3 minute read

Pulsader einer Großstadt

Ikebukuro

Mejiro

Advertisement

Takadanobaba

Shin-Ōkubo

Shinjuku

Yoyogi

Harajuku

Shibuya Ōtsuka Sugamo Komagome Tabata Nishi-Nippori

Nippori

Uguisudani

Pulsader einer Großstadt DIE YAMANOTELINIE

Ueno

Okachimachi

Akihabara

Kanda

Tōkyō

Ebisu

In ganz Tōkyō existieren fast 900 Bahnstationen, die von über 50 verschiedenen Linien angefahren werden. Neben dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen ist die Yamanote-Linie die wohl bekannteste Bahnlinie Japans, die in einer scheinbar ewigen Dauerschleife die großen und kleinen Knotenpunkte der Stadt miteinander verbindet – für Touristen und Pendler so ermüdend wie lebensrettend. (Text: Diana Casanova)

Mehr auf der Webseite: Reisen > Transport

Yūrakuchō

Shinbashi

Hamamatsuchō

Tamachi

Meguro

Gotanda Ōsaki Shinagawa Takanawa Gateway

An der leuchtend grünen Farbe erkennt man die Züge der Yamanote-Linie in Tōkyō sofort. Laut der Betreibergesellschaft Japan Railways (JR) nutzen sie durchschnittlich 3,5 Millionen Menschen – und das täglich. Die Besonderheit ist ihre Strecke, die in einer ovalen Kreisform verläuft. Alle zwei bis vier Minuten fährt eine Bahn in beide Richtungen ab und steuert insgesamt 30 Stationen (darunter die wichtigen wie Shinjuku, Shibuya, Tōkyō und Ikebukuro) an. Für eine ganze Runde auf der etwa 35 km langen Strecke benötigt sie ca. 59 Minuten. Da sie also quasi ständig im Kreis fahren, unterscheidet man die Züge nicht anhand ihrer Endstation, sondern anhand ihrer Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn (sotomawari, „äußerer Kreis“) und gegen den Uhrzeigersinn (uchimawari, „innerer Kreis“). Eine Endstation gibt es aus technischen Gründen trotzdem, die Station Ōsaki, wo sich das Betriebswerk von JR befindet. Dort finden zwischen

An fast jeder Station der Yamanote-Linie ertönt bei Abfahrt eines Zuges eine „hauseigene“ Melodie. Achten Sie einmal darauf!

Hightech-Bahnhof Takanawa Gateway: Dort kommen technische Innovationen wie Künstliche Intelligenz und vollautomatisierte Kioske zum Einsatz.

01:18 Uhr und 04:26 Uhr – der kurze Zeitraum, in dem die Ringlinie nicht operiert – alle Wartungsarbeiten statt.

Ursprünglich diente die Yamanote-Linie nicht dem Personenverkehr, sondern dem Frachttransport. Ihr historischer Vorgänger wurde ab 1885 von der privaten Nippon Railway Company eingesetzt und beförderte maximal 50 Passagiere pro Tag. Zwei Linien verbanden die für den Handelsverkehr zentralen Bahnhöfe Ueno (via Akabane) im Norden mit Shinagawa im Süden der Hauptstadt. Mit dem Bevölkerungswachstum nahm auch die Bedeutung und Nutzung der Bahnstrecke zu. 1903 eröffnete ein weiterer Streckenabschnitt, der „obere“ Teil der heutigen Yamanote-Strecke, der die Bahnhöfe Ikebukuro und Tabata miteinander verband. 1909 wurden diese Strecken als Yamanote-Linie zusammengeführt. Von der Station Tōkyō, die 1919 hinzu kam, fuhren die Züge in Richtung Westen weiter, sodass sie in einer Art 6-Form operierten. 1925 wurde die Lücke zwischen Tōkyō und Ueno geschlossen – die Kreisform war komplett. In der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte die Yamanote-Linie zu einem der wichtigsten Transportmittel der Hauptstadt. 1971 wurde zudem endlich das Namensdilemma gelöst: Lange Zeit war die Linie sowohl unter dem Namen Yamanote als auch Yamate bekannt. Das liegt an den Schriftzeichen, die auf beide Weisen gelesen werden können. Der staatliche Nachfolger der Nippon Railway Company, Japanese National Railways (welche 1987 privatisiert und zu Japan Railways wurde), taufte die Linie offiziell Yamanote, auch um sie von der Station Yamate im nahegelegenen Yokohama zu differenzieren. Doch warum heißt sie überhaupt so? Da die Yamanote-Züge ursprünglich zum Frachttransport eingesetzt wurden, legte man die Gleise im weniger bewohnten, hügeligen Teil der Stadt, dem yama no te („Oberstadt“; „in Richtung der Berge“).

Heutzutage ist die Yamanote-Linie eine der modernsten Bahnlinien Japans. Stets mit der neuesten Technik ausgestattet, sind die Elektrozüge voll klimatisiert, die automatisierten Ansagen werden sowohl auf Japanisch als auch auf Englisch durchgeführt. Seit 2018 testet JR sogar autonom fahrende Züge und plant, diese Technologie bis 2028 vollständig auf der Strecke einzuführen. Diese durfte sich kürzlich zudem über Zuwachs

Bescheidene Anfänge, rasantes Wachstum

Modern, effizient, (des Öfteren) überfüllt

freuen: Der futuristische Bahnhof Takanawa Gateway, entworfen vom japanischen Star-Architekten Kuma Kengo, wurde 2020 im Rahmen der Olympischen Spiele in Tōkyō eingeweiht – passenderweise neben Tōkyōs ältestem Bahnhof Shinagawa, der 1872 erbaut wurde. Für Touristen ist die Ringlinie der ideale Weg, um alle großen Sehenswürdigkeiten der Stadt schnell zu erreichen. Da sie Teil des JR-Streckennetzes ist, deckt der Japan Rail Pass außerdem alle Fahrten mit ihr ab! Von einer Fahrt zur berüchtigten japanischen Rushhour sollte man allerdings absehen, auch wenn durch die Corona-Pandemie die berühmten Bilder von überfüllten Waggons seltener geworden sind. Aber egal, ob voll oder nicht: Wie die meisten Züge in Japan ist die Yamanote-Linie äußerst zuverlässig und verspätet sich nur in Ausnahmefällen.

© Lucas Vallecillos / Alamy Stock Photo

Rushhour in Tōkyō: Besonders der Bahnhof Shinjuku stellt Fahrgäste oft auf Geduldsprobe.

This article is from: