Rühli, Thier (Hg.): Weissbuch Corona. Die Schweiz nach der Pandemie

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Thomas Porchet

Corona hat vieles grundlegend verändert. Das Gesundheitssystem, die

Andreas Faller

Ulrich Weidmann

und das Rechtswesen, die Wirtschaft, der Verkehr, die Wissenschaft,

Beatrix Frey-Eigenmann

Ludovica Molo

Das Gesundheitswesen  Spitäler und Pflegezentren  Matthias Egger

Wissenschaft und Forschung  Abraham Bernstein /  Florent Thouvenin

Pandemie als ­Informationskrise : Wege aus dem « Data-Lockdown »

Wirtschaftliche Dynamiken Daniel Kalt

Konjunktur  Regine Sauter

Handel im Spiegel der Pandemie  Alexander Wagner

Energiewirtschaft  Verkehr

Das Territorium nach Covid — neue Formen des Zusammenlebens  Jörg Arnold

Der Tourismus in der Schweiz nach der Pandemie  Katrin Schneeberger

War die Pandemie für die Umwelt gut oder schlecht ?

Bilanz und Ausblick Frank Rühli / Andreas Thier

Befunde, Erkenntnisse, Perspektiven

Regierung, die Verwaltung und die Parteien, das Staatsverständnis

Forschung und Bildung, unser Sozialverhalten, Ethik und Religion —

kein Bereich des öffent­lichen Lebens blieb von der Krise unberührt. Die Folgen sind kaum abschätzbar.

Wie veränderte die Pandemie die Schweiz ? Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für zukünftige Krisen gewinnen ? Diese Fragen stellen

die Herausgeber Frank Rühli und Andreas Thier den 41 Expertinnen und Experten aus allen Lebens- und Wissensbereichen. Ihre Antworten

sind in diesem Buch versammelt. In fachlichen Analysen und Erfahrungs­ berichten aus der Praxis vermitteln sie ihre spezifischen Erkenntnisse

aus der Pandemie und zeigen Perspektiven für die Zukunft auf. Erstmals für die Schweiz bündelt das Weissbuch Corona in der Krise gewonnenes Erfahrungswissen aus einem breiten Spektrum von Gesellschaft,

­Wirtschaft, Politik und Kultur. So leistet es einen Beitrag zur unaufschieb­ baren Debatte über die Krisenresilienz unserer Gesellschaft.

Weissbuch Corona

Gesundheitswesen und Medien

Weissbuch Corona Die Schweiz nach der Pandemie Befunde — Erkenntnisse — Perspektiven

Frank Rühli ( * 1971 ) ist Professor und Direktor des Instituts für Evolutionäre Medizin an der Universität Zürich.

Marcel Sennhauser

Andreas Thier ( * 1963 ) ist Professor für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Rechtstheorie und Privatrecht an der Universität Zürich.

Chemie, Pharma, Lifesciences — forschende Industrien als Chance für die Menschheit

Staat und Regierungshandeln

Frank Rühli / Andreas Thier

Felix Uhlmann

Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie Kultur und Gesellschaft Konrad Schmid

Religion und Werte Heiko Hausendorf

Kommunikation mit und durch Sprache Die Schweiz nach der Pandemie — die Perspektive einer ­Nichtregierungsorganisation

Frank Rühli Andreas Thier ( Hg.)

Frank Rühli Andreas Thier ( Hg.)

Die Herausgeber

Die Perspektive der KMU : Führungsmängel in der Pandemiebekämpfung

Einleitung

Marianne Hochuli

Covid-19 und Finanzmärkte  Hans-Ulrich Bigler

Aus dem Inhalt

Janine Dahinden

Genderaspekte : verschärfte Ungleichheiten  Laurence Kaufmann / Marine

Kneubühler / Fabienne Malbois

Das Soziale im Angesicht der Pandemie  Samia Hurst-Majno

Ethik

Jeanne Devos / Egbert Tholl

Kultur (  Sprechtheater )  Numa Bischof Ullmann

Reflexionen aus der Sicht des Intendanten eines Sinfonieorchesters

Patrick Raaflaub

Risikovorsorge und Risikodialog

Volker Reinhardt

Pest 1348, Corona 2021 — ein historischer Vergleich  Lilo Lätzsch

www.nzz-libro.ch

NZZ Libro

Digitaler Fortschritt und p ­ ersönliche Beziehungen — die Schule von morgen braucht beides

Notrecht

Eva Maria Belser

Existierte die Schweiz während der Pandemie ? Julia Hänni

Rechtskultur  Roger de Weck

Die Durcheinanderschweiz — starke Demokratie, schwache Öffentlichkeit ? Matthias Oesch

Schweiz und Europa  Dölf Biasotto

Kantonale Regierungsarbeit — ein Corona-Praxisbericht aus Appenzell Ausserrhoden  Karin Kayser-Frutschi

Innere Sicherheit in der Zeit der Covid-19-Pandemie  Aldo C. Schellenberg

Sicherheitspolitischer Handlungsbedarf bei der Bewältigung von Katastrophen und Notlagen  Michael Köpfli / Ahmet Kut

Grünliberale Partei Schweiz  Rebekka Wyler

Politische und organisatorische Herausforderungen : die SP in der Coronakrise  Peter Keller

Corona macht die gesellschaftliche Spaltung noch sichtbarer


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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2021 NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG, Basel Lektorat: Ulrike Ebenritter, Giessen Umschlaggestaltung: icona basel Gestaltung, Satz Inhalt: Claudia Wild, Konstanz Druck, Einband: CPI books GmbH, Leck Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, ­insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine ­Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-907291-54-2 ISBN E-Book 978-3-907291-55-9 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Schwabe Verlagsgruppe AG.


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Inhalt

Einleitung Frank Rühli / Andreas Thier

Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie  Kultur und Gesellschaft

9

13

Konrad Schmid

Religion und Werte

15

Heiko Hausendorf

Kommunikation mit und durch Sprache

22

Marianne Hochuli

Die Schweiz nach der Pandemie – die Perspektive einer Nichtregierungsorganisation

30

Janine Dahinden

Genderaspekte: verschärfte Ungleichheiten

37

Laurence Kaufmann / Marine Kneubühler / Fabienne Malbois

Das Soziale im Angesicht der Pandemie

46

Samia Hurst-Majno

Ethik

54

Jeanne Devos / Egbert Tholl

Kultur (Sprechtheater)

61

5


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Inhalt Numa Bischof Ullmann

Reflexionen aus der Sicht des Intendanten eines Sinfonieorchesters

66

Volker Reinhardt

Pest 1348, Corona 2021 – ein historischer Vergleich

72

Lilo Lätzsch

Digitaler Fortschritt und persönliche Beziehungen – die Schule von morgen braucht beides  Staat und Regierungshandeln

78

84

Felix Uhlmann

Notrecht

86

Eva Maria Belser

Existierte die Schweiz während der Pandemie? Die Eigenheiten der Schweiz und ihre Eignung für den Krisenfall

94

Julia Hänni

Rechtskultur

102

Roger de Weck

Die Durcheinanderschweiz – starke Demokratie, schwache Öffentlichkeit? Am Beispiel von Corona und Europa: Wie die allgemeine Inkohärenz der nationalen Kohäsion dient  111 Matthias Oesch

Schweiz und Europa

117

Dölf Biasotto

Kantonale Regierungsarbeit – ein Corona-Praxisbericht aus Appenzell Ausserrhoden

124

Karin Kayser-Frutschi

Innere Sicherheit in der Zeit der Covid-19-Pandemie

6

130


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Inhalt Aldo C. Schellenberg

Sicherheitspolitischer Handlungsbedarf bei der Bewältigung von Katastrophen und Notlagen

138

Michael Köpfli / Ahmet Kut

Grünliberale Partei Schweiz

147

Rebekka Wyler

Politische und organisatorische Herausforderungen: die SP in der Coronakrise

153

Peter Keller

Corona macht die gesellschaftliche Spaltung noch sichtbarer  Gesundheitswesen und Medizin

159

164

Andreas Faller

Das Gesundheitswesen

166

Beatrix Frey-Eigenmann

Spitäler und Pflegezentren

173

Matthias Egger

Wissenschaft und Forschung

178

Abraham Bernstein / Florent Thouvenin

Pandemie als Informationskrise: Wege aus dem «Data-Lockdown»  Wirtschaftliche Dynamiken

185

192

Daniel Kalt

Konjunktur

194

Regine Sauter

Handel im Spiegel der Pandemie

202

Alexander Wagner

Covid-19 und Finanzmärkte

212

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Inhalt Hans-Ulrich Bigler

Die Perspektive der KMU: Führungsmängel in der Pandemiebekämpfung

221

Marcel Sennhauser

Chemie, Pharma, Lifesciences – forschende Industrien als Chance für die Menschheit

227

Patrick Raaflaub

Risikovorsorge und Risikodialog

234

Thomas Porchet

Energiewirtschaft

240

Ulrich Weidmann

Verkehr

246

Ludovica Molo

Das Territorium nach Covid – neue Formen des Zusammenlebens

253

Jörg Arnold

Der Tourismus in der Schweiz nach der Pandemie

260

Katrin Schneeberger

War die Pandemie für die Umwelt gut oder schlecht?  Bilanz und Ausblick

266

275

Frank Rühli / Andreas Thier

Bilanz und Ausblick – Befunde, Erkenntnisse, Perspektiven

Autorinnen und Autoren

8

277

283


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Frank Rühli / Andreas Thier

Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie Die Covid-19-Pandemie hat die Welt an Abgründe geführt. Sie hat das tägliche Leben von uns allen erfasst, sie ist von Anfang an ein globales Phänomen gewesen und sie hat zu Einschränkungen von Freiheit geführt, die in ihrer weltweiten Verbreitung beispiellos zu sein scheinen. Auch für die Schweiz bedeutete die Covid-19-Krise eine Herausforderung in einem enormen Ausmass. Das gilt umso mehr, als sie seit der Spanischen Grippe 1918–1920, anders als etwa die von SARS betroffenen südostasiatischen Regionen, keiner Epidemie ausgesetzt gewesen war.1 Jetzt, im Sommer 2021, ist es noch zu früh für eine Antwort auf die Frage, ob diese Situation sich beim Umgang mit der gegenwärtigen Pandemie ausgewirkt hat. Zudem sind die Ursprünge und die initialen Dynamiken von Covid-19 derzeit ungeklärt.2 Dagegen scheint uns der Zeitpunkt gekommen zu sein, um im Rückblick auf die Geschehnisse seit 2020 danach zu fragen, wie, mit welchen Strategien und Vorgehensweisen, zukünftig Krisen wie der Covid-19-Pandemie am besten begegnet werden sollte. Dabei haben wir den Blick von vornherein und sehr bewusst auf die Schweiz gerichtet. Sie zeichnet sich durch ein gerade für Pandemien sehr spezielles Setting aus: Das Territorium ist überschaubar, zugleich aber auch physisch mit den Territorien der Nachbarländer verzahnt. Dem entspricht die enorme Abhängigkeit der Wirtschaft von den benachbarten nationalen Märkten. Im Blick auf die Schweiz zeigen sich aber auch sehr plastisch die Vor- und Nachteile grossen nationalen wie individuellen Wohlstands und der selbst auferlegten Pflicht zur perfekten – wenn auch nicht immer schnellsten – Lösung. Hinzu treten eine stark föderalistische Herrschaftsordnung und eine basisdemokratisch ausgerichtete Legitimations- und Entscheidungskultur. Diese Rahmenbedingungen sind 9


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Einleitung

natürlich sehr gut bekannt. Naturgemäss nicht klar war und ist dagegen, wie die Schweiz auf die Krise reagierte, was die Krise in der Schweiz bewirkte und – vor allem – welche Befunde und Schlussfolgerungen sich für die Zukunft aus der Retrospektive ergeben. Damit ist das zentrale Anliegen dieses Buchs beschrieben. Es soll versuchen, die Beobachtungen, Deutungen und Bewertungen aus einem möglichst breiten Spektrum von Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur zu erfassen. Das ist kein Selbstzweck, auch wenn die Beiträge dieses Bands sicherlich auch wertvolle Quellen künftiger zeitgeschichtlicher Analysen sein können. Wesentlich war für uns die Zielsetzung, als – soweit ersichtlich – schweizerischer Primeur in der Krise gewonnenes Erfahrungswissen zu bündeln und so einen kleinen Beitrag zur notwendigen Debatte über die bisherige und künftige Krisenresilienz zu leisten. Dabei musste die Auswahl der angesprochenen Themen begrenzt bleiben. Zudem geht es nicht um Schuldzuweisungen oder gar persönliche Kritik. Entscheidend ist vielmehr, welche Konsequenzen aus den bisherigen Erfahrungen mit dem Pandemiegeschehen in der Schweiz gezogen werden sollten. Die Beiträgerinnen und Beiträger dieses Bands waren deswegen gebeten, drei Fragen in der Form eines kurzen Essays zu beantworten: • Wie hat die Covid-19-Krise die Schweiz generell verändert? • Was sind konkrete Beispiele von mittel- und langfristig zu erwartenden Anpassungen in Ihrem gesellschaftlichen Bereich? • Was ist die Rolle Ihres Bereichs für eine zukünftige verstärkte nationale Krisenresilienz? Wir sind sehr dankbar, dass eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren bereit gewesen ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. So sind die Beiträge dieses Buchs entstanden. Es sind Einschätzungen, die aus der Perspektive der Wissenschaft abgegeben worden sind, die aber auch vielfach die Sichtweisen von Branchen und Institutionen spiegeln und die manchmal auch anekdotisches Erfahrungswissen einfliessen lassen. In ihrer Vielfalt bieten diese Beiträge Diskussionsgrundlagen und Referenzpunkte für die weitere Auseinandersetzung mit der Covid-19-Pandemie in der Schweiz.

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Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie Anmerkungen 1

2

Staub, Kaspar et al.: «The ‹Pandemic Gap›» in Switzerland across the 20th Century and the Necessity of Increased Science Communication of Past Pandemic Experiences, in: Swiss Medical Weekly (2020). https://smw.ch/op-eds/post/the-pande mic-gap (Zugriff: 24.8.2021). Vgl. dazu Rühli, Frank et al.: «Do not call it COVID-19, it might have been the second wave», in: Medical Hypotheses 144 (2020). https://doi.org/10.1016/j.mehy.2020.11 0285.

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Marianne Hochuli

Die Schweiz nach der Pandemie – die Perspektive einer Nichtregierungsorganisation I. Armut und prekäre Lebenssituationen werden sichtbar Menschen stehen in Schlangen stundenlang für Essen an. Dieses Bild, das bis anhin mit ärmeren Ländern in Verbindung gebracht wurde, erschien nun auch in der reichen Schweiz. Es erschütterte die vielerorts herrschende Gewissheit, dass in der Schweiz mindestens die Notversorgung für alle garantiert sei. Ein Bild vermochte der breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen, dass auch wir in der Schweiz ein Armutsproblem haben. Eigentlich ist dies längst bekannt. Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht seit über einem Jahrzehnt regelmässig Armutszahlen: 735 000 Menschen lebten 2019 offiziell unter der Armutsgrenze, davon 115 000 Kinder, und jede fünfte Person kann eine Rechnung von 2500 Franken nicht innerhalb eines Monats bezahlen.1 Das Bild mit den für Essen anstehenden Menschen zeigt also nur die Spitze des Eisbergs von prekären Lebenslagen, die nun immer deutlicher zutage treten. Die Coronakrise hat die Armut in der Schweiz sichtbar gemacht und weiter verschärft.

II. Nichtregierungsorganisationen nehmen zentrale Rolle in der Unterstützung wahr Unmittelbar nach Beginn des ersten Lockdowns stiegen bei Hilfswerken die Anfragen um Informationen für finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten und konkrete Hilfegesuche sprunghaft an. Die Hilferufe waren auch dann nicht rückläufig, als der Bundesrat staatliche Unterstützungsmassnahmen ankündigte, die er laufend erweiterte. Auf den ersten Blick schien 30


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Die Schweiz nach der Pandemie – die Perspektive einer Nichtregierungsorganisation

sich der Sozialstaat Schweiz zu bewähren und gab vielen Menschen Hoffnung, die Krise überstehen zu können. Die Gesuche bei den Hilfswerken zeigten jedoch bald, dass viele prekäre Alltagssituationen nicht mitbedacht wurden, oder etwas auf den Punkt gebracht: Die Menschen mit kleinem Einkommen und ungesicherten Arbeitsverhältnissen wurden ganz einfach vergessen. Einen umso grösseren Stellenwert bekam darum die Corona-Hilfe von privaten Organisationen, die wiederum nur dank der grossen Solidarität und Spendenbereitschaft der Schweizer Bevölkerung durchgeführt werden konnte. Damit bauten die Organisationen in kürzester Zeit – oft in diversen Partnerschaften – Nothilfestrukturen vor Ort auf oder dehnten bereits vorhandene Beratungsangebote aus. Sie berieten und unterstützten die Hilfesuchenden persönlich, was umso notwendiger war, als vielerorts die Schalter bei den öffentlichen Anlaufstellen geschlossen und nur noch online zugänglich waren. Dies bereitete vielen grosse Mühe. Sie waren verzweifelt und wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten. So agierten die privaten Organisationen noch mehr als sonst als Triagestellen und Scharnier zu den staatlichen Stellen. Je nach Kanton beteiligten sich allmählich auch der Kanton oder die Städte an der Finanzierung dieser sozialen Aktivitäten der Hilfswerke. Der Staat konnte in dieser Krise auf deren grosse Erfahrungen mit basisnaher Tätigkeit zählen.

III. Es klaffen Lücken im Sozialsystem Das Hilfswerk Caritas führte seit dem Frühling 2020 schweizweit seine grösste Hilfsaktion für Armutsbetroffene durch. Seit über zwei Jahrzehnten mit der wachsenden strukturellen Armut in der Schweiz beschäftigt, genügte es ihm nicht, Hilfe vor Ort zu leisten. Er analysierte laufend seine Erfahrungen, um daraus sozialpolitische Erkenntnisse ziehen und an Politik und Öffentlichkeit gelangen zu können. Die private Corona-Hilfe wurde subsidiär geleistet, also nur an Personen, die keine staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen konnten. Wer konnte denn nicht auf die staatlichen Corona-Massnahmen zählen? Aus welchen Gründen? Welche Lücken zeigten sich im Sozialsystem? 31


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Kultur und Gesellschaft

Der Grossteil der Menschen – viele Familien –, die Hilfe suchten, lebten bereits vor der Coronakrise in schwierigen finanziellen Verhältnissen. Sie zählen zu den Working Poor, die trotz Arbeit ihre Existenz nur mit Mühe bestreiten können. Oder sie arbeiten in tiefen Pensen, obwohl sie mehr arbeiten möchten. Hinter dieser Unterbeschäftigung, die mehr die Frauen betrifft, versteckt sich eine zunehmende Arbeitslosigkeit, die noch zu wenig wahrgenommen wird.2 Arbeitnehmende haben auch immer öfter Arbeit lediglich auf Abruf mit stark schwankenden Arbeitsstunden, und sie sind schlecht bezahlt. Die zuvor schon sehr prekären Arbeitsverhältnisse wirkten sich in der Coronakrise sofort aus und hatten akute finanzielle Probleme zur Folge. Angestellte wurden auf Kurzarbeit gesetzt oder verloren gar ihre Stelle. Die 80-Prozent-Entschädigung ihres bisherigen niedrigen Lohns reichte nicht mehr. Im Stundenlohn Angestellte erhielten weniger Arbeitseinsätze und Selbstständigen brachen die Aufträge weg. Viele verloren ihre kleinen Nebenverdienste, die geholfen hatten, sich über Wasser zu halten. Nun reichte das bereits vorher knappe Budget nicht mehr, um die Rechnungen bezahlen zu können. Man hätte erwarten können, dass die Anmeldungen bei der Sozialhilfe explodieren würden. Dem war nicht so. Bis man sozialhilfefähig ist, braucht es viel. Oftmals ist ein zweijähriger Gang durch die Arbeitslosigkeit mit vermindertem Arbeitslosengeld nötig. Dies bedeutet nebst finanziellen Einbussen gerade für Menschen mit einem kleinen Bildungsrucksack vergebliche Stellensuchen mit immer neuen Absagen, wachsenden Zweifeln an sich selbst, eine immer grössere Existenzangst, an der auch die einem Nahestehenden leiden. Nie wurde deutlicher als in dieser Krise, dass die Sozialhilfe wirklich das letzte Sicherungsnetz ist. Eine schwerwiegende Versorgungslücke gibt es für alle, deren Einkommen knapp über der Grenze zur Sozialhilfe liegt. Viele Haushalte, die ihre Rechnungen für Miete, Krankenkassenprämien und Steuern kaum oder nicht mehr bezahlen können, benötigen ein Budget, das nicht zum Bezug von Sozialhilfe berechtigt. Der Bedarf eines Menschen im untersten Mittelstand liegt also noch einiges über der sehr tief definierten Armutsgrenze. Die Armutsgrenze richtet sich an den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe SKOS aus und ist für viele Haushalte nachweislich zu tief und reicht nicht aus, um den grundlegenden Bedarf zu decken. Bestehen noch finanzielle Reserven, müssen diese vor 32


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Die Schweiz nach der Pandemie – die Perspektive einer Nichtregierungsorganisation

dem Gang zur Sozialhilfe praktisch aufgebraucht werden. Aufgrund dieser strikten Bedingungen verzichten viele Menschen darauf, Sozialhilfe zu be­­ ziehen, sogar wenn sie das Recht dazu hätten. Nicht zuletzt haben die politischen Attacken auf die Sozialhilfe dazu geführt, dass Armut in der Schweiz noch immer als individuelles Versagen empfunden wird. So schämen sich viele und versuchen lieber, irgendwie durchzukommen. Auch trägt die Aussicht, später die Sozialhilfe zurückzahlen und also in Raten abstottern zu müssen, nicht dazu bei, dass Menschen ihr Recht auf Unterstützung wahrnehmen. Gar riskant ist der Gang auf das Sozialamt für Migrantinnen und Migranten. Bei ihnen hat eine kürzliche Verschärfung des Ausländer- und Integrationsgesetzes dazu geführt, dass sie um ihren Aufenthaltsstatus fürchten müssen, wenn sie längerfristig Sozialhilfe beziehen. Zwar haben Bund und Kantone versichert, dass diese Verknüpfung in der Coronakrise nicht gelten soll. Aber wie werden das Staatssekretariat für Migration oder die kommunalen Einbürgerungskommissionen in einem oder zwei Jahren oder später beurteilen, ob die Notlage direkt auf Corona zurückzuführen ist? Diese Unsicherheit führt dazu, dass die sich in Not Befindenden zögern, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zu gross scheint ihnen die Gefahr, die Zu­­ kunft ihrer Kinder in der Schweiz aufs Spiel zu setzen. Sie suchen stattdessen die Hilfswerke auf. Diese können für kurze Zeit Überbrückungshilfe leisten, aber auf die Dauer niemals die nötige Unterstützung über einen längeren Zeitraum geben, die die Menschen brauchen. Noch verheerender ist die Lage für Sans-Papiers. Sie haben keinerlei Anspruch auf staatliche Leistungen, obwohl sie zum grössten Teil seit Jahren in der Schweiz gearbeitet haben. Etliche wurden von ihren Arbeitgebern buchstäblich auf die Strasse gestellt, fristlos entlassen und haben kein Einkommen mehr. Viele SansPapiers waren daher während der Coronakrise komplett von der Unterstützung von Hilfswerken oder spezialisierten Beratungsstellen für Sans-Papiers abhängig. Erst nach und nach haben insbesondere Städte wie Genf und Zürich Unterstützungsfonds geschaffen.

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Kultur und Gesellschaft

IV. Armut als künftige Herausforderung Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise werden sich erst noch zeigen – auf die Gesundheitskrise wird eine wirtschaftliche und soziale Krise folgen. Bis Anfang 2021 hat sich die Arbeitslosigkeit in der Schweiz beinahe verdoppelt. Auch wenn Prognosen schwierig sind, wird es mit Sicherheit zu weiteren Entlassungen kommen. Viele Menschen werden ihre Arbeit verlieren, finanzielle Einbussen erleiden und mittel- bis langfristig auf Unterstützung angewiesen sein. Die SKOS geht in ihrer Analyse davon aus, dass es in der Sozialhilfe bis ins Jahr 2022 einen Zuwachs von über 21 Prozent geben könnte.3 Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Armut in der reichen Schweiz die zukünftige sozialpolitische Herausforderung sein wird. Wie hat die Politik auf die bisherigen Auswirkungen der Coronakrise und auf die steigende Armut reagiert? Kleine Bewegungen sind möglich geworden. Vermehrt sind Parlamentarierinnen und Parlamentarier sensibilisiert auf Armutsfragen. So haben die eidgenössischen Räte den Bundesrat im Juni 2020 beauftragt, ein regelmässiges Monitoring der Armutssituation in der Schweiz einzurichten. Ein solches hatte der Bundesrat ein Jahr zuvor noch als unnötig abgelehnt. Ein schweizweites Armutsmonitoring soll Bund, Kantonen und Gemeinden wichtige Erkenntnisse für die Prävention und Bekämpfung von Armut liefern und auf Bestandesaufnahmen der Armutssituation in den Kantonen aufbauen. Denn es sind die Kantone, die für viele Bereiche einer umfassenden Armutspolitik verantwortlich sind. Dazu ge­­ hören etwa die Bildungs- und Wohnungspolitik, die Gesundheits-, Familien- und Finanzpolitik. Viele Kantone wissen noch viel zu wenig, wer bei ihnen armutsgefährdet ist, nur die Hälfte der Kantone hat in den letzten zehn Jahren Armutsberichte erstellt. Um vorzuführen, wie sinnvoll solche Be­­standesaufnahmen sind, haben die Berner Fachhochschule und Caritas ein Modell für ein kantonales Armutsmonitoring erarbeitet, das auf vorhandene Daten, inklusive Steuerdaten, zurückgreift.4 So kann nebst der Einkommensarmut auch das Vermögen erfasst werden. Auf diese Weise gewinnt ein Kanton ein genaueres Bild, welche Bevölkerungsgruppen besonders von Armut bedroht sind und wie die bereits vorhandenen Instrumente wirken. 34


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Die Schweiz nach der Pandemie – die Perspektive einer Nichtregierungsorganisation

Das Modell ist bei einzelnen Kantonen, aber auch beim Bund und in der Politik auf Interesse gestossen. Dies zeigt, wie fruchtbar eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, öffentlicher Verwaltung und Politik sein kann, um in der Armutsbekämpfung einen Schritt weiterzukommen.

V. Es bedarf kurz- und längerfristiger Perspektiven Um nicht noch mehr Menschen in die Armut abzudrängen, werden kurzund langfristige Perspektiven benötigt. Dazu sollte die Politik ideologische Grabenkämpfe überwinden und diejenigen vor Augen haben, die im Mo­­ ment daran sind, alles zu verlieren. Dass die aktuellen Hilfsprogramme und Massnahmen des Bundes bis zum Ende der Krise weitergeführt werden müssen, darüber herrscht allgemeine Einigkeit. Sie müssen aber nicht nur bis zum Ende der Gesundheitskrise, sondern darüber hinaus andauern. Viele Massnahmen zielen zudem stark auf den Mittelstand, und die KMUs, die «kleinen Menschen», stehen nicht im Fokus der Politik. Für Menschen, die finanziell nicht mehr zurechtkommen und doch noch nicht in der Sozialhilfe sind, müssen neue Instrumente wie beispielsweise unbürokratische Direktzahlungen eingeführt werden Dies kann in der Form von Ergänzungsleistungen sein, wie dies bereits vier Kantone für Familien praktizieren. Menschen mit niedrigem Einkommen, die auf Kurzarbeit gesetzt wurden oder gar ihre Arbeit verlieren, be­­ nötigen Kurzarbeits- oder Arbeitslosenentschädigung, die zu 100 Prozent ihrem bisherigen Lohn entspricht. Und zentral ist für viele, dass ihre Haushaltsbudgets entlastet werden. Würden Bund und Kantone ihre Prämienverbilligung stark erhöhen, würden sie damit einen entscheidenden Beitrag leisten. Die in den letzten Jahren stark gestiegenen Krankenkassenprämien bringen viele Menschen in prekären Situationen in die Schulden. Viele Kantone haben in den vergangenen Jahren bei der Prämienverbilligung gespart. Die Coronakrise hat auch dazu geführt, dass sich die Digitalisierung stark beschleunigt hat. Dadurch sind bereits weitere Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Bildung oder nicht mehr genügender Qualifizierung verloren gegangen. Die Regionalen Arbeitsvermittlungen RAV und die Sozial35


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Kultur und Gesellschaft

dienste werden darum die Begleitung und Coachings stark ausbauen und sich viel intensiver mit Bildungsfragen auseinandersetzen müssen. Bis jetzt richtete sich der Blick vor allem darauf, möglichst schnell wieder eine Arbeit zu finden. Ohne entsprechende Weiterbildungen werden viele keine Chancen auf dem sich schnell verändernden Arbeitsmarkt mehr haben. In der Schweiz leben über 800 000 Menschen mit ungenügenden Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben und IT-Kenntnissen. Sie dürfen nicht sich selbst überlassen werden. Armut bedeutet nicht nur, zu wenig finanzielle Mittel zu haben. Armut bedeutet fehlende Perspektiven, Verlust des Selbstvertrauens, Ausgrenzung von allem, was in einer Gesellschaft als üblich angesehen wird. Wir alle werden in den nächsten Jahren unseren Beitrag leisten müssen, um dem Zusammenhalt in der Schweiz Sorge zu tragen und jedem und jeder in dieser Gesellschaft einen Platz zuzugestehen, um ein Leben in Würde leben zu können. Die Schweiz kann und muss sich dies leisten. Sie steht – trotz aller Krise – wirtschaftlich an einem ganz anderen Ort als viele ärmere Länder, die diese Möglichkeit nicht haben. Weltweit werden laut Weltbank in den nächsten Jahren zusätzliche 150 Millionen Menschen um die nackte Existenz und 150 weitere Millionen Menschen gegen akuten Hunger kämpfen müssen. Auch gegen die weltweit zunehmende Ungleichheit kann die Schweiz einen Beitrag leisten. Aber dies wäre der Inhalt eines eigenen Beitrags. Anmerkungen 1

BFS: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msgid-82382.html (Zugriff: 20.7.2021). 2 BFS: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-sozialesituation-bevoelkerung/gleichstellung-frau-mann/erwerbstaetigkeit/unterbeschaeftigung.html (Zugriff: 20.7.2021). 3 SKOS: Analysepapier zur Corona-Pandemie: Aktuelle Lage und zukünftige Herausforderungen für die Sozialhilfe. Bern, 7. Januar 2021. 4 Fluder, Robert; Hümbelin, Oliver: Ein Armutsmonitoring für die Schweiz: Modellvorhaben am Beispiel des Kantons Bern, Bern, September 2020.

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Dölf Biasotto

Kantonale Regierungsarbeit – ein Corona-Praxisbericht aus Appenzell Ausserrhoden I. Führung in der Krise Wenn der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden tagt, dann ist die gesamte ausserrhodische Gesellschaft am runden Tisch vertreten. Die politischen Positionen liegen zum Teil diametral auseinander. Über alle Ge­­schäfte wird breit diskutiert, argumentiert und mit harten Bandagen verhandelt, bis die optimale Lösung auf dem Tisch liegt. Was ist das Erfolgsrezept des Ausserrhoder Regierungsrats? Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden trainiert seine Teamfähigkeit mit drei Werkzeugen: • Der Regierungsrat verfügt über eine klare Systematik von verschiedenen Sitzungstypen. Er unterscheidet strikte nach den ordentlichen Regierungsgeschäften mit Beschlüssen, den Konsultationsgeschäften und den Orientierungssitzungen. Durch diese klare Strukturierung der Geschäfte werden Missverständnisse und Fehlplanungen in den Departementen verhindert. • Dreimal pro Jahr zieht sich der Regierungsrat zur Klausur zurück. Dabei wird ein halber Tag für die Reflexion der Regierungstätigkeit an­­ hand der Frage «was lief gut, was lief weniger gut im Regierungsrat?» eingesetzt. Bei diesen Rückblenden werden schwierige Situationen, Entgleisungen und unglückliche Abläufe beleuchtet, reflektiert und mit Blick in die Zukunft korrigiert. Dabei bleiben keine Altlasten liegen. • Als drittes Werkzeug dient der «Wetterbericht». Die Mitglieder des Regierungsrats berichten alle paar Wochen über ihr persönliches Befinden und Wohlergehen; wo bin ich persönlich im Hoch, wo besteht ein Tief? Diese individuellen Kurzberichte werden angehört, aber vom Kol125


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Staat und Regierungshandeln

legium nicht kommentiert. Sie fördern die Achtsamkeit und den gegenseitigen Respekt. Durch diese drei Werkzeuge entwickelt die Arbeits- und Konfliktkultur des Ausserrhoder Regierungsrats einen hohen Grad an Effizienz, Kollektivität und Reflexionsvermögen. Der Regierungsrat vertritt die Regierungsbeschlüsse geeint und wirkt somit auch nach aussen als starke Einheit. Wird der Alltag nun durch eine Covid-19-Krise überlagert, kann sie dieses gefestigte Kollektiv eigentlich kaum erschüttern, denn es ist bereits auf ausserordentliche Anforderungen und besondere Ereignisse trainiert. Der Führungsrhythmus wurde in der Pandemie mit Zirkularbeschlüssen und zusätzlichen Telefonkonferenzen ergänzt, die je nach Lage auch über das Wochenende geführt wurden. Als sich die Lage der Coronakrise verschärfte und täglich mehrere Ereignisse auf die Departemente einprasselten, war der Regierungsrat genügend vorbereitet und brauchte kein zusätzliches «Krisenwerkzeug». Gewisse Ämter waren über Wochen und Monate extrem gefordert und überlastet. Durch die Unterstützung, die quer über die Departemente funktionierte, konnte auch die Durchhaltefähigkeit der kantonalen Verwaltung gesichert werden.

II. Kantonaler Führungsstab Der Kantonale Führungsstab (KFS) ist gut trainiert für besondere Ereignisse wie Hochwasser, Erdrutsche, Lawinen, Sturmschäden, Wald- und Grossbrände. Im KFS werden bei solchen Ereignissen die Kantonspolizei, das Tiefbauamt, der Zivilschutz, die Gebäudeversicherung (Assekuranz) und die Gemeindeführungsstäbe aufgeboten. Die Lehren aus früheren Übungen, darunter auch die Sicherheitsverbundübung 2019 (SVU19), wurden zwar gezogen, jedoch sind die vorsorglichen Massnahmen bis zum Eintreten der Corona-Pandemie bei Weitem nicht umgesetzt worden. Die Kantone hatten kein Schutzmaterial bereitgestellt, einige nicht einmal einen Pandemieplan. Bereits im Februar 2020 hat sich der KFS mit all denjenigen Ämtern aufgestellt, die bei einer Pandemie gewichtig belastet werden könnten. Der Regierungsrat tat gut daran, den KFS sehr rasch und breit aufgestellt einzu126


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setzen. Die oberste Verantwortung liegt auch im Pandemiefall bei der Regierung, also muss der KFS Anträge an den Regierungsrat stellen. Der KFS von Appenzell Ausserrhoden hat insgesamt gut funktioniert und seine Aufträge effizient, lage- und zeitgerecht erfüllt.

III. Besondere Lage als Chance Im Fall des Lockdowns in der ersten Welle der Covid-19-Pandemie hat der Bundesrat von der ausserordentlichen Lage Gebrauch gemacht. In der ausserordentlichen Lage gelten für den Vollzug in allen Kantonen die gleichen bundesweiten Massnahmen. Am folgenden Beispiel ist aufgezeigt, dass die Realität oft anders aussah. Im Lockdown beschränkte der Bundesrat den Verkauf auf Lebensmittel und gewisse für den Alltag notwendige Hilfsmittel. Die Covid-Verordnung hielt fest, dass Pfannen nicht zum täglichen Bedarf an Hilfsmitteln gehören. Ein Kanton hat die Vorgaben des Bundes wortgetreu befolgt und den Verkauf von Pfannen verboten. Der Nachbarkanton liess zu, dass neben dem Nudeln-Multipack auch eine Pfanne gekauft werden konnte. Schliesslich müsse man die Nudeln auch kochen können. Die Besitzer der Verkaufsläden und die Bevölkerung wehrten sich gegen diese Ungleichbehandlung. Die Arbeitsinspektorate, die den Vollzug der Bundesmassnahmen überwachen mussten, gerieten unter Beschuss. Da und dort kam es zu unschönen Szenen. In der Ostschweiz herrschte ein «Pfannenkrieg». In der zweiten und dritten Corona-Welle hat der Bundesrat seine be­­ hördlichen Anweisungen in der besonderen Lage und somit nach Anhörung der Kantone angeordnet. Die Kantone sowie die Regierungs- und Direktorenkonferenzen wurden angehört. Diese Vernehmlassungen sind aufwendig und brauchen extrem viele Ressourcen. Sie stehen immer unter hohem Zeitdruck. Kaum sind die geplanten Massnahmen mit Beginn der Vernehmlassung kommuniziert, beginnt auch schon ein reger Diskurs in der Öffentlichkeit und den Medien. Alle Interessenvertreter positionieren sich, bevor die Kantone ihre Haltungen dem Bund mitteilen können. Die Meinungen der Kantone gelangen deutlich später an den Bund. Auch gibt es Beispiele, bei denen sich die Kantone nicht ernst genommen fühlten. Im Rahmen der 127


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Öffnungsschritte vom März 2021 hat die Mehrheit der Kantone die Öffnung der Innenräume von Gastronomiebetrieben gewünscht. Der Bundesrat hatte kein Gehör für die Kantone. Die Anhörung der Kantone verkommt damit zu einer Alibiübung. Die Kantone haben aufgrund ihrer Geografie und Struktur zum Teil sehr unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen. Aus diesem Grund müssen die Regelung der Kompetenzen und die Entscheidungsprozesse zwischen Bund und Kantonen im Fall der besonderen Lage grundlegend überdacht werden. Wie kann dann ein «Pfannenkrieg» künftig verhindert werden, wenn die Kantone mehr Entscheidungskompetenz erhalten? Die Koordination und Abstimmung zwischen den Kantonen ist anspruchsvoll, aber machbar. Nach einigen Anläufen, aber auch Misserfolgen haben es die Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden geschafft, ihre Positionen zu koordinieren, abzustimmen und eine gemeinsame Stellungnahme zu den vom Bund vorgelegten Massnahmen abzugeben. Dieser Erfolg bedingt die solidarische Bereitschaft von vier Kantonsregierungen, mit einer gemeinsamen Ostschweizer Stimme aufzutreten.

IV. Gespaltene Gesellschaft Je länger eine Pandemie dauert, umso mehr öffnet sich ein Graben in der Bevölkerung, auch in Appenzell Ausserrhoden. Krisen können bei den Menschen existenzielle Ängste auslösen, die Nährboden für abstruse Theorien und extreme Haltungen bilden. Die Gesellschaft spaltet sich in zwei Lager. Auf der einen Seite stehen die Corona-Massnahmenkritiker, auf der anderen Seite die «Corona-Massnahmenunterstützer». Der Bundesrat hat im November 2020 die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verschärft und im Dezember mit der Schliessung der Gastronomiebetriebe einen schwierigen Entscheid gefällt. Mit dem Sing- und Aufführungsverbot sowie mit dem Versammlungsverbot hat er zusätzliche, einschneidende Einschränkungen für die Schweizerinnen und Schweizer festgelegt. Als Folge dieser Massnahmen war der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden gezwungen, der Regierungsrat von Appenzell Ausser­ 128


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Kantonale Regierungsarbeit – ein Corona-Praxisbericht aus Appenzell Ausserrhoden

rhoden gezwungen, den traditionellen und intensiv gepflegten Brauch des Silvesterchlausens sowie die Fastnachtveranstaltungen abzusagen. Diese Ab­­ sage führte insbesondere im Ausserrhoder Hinterland zu einer hitzigen und sehr emotionalen Debatte über die Covid-19-Massnahmen in der Gesellschaft. Es kam zu heftigen und aggressiven Auftritten und Wortgefechten in den sozialen Medien. Die Gemeinschaft war in zwei Lager gespalten. Die Absage des Silvesterchlausens in Appenzell Ausserrhoden in Appenzell Ausserrhoden steht stellvertretend für unzählige Beispiele in anderen Kantonen. Der Regierungsrat versuchte mit regelmässiger, offener und transparenter Kommunikation diesem Trend in der Gesellschaft entgegenzutreten. Die Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder wussten, dass sich der mehrheitlich bürgerliche Regierungsrat für einen liberalen Kurs der Corona-Politik sowie möglichst geringe Einschränkungen von Unternehmen und Gewerbebetrieben einsetzte, natürlich stets unter Einhaltung der Schutzkonzepte. Neben den regelmässigen öffentlichen Medienorientierungen durch Vertreter des Regierungsrats zu bestimmten Themen der Covid-19-Pandemie wandte sich der Landammann (Regierungspräsident) persönlich mit Videobotschaften an die Bevölkerung.

V. Fazit und Ausblick Nach rund 15 Monaten Regierungsarbeit in der Krise der Covid-19-Pandemie kann der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden eine positive Bilanz ziehen. Mit der Unterstützung des kantonalen Führungsstabes sowie der Gemeindeführungsstäbe und den Fachleuten der kantonalen Verwaltung ist es ihm gelungen, die Folgen dieser unberechenbaren Pandemie mit vernünftigen, zeitgerechten und verhältnismässigen Entscheiden und Massnahmen so gut als möglich in Grenzen zu halten. Einige Betriebe, aber auch Einzelpersonen waren besonders hart von den Betriebsschliessungen betroffen. Dank ihrer Diversifikation erweist sich die Volkswirtschaft von Appenzell Ausserrhoden jedoch insgesamt als sehr robust. Die Härtefall-Hilfeleistungen an Unternehmen und Privatpersonen zeigen zielgerichtet und zeitgerecht ihre Wirkung. Die Kantone haben es versäumt, Lager mit Pandemiematerial anzulegen und sich auf den Krisenfall einer Pandemie zu rüs129


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ten. Auch ist noch wenig erforscht, wie sich die Folgen der Pandemie langfristig auf die Psyche der Menschen auswirken werden. Zusammenfassend ergeben sich aus Sicht eines Regierungsrats folgende Erkenntnisse für die Zukunft: • Für eine gute und durchhaltefähige Krisentauglichkeit braucht ein Führungsgremium entsprechende Werkzeuge, mit denen es regelmässig trainiert. Innerhalb einer Kollegialbehörde braucht es eine hohe gegenseitige Achtung und ein grosses Mass an Reflexionsvermögen. • Regierungsrat und kantonaler Führungsstab müssen sich mit vorbehaltenen Entschlüssen und Planungen für künftige Krisen vorbereiten. Der KFS wird in Zukunft gezielter auf verschiedene Krisenszenarien ausgerichtet, organisiert und ausgebildet. Er muss frühzeitig eingesetzt werden. • In der ausserordentlichen Lage einer Pandemie soll der Bundesrat für die ganze Schweiz entscheiden und befehlen. In der besonderen Lage einer Krise hingegen müssen die Kantone mehr Handlungsfreiheit und dadurch mehr Entscheidungskompetenz erhalten. Legislative und Exekutive eines Kantons sind in der Lage, auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Bevölkerung rasch und zielgerichtet Einfluss zu nehmen. In der besonderen Lage soll der Bund deshalb künftig nur Empfehlungen an die Kantone richten. Die Kantone koordinieren die Massnahmen in Absprache mit ihren Nachbarn selbständig. Hierzu muss das eidgenössische Epidemiegesetz revidiert werden. • Die Pandemiekrise ist mit grossen Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Menschen verbunden. Der teilweise Verlust der individuellen Freiheit wird somit zum Testfall der Solidarität und zum Prüfstein des Gemeinsinns einer Gesellschaft. Die Pandemie hinterlässt Narben in der Gesellschaft. Umso mehr braucht es nach der Pandemie Massnahmen, um die Bevölkerung wieder näher zusammenzubringen. Wir brauchen wieder Veranstaltungen wie das Schwingfest, das Turnfest und das Open-Air St. Gallen. Die Schweiz braucht unbedingt wieder eine Landesausstellung, eine Expo.

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Frank Rühli / Andreas Thier

Bilanz und Ausblick – Befunde, Erkenntnisse, Perspektiven Es ist das Ziel dieses Weissbuchs, Deutungen und Bewertungen zum Verlauf der Corona-Pandemie aus allen Teilen der Gesellschaft zusammenzutragen, um so zur Begründung einer Auslegeordnung beizutragen, mit der zukünftigen vergleichbaren Krisen begegnet werden kann. Denn wenn die Chance nicht genutzt wird, aus dem Umgang mit der Pandemie Konsequenzen zu ziehen, dann wird die Bewältigung der nächsten Pandemie ähnlich schwer wie der – zum derzeitigen Zeitpunkt, im Sommer 2021 – nach wie vor andauernde Kampf gegen Covid-19. Das vorliegende Buch hat nur entstehen können, weil eine Auswahl von Themen getroffen worden ist. Trotzdem ist es möglich geworden, eine sehr ausgeprägte Bandbreite von Perspektiven, Positionen und Thesen der schweizerischen Gesellschaft in dieser Form zu bündeln. Wie es scheint, ist das so entstandene Buch das erste seiner Art, dem hoffentlich noch viele vergleichbar angelegte Bücher folgen werden. Die Texte dieses Bands machen deutlich, dass die Wirkungen und Konsequenzen der Pandemie im Einzelnen zum Teil recht unterschiedlich wahrgenommen werden. Denn es zeigt sich eine, so liesse sich formulieren, institutionen-, branchen- und gruppenspezifische Heterogenität der Wertungen, die ihre Entsprechung in einer bisweilen sehr unterschiedlichen Tonalität findet. Das Glas ist häufig halb voll oder halb leer, auch wenn über den Zustand seiner Füllung durchaus Einigkeit herrschen mag. In diesem Punkt ist dieses Buch ein Spiegel für die Pluralität der öffentlichen Diskussionen während der ersten, zweiten und dritten Welle der Pandemie.

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Bilanz und Ausblick

Gleichwohl lassen sich in der Zusammenschau der Beiträge verschiedene übergreifende Befunde ausmachen: • Die Covid-19-Pandemie hat alle Branchen, Institutionen und sozialen Gruppen massiv getroffen. Das Virus kennt keine sozialen, wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Grenzen. Deswegen haben sich auch die Grundlagen unseres Zusammenlebens und unseres Sozialverhaltens in der Zeit der Pandemie grundlegend gewandelt: Physische Präsenz und Mobilität wurden immer wieder für längere Zeit schwierig und mussten deswegen mit digitalen Mitteln ersetzt werden. Dabei ist, je länger desto mehr, deutlich geworden, wie verschieden sich das Miteinander im Modus von physischer Präsenz einerseits und digitaler Präsenz andererseits gestaltet. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ist es dadurch auch zu Einschränkungen, zur Reduktion des öffentlichen Raums und teilweise regelrecht zum Stillstand von Aktivitäten gekommen. Dass dadurch die Umweltbelastung streckenweise erheblich abnahm, hat zudem indirekt die besondere Beziehung zwischen Gesellschaft und Umwelt noch einmal eindrücklich bestätigt. • Die Pandemie hat tiefe Furchen in der Wirtschaft hinterlassen. Vor allem die stark begrenzte Mobilität hat im ersten Jahr der Pandemie zu starken Einbrüchen in vielen Branchen geführt. Deswegen haben auch staatliche Hilfen eingesetzt. Diese Intervention wurde sicher auch deshalb möglich, weil sich die Schweiz in einer im Vergleich zu anderen Staaten sehr günstigen Finanzsituation befand. Es ist auch deutlich ge­­ worden, dass diese kritische Situation sich im zweiten Jahr der Pandemie, 2021, wandelte: Die Wirtschaftsleistung ist gestiegen und es spricht einiges für die Annahme, dass sich viele wirtschaftliche Akteure der Situation anpassen konnten. Insbesondere die Entwicklung des On­­ line-Handels verdeutlicht zudem, dass in der Krise entstandene Strukturen dauerhaft Teil des schweizerischen Wirtschaftsgefüges bleiben werden. • Ebenso deutlich geworden ist aber der Umstand, dass die Krise bereits bestehende Asymmetrien und Strukturprobleme noch deutlicher hat hervortreten lassen. Das zeigt sich im Blick auf die einkommensschwachen Teile der Gesellschaft, auf die Situation der Geschlechter(un) gleichheit, es wird aber auch sichtbar im Blick auf das Gesundheitswe278


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Autorinnen und Autoren Jörg Arnold ist seit 2001 Direktor des Hotel Storchen in Zürich und seit 2020 General Manager der Städtehotels des THE LIVING CIRCLES: 5*-Hotels Storchen, Widder und Alex Lake. Gleichzeitig ist er seit Jahren sehr vernetzt in der Hotel- und Touristikbranche als Vorstandsmitglied von hotelleriesuisse, Schweiz Tourismus, Zürich Tourismus und der Hotelfachschule EHL in Lausanne. Eva Maria Belser lehrt Verfassungsrecht an der Universität Freiburg und ist Co-Direktorin des Instituts für Föderalismus. Seit dem Beginn der Pandemie ist sie Mitglied der National Covid-19 Science Task Force. Sie ist Vizepräsidentin der Internationalen Vereinigung der Föderalismusinstitute und der Expertengruppe der Europäischen Charta der kommunalen Selbstverwaltung und Mitglied der Direktion des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschrechte sowie von International IDEA. Sie übernimmt regelmässig Mandate im Bereich der Friedensförderung und der Verfassungsgebung und war als Expertin unter anderem in Äthiopien, Irak, den Malediven, Myanmar, Sri Lanka und Syrien tätig. Im Jahre 2019 wurde sie mit dem Nationalen Föderalismuspreis der ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit ausgezeichnet. Abraham Bernstein ist ordentlicher Professor für Informatik an der der Universität Zürich (UZH), geschäftsführender Direktor der UZH Digital Society Initiative, der universitätsweiten Digitalisierungsinitiative mit Mitwirkung von mehr als 175 Professor*innen aus allen Disziplinen, sowie Präsident der Leitungsgruppe des Nationalen Forschungsschwerpunktes 77 des SNF zur Digitalen Transformation. Er studierte an der ETH Zürich Informatik und promovierte am Massachusetts Institute of Technology. Seine Forschung 283


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Autorinnen und Autoren

basiert sowohl auf technischen wie auch sozialwissenschaftlichen Grundlagen und beinhaltet Themen wie die Künstliche Intelligenz, das Semantische Web, Maschinelles Lernen, heterogene Datenintegration, die digitale Demokratie/Medien sowie das Wechselspiel der Technologie und der Gesellschaft. Dölf Biasotto ist Dipl. Bauingenieur ETH und Mediator IRP-HSG und stammt aus Urnäsch. Sein Lebensweg ist geprägt von 25 Jahren Selbständigkeit in den Bereichen Hoch- und Tiefbau, Baudienstleistungen und Wirtschaftsmediation. Ehrenamtliche Tätigkeiten in Politik, Bildung und Wirtschaft sowie als Offizier der Armee ergänzen sein berufliches Engagement. Im Jahr 2017 wurde Dölf Biasotto in den Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden gewählt, den er seit Juni 2021 als Landammann auch präsidiert. Die vielseitige Führungserfahrung zeichnet den Vorsteher des Departements Bau und Volkswirtschaft durch effiziente, kreative und zielorientierte Arbeit aus. Sein freiheitliches Denken und Handeln ist geprägt von hohem Verantwortungsbewusstsein, wobei der Humor dabei nicht fehlen darf. Hans-Ulrich Bigler ist seit 1. Juli 2008 Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv. Als grösste Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft vertritt der Schweizerische Gewerbeverband sgv über 230 Verbände und gegen 500 000 KMU, was einem Anteil von 99.8 Prozent aller Unternehmen in unserem Land entspricht. Er studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bern (lic.rer.pol.) und absolvierte an der Harvard Business School ein Executive Education Program. Von 2015–2019 war HansUlrich Bigler Nationalrat der FDP. Die Liberalen und Mitglied der Finanzkommission des Nationalrates (FK-N) sowie der Kommission Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK-N). Neben verschiedenen anderen Mandaten ist er aktuell Mitglied des EFTA-Konsultativausschuss, Präsident Nuklearforum und Vorstandsmitglied in dessen europäischen Schwesterverband FORATOM. Numa Bischof Ullmann ist seit 2004 Intendant des Luzerner Sinfonieorchesters. Unter seiner Leitung wurde es zu einem führenden Klangkörper. Zu seinen Errungenschaften gehören die Vergrösserung des Orchesters sowie die internationale Positionierung. In seine Intendanz fällt der Aufbau von 284


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Autorinnen und Autoren

weltweiten Konzertpartnerschaften. Er verfolgt einen neuartigen Ansatz in der Finanzierung: 2008 gründete er zusammen mit dem Unternehmer Michael Pieper die Stiftung für das Luzerner Sinfonieorchester, heute verfügt das Orchester über die schweizweit höchste private Finanzierung. Er legt Wert auf die Förderung Neuer Musik und junger Talente. 2010 gründete er das Festival Zaubersee. Er interessiert sich leidenschaftlich für Philanthropie, wirkt in Förderstiftungen mit und als Juror von Musikwettbewerben. Janine Dahinden, Prof. Dr., ist Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Geschlechterforschung (SGGF). Sie ist Professorin für transnationale Studien und Direktorin des Maison d’analyse des processus sociaux an der Universität Neuchâtel. Ihre Forschungsinteressen richten sich auf Migrations-, Mobilitäts- und Transnationalisierungsprozesse und auf die damit einhergehende Produktion von intersektionalen Ungleichheiten im Zusammenhang mit Ethnizität, Race, sozialer Klasse und Gender. Für mehr Informationen: janinedahinden.net Jeanne Devos arbeitet seit 11 Jahren als Schauspielerin in der Schweiz, in Deutschland und Österreich. Matthias Egger ist Professor für Epidemiologie an den Universitäten Bern und Kapstadt, Fellow des Royal College of Physicians, London, und Präsident des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Seine Forschungsschwerpunkte sind Infektionskrankheiten in der Schweiz und im südlichen Afrika, HIV-assoziierte Krebserkrankungen und Versorgungsforschung. Weitere Themen sind Methoden der Epidemiologie und Biostatistik, klinische Datenbanken und pragmatische Interventionsstudien. Er war Mitglied der WHOExpertengruppe, die die Wirksamkeit von Impfstoffen während der EbolaEpidemie in Westafrika evaluierte. Zu den aktuellen Forschungsprojekten gehören die gross angelegte HIV Cancer Match Study in Südafrika, die International Epidemiologic Databases to Evaluate AIDS (IeDEA) und verschiedene Studien zu Covid-19. Andreas Faller ist Rechtsanwalt. Nach einigen Jahren als Partner in einem Basler Advokaturbüro war er von 2001 bis 2006 als Generalsekretär und Lei285


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Autorinnen und Autoren

ter Rechtsdienst und von 2006 bis 2010 als Leiter Gesundheitsdienste im Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt tätig. Von 2010 bis 2012 leitete er als Vizedirektor den Direktionsbereich Kranken- und Unfallversicherung im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Seit 2013 ist er als Rechtsanwalt und Berater im Gesundheitswesen sowie als Verwaltungsrat von Unternehmen und Geschäftsführer von drei nationalen Verbänden im Gesundheitswesen tätig. Ausserdem ist er seit über 20 Jahren Richter am Strafgericht des Kantons Basel-Landschaft und Chairman des Appeals Panel, der höchsten Gerichtsinstanz des Weltbasketball-Verbandes FIBA. Beatrix Frey-Eigenmann hat an der Universität St. Gallen Staatswissenschaften, internationale Beziehungen studiert. Sie ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung der Federas Beratung AG, Zürich. Sie ist unter anderem Verwaltungsratspräsidentin der Spital Männedorf AG, Stiftungsratspräsidentin der Stiftung Hohenegg Meilen und Stiftungsrätin der Stiftung Forel Klinik. Politisch war sie in Meilen bis 2018 als Gemeinderätin für Finanzen und Gesundheit zuständig und Stiftungsrätin des Alters- und Pflegezentrums Platten. Seit 2011 ist sie Mitglied des Zürcher Kantonsrats und seit 2019 Präsidentin der FDP-Fraktion. Bundesrichterin Prof. Dr. iur. Julia Hänni studierte an der Universität Zürich, doktorierte an der Universität St. Gallen (HSG) und habilitierte sich an der Universität Luzern. Die Wahl zur Bundesrichterin erfolgte am 19. Juni 2019, 2020 die Berufung als Honorarprofessorin für Rechtsphilosophie an die Universität St. Gallen (HSG). Zuvor war Julia Hänni Professorin an der Universität Luzern für Öffentliches Recht, Europarecht und Rechtsphilosophie (bis 2019), Gerichtsschreiberin am Schweizerischen Bundesgericht (bis 2016), Global Justice Fellow an der Yale University (USA; 2013), Oberassistentin und Lehrbeauftragte an der Universität Fribourg (bis 2012), Lehrbeauftragte in Indonesien (2009) und wissenschaftliche Assistentin an der Universität Zürich. Kürzlich erschienen: Rechtsphilosophie – in a nutshell (Dike, 2019). Heiko Hausendorf, Prof. Dr. phil., Studium der Fächer Deutsch und Ge­­ schich­­te an der Universität Bielefeld, Promotion (1987) und Habilitation (1998) an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Uni­ 286


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Autorinnen und Autoren

versität Bielefeld. Gastprofessur am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien (ab 2001), Lehrstuhl für Germanistische Linguistik an der Universität Bayreuth (ab 2002). Seit 2007 Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft am Deutschen Seminar der Universität Zürich, 2013–2019 Co-Leiter des Universitären Forschungsschwerpunkts Sprache und Raum (UFSP SpuR) an der Universität Zürich, 2014 Lehrpreis der Universität Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte sind Interaktions- und Textlinguistik. Kontakt, weitere Informationen und Bibliografie: https://www.ds.uzh.ch/ static/cms/pfs/personen.php?detail=237 Marianne Hochuli, Historikerin, ist seit 10 Jahren Leiterin der Grundlagenarbeit und Geschäftsleitungsmitglied der Caritas Schweiz. Sie beschäftigt sich mit der Schweizer Sozial-, Migrations- und Entwicklungspolitik. Fokus ist dabei die Armutssituation von Menschen in der Schweiz und weltweit. In ihren Analysen beleuchtet sie Strukturen, Prozesse und Politiken, die zu Prekarität führen können. Als Leiterin der Fachstelle Migrationspolitik weist sie auch auf die oft prekäre Situation von Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchenden in der Schweiz hin. Sie hat zu diesen Themen zahlreiche Artikel, Positionspapiere und Kommentare veröffentlicht. Samia Hurst-Majno ist ärztliche Bioethikerin. Sie wirkt als Direktorin des Instituts für Ethik, Geschichte und Geisteswissenschaften sowie des Departments für Gesundheit und Gemeinschaftsmedizin an der medizinischen Fakultät der Universität Genf. Sie ist Vizepräsidentin der Swiss COVID-19 Science Task Force, Vizepräsidentin des Exekutivkomitees der CIOMS, Mitglied der Beratungsgruppe für ethische, rechtliche und soziale Fragen des Schweizerischen Netzwerks für personalisierte Gesundheit, der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin und des Senats der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Mit vielen Stellungnahmen in der öffentlichen Diskussion präsent, betreibt Samia HurstMajno auch den französischsprachigen Blog «Bio-ethics». Daniel Kalt schloss 1996 an der Universität Zürich sein Studium der Volkswirtschaftslehre ab und promovierte danach im Jahr 2000 an der Universität Bern ebenfalls in Volkswirtschaft sowie Ökonometrie. Er trat 1997 als Öko287


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nom für die Schweizer Wirtschaft in den Forschungsbereich von der UBS ein, wo er in der Folge verschiedene Stationen in leitender Position durchlief. 2010 wurde Daniel Kalt zum Chefökonom Schweiz der UBS ernannt. In dieser Funktion ist er verantwortlich für sämtliche Research-Produkte für die UBS Switzerland AG, tritt an zahlreichen Kundenveranstaltungen als Referent auf und berät die Geschäftsleitung in wirtschaftspolitischen Fragen. Seit 2012 bekleidet Daniel Kalt zudem die Funktion des Regional Chief Investment Officer Schweiz. Laurence Kaufmann ist Professorin für Kommunikations- und Kultursoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Lausanne und Associate Researcher am Marcel Mauss Institut des Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS). Mit Soziologie sowie Geschichte, Philosophie und Linguistik erforscht ihre Forschung das Wesen des Sozialen, die Autorität der ersten Person, die Konstitution von Kollektiven, die Rolle von Emotionen und das Gewicht von Diskursen. Vor kurzem veröffentlichte sie eine gemeinsame Arbeit, Collective Emotions. Ein unmögliches Objekt (mit L. Quéré), Collection Raisons pratiques, EHESS, 2020. Derzeit leitet sie eine FNS-Forschung zu den Folgen sozialer Distanzierung auf Interaktionen und Erfahrungen, insbesondere auf emotionale. Karin Kayser-Frutschi ist seit 2014 Regierungsrätin und Justiz- und Sicherheitsdirektorin des Kantons Nidwalden. Seit 2018 ist sie Präsidentin des Strafvollzugskonkordates Nordwest- und Innerschweiz (NW-I-CH) sowie Mitglied/Vizepräsidentin der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD). Seit 2019 ist sie Mitglied des Stiftungsrates des Schweizerischen Kompetenzzentrums Justizvollzug (SKJV). Sie ist Mitglied verschiedener weiterer kantonaler und interkantonaler Gremien im Sicherheitsbereich, darunter auch Mitglied/Vorsitzende der Dreierdelegation des Regierungsrates im Kantonalen Führungsstab. Ihre politische Laufbahn startete Karin Kayser-Frutschi im Jahr 2008 als Gemeinderätin in ihrer Wohnortgemeinde Oberdorf/NW. Von 2010–2014 war sie dort Gemeindepräsidentin. Karin Kayser ist verheiratet und Mutter von vier erwachsenen Kindern. Kontakt und weitere Information: www.karinkayser.ch

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Autorinnen und Autoren

Peter Keller hat Geschichte und Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich studiert. Er war als persönlicher Mitarbeiter für Nationalrat und später Bundesrat Christoph Blocher tätig. Seit 2011 Nidwaldner Nationalrat und seit 2021 Generalsekretär der SVP Schweiz. Marine Kneubühler ist derzeit als Junior Forscherin beim SNF am Institut des Sciences Sociales der Universität Lausanne tätig. Ihre Forschung ver­ bindet Soziologie und Phänomenologie, um Erfahrung, ihre Vermittlungen, Kommunikation und die Beziehungen von Subjektivität zu sozialen und kollektiven Phänomenen zu untersuchen. Michael Köpfli war von April 2016 bis August 2021 Generalsekretär der Grünliberalen Partei Schweiz. Der Ökonom (M Sc Ec) ist zudem Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern sowie der Finanzkommission. Ahmet Kut ist seit August 2021 Co-Generalsekretär der Grünliberalen Partei Schweiz und war zuvor Geschäftsführer der Bundeshausfraktion. Er hat Rechtswissenschaften studiert und in Zürich das Anwaltspatent erworben. Lilo Lätzsch, Sekundarlehrerin, ehemalige Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands ZLV. Fabienne Malbois, PhD, hat mehrere Forschungsprojekte in Soziologie durchgeführt, insbesondere an der Universität Lausanne und an der Fachhochschule Westschweiz. Mit einem ethnografischen Ansatz, der die Dynamik von Interaktionen berücksichtigt, konzentriert sich ihre Arbeit auf die folgenden Bereiche: Geschlecht, Kommunikation, digitale Technologien und Pflegearbeit für ältere Menschen mit Alzheimer. Ihr letzter Artikel (mit A. Jetzer und A. Lambelet) befasst sich mit diesem Thema und wurde 2021 in der Zeitschrift Terrains/Théories veröffentlicht: doi.org/10.4000/teth.3639. Sie ist Autorin von zwei Büchern und Mitherausgeberin des folgenden Gemeinschaftswerks mit F. Cooren: Methodological and Ontological Principles of Observation and Analysis, Routledge, 2019.

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Autorinnen und Autoren

Ludovica Molo ist Architektin und Leiterin des i2a istituto internazionale di architettura in Lugano, das seit 1983 Forschung im Bereich der Architektur und Stadtkultur betreibt. Sie ist Partnerin des Studios we architects in Lugano. Von 2009 bis 2018 war Ludovica Molo Mitglied der Stadtbildkommission der Stadt Bern und von 2016 bis 2018 Mitglied des Expertenkomitees des European Prize for Urban Public Space. Nach ihrem Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich war sie Assistentin an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne und an der Accademia di architettura in Mendrisio, sowie Programmleiterin am SCI-Arc Vico Morcote. Von 1998 bis 2009 war sie Mitinhaberin der könz-molo Partnerschaft in Lugano. Seit 2016 ist sie die nationale Präsidentin des Bundes Schweizer Architekten (BSA). Matthias Oesch, Professor für öffentliches Recht, Europarecht und Wirtschaftsvölkerrecht an der Universität Zürich (seit 2013), Rechtsanwalt, LL.M.; Prodekan Forschung & Nachwuchsförderung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (2020–2022). Letzte Veröffentlichungen: Europarecht, Band I: Grundlagen, Institutionen, Verhältnis Schweiz-EU (2. Aufl., 2019); Schweiz – Europäische Union: Grundlagen, Bilaterale Abkommen, Autonomer Nachvollzug (2020). Vorherige Tätigkeiten: Legal Councel im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Ressort WTO, OECD, öffentliches Beschaffungswesen (2003– 2005); Assistenzprofessor für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht an der Universität Bern (2007–2012); Rechtsanwalt bei Homburger AG, Zürich (2009–2010). Thomas Porchet, Historiker, ist seit 2002 mit der Energiepolitik der Schweiz befasst, aktuell bei der Axpo Group. Patrick Raaflaub ist seit 2014 Group Chief Risk Officer und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Re. Nach einem Studium an der Universität St. Gallen begann er seine Laufbahn bei der Credit Suisse. 1994 stiess er zu Swiss Re und wurde 1997 zum Chief Financial Officer der Swiss Re Italia SpA ernannt. Nach weiteren Stationen in der Schweiz und in Übersee war er für das Kapitalmanagement auf Konzernebene sowie globale aufsichtsrechtliche Angelegenheiten verantwortlich. 2008 wechselte er als Chief Exe290


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Autorinnen und Autoren

cutive Officer zur eben gegründeten Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) und führte diese erfolgreich durch die Finanzkrise. Er ist Mitglied des Verwaltungsrates der CSS Holding AG und des Vorstandes des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV). Volker Reinhardt ist seit 1992 Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg. 2013 wurde er mit dem Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung, 2020 mit dem Kythera Kultur-Preis der Kythera Kultur-Stiftung ausgezeichnet. Er ist Autor zahlreicher Bücher, vor allem zur Geschichte Italiens. Zuletzt erschienen: Luther der Ketzer. Rom und die Reformation, München 2016; Pontifex. Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus, München 2017; Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt. Biographie, München 2018; Die Macht der Schönheit. Kulturgeschichte Italiens, München 2019; Die Macht der Seuche. Wie die Große Pest die Welt veränderte. 1347–1353, München 2021. Frank Rühli ist Professor und Direktor des Instituts für Evolutionäre Medizin. Seit August 2021 ist er zudem Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Er ist Co-Initiant und Co-Leiter des UZH Zentrums für Krisenkompetenz an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und hatte und hat diverse Gastprofessuren inne (u. a. University of Adelaide, Nanyang Technological University NTU Singapore). Er präsidiert u. a. den Fachbeirat «Mann aus dem Eis; Ötzi», Bozen, sowie die Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich. Politisch ist er Mitglied des Ge­­ meinderats der Stadt Zürich und leitet die Fachkommission Gesundheit und Soziale Sicherheit der FDP Schweiz; militärisch ist er als Oberst in der Gruppe Szenarien im Stab Operative Schulung eingeteilt. Dr. Regine Sauter ist Direktorin der Zürcher Handelskammer, einem branchenübergreifenden Wirtschaftsverband, der die Interessen von Unternehmen in den Kantonen Zürich, Zug und Schaffhausen vertritt und Dienstleistungen für die exportierende Wirtschaft erbringt. Daneben ist sie seit 2015 Nationalrätin (FDP). Sie hat Einsitz in diversen Verwaltungsräten und weiteren Gremien u. a. Stiftung Greater Zurich Area, Geschäftsführerausschuss economiesuisse oder Zürcher Opernhaus AG. Regine Sauter studierte an der 291


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Autorinnen und Autoren

Hochschule St. Gallen Staatswissenschaften und promovierte 1995 mit einer Dissertation im Bereich Datenschutzrecht. Nach ersten beruflichen Erfahrungen absolvierte sie 2002 ein Executive MBA in St. Gallen und den USA. Aldo C. Schellenberg war von 2012 bis 2020 in verschiedenen Funktionen Mitglied der obersten Armeeführung (Kommandant der Luftwaffe, Chef Kommando Operationen und Stellvertreter des Chefs der Armee). Er hat unter anderem die Mobilmachung und den Einsatz der Armee in der Covid19-Pandemie geführt und war Mitglied der Direktorenkonferenz des Bundesstabs für Bevölkerungsschutz. Vor seiner Tätigkeit als Berufsoffizier war er als promovierter Betriebswirtschafter mit Zusatzausbildung als LL.M. während 20 Jahren selbständiger Unternehmensberater, Gutachter, Universitätsdozent, unabhängiger Verwaltungsrat und Buchautor insbesondere in den Bereichen Corporate Governance, Buchführung und Rechnungslegung. Seit 2021 ist er wieder als Verwaltungsrat und Advisor in der Privatwirtschaft tätig. Konrad ­Schmid studierte Theologie in Zürich, Greifswald und München; promovierte 1996; habilitierte 1998; war 1999–2002 Professor für Alttestamentliche Wissenschaft in Heidelberg; seit 2002 ist er Professor in Zürich; 2006/07 Member in Residence am Center for Theological Inquiry, Princeton; anschliessend 2008–2010 Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Zürich; 2012/13 Fellow am Israel Institute for Advanced Studies der Hebräischen Universität in Jerusalem; 2017 Member des Institute for Advanced Study, Princeton; 2017 Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie; 2017 Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds; 2018 Humboldt-Forschungspreis; 2019 ERC Advanced Grant «How God Became a Lawgiver»; 2019 Präsident der International Organization for the Study of the Old Testament; 2020/21 Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Katrin Schneeberger ist seit September 2020 Direktorin des Bundesamts für Umwelt BAFU und leitet neben der Amtsdirektion auch die Abteilungen Klima, Kommunikation und Politik & Strategie. Zuvor war sie stellver­ tretende Direktorin des Bundesamts für Strassen ASTRA und Generalsekretärin der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün der Stadt Bern. Sie 292


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Autorinnen und Autoren

studierte physische und Humangeografie und Volkswirtschaft an der Universität Bern und promovierte im Jahr 2000 in Wirtschaftsgeografie und Regionalforschung. Während zwei Semestern gastierte sie als Visiting Research Fellow an der Lancaster University. Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeiten arbeitete sie in Forschungsprogrammen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) mit, so etwa beim Projekt Umweltinnovationen und regionaler Kontext des Schwerpunktprogramms Umwelt (SPPU). Marcel Sennhauser ist Stv. Direktor bei scienceindustries in Zürich. Der Dipl. Ing. HTL esig+ und Executive MBA HSG führt beim Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences die Fachbereiche Bildung Forschung und Innovation sowie Kommunikation und Public Affairs. Weiter ist er Sekretär der Parlamentarischen Gruppe Bildung Forschung und Innovation PG BFI, eine der grössten Interessengruppe der eidgenössischen Räte, Mitglied der Kommission Bildung & Forschung bei Wirtschaftsdachverband economiesuisse und Vizepräsident der Stiftung Tox Info Suisse, Tel. 145, der nationalen Auskunftsstelle bei Vergiftungen sowie Vizepräsident der Stiftung SimplyScience, welche zum Ziel hat, das Verständnis für Naturwissenschaft und Technik bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Andreas Thier ist seit 2004 ordentlicher Professor für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Rechtstheorie und Privatrecht an der Universität Zürich. Er ist gegenwärtig Prodekan Ressourcen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich. Andreas Thier leitet derzeit das Kompetenzzentrum Zürcher Mediävistik, er wirkt ausserdem als Co-Sprecher der Initiative Geisteswissenschaften und als Präsident der Kommission UZH interdisziplinär. Er ist Mitglied der Ambizione-Evaluierungskommission Geistes- und Sozialwissenschaften des SNF. Gastprofessuren haben ihn u. a. an die University of Chicago Law School und die Wirtschaftsuniversität Wien geführt. Andreas Thier ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Rechtsgeschichte und des Online-Journals Forum Historiae Iuris. Egbert Tholl schreibt seit 22 Jahren Musik- und Theaterkritiken für die Süddeutsche Zeitung.

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Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. iur. Florent Thouvenin ist ausserordentlicher Professor für Informations- und Kommunikationsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich. Er ist unter anderem Vorsitzender des Leitungsausschusses des Center for Information Technology, Society, and Law (ITSL) und Direktor der Digital Society Initiative (DSI) der Universität Zürich. In seiner Forschung befasst er sich mit Rechtsfragen rund um die Digitalisierung, mit einem Schwerpunkt auf dem Urheber- und Datenschutzrecht. Ein besonderer Fokus liegt derzeit auf der Regulierung von Artificial Intelligence (AI). Prof. Dr. Felix Uhlmann, LL.M., ist vollamtlicher Professor an der Universität Zürich für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Rechtsetzungslehre. Als Konsulent bei Wenger Plattner ist Felix Uhlmann gutachterlich und anwaltschaftlich tätig. Zu Rechtsfragen der Corona-Krise hat er sich wissenschaftlich und in Gutachten für Bund, Kantone und Gemeinden sowie für Verbände geäussert. In verschiedenen Medien ist er als Experte befragt worden (vgl. https://www.ius.uzh.ch/de/staff/professorships/alphabetical/uhlmann/ Corona.html). Alexander Wagner ist Professor für Finance an der Universität Zürich und Swiss Finance Institute Senior Chair. Er ist Prodekan für Alumni und Weiterbildung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und CEO der Executive Education UZH. Er ist Co-Initiant und Co-Leiter des UZH Zentrums für Krisenkompetenz. Seine Forschung zu Corporate Finance und Governance, Sustainable Finance und Behavioral Economics ist in führenden akademischen Zeitschriften erschienen. Seinen PhD in Political Economy and Government erlangte er an der Harvard University. Professor Wagner sammelte praktische Erfahrung als Chairman eines Proxy Advisors und als Independent Counsel für PwC. Er spricht regelmässig auf Konferenzen und Podiumsdiskussion in der Schweiz und im Ausland. Kontakt und weitere Information: www.alex-wagner.com Roger de Weck ist Autor und Gastprofessor am College of Europe in Brügge. 2021 erschien bei Suhrkamp Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre (erweiterte Ausgabe). De Weck war Generaldirektor 294


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Autorinnen und Autoren

der SRG, Stiftungsratspräsident des Graduate Institute of International and Development Studies in Genf und Chefredaktor der Zeit und des TagesAnzeigers. Der zweisprachige Freiburger studierte Volkswirtschaft in St. Gallen. Roger de Weck sitzt namentlich im Stiftungsrat des Internationalen Karlspreises Aachen, im Vorstand von SOS Méditerranée Schweiz, die das Seenotrettungsschiff Ocean Viking betreibt, und im Wissenschaftlichen Beirat von Critique Internationale (SciencesPo Paris). Er ist Ehrendoktor der Universitäten Freiburg und Luzern. Ulrich Weidmann, dipl. Bauingenieur ETH, ist seit 2004 Professor für Verkehrssysteme an der ETH Zürich und seit 2016 deren Vizepräsident für Infrastruktur. Nach seiner Dissertation war er in leitender Stellung in den Bereichen Personenverkehr und Infrastruktur der Schweizerischen Bundesbahnen AG tätig, zuletzt als CTO der Division Infrastruktur. In seiner Forschung an der ETH Zürich befasste er sich mit Entwurf, Betrieb und Automation öffentlicher Verkehrssysteme, dem Fussgängerfluss sowie dem Fahrbahnbau. Heute verantwortet er die Erstellung und den Betrieb der ETH-Liegenschaften, die zentralen Informatikdienste, die Bibliothek und Sammlungen, Sicherheit, Gesundheit und betrieblicher Umweltschutz sowie die Service-Dienste. Rebekka Wyler, Historikerin, war in verschiedenen privaten und öffentlichen Archiven tätig, zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsarchiv des Kantons Zürich. Sie hat zur Arbeiter:innengeschichte und zur Geschichte der Arbeiter:innenbewegung, zu Unternehmens- und Lokalgeschichte publiziert. Seit 2018 arbeitet sie als Co-Generalsekretärin der SP Schweiz. Als früheres Mitglied des Zürcher Stadtparlaments (2006–2016) und heutige Gemeinderätin in Erstfeld (UR) kennt sie den Politbetrieb aus unterschiedlichen Perspektiven.

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Thomas Porchet

Corona hat vieles grundlegend verändert. Das Gesundheitssystem, die

Andreas Faller

Ulrich Weidmann

und das Rechtswesen, die Wirtschaft, der Verkehr, die Wissenschaft,

Beatrix Frey-Eigenmann

Ludovica Molo

Das Gesundheitswesen  Spitäler und Pflegezentren  Matthias Egger

Wissenschaft und Forschung  Abraham Bernstein /  Florent Thouvenin

Pandemie als ­Informationskrise : Wege aus dem « Data-Lockdown »

Wirtschaftliche Dynamiken Daniel Kalt

Konjunktur  Regine Sauter

Handel im Spiegel der Pandemie  Alexander Wagner

Energiewirtschaft  Verkehr

Das Territorium nach Covid — neue Formen des Zusammenlebens  Jörg Arnold

Der Tourismus in der Schweiz nach der Pandemie  Katrin Schneeberger

War die Pandemie für die Umwelt gut oder schlecht ?

Bilanz und Ausblick Frank Rühli / Andreas Thier

Befunde, Erkenntnisse, Perspektiven

Regierung, die Verwaltung und die Parteien, das Staatsverständnis

Forschung und Bildung, unser Sozialverhalten, Ethik und Religion —

kein Bereich des öffent­lichen Lebens blieb von der Krise unberührt. Die Folgen sind kaum abschätzbar.

Wie veränderte die Pandemie die Schweiz ? Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für zukünftige Krisen gewinnen ? Diese Fragen stellen

die Herausgeber Frank Rühli und Andreas Thier den 41 Expertinnen und Experten aus allen Lebens- und Wissensbereichen. Ihre Antworten

sind in diesem Buch versammelt. In fachlichen Analysen und Erfahrungs­ berichten aus der Praxis vermitteln sie ihre spezifischen Erkenntnisse

aus der Pandemie und zeigen Perspektiven für die Zukunft auf. Erstmals für die Schweiz bündelt das Weissbuch Corona in der Krise gewonnenes Erfahrungswissen aus einem breiten Spektrum von Gesellschaft,

­Wirtschaft, Politik und Kultur. So leistet es einen Beitrag zur unaufschieb­ baren Debatte über die Krisenresilienz unserer Gesellschaft.

Weissbuch Corona

Gesundheitswesen und Medien

Weissbuch Corona Die Schweiz nach der Pandemie Befunde — Erkenntnisse — Perspektiven

Frank Rühli ( * 1971 ) ist Professor und Direktor des Instituts für Evolutionäre Medizin an der Universität Zürich.

Marcel Sennhauser

Andreas Thier ( * 1963 ) ist Professor für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Rechtstheorie und Privatrecht an der Universität Zürich.

Chemie, Pharma, Lifesciences — forschende Industrien als Chance für die Menschheit

Staat und Regierungshandeln

Frank Rühli / Andreas Thier

Felix Uhlmann

Der Schweizer Umgang mit der Corona-Pandemie Kultur und Gesellschaft Konrad Schmid

Religion und Werte Heiko Hausendorf

Kommunikation mit und durch Sprache Die Schweiz nach der Pandemie — die Perspektive einer ­Nichtregierungsorganisation

Frank Rühli Andreas Thier ( Hg.)

Frank Rühli Andreas Thier ( Hg.)

Die Herausgeber

Die Perspektive der KMU : Führungsmängel in der Pandemiebekämpfung

Einleitung

Marianne Hochuli

Covid-19 und Finanzmärkte  Hans-Ulrich Bigler

Aus dem Inhalt

Janine Dahinden

Genderaspekte : verschärfte Ungleichheiten  Laurence Kaufmann / Marine

Kneubühler / Fabienne Malbois

Das Soziale im Angesicht der Pandemie  Samia Hurst-Majno

Ethik

Jeanne Devos / Egbert Tholl

Kultur (  Sprechtheater )  Numa Bischof Ullmann

Reflexionen aus der Sicht des Intendanten eines Sinfonieorchesters

Patrick Raaflaub

Risikovorsorge und Risikodialog

Volker Reinhardt

Pest 1348, Corona 2021 — ein historischer Vergleich  Lilo Lätzsch

www.nzz-libro.ch

NZZ Libro

Digitaler Fortschritt und p ­ ersönliche Beziehungen — die Schule von morgen braucht beides

Notrecht

Eva Maria Belser

Existierte die Schweiz während der Pandemie ? Julia Hänni

Rechtskultur  Roger de Weck

Die Durcheinanderschweiz — starke Demokratie, schwache Öffentlichkeit ? Matthias Oesch

Schweiz und Europa  Dölf Biasotto

Kantonale Regierungsarbeit — ein Corona-Praxisbericht aus Appenzell Ausserrhoden  Karin Kayser-Frutschi

Innere Sicherheit in der Zeit der Covid-19-Pandemie  Aldo C. Schellenberg

Sicherheitspolitischer Handlungsbedarf bei der Bewältigung von Katastrophen und Notlagen  Michael Köpfli / Ahmet Kut

Grünliberale Partei Schweiz  Rebekka Wyler

Politische und organisatorische Herausforderungen : die SP in der Coronakrise  Peter Keller

Corona macht die gesellschaftliche Spaltung noch sichtbarer


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