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Trickfilm-Festival S
„Belle“
Ein Hoch auf die Kunst der Animation! Alle Jahre wieder – doch erstmals im Frühsommer – wird Wiesbaden zum El Dorado der „trickreich“ flimmernden Hochkaräter.
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Das 2. Internationale Trickfilm-Festival Wiesbaden geht vom 2. bis 26. Juni 2022 über die (Film-)Bühnen. „Es ist unter den zahlreichen internationalen Trickfilmfestivals das einzige, das die Hauptpreisträger der wichtigsten Festivals und Trickfilmwettbewerbe der Welt im Programm hat.“ Alle Animations-
techniken und Trickfilmarten sind an Bord. Bewerben is´ nich – die Beiträge sind strikt kuratiert und werden nur auf Einladung gezeigt.
Nachdem im November 2020 das beliebte Publikums-Schmankerl ausgefallen war, ging es pandemiebedingt schwierig weiter. „Wir mussten das Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden, das seit 1999 im Rahmen der „Filme im Schloss“ von uns veranstaltet wird, sehr knapp vor Beginn verschieben und praktisch zweimal komplett neu organisieren“, berichtet Detelina Grigorova-Kreck. Die Filmexpertin ist zusammen mit Filmkoryphäe Joachim Kreck eingebunden in das Oral HistoryProjekt erlebte Geschichte & Geschichten“ des Fördervereins Stadtarchiv Wiesbaden.
Jetzt dürfen Fans wieder mit den Hufen scharren, die 2. Edition des Festivals wird nachgeholt. Das international hoch renommierte Festival basiert auf Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, der FBW, der Omnimago GmbH (der besondere Dank gebührt) und der Caligari FilmBühne.
Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ zeigen die Krecks im Trio mit dem wie immer unverzichtbaren „Dritten Mann“ Michael O. Fechner diesmal 77 innovative Werke. Zwei großartige Langfilme sind auch mit an Bord.
Gezeigt werden hauptsächlich deutsche Erstaufführungen, vor allem aus Frankreich, Großbritannien, Kanada und den USA. „Der
deutsche Trickfilm ist mit acht Beiträgen vertreten, vier davon sind internationale Koproduktionen.“
Vier Tage im Juni trickreich animierte Kunst
23. Internationales Trickfilm-Festival Wiesbaden vom 23. bis 26. Juni 2022 im Filmschloss und der Caligari FilmBühne
Dem Nachwuchs eine Gasse: Am Samstag wird in der Sektion „Best of International Animation: New
„Die rote Schildkröte“
Das Trickfilm-Festival trotz(t) Corona. Detelina Grigorova-Kreck und Joachim Kreck mit Fachzeitschriften zu „The physics of Sorrow” und „Genius Loci”. Das T-Shirt macht Werbung für Les Blanks Film „A Poem is a naked Person”, der 2015 in Wiesbaden lief. Foto: Gesine Werner
Generations“ ein rundes Dutzend von in- und ausländischen Diplom- und Debütfilmen präsentiert.
Es lebe die einzigartige Traditi-
on: In Wiesbaden ist das Publikum die Jury und die gibt vor Ort ihr Votum ab. Wie gehabt, konkurrieren vier Wettbewerbsprogramme der Sparte „Best of International Animation“ um den Publikumspreis in dieser Kategorie.
Die Preisgelder kommen von der Firma eduflat.de Hamburg, vom Ortsbeirat Wiesbaden-Biebrich und der Sparkassen-Versicherung Holding AG Wiesbaden.
Die kleine Tradition der Eröffnung in der Caligari FilmBühne geht weiter. Am Donnerstag, den 2. Juni, wird mit dem Grußwort von Kulturdezernent Axel Imholz und einem Coming of age-Film gestartet. „Die Schöne und das Biest“ für die Generation TikTok. Der neue Langfilm „Belle“ des Oscar-nominierten Regisseurs Mamoru Hosoda („Summer Wars“ / „Wolf Children“ / „Mirai“) wartet mit visueller Pracht, viel Action und Gesang in exzellenter D-Computeranimation auf, läuft in japanischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Das japanische Studio Chizu besteht 10 Jahre und feiert Jubiläum. Clou: Der deutsche Kinoverleih Koch Media KSM Anime sitzt in Wiesbaden-Nordenstadt.
Der zweite Langfilm in diesem Jahr ist „Die rote Schildkröte“ von Oscarpreisträger Michael Dudok de Wit („Father and Daughter, 2000) und erzählt eine „zauberhafte Geschichte vom Kreislauf des Lebens und der Liebe“. Das Werk ist der erste Film des weltberühmten japanischen Studios Ghibli mit einem europäischen Regisseur und läuft am Sonntag um 15.0 Uhr.
Noch ein Schmankerl: Das Titelmotiv mit dem ausgelagerten Gehirn, das durch ein ach so „smartes“ Mobiltelefon ersetzt wird, stellte Steve Cutts als Kulturamtspreisträger 2021 kostenfrei zur Verfügung.
Der 26 jährige Animator aus London, brillanter Illustrator einer neuen Generation, ist stilistisch von den Cartoons der 1920er Jahre inspiriert, konnte den Preis im Lockdown nicht persönlich entgegen nehmen Seine Filme Hapiness“ und „The Turning Point“ wurden gezeigt und bekamen Applaus.
Den Kulturamtspreis der LH Wiesbaden wird Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk persönlich überreichen an Christoph Lauenstein, Studio Lauenstein & Lauenstein
„Blume unter Wasser“ / „Ur azpian lore“ Hamburg. Mit seinem Bruder Wolfgang wurde er 1989 Oscarpreisträger und zeigt im Filmschloss Biebrich seinen Oscar-Film „Balance“ außer Konkurrenz. Der neue Puppen-Trickfilm „People in Motion“ der Lauenstein-Brüder aus dem Jahr 2020 läuft im Wettbewerb. Aus Wiesbadens baskischer Partnerstadt San Sebastian-Donostia am Atlantik will Aitor Onederra anreisen und stellt seine „Blume unter Wasser“ / „Ur azpian lore“ mit dem ausgezeichneten Sound von Zabala vor.
Das renommierte Festival scheut nicht vor aktueller Brisanz zurück: Die aus Minsk stammende und in Brooklyn lebende Regisseurin Yulia Ruditskaya zeigt mit „Magutny Bozha“ – „Prayer for Belarus“ aus dem Jahr 2020 die Zusammenarbeit des talentierten belarussischen Musikers Rostany mit der Naka Band. Das Gebet „O mächtiger Gott“ wurde nach der brutalen Eskalation durch die Regierung zum Symbol der friedlichen Proteste für Freiheit und Menschenrechte in Belarus.
Mit dem mehrfach ausgezeichneten Werk „Boxbalet“/ „Boxballett“ von Melnitsa Animation Studio wird eine russische Produktion gezeigt. „Es ist ein sehr wichtiger Film von Anton Dyakov. Der Regisseur hatte die Kraft und den Mut, sich vom russischen Krieg zu distanzieren“, erklärt Detelina Grigorova-Kreck. „Anton Dyakov widmet seinen neuen Film `Ich brenne` als Koproduktion mi der ukrainischen Gruppe Flexible Chaplin den Kriegsopfern in der Ukraine.“ Anstelle eines anderen, aus dem Programm gestrichenen russischen Beitrages kann sich das Publikum auf ein Wiedersehen mit dem furiosen „Mr Hublot“ von Alexandre Espigales & Laurent Witz freuen, der 2014 den Oscar-bekam.
Ein Herz für Kinder
Detelina Grigorova-Kreck hat wieder ein besonderes Programm „Tricks für Kids“ kuratiert:In der Sonntagsmatinée Neben dem „Tiger“ und dem „Pinguin“, die auf einer Schmusedecke „ein Problem“ haben, gibt es ein Wiedersehen mit Preziosen aus der Vor-Coronazeit. Im „Nest“ schickt Sonja Rohleder einen Paradiesvogel auf Partnersuche. „Wie ein Elefant im Porzellanladen“ ist der zweite Beitrag aus der Edition 2019. Zwei russische Beiträge wurden aus dem Programm genommen.
Selbstverständlich lässt sich das Festival unter geltenden Regeln der Hessischen Landesregierung mit Sicherheit genießen. „Es gilt die Maskenpflicht bis zum Sitzplatz, dort kann die Munaske abgenommen werden.“ Das Personal trägt durchgehend Munaske.