MFG - Das Magazin / Ausgabe 78

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TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: MARION PAYR, SPÖ, MONIHART, ZVG

GERDA HOLZINGER-BURGSTALLER

DIE ERSTE! Männer besetzen 178 von 192 Vorstandsposten in börsennotierten österreichischen Unternehmen, Frauen 14. Darunter eine ganz an der Spitze: Die St. Pöltnerin Gerda Holzinger-Burgstaller ist Vorstandsvorsitzende der Erste Bank. Ein Gespräch über Managerinnen-Qualitäten, Frauen-Chancen, den Blick über den Tellerrand und Mountainbiken. Was wollten Sie als Kind werden, von welchem Beruf haben Sie als Schülerin geträumt? Als Kind wollte ich die Welt erforschen und wollte eine Abenteuerin sein. Ich hatte das Glück, am Land aufzuwachsen, da konnte ich mit meinen Freunden oft im Wald und auf den Feldern spielen. Da gab es viel zu entdecken. Mit 41 Jahren sind Sie dann Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich geworden und damit eine Ausnahme-Erscheinung in der heimischen Bankenwelt. Warum, glauben Sie, gibt es noch immer so wenige weibliche Führungskräfte in Österreichs Banken? Der Mangel an weiblichen Führungskräften in Österreich ist auffällig und ich bin davon überzeugt, dass es nicht an der Qualität der Frauen liegt. In 15 Vorständen der großen börsennotierten Unternehmen sitzt gar keine Frau. Aber die Frauen in Spitzenpositionen werden allmählich mehr und das ist gut so. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, Diversität in all ihrer Vielfalt im eigenen Haus zu fördern. Wir waren in der Erste Bank hier immer Vorreiter und haben bereits eine 40-Prozent-Quote. Diverse Teams sind einfach erfolgreicher, und ohne Quote wird es in einer Übergangsphase nicht gehen. Wir Frauen sind gekommen, um zu bleiben. Welche Qualitäten braucht es, um an der Spitze eines Unternehmens erfolgreich zu sein? Welche Eigenschaften haben Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen? Ich bin sehr geradlinig und eine explizite Teamplayerin. Ich wollte immer Teil der Lösung sein. Mir geht es um die Bank und um das große Ganze. Diese Sichtweise ist sicher hilfreich, wenn man sich weiter entwickeln möchte. Was mich außerdem ausmacht, ist der ständige Blick in die Zukunft und über den Tellerrand hinaus. Ich frage mich immer, wie kommen wir weiter, wie können wir Mut machen. Manche Kollegen bezeichnen diese Eigenschaft fast als notorisch. Sind Sie jemals diskriminiert worden, weil Sie eine Frau sind? 18

Nein, ich persönlich habe diese Erfahrung Gott sei Dank nie gemacht und hatte immer Kolleginnen und Kollegen, die mich unterstützt haben. In den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs finden sich neun Prozent Frauen – Tendenz langsam steigend. Und der Gender Pay Gap verringert sich kontinuierlich, aber ebenfalls sehr langsam. Noch immer verdienen Frauen pro Stunde um 19,9 Prozent weniger als Männer. Damit liegt Österreich deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 14,1 Prozent. Frauen bekommen also noch immer rund ein Fünftel weniger aufs Konto als Männer, weil sie auf schlechter bezahlten Positionen und in schlechter bezahlten Branchen und außerdem oft Teilzeit arbeiten. Wie kann sich an dieser Realität was ändern? Ich werde nicht müde für Gleichstellung zu kämpfen. In Österreich werden Frauen von der Gesellschaft stark unter Druck gesetzt, zu Hause zu bleiben, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. Frauen mit Kindern unter 15 Jahren arbeiten fast zu 75 Prozent in Teilzeit. Bei Vätern tun das nur sechs Prozent. Das spiegelt sich nicht nur beim Gehalt, sondern auch in der Höhe der Pension wider. Frauen sind oft gefährdet, in die Altersarmut zu schlittern. Umso wichtiger ist es, dass Frauen sich mit dem Thema Finanzen und Vorsorge auseinandersetzen. Das ist eine wichtige Investition in die Zukunft. Hier gibt es einen großen Wandel, und besonders junge Frauen sind an Finanzbildungsangeboten sehr interessiert. Finanzielle Selbstverantwortung und Unabhängigkeit sind immens wichtige Themen, die ich nicht müde werde, voranzutreiben. Sollten Frauen speziell gefördert werden? Was spricht für eine Frauenquote für SpitzenPosten, was dagegen? Wenn wir davon ausgehen, dass Intelligenz, Begabungen, Stärken, Schwächen normalverteilt sind zwischen Männern und Frauen, dann ist es einfach keine effiziente und gute Nutzung von Humanressourcen, auf die Talente von Frauen zu verzichten. Das hieße ja, auf die besten Köpfe


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