NZZ Connect (D)

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Verlagsbeilage

Frauen der Wirtschaft

Sie werden in diesem Jahr mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet – als eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, die sich Zeit ihres Lebens für einen starken Wirtschaftsstandort Schweiz eingesetzt hat. Ich fühle mich sehr geehrt. Dass es sich um einen Unternehmerpreis handelt, freut mich dabei ausserordentlich, denn mein Herz schlägt voll und ganz für das Unternehmertum. Mir ist aber auch bewusst, dass ich das nicht alleine erreicht habe. Zu danken habe ich meinem Lebenspartner, meiner Familie, meinem Sohn und insbesondere meinen Mitarbeitenden, Geschäftsleitungskollegen und Geschäftspartnern.

Der Preis richtet sich an Frauen in der Wirtschaft. Gerade Ihr Berufsfeld ist ja sehr männerdominiert.

Das ist wahr. Als ich noch an der Universität St. Gallen (HSG) studiert habe, lag der Frauenanteil bei gerade mal 13 Prozent. Ich führte damals eine Umfrage bei meinen männlichen Kollegen durch und wollte wissen, ob sie sich das Arbeiten unter einer weiblichen Führungskraft vorstellen könnten. Die Mehrheit war der Meinung, niemals unter einer Frau arbeiten zu können. Ich habe mich dann vermehrt für die Förderung von Frauen eingesetzt.

Wie hat Ihre Karriereplanung ausgesehen?

Meinen Lebenslauf habe ich nicht geplant. Dort, wo ich war, habe ich stets mein Bestes gegeben und Augen und Ohren offen gehalten. Irgendwann habe ich mich entschieden, nur noch mit Menschen zusammenzuarbeiten und zu leben, die meine Wertebasis teilen. Mit dieser Grundhaltung habe ich dann auch Forma Futura gegründet.

Wie haben Sie es geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Ich habe meine persönlichen Bedürfnisse zurückgeschraubt und bin jeweils spät zu Bett gegangen und am nächsten Morgen früh aufgestanden. Inspiriert war ich unter anderem vom persischen Universalgelehrten Omar Khayyam, dem folgender Ausruf zugeschrieben wird: «Wacht auf! Zum Schlafen haben wir die Ewigkeit.» Natürlich war es für mich nach der Geburt meines Sohnes auch essenziell, dass ich Teilzeit arbeiten und für ihn eine gute Kinderbetreuung organisieren konnte.

Worin sehen Sie die Unterschiede zwischen einer Unternehmerin und einer angestellten CEO?

Für mich gibt es keine grossen Unterschiede. Bei Forma Futura war ich zusammen mit meinem Gründungspartner verantwortlich für den Aufbau des Unternehmens. Ich habe zuerst die Wertebasis von Forma Futura zusammen mit dem Gründungspartner und den ersten Mitarbeitenden in kreativen Workshops erarbeitet. Diese gemeinsame Wertebasis und Unternehmenskultur habe ich auch in meiner Funktion als CEO der Schweizer Börse

Zur Person

Antoinette Hunziker-Ebneter (Jahrgang 1960) studierte Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) und verfügt über ein Diplom der Swiss Banking School. Bis 2005 leitete sie bei der Bank Julius Bär & Co. als Mitglied der Konzernleitung den Handel und Verkauf. Zuvor wurde sie 1996 zur Chefin der Schweizer Börse befördert und war somit die erste Börsenchefin weltweit. Dort war sie unter anderem für den Aufbau und die Inbetriebnahme der elektronischen Börse Schweiz verantwortlich. Seit 2006 ist sie CEO der von ihr mitgegründeten Firma Forma Futura Invest AG, einer unabhängigen Vermögensverwaltung mit Sitz in Zürich, die sich für eine nachhaltige Finanzindustrie einsetzt. 2015 übernahm sie zudem als erste Frau die Stelle als Verwaltungsratspräsidentin der Berner Kantonalbank (BEKB) und senkte als erste Amtshandlung ihr eigenes Gehalt um rund ein Drittel im Vergleich zu ihrem Vorgänger. Berufsergänzend engagiert sie sich als Gründungsmitglied bei der waterkiosk Foundation, deren Projekte Zugang zu sauberem Trinkwasser in Schwellenländern ermöglichen. PD

Sie war die erste Börsenchefin der Welt und ist ein Vorbild für Frauen in der Wirtschaft: Antoinette Hunziker-Ebneter setzt mit ihrer Firma Forma Futura auf nachhaltiges Investieren – nun wird sie mit dem SEF.WomenAward-Ehrenpreis 2023 ausgezeichnet.

sowie in meiner Funktion als Verwaltungsratspräsidentin (VRP) der BEKB mit den Führungskräften und den Mitarbeitenden entwickelt. Mit dem Kapital der Firma gehe ich jeweils so um, als ob es mein eigenes Geld wäre, was ja bei Forma Futura auch tatsächlich der Fall war.

Inwiefern trägt die Firma Ihre Handschrift? Ich pflege einen kollaborativen Führungsstil, verfolge langfristige Ziele und lege grossen Wert auf qualitativ anspruchsvolle Analysearbeit. Das kommt in der Forma-Futura-Handschrift zum Ausdruck. Zu unserer Wertebasis gehören der Respekt vor Mensch, Tier und Umwelt, Transparenz, Nachhaltigkeit, Verantwortung und Mut. Ja, es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, im Denken und im Tun. Wir müssen den Mut haben, auch nein zu sagen.

Sie sind vor kurzem zum zweiten Mal Grossmutter geworden. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wer die Firma nach Ihnen leiten wird?

Mein Geschäftspartner und ich haben uns schon vor einiger Zeit Gedanken über die Nachfolge gemacht. Meine Funktion als CEO werde ich voraussichtlich Ende Jahr an eine Co-Führung abgeben, die aus einem Mann und einer Frau besteht, aus zwei verschiedenen Generationen. Gelebte Diversität ist für uns sehr wichtig.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Für mich ist Nachhaltigkeit der respektvolle und wertschätzende Umgang mit Menschen, mit der Natur, der Wirtschaft und den Finanzen. Im sogenannten Brundtland-Bericht von 1987 mit dem Titel «Our Common Future» wird die nachhaltige Entwicklung wie folgt definiert: Förderung einer dauerhaften

Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können. Diese dauerhafte Entwicklung ist ein Wandlungsprozess, in dem die Ressourcen, das Ziel von Investitionen und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das derzeitige und künftige Potenzial vergrössern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Und diese Forderung beinhaltet eine ganzheitliche Verhaltensänderung.

Wie wir heute sehen, ist diese notwendig. Wir alle müssen unser Verhalten verändern, damit eine nachhaltige Entwicklung zum Beispiel in der Mobilität, aber auch beim Bauen und Wohnen möglich ist.

Wie setzen Sie das konkret um?

Für mich bedeutet das, dass ich mich zusammen mit anderen Menschen dafür

einsetze, dass die Finanzflüsse verantwortungsbewusst gelenkt werden. Damit tragen wir zur Steigerung der nachhaltigen Lebensqualität bei.

Haben Sie Vorbilder?

Gottlieb Duttweiler ist für mich ein Vorbild, wie er das neue Geschäftsmodell eingeführt und geschaut hat, dass alle Zugang zu günstigen Lebensmitteln haben und sich auch sozial engagieren können. Grossen Respekt habe ich auch vor meiner Haushaltshilfe, die es in einem fremden Land geschafft hat, als alleinerziehende Mutter drei Töchter trotz vieler Rück- und Schicksalsschläge grosszuziehen.

Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele? Ja, ich setze mir jeweils nach einer Reflexion neue Ziele und schreibe diese auch auf. Am Fest zu meinem 50. Geburtstag habe ich meine persönlichen Ziele kommuniziert, insbesondere auch, wieviel Freizeit ich mir gönnen werde. Dieses Ziel habe ich bis jetzt nicht erreicht, und das höre ich noch oft von meinem Sohn und von Freunden. Deshalb habe ich beschlossen, meine persönlichen Ziele nicht mehr nach aussen zu kommunizieren. Die geschäftlichen Ziele teile ich natürlich immer mit. Und dort schaue ich dann auch, dass sie erreicht werden.

Interview: Maurice Müller

Samstag, 18. März 2023 CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 16 98 nzzone.ch
«Ich arbeite nur noch mit Menschen, die meine Wertebasis teilen»

Zeit, dass Sie sich angesprochen fühlen. Wir suchen Talente, die mit uns Zukunft gestalten.

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Senior Managerin Marketing CRM Senior Managerin Strategy Serviceberaterin Strategische Einkäuferin General und Professional Services Technische Projektleiterin Elektromobilität Verkaufsleiterin District Managerin
SAP ERP Projektleiterin
ALLE JOBS:

Gründerinnen und Spitzenmanagerinnen erobern sich ihren Platz

Auf dem Weg zur ausgewogenen Geschlechterdurchmischung bleibt einiges zu tun. In Führungspositionen und als Unternehmerinnen sind Frauen nach wie vor untervertreten. Die Gründe sind mehrheitlich dieselben.

GUIDO SCHILLING

Es sind allesamt Erfolgsmeldungen –von Frauen, welche die Wirtschaftswelt vorantreiben. Gründerinnen, die eine neue Kommunikationslösung für das Gesundheitswesen anbieten oder das erste Abo-System für den Schweizer Autoverleih hervorbringen. Weibliche Spitzenkräfte, die Catering-Firmen, Industrieunternehmen oder Versicherungen leiten, als Finanzchefinnen von Grosskonzernen tätig sind, oder im Verwaltungsrat die Geschicke einer Firma steuern.

Die Schweizer Wirtschaft hat mit Blick auf die Geschlechterdurchmischung einen grossen Sprung gemacht.

Als ich 2006 den ersten «Schillingreport» publizierte, lösten meine Analysen in manchen Führungsetagen ein Schmunzeln aus. Die Skepsis gegenüber Frauen in Führungspositionen war noch weit verbreitet: Gibt es überhaupt genügend Frauen, die sich einen solchen Knochenjob zutrauen? Bringen allfällige Kandidatinnen die nötige Qualifikation mit, um sich an der Spitze durchzusetzen? Inwiefern können Frauen aufgrund ihrer familiären und beruflichen Doppelbelastung Führungsverantwortung auf höherer Hierarchiestufe übernehmen? Die Skepsis widerspiegelte sich auch in den ernüchternden Fakten –der Frauenanteil auf Ebene Topmanagement in den Schweizer Grossfirmen betrug 2006 gerade einmal vier Prozent.

Neue Verwaltungsräte sind mehrheitlich weiblich

Doch in den letzten Jahren hat auf dem Weg zu einer ausgewogenen Geschlechterdurchmischung ein Durchbruch stattgefunden. Heute liegt der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Unternehmen bei 19 Prozent. Bei den börsenkotierten SMI-Firmen sind es bereits 24 Prozent, und jede dritte Spitzenposition wird mit einer Frau besetzt. Der von der Politik vorgesehene Geschlechterrichtwert von 20 Prozent für die Geschäftsleitungen ist dort bereits erreicht – deutlich vor dem avisierten Zieljahr 2031.

Noch grössere Fortschritte gab es in den Verwaltungsräten. Unsere Auswertung der personellen Besetzungen der Führungsgremien zeigt, dass Frauen 2022 erstmals die Mehrheit der neugewählten Verwaltungsräte der 180 Grosskonzerne stellten. Die Frauenquote liegt knapp unter der 30-Prozent-Marke, dem Richtwert für Verwaltungsräte von börsenkotierten Unternehmen, der 2026 in Kraft tritt. Die Zeit der uniformen, grauhaarigen Verwaltungsräte ist vorbei.

Die Entwicklung spiegelt einen eindrücklichen gesellschaftlichen Wandel. In den Firmen hat sich die Erkennt-

nis durchgesetzt, dass eine grössere Diversität einen echten Mehrwert bringt. Dazu beigetragen haben neben der politischen Diskussion um Frauenquoten zahlreiche Initiativen, die Frauen mehr Sichtbarkeit einräumten. Angestossen durch Schillingpartners präsentierte der Arbeitgeberverband vor acht Jahren eine Liste mit rund 400 Kandidatinnen für Verwaltungsräte. Grosskonzerne lancierten Förder- und Mentoringprogramme, während diverse Netzwerke entstanden, die die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen anpeilen. All dies zeigt Wirkung.

Gleichzeitig ist der Anteil an qualifizierten Kandidatinnen in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen. Der verbreitete Fachkräftemangel hat die Dringlichkeit aufgezeigt, nicht nur 50, sondern 100 Prozent des Talente-Pools einzubeziehen und zu fördern. Meiner Ansicht nach steht die Schweiz an der Schwelle zur Akzeptanzphase, in der das Thema Geschlechterdurchmischung bald keines mehr sein wird.

Bis 2035 wird man in den Geschäftsleitungen einen Frauenanteil von 45 Prozent erreichen – und damit fast vollständige Parität. Gleichwohl bleibt bis dahin noch einiges zu tun: Punkto Gender Diversity rangiert die Schweiz im internationalen Vergleich nach wie vor auf den hinteren Plätzen. Nicht zuletzt die Start-up-Szene sowie KMU hinken

SEF.WomenAward 2023

Das Swiss Economic Forum (SEF) verleiht Frauen mit einem herausragenden unternehmerischen Leistungsausweis den SEF.WomenAward und schafft damit eine kraftvolle und zukunftsgerichtete Plattform für Unternehmerinnen.

Der SEF.WomenAward wird jährlich im Rahmen einer Preisverleihung in den Kategorien Jungunternehmerin des Jahres und Unternehmerin/ CEO des Jahres vergeben. Pro Kategorie sind drei Frauen nominiert, von denen jeweils eine zur Gewinnerin gekürt wird. Die nominierten Frauen erfüllen dabei folgende Voraussetzun-

der Entwicklung hinterher. Initiativen zur Förderung von Unternehmerinnen sind vergleichsweise neu und müssen ihre Wirkung erst noch entfalten.

Frühzeitige Karriereplanung in der Partnerschaft

Die politischen und sozialen Hürden, die Frauen den Aufstieg verwehren, sind nach wie vor hoch. Stichworte: fehlende Tagesstrukturen in Schulen, teure Kinderbetreuungsangebote und ein Steuersystem, das den Zweitverdienst prohibitiv hoch besteuert. Nötig ist auch eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit in Firmen und der Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Teilzeitarbeit auf Kaderstufe. Arbeitgeber sollten ausserdem eine höhere Rückkehrquote von Mitarbeiterinnen nach der Babypause anpeilen und die Karriereplanung mit Müttern und Vätern aktiv fördern. Gefordert sind vor allem die Frauen (und Ehepartner) selbst. Karriereplanung beginnt nämlich oftmals schon bei der Berufswahl. Ebenso zentral ist die Aufteilung von Familien- und Berufspflichten innerhalb der Partnerschaft. Lebensmodelle, berufliche Pläne und Karrierewünsche sollten in der Partnerschaft frühzeitig diskutiert werden. Die Gründe dafür, dass Frauen sowohl in Führungspositionen als auch als Unternehmerinnen nach wie vor unter-

vertreten sind, sind teilweise identisch: Da ist erstens die Doppelbelastung, die berufliches Weiterkommen und Unternehmertum in der mittleren Lebensphase erschweren. Zweitens fehlt es in beiden Fällen noch an weiblichen Vorbildern. Drittens werden Ausbildungen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, sogenannte Mint-Kompetenzen, bei Mädchen zu wenig gefördert. Dadurch verlieren wir talentierte Unternehmerinnen und potenzielle Führungskräfte. Viele erfolgreiche und zukunftsträchtige Start-ups entstehen im Mint-Bereich. Gerade in Führungspositionen sind solche Fähigkeiten von unschätzbarem Wert. Kaderkräfte mit Mint-Hintergrund haben bereits während ihrer Ausbildung gelernt, alternative Lösungswege zu finden und Neues zu entwickeln. Sie verfügen über vernetzte Problemlösungskompetenzen. Als Managerinnen sind sie deshalb für komplexe Fragestellungen ausgezeichnet gerüstet und können einschätzen, welche grundlegenden Transformationen für das Unternehmen nötig sind.

Mädchen und junge Frauen gezielter fördern

Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung von Mädchen und Frauen gegenüber einer Mint-Ausbildung und Berufe sind Stereotypen – geschlechterspezifische Zuschreibungen, die besagen, dass Mädchen gut im Lesen sind und Buben gut rechnen können. Dieselben Stereotypen sind dafür verantwortlich, dass der Posten des Gründers und CEOs männlich konnotiert ist, während Pflegeberufe mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden.

Hier gilt es anzusetzen: in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Eltern, Lehrpersonen und Arbeitgeber sind gefordert, den jungen Leuten unterschiedliche Berufskarrieren aufzuzeigen, Neugierde zu wecken und Bedeutung und Stellenwert von Unternehmertum und Führungsverantwortung aufzuzeigen. Gründerinnen und Spitzenmanagerinnen verfügen über viele Gemeinsamkeiten: Mut, Fleiss, Gestaltungsfreude, Leidenschaft, Durchsetzungskraft und eine Portion Risikobereitschaft. Immer mehr Frauen haben jüngst die Kaderleiter in Richtung Spitzenpositionen erklommen. Es fehlt auch nicht an kreativen Gründerinnen. Heute zweifelt kaum mehr jemand daran, dass Frauen die nötigen Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringen, um sich als Spitzenmanagerinnen oder Unternehmerinnen erfolgreich durchzusetzen.

Guido Schilling ist Founding Partner von Schillingpartners (Executive Search) und Herausgeber des «Schillingreport» (schillingreport.ch).

Impressum

gen: Die Jungunternehmerinnen müssen ein oder mehrere Unternehmen mit Sitz und Wertschöpfung in der Schweiz gegründet haben, wobei die Gründung nicht mehr als sieben Jahre zurückliegen darf. Innerhalb des Unternehmens besetzen sie weiterhin eine aktive Position. In der Kategorie Unternehmerin oder CEO müssen die Nominierten die Verantwortung für ein Unternehmen tragen, welches vor mindestens sieben Jahren gegründet wurde und einen wesentlichen Impact auf die Schweizer Wirtschaft hat. Zudem wird eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, welche

sich Zeit ihres Lebens für einen starken Wirtschaftsstandort Schweiz und Frauen im Unternehmertum eingesetzt hat, mit dem Ehrenpreis honoriert. Über die Gewinnerinnen in allen drei Kategorien entscheidet eine kompetente, 13-köpfige Jury unter der Leitung von Jurypräsidentin Nicole Burth Tschudi. Erstmals verliehen wurde der SEF.WomenAward 2021 am Swiss Economic Forum in Interlaken. Die diesjährige Ausgabe findet am 24. März 2023 in Zürich statt. swisseconomic.ch/sef-womenaward

Frauen der Wirtschaft ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern bei NZZone von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation.

Projektmanagement NZZ Connect: Felix E. Müller (Inhalt), Seraina Branschi (SEF.WomenAward), Sibylle Mehmann (Anzeigen) NZZ Content Creation: Norman Bandi (Leitung), Maurice Müller (Produktion), Sara Sparascio (Layout) Kontakt: Neue Zürcher Zeitung AG, Zweigniederlassung NZZ Connect, Viktoriastrasse 72, CH­3013 Bern; +41 31 334 88 88; connect@nzz.ch connect.nzz.ch

Samstag, 18. März 2023 Frauen der Wirtschaft NZZ-Verlagsbeilage 3
«Punkto Gender Diversity rangiert die Schweiz im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen», so Guido Schilling. ISTOCK
Die Entwicklung spiegelt einen eindrücklichen gesellschaftlichen Wandel.
Mehrzuden Finalistinnen aufdenSeiten 6 und 7

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«Frauen gründen andere Firmen – glücklicherweise»

Ökonomin Monika Bütler, Jurymitglied des SEF.WomenAward 2023, über Chancen und Gefahren für eine unternehmerische Laufbahn sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus weiblicher Perspektive.

Sie waren jahrelang Professorin an der Universität St. Gallen, die ja bekannt dafür ist, unternehmerisches Denken zu fördern. Können Sie aufgrund Ihrer Erfahrung sagen, ob Studentinnen in gleichem Mass an eine unternehmerische Laufbahn denken wie Studenten?

Als Volkswirtin habe ich mich nur am Rande mit unternehmerischen Themen befasst. Ich bin nach 30 Jahren Erfahrung allerdings skeptisch, dass eine universitäre Ausbildung unternehmerisches Denken fördern kann.

Warum?

Eine Hochschule wie die HSG kann unternehmerisch denkenden jungen Menschen die notwendigen Tools und Übungsmöglichkeiten anbieten. An der HSG sind nur etwa 35 Prozent der Studierenden weiblich. Das Engagement dieser jungen Frauen und ihr Wille, etwas zu bewegen, unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung nicht von den Männern. Beschäftigt hat mich allerdings, wie oft junge Frauen ihre Studienwahl der vermeintlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterordnen. Eine unternehmerische Laufbahn passt meistens nicht in dieses Muster. Wahrscheinlich zu Unrecht.

Haben sich die Verhältnisse in letzter Zeit verändert, sodass nun mehr junge Frauen nach dem Studienabschluss oder einer ersten beruflichen Tätigkeit den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?

Es ist unbestritten, dass noch heute deutlich weniger Frauen ein Unternehmen

gründen als Männer. Die Gründe sind vielfältig, sie hängen oft zusammen.

So ist der Zugang zu Kapitalgebern und teilweise sogar zu Fachkräften für Frauen schwieriger. Studien aus den USA zeigen, dass dies mit einer schlechteren Position der Frauen in den relevanten Netzwerken zusammenhängt. Aus anderen Analysen wissen wir, dass den Frauen weniger zugetraut wird. Was wiederum erklären kann, dass sich die Frauen selber weniger zutrauen. Doch auch individuelle Präferenzen spielen eine Rolle: Frauen gründen andere Firmen – glücklicherweise. Ob sich die Situation wirklich geändert hat, ist schwierig zu sagen. Auf jeden Fall ist es heute viel cooler, sich als Unternehmer*in zu bezeichnen, für Frauen und Männer gleichermassen.

Spielt das Thema Mutterschaft und Kinder angesichts der nach wie vor suboptimalen Betreuungsangebote in der Schweiz beim Entscheid für oder gegen eine Laufbahn als Unternehmerin eine Rolle?

Das lässt sich so nicht sagen. Einige junge Frauen haben das noch prekäre Betreuungsangebot in der Schweiz gerade zum Anlass genommen, eigene Unternehmen in diesem Bereich zu gründen und haben damit massgeblich zu einer Entspannung der Lage beigetragen. Die Daten aus englischsprachigen und nordischen Ländern zeigen sogar, dass Mütter von jungen Kindern in einem höheren Mass selbstständig arbeiten als andere Frauen. Dass dies nicht der Kombination aus fehlender Kinderbetreuung

Weibliche Vorbilder sichtbar machen

Um ihren Anteil im Unternehmen zu erhöhen, ist die AMAG bestrebt, mehr Frauen im Unternehmen zu haben und in Führungspositionen zu bringen.

und starrem Arbeitsmarkt geschuldet ist, zeigt Schweden.

Inwiefern?

Selbst in einem Land mit umfassender und günstiger Betreuung arbeiten Mütter eher selbstständig. Die relevante Frage hier ist: Wann gilt Selbstständigkeit als eigenes Unternehmen?

Muss man ein angeborenes Unternehmergen haben, um eine Firma zu gründen oder zu leiten? Oder lässt sich diese Mentalität auch im Rahmen der Ausbildung vermitteln?

Auffällig viele Unternehmer*innen kommen aus Unternehmerfamilien. Da haben wir dann die übliche «Nature or Nurture»-Frage. Studien zeigen, dass rund 40 Prozent der Neigung, eine unter-

nehmerische Karriere einzuschlagen, erblich ist. Begründet vor allem in Persönlichkeitsmerkmalen wie Extravertiertheit, Offenheit, Risikobereitschaft. Das heisst allerdings auch, dass andere Faktoren wie Bildung, institutionelle und informelle Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen.

Lässt sich diese Mentalität in einer Ausbildung vermitteln?

Ich habe dafür keine Evidenz gefunden. Vermitteln lassen sich hingegen viele Fähigkeiten, welche die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs eines Unternehmens erhöhen können. Und: Eine zündende Idee zu finden für ein Start-up braucht andere Fähigkeiten, als diese Innovation erfolgreich am Markt zu entwickeln.

Weshalb arbeiten Sie in der Jury des SEF.Women Award 2023 mit?

Weil ich überzeugt bin, dass dieser Award dazu beitragen kann, die Sichtbarkeit der erfolgreichen Frauen im Unternehmertum zu erhöhen und damit die so wichtigen Netzwerke zu stärken.

Interview: Felix E. Müller

zienter arbeiten, als wenn sie nur aus Frauen oder Männern bestehen. Eine möglichst breite Perspektivenvielfalt wirkt sich Tag für Tag positiv auf Entscheidungen aus.

Wie Anja Bates erklärt, hat sich die AMAG deshalb in diesem Zusammenhang ambitionierte Ziele gesetzt: «Bis ins Jahr 2025 sollen doppelt so viele junge Frauen wie heute eine Lehre in Angriff nehmen. Und fünf Jahre später wollen wir in Führungspositionen einen Frauenanteil von rund 30 Prozent haben.» Dadurch werden Frauen auf allen Ebenen im Unternehmen sicht-

Zur Person

Monika Bütler (Jahrgang 1961) studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Bern und Zürich. Nach ersten beruflichen Stationen in der angewandten Forschung und in der Privatindustrie studierte sie Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen (HSG), wo sie 1997 die Doktorwürde als Ökonomin erlangte. Von 1997 bis 2001 arbeitete Monika Bütler als Assistenzprofessorin an der Universität Tilburg (Niederlande) und von 2001 bis 2004 als ordentliche Professorin an der Universität Lausanne. Danach wechselte sie an die HSG, wo sie bis 2021 als ordentliche Professorin für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik sowie Direktorin des von ihr mitgegründeten Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung (SEW) tätig war. Mittlerweile ist sie Honorarprofessorin der HSG.

Trotz aller Bemühungen und auch vieler Fortschritte sind Frauen in der Schweizer Berufswelt zum Teil immer noch von Benachteiligungen betroffen. Deshalb muss das Thema Gleichberechtigung nach wie vor auf dem Radar der Gesellschaft und der Unternehmen bleiben. Nur so lassen sich weitere Verbesserungen erzielen.

Bei der AMAG Gruppe hat dieses Ziel einen sehr grossen Stellenwert, denn gerade in der Autobranche sind Frauen deutlich untervertreten. «Um diesen Zustand zu ändern, sind faire Einkommensperspektiven zu schaffen und mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen», sagt Anja Bates, Chief Human Resources Officer bei der AMAG.

Gleiche Chancen für alle

Dass die AMAG konzernweit die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern gewährleistet, ist längst selbstverständlich und wurde 2021 abermals durch das «Fair ON Pay»-Zertifikat bestätigt. Denn gleiche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für alle wirken sich auf die Motivation, die Zufriedenheit und letztlich auf die Leistung von jedem Mitarbeitenden aus. Für die AMAG Gruppe besteht kein Zweifel daran, dass gemischte Teams und Units weitaus erfolgreicher und effi-

barer und dienen wiederum als Vorbilder für andere Frauen. Das ist gerade in einem männerdominierten Umfeld wie in der Autobranche entscheidend.

Wichtige Eigenständigkeit

Um dieses Ziel zu erreichen, sollten sich Frauen darüber im Klaren werden, was sie in der Berufswelt möchten. Für die-

sen Findungsprozess ist es legitim, sich Unterstützung und Rat bei einem Coach oder einem Mentor zu holen und sich zu empowern, die eigenen Interessen selbstbewusst zu vertreten und klar zu kommunizieren. «Die Eigenständigkeit der Frau wie auch die Organisation im privaten Bereich sind wichtig, vor allem wenn eine Familie geplant oder schon vorhanden ist», sagt Anja Bates. Auch Mut zähle, und die Stärkung des Selbstwertgefühls sei ein zentrales Thema. «Frauen sollen auf sich selbst sowie auf ihre Fähigkeiten vertrauen und bei Hindernissen den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.» Vom Arbeitgeber dürften Frauen dabei Unterstützung und gleichzeitig Verständnis für ihre unterschiedlichen persönlichen und kulturellen Situationen erwarten. Familie und Beruf vereinbaren Zur Frauenförderung schafft die AMAG laut ihrer Personalchefin ein Umfeld der Wertschätzung. Dazu gehören unter anderem flexible Arbeitszeiten sowie Teilzeitmöglichkeiten, die auf die Familiensituation von Frauen und Männern gleichermassen Rücksicht nehmen. Aber auch Jobsharing-Möglichkeiten, 100-prozentige Lohnfortzahlung während des Mutterschaftsurlaubs und zwei Wochen mehr Mutterschaftsurlaub, als gesetzlich vorgeschrieben, bietet die AMAG an, um Frauen zu fördern. «Ausserdem haben wir unlängst ein Frauennetzwerk mit regelmässigen Veranstaltungen aufgebaut, an denen sich Frauen untereinander austauschen, Kontakte knüpfen und ihre Sichtbarkeit erhöhen können», führt Anja Bates aus.

Um in Zukunft als Arbeitgeberin für Frauen attraktiv zu bleiben, legt die AMAG Gruppe ihr Augenmerk auch auf das Thema Rückkehr in den Job nach einer längeren Familienzeit. In Planung sind spezielle Programme für Jobrückkehrerinnen. Denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familien müsse heutzutage eine absolute Selbstverständlichkeit sein.

Samstag, 18. März 2023 Frauen der Wirtschaft NZZ-Verlagsbeilage 5
MICHAEL BAUMANN Monika Bütler war mehr als 17 Jahre Direktorin des Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität St. Gallen. SANDRA BLASER
«Daten zeigen, dass Mütter von jungen Kindern in einem höheren Mass selbstständig arbeiten als andere Frauen.»
«Frauen sollen auf sich selbst sowie auf ihre Fähigkeiten vertrauen und bei Hindernissen den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.»
AMAG
Anja Bates, Chief Human Resources Officer bei der AMAG: «Bis ins Jahr 2025 sollen doppelt so viele junge Frauen wie heute eine Lehre in Angriff nehmen.»

Die Finalistinnen in der Kategorie

Jungunternehmerin des Jahres

Ameli, Dagsmejan und Kitro wurden alle innerhalb der letzten sieben Jahre gegründet. Die vier für den SEF.WomenAward nominierten Unternehmerinnen, die die Firmen aufgebaut haben, verrraten in einem Gespräch, wie sie ihre Ziele erreichen und woher sie jeden Tag die nötige Motivation und Energie nehmen.

Anastasia Hofmann & Naomi MacKenzie

Gründerinnen & CEOs, Kitro

Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann studierten zusammen an der École hôtelière de Lausanne (EHL). Im letzten Jahr an der Schule hatten sie die Idee eines intelligenten Abfalleimers und verfolgten diesen Gedanken weiter. Zusammen lancierten sie 2017 die Firma Kitro, ein Start-up gegen Foodwaste. Obschon die beiden Jungunternehmerinnen mit ihrem Studium den Weg in die Hotellerie eingeschlagen haben, gründeten sie ein Tech-Unternehmen –ohne aus der Branche zu kommen und ohne zu wissen, ob die Technologie das kann, was sie sich vorstellen. Heute darf das mittlerweile dreizehnköpfige Team bekannte Hotels, Restaurants und Kantinen zu seinen Kunden zählen.

Wie seht ihr die Entwicklung eurer Firma?

Wir messen Foodwaste in der Gastronomie und unser konkretes Ziel dabei ist es, Datenlücken zu füllen. Ein Nachhaltigkeitsziel der UNO ist es, Foodwaste bis 2030 zu halbieren. Wie aber weiss man, dass sich dieser halbiert hat, wenn man die Mengen nie gemessen hat. Unsere Aufgabe ist es daher, in den nächsten Jahren anhand unseres Tools konsistente und akkurate Daten zu Foodwaste zu liefern.

Wie sah eure Karriereplanung aus?

Es gibt Menschen, die schon immer wissen, dass sie eine Firma gründen wollen. Bei uns war das definitiv nicht der Fall. Wir hatten plötzlich diese Idee von Kitro und mussten tagtäglich daran denken. Irgendwann mussten wir sie dann einfach in die Tat umsetzen. Wie stellt ihr euch das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor?

Mit der Co-CEO-Rolle sind wir sehr gut aufgestellt. Sich diesen Job zu teilen, kann von grossem Vorteil sein. Sowohl die Verantwortung als auch die Arbeitsbelastung kann dadurch geteilt werden. Wir können uns voll und ganz aufeinander verlassen, was auch in Zukunft hilfreich sein wird, wenn eine von uns eine Familie gründen will.

Catarina Dahlin

Mitgründerin & CEO, Dagsmejan

Zusammen mit ihrem Mann Andreas Lenzhofer gründete Catarina Dahlin 2016 das Unternehmen Dagsmejan. Das Start-up mit Sitz in Zürich stellt in enger Zusammenarbeit mit akademischen Forschungspartnern hochwertige Pyjamas her, die sich dank feinster Fasern und innovativer Technologie an die individuelle Physiologie des Trägers anpassen und so für eine neue Schlaferfahrung sorgen. Die in Schweden aufgewachsene Jungunternehmerin lebte bereits in sieben Ländern in Europa und Asien und darf auf einen äusserst erfolgreichen Start ihrer Firma zurückblicken.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Firma?

Ich sehe grosses Potenzial in unseren Produkten, weil jeder schläft. Gleichzeitig sind Schlafprobleme in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Gerade deshalb hoffe ich, dass wir noch vielen Menschen zu besserem Schlaf und einem besseren Leben verhelfen können.

Wie sah Ihre Karriereplanung aus?

Viele Dinge in meinem Leben haben sich organisch entwickelt. Ich glaube fest daran, dass man sich Türen offen halten sollte und dass man es weit bringen kann, wenn man hart arbeitet und Chancen nutzt. Seit zehn Jahren ist es ein Traum von mir, meine eigene Firma zu gründen und es fühlt sich extrem erfüllend an, nun meine Träume und Leidenschaften zu leben.

Wie stellen Sie sich das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor?

Es ist eine grosse Herausforderung. Insbesondere, wenn man sich in der Mitte des Lebens befindet wie ich. Man hat beides, eine jüngere und eine ältere Generation, um die man sich kümmern muss. Auf der anderen Seite denke ich, dass man als Entrepreneur mehr Flexibilität besitzt und Termine selbst koordinieren kann. Dies schafft neue Möglichkeiten.

Sie haben Ihr Unternehmen mit Ihrem Mann ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit Ihre Beziehung beeinflusst?

Es ist sowohl ein grosser Vorteil als auch manchmal ein Nachteil. Das Positive ist, dass man sich auf der gleichen Reise befindet, sich gegenseitig gut versteht und eine gemeinsame Leidenschaft teilt. Gerade in intensiven Zeiten kann aus dieser Doppelrolle aber auch eine Doppelbelastung entstehen. Deshalb ist es wichtig, Arbeit und Privates klar zu trennen. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren.

Haben Sie Vorbilder?

Ich war nie die Person, die ein grosses Vorbild hatte, zu dem ich aufschaute. Bei mir findet das eher im Alltag statt. Ich sehe positive Eigenschaften in Menschen, die ich bewundere und die mich dazu inspirieren, als Person zu wachsen und mich stetig weiterzuentwickeln.

Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?

Die Ziele in einem Start-up und in einem Unternehmen, das schnell wächst, ändern sich ständig. Es gibt also definitiv jeden Tag neue Ziele. Für mich als Person sehe ich es als Aufgabe, mit dem Business, aber auch mit mir selbst, stetig zu wachsen.

Ihr habt euer Unternehmen gemeinsam ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit eure Freundschaft beeinflusst?

Viele haben uns gewarnt und uns gesagt, wir würden nach spätestens zwei Jahren wohl nicht mehr befreundet sein. Aber bis heute gehen wir gerne zusammen in die Ferien. Unsere Freundschaft ist mit uns gewachsen und hat sich seit der Gründung von Kitro sogar verstärkt.

Habt ihr Vorbilder? Es gibt viele Menschen in unserem Leben, die aus unterschiedlichen Gründen als Vorbilder fungieren, oft sind es Freunde oder Familie –insbesondere unsere Mütter. Innerhalb von Kitro erhalten wir viel Inspiration von unseren Beratern und Teammitgliedern und natürlich motivieren und inspirieren wir uns auch gegenseitig.

Setzt ihr euch regelmässig neue Ziele? Wenn es um Zielsetzungen geht, sind wir sehr strukturiert. Man muss diese aber dann auch konsequent verfolgen. Auch persönlich haben wir diese Struktur übernommen. Dieses Jahr wollen wir beide den Triathlon in Zürich machen.

Christina Stahl

Mitgründerin & CEO, Ameli Zurich

Die Beraterin Christina Stahl gründete 2020 mit ihrem Mann Charly Stahl die Ameli Zurich GmbH. Die Zürcher Firma schliesst mit ihren kompromisslosen Business-Handtaschen eine Marktlücke. Die im modernen Design kreierten Taschen kombinieren das Äussere einer eleganten Handtasche mit dem Innenleben einer funktionalen Businesstasche. Die Jungunternehmerin wuchs mit selbstständig erwerbenden Eltern auf und ist es sich deshalb gewohnt, viel und von überall aus zu arbeiten.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Firma?

Unserer Entwicklung sehe ich positiv entgegen. Wir wollen weiterhin eigenfinanziert bleiben, haben aber trotzdem ambitionierte Wachstumsziele. Vor allem im DACH-Markt bei Frauen im Bereich Lederaccessoires. Und hoffentlich kann man in fünf Jahren am Flughafen Zürich genauso viele Taschen von Ameli wie Koffer von Rimowa sehen.

Wie sieht Ihre Karriereplanung aus?

Ich hoffe, Ewigkeiten bei Ameli bleiben und dort noch vieles bewirken zu können. Das Unternehmertum und die Firma Ameli waren zwar nicht geplant, umso glücklicher bin ich, dass ich meiner Leidenschaft gefolgt bin. So habe ich etwas gefunden, was ich für immer machen möchte.

Wie stellen Sie sich das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor? Aktuell noch schwierig. Wir bauen aber gerade sehr viel dafür auf, damit wir operativ nicht jeden Tag so stark involviert sind, sondern dass wir eher auf einer anderen Flughöhe involviert sein können. Der grosse Vorteil, Eigentümer und Geschäftsführer zu sein, ist, dass man sich die Freiheiten nehmen kann und diese Flexibilität dann auch einen grossen Beitrag dazu leistet, Familie und Beruf miteinander zu verbinden.

Sie haben Ihr Unternehmen mit Ihrem Mann ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit Ihre Beziehung beeinflusst?

Wir sind immer noch zusammen und wollen auch zusammen bleiben. Unsere Beziehung hat sich in dieser Zeit nochmals intensiviert. Mein Mann und ich sind zwei komplett unterschiedliche Charaktere. Dementsprechend ist eine enge Zusammenarbeit oft schwierig. Dadurch, dass wir aber jetzt eine gewisse Unternehmensgrösse erreicht haben und nicht mehr so eng miteinander zusammenarbeiten, hat es uns gestärkt – und ich bin froh, dass ich ihn als Mitgründer an meiner Seite habe.

Haben Sie Vorbilder?

Ja, ich mag extrem viele Powerfrauen, die Familie und Beruf miteinander vereinen, die transparent und authentisch sind. Ich glaube, meine grössten Vorbilder sind die deutsche Unternehmerin Verena Pausder und die amerikanische Drehbuchautorin Shonda Rhimes. Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?

Ja, alle drei Monate, wenn wir unsere OKRs (Objectives and Key Results, Anm. der Red.) neu definieren.

6 NZZ-Verlagsbeilage Frauen der Wirtschaft Samstag, 18. März 2023

Die Finalistinnen in der Kategorie

Unternehmerin/CEO

des

Jahres

Sandra Völler, Tanja Zimmermann-Burgerstein und Marie-France Tschudin sind keine Unbekannten in der Schweizer Wirtschaft. Sie alle haben in ihrem Leben Grosses geleistet und sind deshalb verdiente Anwärterinnen auf den SEF.WomenAward 2023, der am 24. März in Zürich verliehen wird.

Marie-France Tschudin

President, Innovative Medicines International & CCO, Novartis

Marie-France Tschudin ist seit 2017 für Novartis tätig und wurde im April 2022 Leiterin der Einheit Innovative Medicines International. Damit leitet sie den mit Abstand umsatzstärksten Geschäftsbereich. Für die Neuenburgerin ist diese Aufgabe kein unbekanntes Feld. Bereits ihr Vater arbeitete als Führungskraft in der Pharmaindustrie und nahm seine Tochter berufsbedingt auf diverse Reisen nach Portugal und Brasilien mit. Marie-France Tschudin spricht sechs Sprachen und gilt dank ihrer neuen Position als eine der wichtigsten Frauen in der Pharmaindustrie.

Wie hat Ihre Karriereplanung ausgesehen?

CCO zu werden war nie der Plan. Ich habe immer mit talentierten Menschen gearbeitet und grossartige Teams zusammengeführt – so ging das Schritt für Schritt. Während ich in verschiedenen Ländern gewohnt und verschiedene Tätigkeiten ausgeübt habe, wusste ich immer, dass ich etwas bewirken will.

Wie haben Sie es geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Man muss seine eigenen Grenzen kennen und lernen, richtig zu kommunizieren. Wo es ging, habe ich nach flexiblen Lösungen gesucht. Ich glaube das Problem ist, dass wir die eigenen Bedürfnisse nicht genug zum Ausdruck bringen. Wenn man die eigenen Grenzen kennt und zu Hause die notwendige Unterstützung hat, ist alles möglich.

Worin sehen Sie die Unterschiede zwischen Unternehmerin und angestellter CEO?

Ein eigenes Unternehmen zu haben ist eine wahnsinnig gute Schule. Es ist aber definitiv anders. In einem Grosskonzern wie Novartis hat man Verantwortung nicht nur der eigenen Firma gegenüber, sondern auch gegenüber der Ärzteschaft, der Gesellschaft und den Investoren. Die Herausforderung, einen Betrieb zu leiten, Leute zu motivieren und eine Strategie auszubauen, ist aber in beiden Fällen dieselbe.

Inwiefern trägt die Firma Ihre Handschrift?

Ich denke nicht zwingend die von mir, aber sicher die meines Teams. Es ist mir wichtig, dass wir eine gemeinsame Strategie haben, damit die Pharmaindustrie sich weiterentwickelt und ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Partnerschaften mit anderen Pharmafirmen, Krankenkassen und Ländern spielen dabei eine grosse Rolle. Durch Covid haben wir gelernt, dass wir gemeinsam viel erreichen können.

Haben Sie Vorbilder?

Mein grosses Vorbild ist mein Vater. Auch er war in dieser Industrie tätig und wir teilen dieselben Werte. Wichtig ist nicht der Moment, sondern, was wir von uns langfristig im Unternehmen lassen: unsere Hinterlassenschaft. Von meinem Vater habe ich die wichtigsten Grundsteine des Verkaufs und den Umgang mit Menschen gelernt.

Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?

Wir haben kurz- und langfristige Ziele, die wir regelmässig neu definieren. Ich denke, dass es wichtig ist, gemeinsame Ziele zu haben und diese gut zu kommunizieren. In einem Unternehmen mit über 100 000 Mitarbeitenden sind es aber vor allem die langfristigen Ziele und die gemeinsame Vision, die uns voranbringen.

Sandra Völler

Gründerin & CEO, Agilita

Sandra Völler hat Agilita 2001 gegründet. Das sich in Privatbesitz befindende Unternehmen mit Sitz im Glatt-Tower in Wallisellen beschäftigt heute über 180 Mitarbeitende. Basierend auf Best Practices bietet die Firma ERP-Lösungen für Schweizer KMU und bringt diese so auf einen hohen Grad der Digitalisierung. Sandra Völler bringt jahrelange Erfahrung aus der IT-Branche mit. So war sie vor ihrer jetzigen Position neun Jahre für die ehemalige CSC Ploenzke als Business Unit Manager tätig.

Wie hat Ihre Karriereplanung ausgesehen?

Schon als Kind habe ich gerne verkauft und organisiert. Dieses Talent hat mich wahrscheinlich dazu gebracht, Unternehmerin zu werden. Die Gründung meiner Firma ist aber vielmehr aus einer Situation heraus zustandegekommen.

Wie haben Sie es geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?

Es sind immer zwei, die gemeinsam Kinder kriegen. Das ist, denke ich, die erste gute Regel und die wichtigste Voraussetzung: dass sich beide Elternteile verantwortlich zeigen bei der Kindererziehung. Ausserdem ist es wichtig, das richtige Gleichgewicht zu finden. Die meisten Frauen haben ein Problem damit, dass sie nicht gleichzeitig 100% Mama, 100% Businessfrau und 100% Ehefrau sein können.

Worin sehen Sie die Unterschiede zwischen Unternehmerin und angestellter CEO?

Wenn man Eigentümerin ist, kommt alles von Herzen und man kann das Unternehmen viel nachhaltiger führen. Man macht nichts nur, weil es irgendjemand will oder um irgendjemandem einen Gefallen zu tun, sondern aus Überzeugung. Dabei fokussiert man sich nicht nur auf die Geschäftszahlen des nächsten Monats oder des nächsten Quartals.

Inwiefern trägt die Firma Ihre Handschrift?

Sehr, weil ich gerne innovative Ideen ausprobiere. Bei mir muss immer etwas Neues her. Deshalb ist unsere Firma heute global führend im SAP-Umfeld für die Cloud. Rund 105’000 Menschen bei SAP und unsere Partner schauen deshalb auf uns. Man merkt hoffentlich, dass ich zu 1000% dahinterstehe.

Haben Sie Vorbilder?

Leider gab es damals keine Frauen als Vorbilder und deshalb glaube ich, dass viele junge Frauen denken, dass sie Karriere und Familie nicht gleichzeitig haben können. Ich lasse mich aber immer gerne inspirieren – branchenfremd. Typischerweise aus der Mode- und Kreativbranche, weil dort Trends gesetzt werden, die eine Gesellschaft bewegen.

Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?

Ja, meine Firma heisst ja schliesslich Agilita. Ich sage jeder Bewerberin und jedem Bewerber direkt, dass bei uns Beweglichkeit Programm ist. Wir haben unsere Firma in den letzten fünf Jahren verdreifacht und streben in den nächsten drei Jahren eine Verdoppelung an. Ich glaube, das oberste Ziel muss aber sein, das nachhaltig zu tun. Es muss immer ein Gleichgewicht aus Gesundheit, Inspiration und Zufriedenheit vorhanden sein.

Tanja Zimmermann-Burgerstein

CEO, Antistress (Burgerstein Vitamine)

Tanja Zimmermann-Burgerstein ist seit 2016 CEO der Antistress AG. Der Familienbetrieb mit Sitz in Rapperswil (SG) ist unter anderem verantwortlich für die bekannten Burgerstein-Vitamine, die in der Schweiz in jeder Apotheke erhältlich sind. Das 1972 gegründete Unternehmen führt die gelernte Werbe- und Marketingplanerin in der dritten Generation, Tanja Zimmermann-Burgerstein legt dabei grossen Wert auf den sinnvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Wie hat Ihre Karriereplanung ausgesehen?

Meine Karriereplanung war nicht vorprogrammiert, weil mein Vater nicht die Erwartungshaltung hatte, dass ich in die Firma einsteige. Schlussendlich hat es sich dann doch so ergeben und es war umso schöner, dass ich meine Karriere ausserhalb der Firma starten konnte. Wie haben Sie es geschafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Die Position als CEO habe ich übernommen, als meine Kinder bereits in einem fortgeschrittenen Alter waren. Da ich die Chance hatte, nicht Vollzeit arbeiten zu müssen, konnte ich Beruf und Familie gut vereinbaren. Meine Kinder wuchsen mit der Firma und meinem Arbeitspensum.

Worin sehen Sie die Unterschiede zwischen Unternehmerin und angestellter CEO?

Bei vielen Familienunternehmen bürgt man mit dem eigenen Namen. Da möchte man seinen Job selbstverständlich besonders gut und sorgfältig machen. Ich denke aber nicht, dass man als Teil eines Familienunternehmens weniger risikofreudig ist, aber vielleicht trifft man bestimmte Entscheidungen etwas überlegter – im Gegensatz zu einer angestellten CEO. Mit grosser Wahrscheinlichkeit steckt nämlich das eigene Vermögen in der Firma.

Inwiefern trägt die Firma Ihre Handschrift?

Meine Handschrift zeigt sich durch meine Person und in der Art, wie ich mit den Menschen umgehe. Wir sind ein Du-Unternehmen und haben wenig Berührungsängste. Ich gehe gerne auf Menschen zu und das merken die Mitarbeitenden.

Haben Sie Vorbilder?

Ja, aber dabei handelt es sich eher um Charaktereigenschaften als um konkrete Personen. Ich bewundere Leute, die visionär denken können, ohne abzuheben. Menschen, die vorausschauende Gedanken haben, aber dennoch den Bezug zur Realität nicht verlieren. Ausserdem ist ein respektvoller Umgang mit Menschen im Unternehmertum etwas sehr Wichtiges. Als Vorbilder sehe ich deshalb auch Führungskräfte, die im Marschschritt vorangehen und es schaffen, die Mitarbeitenden auf eine respektvolle Art zum Mitlaufen zu motivieren.

Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?

Ja, das muss ich. Geschäftlich setze ich mir regelmässig neue Ziele oder passe sie an und gebe die Marschrichtung vor. Ein Ziel muss nicht immer eine Veränderung sein. Ich denke, es ist vielmehr ein Unternehmensprozess, der andauernd passieren muss.

Interviews: Maurice Müller

Samstag, 18. März 2023 Frauen der Wirtschaft NZZ-Verlagsbeilage 7
FOTOS: SANDRA BLASER
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Signifikante Geschlechterunterschiede beim unternehmerischen Handeln

Der «Global Entrepreneurship Monitor 2022» ist die umfangreichste Studie im Bereich des Unternehmertums der Welt. Das ist die Quintessenz mit Blick auf die unternehmerisch aktiven Frauen in der Schweiz. Von Pascal Wild

Unternehmertum nach Geschlecht – global

Weltweit gesehen gibt es keine Gleichstellung der Geschlechter im Unternehmertum. 10,4 Prozent der Frauen und 13,6 Prozent der Männer sind jungunternehmerisch aktiv – alleine, in Teams, fremd­ oder eigenfinanziert. 5,4 Prozent der Frauen besitzen und leiten ein etabliertes Unternehmen. Bei den Männern sind es 8,6 Prozent. Der Anteil der Frauen am Unternehmertum ist je nach Weltregion sehr unterschiedlich. Auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara und in Lateinamerika ist etwa eine von fünf Frauen Unternehmerin. Gerade in vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara, in denen sich das Unternehmertum häufig auf kleine und infor­

Unternehmertum nach Geschlecht – national

Die Abbildung veranschaulicht das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Jungunternehmern seit dem Jahr 2003. Die mit einer Linie verbundenen Punkte zeigen die Messwerte, während die (abgeschwächte) gerade Linie den Trend darstellt. In den Jahren 2011 bis 2014 hatte die Schweiz ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Seit 2015 ist das Verhältnis wieder gesunken und bleibt auf dem Niveau, das vor 2010 gemessen wurde. Dies bedeutet, dass im Durchschnitt etwa zwei Unternehmer

Beweggründe für unternehmerisches

Handeln

Unter den Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern in der Schweiz wird jeweils nach den Beweggründen für ihre unternehmerische Aktivität gefragt. In der aktuellen Studie gaben die Männer etwas häufiger an, mit ihrem Unternehmen «etwas bewirken» (englisch «making a difference») oder viel Geld verdienen (englisch «making money») zu wollen. Frauen hingegen stecken tendenziell ihre Ziele etwas tiefer und begnügen sich häufiger damit, sich durch die unternehmerische Tätigkeit schlicht den «Lebensunterhalt» verdienen zu können.

auf eine Unternehmerin kommen. Obwohl im vergangenen Jahr ein kurzfristiger Anstieg auf 0,9 Frauen pro 1,0 Männer zu verzeichnen war, liegt der Wert im Jahr davor bei 0,6 und bleibt damit näher an einem 1:2 als an einem ausgeglichenen Verhältnis. Der schwächere Anteil von Unternehmerinnen unter den Jungunternehmern und angehenden Unternehmern spiegelt sich auch in der Quote der etablierten Unternehmer wider. Während unter der männlichen Bevölkerung 9 Prozent Inhaber eines etablierten Unternehmens sind, gehören nur 5,1 Prozent der weiblichen Bevölkerung zu dieser Gruppe.

Wertschätzung vs. Angst vor dem Scheitern

Geschlechtsspezifische Ungleichheiten wurden auch im Hinblick auf die Einstellungen und Wahrnehmungen der Schweizer Bevölkerung zum Unternehmertum gemessen, die Ergebnisse stammen aus dem Jahr 2022. Beim Erkennen von Geschäftsopportunitäten antworten weniger Frauen, dass sie in den nächsten sechs Monaten gute Möglichkeiten für eine Unternehmensgründung sehen, während die Männer tendenziell mehr Möglichkeiten erkennen. Deutlicher wird der Unterschied bei der Frage, ob die Befragten über die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkei­

melle Geschäftstätigkeiten beschränkt, gibt es sogar mehr weibliche als männliche Unternehmer. In den meisten europäischen Ländern sind Unternehmerinnen jedoch unterrepräsentiert. Gerade in den skandinavischen und baltischen Ländern, aber auch in Deutschland und Italien folgen im Durchschnitt auf eine weibliche zwei männliche Unternehmer. Einzig in Spanien gibt es ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis und in einigen osteuropäischen Ländern (etwa Rumänien, Weissrussland, Bulgarien) ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis. Gründe hierfür liegen zu grossen Teilen in den schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen und der daraus resultierenden Notwendigkeit vieler Frauen, sich und ihre Familien mit kleineren und häufig informellen Geschäftstätigkeiten über Wasser zu halten.

12,3 Prozent der Männer sind an unternehmerischen Aktivitäten in der Frühphase beteiligt, aber nur 7,2 Prozent der Frauen.

ten und Erfahrungen verfügen, um ein neues Unternehmen zu gründen. Die weiblichen Studienteilnehmer sind diesbezüglich deutlich selbstkritischer. Dieses enttäuschende Ergebnis wird durch die grössere Angst vor dem Scheitern bestätigt: 42 Prozent der Frauen würden deshalb kein Unternehmen gründen, während nur 34 Prozent der Männer angaben, dass ihre Angst vor dem Scheitern sie von der Gründung eines Unternehmens abhalten würde. Schliesslich zeigen diese seit Jahren unveränderten Tendenzen auch ein stark geschlechtsspezifisches Bild der tatsächlichen unternehmerischen Akti­

vitäten: 12,3 Prozent der Männer sind an unternehmerischen Aktivitäten in der Frühphase beteiligt, aber nur 7,2 Prozent der Frauen.

Weltweite Studie zum Unternehmertum

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist die umfangreichste Studie im Bereich des Unternehmertums der Welt. Seit 1999 werden in einer zunehmenden Anzahl Länder jährlich jeweils mindestens 2000 Personen zu ihrer Einstellung, Motivation und ihren Kompetenzen im Bereich Unternehmertum sowie zu den eventuell bereits getätigten unternehmerischen Aktivitäten befragt. Inzwischen hat man somit jährlich mehr als 200 000 Befragungen in rund 100 Ländern.

In der Schweiz hat die Universität St. Gallen (HSG) von 2002 bis 2007 viermal an der Studie teilgenommen, seit 2009 wird sie jährlich von der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg (HSW­ FR) durchgeführt.

Gemäss der GEM­Methodologie sind Unternehmerinnen oder Unternehmer alle erwerbsfähigen Individuen (18 bis 64/65 Jahre), die eine unternehmerische Tätigkeit planen (Gründung in spätestens sechs Monaten) oder bereits seit maximal 3,5 Jahren unternehmerisch tätig sind (erste Ausgaben getätigt und eventuell Einnahmen verzeichnet).

Pascal Wild ist assoziierter Professor ander Hochschule für Wirtschaft in Freiburg (HSW-FR) und Co-Autor der Studie.

Samstag, 18. März 2023 Frauen der Wirtschaft NZZ-Verlagsbeilage 9
QUELLE: «GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR 2022», HOCHSCHULE FÜR WIRTSCHAFT IN FREIBURG (HSW-FR)

Das Wachstum der Zukunft ist auch weiblich

Bildung ist die Grundlage für Fortschritt, besonders in den kernwertschöpfenden Bereichen, auf die wir in der Schweiz noch vermehrt setzen sollten.

SABINE KELLER-BUSSE

Krieg, Inflation, Klimawandel – vielen kommt es vor, als sei die Welt im dauerhaften Krisenmodus. Viele sorgen sich um die Zukunft, sei es die eigene oder die ihrer Kinder. Die gute Nachricht ist: Unsere Wirtschaft hat ihre Anpassungsfähigkeit schon mehrfach unter Beweis gestellt und die Schweiz gehört immer noch zu den wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit. Um unseren Wohlstand zu erhalten, braucht es wirtschaftliches Wachstum in innovationsstarken Branchen mit hoher Wertschöpfung wie IT oder Pharma. Der Fachkräftemangel bleibt dabei eine der drängendsten Herausforderungen.

Einheimisches Potenzial

Gemäss UBS-Lohnumfrage 2022 haben 80 Prozent der Unternehmen Mühe, offene Stellen zu besetzen, 2021 waren es «nur» 66 Prozent. Weil aufgrund der demografischen Entwicklung künftig jährlich Zehntausende aus dem Arbeitsmarkt austreten, sind wir noch stärker auf Zuwanderung angewiesen. Aber auch das einheimische Arbeitskräftepotenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Zwar ist die Erwerbsquote bei Frauen bereits hoch, jedoch arbeiten immer mehr in einem Teilzeitpensum. Eine OECD-Studie zeigt zudem, dass Unternehmerinnen gegenüber Unternehmern in allen Branchen untervertreten sind, mit Ausnahme von persönlichen Dienstleistungen. Würde sich der Unternehmeranteil von Frauen dem der männlichen Bevölkerung annähern, also

von unter sechs auf zehn Prozent steigen, hätten wir in der Schweiz Platz für rund 160 000 zusätzliche Unternehmerinnen –ein Dichtestress der positiven Art. Auf dem Weg dorthin gibt es diverse Hebel, die wir gemeinsam in Bewegung setzen können. Politik, Wirtschaft, Bildungswesen – dass alle im konstanten Dialog einen Beitrag für konstruktive Lösungen leisten, soll eine Stärke der Schweiz bleiben. Stichwort Bildung: Der Frauenanteil bei Studiengängen in den MINT-Fächern ist tiefer als in unseren Nachbarländern. Auch bei IT-bezogenen Berufslehren ist der Frauenanteil klein. Weiter fällt auf, dass das Plus bei

der Beschäftigung in der Schweiz, das sich schwergewichtig auf staatsnahe Bereiche konzentriert, fast dreimal so hoch ist wie das Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Technologisches Potenzial

Das Gesundheitswesen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmertum und Innovation gerade in sehr arbeitsintensiven und damit Arbeitskräfte bindenden Bereichen neue, vielversprechende Chancen darstellen. Dadurch lassen sich bedeutende Produktivitäts- und Effizienzgewinne erzielen, zum Beispiel

mithilfe von intelligenten Lösungen im Bereich Digitalisierung, Robotik und Automation.

Dies ist aber kein Plädoyer für die Entmenschlichung von ganz zentralen Errungenschaften unserer Gesellschaft, im Gegenteil. Man denke nur daran, wie viele Stunden durch die Einführung eines wirklich funktionierenden elektronischen Patientendossiers gespart werden könnten – Stunden, die so viel besser investiert wären in die Betreuung der Patienten anstelle ihrer Papierdossiers. Und auch in anderen Wachstumsbereichen wie erneuerbare Energie werden Digitalisierung und neue, innovative Technologien eine zentrale Rolle spielen, um Angebot und Bedürfnisse besser und schneller aufeinander abzustimmen.

Das Klischee, wonach sich viele Frauen vor allem für Grünes und Gesundes interessieren, hält sich hartnäckig. Doch Frauen beeindrucken nicht einfach durch Empathie, sondern durch Kompetenz – und durch Mehrheit. Es ist gut die Hälfte unserer Bevölkerung, und die Maturitätsquote der Frauen ist deutlich höher als die der Männer. Bildung ist die Grundlage für Fortschritt, besonders in den kernwertschöpfenden Bereichen, auf die wir in der Schweiz noch vermehrt setzen sollten. Durch unsere Partnerschaft mit der ETH Zürich zur Förderung von Innovation und Unternehmertum leisten wir unseren Beitrag –und der SEF.WomenAward schafft Visibilität und inspiriert die Gründerinnen von morgen. Denn das Wachstum der Zukunft ist auch weiblich.

10 NZZ-Verlagsbeilage Frauen der Wirtschaft Samstag, 18. März 2023
Sustainable Switzerland – eine Initiative des Unternehmens NZZ mit führenden Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. HÖCHSTE ZEIT ZU HANDELN. ENTREPRENEURS CLUB JETZT MITGLIED WERDEN
WIE GRÜN SIND SCHWARZE GESCHÄFTSZAHLEN?
Der Frauenanteil bei Studiengängen in den MINT-Fächern ist tiefer als in unseren Nachbarländern. ISTOCK
«Um unseren Wohlstand zu erhalten, braucht es wirtschaftliches Wachstum in innovationsstarken Branchen mit hoher Wertschöpfung.»
Sabine Keller-Busse President UBS Switzerland
UBS

Unternehmertum muss weiblicher werden

In Führungs- und Gründungspositionen sind Managerinnen stark untervertreten. Damit sich das ändert, muss die gesamte Wirtschaft umdenken.

MYRIAM DENK UND JOHANNES SMITS

Tatsache ist: Es gibt deutlich weniger Frauen in Führungspositionen oder Gründergremien als Männer. In der Schweiz werden fast doppelt so viele Unternehmen von Männern gegründet wie von Frauen. Gemäss «Global Entrepreneurship Monitor» (GEM) waren im Jahr 2022 in der Schweiz nur 7,2 Prozent der Frauen bereit, sich auf unternehmerische Aktivitäten im Frühstadium einzulassen – gegenüber 12,3 Prozent bei den Männern (siehe Artikel auf Seite 9).

Weiterhin Luft nach oben

Laut GEM ist das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Unternehmern von 2021 auf 2022 von 0,9 auf 0,6 gesunken. Das lässt eine positive Tendenz vermuten, doch das Optimierungspotenzial bleibt beträchtlich, denn im europäischen Vergleich liegt die Schweiz damit ganz hinten. Noch immer erhalten

Frauen viel seltener Investitionskapital für ihr Start-up als ihre Kollegen. Im Jahr 2021 gingen 2,8 Prozent der Finanzierungsmittel an von Frauen geführte Startups, 2022 waren es nur noch 2,3 Prozent. Und eine Untersuchung der Harvard Business Review ergab, dass nur 15 Prozent der Unternehmen, die Risikokapital erhalten, eine Frau in ihrem Führungsteam haben; weniger als drei Prozent haben einen weiblichen CEO. Dabei zeigen die Zahlen klar, dass von Frauen geführte Start-ups diverser sind: Neu ge-

Nur wenige Unternehmerinnen sind überzeugt, eine Firma leiten und gleichzeitig Kinder grossziehen zu können.

gründete Unternehmen mit Gründerinnen haben zweieinhalbmal mehr Frauen in ihren eigenen Reihen. Betriebe mit einer Gründerin und einer weiblichen Führungskraft stellen sechsmal mehr Frauen ein. Somit tragen weiblich geführte Jungunternehmen wesentlich dazu bei, alte Muster zu durchbrechen.

Frage der Wahrnehmung

Die Fakten sind ernüchternd, doch die Thematik ist komplex und die Ursa-

Neue Rollenbilder schaffen

In dieser Betrachtung spielt das Selbstverständnis eine Schlüsselrolle. Gemäss «Global Entrepreneurship Monitor» (GEM) schätzen Frauen in der Schweiz ihre Gründungsfähigkeiten wie Können, Ausbildung oder Erfahrung deutlich schlechter ein als Männer. Nur wenige Unternehmerinnen sind überzeugt, eine Firma leiten und gleichzeitig Kinder grossziehen zu können (siehe Kasten).

Dass nach Jahrzehnten der Gleichstellungsdiskussion immer noch eine Unterbesetzung von Frauen in Führungs- und Gründungspositionen herrscht, ist bedauernswert, aber nachvollziehbar. Denn Rollenbilder ändern sich nur sehr langsam. Staat und Wirtschaft müssen daher ihrer Verantwortung gerecht werden und für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, wenn es um die Förderung von Frauen am Arbeitsplatz geht.

SEF.WomenAward. Sie ermutigen und stossen positive Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft an – was letztlich uns allen zugutekommt.

Myriam Denk ist Partnerin, People & Organisation, bei PwC Schweiz; Johannes Smits ist Partner, People & Organisation, bei PwC Schweiz.

«Generation Töchter»

chen sind vielschichtig. Zum einen sind Männer oft besser vernetzt. Sie können schneller und gezielter auf nützliche Geschäftsbeziehungen und Ressourcen zugreifen. Zum anderen hält sich eine hartnäckige Voreingenommenheit von Investierenden gegenüber weiblichem Entrepreneurship. Unternehmerinnen werden von Kapitalgebenden oft nicht dafür bestraft, dass sie Frauen sind, sondern dafür, dass sie stereotypisierte weibliche Eigenschaften wie Empathie oder Ausdrucksstärke aufweisen.

Wirtschaftsakteure jeden Geschlechts sollten Frauen dazu ermutigen, an sich und ihre unternehmerischen Ideen und Fähigkeiten zu glauben. Dies lohnt sich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch finanziell. Laut einer Studie von BCG erwirtschaften von Frauen geführte Startups für jeden in sie investierten Dollar mehr als das Doppelte als von Männern geführte. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Sichtbarmachung von Gründerinnen und Unternehmerinnen, wie das Initiativen bereits machen; zum Beispiel der

Nach wie vor stehen für Schweizer Inhaberfamilien die Söhne für die Nachfolge oder Besetzung der höchsten Führungspositionen im Mittelpunkt – selbst wenn Töchter bereitstehen. Das zeigt die Studie «Generation Töchter» von PwC Schweiz bei 189 Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren. Nachfolgerinnen ohne Brüder treten deutlich häufiger in den Familienbetrieb ein. Nur 19 Prozent streben das Amt als CEO an. 79 Prozent der Studienteilnehmerinnen ohne aktiven Part im Familienunternehmen sind hervorragend ausgebildet.

pwc.ch/generation-toechter

Samstag, 18. März 2023 Frauen der Wirtschaft NZZ-Verlagsbeilage 11
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