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Heimatmuseum Neuried
Autor: Lars Blümle
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„Wo der Vater Rhein bei dem Fort Schwarzhoff das südliche Terrain der ausgedehnten starken Reichsfestung Straßburg durchströmt und seine vielen Altwasser recht – (die ihm durch starke Dämme abgewonnenen) – fruchtbaren Marschfelder bespülen, – wo die verkehrsreiche Rheinstraße … die gesegneten Fluren und Dörfer des sogenannten Rieds durchzieht, … liegt … der gegen diesen (Rhein) sich weit ausbreitende gleichsam in einen Wald von Obstbäumen gefüllte große Pfarrort Altenheim“. So beschreibt der einstige Hauptlehrer Karl Friedrich Reinmuth 1895 die Lage des Dorfes Altenheim. Von dieser, vom Rhein geprägten, Landschaft, mit seinen Feuchtwiesen und den ausgedehnten Auwäldern, sowie deren Bevölkerung, erzählt das Heimatmuseum der Gemeinde Neuried.
Die Fruchtbarkeit des Bodens, in Zusammenspiel mit den klimatischen Bedingungen, boten ideale Voraussetzungen für den Hanf- und später den Tabakanbau. Nach der zehrenden Zeit des 30jährigen Krieges, brachte dies wirtschaftlichen Erfolg und Reichtum in die Region. Bis heute ist der Ackerbau wichtiger Bestandteil des Riedes. Auch der traditionsreiche Tabak wird noch angepflanzt, auch wenn er inzwischen seinen einträglichen Stellenwert verloren hat.
Linke Seite, oben: Typisch für das Ried, Altrheinlauf mit Auwäldern Foto: © Jürgen Rudolf Linke Seite, unten: Das Heiatmuseum Neuried Rechte Seite, oben: Getreidesäcke mit unterschiedlichen Symbolen Rechte Seite, Mitte: Alte Ackergerätschaften Rechte Seite, unten: Historische Aufnahmen Fotos: © Gerhard Gmeiner
Aus der Zeit des Aufschwungs stammt auch das Gebäude des Heimatmuseums. Im Jahr 1777 musste das alte Schulhaus einem größeren Neubau weichen. Die Gemeinde konnte es sich leisten, ein stattliches Fachwerkhaus in Auftrag zu geben. Insgesamt 37 Eichen für die Errichtung wurden angewiesen. Dazu „20 Wagen Riegelsteine vom alten Schloss in Rohrburg, Ziegel und Kalk aus Dinglingen, Sand aus Kehl, Bretter von der Flösserzunft in Neumühl, Leimen und ‚Wücklen‘ aus Rohrburg und 100 Bosen Stroh aus der Pfarrscheuer“. 60 Jahre lang wurde das Schulhaus als solches genutzt, ehe der Platz für die wachsende Schülerzahl nicht mehr ausreichend war. Im Laufe des 18. Jahrhunderts beherbergte das Gebäude zwischenzeitlich die Kinderschule und wurde dann zum ersten Altenheimer Rathaus.
Später befanden sich eine Wohnung und Schalterräume der Sparkasse darin. 1865 kam eine Gemeindescheune mit Farrenstall hinzu. Letztlich sollte das Gebäude zum Heimatmuseum werden. Die Gemeinde stellte es dem Historischen Verein als Ausstellungs- und Arbeitsraum zur Verfügung und ist seither Träger der Einrichtung. 1987 konnte das Museum feierlich eingeweiht werden. Bis heute wird es rein ehrenamtlich geführt und betrieben.
Keine Raritätensammlung
Unter der Federführung von Dorfarzt Dr. Wilhelm Marx und dem damaligen Schuldirektor Werner Kopf entstand in der Freizeit der Mitglieder ein Kleinod, das bis heute dem Leitspruch von Dr. Marx folgt: „Dies soll keine Rariätensammlung und kein Kuriositätenkabinett sein, sondern wir wollen das Leben und die Lebensumstände darstellen, wie sie die Riedbevölkerung in früherer Zeit vorgefunden hat.“
Nach diesem Credo, dreht sich im Museum fast alles um Land und Leute. Der Landwirtschaft, mit dem schon erwähnten Hanf- und Tabakanbau, sind große Teile gewidmet. Aber auch das Handwerk mit seinen Zünften, erwähnenswert hier die Fischerzunft, findet seinen Platz.
Oben: Panoramaaufnahme der Handwerkerausstellung Linke Seite, unten links: Tabakbündel Linke Seite, Mitte rechts: Spindeln Linke Seite, unten rechts: Mehrfarbiges „Kelsch“ aus Hanfleinen Rechte Seite, unten: Kunkelstab und Umspuler Fotos: © Gerhard Gmeiner
Blick in das Fritz-Boehle-Zimmer. Foto: © Gerhard Gmeiner
Werke des Künstlers Fritz Boehle
Eine Besonderheit bildet die Ausstellung zum Künstler Fritz Boehle (1873-1916), der in Frankfurt lebte, den es aber immer wieder in seine Heimat zog. Der in Emmendingen geborene Maler besuchte gerne die Verwandtschaft in Altenheim und ließ sich hier zu einigen Werken inspirieren. Zwei beeindruckende Originale befinden sich im Besitz des Museums und zeigen Dorfszenen aus dem Ried. Auf Boehles Bildern ist auch die regionale Riedtracht zu sehen, die in Teilen der des benachbarten, französischen Elsass, sehr ähnlich ist. Im Dachgeschoss des Museums wird auf diese Kleidung und deren Bedeutung eingegangen. So auch auf die Tracht der ledigen Mädchen, oder einem Paar in der Hochzeitsausstattung. Zum Historischen Verein gehört, passend dazu, eine Trachtengruppe an, die diese Tradition aktiv pflegt und immer wieder an Kreistrachtenfesten, oder Festzügen zu Jubiläen, teilnimmt.
Im Laufe der Jahre wurde das Heimatmuseum stetig erweitert, um der Fülle an Ausstellungsstücken Raum zu geben. Zuletzt kamen die Stallungen und die Gemeindescheune hinzu und komplettieren das Museum. Nachdem der letzte gemeindeeigene Ziegenbock, die letzten Zuchtbullen und Zuchteber ausgedient hatten, wurden die restlichen Gebäude von der Gemeinde und Vereinsmitarbeitern aufwendig renoviert, so dass heute über 600 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen.
Damit die Einrichtung nicht nur stummer Zeitzeuge bleibt, ist es dem Verein wichtig, das Museum mit Leben zu füllen. Immer wieder finden unterschiedliche Veranstaltungen statt, die zum festen Bestandteil des Dorflebens geworden sind. Ein beliebter Treffpunkt ist zum Beispiel das Jahreszeiten-Café, bei dem es neben leckeren Kuchen und Torten, auch spezielle Aktionen für Kinder gibt.
Linke Seite, oben: Impression vom Museumsfest Unten: Geschirr und Küchengeräte Fotos: © Gerhard Gmeiner
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Das Museum ist aus vielerlei Hinsicht eine Reise wert, aber Neuried hat noch mehr zu bieten. Neben zahlreichen regionalen Vermarktern, bildet die besondere Lage in der Ortenau einen exponierten Ausgangspunkt zu vielen Ausfl ugszielen. Nicht weit entfernt lockt Freiburg mit seinen Gassen und dem Münster genauso, wie die nahegelegene Freiheitsstadt Offenburg. Die liebliche Vorbergzone des Schwarzwaldes lädt zu Tagesausfl ügen ein, wie auch die Vogesen auf französischer Seite mit seinen zahlreichen Burgen und den reizvollen Dörfchen entlang der elsässischen Weinstraße. Und natürlich, das nahegelegene Straßburg, das man problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen und entdecken kann.
Heimatmuseum Neuried Kirchstraße 32 77743 Neuried Tel. 07807 - 5094486 Heimatmuseum-Neuried@online.de www.heimatmuseum-neuried.de
Oben: Ausgediente Schränke wurden auch früher umgenutzt Unten: Nahe Altenheim gefundene römische Münzen weisen auf die frühe Besiedelung hin (nicht in der Ausstellung zu sehen) Fotos: © Gerhard Gmeiner
AUDIOGUIDE HEIMATMUSEUM NEURIED
www.museum.de/m/3964