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WORT-BILD-HAUERIN Sabine Pelzmann
Federleicht und fluid zugleich scheint sich „Der Lianenprinz” (Bronze, 2018) im Raum zu bewegen. Pelzmanns Bronzeskulpturen wirken in ihrer tatsächlichen Stabilität und Schwere sehr weich und beweglich.
Die Wort- und Bildhauerin
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Sabine Pelzmann lässt sich gerne von ihren eigenen Kunstwerken überraschen. Sie nehmen Veränderungen vorweg und sind voller Bewegung.
Von Claudia Rief-Taucher
„Etwas heranzuformen, geht nicht so schnell. Persönliche Entwicklung braucht viel Zeit.“ In diesen Sätzen steckt die Künstlerin und gleichsam die Beraterin Sabine Pelzmann. Die gebürtige Kärntnerin, die in Graz lebt sowie sehr vielsei- tig arbeitet und wirkt,siehthier- in auch eine Verbindun g ihrer beiden Berufun
gen.ProzessebildenunserallerLebenswege–und Pelzmann begleitet u. a. Führungskräfte auf dem Weg zu ihren Entwicklungszielen. Veränderungen und Prozesse haben sie schon bei ihrer ersten beruflichen Entscheidung beschäftigt, als sie das Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien absolvierte. Hierwaren dieEntwicklungennatürlich vorgegeben,imCoachingtreibtsiediesemit verschiedenen Methoden voran. In der Kunst jedoch – im Schreiben wie in der Bildhauerei–lässtsich SabinePelzmanntreiben,gibt sich demAusdruckhin und lässtsich vorvollendetem Werkvon diesem gerne überraschen. „Als Beraterin bin ich strukturiert, als Künstlerin wähle ich einen intuitiven Zugang“, erläutert die Künstlerin. „Welche Prozesse zeigen sich, wenn ich sie zulasse?“ Dafür erlaubt sie sich auch, ihre Strukturiertheit„auszuknipsen“. Während Pelzmann schon lange literarisch tätig war, kam die Bildhauerei erst in den letzten Jahrendazu,die Bronzearbeiten sind diejüngstenWerke.ZudenerstenSteinfiguren entstanden auch kurze Texte. Pelzmann: „Erst die Arbeit mit dem Stein „hat es möglich gemacht, dass ich auch diese künstlerische Seite von mir zeige.“ Bei ihrer zweiten Ausstel lung präsentierte sie dann beides –
Skulpturen und Gedichte. Mittlerweile sind zwei Lyrikbände „Die blaue Stadt“ und „Sprossranken“ vonihrerhältlich. Initialzündungfür ihre Bildhauereiwar eine Ausstellung im Museum of Modern Art in San Francisco – Pelzmann: „Diese archaischen Formen aus Serpentin, die aus Zimbabwe stammen, haben mich so berührt, waren Auslöser für meine Ausbildung.“ Ihr entspannter ZugangzurKunstführtesiezu einer Ausbildung bei Christian Koller, der bei Wotruba studiert hatte. Ihre erste Sandsteinskulpturaus demJahre 2014– die„VierSeiten-Frau“ – riefso große Resonanz hervor, dass sieermutigt war, weiterzumachen. Es folgten Werke aus (Krastaler) Marmor, bis die Künstlerin schließlich bei der Bronzetechnik ankam. Der aufwendige handwerkliche Schaffensprozess geht mit einem fließendeninhaltlicheneinher. Ihre Figuren
Kontakt
Sabine Pelzmann ist gebürtige Kärntnerin und lebt in Graz. Bildhauerei: Ausstellungen in Wien, Wels, Graz, Gmunden und Klagenfurt Lyrik: Sprossranken, Edition Keiper Die blaue Stadt, Bauschke-Verlag
Tel.: +43 664 45 320 48 sabine.pelzmann@pelzmann.org wortbildhauerei.at
TANZEn: Pelzmann-Personale Am 12. Februar 2021 wird die Personale mit Bronzeskulpturen von Sabine Pelzmann im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels zum Titel „TANZEn” mit einer Tanzperformance der Grazerin Angelika Holzer eröffnet. schlosspuchberg.at
erscheinen zum Teil mit grünspaniger Oberfläche, zum Teil geölt und stecken trotz des starren, schweren Materials meist voller Bewegung, Leben und erstaunlicher Leichtigkeit. „Eine Figur ist statisch, für mich ist es aber ein Prozess“, beschreibt Sabine Pelzmann, was siebei ihrerkünstlerischenArbeitempfindet. Sie beginnt mit einem Werk – ohne Skizze, ohne Plan, ohne Thema: „Man wird selbst überrascht, was sich dabei zeigt!“ Nicht nur der Inhalt zeigt sich der Künstlerin erst im Nachhinein, auch den Titel kreiert sie am Ende des Gestaltens vor dem fertigen Kunstwerk. „Die Figuren nehmen manchmaleineeigenepersönlicheVeränderungvorweg, die vielleichterst später sichtbar wird“, hatPelzmann festgestellt.
„Die vielfalt hält mich selbst wach!” Sabine Pelzmann lässt sich gerne von ihren eigenen Werken überraschen und gibt ihnen erst zum Schluss einen Titel. Hier mit: „Tango” (2018)
hristinek ostner .com ww .c : w to Fo DieBeschäftigungmitdenArchetypenund kollektivenBildern, die uns Menschenverbinden, zieht sich–angestoßen durch die afrikanischen Figuren–weiterhin durch ihrWerk. Als integrative Beraterin arbeitet Pelzmann auch mit den im Körper gespeicherten Erinnerungenundist derÜberzeugung, „Kunst kann das in Bewegung bringen, was im Körper gespeichert ist“. Sabine Pelzmanns Kunst, übersetzt in Bewegung, kann man bei ihrer nächsten Vernissage erleben: Die Grazer Tänzerin Angelika Holzer wird Pelzmanns in der PersonaleimWelserSchlossPuchberg ausgestellte Bronzetänze ineinanderes künstlerisches Medium, den Tanz, transportieren. Äußere und innere Bewegung sind dabei garantiert.
hristinek ostner .com ww .c : w to Fo
nkl t F ra Rober lier te a : F ot o to Fo von links: Die kleine Nixe (2018), Gorgo (2016), Pan (2019). mit Archetypen arbeitet Sabine Pelzmann nicht nur als Bildhauerin. Auch als Beraterin für Führungskräfte setzt sie die Kraft der kollektiven Bilder ein und verfolgt damit die Frage: Was braucht es, um das entwicklungsziel zu erreichen? In der Kunst geht Pelzmann weniger strukturiert denn intuitiv vor. www .MagazinVIA.at
Holprig
Wir nisten uns ein in der Welt. Gelungenes raut sich auf mit den Jahren. Patina verändert die Farben. Die Oberfläche, erst holprig können wir sie greifen. Narben wachsen nach innen.