KAUM MEHR ZEIT FÜR DIE FREIZEIT DER ANDEREN
D
em nicht genug, wurden Amateurklubs wie SC Stattersdorf (2011), Sturm 19 St. Pölten (2016), ATSV St. Georgen (2018) und ASV Radlberg (20. Mai 2021) beerdigt. Der jüngste Todesfall ist nicht nur auf die schlechter gewordene Infrastruktur zurückzuführen.
Aus für ASV Radlberg „Neue Fußballdressen für die U10“ (August 2019), „Highlights des 3. Radlberger Jugendtages“ (Juni 2019) mit dem Dank an die Kantinenleitung, an die Kampfmannschaft und Leopold Fallmann für die Spenden. Das sind die letzten „News“ auf der verwaisten Homepage des doch nicht bald 100-jährigen ASV Radlberg. Am 20. Mai 2021 wurde der ASV bei der letzten Mitgliederversammlung zu Grabe getragen, weil sich nicht mehr ausreichend Funktionäre fanden, die die Geschicke des Klubs lenken wollen. Das Hauptfeld gehört dem Niederösterreichischen Fußballverband „NÖFV“, das Nebenfeld der Stadt St. Pölten. Jenes kann zumindest vorübergehend der Nachbarverein SKVg Pottenbrunn nutzen. ASV-Urgestein Leopold „Flecki“ Fallmann kennt die Gründe, warum in Radlberg kein Amateurkick mehr möglich ist: „Wir haben hier nicht einmal mehr einen Bankomaten und nur mehr ein Gasthaus, aber ohne Saal für Veranstaltungen. Die Firmen können oder wollen nichts mehr hergeben und die Eltern möchten ihre Kinder am liebsten nur absetzen und möglichst eine Ruhe haben. ‚Ich habe leider keine Zeit’ ist sicher der Satz, den ich hier in den letzten Jahren am meisten gehört habe.“ Klubs am Land mit guter Infrastruktur und Mög70
Schaut auf den ersten Blick nicht gut aus für den St. Pöltner Männer-Fußball. Das prunke MillionenFlaggschiff SKN St. Pölten ist in die 2. Liga abgestiegen. Und während anderswo legendäre Sportstätten wie die Grazer „Gruabn“ unter Denkmalschutz gestellt werden, wurde hier der Voith-Platz für Wohnungen planiert und die Bimbo-Binder-Anlage (ehemals Sturm 19 Platz) soll in einen Park umgewandelt werden. lichkeiten für Sportlerfeste tun sich leichter. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Fallmann, Martin Marchetti und Peter Kaltenbrunner als ASV-Triumvirat etwas beschlossen haben, und es ohne Wenn und Aber umgesetzt worden ist. Für Fallmann war es einst auch selbstverständlich, seinen Sohn Jochen (Trainer von Zweitligist SKU Amstetten) vier Mal die Woche nach Wien zum Training zu führen („Er hat hinten seine Aufgaben gemacht und nebenbei gegessen.“) und nun Enkerl Pascal (zu
Rapid). So etwas gebe es heutzutage nicht mehr so häufig. „Multiplikatoren haben gefehlt“ „Gerade einmal 30 Leute sind zur Mitgliederversammlung gekommen“, erzählt der letzte RadlbergObmann Erwin Fischer, „und keiner hat, wie wir in der Aussendung gebeten haben, eine konkrete Idee gehabt, oder gar ein Konzept mitgebracht.“ Die letzten zwei Jahrzehnte habe der Klub schon gerauft, genug Spieler für den Nachwuchs und po-