60 Jahre Erfahrung in der Einzelanfertigung individueller Möbelwünsche schaffen Vertrauen bei unseren Kunden. Wir sind ein verlässlicher Partner beim Realisieren ganz persönlicher Raumkonzepte. Wie weit reicht das Einzugsgebiet? Unsere Tischler sind mittlerweile europaweit unterwegs. Unser Fokus liegt klar am österreichischen Markt, doch wir richten für unsere Kunden zum Beispiel auch Ferienhäuser in Italien oder Kroatien ein. In Oberösterreich tragen Sie Verantwortung für vier Standorte. Kommt es dabei auch zu manch schlaflosen Nächten? Oft sogar. Schlaflose Nächte bereiten mir vor allem die Bewältigung der täglichen Routinearbeit, die Verantwortung für meine Mitarbeiter und der Fachkräftemangel. Die Erfolgsgeschichte von Peter Max, 1963 in Wien gegründet, war geprägt durch innovative Ideen, die Investition in moderne Produktionsanlagen und Weitblick. Hat dieses Erfolgsrezept auch in Zukunft Bestand? Ja. Ich denke, wir zeigen dies auch in Oberösterreich sehr gut, wie ein Erfolgsweg mit innovativen Planungsideen und einer österreichischen Möbelproduktion mit Weitblick gelingen kann. Meiner Meinung nach wird eine persönliche Beratungsdienstleistung auch in Zukunft eine tragende Rolle im Handel und speziell für unser Produkt spielen.
Wird „Made in Austria“ weiterhin ein Kriterium bei Ihren Kunden bleiben? Ja, das hat die Pandemie deutlich vor Augen geführt. Während andernorts auf Container gewartet wurde, haben wir dank der Verarbeitung österreichischer Vormaterialien durchgehend produzieren können. Generell legt das Unternehmen P.MAX® großen Wert auf die Zusammenarbeit regional ansässiger Lieferanten. Worauf legt „Mann“ beim Wohnen Wert? Man kann durchwegs erkennen, dass „Mann“ eine gewisse Affinität für technische Komfortlösungen hat. Als Beispiel möchte ich hier in der Wand versenkbare Fernseher und Smart Home anführen. Meiner Beobachtung nach legen Frauen hingegen einen höheren Wert auf die ästhetische Schönheit und Attraktivität ihrer Einrichtung. Das Thema Farben und ein stimmiges Wohlfühlambiente sehen wir durchaus in weiblicher Hand. Dank unserer 360° Virtual Reality Visualisierung ernten wir viel Lob von der weiblichen Kundschaft, da wir per Mausklick unsere Wohnwelten in realer Größe erlebbar machen. Einrichtungstechnisch: Was kommt, was bleibt? Kurz gesagt: Holz bleibt – wenn auch in einem reduzierten, aber gut in Szene gesetzten Einsatz. Komplementiert durch zarte Taupe- und Grautöne. Ein Versenken und In-Nischen-Verstecken ist beim Wohnen weiterhin ein großes Thema – ebenso was offenes Wohnen betrifft. Was stimmt Sie für 2022 optimistisch? Das Thema Einrichten wird nach wie vor eine starke Nachfrage erleben.
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FLIESENMEISTERBETRIEB IN DRITTER GENERATION Seit knapp 50 Jahren ist der FliesenMeisterbetrieb BauBast in Polling die erste Adresse, wenn es um qualitativ hochwertige Fliesen, Platten und deren Verlegung geht. Mit Kevin Bast ist seit Kurzem die dritte Generation des Familienunternehmens gesichert.
Qualität über Generationen. Mit Sohn Kevin (r.) ist bereits die dritte Generation im Unternehmen tätig.
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Text: Laura Zapletal Fotos: BauBast
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lles begann im Jahre 1974, seither hat sich der Meisterbetrieb BauBast zu einem der führenden Fliesenlegerbetriebe in der Region entwickelt. Mittlerweile ist mit Sohn Kevin Bast bereits die dritte Generation am Werk. Wie einst sein Vater Markus Bast hat der „Junior-Chef“ die Meisterschule besucht und vor Kurzem die Meisterprüfung mit Bravour bestanden. Der ausgebildete Fliesenlegemeister ebnet damit die Zukunft des Familienunternehmens in Polling und setzt die Erfolgsgeschichte des vielfach prämierten Meisterbetriebes fort.
Prämierter Meisterbetrieb. Für ihren einzigartigen Service wurde BauBast unter anderem von der WKO mit der Top-Handelsthrophy ausgezeichnet.
Fliesenspezialist mit Herz Seit knapp 50 Jahren sorgt BauBast angefangen von der guten Beratung bis hin zur professionellen Verlegung durch bestens ausgebildete Fachkräfte sowie einem eigenen Transport- und Zustellservice für einen Rundumservice, der begeistert. Was das Sortiment betrifft, kommen beim oberösterreichischen Vorzeigeunternehmen ausschließlich Fliesen und Materialien von exquisiter Optik sowie höchster Qualität zum Einsatz und gewährleisten damit langlebige Ergebnisse und Kundenzufriedenheit. Fliesen sind vielseitig einsetzbar und für viele Räume geeignet. Die qualitativ hochwertigen, exklusiven Markenprodukte aus Italien, Spanien und Portugal werden bei BauBast direkt ab Werk bezogen. Durch den Verzicht von Zwischenhändlern können sich damit Kunden über beste Qualität zum fairen Preis freuen. Fliesenvielfalt auf drei Etagen Robust, pflegeleicht und für Allergiker geeignet: Die Gründe für Fliesen in den eigenen vier Wänden sind nahezu endlos, ebenso wie die Fliesenvielfalt bei BauBast. Im modernen Schauraum können Kunden auf drei Etagen aus den zahlreichen Trends in Sachen Design, Oberflächen und Format ihren persönlichen Favoriten wählen und damit ihren individuellen Wohntraum im Innen- und Außenbereich verwirklichen.
Von der maßgeschneiderten Beratung bis zur professionellen Verlegung – bei BauBast kommt alles aus einer Hand.
FLIESEN-SCHAURAUM BEI BAUBAST GMBH Hauptstraße 36, 4951 Polling Tel.: 07723/65 00, E-Mail: office@baubast.at www.baubast.at Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 8 bis 12 Uhr, 13.30 bis 18 Uhr Sa.: 8 bis 12 Uhr (Termin nach Vereinbarung) FLIESEN-SCHAURAUM in Wels im Gerstl-Haus Pollheimerstraße 7, 4600 Wels E-Mail: schauraum.wels@baubast.at (Termin nach Vereinbarung)
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Interview: Nicole Madlmayr Foto: MedCommunications
Let’s talk about SEX! Vorzeitiger Samenerguss, Erektionsstörungen oder der Mythos, dass ein Mann immer kann und auch will: Sind das nur noch Klischees oder tatsächliche Probleme, die viele Männer beschäftigen? Wir haben bei Wolfgang Kostenwein, der sich auf Männer und deren Sexualität spezialisiert hat, nachgefragt.
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olfgang Kostenwein ist Experte, was Männer und Sexualität betrifft. Als Sexologe, Psychologe und Sexualpädagoge beschäftigt sich der Wiener schon seit vielen Jahren mit dieser Thematik und weiß, was sich am stärksten verändert hat. Was er schade findet: dass in den Medien oft und nahezu hemmungslos eher außergewöhnliche sexuelle Gestaltungsmöglichkeiten gezeigt werden. Themen, die viele Menschen betreffen, bleiben hingegen nach wie vor tabuisiert …
Sie beschäftigen sich schon eine ganze Weile mit den Themen rund um männliche Sexualität. Was hat sich in den vergangenen Jahren Ihrer Meinung nach am stärksten verändert? Sexualität und gesellschaftliche Haltungen sind und waren schon immer miteinander verbunden. Die heutige Gesellschaft besitzt in vielerlei Hinsicht einen aufgeschlosseneren Blick auf Sexualität. In Medien und Dokumentationen werden oft und nahezu hemmungslos eher außergewöhnliche sexuelle Gestaltungsmöglichkeiten gezeigt. Allerdings bleiben Themen, die viele oder alle Menschen betreffen, interessanterweise nach wie vor tabuisiert. Beispielsweise wird die Tatsache, dass bereits Kinder sexuelle Gefühle wahrnehmen können, nach wie vor ignoriert. Über kindliche Sexualität Bescheid zu wissen, ist aber Voraussetzung, um sie respektieren und deren Entwicklung gut begleiten zu können. Aber auch andere Themen, die viele Menschen betreffen, sind öffentlich wenig präsent. Fragen zum Orgasmus, nicht oder zu schnell zu kommen, sexuelle Selbstsicherheit – all das sind Themen, die weitaus mehr Menschen persönlich betreffen.
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Hat sich auch etwas zum Positiven hin verändert? Zum Positiven verändert haben sich unter anderem Rollenvorgaben, Erwartungshaltungen und Informationsquellen. Sexualität ist gesellschaftlich ein sehr stark wertebesetztes Thema. Und diese Werte verändern sich etwas. Sehr positiv ist, dass es durch das Internet leichter ist, an Informationen heranzukommen. Sexualität wird viel offener und vielfältiger besprochen. Auch die Möglichkeiten, Beratung in Anspruch zu nehmen, sind einfacher geworden. Vorzeitiger Samenerguss, Erektionsstörungen oder der Mythos, dass ein Mann immer kann und auch will: Sind das Klischees oder tatsächliche Probleme? Mit welchen Themen kommen Männer zu Ihnen? Es ist immer beides. Gesellschaftliche Klischees führen ja sehr schnell auch in eine persönliche Problematik. Tatsächlich wird ein Mann mit vermindertem sexuellem Begehren schnell mit dem Klischee konfrontiert, dass doch alle Männer immer Sex wollen. Das führt unweigerlich in eine Drucksituation und in die Notwendigkeit, in einer sexuellen Begegnung eine Erektion bekommen zu müssen. Sich auf die Erektion zu konzentrieren, ist aber die sicherste Möglichkeit, diese zu verhindern. Erektion ist ein reflektorisches Geschehen, das im sexuellen Kontext den Lusthintergrund benötigt. Diese Fragestellungen hat es auch früher häufig gegeben. Neu ist, dass vermehrt auch junge Männer mit Fragen zur Funktionalität oder mit dem Wunsch nach einer besseren „Performance“ beim Sex kommen. Auch hier spielen gesellschaftliche und mediale Rollenvorgaben eine Rolle. Wir haben auch vermehrt junge Männer in der Beratung, die ihre sexuellen Probleme mit überhöhtem Pornokonsum in Verbindung bringen. Unverändert häufig gibt es Fragen zu frühzeitigem Samenerguss. Die Problematik, auf den Zeitpunkt des Kommens nicht oder nur eingeschränkt Einfluss nehmen zu können, führt Männer aller Altersgruppen in die Beratung. Oft erst nach mehreren belastenden Jahren – dabei ist es tatsächlich möglich, die Erregungskurve steuern zu lernen. Männer sind nicht unbedingt als sehr redselig bekannt, wenn es um Probleme geht. Sind sie vielleicht noch schweigsamer, wenn es sich um sexuelle Probleme handelt?
Dass Männer nicht über ihre Anliegen reden können, ist auch ein Klischee. Zu mir kommen nahezu ausschließlich Männer, die ihr Problem erkennen und dieses aktiv lösen wollen. Es sind also Männer, die sich hinsichtlich ihrer Problematik sehr kompetent zeigen. Es sind eher die fehlenden Informationen, dass Sexualität veränderbar ist und es spezielle Beratungsangebote für Männer gibt, die den Weg in die Sexualberatung erschweren. Im Beratungsgespräch muss der Mann dann nicht viel über sich und seine Sexualität erzählen. Im Rahmen der sexuellen Evaluierung wird so differenziert nachgefragt, dass der betreffende Mann nur antworten muss. Über alle Details zu reden, wird im Beratungssetting schnell so normal, dass Peinlichkeit oder Schweigsamkeit keinen Platz hat.
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Sie sind Sexologe, Psychologe und Sexualpädagoge. Wann ist man bei Ihnen richtig? Sexualpädagogik umfasst einen großen Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention für alle Altersstufen. Dazu gehören zum Beispiel Workshops für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Elternbildung, Fortbildungen für Menschen, die mit Menschen arbeiten, und sogenannte Fallsupervisionen sind ebenso wichtiger Teil der Sexualpädagogik. Dabei geht es immer auch darum, differenzierte Gesprächsangebote zu setzen, Mythen aufzuklären und für die Zielgruppe wichtiges Wissen zu vermitteln. Sexualpädagogik findet immer dann statt, wenn der sexuelle Aspekt des Menschen in der Betreuung und Begleitung mitgedacht wird. Deshalb sind viele Berufsgruppen auch sexualpädagogisch gefordert und brauchen darin Begleitung. Und was macht ein Sexologe? Als Sexologe bin ich zuständig, wenn Menschen sehr konkrete Fragestellungen zu ihrer eigenen Sexualität haben. Oft werden diese Fragestellungen subjektiv als Problem wahrgenommen und stellen somit eine hohe Belastung für den Einzelnen dar. In der Sexualberatung wird in einem sehr genauen Anamnesegespräch ermittelt, welche Fähigkeiten, aber auch welche Grenzen eine Person in ihrer sexuellen Wahrnehmungs- und Gestaltungsfähigkeit hat. Auf dieser Basis wird der Klient oder die Klientin durch klärende Gespräche und spezielle Körperübungen, die zu Hause durchgeführt werden, darin begleitet, die eigenen sexuellen Fähigkeiten zu erweitern. Da wir in der Sexologie die Sexualität zum Menschen gehörig betrachten und nicht paarorientiert, arbeiten wir mit Einzelpersonen. Wenn sich jemand in einer Beziehung befindet, dann werden in größeren Abständen auch Paargespräche abgehalten, wenn das gewünscht wird.
Unverändert häufig beschäftigt Männer der frühzeitige Samenerguss. Dabei kann man tatsächlich lernen, die Erregungskurve zu steuern.
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Lässt sich einschätzen, wie viele Männer in Österreich von sexuellen Problemen betroffen sind? Es gibt Statistiken darüber, wie viele Männer im medizinischen Sinn unterschiedlichen sexuellen Problemen zugeordnet sind. In unseren Beratungen gehen wir nicht von diesen Zuordnungen aus, sondern orientieren uns an den Anliegen der Betroffenen. Vermutlich gibt es wenige Menschen, die hinsichtlich ihrer Sexualität gar keine Fragen oder Sehnsüchte haben. Es ist eher das unzureichende Wissen, das dazu führt, dass sich Menschen oft auch mit dem, was sie in ihrer Sexualität kennen, abfinden. Sexualität hätte und hat immer Veränderungs- und Entwicklungspotenzial!
ZUR PERSON Mag. Wolfgang Kostenwein ist Sexologe, Sexualpädagoge und Psychologe. Er hat zudem die psychologische Leitung des Österreichischen Instituts für Sexualpädagogik und Sexualtherapie in Wien über.
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Text: Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.horx.com) Zukunftsreport 2022 Foto: Klaus Vyhnalek (www.vyhnalek.com)
DIE NEUE SINNÖKONOMIE Toxische Turbokonkurrenz lässt immer mehr Branchen in eine Krise der Übersättigung abdriften. Jahrzehnte nach dem Big Boom des Konsumkapitalismus geraten wir daher nun in eine neue Phase. Welche zentralen Bereiche die neue Sinn-Ökonomie umfasst und mit welchen vier Trends der Business-Wandel gelingt, hat der renommierte Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx im Zukunftsreport 2022 analysiert. Auf den nächsten Seiten lesen Sie einen Auszug daraus.
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n vielen Branchen hat sich eine fatale Dynamik des „Immer mehr vom Gleichen“ entwickelt. Die Folgen sind Übersättigungen, die ganze Branchen in eine Strukturkrise reißen können. Vor zehn Jahren scheiterte der Bankensektor an seinen eigenen Dynamiken. Heute driften immer mehr Branchen in eine Krise der Übersättigung und des Exzesses: Over-Fashion, Over-Medien, Over-Marketing –, um nur einige zu nennen. Sinneswandel in Führung & Management Fünf Jahrzehnte nach dem Big Boom des Konsumkapitalismus geraten wir nun in eine neue Phase, in der sich der unternehmerische Beziehungsradius erweitert. Eine neue Beziehung des „Kapitals“ zu Gesellschaft, Natur und Individuen (zum Beispiel Mitarbeitenden) entsteht, eine neue Ausrichtung von Innovationen – die nun einen echten Beitrag zur Lösung von Problemen liefern können und müssen, die früher der Politik oder der Gesellschaft zugeschrieben wurden. Dieser „ethische Druck“ führt zu einer Umlenkung der Kapitalströme. Die neue Sinn-Ökonomie, die in diesem Prozess entsteht, ist vor allem ein Bewusstseinswandel, ein Sinneswandel in Führung und Management.
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Erschöpfte Branchen:
DAS OVER-PRINZIP
In vielen Branchen hat sich eine fatale Dynamik des „Immer mehr vom Gleichen“ entwickelt. Die reine Fixierung auf Umsatz, Wachstum und Effizienzsteigerung hat eine toxische Turbokonkurrenz entstehen lassen. Die Folgen sind Übersättigungen, die ganze Branchen in eine Strukturkrise reißen können. Vor zehn Jahren scheiterte der Bankensektor an seinen eigenen Dynamiken. Heute driften immer mehr Branchen in eine Krise der Übersättigung und des Exzesses:
Over-Tourismus Die Überfüllung von Stränden, Städten, Landschaften durch Massenreisen stößt an ihre Grenzen. Das hat die Coronapandemie deutlicher denn je gemacht. Over-Food Viele Nahrungs- und Genussmittel sind zu einem Suchtproblem geworden. Überernährung und -kalorisierung stellen heute massive gesellschaftliche Probleme dar, die nicht ohne Konsequenzen für die Food-Industrie bleiben werden. Over-Fashion Die rasende Taktung der Kollektionen hat die Branche an den Rand der Selbstzerstörung gebracht. Over-Handel Die Ausrichtung des Handels auf die OutletVermehrung hat zu einer Krise der Innenstädte beigetragen. Immer mehr Malls und Einkaufszentren rechnen sich nicht mehr, die Margen sinken, der Onlinehandel wächst.
Over-Medien Die Aufmerksamkeitsökonomie führt zu einer Destruktion von Information und Diskurs. Medien werden von einer Clickbaiting-Logik erfasst, die das mediale System in Richtung einer Selbstsabotage lenkt. Over-Medizin Die Coronakrise hat gezeigt, dass der medizinische Komplex zwar im Detail leistungsfähig ist, aber konfus in den Interaktionen und systemischen Wirkungen. Over-Marketing Die Fixierung auf den Preis als ausschließliches Marktargument führt zu (Selbst-) Destruktionen. Billigflugtickets werden mit einer Ausquetschung der Passagiere durch Zusatzkäufe und -kosten erkauft; Angst- und Hassproduktion wird zum Teil eines medialen Wertschöpfungskonzepts; Billigfleisch verkauft sich als Schleuderware allein durch den Preis. Der Markt versagt in seiner Kernaufgabe: der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse.
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Die Digitalisierung hat die Lage im Herzen der Märkte nur noch verschärft. In vielen Unternehmen wurde sie halbherzig und als reines Rationalisierungsinstrument eingesetzt. Damit können aber auch die authentischen (analogen) Beziehungen zu den Kundinnen und Kunden verloren gehen. Statt dem „Gespräch des Marktes“ finden nur noch algorithmische Operationen statt, mit denen man sich die Kundinnen und Kunden, die nun zu Kostenfaktoren geworden sind, vom Leib hält. Digitale Plattformkonzepte neigen wiederum zu monopolistischen Strukturen, in denen die Gewinner den ganzen Markt für sich beanspruchen. Das heroisierte Prinzip des Start-ups als geldverlierende Geldmaschine erweist sich mehr und mehr als Wolkenkuckucksheim. Silicon Valley, das gelobte Business-Land, hat längst seinen Glanz verloren. Die Basis für erfolgreiche Unternehmungen bilden Beziehungen, die von Vertrauen geprägt sind. Fünf Jahrzehnte nach dem Big Boom des Konsumkapitalismus geraten wir nun in eine neue Phase, in der sich der unternehmerische Beziehungsradius erweitert. Eine neue Beziehung des „Kapitals“ zu Gesellschaft, Natur und Individuen (zum Beispiel Mitarbeitenden) entsteht, eine neue Ausrichtung von Innovationen – die nun einen echten Beitrag zur Lösung von Problemen liefern können und müssen, die früher der Politik oder der Gesellschaft zugeschrieben wurden.
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DIGITALE ILLUSIONEN UND BEZIEHUNGSFRAGEN
Die neue Sinn-Ökonomie Dieser „ethische Druck“ führt zu einer Umlenkung der Kapitalströme. Zu den höchstnotierten Firmen der Welt gehören heute Tesla, Impossible Foods und Biontech. Erneuerbare Energien und zirkuläre Materialtechniken sind die neuen Leitbranchen. Milliarden fließen in den Dekarbonisierungssektor. Die großen Finanzfonds sortieren ihre Assets neu in Richtung nachhaltiger Transformationskriterien. Die neue Sinn-Ökonomie, die in diesem Prozess entsteht, umfasst vier zentrale Bereiche:
Existenzielle Flexibilität Simon Sinek, der Erfinder des „Why“-Prinzips, hat in „The Infinite Game“ den Begriff der „existenziellen Flexibilität“ für die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen eingeführt. Stephan A. Jansen, ehemaliger Direktor der Zeppelin Universität, Deutschlands innovativster Hochschule für Wirtschaft, Kultur und Politik, spricht von einem „kognitiven Kapitalismus“: einem Kapitalismus, der sich selbst reflektiert und in den Verbindungslinien menschlicher Bedürfnisse, Wachstumsprozesse und Bildungsformen operiert.
• die Mitarbeitenden als Mit-Akteure und Mit-Unternehmende jenseits von alten Abhängigkeiten • die Gesellschaft und ihre Zukunftsbedürfnisse in einer postfossilen Wirtschaft die Produktionsbedingungen und ihre • Kreisläufe • die Natur, repräsentiert durch Klima und Artenvielfalt
Um diese neue Komplexität zu verstehen, wird das geistige Element von Führung elementar. Zu transformativem Wandel, dem „Wandel zweiter Ordnung“, gehört das, was Watzlawick die „sanfte Kunst des Umdenkens“ nannte. Der kommende Business-Wandel ist vor allem ein Bewusstseinswandel, ein Sinneswandel in Führung und Management. Es geht um ein neues Denken, in dem Unternehmen „er-wachsene“ Verbindungen zu ihren Stakeholdern aufbauen.
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4 SCHLÜSSELTRENDS FÜR DEN BIG BUSINESS CHANGE GLOKALISIERUNG. Künftig wird das ganze „Sourcing“ und Produzieren wieder mehr im lokalen Raum stattfinden.
BUCHTIPP
Glokalisierung Das Zeitalter der immer länger gedehnten Wertschöpfungsketten neigt sich dem Ende zu. Die Just-in-time-Produktionen, die sich über den ganzen Erdball erstrecken, werden teurer und fragiler. Künftig wird das ganze „Sourcing“ und Produzieren wieder mehr im lokalen Raum stattfinden. Produkte bekommen entweder eine Ursprungsgeschichte – oder sie werden zu reinen Nutzungen. Co-Individualismus Die Ära der unbedingten Karriereorientierung ist vorbei, insbesondere die Lebenskonzepte und -muster jüngerer Generationen richten sich zunehmend an persönlichen Sinn- und allgemeinen Gemeinschaftsfragen aus. Damit gewinnen Kulturfragen die Oberhand. Unternehmen müssen Antworten jenseits der klassischen Entlohnungs- und Bindungskonzepte finden.
Human-Digitalität Die Digitalisierung geht in die Revisionsrunde. Die digitalen Hypermythen scheitern an sich selbst, an ihrer Hybris und ihrer Übertreibungssucht. Nun geht es um digitale Formen, die an menschliche Bedürfnisse (und Grenzen) angepasst sind – und in denen die Künstliche Intelligenz nicht die menschliche Intelligenz ignoriert und beleidigt, sondern auf intelligente Weise ergänzt und „empowert“. Blue Shift Die Zukunft gehört nicht der frommen grünen Wirtschaft des Verzichts, sondern der systemisch-dynamischen blauen Wirtschaft. Blau steht für Vision und Hoffnung, für systemische Innovationen und Technologien, die uns weg von Öl und Kohle führen – und gleichzeitig die humane Lebensqualität erhöhen. Für eine Zivilisation, die eine neue Verbindung zur Natur und zu den Potenzialen menschlicher Kulturen und Gemeinschaften aufnimmt.
Zukunftsreport 2022 ES ENTSTEHT EINE NEUE ZEIT – Eine Ära der Übergänge. Der Zukunftsreport 2022 liefert Orientierung in unsicheren Zeiten und schärft den Blick für das, was jetzt zu tun ist. In seinem Jahrbuch für gesellschaftliche Trends und Business-Innovationen analysiert Matthias Horx mit ausgewählten Experten und Zukunftsforscherinnen die prägendsten Entwicklungen unserer Zeit und liefert gewohnt provokante Thesen, die neue Perspektiven auf die Welt eröffnen. November 2021, 184 Seiten ISBN 978-3-945647-87-5, € 150 inkl. USt., auf www.onlineshop.zukunftsinstitut.de
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Der Jaguar Land Rover Flagship Schauraum an der Welser Straße in Linz-Leonding.
BRITISCH-ÖSTERREICHISCHE PREMIUMALLIANZ IM
AUTOHAUS SEIPL
E N T G E LT L I C H E E I N S C H A LT U N G
© Autohaus Seipl
Seit fast 50 Jahren sind die beiden britischen Premiummarken Jaguar und Land Rover im Autohaus SEIPL zu Hause.
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eit 1978 sind die britischen Raubkatzen im Autohaus SEIPL, Linz-Leonding, beheimatet. Wenig später gesellte sich zu Jaguar die Schwestermarke Land Rover, der Inbegriff für SUV-Stilikonen. Immer wieder gewinnen Jaguar und Land Rover internationale Designpreise. Die beiden Seipl Sisters schwärmen von ihren britischen Premiummarken genauso wie von ihren Kunden. „Jaguar- und Land-Rover-FahrerInnen sind besonders. Sie haben Stil und legen großen Wert
auf Design. Unsere Kunden agieren souverän und stehen über den Dingen. Sie sind loyale Individualisten, die sich vom automobilen Einheitsbrei abheben wollen“, erklären die Schwestern unisono. Bestseller der Produktpalette sind die beiden Kompakt-SUVs, der Range Rover Evoque, der bei seiner Markteinführung ein völlig neues Segment etabliert hat, nämlich das des Premium-Mittelklasse-SUVs, und sein Pendant von Jaguar, der E-PACE. Letzterer wird sogar in Österreich gebaut, er rollt
Die Schwestern Doris und Christa Seipl übernahmen 2004 die Geschäfte von ihren Eltern, die 1965 das Autohaus gründeten. bei Magna in Graz vom Band. Ebenso wie der zweite „Österreicher“ von Jaguar, der I-PACE, der erste vollelektrische Crossover der Briten. Die Seipls und das gesamte Team freuen sich schon auf DAS Highlight des Jahres: Im Frühjahr kommt der brandneue Range Rover, die fünfte Generation des britischen Luxus-SUVs, in die Schauräume. www.seipl.at
JAG U A R E -PAC E UN D RA N G E ROVER EVO Q U E
J E TZT PRO BE FA HR E N I M A U TO H A U S S EI PL Jaguar E-PACE: Kraftstoffverbrauch komb. in l/100 km: 6,4; CO2-Emissionen komb. in g/km: 168, nach WLTP. Range Rover Evoque: Kraftstoffverbrauch komb. in l/100 km: 9,6–2; CO2-Emissionen komb. in g/km: 217–44, Stromverbrauch (komb. gewichtet): 21 nach WLTP. Weitere Informationen unter www.autoverbrauch.at. Symbolfoto. Autohaus Seipl GmbH Welser Straße 91– 93, 4060 Linz-Leonding Tel.: 0732 670027 - landrover@seipl.at / jaguar@seipl.at landrover-linz.at / jaguar-linz.at
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SURVIVE ALS MANN
Der Journalist Andreas Wagner schrieb schon als 18-Jähriger für „Die Zeit“ und arbeitete als Dolmetscher für Fußballer und Trainer wie José Mourinho, Jürgen Klopp, Pep Guardiola, Mesut Özil oder Manuel Neuer. Obwohl er von einem Erfolg zum anderen eilte, fehlte in seinem Leben etwas. Wagner bemerkte, dass der Weg zum Glück in der Verbindung mit seiner Maskulinität lag. Die daraus resultierenden Erfahrungen und seine Recherchen zum Thema Männlichkeit dienten als Grundlage für sein Buch „How to survive als Mann“. Text: Ulli Wright Fotos: Shutterstock, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
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urch seine Scheidung und einen darauffolgenden Selbstfindungsprozess kam Andreas Wagner drauf, dass es an seiner Männlichkeit hapert. Einer der Gründe dafür war sicher auch, dass er in einem stark weiblich geprägten Umfeld aufgewachsen war. Warum Buben männliche Vorbilder brauchen, Frauen auf Bad Boys stehen und wie Männer männlicher werden können, hat uns der Journalist und Autor im Interview erzählt.
Herr Wagner, wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über das Überleben von Männern zu schreiben? Andreas Wagner: Dank der sozialen Sicherheitssysteme überleben Männer heute ganz gut, sodass man das Überleben eher im übertragenen Sinne verstehen muss. Das Rollenbild des Mannes hat sich im Laufe der Zeit stark verändert und viele Männer tun sich nun schwer, weil sie orientierungslos sind und keine guten männlichen Vorbilder haben. Auch ich war einer von ihnen, bis ich entdeckt habe, was ich tun muss, um ein glücklicheres Leben zu führen. Dieses Wissen möchte ich mit diesem Buch weitergeben.
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Nice Guys stehen nicht für sich selbst und ihre Werte ein. Sie versuchen, es anderen recht zu machen. Ein Mann mit hohem Status tut das nicht.
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Sie sagen, dass ein Mann nur dann wirklich glücklich sein kann, wenn er mit seiner männlichen Essenz verbunden ist und danach handelt. Was meinen Sie damit? Während die feminine Essenz von Emotionen und intimen Beziehungen zehrt, kommt die maskuline Essenz von einer Richtung oder Mission im Leben. Wenn ein Mensch glücklich sein will, muss er oder sie mit der primären Essenz im Reinen sein, Männer also typischerweise mit der männlichen. Wer das nicht tut, lebt ziellos, versinkt in irgendwelchen Süchten und erfreut sich nur an Dingen, die kurzfristig Vergnügen bereiten, aber nicht nachhaltig sind. Das ist ein Rezept zum Unglücklichsein oder gar für Depressionen. Auf welche Quellen haben Sie sich bei der Recherche für das Buch gestützt? Beruhen Ihre Theorien auch auf eigenen Erfahrungen? Da ist auf jeden Fall viel Autobiografisches in dem Buch, aber ich habe das mit wissenschaftlichen Studien und den Erfahrungen anderer Menschen verbunden. Meine eigenen, teilweise leidvollen Erfahrungen sowie Geschichten, die ich über die Jahre von anderen Leuten mitbekommen habe, dienen als Grundgerüst. Weil es so viele Männer gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, können sich sicher viele sehr gut mit meinen Erzählungen identifizieren.
Warum halten Sie es für essenziell, dass Männer in ihrer Kindheit auch männliche Vorbilder haben, die sie erziehen und beeinflussen? Was passiert, wenn sie beim Aufwachsen hauptsächlich von Frauen umgeben sind? Dann kommt so etwas dabei heraus wie ich (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich hatte eine sehr weibliche Erziehung, war in meiner Kindheit die meiste Zeit fast nur von Frauen umgeben. Was dann passiert, ist, dass der heranwachsende Mann unterbewusst weibliche Denkweisen, Ausdrucksweisen und sogar Körperbewegungen annimmt. Positiv betrachtet
können wir sagen, dass diese Männer Frauen gut verstehen und einfühlsam sind. Das Problem ist aber, dass all dies sie in den Augen von Frauen sexuell sehr unattraktiv macht. Je mehr Männlichkeit ein Junge mit auf den Weg bekommt, desto attraktiver wird er auf Frauen wirken.
dass man als normaler Mann zu den oberen 20 Prozent gehören könnte. Inspiriert haben mich einige dieser Männer trotzdem. Pep Guardiola zum Beispiel war stets ein echter Gentleman, der nie seinen Status raushängen hat lassen und gerade dadurch noch attraktiver wirkte.
Heute werden Buben oftmals hauptsächlich von Frauen erzogen (Alleinerzieherinnen, Kindergarten, Volksschule). Was können Mütter tun, wenn die männlichen Bezugspersonen fehlen? Haben Sie da einen Rat? Sie sollten versuchen, dem Buben männliche Vorbilder auf andere Weise zu präsentieren. Das kann der Stiefvater sein oder der Cousin, der Patenonkel oder vielleicht ein Freund der Mutter, der den Jungen mal zu einem Fußballspiel oder zum Eishockey mitnimmt. Und noch wichtiger: Die Mutter sollte den Buben nicht überbemuttern. Das gilt sowieso für jede Mutter, aber wenn der ausgleichende Pol des Vaters fehlt, kann das noch schlimmer für das Kind sein. Eine Mutter versucht natürlich, ihren Sohn immer zu beschützen. Viele Frauen verbieten dem Buben dann gewisse Dinge und stellen alles immer als gefährlich dar. Kleine Gefahren, die nicht lebensbedrohlich sind, sind aber sehr wichtig für die Entwicklung.
Frauen finden oftmals den Bad Boy anziehender als den Nice Guy. Warum denken Sie, ist das so, und zu welcher Kategorie zählen Sie sich selbst? Bad Boys ist es egal, was andere über sie denken. Sie tun und lassen das, was sie wollen. Das kommuniziert unterbewusst, dass sie einen hohen Status haben. Nice Guys hingegen stehen nicht für sich selbst und ihre Werte ein. Sie versuchen, es anderen recht zu machen. Ein Mann mit hohem Status tut das aber nicht. Ich selbst war lange Zeit selber so ein netter Junge, ein Schwiegermutter-Liebling. Ich behaupte, dass ich immer noch nett bin, aber gleichzeitig selbstbewusst, und ich stehe für mich ein.
Sie behaupten, der Status eines Mannes sei bei der Partnerwahl entscheidend. Woran liegt das und was hat das Pareto-Prinzip damit zu tun? Wir mögen zwar im 21. Jahrhundert leben, aber wir sind im Prinzip dieselben Menschen wie vor 100.000 Jahren. Damals war es für Frauen unglaublich wichtig, dass ein Mann für sie gesorgt und sie beschützt hat. Je höher sein Status war, desto größer waren ihre Überlebenschancen. Heute können Frauen sehr gut für sich selbst sorgen, aber sie tragen dennoch die alte Programmierung in sich. Das Pareto-Prinzip besagt, dass 20 Prozent der Ursachen 80 Prozent der Wirkung haben. Bei Männern ist das nun so, dass die oberen 20 Prozent der Männer 80 Prozent der Frauen anziehen, weil Frauen eben auf den Status eines Mannes achten. Zum Glück unternimmt die Gesellschaft als Ganzes da einiges dagegen, sonst würde der Großteil der Männer keine Frau abbekommen. Das ist die traurige Wahrheit. Sie haben als Dolmetscher für Fußballer und Trainer wie José Mourinho, Jürgen Klopp, Pep Guardiola, Mesut Özil oder Manuel Neuer gearbeitet. Ich würde mal sagen, sie alle gehören zu den oberen 20 Prozent der Männer, die Frauen anziehen. Inwieweit haben Sie diese Männer inspiriert? Als ich sie damals kennengelernt habe, war ich leider noch in einer Phase meines Lebens, in der ich es nicht für möglich gehalten habe,
Sie raten in Ihrem Buch davon ab, sich neue Partner bzw. Beziehungen über Dating Apps zu suchen. Warum machen solche Apps das Leben von Männern schwerer? Ich will Dating Apps nicht komplett verteufeln. Ich habe selbst meine Freundin über eine solche App kennengelernt. Das kann durchaus funktionieren. Aber: Der Weg dahin ist nicht nur steinig, sondern bringt viele negative Dinge mit sich, unter anderem Selbstwertprobleme, Frustration und nicht selten eine Sucht. Das Problem ist hier das Pareto-Prinzip. Wenn man zu den oberen 20 Prozent der Männer gehört, können Dating Apps wunderbar sein. Die restlichen 80 Prozent von uns werden hauptsächlich Misserfolge und enttäuschte Hoffnungen haben. Sie betonen immer wieder, dass es in Beziehungen im Zusammenleben mit Frauen wichtig ist, dass Männer männlicher werden. Wie kann man das werden bzw. beeinflussen? Das klappt nicht von heute auf morgen, aber es gibt durchaus ein paar Ansatzpunkte. Ein vermeintlich banales Mittel, das abgedroschen klingt, aber wirklich eine große Wirkung hat, sind hartes Gewichttraining oder Kampfsport. Aber es gibt auch viele andere Dinge, die man machen kann, um seine Richtung im Leben zu finden oder selbstbewusster zu werden. Ich habe fast die Hälfte des Buches diesen Themen gewidmet. Können Sie uns ein paar Tipps geben, wie ein Mann seinen Status verbessern kann? Entgegen dem allgemeinen Glauben: weder den Jackpot im Lotto zu gewinnen noch eine Schönheitsoperation. Geld und gutes Aussehen können zwar den Status erhöhen, doch mir geht es eher um das Auftreten ei-
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nes Mannes. Schnelle Veränderungen lassen sich zum Beispiel durch eine selbstbewusste Körpersprache, also eine ruhigere Präsenz, ohne schnelle Bewegungen, erzielen. Langfristig empfehle ich, wie schon erwähnt, Gewichttraining. Das stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch das Selbstbewusstsein. Und das Allerwichtigste: Führen lernen. Sei es beim Tanzen, beim Gespräch mit Freunden oder auf einer Party. Das bedeutet nicht, dass man wie ein Diktator alles bestimmt, sondern dass man seinen Mitmenschen einen Mehrwert erweist, indem man ihnen Entscheidungen abnimmt. Das ist der wahre Charakterzug eines Alpha-Mannes. Ihre Scheidung und eine Selbstfindungsreise haben Sie zum Umdenken gebracht. Was machen Sie heute in der Beziehung zu Ihrer Freundin anders als in der Beziehung mit der Ex-Frau? Da gibt es vieles, doch zusammenfassend kann ich sagen, dass ich nun so lebe, wie ich es will, und nicht, wie ich denke, dass meine Freundin es gerne möchte. Das heißt nicht, dass ich eigensinnig bin, aber ich verbiege mich nicht ständig um des lieben Friedens willen. Ein Beispiel: Ich habe gerade eine dreiwöchige Reise nach Las Vegas zur PokerWM für nächsten Sommer gebucht. Klar wird meine Freundin mich vermissen und ich sie auch. Aber sie versteht, dass das mein Traum ist. Und unterbewusst findet sie mich sicher
attraktiver, weil ich meinen Traum lebe und nicht darauf verzichte, nur um bei ihr zu sein. Frauen wollen nicht der Mittelpunkt im Leben ihres Partners sein, sie wollen eine wichtige Rolle im erfüllten Leben eines Mannes spielen. Das musste ich erst einmal lernen.
Vom Liebling der Schwiegermütter zum selbstbestimmten und selbstbewussten Mann. Autor Andreas Wagner erklärt in seinem Buch „How to survive als Mann“, wie das funktioniert. Nett ist er übrigens immer noch.
Was hat sich für Sie im Leben allgemein verändert, seit Sie mit Ihrer männlichen Essenz verbunden sind und danach handeln? Wie oben schon angesprochen, lebe ich mein Leben so, wie ich es will, ohne mich dafür bei anderen rechtfertigen zu müssen. Ich bin zielstrebiger als früher und wesentlich selbstbewusster. Auch meine körperliche Haltung hat sich deutlich verbessert. Als Nebeneffekt merke ich, dass Frauen nun viel öfter den Blickkontakt mit mir suchen oder halten, was es früher praktisch nie gegeben hat. Wen sehen Sie als Zielgruppe für dieses Buch? Sollten es auch Frauen lesen, um besser zu verstehen, wie Männer ticken? Ursprünglich habe ich das Buch für Männer geschrieben, die mit ihrem Leben nicht ganz zufrieden sind, aber nicht wissen, woran das liegt. In Gesprächen mit Frauen habe ich herausgefunden, dass viele Frauen das Thema sehr spannend finden, weil sie mehr über die Psyche und auch die Probleme der Männer wissen wollen. Daher können auch Frauen vom Buch profitieren.
BUCHTIPP
Andreas Wagner HOW TO SURVIVE ALS MANN Die Kunst des maskulinen Lebens im 21. Jahrhundert 224 Seiten | Taschenbuch ISBN 978-3-86265-830-5 € 12,99 Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2021 www.schwarzkopf-schwarzkopf.de
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DRAWING IS THE NEW YOGA! Als Kunsthistoriker kann er gotische Madonnen aufgrund des Faltenwurfes ihrer Kleidung und der Stellung des Kindes räumlich und zeitlich zuordnen, als Karikaturist, Cartoonist und Illustrator schafft er so simple wie grandiose Zeichnungen. Dr. Günter Mayer alias „Peng“ hat ein neues Buch herausgebracht: „Ich kann (nicht) zeichnen“. In vier Sprachen übersetzt und mit dem British Book Award ausgezeichnet, soll sein zweites „Standardwerk der Klecksund Kritzelgeschichte“ all jene, die der Meinung sind, nicht zeichnen zu können, eines Besseren belehren. Ein Gespräch über Komik, Kunst und Katzen.
Text: Maria Russ Fotos: Paul Kranzler, Johann Wimmer 69 68-73_PengKarikatur.indd 69
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Der in Wels geborene und in Pennewang lebende Günter Mayer alias „Peng“ (62) leitet neben seinen Engagements als Cartoonist seit dem Jahr 2000 das Medien Kultur Haus Wels und schreibt Bestseller.
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ie Bildsatire hat seit jeher einen festen Platz in der österreichischen Kultur. Vor den fiesen Zeichnungen ist niemand sicher, der in der Öffentlichkeit steht. Aber nicht nur Politiker und andere Personen mit Bekanntheitsgrad, auch Herr und Frau Österreicher werden in Zeitungskarikaturen und -cartoons erbarmungslos verhöhnt und verhässlicht. Die aufrüttelnden, schrägen, scharf pointierten Zeichnungen des großen Manfred Deix verschonten niemanden. Schonungslos hält auch Gerhard Haderer den Österreichern und der Welt seit vier Jahrzehnten den Spiegel vor und kommentiert zeichnerisch das Weltgeschehen. Vor allem für die politische Berichterstattung sind Bildsatiren und Cartoons unverzichtbar geworden, in aller Knappheit bringen sie die großen und kleinen Weltgeschehnisse und -herrscher auf den Punkt beziehungsweise Strich.
Auch Günter Mayer, mit Künstlernamen „Peng“, beherrscht die Kunstform der Bildsatire perfekt. Er zeichnete u. a. für die OÖN, den Standard und den Wiener. Seine Darstellung des Arnold Schwarzenegger mit Kärcher und Gummistiefeln, für die er 2003 den Deutschen Karikaturenpreis gewann, oder seine karikaturistische Antwort auf den islamistisch motivierten Anschlag auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo im Jahr 2015 sind legendär. In seinen Büchern drückt er sich dagegen unverfänglich unpolitisch aus. 2015 verfasste er gemeinsam mit seinem bayrischen Künstlerkollegen Rudi „HU“ Hurzlmeier „Hirameki“, eine Anleitung zum Klecksen und Kritzeln, die zum Bestseller mit mehr als 10.000 verkauften Exemplaren avancierte. Nun ist sein neues Buch erschienen. Es trägt den Titel „Ich kann (nicht) zeichnen“ und erfreut sich erneut einer so großen Leserschaft, dass es bereits vergriffen ist. Die Idee ist einfach: Auf 160 Seiten und anhand reichlicher Illustrationen inklusive witziger handgeschriebener Anleitungen unterrichtet Günter Mayer den Leser in der Kunst des Zeichnens – mit großer Wirkung, wie er im Gespräch erzählt.
Das ‚Hirameki‘-Fieber hat sich über viele Länder ausgebreitet. Es ist toll anzusehen, was wir da losgetreten haben.
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Herr Mayer, gehen wir zurück zu Ihren Anfängen. Wie sind Sie zur (Zeichen-)Kunst gekommen? Angefangen hat alles in der Schule. Wenn mir langweilig war, habe ich Witze gezeichnet und unter der Bank durchgereicht. Später wurde ich Zeichenlehrer, als solcher habe ich nach kürzester Zeit „im Amt“ meinen Schulinspektor gefragt, warum es denn Sporthauptschulen und Musikhauptschulen, aber keine „Zeichenhauptschule“ gebe? Wenig später durfte ich die „Erste Österreichische Zeichenhauptschule“ gründen. Da habe ich vieles ausprobiert, neue Methoden erfunden, alte hinterfragt. Nebenbei habe ich begonnen, für Zeitungen zu zeichnen, was nach wenigen Jahren in der Schule zu meinem Hauptberuf wurde. Dann nahm alles seinen
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Lauf: Immer mehr Zeitungen und Magazine In „Hirameki“ findet man viele Aquarell- Das waren die positiven Feedbacks bei den meldeten sich, dann gewann ich den Deut- Farbkleckse. Jeder sieht darin eine Figur, unzähligen unterschiedlichen Workshops, schen Karikaturenpreis. Ein Höhepunkt für jeder eine andere. Die Kleckse dienen sozu- die ich gehalten habe. Irgendwann dachte mich war es, für die ARD die „Tour de France“ sagen als Inspirationsgeber? ich mir, da muss was dran sein. Das Buch ist als Cartoonist zu begleiten. Nebenbei habe Genau. Wie bei Wolken, wo man plötzlich so etwas wie ein Resümee aus in vielen Jahich Kunstgeschichte und Publizistik studiert einen Drachen oder kurze Zeit später etwas ren Erfahrungen-Sammeln. und danach in Kunstgeschichte promoviert. anderes erkennt. Auch wenn man einen Was wollen Sie den Lesern mitteilen? In meiner Dissertation habe ich „Komische Fleck dreht, wird es gleich wieder etwas völ- „Ich kann (nicht) zeichnen“ ist ein Plädoyer Kunst“ behandelt, das Thema war die Bild- lig Neues. Nach einem Workshop hat einmal für mehr Gelassenheit – Zeichnen als das satire im deutschsprachigen Raum. Ich war eine Teilnehmerin gemeint: „Nach den drei neue Yoga. Die Leser sollen durch das Buch der Einzige, der sich damit beschäftigt hat Tagen sehe ich überall Figuren, Köpfe oder Mut zum Ausprobieren und zum Fehlerma– die Bildsatire ist in der chen finden, einen stressKunstgeschichte, wenn freien, gelassenen Zugang überhaupt, ein Randthezum Zeichnen finden, ma. Nebenbei absolvierte ohne Anspruch auf Perfekich das postgraduale Stution. Zudem möchte ich dium „Ausstellungs- und den Lesern zeigen, dass Museumsmanagement“ in mit der richtigen Methode Krems und Wien und hielt und gutem Malwerkzeug laufend Workshops. Seit jeder und jede etwas zuvielen Jahren leite ich nun sammenbringt. „Zeichnen schon das Medien Kultur können“ muss neu defiHaus Wels. niert werden. Es geht nicht Und die Bücher? um Naturalismus, sondern Das mit den Büchern hat um Ausdruck! Man muss erst 2015 begonnen. Da ist sich einfach trauen, dann meinem Kollegen HU und wird das Zeichnen Spaß mir mit „Hirameki. Der gemachen. Es soll Lust bereiniale Klecks+Kritzel-Spaß“ ten, zu kritzeln. ein Bestseller „passiert“: „Zeichnen können“ ist 100.000 verkaufte Exemalso eine Definitionsfraplare weltweit in 13 Verlage? Aber nicht jeder ist ein gen und Einladungen bis Künstler. nach Mexiko und Peru. Ich bin davon überzeugt, Da sich die englische Ausdass jeder zeichnen kann. gabe des Buches (beim Ich habe schon zu vielen Verlag Thames & Hudson) Leuten, die davon überrichtig gut verkaufte, hatzeugt waren, nicht zeichte ich dort offene Türen. nen zu können, das Ge„Dieses Buch ist eine Regenteil beweisen können. volution im Bereich der Die meisten assoziieren Zeichenbücher“, sagte ich mit der Zeichenkunst nadem zuständigen Direktor, turalistisch genaues Zeich„und wenn ihr wollt, könnt nen, aber es gibt sehr viele ihr dabei sein.“ Ich weiß, Definitionen von „Kunst“. das war frech. Aber es hat Malen und Zeichnen diefunktioniert. (lacht) nen zweifelsohne der Wie sind Sie eigentlich Entspannung, haben auf den Künstlernamen eine meditative Wirkung. Identitätspolitik: übertriebene Gleichheitspolitik? Pengs Karikatur bringt die „Peng“ gekommen? Steht Während Yoga seit Jahren Problematik perfekt auf den Punkt – und wurde vom Online-„Stern“ beim das Wort lautmalend für im Trend liegt, trauen sich Deutschen Karikaturenpreis unter die 15 besten Karikaturen des Jahres gewählt. einen Knall oder steckt etjedoch nur wenige über was anderes dahinter? das – körperlich weniger Das „Peng“ ist irgendwann in einem Cartoon Tiere!“ Man kann das trainieren. Es geht um anstrengende – Zeichnen. Warum ist das vorgekommen, und ich habe es – ich weiß Sinnsuche, das heißt, für den Fleck eine in- so? Es scheint, als sei den Menschen körperehrlicherweise nicht mehr, warum – als Pseu- haltliche Form suchen, und Selbsterkenntnis, liche Fitness wichtiger denn geistige … donym übernommen. Jetzt ist es oft ganz lus- wenn man etwas gefunden hat. Im Internet Auf die Gefahr hin, dass das jetzt etwas übertig, wenn mich Leute, die mich nicht kennen, sieht man, wie sich das „Hirameki“-Fieber heblich klingt: Wahrscheinlich hat bisher mit „Herr Peng“ ansprechen. Ein „Hirame- über viele Länder ausgebreitet hat. Es ist toll einfach eine gute Anleitung zum Einstieg geki“-Käufer hat sich sogar einmal beschwert, anzusehen, was wir da losgetreten haben. fehlt! (schmunzelt) Im Ernst, das eine schließt dass „Peng und HU“ irreführend wäre, weil Ihr neues Buch „Ich kann (nicht) zeichnen“ das andere nicht aus. man denke, diese Zeichner kämen aus China. ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Sie sind Träger des British Book Award. WaUnd dann stellt sich heraus, ein Oberösterrei- Zeichnen schräger Figuren und lustiger Tie- rum, glauben Sie, ist Ihre Kunst gerade in cher und ein Bayer stehen dahinter. re. Was hat Sie dazu bewogen? Großbritannien so beliebt?
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Zeichnen statt verrenken. Wer Stift und Papier zur Hand nimmt und sich auf Pengs Anleitungen einlässt, dem wird schnell klar: Zeichnen ist das neue Yoga.
Es ist so wunderbar, dass das Buch so viel positives Feedback erzeugt. Unglaublich, was sich gerade alles auftut und abspielt. Das Warum kann ich noch nicht beantworten, nur so viel: Ich habe mein ganzes Herzblut reingelegt. In England gibt es Sir Quentin Blake, mittlerweile um die 90 Jahre alt, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie ich. Er hat ein Buch mit dem Titel „Zeichnen für verkannte Künstler“ herausgebracht, das im Übrigen wie „Hirameki“ auch beim Verlag Kunstmann erschienen ist. International bekannt geworden ist er für seine Zeichnungen für die Erzählungen von Roald Dahl. Auch dank ihm ist Zeichnen bei den Briten sehr beliebt. Sie veranstalten auch Workshops. Wer besucht diese und wie laufen sie ab? Ganz unterschiedlich. Menschen von Jung bis Alt, tendenziell habe ich aber mehr weibliche Teilnehmerinnen. Es geht dabei immer gleich zur Sache, denn ich möchte zu viel Denken verhindern. So gibt es auch enormen Output. Denken kann also hinderlich sein beim Zeichnen? Ja, wenn man sich ständig denkt, ich bringe
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Wenn man sich ständig denkt, ich bringe das eh nicht zusammen, ist das hinderlich.
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Katzenliebhaber: Günter Mayer mit Katze Cosi, Inspirationsquelle für sein nächstes Buch.
das eh nicht zusammen, ist das hinderlich. Wer sagt, dass jemand nicht zeichnen kann? Das ist ja eine Definitionsfrage. Es gibt sehr wenige Zeichenbücher, die hier ansetzen. Ich versuche in meinen Workshops immer, individuell Tipps zu geben und dort, wo es notwendig ist, die Handschrift zu optimieren. Wichtig sind Erfolgserlebnisse. In fast jeder Zeichnung gibt es etwas Positives zu entdecken, auf das man aufbauen kann. Was bewirken die ersten Zeichnungen bei den Teilnehmern? Erstaunen. Die Teilnehmer sind immer überrascht, was sie alles zusammenbringen. Unlängst hat ein Teilnehmer ganz erstaunt und euphorisch gerufen: „Ich habe meine erste Katze gezeichnet! Eine richtige Katze, Wahnsinn!“
Sind Humor und Selbstironie beim Zeichnen von Vorteil? Sicher, ja. Wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt, ist eine gewisse Leichtigkeit im Tun. Man landet hier schnell bei Freud, der sagt, Humor ist eine Möglichkeit, den Unzulänglichkeiten des Lebens, Spannungen und Hemmungen entgegentreten oder sie auflösen zu können. Humor ist ganz wichtig für das Seelenheil. Haben Sie schon Ideen für weitere Bücher? Ja, einige, aber zunächst muss ich mich einmal etwas erholen. Am aktuellen Buch habe ich zwei Jahre lang intensiv gearbeitet. Nach der Erholungsphase freue ich mich dann immer auf das nächste konkrete Projekt. Ich verrate nur so viel: Es geht um Katzen. Meine Zukunft? Keine Ahnung, „schau ma mal“.
Peng: „Ich kann (nicht) zeichnen“ DuMont Buchverlag ISBN 978-3-8321-9998-2 € 20,60 (Nachdruck erscheint demnächst)
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Text: Laura Zapletal Fotos: Thom Trauner
Besondere Ehre: „Oberösterreicher“-Gründer und Neu-MediaGeschäftsführer Josef Rumer (re.) bekam von „Energy Globe“Gründer Wolfgang Neumann (li.) den „Energy Globe Award for Lifetime Achievement“ überreicht.
MUT ZUR NACHHALTIGKEIT Für sein besonderes Engagement im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde „Oberösterreicher“-Geschäftsführer und Herausgeber Josef Rumer mit dem „Energy Globe Award for Lifetime Achievement“ ausgezeichnet.
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s ist der Mut, nachhaltige Wege zu beschreiten und das Engagement, effiziente Energielösungen für die Zukunft aufzuzeigen, das sich „Oberösterreicher“-Gründer und Neu-Media-Geschäftsführer Josef Rumer auf die Fahnen geheftet hat. So informieren die Magazine der Neu-Media GmbH seit Jahren über Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Auch beim Versand wird bei den Magazinen „Oberösterreicher“ und „Unser Salzkammergut“ zur Gänze, bei der „Oberösterreicherin“ und „Niederösterreicherin“ wann immer es möglich ist, auf Plastik verzichtet. Für sein besonderes Engagement im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde der Magazin-Macher nun von „Energy Globe“Gründer Wolfgang Neumann der „Energy Globe Award for Lifetime Achievement“ überreicht. „Diese Auszeichnung macht mich sehr stolz. Es ist mir ein großes Anliegen, innovative Umweltprojekte und die Menschen dahinter vor den Vorhang zu holen. Für unser gesamtes Team ist es selbstverständlich, die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in unsere tägliche Arbeit zu integrieren“, freut sich Josef Rumer über die Ehrenmedaille, die unter anderem auch Michail Gorbatschow und Kofi Annan erhalten haben. Energy Globe Award Der Energy Globe Award gilt als einer der renommiertesten Umweltpreise weltweit und wird jährlich in den Kategorien „Erde“, „Feuer“, „Wasser“, „Luft“, „Jugend“ und in Österreich in der Sonderkategorie „Nachhaltige Gemeinde“ und „Massiv Ökologisch“ vergeben. Teilnehmen kann jedes Projekt, das bereits umgesetzt wurde. Wer am Ende den Energy Globe Award mit nach Hause nehmen darf, entscheidet eine 30-köpfige Expertenjury. „Es ist jedes Jahr aus Neue faszinierend, auf welche innovativen Projekte die Menschen kommen. Seit der Gründung des Awards 1999 wurden insgesamt 30.000 Projekte aus 187 Ländern eingereicht. Damit gibt es bereits für jedes Umweltproblem eine Lösung“, freut sich Wolfgang Neumann. Gier und Neid als Umweltsünder Ein Grund, warum es vielen Menschen immer noch schwerfällt, nachhaltig zu handeln, ortet Neumann im Lobbyismus. „Wir haben heutzutage
zwei Probleme: Gier und Neid, beides bestimmt unsere Gesellschaft und führt dazu, dass wir in einer Welt von Profilierungsneurosen leben. Der Konsument wird mit Informationen überschüttet und weiß oft nicht mehr, worauf er hören soll. Hinzu kommt, dass mit Förderungen oftmals zu Energielösungen verleitet wird, die nicht bis zu Ende gedacht wurden“, so der Energiepionier. Energieeffiziente Lösungen nicht zu Ende gedacht Vor allem im flächendeckenden Einsatz von E-Mobilität, Elektroheizungen und Photovoltaikanlagen sieht Neumann ein großes Problem. „Grundsätzlich ist der Einsatz von alternativen Energiequellen zu begrüßen, aus meiner Sicht wird jedoch auf die begleitenden Maßnahmen vergessen. Auf die Frage, wo der benötigte Strom hergenommen wird, kommt meist die Antwort: „aus Photovoltaik und Windkraft“. In unseren Regionen kann eine Photovoltaikanlage jedoch nur maximal 1.000 Stunden im Jahr Strom produzieren, bei der Windkraft liegen wir bei circa 2.000 Stunden, das Jahr hat jedoch 8.600 Stunden.“ Laut Neumann sei es daher dringend an der Zeit, Speicherlösungen zu schaffen, um den Strom aus erneuerbarer Energie das ganze Jahr über verfügbar zu machen. „Gerade bei Schönwetter müssen viele Anlagen abgeschaltet werden, weil zu viel Strom am Markt ist und es keine Abnahme dafür gibt. Eine Lösung dafür könnte eine Umwandlung in Wasserstoff oder in Biogas sein. Hier wären unendlich viele Speicherkapazitäten vorhanden“, weiß der Gründer der Energiesparmesse.
bräuchte es sinnvolle Anreize. Menschen werden durch Anreize aktiv. Indem man ihnen einfach und objektiv zeigt, welche persönlichen Vorteile für sie entstehen, werden sie nachhaltig handeln. In diesem Sinne werden wir Anfang März 2022 mit unserem Onlineportal „checkpoint.eco“ starten. Hier kann man kostenlos seinen Energiestatus zu allen Lebensbereichen virtuell durchchecken lassen. Viele Länder haben uns bereits ihre Teilnahme zugesichert“, so Neumann, der damit ein Stück weit zum eigentlichen Ziel unseres Handelns zurückkehren will. „Wir müssen lernen, wieder mehr auf unseren Hausverstand zu hören und den Mut haben, das zu tun, was richtig ist und nicht, was von der Lobby gefördert wird. Das können wir jedoch nur schaffen, wenn der Konsument mündig gemacht wird.“ Wunsch für die Zukunft Für die Zukunft wünscht sich Wolfgang Neumann vor allem eines: „Hören wir auf mit den Horrormeldungen und schauen wir positiv in die Zukunft, nützen wir die Möglichkeiten, die vorhanden sind, und denken wir an unsere Kinder. Denn sie sind unsere Zukunft und wir haben es in der Hand, ihnen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.“ www.energyglobe.at
Hohe Blackoutgefahr Ohne Speicherung und weiteren energieeffizienten Lösungen sieht Neumann schon bald sprichwörtlich schwarz. „Durch das Abschalten der Kohle- und Atomkraftwerke in Deutschland steigt die Gefahr eines Blackouts und wir sind gezwungen, autonom zu handeln, da eine wichtige Energieressource für Österreich wegfällt“, so Wolfgang Neumann. Zurück zum Hausverstand Langfristig bedarf es neben Speichermöglichkeiten von erneuerbaren Energien auch dringend einer Optimierung des Ressourcenbedarfs. Dafür 75
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DER ARCHIVAR Erinnern Sie sich? Im März 2012 war der Archivar zum ersten Mal bei „Oberösterreich heute“ zu sehen. Dargestellt wird diese Figur, deren Markenzeichen der weiße Kittel ist, vom beliebten Moderator Otmar Schrott. Dass die Sendereihe ein dermaßen großer Erfolg und Fixbestandteil des Programmes werden würde, hat er sich damals nicht vorstellen können.
Interview: Nicole Madlmayr Fotos: ORF Oberösterreich 76 76-79_OtmarSchrott.indd 76
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Vom Suchen und Finden. Otmar Schrott verbringt viel Zeit im Archiv des ORF-Landesstudio Oberösterreich für seine Beiträge als Archivar. 77 76-79_OtmarSchrott.indd 77
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Nur interessante Filme aus der Vergangenheit, in denen die damalige Zeit zu spüren ist, schaffen es in die Beiträge von Otmar Schrott.
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on der Theaterbühne ins Sendestudio: Otmar Schrott war als Schauspieler in einer Kultursendung des ORF Oberösterreich zu Gast und wurde danach vom Fleck weg als Moderator engagiert. Das war vor 25 Jahren. Heute ist der 63-Jährige, der am Attersee lebt, sowohl regelmäßig im Radio zu hören als auch im Fernsehen zu sehen. Er leiht dem Archivar Gesicht und Stimme. Und die Zuschauer lieben ihn! Wir haben mit Schrott darüber gesprochen, was diese Figur so besonders macht und warum er seinen Job auch nach so vielen Jahren noch genauso liebt wie am ersten Tag. Sie sind der „Archivar“ des ORF Oberösterreich und regelmäßig Teil der Sendung „Oberösterreich heute“. Wie ist diese Beitragsreihe entstanden? War das Ihre Idee? Nein, war es nicht (lächelt). Ich wurde vom damaligen Landesdirektor Kurt Rammerstorfer in dessen Büro gerufen und seit meiner Schulzeit habe kein gutes Gefühl, wenn ich zum Direktor „zitiert“ werde. Das ist immer noch mit Bauchweh verbunden (lacht). Er hat mir seine Idee des Archivars vorgestellt. Die einzigen Vorgaben waren, dass ich einen weißen Mantel tragen und einmal pro Woche einen Beitrag liefern müsse. Für diese Freiheiten und den Vertrauensvorschuss bin ich ihm heute noch dankbar. Damals bin ich ihm
Viele Menschen glauben ja tatsächlich, dass ich der ORFArchivar sei.
schon nach wenigen Sätzen ins Wort gefallen und habe gesagt: Ja, das mache! Das war vor mehr als zehn Jahren und keiner hätte wohl gedacht, dass sich der Archivar zu einem Fixbestandteil des Programmes entwickeln würde. Das ist er aber in der Tat geworden! Kinder sind ebenso Ihre Fans wie Senioren. Was macht für Sie diese Sendung so besonders? Ich frage mich immer wieder, warum wir damit so viele Menschen ansprechen. Das ist wirklich erstaunlich. Es stimmt tatsächlich, dass es nicht ausschließlich ältere Menschen interessiert, sondern auch Kinder. Ich bekomme zum Beispiel auch Post und Zeichnungen von Volksschülern. Bei den Älteren ist es so, dass sie sich an viele Begebenheiten sogar noch erinnern können, weil sie sie in ihrer Kindheit oder Jugend selbst miterlebt haben. Für sie sind es Erinnerungen. Von den Jüngeren weiß ich, dass sie die Sendung oft mit Oma und Opa schauen und das, was wir zeigen, so etwas wie ein Film aus einer fernen Galaxie für sie ist. Sie sind vollkommen fasziniert, wie zum Beispiel Autos damals ausgesehen haben, welche Kleidung man getragen hat und dass es keine Handys, son-
dern Festnetztelefone gegeben hat. Können Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Beitrag als Archivar erinnern? (überlegt kurz) Die erste Sendung ist im März 2012 gelaufen und darin ist es um den Brand der Linzer Pöstlingbergkirche gegangen, wenn ich mich richtig erinnere. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Beiträge aus? Wann schafft es ein Beitrag in die Sendung? Das Wichtigste ist für mich, gute Filme zu finden. Zum einen natürlich, was die Qualität von Bild und Ton betrifft. Auf der anderen Seite müssen die Beiträge etwas über die Zeit von damals erzählen, es muss eine gewisse Stimmung zu spüren sein. Man sollte die Zeit nachempfinden können. Darum suche ich wirklich intensiv. Außerdem versuche ich immer, die Jahreszeiten einfließen zu lassen und thematisch an aktuelle Themen anzudocken. Im Moment sind das zum Beispiel Fasching, Bälle und Skifahren. Wir haben aber auch schon aufgrund der aktuellen Diskussionen einen Beitrag über das Impfen gebracht. Was mir sehr leid tut, ist, dass es nichts über Telefonzellen im Archiv gibt. Ich würde so gern
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Seit mittlerweile zehn Jahren leiht der 63-Jährige dem Archivar Gesicht und Stimme. einen Beitrag über dieses Kulturgut bringen, aber leider waren sie in der Vergangenheit offenbar etwas so Selbstverständliches, dass es keine Filme dazu gibt. Gibt es ein Ereignis aus den unzähligen Beiträgen, das Ihnen persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist? Es gibt viele Sachen, die mich beeindruckt haben. Ganz besonders hängen geblieben ist bei mir aber das historische Hochwasser im Jahr 1954. Die Aufnahmen von den Rettungsaktionen sind unglaublich. In Erinnerung geblieben sind mir auch Beiträge aus der Arbeitswelt von damals. Wenn ohne Helme, Schutzbekleidung und Sicherung, sondern mit nacktem Oberkörper gearbeitet wurde – da verwundert es nicht, dass es so viele Arbeitsunfälle gegeben hat. Als Archivar stehen Sie im weißen Kittel in einem Archiv mit unzähligen Filmrollen und grünen Filmkassetten. Gibt es dieses Archiv im Landesstudio tatsächlich? Ja, es ist das Originalarchiv im Landesstudio in Linz, das man in den Beiträgen sieht. Allerdings ist es seit einigen Jahren so, dass eine Digitalisierung stattfindet und das Archiv somit immer leerer wird. Sind diese Geschichten aus dem Archiv auch etwas, das Sie persönlich sehr interessiert?
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Mittlerweile ja, aber das hat sich erst über die Jahre entwickelt. Am Beginn war es die Idee, die mir spontan so gut gefallen hat. Ich habe mich hineingearbeitet und jetzt begeistert es mich auch. Viele Menschen glauben ja tatsächlich, dass ich der ORF-Archivar sei. Darum bekomme ich auch immer wieder Anfragen, die Geschichten aus dem Archiv betreffen. Mittlerweile kenne ich mich schon sehr gut aus und kann durchaus mit Stolz sagen, dass ich sehr viel finde (schmunzelt).
Es gibt viele Sachen, die mich beeindruckt haben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber das historische Hochwasser im Jahr 1954.
Sie waren als Schauspieler tätig, bevor Sie zum ORF Oberösterreich als Moderator gekommen sind. Was hat Sie zu diesem Wechsel veranlasst? Ich habe am Linzer Landestheater in dem Stück „Talk Radio“ einen Radiomoderator gespielt, der Anrufe entgegennimmt. Aus diesem Grund wurde ich in meiner Funktion als Schauspieler in die Kultursendung von Regina Patsch eingeladen, wo ich – wie im Stück – Anrufe entgegennehmen sollte. Das haben wir dann eine halbe Stunde lang getan. Der damalige ORF-Landeschef Hannes Leopoldseder hat es gehört und wollte mich auf der Stelle als Moderator haben. Umgekehrt hatte ich genauso viel Spaß dabei und konnte mir sehr gut vorstellen, beim Radio zu arbeiten. So bin ich zum ORF Oberösterreich gekommen und ich bin auch nach so vielen Jahren noch leidenschaftlicher ORFler (lacht). Genau genommen sind Sie seit 1997 beim ORF Oberösterreich. Was macht diesen Beruf auch nach so vielen Jahren noch spannend und interessant für Sie? Es ist diese Eigenverantwortung, die mir immer noch so gut gefällt wie damals. Anders als beim Theater, wo der Regisseur über jeden deiner Schritte wacht, gibt es hier eine andere Freiheit. Ich habe das Glück, dass ich sowohl für Radio als auch Fernsehen arbeiten kann. Besonders gern mag ich die Sendung „Linzer Torte“, in der wir jeden Sonntag interessante Persönlichkeiten interviewen. Es ist ein Privileg, mit diesen Menschen so ausführlich sprechen zu können, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Darum empfinde ich jedes dieser Gespräche als Geschenk – zumal ich ein unfassbar großes Interesse an Menschen und deren Leben habe.
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Eine starke Marke muss sich laut Werbefachmann Arno Hochsteiner abgrenzen und Nein sagen können.
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AUF DIE
or 18 Jahren hat sich Arno Hochsteiner mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels selbstständig gemacht. Als klassische Werbeagentur sieht er sein kleines feines Unternehmen nicht, sondern als Markenbegleiter für Klein- und Mittelbetriebe. Gemeinsam mit seiner Frau Adela arbeitet er ausschließlich für Familienunternehmen in Oberösterreich. Die Nähe zu seinen Kunden ist dem Werbefachmann dabei absolut wichtig, so wichtig, dass er am liebsten Kunden betreut, die er mit seinem Fahrrad besuchen kann.
MARKE KOMMT ES AN
Warum eine Markenpositionierung gerade für bodenständige und regionale Betriebe so wertvoll sein kann und wie er Unternehmen erfolgreich zur Marke führt, hat uns Werbefachmann Arno Hochsteiner erzählt. Mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels arbeitet der 50-Jährige ausschließlich für Familienunternehmen in Oberösterreich.
Herr Hochsteiner, warum haben Sie sich auf Familienunternehmen in Oberösterreich fokussiert? Ganz einfach, weil bodenständige, regionale Betriebe auch wirklich etwas bewegen können und mir die Nähe zum Kunden sehr wichtig ist. Man kennt sich, ist im persönlichen Kontakt und die Kunden wissen es zu schätzen, wenn vom Start bis zur Übergabe immer derselbe Ansprechpartner für sie da ist. Außerdem ist Oberösterreich ein starker Wirtschaftsmarkt, da gibt es genug zu tun (lacht).
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Text: Ulli Wright Foto: Christian Schütz
Mit welchen Anliegen bzw. Aufträgen kommen die Kunden zu Ihnen? Oft ist es so, dass die Kunden nur wegen der Gestaltung eines Logos oder eines Flyers zu uns kommen. Wenn ich dann genauer nachfrage, was sie damit erreichen wollen, herrscht nicht selten Ratlosigkeit. Dabei sind die Marke und die exakte Positionierung des Unterneh-
vor allem darum, dass man sich kennenlernt. Um Klarheit über das Projekt und die Erwartungen der Kunden zu gewinnen, nehmen wir uns die Zeit, die es braucht. Da wird nicht gehudelt. Wir setzen uns zusammen und eruieren gemeinsam, wo die Stärken des Unternehmens liegen, wer die Kunden sind und was diese davon haben, wenn sie eine
lich wollte der Kunde, dass wir für den Welser Gartengestalter einen Folder machen. Obwohl das Unternehmen eine hervorragende Leistung und Qualität angeboten hat, war es eine herausfordernde Zeit. Da es in dieser Branche viele Mitbewerber gibt, mussten wir ein Alleinstellungsmerkmal finden. Bei einem Markenworkshop mit den Firmenchefs und den Mitarbeitern kristallisierte sich heraus, dass das Unternehmen ein echter Spezialist für große Bäume ist. Somit hatten wir das Alleinstellungsmerkmal von Ökoplant gefunden und das Unternehmen, im gesamten Auftritt – vom Logo bis zur Homepage – als Spezialist für große Bäume dargestellt. Drei Jahre nach der Einführung dieser neuen Strategie und des Markenauftritts freute sich das Unternehmen über das erfolgreichste Geschäftsjahr in seiner 39-jährigen Firmengeschichte. Die Digitalisierung bringt mit sich, dass es immer mehr Kommunikationskanäle gibt. Oft sind vor allem kleinere Firmen damit überfordert. Wie stehen Sie dazu? Man muss offen für die Digitalisierung sein und sich damit auseinandersetzen. Man kann seine Produkte heute relativ einfach bewerben. Man macht zum Beispiel mit dem Smartphone einen kurzen Film und stellt diesen auf Social Media. Viele Firmen realisieren gar nicht, was da alles möglich ist. Der Nachteil ist, dass Werbung dadurch allgegenwärtig, ja fast inflationär ist und man auf vielen Kanälen damit konfrontiert wird. Daher ist es umso wichtiger, sich als starke Marke zu positionieren. Was ist in Ihren Augen eine starke Marke? Eine starke Marke muss sich abgrenzen und Nein sagen können. Da muss man ganz konsequent sein.
Mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels hat sich Arno Hochsteiner auf Familienbetriebe in Oberösterreich spezialisiert. mens das Um und Auf. Kleine Familienbetriebe sind fälschlicherweise oft der Meinung, dass strategische Planung nur etwas für große Unternehmen oder Konzerne ist, da ist noch viel an Überzeugungsarbeit zu leisten.
Dienstleistung oder ein Produkt kaufen. Erst wenn es eine ganz klare Positionierung gibt, gehen wir an die Konzeption. Wenn uns dann der Kunde seinen Segen gegeben hat, starten wir mit der Umsetzung.
Wie führen Sie ein Unternehmen zur erfolgreichen Marke? Egal, ob Einmannbetrieb oder Firma mit 50 Mitarbeitern, im Prinzip gehen wir immer nach dem gleichen Schema vor. Am Anfang wird die Ist-Situation erhoben. Hier geht es
Können Sie uns dazu ein Beispiel aus der Praxis nennen? Ja, gerne. Der Relaunch, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Ursula Deinhammer mit der Firma Ökoplant durchgeführt und begleitet habe, war sehr erfolgreich. Ursprüng-
Sie sind jetzt seit fast 20 Jahren in der Werbebranche tätig, was treibt Sie an, was motiviert Sie und woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Für mich gibt es nichts Lässigeres als erfolgreich Unternehmen mitzugestalten. Es macht mir eine große Freude, meinen Kunden zu ihrer Identität zu verhelfen und sie sichtbar zu machen. Wenn ich sehe, dass jemand durch mein Know-how besser wird, dann ist das die größte Motivation. Ich steh‘ auf Wels, auf das Kleinstädtische und fahre seit zehn Jahren mit dem Fahrrad in die Agentur, alleine das inspiriert mich immer wieder zu neuen Ideen.
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„Held&Herd“ geht auf Reisen Für die vierte Staffel seiner Kochshow „Held&Herd“ hat es den Bad Ischler Wirt und Koch Christoph Held, alias „Krauli“, nach Wien gezogen, wo er mit viel Prominenz den Kochlöffel geschwungen hat. Uns hat er ein gschmackiges Schweinsbratl-Rezept verraten. 82 82-85_Krauli.indd 82
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Text: Ulli Wright Fotos: Marc Schwarz, Held&Herd, Monika Löff, Shutterstock
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ank großartiger Kochkünste und seiner herzlichen Gastlichkeit ist es Christoph Held alias „Krauli“ gelungen, sich mit dem Gasthaus Siriuskogl in Bad Ischl in der Riege der beliebtesten Ausflugsziele zu etablieren. Im ersten Lockdown startete der kreative Goiserer unter dem Namen „Held&Herd“ mit einer Online-Kochshow auf YouTube durch, holte sich Promis wie Angelika Niedetzky oder Russkaja-Frontman Georgij Makazaria an die Seite und schaffte es in kürzester Zeit auf mehr als 50.000 Zuseher. Kein Wunder, dass mittlerweile auch der ORF auf den kreativen und bodenständigen Koch aufmerksam wurde. Für die vierte Staffel von „Held&Herd“ zog es „Krauli“ mit seinem achtköpfigen Profiteam im Jänner nach Wien, wo er in „Babette‘s Spice and Books“, einem coolen Kochbuchladen mit Schauküche, für ein paar Tage sein Studio aufgebaut hat. Ganz klar, dass die Prominenz nicht lange auf sich warten ließ und sich zum Held an den Herd gesellte. Illustre „Küchenhilfen”. Mit Neo-Dancingstar Caroline Athanasiadis, Kabarettist Günther Lainer, ORF 3-Moderatorin und Austropop-Queen Birgit Denk sowie Schauspielerin und Sängerin Cécile Nordegg, bekannt als Mama aus der XXXLutz-Werbung, wurde eifrig drauflos gekocht und gedreht. Neben ku-
Spaß am Herd. Beim Kochen im Buchladen in Wien mit Energiebündel Caroline Athanasiadis (r.) und Kabarettist Günther Lainer (u.) wurde viel gelacht. linarischen Köstlichkeiten mit Zutaten aus dem benachbarten Naschmarkt kam bei diesen illustren „Küchenhilfen“ vor allem auch der Schmäh nicht zu kurz. „Die Drehtage in Wien waren sensationell und ich konnte dabei auch einiges lernen. So hat mir Caroline Athanasiadis gezeigt, wie man Teigreis am besten zubereitet und die griechische Hauptspeise „Juvetsi“ mit mir gekocht. Beim Dreh mit Günther Lainer mussten wir wegen Lachanfällen ein paar Mal pausieren und auch Birgit Denk und Cécile Nordegg haben mir am Herd einiges aus ihrem Leben verraten“, zeigt sich „Krauli“ begeistert. Na dann, sind wir mal gespannt.
„Held&Herd“ ab 22. Februar Die vierte Staffel wird am 22. Februar auf YouTube ausgestrahlt. Einschalten, den QR-Code scannen, nachkochen und genießen!
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Helden am Herd. Auch RusskajaFrontman Georgij Makazaria hat schon bei „Held&Herd“ den Kochlöffel geschwungen.
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SCHWEINSBRATL MIT PETERSILKNÖDEL, BACKROHRGEMÜSE UND ROTE RÜBENKRAUTSALAT Zutaten für ca. 4 bis 6 Personen:
Zubereitung:
Bratl: 1 kg Schweine-Schopf und/oder -Bauch 4 Knoblauchzehen 1 große Zwiebel 150 g Wurzelgemüse 0,5 l Bier 0,25 l Wasser 2 EL Senf
Bratl: Jeweils 1 EL Pfefferkörner, Piment, Koriandersaat, Kümmel, Zucker und Salz. Alle Gewürze samt Zucker, Salz und Knoblauch im Mörser grob zerreiben oder am Brett mit dem Messer zerdrücken. Anschließend das gesäuberte Fleisch mit der Gewürzmischung und Senf ordentlich einreiben (idealerweise über Nacht marinieren). Das Fleisch (mit der Schwartenseite nach unten), das Wurzelgemüse sowie Zwiebel in den Bräter legen und mit Bier und Wasser übergießen. Ab damit ins vorgeheizte Backrohr für 50 Minuten bei 250 Grad! Das Bratl wenden und die Schwarte mit einem scharfen Messer in regelmäßigen Abständen der Länge und der Breite nach ein-, aber nicht bis zum Fleisch durchschneiden. Das Fleisch weitere eineinhalb Stunden bei 220 Grad fertig braten. Backrohr abschalten und noch 20 Minuten nachziehen lassen. Den Bratensaft durch ein Sieb abseihen.
Knödel: 300 g Knödelbrot 50 g Butter 250 ml Milch 1 Zwiebel 4 Eier 1 großer Bund Petersilie 1 kl. Handvoll RingelblumenBlütenblätter Salz Muskatnuss Gemüse: 200 g Wurzelgemüse 150 g Kürbis 50 g Butter 1 Handvoll Heu Pfeffer und Salz Salat: 1 halber Krautkopf 6 EL Apfelessig 4 EL Pflanzenöl 4 EL Zucker 2 EL Salz 2 TL Kümmel 2 EL Rote Rüben Pulver (im Reformhaus erhältlich) alternativ 1/8 l roter Rübensaft
Knödel: Die Zwiebel schälen und fein hacken. Eine Pfanne heiß werden lassen, die Butter darin schmelzen und Zwiebel glasig anbraten. Anschließend mit der bereits gewürzten Milch ablöschen, die Mischung etwas abkühlen lassen, aber noch warm über das Knödelbrot gießen. Gemeinsam mit den Eiern, der sehr fein gehackten Petersilie sowie den Blütenblättern der Ringelblume zu einer Masse vermengen. Knödel formen und in heißem Wasser 20 Minuten ziehen lassen. Gemüse: Gewaschenes Gemüse im Ganzen in einen Bräter mit Heu legen, kalte Butter darüber verteilen und würzen. 40 Minuten bei 220 Grad im Backrohr garen. Salat: Kraut hauchdünn schneiden und alle Zutaten zu einem leckeren Salat vermengen.
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ALLES, AUSSER
GEWÖHNLICH!
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Text: Ulli Wright
Dass die Skiregion Lech Zürs ein außergewöhnliches Skierlebnis bietet, ist bekannt. Neu ist allerdings, dass nun mit dem TIAN®, die Michelin-Stern-gekrönte Veggie-Küche von Starkoch Paul Ivić am Arlberg – oder besser gesagt ins hippe Viersternehotel Edelweiss in Zürs – Einzug gehalten hat.
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AB AUF DIE PISTE. Die Skiregion Lech Zürs ist nicht nur Teil von Österreichs größtem zusammenhängenden Skigebiet und eines der weitläufigsten Skigebiete weltweit, es ist auch extrem vielseitig und deshalb gleichermaßen beliebt bei Familien, Freeridern und Skitourengehern. Der Arlberg umfasst mehr als 300 Skiabfahrtskilometer – hier findet sich für schier jedes Verlangen auch der passende Hang.
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it den TIAN® Restaurants von Paul Ivić ist vegetarische Kost seit gut einem Jahrzehnt auch in der Sterneküche angekommen. Dass die Restaurants des Pioniers der Gemüseküche in Wien und in München bestens florieren, ist allseits bekannt. Dass Paul Ivić nun sein TIAN® „auf Skiurlaub nach Zürs“ geschickt hat, sorgte allerdings ganz schön für Überraschung. Für uns ein guter Grund, nach Zürs zu fahren und uns aus erster Hand von der vegetarischen Küche am Arlberg zu überzeugen. Aber natürlich auch, um den Pistenspaß, Entspannung und Wellness im Viersternehotel Edelweiss zu testen.
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Chillige Anreise per Bahn. Da es Paul Ivić unter dem Motto „von der Wurzel bis zum Blatt“ neben Genuss um nichts weniger als Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität geht, war schnell der Entschluss gefasst, nachhaltig, also per Bahn, von Linz an den Arlberg zu reisen. Und das geht völlig unkonventionell. Der ÖBB-Railjet fährt mehrmals täglich, ohne einmal umsteigen zu müssen, in vier Stunden und zwölf Minuten von Linz nach St. Anton. Dort angekommen geht es direkt in den öffentlichen Bus, der uns vor unserem Ziel, dem Hotel Edelweiss, in Zürs abgesetzt hat. Giraffe statt Hirschgeweih. Im hippen Hotel Edelweiss angekommen, wussten wir auf Anhieb, dass diese Unterkunft genau richtig für uns ist. Anstelle von alpinem Chic mit Loden und Hirschgeweih erwartet einen hier internationales Vintage, das vor Kreativität nur so sprüht. Gekonnt wird Altes mit Neuem, bunten Mustern, Farben und Formen gemixt, ohne jemals auch nur eine Spur ins Kitschige abzudriften. Der herzliche Empfang der Gastgeber Irmgard und Karl Wiener samt ihrem Team sorgt dafür, dass man sich einfach nur wohlfühlt.
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Paul Ivić bringt mit dem „TIAN® auf Skiurlaub in Zürs“ vegetarische Sterneküche ins Hotel Edelweiss.
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lerie im Salzteig gebacken bis hin zum Trüffelrisotto von der Perigord-Trüffel und Kokosmilchreis auf Rotkrautsorbet – bei derartigen vegetarischen Kompositionen bekommt jeder Fleischtiger garantiert weiche Knie.
305 Pistenkilometer vor der Hoteltür. Am Nachmittag wollen wir dennoch zumindest für zwei Stunden auf die Piste und auch diesbezüglich ist das Hotel Edelweiss einfach perfekt. Direkt an der Trittkopfbahn und damit am Dreh- und Angelpunkt des Skigebiets Lech Zürs gelegen, bietet es vor der Hoteltür 305 Pistenkilometer und mehr als 200 Kilometer hochalpine Tiefschneeabfahrten. Die haben wir am ersten Nachmittag natürlich nicht geschafft, aber zum Erkunden des traumhaft schönen Skigebietes war nächsten Tag ohnehin noch Zeit, zumal auch Kaiserwetter angekündigt war.
antrifft. Langsam, aber sicher macht sich nun doch Hunger breit und wir sind gespannt, ob die vegetarische Kost auch satt macht. Also auf ins À-la-carte-Restaurant im Edelweiss, wo das TIAN® „während seines Skiurlaubs in Zürs“ untergebracht ist. „Sharing Chef’s Garden“ by TIAN® lautet hier die Devise, was bedeutet, dass man die einzelnen Speisen nicht aus einer Menükarte auswählt, sondern neun Gänge – von der Vorspeise bis zum Dessert – nach und nach mitten auf den Tisch serviert bekommt. Vom TIAN® Tartar mit Schnittlauchcreme über Sel-
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„Die Zeit ist reif, neue kulinarische Wege einzuschlagen und das Konzept geht auf“, freuen sich Irmgard und Karl Wiener, die frischen Wind ins bekannte Viersternehotel Edelweiss bringen, das für seine Weltoffenheit und seinen Stil bekannt ist. Der Slogan „Stay sexy in a distant universe“ zieht sich auf sämtlichen Gadgets durch das ganze Haus. In der Eingangshalle grüßt nicht der Steinbock, sondern eine Giraffe mit rosa Blumenkränzchen auf dem Kopf. Im außergewöhnlichen Hotel hat internationales Vintage, statt dem optischen Einerlei der Alpenhotellerie das Sagen.
Eingefleischte Skeptiker wurden überzeugt. Ein eigens von Paul Ivić für das „TIAN® auf Sikurlaub in Zürs“ abgestelltes Team kocht nach den Anleitungen von Küchenchef Stefan Reichel aus Kärnten. „Natürlich ist es mutig und riskant, ein vegetarisches Restaurant an den Arlberg zu holen, aber seit der Eröffnung des TIAN® in Zürs am 19. Dezember 2021 sind wir jeden Abend ausreserviert und konnten mittlerweile auch die letzten eingefleischten Skeptiker überzeugen“, schmunzelt Reichel. 60 Mitarbeiter aus fünf Nationen arbeiten in „seiner“ Küche, gesprochen wird Englisch. „Natürlich ist es kein Nine-to-five-Job, aber es macht Spaß“, so der 46-Jährige, der mit seinem Team im Rahmen der Halbpension im Hotelrestaurant auch weiterhin Fleischeslust serviert. Was Paul Ivić betrifft, so kann man nur hoffen, dass er sein TIAN® auch künftig auf Skiurlaub nach Zürs schickt. „Die Chancen stehen gut“, schmunzelt Stefan Reichel.
TIAN® auf Skiurlaub in Zürs. Wieder zurück von der Piste, war am Abend bereits im TIAN® ein Tisch für uns reserviert. Zuvor ging es noch auf einen Aperitif an die gemütliche Hotelbar im Edelweiss, wo man vom Bürgermeister bis hin zum Skiclub Arlberg auch immer wieder einheimische Gäste
Originell und hip. Die Zimmer im Hotel Edelweiss.
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Das „TIAN® auf Skiurlaub in Zürs“ ist im À-la-carteRestaurant im Hotel Edelweiss untergebracht. Rechts im Bild: Küchenchef Stefan Reichel.
Nach einem Absacker an der Hotelbar finden wir in unserem großzügigen und vor allem sehr gemütlichen Zimmer den wohlverdienten Schlaf, den wir gut brauchen können, damit wir am nächsten Tag topfit für das Skifahren sind. Ski in, Ski out vom Feinsten! Gestärkt von einem ausgiebigen Frühstück geht es direkt vom Hotel rein ins pure Schneevergnügen, das der Arlberg zweifelsohne zu bieten hat. Mit unserem Ski Arlberg Skipass haben wir Zugang zu allen 88 Bergbahnen und können das Arlberggebiet auf zwei Brettern, die die Welt bedeuten, erkunden. Wir haben uns für den „Weißen Ring“ entschieden, der als legendärste Skirunde der Alpen gilt und Lech mit Zürs und Oberlech verbindet. Mit rund 22 Kilometer Skiabfahrten und 5.500 Höhenmeter sowie einer Sightseeingtour auf leichten und mittelschweren Skiabfahrten mit Aussichtsplattformen am Rüfikopf und am Madloch ist der „Weiße Ring“ eine halbtägige sportliche Herausforderung. „Der Weiße Ring“ – ein Muss für Skifahrer. Begeistert stellten wir nach dieser faszinierenden Skirunde fest, dass sie ein absolutes Muss für Skifahrer in Lech Zürs am Arlberg ist. Übrigens haben wir uns sagen lassen, dass „Der Weiße Ring“ jedes Jahr auch in Form eines Skirennens ausgetragen wird, bei dem mehr als tausend Teilnehmer in einem gemischten Duell aus Profis und Amateuren gegeneinander antreten. Den Streckenrekord für den „Weißen Ring“ hält seit Beginn im Jahr 2006 der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister Patrick Ortlieb mit einer Zeit von 44 Minuten und 45 Sekunden. Einkehrschwung und Kunst am Berg. Wer ordentlich Ski fährt, bekommt früher oder später auch einen gewaltigen Hunger, daher sollte bei aller Sportlichkeit der Einkehrschwung in einer Hütte nicht zu kurz kommen. Auch diesbezüglich hat das Skigebiet Lech Zürs ein tolles Angebot. Nach der erfolgreichen Bewältigung des „Weißen Rings“ schwangen wir beim Seekopf ab und kehrten in der „Schneggarei“, was soviel wie steiler Hang mit Schnecken bedeutet, ein. Gestärkt nach einer Pizza vom Holzofen ging es auf den Skiern ins Hotel Edelweiss zurück, da wir bei Sonnenuntergang ein ganz spezielles Kunstprogramm am Plan hatten.
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Als einziger Ort in Österreich bietet Lech Zürs Heliskiing an. Dabei können zwei Gipfel angeflogen werden. Am besten direkt bei den Skischulen in Lech Zürs zu buchen. Heliskiing-Packages gibt es für bis zu vier Personen, inklusive Skiführer.
Skyspace - Kunst am Arlberg. Mit dem Taxi ging es von Zürs nach Oberlech, wo der weltbekannte US-amerikanische Künstler James Turrell den Lichtraum „Skyspace“ entworfen hat, in dem das Zusammentreffen von Himmel und Erde in der hochalpinen Landschaft mit neuem Blick erlebbar wird. Turrells Licht-Kreationen sind schwer zu beschreiben, am besten man taucht einfach ein in dieses Erlebnis, das man sich bei einem Besuch am Arlberg nicht entgehen lassen sollte. Nebenbei sei erwähnt, dass man in Oberlech auch die tollsten und luxuriösesten Chalets zu sehen bekommt. Alleine die Panoramafahrt von Zürs nach Oberlech ist ein absolutes Vergnügen.
OBERÖSTERREICHER-Chefredakteurin Ulli Wright besuchte die Skiregion Lech Zürs und war begeistert. Ihr Fazit: von den Pisten über die Kulinarik bis hin zur Gastlichkeit im Hotel Edelweiss – alles, außer gewöhnlich ...
Spa-Luxus aus Griechenland. Der dritte und letzte Tag unseres Skiurlaubs in Zürs war ganz dem Chillen und Genießen gewidmet. Nach dem Frühstück stand Spa-Luxus aus Griechenland am Programm. Ja, Sie haben richtig gelesen, denn mit dem ersten „Anazoe Treatment Institute“ in den Alpen, bringt das Edelweiss die einzigartigen Behandlungen und Massagetherapien des ANAZOE SPA aus Costa Navarino an den Arlberg. Eineinhalb Stunden werde ich von Costas, einem Physiotherapeuten aus Athen, nach einem Massageritual nach Hippokrates verwöhnt. Danach fühle ich mich wie neugeboren und derart gestärkt, dass wir vor der Abreise noch einen winterlichen Spaziergang in Angriff nahmen. Vegetarischer Burger im „Flexenhäusl“. Dieser führt uns in gut einer halben Stunde Gehzeit vom Hotel Edelweiss hinauf auf den Flexenpass zum „Flexenhäusl“, einem absoluten In-Treff. An dieser urigen Hütte am Arlberg, die zum Hotel Edelweiss gehört, führt kein Weg vorbei, habe ich mir sagen lassen, und das kann ich zu hundert Prozent unterschreiben. Zum Glück fanden wir in der Stube einen Platz und genossen dort einen vegetarischen Burger. Denn ein kleiner Auszug aus der sterne- und haubengekrönten vegetarischen Gourmetküche vom „TIAN® auf Skiurlaub in Zürs“ wird auch hier angeboten. Abends gibt’s dort einen außergewöhnlichen Fondue Chinoise. Den werde ich beim nächsten Besuch in Zürs in Angriff nehmen :-)
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© Ulli Wright
UNSERE TIPPS Gechillt und nachhaltig anreisen: Wer es gechillt will, sollte mit der Bahn ins Skigebiet Ski Arlberg reisen. Der ÖBB Railjet fährt zum Beispiel mehrmals täglich, ohne einmal umsteigen zu müssen, in vier Stunden und zwölf Minuten von Linz nach St. Anton. Dort angekommen, geht es sofort in den öffentlichen Bus, der einen direkt vor dem Hotel Edelweiss in Zürs absetzt. Must-stay: Hotel Edelweiss in Zürs Wohnen im Viersternehotel Edelweiss in Zürs kann man ab 115 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer. Auf der Homepage findet man nicht nur den Wunschzimmer-Konfigurator für die Traumzimmer-Buchung, sondern auch interessante Packages. www.edelweiss-arlberg.at Ski Arlberg Skipass Der Ski Arlberg Skipass ist die Eintrittskarte in das persönliche Winterabenteuer am Arlberg. Das Ticket ermöglicht den Zugang zu allen 88 Bergbahnen, mehr als 300 Skiabfahrtskilometern und über 200 Kilometer Tiefschneevarianten im gesamten Arlberggebiet. Stunden-, Tages-, Saisonkarten und viele weitere Tickets werden angeboten. Infos: www.skiarlberg.at Ski Arlberg App Es lohnt sich, die Ski Arlberg App aufs Smartphone zu laden. Sie liefert praktische Informationen für den Skitag am Arlberg – von der Wetter- und Schneelage bis hin zu den geöffneten Anlagen und Skiabfahrten. 93 86-93_Lech Zürs.indd 93
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Der Salzburger Peter Wörgötter (80) blickt auf ein erlebnisreiches Leben mit vielen Gipfelerfolgen zurück.
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Interview: Nicole Madlmayr Foto: Bergwelten/Robert Maybach
EIN LEBEN MIT DEN BERGEN Peter Wörgötter war der erste Mensch, der 1981 am Manaslu, dem achthöchsten Berg der Welt, eine Skiabfahrt unternommen hat. Fast 4000 Höhenmeter bergab – und das ohne künstlichen Sauerstoff. Seine spannende Lebensgeschichte hat er nun mit seiner Enkelin in einem Buch niedergeschrieben.
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s ist der 19. Mai 1981, als Peter Wörgötter aus dem Pinzgau und der Tiroler Sepp Millinger am Manaslu in Nepal stehen – mit 8.163 Metern der achthöchste Berg der Welt. Die beiden Extrembergsteiger haben keine Sauerstoffflaschen dabei und wagen dennoch die Abfahrt auf ihren Tourenskiern. Fast 4.000 Höhenmeter geht es bergab, durch den Sauerstoffmangel werden die Männer beinahe bewusstlos. Eine Weltpremiere, denn es ist die erste Skiabfahrt, die von einem Achttausender unternommen wurde und die den beiden somit einen Eintrag im „Guinness-Buch der Rekorde“ bescherte.
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Seit meiner Kindheit war das Bergsteigen immer in meinem Kopf.
Extrembergsteigen in früheren Zeiten Insgesamt fünf Achttausender hat Peter Wörgötter bestiegen, weshalb er auch seinem neuen Buch diesen Titel gegeben hat. Gemeinsam mit seiner Enkelin Lena Öller hat er seine spannende Lebensgeschichte aufgeschrieben und wie es ihn vom beschaulichen Saalfelden auf die höchsten Gipfel der Welt gezogen hat. Außerdem gibt der heute 80-Jährige Einblicke ins Extrembergsteigen früherer Zeiten. „Das Expeditionsbergsteigen steckte in den 60er- und 70er-Jahren noch in den Kinderschuhen, aber mein älterer Bruder Wastl und ich haben es praktiziert und vorangetrieben“, erzählt Wörgötter.
massiv Afrikas. Im Buch erzählt er von diesen Touren – und warum seine Erfolge nur durch seinen Schutzengel möglich waren. Eine sehr wesentliche Rolle spielt auch seine Frau Eva, die ihn immer unterstützt hat. „Sie hatte immer eine positive Einstellung gegenüber meiner Bergspinnerei“, sagt Wörgötter. „Ohne sie wäre ich nicht imstande gewesen, all das zu tun, was ich im Buch beschrieben habe.“
BUCHTIPP
Der erste Achttausender Sein erster 8000er-Gipfelsieg gelingt ihm im Jahr 1977 am Lhotse, dem Nachbarn des berühmten Mount Everest an der Grenze zwischen Nepal und Tibet. Es ist erst die zweite Besteigung dieses Gipfels – nach der Erstbesteigung 1956. Peter Wörgötter ist wieder zusammen mit seinem Bruder Wastl unterwegs. Sie sind die ersten Österreicher, die einen so hohen Berg bezwungen haben. Allerdings wird ihr Gipfelerfolg überschattet, denn beim Abstieg stürzt einer ihrer Expeditionskollegen ab und stirbt. Rund um den Globus Trotz dieser Erfahrung bleiben die Berge die Welt von Peter Wörgötter, der hauptberuflich als Versicherungskaufmann arbeitet. Für seine Hochgebirgs-Expeditionen reist er rund um den Globus. Er besteigt den Mount McKinley in Alaska ebenso den Popocatépetl in Mexiko und den Kilimandscharo, das höchste Berg-
fünfmal 8000 – Mein Leben mit den Bergen Peter Wörgötter, Verlag Anton Pustet, € 25
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GROSSES FIRST CLASS KINO. KINO GROSSE FÜR EINE GEFÜHLE. FIRST CLASS ZEIT. OPERATION FORTUNE
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Thriller mit Jason Statham, © 2022 Constantin Film Verleih GmbH Aubrey Plaza
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uperspion Orson Fortune (Jason Statham) soll einen brisanten Waffendeal aufklären und den Verkauf einer neuen hochgefährlichen Technologie verhindern. Widerstrebend wird er dabei mit einigen der weltbesten Agenten (Aubrey Plaza, Cary Elwes, Bugzy Malone) auf Mission geschickt. Als Ablenkungsmanöver rekrutieren sie Hollywoods größten Filmstar Danny Francesco (Josh Hartnett) und begeben sich auf internationalen Undercover-Einsatz. Ihr Ziel: ein milliardenschwerer Waffenhändler (Hugh Grant), der hinter dem Deal steckt und das Schicksal der Welt in seinen Händen hält.
UNCHARTED
Action mit Tom Holland, Mark Wahlberg
© 2022 Sony Pictures
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© Star Movie
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er clevere Dieb Nathan Drake (Tom Holland) wird von dem erfahrenen Schatzsucher Victor „Sully“ Sullivan (Mark Wahlberg) angeBEI worben, um ein Vermögen zu bergen, das Ferdinand OVIE STAR M Magellan vor 500 Jahren verloren hat. Was als große Heist-Aktion beginnt, entwickelt sich für das Duo zu einem rasanten Wettlauf um die Welt, um den Schatz vor dem skrupellosen Moncada (Antonio Banderas) zu erreichen, der glaubt, er und seine Familie seien die rechtmäßigen Erben. Wenn Nate und Sully alle Hinweise entschlüsseln und eines der ältesten Rätsel der Welt lösen können, haben sie die Chance, eine Beute im Wert von fünf Milliarden Dollar und vielleicht sogar Nates lange verschollenen Bruder zu finden ... Aber nur, wenn sie lernen, zusammenzuarbeiten.
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THE BATMAN
Action mit Robert Pattinson, Zoë Kravitz
© 2022 Warner Bros.
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eit zwei Jahren kämpft der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) als rächender Vigilant Batman für eine bessere Welt in seiner Heimatstadt Gotham City. Doch es ist ein einsamer Kampf, den nur wenige Verbündete wie sein Butler Alfred Pennyworth (Andy Serkis) und der aufrichtige Polizist Lt. James Gordon (Jeffrey Wright) unterstützen. Denn Gotham ist ein Moloch, zerfressen von einem korrupten Netzwerk, in das fast alle Beamten der Stadt und auch die reichen Eliten involviert sind. Doch als ein mysteriöser Killer diese ins Visier nimmt und eine Reihe sadistischer und tückischer Anschläge verübt, sind Batmans Detektiv-Fähigkeiten gefragt. Die zahlreichen kryptischen Hinweise führen ihn immer tiefer in die Unterwelt, wo zwielichtige Figuren wie Selina Kyle alias Catwoman (Zoë Kravitz), Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell), Mafiaboss Carmine Falcone (John Turturro) und Edward Nashton alias Riddler (Paul Dano) zu Hause sind. Doch die Spuren führen Batman auch zu ihm selbst und seiner Vergangenheit. Dadurch wird ihm klar: Es ist an der Zeit, nicht nur einen Killer AKTUELLES zu enttarnen und zu stoppen, sondern FILMPROGRAMM, endlich auch alle zur Rechenschaft zu BEGINNZEITEN UND ziehen, die ihre Macht in Gotham missRESERVIERUNG brauchen.
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Text: Petra Kinzl Fotos: Werner Mraz
Der Schrei, sein Markenzeichen. Erstmals schockierte der aus Mettmach stammende Aktionskünstler Anfang der 1970er-Jahre durch seine wilden Stör- und Schrei-Aktionen. Aufsehen erregte er im Rahmen der Ausstellung „Inklusivität“ im Atelier von Helmut Zobl, als er laut schreiend die Gummihaut seiner „Klogebärmuschel“ aus Gips durchstieß. Der Schrei als „international verständliches extremes Ausdrucksmittel“ wurde zu einem Markenzeichen seiner Performances. Antiästhetik. Zur Gruppe „Salz der Erde“ schloss er sich mit Timo Huber, Bertram Mayer, Hermann Simböck, Wolfgang Brunbauer und Günter Matschiner zusammen. Jaschas Hauptbeitrag war sein Environment Schöner Wohnen – eine Huldigung des Antiästhetischen mit Relikten seiner Aktionen, Kunstwerken, Essensresten und Abfällen des täglichen Lebens, die er über Jahre sammelte. Neben seinen Performances vor Publikum entstanden zwischen 1969 und 1975 zahlreiche Inszenierungen seines eigenen Körpers für die Kamera.
Maulborno, Wien 1970
JASCHAREIEN Der Performancekünstler und sein frühes Aufbegehren gegen das Etablierte: eine Schau im Schlossmuseum Linz anlässlich des 80. Geburtstages von Johann Jascha.
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ohann Jascha, 1942 im Innviertel geboren, zählt zur Avantgarde der österreichischen Kunstszene, was auf seine Happenings in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren zurückzuführen ist. Anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers, der auch mit seinen Schrei-Aktionen auffiel, zeigt die OÖ Landes-Kultur GmbH frühe performative
Arbeiten. Diese richteten sich gegen den etablierten Kunstbetrieb und die verknöcherten Strukturen an der Kunstuniversität in Wien. Obwohl Jascha bis heute performative Aspekte in sein Werk integriert, endete die Phase seiner exzessiven Happenings 1975. In der Ausstellung im Schlossmuseum Linz sind Fotos, Filme und Relikte seiner Aktionen zwischen 1969 und heute zu sehen.
Eröffnung. Eröffnet wird die Schau am Donnerstag, 24. Februar 2022, um 19 Uhr im Schlossmuseum Linz. Eine Anmeldung mit dem Kennwort „Jaschareien“ ist bis 22. Februar erforderlich, per E-Mail an anmeldung@ooelkg.at.
INFO JASCHAREIEN Johann Jascha Aktionen Ausstellungsdauer: 25. Februar bis 29. Mai 2022 Wo: Schlossmuseum Linz
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