2 minute read

Tanztheater S

„Wesen aus Stahl und Seide“: Mit ihrem berührenden „Präludium der Kälte“ wurde die Cooperativa Maura Morales im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main vom Wiesbadener Publikum gefeiert..

Advertisement

Der Nussknacker mit Vertigo in der neuen Normalität von Eden

Das Hessische Staatsballett setzt in Wiesbaden & Darmstadt neue Impulse mit furiosen Schmankerln

„Wir sollten jeden Tag als verloren betrachten, an dem wir nicht getanzt haben.“ Also tanzen wir „vor Freude“ und in der Landeshauptstadt ruft der Musentempel den „Tanzmonat Juli“ aus. Das Tanz-Kombi-Ticket für drei Abende ist ein Angebot, das kaum abzulehnen ist.

Stell Dir vor: Es wird ein Fest für die Sinne. Das Hessische Staatsballett als gefeierte „ZweiStädte-Kompanie“ der Musentempel Wiesbaden und Darmstadt schwelgt in der Spielzeit 2022/2 wieder in tänzerischen Genüssen. Das bestechende Ensemble um FAUST-Preisträger Ramon John, Ausnahmetänzer/Choreograf Taulant Shehu und die ausdruckstarke Greta Dato verkörpert Vielfalt und ist ein Pfund zum Wuchern. Der Geniestreich „memento“ mit Suchtpotential von Tim Plegge - sicher ein Anwärter für den FAUST („Wiesbadener*in 1/2022) - ist im Juli in Wiesbaden zu erleben. Das Faszinosum mit „Luftobjekt“ hat Sogwirkung, das Publikum will das Ensemble kaum von der Bühne lassen. Ausgesprochen schade, dass der frühere Ballettdirektor Tim Plegge, seit der Saison 2020/21 HausChoreograf, sich so überraschend verabschiedet hat „aus gesundheitlichen Gründen“. Publikumsliebling Plegge gelten die herzlichsten Wünsche für sein Wohlergehen. Umjubelt und oft gewünscht, kommt sein wunderbar humorvoller Publikumserfolg „Nussknacker“ im Dezember 2022 wieder. Fans scharren schon mit den Hufen. Tanz als Hochleistungssport. Seit der Spielzeit 2020/21 leitet der bisherige Kurator und Vizedirektor Bruno Heynderickx die Geschicke vorzüglich, will „neue Impulse setzen“ und ist „auf der Suche nach einer neuen Normalität“. Der bestens vernetzte Belgier mischte die Maifestspiele mit Hochkarätern auf, zeigte Irlands Star-Choreografen Michael Keegan-Dolan und sein berührendes „MAM“ sowie den innovativen „Double Bill“. Aus Italien kam „Hole in Space“ und aus Armenien war „Me, My non-Self and I“ von und mit Ballett-Pionierin Rima Pipoyan zu Gast. Mit einzigartiger Körpersprache aus Tanz, Akrobatik, Illusionismus und filmreifer Spannung überwältigte das „Triptych“-Gastspiel von Peeping Tom, alias Gabriela Carrizo & Franck Chartier das Publikum.

Den Klimawandel hat der multimediale Doppelabend „Extension“ zum Thema. Der australische Residenz Extension-Choreograf Marc Brew der Tanzplattform Rhein-Main ist ein international bekannter Vorreiter von „Mixed Abilities“, realisierte einen Tanzfilm mit Sidi Larbi Cherkaoui. Sein „exisTence“ widmet sich der ambivalenten Kraft von Sonne, Wasser & Wind. Der Franzose Martin Harriague ist Residenzkünstler des Malandain Ballet Biarritz. In seinem Stück „Of Prophets and Puppets“ kollidieren Greta & Trump in einer Talkshow. Die kommende Spielzeit schüttet ein Füllhorn aus. Der Doppelabend „V/ertigo“ bringt furiosen Augenschmaus, der an Akrobatik grenzt: Der FAUST-nominierte Choreograf Damien Jalet mutet seinem Ensemble mit „Skid“ den Tanz auf einer extremen Schräge zu. In einem doppelten Auftragswerk treten „Bolero“ von Nachwuchschoreograf Eyal Dadon / Israel und „Force Majeure“ von David Raymond & Tiffany Tregarthen / Kanada in einen vielschichtigen Dialog. Das Duo Raymond-Tregarthen ist mit seinem Ensemble „Out Innerspace“ geprägt von der langjährigen Kooperation mit StarChoreografin Christal Pité und war für das Nederlands Danse Theater tätig.

Text und Foto: Gesine Werner

Stell Dir vor…Ballettdirektor Bruno Heynderickx lässt mit der hochkarätigen Kompanie um FAUSTPreisträger Ramon John „die Energie der nicht in Worte zu fassenden Kommunikation“ spüren.

This article is from: