5 minute read

GRAUBURGUNDER Die weiße Diva

Die weiße Diva

Die Traditionsrebsorte Grauburgunder ist in der Weinwelt nicht mehr alltäglich. Das Steirische Vulkanland und seine Topografie räumen der mitunter zickigen Edelrebe allerdings einen besonderen Platz ein. Ein Date mit der Primadonna.

Advertisement

Von Tina Veit-Fuchs | Fotos: Jimmy Lunghammer

Zu Gast in der Südoststeiermark mit ihren erloschenen Vulkanen und kargen Böden aus Tuff, Basalt, Sand, Lehm und verwitterten Schiefern und Gneisen. Das trockenere und wärmere Klima des Landstrichs schafft den Grundstein für Burgundersorten, derengrößte Ausbauflächensich in der Steiermark rund um Klöch, St. Anna am Aigen und Straden befinden. „Der Grauburgunder zähltzu den mühsamen Rebsorten. Er ist dichtbeerig und wenn kurz vor der Lese zu viel Regen auf die dünnschaligenTrauben prasselt, platzensiegerneauf“, stellt Christoph Neumeister fest. Mitunter einer der Gründe, warum die Anbaufläche in Österreich seit 1999 kontinuierlich abgenommen hat. Neumeister ist diesmal der Gastgeber derVIA-Weinkost in Straden, zu der sich auch die Winzerkollegen Manuel PlodervomBio-WeingutPloder-Rosenberg, Stefan Krispel vom Genussgut Krispel und WalterFrauwallnervomWeingutFrauwallner nichtlangbitten ließen. Wetterextreme jeder Art bescheren Weinbauern in der Regel Kopfzerbrechen. 2020 hofft man, dass der vermehrte Niederschlag mit September wieder abnimmt. Die kargen Böden aus Vulkangestein, Schotter und Kalk helfen zwar, wenn der Regen überhand nimmt, aber die Dolden des Grauburgunders hängen länger als andere Rebsorten – auch dann noch, wenn der erste Nebel die Weingärten in den Herbstmodus tunkt. Man hofiert ihn, den Grauburgunder. Er ist als weiße Diva bekannt. „Bei der Lese des Grauburgunders braucht es viel Kompetenz“, streicht Frauwallner hervor. Stefan Krispel nickt zustimmend.

Vier in ihrem element: die Winzer Walter Frauwallner, Christoph Neumeister, Manuel Ploder und stefan Krispel (v. l.).

Typische „Kupferbackerl“ InseinemGenussgut KrispelinStradenhat er die vinophilen Fäden in der Hand und managt den Laden gemeinsam mit seinen Eltern, seiner Schwestern und seiner Frau. „Mit 18 Jahren hatte ich daheim die erste Ernte zu verantworten. Daraus entwickelte sich eine leidenschaftliche Motivation, mein Bestes zu geben. Jetzt trägt meine konsequente Haltung Früchte und ich bin meinem Ziel, den perfekten Wein zu machen, schon sehr nahe“, konstatiert Krispel junior. MitseinemGrauburgunder Vulkan

Christoph Neumeisters Weine zeichnen sich durch innere Ruhe und animierende Komplexität aus. Neben dem Weingut betreibt die Familie ein Restaurant und schlafgut.

Adressen

Weingut Neumeister Straden 42 8345 Straden neumeister.cc Weingut Krispel Neusetz 29 8345 Hof bei Straden krispel.at Weingut PloderRosenberg Unterrosenberg 86 8093 St. Peter am Ottersbach ploder-rosenberg.at Weingut Frauwallner Karbach 7 8345 Straden frauwallner.at

land Steiermark DAC stimmenwir uns ein. 92 Punkte vom Falstaff-Weinguide legen die Latte nicht zu tief. Ein fülliger Gebietswein mit typischen „Kupferbackerln“ im Glas, der kaum Fruchtiges übrig lässt. Ein Puzzleteil zum kräftigen Neusetzer-Speck vom Wollschwein, der monatelang im Basaltsteinreifendarfundder ganze Stolzder Familie Krispel ist. Neumeister: „Grauburgunder ist in der Nase allgemein etwas zurückhaltender und ruhiger. Dennoch ist er dicht und am Gaumen spürt man seine volle Länge und seinen Schmelz. Das

„Grauburgunder ist in der Nase immer ruhiger. Länge und Stoff zeigen sich erst am Gaumen.“

CHRISTOPH NEUMEISTER, WEINGUT NEUMEISTER

„Bei der

Grauburgunderlese ist viel Fingerspitzengefühl notwendig.“

WALTER FRAUWALLNER, WEINGUT FRAUWALLNER

„Mit ein bisschen Luft gesellen sich Karamell und dunkle Frucht dazu.“

MANUEL PLODER, BIO-WEINGUT PLODER-ROSENBERG

„Wir werden uns an zugenetzte Weingärten gewöhnen müssen.“ STEFAN KRISPEL,

GENUSSGUT KRISPEL

Reinheit ist am Weingut Ploder-Rosenberg in st. Peter am Ottersbach oberstes Gebot. Das Resultat: biodynamische Weingärten und absolute Reduktion von additiven und Hightech.

machtdie Rebsorte auch so lagerfähig.“ Manuel Ploder will im ersten Schluck Veilchen und einen Hauch Hefecharme erkennen – „mit etwas Luft gesellen sich dann ein wenig Karamell und dunklere Früchte hinzu“. WirswitchenzumOrtswein-Flight, Jahrgang 2019. Ein wenig spitz, aber wohltuend, etwas später warm und mit einer feinen Weißbrotnote präsentiert sich der Wein von Walter Frauwallner. Vor ein paar Jahrenhat eramRosenberg beiStradenzusätzliche Grauburgunder-Rebstöcke gepflanzt. Man räumt der Sorte wieder mehr Platz ein. Gut so. Krispels GB 2019 Riede Ziegel ist ein kraftvoller, breiter Südoststeirer und ergänzt gedanklich geröstete Eierschwammerl mit fein gehacktem Luschkraut. Neumeisters GB-Jüngling ist vergleichsweisezurückhaltend-elegantund lebendig zugleich. „Unser Großvater hat schon gewusst, dass diese kapriziöse Sorte in Straden besonders gut gedeiht. Reich an Aromen und Tiefgang, dabei aber immer leichtfüßig und erstaunlich fest wirkend“, protokolliert Christoph Neumeister, Erfolgswinzer in dritter Generation. Die Aufmerksamkeit richtet sich aber nun auf den Flight des Weinguts Ploder-Rosenberg. Pinot Gris 2015 Linea standdreiTage auf der Maische und kommt breitschultrig daher. Jahrgang 2007 erinnert an eine gemähte, trockene Sommerwiese. Charakterstark und zu frittiertem Estragon sicherlich ein Gedicht. Der Redaktionsfavorit ist der 2008er – rund, mit ein wenig mehr Druck am Gaumen. Wer diesem WeinmehrLuftgewährt, wirdmerken, wie er Stück für Stück, Minute um Minute erschlankt. Seit 15 Jahren arbeitet das Weingut Ploder-Rosenberg aufelf Hektar biodynamisch. Kenner schmecken das ohnehin.

Nichts mehr überpowern Weiter geht’s mit dem 2018er (elf Monate im kleinen Holzfass, sechs Monate im neutralen Fass gereift) und 2017er von Stefan Krispel. Letzterer ist Zeitzeuge eines warmen,reifenJahrgangs undsehrtrinkig. „BeideWeinesindsehrgut,aberultrajung“,wirft Neumeister ein. Das Lagerpotenzial des Grauburgunders hatten wir bereits besprochen. „Die unbeständige Witterung ist wie gesagt ein großes Thema für uns Winzer. Ich denke, in zehn Jahren werden wir uns alleandas BildvonzugenetztenWeingärten gewöhnt haben“, eröffnet Krispel. Kollege

ein Landstrich, der gebietstypische, terroirgeprägte Weine hervorbringt: straden.

Vulkanische Weinkultur als regionaler Botschafter: Diese Grauburgunder aus straden kündigen geschmacklich den Herbst an.

Frauwallners Jahrgang2018 ist etwas flüchtig, im 2017er lassen die schönen Schlieren im Glas bereits mehr erahnen. Und ja: eine schöne Spannung und Kernigkeit, die in den nächsten vier bis fünfJahren in der Flasche weiter gewinnen kann. Mit einem Dekaden-Flight von Christoph Neumeister lassen wir den Nachmittag im Verkostungsraum, umringt von 8.000 Dekorflaschen, ausklingen. Der Grauburgunder Ried Saziani 2017 hat nette Spitzen und schürt sensorisch die Vorfreude auf Topfenknödel mitZwetschkenröster.Der Grauburgunder Saziani Große STK-Lage 2007 steht da wie eine Eins. Ein muskulöser, weitmaschiger Wein. Der Epilog: eine Fla sche Grauburgunder Ried Saziani 1997 –ein Zeitzeuge voll Trockenfruchtaroma mit einem Hauch von schwarzer Nuss. Ploder: „Spannend, spannend, spannend.“

Vulcano ist der erste Schinken dem Tierwohl gleich wichtig ist wie der Geschmack. Wir führen einen Familienbetrieb mit Begeisterung und dem Wissen, dass Beruf von Berufung kommt. Unsere Vision ist es, Bewusstsein in eine sinnerfüllte Landwirtschaft und dessen Kreislauf zu bringen. In unserer Schinkenerlebniswelt in Auersbach nähe Graz, kann man dies mit allen Sinnen erleben, erriechen und erschmecken. Uns ist beseelter Umgang mit allen Lebewesen sehr wichtig. Vulcano Schinken zählt zu den besten Schinken der Welt. Besuchen Sie uns auf www.vulcano.at oder persönlich in der Schinkenerlebniswelt in Auersbach bei Feldbach.

This article is from: