lie:zeit Ausgabe 97

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08/2021

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«Finanzplatz steht auf einer soliden Grundlage» Regierungschef Daniel Risch ist überzeugt, dass die Finanzdienstleister in Liechtenstein attraktive Rahmenbedingungen vorfinden. Er sieht in offener Kommunikation und internationaler Ausrichtung wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft des Finanzplatzes. Text: Patrick Stahl

Herr Regierungschef, Sie übernehmen die Begrüssungsansprache am Finance Forum Liechtenstein. Welche Botschaft werden Sie den Entscheidungsträgern am Finanzplatz mit auf den Weg geben? Regierungschef Daniel Risch: Ich freue mich, das Finance Forum in diesem Jahr eröffnen zu dürfen. Das Finance Forum Liechtenstein ist vieles, was auch den Finanzplatz ausmacht: offen, international vernetzt, innovativ und erfolgreich. Das wird auch der Kern meiner Botschaft sein: Zuversicht und Offenheit für Innovation, ohne die Tradition zu vergessen. Die Liechtensteiner Finanzakteure sind erstaunlich gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Worauf führen Sie diese Stabilität in schwierigen Zeiten zurück? Die Stabilität des Finanzplatzes in den letzten 14 Monaten ist für mich eigentlich nicht erstaunlich, sondern das Resultat von vielen richtigen Entscheiden in der Vergangenheit und den nachhaltigen Geschäftsmodellen. Während ein turbulentes

wirtschaftliches Umfeld für kleine und offene Volkswirtschaften wie Liechtenstein eine grosse Herausforderung darstellt, haben sich unser Finanzsektor und die Volkswirtschaft insgesamt in der Krise bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt. Es zeigt sich, dass Stabilität in Liechtenstein kein Schlagwort ist. Die Finanzdienstleister haben bei der Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle. Deshalb ist es wichtig, dass sie auf einer soliden Grundlage stehen – und das tun sie. Die Digitalisierung rüttelt derzeit fast alle Branchen durch – auch die Finanzindustrie. Wie stark ist Ihrer Ansicht nach der Finanzplatz Liechtenstein durch die Disruption gefährdet? Das sehe ich etwas anders. Zumindest für Liechtenstein. Ich erkenne kaum eine Branche, die alleine durch die Digitalisierung «durchgerüttelt» wird. Selbstverständlich stellen sich durch die Digitalisierung übergeordnete und auch branchenspezifische Herausforderungen. Diese aber plakativ als «Disruption» zu bezeichnen, halte ich für übertrieben. Im Übrigen könnte das auch eine entmutigende Haltung, die lähmend wirkt, entfachen. Die Digitalisierung an sich ist weder nur «Gefahr» noch ist sie «Allheilmittel». Sie ist, richtig genutzt, eine grosse Chance. Ich sehe in der liechtensteinischen Wirtschaft und Politik viele, die genau diesen Ansatz verfolgen. Liechtenstein hat in den vergangenen Jahren weitgehende

Reformen im Finanzsektor eingeleitet. Trotzdem erschüttern immer wieder Missbrauchsfälle den Finanzplatz. Sind weitere Reformen nötig? Lassen Sie mich zuerst klarstellen, dass viele Massnahmen und Reformen nicht erst eingeleitet, sondern bereits umgesetzt sind. Die Missbrauchsbekämpfung ist für jeden internationalen Finanzplatz eine fortlaufende Aufgabe, und wenn Missbrauchsfälle aufgedeckt werden, zeigt dies ja gerade, dass die Aufsicht funktioniert. Risiken verändern sich ständig, und die Abwehrdispositive müssen dies nachvollziehen. Es gibt keinen Finanzplatz auf der Welt, der missbrauchsfrei ist. Entscheidend ist, wie die Intermediäre und die Behörden damit umgehen. Liechtenstein hat diesbezüglich, sowohl national als auch grenzüberschreitend, enorme Fortschritte gemacht. Und natürlich werden auch weiterhin Reformen und gezielte Massnahmen notwendig sein. Wie können die Massnahmen und Reformen genutzt werden, um die Reputation und das Image des Finanzplatzes Liechtenstein im Ausland weiter zu stärken? Sie sprechen einen wichtigen Punkt an. Nämlich die Kommunikation. Es war in der Vergangenheit allenfalls keine herausragende Stärke des Finanzplatzes, aktiv zu kommunizieren. «No news are good news» ist in der proaktiven Kommunikation wenig hilfreich. Ich erkenne hier aber eine Veränderung. Das hat sicher auch damit zu tun, dass der Wettbewerb globaler geworden ist und die in-

ternationale Regulierung die einzelnen Finanzplätze vergleichbarer macht. Ein Beispiel für diesen neuen Kommunikationsansatz ist «Liechtenstein Finance». In diesem Public-private-Partnership wird das Profil des liechtensteinischen Finanzplatzes im In- und Ausland kommunikativ geschärft, der Finanzplatz aktiv vermarktet sowie wesentliche Informationsarbeit geleistet.

Finance Forum Liechtenstein am 9. September Das Finance Forum Liechtenstein am Donnerstag, 9. September 2021, in Vaduz bringt erneut hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Finanzwelt, Politik und Gesellschaft auf die Bühne. Zu den Speakern gehören Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein, Deutschlands Ex-Vizekanzler Philipp Rösler, Vermögensverwalterin Antoinette Hunziker-Ebneter, Futurologe Max Thinius ebenso wie Thomas Wüest, CEO ti&m, und Evelyne Pflugi, CEO Singularity Group. Auf dem Podium diskutieren unter anderem Mario Frick, Verwaltungsratspräsident Bank Frick, und Holger Beitz, CEO PrismaLife, über die Zukunft des Finanzplatzes Liechtenstein. Moderiert wird die Tagung von Fernsehjournalist Reto Lipp. www.finance-forum.li


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