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AUFGEGABELT
NEUES & BEMERKENSWERTES AUS DER PASSAUER GASTRONOMIE
GÄSTEERZIEHUNG Ü ber mangelhaften Service, schlechtes (oder schlicht nicht vorhandenes) Gastgebertum seitens der Wirte, lauwarmes Essen oder dreckige Gläser ist gästeseitig schnell geschimpft. Ständig bekommen wir erboste Anrufe zu diesem Thema, dazu unzählige Kommentare und Nachrichten auf unseren Social-Media-Kanälen. Als Wirt muss man mit solchen öffentlichen Hinrichtungen leben – es gibt kaum eine Möglichkeit, darauf so zu reagieren, dass es nicht wie eine Rechtfertigung oder eine Trotzreaktion aussieht. Fakt ist, dass es bei den allermeisten Wirten in diesen Monaten ums nackte Überleben geht; dabei stellt das wirtschaftliche Überleben nur einen Nebenschauplatz dar, denn im Sommer wird in und um Passau gutes Geld verdient. Es geht vielmehr darum, den Gästeansturm irgendwie zu bewältigen. Und das mit immer weniger Personal (was immer kürzere Öffnungszeiten zur Folge hat) – bei einem zugleich anspruchsvollen Publikum, welches immer noch meint, der Gast sei König.
Diese Zeiten sind spätestens seit Corona passé. Wer als Gast immer noch die Überzeugung vertritt, er könne in jede x-beliebige Gastronomie so einfach hereinmarschieren und den ausgerollten roten Teppich erwarten, hat sich geschnitten. Man darf froh sein, wenn man ohne Reservierung überhaupt einen Platz, geschweige denn etwas zu essen oder zu trinken bekommt. Im Oberhaus hat man darauf längst reagiert und einen SB-Bereich geschaffen; anders lassen sich die Menschenhorden und Busladungen nicht mehr handeln. Im Hacklberger Biergarten läuft das schon lange so – weitere Lokale werden mit Sicherheit folgen.
Wer planen kann, sollte sich selbst einen Gefallen tun und reservieren. Und zwar keinesfalls an Sonntagmittagen. Wer nicht planen kann oder will und meint, spontan vorbeischauen würde schon funktionieren, muss damit leben, dass es nicht klappt oder dauert. Beiderseits ist Verständnis vonnöten: Weder der Gast noch der Wirt ist König. Beide Parteien sind gewissermaßen Partner, die aufeinander Acht geben, aufeinander zugehen und sich respektieren. Arroganz und Standesdünkel hilft jedenfalls niemandem weiter.
Marius Schreib
MARI
Was für ein Glück, dass die Schwarze Traube einen würdigen Nachfolger gefunden hat. Marius, genannt Mari, möchte das Lokal, das irgendwo zwischen Späti und Weinbar zu verorten ist, im Sinne der Schwarzen Traube weiterführen. Der Fokus liegt also nach wie vor auf (Natur)Wein – und Pizza. Mari hat sich in den letzten Jahren einiges an Teigkompetenz angeeignet (u. a. bei Esskultur Novo) und serviert bemerkenswert gute New-York-Style-Pizzen, eine vereinfacht gesagt krossere Version der Pizza Napoletana. Draußen auf dem Residenzplatz sitzt es sich ganz wunderbar: Ein Glas Wein, eine Pizza auf der Piazza – grandissimo! Spannend wird zu beobachten sein, wie sich das Konzept in den Herbst- und Wintermonaten entwickelt. Wein & Pizza sind aber schon mal eine sehr gute Basis!
MARI / Residenzplatz 10 / Passau-Altstadt
HILDA GÜL SAKUCOGLU & POYRAZ SAKUC
ANTAKYA
„Sei heiter, genieße das Leben.“ Das ist das Motto des Antakya, das in den Räumen des Altstadt Beisls vor wenigen Wochen eröffnete. Antakya? Die namensgebende Stadt liegt im äußersten Südosten der Türkei in unmittelbarer Nähe zur syrischen Grenze und ist beim verheerenden Erdbeben im Februar dieses Jahres fast vollständig zerstört worden. Mit ihrem Restaurant setzen Hilda und Poyraz ihrer Heimat nun ein kulinarisches Denkmal. Die Küche der Levante mit herzhaften Gerichten wie Hummus, Paprika-Walnuss-Paste, Kebab oder Auberginen-Paprika-Salat hat in kürzester Zeit schon viele Fans gewonnen. Was aber auch an der ansteckend freundlichen Art von Poyraz, der den Service leitet, und seiner Mama Hilda, die die Küche verantwortet, liegt.
Antakya / Residenzplatz 7 / Passau-Altstadt
SIMONE & TIM HIRTREITER JOKERS
Eine neue Bar in Passau! Nach jahrelangem Leerstand hat sich das ehemalige Schuhgeschäft in der Theresienstraße im Juni in eine schicke Bar verwandelt. Im Jokers empfangen Simone und Tim ihre Gäste mit einer kleinen, feinen Auswahl an Drinks, Spirituosen und Cocktails. Im vorderen Bereich lädt eine lange Bar zum Verweilen und Ratschen ein, weiter hinten versteckt sich ein großer, separater Raum, der ideal zum Feiern geeignet ist. Hier wird im Herbst sicher auch das Tanzbein geschwungen. Tim und Simone bringen jahrelange Gastroerfahrung mit: Sie haben sich im Sausalitos kennen- und liebengelernt, dort mehr als fünf Jahre zusammengearbeitet und waren zuletzt im Wilma Wunder betriebsleitend tätig. Das Jokers ist nun ihr erstes Projekt in der Selbständigkeit.
Jokers / Theresienstraße 8 / Passau-Fuzo
SIMON HANNIG & JOSEF PIWOWARSKY
PASSAUER FERMENTATIONS- SPEZIALISTEN