50,2 - 6/2020

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IT und Prozesse

Digitalisierung ist die neue Daseinsvorsorge – mit dieser Überzeugung setzen die Stadtwerke Emden in der 50.000-Einwohner-Kommune im Nordwesten Niedersachsens ein beispielhaftes Konzept um. Neben Standortvorteilen für die Kommune hat man auch neue Geschäftsfelder im Blick.

50,2 Magazin | 06.2020

SMART CITY EMDEN

E

in paar vernetzte Straßenlampen hier, ein Pilotprojekt zur digitalen Zählerauslesung dort und vielleicht noch ein Bürgerportal für die Verwaltung – so oder so ähnlich sehen viele Digitalisierungsprojekte in deutschen Städten und Gemeinden heute aus. Das bestätigt auch die SmartCity-Studie der Unternehmensberatung Haselhorst Associates aus dem vergangenen Jahr: Von insgesamt 400 Städten mit über 30.000 Einwohnern weist lediglich ein Viertel einen Digitalisierungsgrad von über zwölf Prozent auf.

LEUCHTTURM IM NORDEN „Allerdings dürfen diese Ergebnisse nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Leuchtturm-Kommunen der Entwicklung bereits einen großen Schritt voraus sind“, betont Haselhorst-Partner Jürgen Germies. Als Beispiel nennt er die ostfriesische Kleinstadt Emden, die er seit 2016 auf dem Weg zur Smart City begleitet. Wesentlich vorangebracht wurde und wird die Digitalisierung dort durch den kommunalen Versorger, die Stadtwerke Emden (SWE), die sich mit ihrer Strategie bereits 2017 den renommierten Stadtwerke Award in Gold sicherten. Aus den ursprünglich 15 Digitalisierungsprojekten wurden bis heute 35, für die Umsetzung und Weiterentwicklung gibt es auf

Foto: pixabay (tzevena)

Seiten der Kommune inzwischen einen Chief Digital Officer sowie die Emden Digital GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Emden. Die Zahl der Mitarbeiter, die in den unterschiedlichen Projekten beschäftigt sind, hat sich in den vergangenen vier Jahren signifikant erhöht. Die KEPTN-App als gemeinsame digitale Informations- und Interaktionsplattform für die Bürger erfreut sich nach einhelliger Auskunft großer Beliebtheit.

FRÜHER START, KLARES COMMITMENT Doch was macht man in Emden anders als in anderen Städten der Republik? Jürgen Germies nennt zwei wichtige Aspekte: „Die Seehafenstadt hat bereits sehr frühzeitig damit begonnen, sich Gedanken um ihre digitale Fortentwicklung zu machen – und vor vier Jahren eine umfassende Digitalisierungs-Strategie erarbeitet.“ Politik und Verwaltung, Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie der kommunale Versorger saßen damals gemeinsam am Tisch, um relevante Themenbereiche zu identifizieren und in einer Gesamtplanung zusammenzu-

führen. „Es war schnell klar: Digitalisierung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge und gleichzeitig aktive Wirtschaftsförderung“, erinnert sich Manfred Ackermann, Geschäftsführer der Stadtwerke Emden und von Beginn an engagiert in der Planung und Realisierung. „Wirtschaftliches Wachstum, Lebensqualität und nicht zuletzt auch die angestrebte Klimaneutralität sind ohne Digitalisierung heute nicht mehr denkbar. Die Stadtwerke sind dafür prädestiniert, die nötige Infrastruktur aufzubauen und in Wert zu setzen“, führt er aus. In diesem Verständnis sind digitale Angebote für Ackermann gleichzeitig ein wesentliches Instrument der Kundenbindung und Grundlage des künftigen Geschäfts: „Unsere wichtigsten Ertragsquellen waren bisher der Strom aus unseren Windanlagen und die Gasversorgung – in beiden Bereichen ändern sich die Rahmenbedingungen, so dass wir uns nach Alternativen umschauen müssen.“ Das war ein Treiber der „Smart City Emden“. Wie Berater Jürgen Germies berichtet, sind alle Maßnahmen inzwischen exakt so


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