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Faust-Museum

Faust-Museum reloaded – mit Faust in die Zukunft!

„Ausstellen, was zwischen den Buchdeckeln steht“ Autorin: Denise Roth

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Das Faust-Museum Knittlingen, das weltweit einzige Literatur- und Themenmuseum zum Faust-Mythos, hat seine Dauerausstellung runderneuert und modernisiert. Seit 1980 befindet sich das Museum im Alten Rathaus der Stadt Knittlingen, dem Ort, aus dem die historische Faust-Figur stammen soll.

Seit ca. 20 Jahren war die Dauerausstellung gestalterisch auf dem gleichen Stand: mit an den Wänden fest verschraubten Tischvitrinen und wenigen, profund recherchierten Überblickstafeln, allerdings ohne Text! Dies wurde nun in einem dreijährigen Konzeptionsprozess und knapp zwei Jahren Umgestaltungsphase völlig verwandelt: Wurde der Besucher früher an den Wänden entlanggeführt, sind die Exponate nun häufig zentral im Raum verortet, während die Wände flächendeckend mit Texttafeln und Grafiken versehen sind. So wird der interessierte Faust-Laie oder -Kenner auf das jeweilige Exponat hingeführt, kann sich der „Wow-Effekt“ beim Anblick des Originals in der Vitrine erst richtig einstellen.

Auch inhaltlich wurde das Konzept zugespitzt: Statt „nur“ einer quasi lückenlosen chronologischen Dokumentierung, welche Faust-Adaption von den Anfängen in der Renaissance bis heute von wem geschaffen wurde, wird dem Teufelspakt als essenzielles, zentrales Motiv jeglichen faustischen Werkes nachgespürt: Wie entwickelt sich diese Konstellation zwischen Faust und Mephisto? Wo kommt sie her? Und warum ist sie in jeglichem zeitlichen Kontext stets passend gestaltbar und formbar? Aber auch: Wie gehen die unterschiedlichen Kunstdisziplinen jeweils damit um? Ziel der neuen Ausstellungskonzeption musste es dabei auch sein, jedem Besucher einen persönlichen Zugang zu „Faust“ als Thema, Stoff, Phänomen zu ermöglichen. Motto: Einen schwergewichtigen Stoff leicht zugänglich, aber nicht verflacht zu präsentieren.

Das „Einfallstor“ in das Thema bilden dabei nach wie vor dessen geschichtliche Wurzeln: Im Erdgeschoss ist ein Raum ganz der historischen Faust-Gestalt und ihren Zeitgenossen in der Epoche der Renaissance gewidmet. Hier kann den Spuren, die diese geheimnisvolle Figur hinterlassen hat, rund um eine schwarze „Black Box Faust“ nachgegangen werden. Dabei „erläuft“ sich der Besucher nicht nur dessen Leben, sondern kann ihn einordnen, sowohl zeitlich als auch räumlich.

Linke Seite: Erdgeschoss: Black Box Faust mit Quellen Foto: © Hans Hooss für Faust-Museum/Faust-Archiv

Der spektakuläre Tod des Astrologen, Heilkundigen, Magiers und Alchemisten, der wohl bei einem chemischen Experiment mit Schwarzpulver sein Ende fand, mündet im ersten Stock des Faust-Museums in eine ebenfalls neu eröffnete Sonderausstellung mit dem sprechenden Titel „Alchemie –Wissenschaft oder Teufelspakt?“, kuratiert von Chemiker und Chemiehistoriker Dr. Rainer Werthmann (Kassel). Zusammen mit Museumsleiterin Dr. Denise Roth und ihrem Team richtete er in einem eigenen Raum ein zeittypisches Alchemie-Labor der Renaissance mit Werken des Kupferstechers Matthäus Merian dem Älteren (1593-1650) als Wandverkleidung ein und beleuchtet die naturwissenschaftlichen Grundlagen, Praktiken und Ziele der Alchemisten.

In diesem Zusammenhang zeigt die Sonderschau eines der wichtigsten AlchemieWerke des 17. Jhs.: Atalanta fugiens (1608) von Michael Maier (1569-1622), in dem naturwissenschaftliche Phänomene und Prozesse über Bild, Text und auch Musik vermittelt werden. Dieser ganzheitliche Ansatz der Naturwissenschaft verblüfft, erweist sich aber in der Sonderausstellung als dem Weltbild der Renaissance entsprechend.

Das Glanzstück des Faust-Museums stammt aus dem sogenannten „Faust-Geburtshaus“ in Knittlingen, dem Ort, wo die historische Faust-Figur um 1480 geboren worden sein soll. In der Scheune vergraben wurde Mitte des 19. Jhs. ein sechseckiger Schrank mit alchemischen und magischen Symbolen gefunden, ferner in einem Türrahmen verborgen ein Pergamentzettel mit Schutzzauberformeln. Beide Exponate sind Unikate, deren Erforschung derzeit von wissenschaftlicher Seite vorangetrieben wird – es bleibt spannend!

Linke Seite, oben: Erstausgabe der Locorum Communium Collectanea (1563) von Johannes Manlius, mit dem Zitat Philipp Melanchthons, dass Faust aus „Kundlingen“ (Knittlingen) stamme Linke Seite, unten: Stein der Weisen-Vitrine Rechte Seite, oben: Der Giftschrank mit Sator ArepoFormel Rechte Seite, unten: Zeittypisches Alchemie-Labor Fotos: © Hans Hooss für Faust-Museum/Faust-Archiv

Genau in der Mitte der Dauerausstellung über drei Ebenen erfolgt der Übergang von der Historie zur Legende. Dabei wird der Schritt zum fiktionalen „Faust“ über das Hinzugesellen des Gefährten deutlich: Mephistopheles. Von dem Ende des 16. Jhs. bis in die Goethe-Zeit entsteht eine Fülle an „Faust-Literatur“, rund um das Thema mit dem Teufelspakt-Motiv. Den Ausstellungsmachern war wichtig, die ersten literarischen Faust-Adaptionen als ganz aus dem Geist der Zeit geboren zu gestalten. „Zitatfetzen“ aus den frühesten Faustbüchern umrahmen die Exponate und dokumentieren, was das Leben und die Phantasie der Renaissance-Menschen prägte: einerseits die Lust und die Versuchung, Grenzen zu überschreiten, andererseits die panische Angst vor dem Sturz in die Hölle. Stellvertreter für dieses Dilemma und Projektionsfläche der Ängste und Wünsche wird nun FAUST.

Die ersten Faust-Bücher aus dem 16. und 17. Jh. Foto: © Hans Hooss für Faust-Museum/Faust-Archiv

Nach Station beim „Puppenspiel vom Doktor Faust“, veranschaulicht durch den vollständigen Satz der originalen Hohnsteiner Puppen, kann eine „aufgeklärte Sicht“ auf den Faust-Stoff geworfen werden. Trotz aller „Vernunft“ in der Epoche der Aufklärung geschieht gerade in dieser Zeit die Initialzündung, das Thema rund um das Teufelspakt-Motiv wieder als tiefgründigen Stoff zu bewerten, ja ihm sogar, wie niemand geringerer als Gotthold Ephraim Lessing voraussah, das Potential einer Nationalliteratur zuzuschreiben. Dieser Schritt wird vollends vollzogen mit Johann Wolfgang von Goethes FaustAdaptionen.

„Dem“ Faust ist ein eigener, futuristischer Raum gewidmet, in dem in Goethes Text eingetaucht werden kann, den einzelnen Protagonisten Faust, Mephisto und Margarethe nachgespürt werden und sich in deren Handlungsmotivation eingefühlt werden kann. Und auch die eigene Identifikation mit – ja, wem? – kann hinterfragt werden. Der Blick wird hier ganz auf Goethes Sprache und seine Gestaltung gelenkt: Welche Bezeichnungen hat er für seine Figuren? Wie entwickeln sie sich im Laufe des Stückes? Und wer kommuniziert mit wem, oder gerade nicht? Sekundärliteratur ist hier nicht nötig, der eigene Blick über Goethes Schulter auf den Text genügt völlig!

Linke Seite: „Being Goethe“: Der Goethe-Raum mit Namens- und Zitate-Flut der Protagonisten Rechte Seite, oben: Farb- und Bilderrausch: Goethes Faust visualisiert – und originales Bühnenbildmodell von Stefan Mayer der Schlussszene des Faust II in der Inszenierung Peter Steins (Expo 2000, Hannover) Rechte Seite, unten: Tafel mit Planetenbild: Universum „Goethes Faust“ Fotos: © Hans Hooss für Faust-Museum/Faust-Archiv Im Großraum des zweiten Stocks wird dann die visualisierte Faust-Welt des Goetheschen Faust eröffnet, über eine Bilderflut samt Skulpturen – allesamt aus den eigenen Sammlungen des Faust-Archivs Knittlingen – sowie einem „Faust inszeniert“Bereich mit Einblicken in die wegweisenden Bühnenadaptionen seit der Goethe-Zeit. Highlight hier: das originale Bühnenbildmodell der Schlussszene des Faust II der legendären Peter Stein-Inszenierung aus dem Jahre 2000.

Dass mit Goethes Faust II aber nicht Schluss sein kann, beweisen Adaptionen aus der Romantik, die schon vor Goethes Faust I erschienen sind, von Achim von Arnim über Clemens Brentano, wie auch Werke aus dem späten 19., dem 20. und 21. Jh.

Erstausgaben „faustischer Werke“ sind in Fülle zu bewundern, u.a. von Honoré de Balzac, Heinrich Heine, Robert Louis Stevenson, Michail Bulgakov, Klaus Mann und Thomas Mann bis heute von Sten Nadolny und Thea Dorn. Auszüge der Paktszenen einiger Werke sind als Rezitationen über Audio-Stationen genauso hörbar, wie Faust-Musik, sei es Oper, Lied, oder Rockmusik. Ein cineastischer Bereich mit originalen Kino-Sesseln und Filmtheater-Feeling bildet den Abschluss eines einzigartigen Aufenthaltes in der Welt des Faust-Mythos.

Und auch an die Kinder wurde gedacht: In jeder der drei Ausstellungs-Ebenen finden sich kindgerechte und themenbezogene Spielmöglichkeiten: vom Wandmemory über Da-Vinci-Brücken-Bausatz, Spielecke mit Handpuppen und Figuren bis zum Touchscreen mit Puppentheater-Filmen: Kinder jeder Altersgruppe finden nicht nur Beschäftigung, sondern auch Zugang zum Faust-Mythos - und die Eltern somit auch!

Wer noch das eine oder andere Erinnerungsstück in die reale Welt „hinüberretten“ oder sich noch vertiefter mit Faust und Co. befassen möchte, kann im wohlsortierten, reichhaltigen Museumsshop den „Augenblick verweilen“ lassen.

Oben, links: Zweiseitige Skulptur Mephisto-Margarete Oben, rechts: Faust in der Musik Fotos: © Hans Hooss für Faust-Museum/Faust-Archiv Konzept: Denise Roth (Faust-Museum Knittlingen) Grafik / Design: Romy Abraham Faust-Museum Kirchplatz 2 75438 Knittlingen Tel. 07043 - 950 69 22 faustmuseum@knittlingen.de www.faustmuseum.de www.instagram.com/faustmuseum

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