S34: B20-ENTLASTU „HIGHWAY TO HELL I
m Westen von St. Pölten ist der Protest gegen das Schnellstraßenprojekt S34 kaum zu übersehen. Besucher legen hier nicht einen Kilometer zurück, ohne nicht an einem „Stopp S34“-Banner oder einer anderen symbolischen Protestbekundung vorbeizukommen. Das gilt vor allem für den von Feldern und Höfen geprägten Streifen zwischen Schwadorf, Wolfenberg, Wetzersdorf und Reitzersdorf, ergo: das Gebiet, durch welches künftig möglicherweise die S34 verlaufen wird.
Manche Landwirte verlieren mehr als Häfte ihrer Flächen „Ich sag‘s so: Es ist wie beim Schach. Die Bauern opfert man als erste“, sagt etwa ein Landwirt aus Wetzersdorf. „Ich werde vor aussichlich mehr als zehn Prozent meiner eigenen Fläche von etwa 20 Hektar verlieren.“ Mit der einen Hand deutet er auf ein nahes Maisfeld, mit der anderen auf ein weiter weg gelegenes Waldstück. Das Feld werde etwa um bis zu einen Hektar kleiner, der Wald werde voraussichtlich quer von der künftigen S34 durchschnitten. „Was da links und rechts davon übrig bleibt, ist nicht überlebensfähig“, zeigt er sich pessimistisch. Insgesamt bearbeite er 35 Hektar, doch auch von den 15 Hektar Pacht werde vermutlich einiges verloren gehen. Dabei gehe es bei jedem Quadratmeter um mehr als nur um Kapital. Die Anzahl der Tiere, die ein Bauernbetrieb halten darf, ist an die Fläche gebunden. „Fast alle Landwirte hier haben auch Tiere, daher trifft uns das alles stark. Es gibt hier auch Bauern, die verlieren mehr als die Hälfte ihres Bodens.“ Die geplante Absenkung des Grundwassers um sieben bis acht 12
Das Thema S34 sorgt für jede Menge politischen Streit. Im Bund, im Land NÖ und in St. Pölten. Was sagen die Bewohner der direkt betroffenen Dörfer zum Projekt?
Meter werde den Landwirten, vor allem hinsichtlich der Viehhaltung, auch das Leben schwerer machen, so die Prophezeihung. Die Frau des Landwirten kommt hinzu. „Ein weiteres Problem ist, dass die dörfliche Struktur hier durch die S34 komplett verworfen wird. Im Rahmen der S34 ist ein 17 Meter hoher Damm geplant. Da würde man nicht mal mehr bis zur Nachbarortschaft, mit der man in der gleichen Pfarrgemeinde ist, rüberblicken können.“ Auch was die Frage der wirtschaftlichen Kompensation betrifft, sei noch alles in der Schwebe. „Der ehemalige Truppenübungsplatz bei Völtendorf wurde von der Stadt angekauft und zu einem Naherholungsgebiet gemacht. Wir dachten ursprünglich, dass hier et-
was als Tauschfläche infrage käme, aber das war ein Irrtum“, zeigt sich das Landwirten-Paar enttäuscht. Die Frau unterstreicht: „Egal, wie die Flächenfrage geregelt wird, es wird kompliziert werden. Mit einer 30 Kilometer entfernten Fläche können wir nix anfangen und wenn man allen Landwirten Flächen hier in der Umgebung anbietet, werden die Preise raufschießen.“ Von Geldangeboten wolle man nichts wissen. „Wir brauchen Boden, kein Geld.“ Was sagen die Betroffenen zu den Argumenten der S34-Befürworter? „Ich gehe davon aus, dass die Verkehrsproblematik durch die S34 einfach um ein paar Kilometer verschoben wird. Dann wird es sich künftig eben in Wilhelmsburg stauen.“ Auch die Beteuerungen, die S34 werde Fir-