Nr. 20 April 2022 JAPANDIGEST

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ESSEN

Kleine Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

BIO-LEBENSMITTEL IN JAPAN Bio-Lebensmittel sind in Japan noch nicht so verbreitet wie in anderen Teilen der Welt. Mit neuen Strategien und innovativen Technologien wollen verschiedene Menschen, Organisationen und auch die japanische Regierung solche umweltschonenderen Produkte und deren Herstellung fördern. (Text: Simone Hencke) Mehr auf der Webseite: Alltag > Gesundheit

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ausende Berge erstrecken sich majestätisch durch ganz Japan, dichte, grüne Wälder bedecken über zwei Drittel des Landes. Doch wenn es um die Landwirtschaft geht, ist die üppige Natur vielleicht eher Fluch als Segen. Denn nur ein kleiner Teil des Landes kann dafür genutzt werden, um etwa Obst, Gemüse oder Getreide anzubauen. Und seit Jahrzehnten schrumpft die landwirtschaftliche Fläche immer weiter, die Farmer:innen werden weniger und älter. Lange Zeit sind deswegen herkömmliche Anbaumethoden vor ökologische gestellt worden, Produktivität vor Nachhaltigkeit.

Viele Hürden für Bio-Farmer:innen Daten des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (MAFF) zufolge waren 2018 nur ungefähr 0,5 % der landwirtschaftlichen Fläche in Japan biologisch, also ohne synthetische Pestizide, Düngemittel und Gentechnik, bewirtschaftet. Lediglich die Hälfte davon war tatsächlich nach dem japanischen Bio-Landwirtschaftsstandard zertifiziert. Für Bio-Bauernhöfe ist eine Zertifizierung nämlich oft zu teuer oder nicht notwendig. Viele von ihnen sind kleine Familienbetriebe, produzieren relativ wenig und verkaufen ihre Ernten und Erzeugnisse nur in ihren Gemeinden. Sie können teilweise auch nur dort verkaufen und nicht in überregionalen Supermärkten, weil

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sie etwa nicht mit dem Großhandel zusammenarbeiten. Diejenigen, die an Supermärkte verkaufen dürfen, stoßen vor andere Hindernisse. So gibt es für frisches, biologisch angebautes Obst oder Gemüse in Japan strenge Regeln. Wenn etwa eine Gurke zu stark gebogen ist, dann „gilt sie nicht mehr als Rang A [...] deswegen nehmen sie sie nicht an“, so Nishimura Chie, die mit ihrem Business „Farm Canning“ liegengebliebene BioLebensmittel ankauft und weiterverarbeitet, in einem Interview mit der Japan Times 2019. „[Bio-]Farmer:innen haben viel ungewöhnlich geformtes Gemüse, das sie nicht verkaufen können.“ Nur Lebensmittel, die dieses Siegel tragen, dürfen als „Bio“ vermarktet werden.

Langsam wachsendes Bewusstsein Weil es relativ wenige Bio-Lebensmittel in die Regale bekannter Supermärkte schaffen, wissen viele Verbraucher:innen nicht, wo sie solche Produkte finden können, oder dass es sie überhaupt gibt. Auch deswegen war und ist die japanische Bio-Bewegung noch immer kleiner als in vielen anderen Ländern. Doch in den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen damit angefangen, sich für Bio-Produkte zu interessieren, etwa aus Umwelt- oder Gesundheitsgründen. Das merkte auch Imai Akiteru von Bio c‘ Bon Japon gegenüber Foodex 2018 an. Seine BioSupermarktkette hat vor allem das Ziel, Bio-Produkte zugänglicher zu machen. 2016 eröffnete das erste Geschäft in der


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