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Der Takao
TŌKYŌS HEILIGER BERG
Wenn man an Tōkyō denkt, bauen sich vor dem geistigen Auge riesige Wolkenkratzer auf. Tatsächlich aber wird die Metropole von einer märchenhaften Naturlandschaft eingerahmt. Der Berg Takao ist der ganze Stolz Tōkyōs, den Naturliebhaber sich nicht entgehen lassen sollten. (Text: Maria-Laura Mitsuoka)
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Zu Beginn der Reise am Bahnhof Takaosanguchi bietet der erhöhte Bahnsteig einen guten Ausblick auf das Trick-Art- und das Takao 599-Museum, auf traditionelle Souvenirläden und die
Hauptroute, die sich entlang der Bäume zum Gipfel schlängelt. Ruhig wie ein schlafender Titan schaut der 599 m hohe
Berg Takao auf seine Besucher herab und lädt dazu ein, einen der sechs verschiedenen Wanderwege zu erkunden, die je nach
Schwierigkeitsgrad und Naturlandschaft variieren.
Ein Wanderpfad durch die Geschichte
Wer den Berg Takao zum ersten Mal besucht, sollte Route 1 einschlagen. Der 3,8 km lange Wanderweg führt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie dem Jōshinmon (dem Eingangstor), der Izuna Daigongen-Halle sowie dem Hauptgebäude des Yakuōin-Tempels vorbei und endet am Berggipfel, der eine herrliche Aussicht über die gesamte Region und mit etwas Glück auch auf den Fuji bietet. Der Yakuōin-Tempelkomplex wurde 744 während der Herrschaft des Kaisers
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A Wer die prächtige Herbstlaubfärbung erleben möchte, sollte am besten Ende November den Takao besteigen. B Der Berg Takao bietet neben einem Ausflug durch die Geschichte Japans auch atemberaubende
Naturlandschaften. C Aussicht vom Gipfel des Takao: Bei gutem Wetter gibt sich der heilige Berg Fuji die Ehre. D Bäume, die mit einem Strohseil (shimenawa) umbunden sind, sollen heilige Götter beherbergen. E Die kleine Station Takaosan im Herbst. Die dort abfahrende
Seilbahn bringt Wanderer etwas schneller auf den Gipfel. F Mitsufuku Dango: Die Takao-Spezialität verspricht dreifaches Glück am Spieß.
© TCVB
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Shōmu (seinerzeit ein begeisterter Anhänger des Buddhismus) errichtet. 1375 suchte der Mönch Shungen Daitoku den Takao auf, um unter dem Biwa-Wasserfall asketisch zu meditieren. Er führte anspruchsvolle Rituale durch und beschwor der Legende nach schließlich die Schutzgottheit Izuna Daigongen (die vor Schaden bewahren und Glück bringen soll), zu deren Ehren er die gleichnamige Halle errichten ließ. Während der Sengoku-Zeit (1467-1603) verehrten auch eine Reihe mächtiger Kriegerfürsten wie Takeda Shingen, Uesugi Kenshin und der berühmte Hōjō-Clan diese Schutzgottheit.
Takaos kulinarische Delikatessen
Für hungrige Bergsteiger stehen am Fuße des Takao zahlreiche Restaurants offen, die lokale Spezialitäten anbieten. Besonders beliebt ist das Tengu-yaki, das im Geschäft Takaosan Sumika angeboten wird. Dabei handelt es sich um ein mit süßer Bohnenpaste gefülltes Gebäck in Form eines mythischen tengu. Eine weitere Delikatesse ist Mitsufuku Dango, ein Snack, der aus drei Reismehlbällchen besteht und an den Raststätten entlang der Route 1 erworben werden kann. Seine Bestandteile stehen für daifuku (Glück), kōfuku (Glückseligkeit) und yūfuku (Wohlstand). Die Spieße werden langsam über einem Holzkohlefeuer gegrillt und mit einer speziellen Walnuss-Miso-Sauce überzogen.
Diese Köstlichkeiten genießt man am besten mit Blick auf die Berglandschaft, denn der Takao geizt nicht mit seinen Reizen. Im Frühling hüllen Kirschbäume den Yakuōin-Tempel in ein Meer aus rosa Blüten ein, während im Sommer kühle Spaziergänge entlang der Bäche das Gemüt erfrischen. Rotgoldene Blätterdächer erstrecken sich im Herbst über das gesamte Gelände, wohingegen der Aufstieg an kalten Wintertagen mit einem herrlichen Ausblick auf den schneebedeckten Fuji belohnt wird. Für jüngere Besucher oder Naturliebhaber bietet der Berg neben einem Affenpark fünf weitere Wanderwege, deren Wälder ganzjährig eine farbenprächtige Vielfalt an Pflanzen und Bäumen beherbergen. Diese Eindrücke machen das Bergsteigen nicht nur zu einer abwechslungsreichen Freizeitbeschäftigung, sondern auch zu einem Abenteuer für Freunde und Familie.
TENGU
Der Berg Takao ist eng mit der Verehrung von Tengu verbunden, dämonenartigen Wesen mit langen Nasen, die als Götterboten dienen. Vor den Hallen des Izuna Daigongen begegnet man zwei Tengu-Arten: Der kleinere mit dem Krähenschnabel (karasu tengu) symbolisiert eine Person, die sich noch in der spirituellen Ausbildung befindet, während der größere einen erfahrenen Yamabushi darstellt, der bereits die spirituelle Kraft des Takao erlangt hat.