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Autorin des Erfolgsmangas „Tokyo Girls – Was wäre wenn...?“

IM INTERVIEW MIT HIGASHIMURA AKIKO

Als Single-Frau um die Dreißig hat man es auch in Tōkyō nicht leicht – Higashimura Akiko fängt diese Sorgen und Nöte in ihrem Manga „Tokyo Girls“ äußerst treffend und mit teils bissigen Gags ein. Was bedeutet ihr die Metropole Tōkyō persönlich, welche Tipps hat sie für Besucher und was ist rund um die Entstehung des Mangas so alles passiert? (Text: Constanze Thede)

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ie „Tokyo Girls“ Rinko, Koyuki und Kaori kennen sich schon seit ihrer Schulzeit und sind nach dem Abschluss gemeinsam nach Tōkyō gegangen. Doch im Handumdrehen sind über zehn Jahre vergangen und die drei sind mit über Dreißig Single und beruflich nur mäßig erfolgreich. Angesichts

Dder für 2020 geplanten Olympiade beschließen sie, bis dahin einen pas-

senden Heiratskandidaten zu finden. Dies ist jedoch schwieriger als gedacht.

Die Olympischen Spiele sind mittlerweile vorbei. Was ist aus den Single-Frauen geworden, die Ihnen als Vorbild für die „Tokyo Girls“ dienten?

Eine beträchtliche Zahl der „Tokyo Girls“ in meinem Umfeld hat sich aktiv auf die Partnersuche begeben und geheiratet. Der Gedanke, dass sie nicht unendlich viel Zeit haben und im Handumdrehen älter werden, scheint als Antrieb gewirkt zu haben. Es sind wirklich allesamt ganz zauberhafte Frauen, daher haben sie keine Probleme, einen Partner zu finden, wenn sie sich erst einmal aufraffen.

In „Tokyo Girls“ ist die Izayaka-Bar ein wichtiger Ort für die Protagonistinnen. Was macht für Sie persönlich den Charme eines Izakaya aus?

Dies ist wohl vor allem in Asien üblich, aber für mich liegt der Charme eines Izakaya darin, dass man nach Lust und Laune viele kleine Portionen seiner Lieblingsspeisen verzehren und dazu etwas trinken kann. Außerdem kann man laut und ausgelassen sein, ohne dass sich jemand darüber ärgert.

Was macht Tōkyō in Ihren Augen so besonders? Welche Orte in Harajuku und Omotesandō, wo „Tokyo Girls“ hauptsächlich spielt, sollte man besuchen?

Tōkyō ist die bevölkerungsreichste Stadt der Welt und voller junger Menschen, die vom Land in die Stadt gezogen sind. Wer dort behauptet, keinen Partner oder keine Partnerin zu finden, wird nirgendwo auf der Welt fündig werden – auch darum sollte es im Manga gehen. Selbst im digitalen Zeitalter gibt es Begegnungen, die man nur in Tōkyō haben kann.

Achten Sie im Alltag auf bestimmte Dinge, um Ihr Werk möglichst authentisch zu gestalten?

Da ich in Harajuku arbeite, habe ich mich bemüht, sowohl die Frauen, die dort unterwegs sind, als auch die Cafés, Bekleidungsgeschäfte und Bars so darzustellen, wie sie sind. Das gilt auch für die Mode und Kleidung der Frauen um die Dreißig. Beim Zeichnen überlege ich mir genau, ob ein Kleidungsstück z. B. 30 oder 70 Euro kostet. In Harajuku und Omotesandō auf jeden Fall die Takeshita-dōri, wo es Crêpes, Tapioka und Regenbogen-Zuckerwatte gibt, die bei den Jugendlichen gerade sehr angesagt sind. Außerdem das Izakaya Hyōtan, denn dort ist es besonders günstig und lecker und es diente als Vorbild für das Izakaya, das die „Tokyo Girls“ immer besuchen. Meine Assistent:innen gehen nach der Arbeit immer zum TōgōSchrein, den ich auch sehr empfehlen kann. Ich war wirklich überrascht, dass es mitten in der Großstadt so große Wasser- und Ochsenfrösche gibt. Man sieht hier sogar Füchse. In der Hochphase der Pandemie waren die Straßen von Harajuku menschenleer und die Füchse sind hier umhergeschlichen. Das ist wirklich passiert! Generell würde ich Touristen unbedingt die Depa chika (unterirdische Feinkostabteilungen) ans Herz legen, besonders die der Kaufhäuser Mitsukoshi Ginza, Mitsukoshi Nihonbashi und Isetan in Shinjuku. Allein sich dort umzuschauen ist eine wahre Freude.

Was verbinden Sie mit Deutschland und haben Sie eine Botschaft an Ihre Leser:innen hierzulande?

Ich wollte schon immer mal ein deutsches Brauhaus besuchen. Außerdem würde ich gerne mal eine echte Schwarzwälder Kirschtorte probieren. Übrigens habe ich neben „Tokyo Girls“ noch zahlreiche andere Mangas gezeichnet! Leider ist nur ein Bruchteil davon im Ausland erschienen, aber dennoch lege ich sie Ihnen wärmstens ans Herz.

© Akiko Higashimura / Kodansha.Ltd.

TOKYO GIRLS

Was wäre wenn...?

Egmont Manga, in 9 Bänden abgeschlossen

© Akiko Higashimura / Kodansha.Ltd. © Akiko Higashimura / Kodansha.Ltd. © Akiko Higashimura / Kodansha.Ltd.

HIGASHIMURA AKIKO

Geboren 1975 in Miyazaki, hat sie in Japan schon zahlreiche Werke veröffentlicht. „Tokyo Girls“ erschien dort von 2014-2017 unter dem Titel Tōkyō tarareba musume und erhielt 2017 sogar eine TV-Adaption.

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