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Ackern für die Zukunft S
Los geht´s! Jessica Nowotka von der Gemüseackerdemie gibt den Startschuss zum gemeinsamen Ackern.
Ackern für die Zukunft
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Das neue und nachhaltige Bildungsprojekt am Campus Klarenthal
An diesem Mittwochmittag geht es turbulent zu auf den Wiesen neben den Schulgebäuden des Campus Klarenthal. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler wuseln über die schmalen Trampelpfade, die zwischen den insgesamt 140 Gemüsebeeten angelegt sind. Noch ist nichts außer Wiese zu sehen, doch bald wird hier ein Gemüseacker entstehen, dessen Erzeugnisse in der Schulkantine verarbeitet werden sollen.
Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Zahlreiche Lehrkräfte der Schule sowie Experten der „Gemüseackerdemie“ sind damit beschäftigt, Arbeitsgeräte zu verteilen, Setzlinge und Samen bereit zu stellen und den SchülerInnen zu erklären, was wohin kommen soll. Denn heute ist der erste Pflanztermin, nachdem im März die Beete angelegt wurden, und alles dreht sich um Kartoffeln, verschiedene Salate, Karotten, Petersilie, Radieschen, Kohlrabie und Sellerie.
Campus Klarenthal ist eine Bildungseinrichtung mit Montessori-Grundschule und Integrierter Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe in Trägerschaft der EVIM Bildung gemeinnützige GmbH. Aktuell werden an der Schule rund 450 Schülerinnen und Schüler in gebundenem Ganztagsbetrieb von 08:0 Uhr – 16:15 Uhr unterrichtet und betreut.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das an der Schule Campus Klarenthal von jeher eine wichtige Rolle spielt. „Kinder sollen die Natur mit allen Sinnen entdecken und wertvolles Wissen zum Gemüseanbau durch praktische Arbeit erlernen“, sagt Schulleiter Uwe Brecher, der das Projekt mit initiiert hat. „Kinder und Jugendliche für einen sorgsamen Umgang mit der Natur und für natürliche Lebensmittel zu begeistern, erreicht man nicht durch den erhobenen Zeigefinger, sondern durch mitackern“, sind der Schulleiter und die Projektbeteiligten überzeugt. Besonders schön: ein Großteil der Pflanzen wird durch die Gärtnerei vom EVIM Schlockerhof in Hattersheim geliefert.
In Kooperation mit den Fachexperten von der GemüseAckerdemie, einem Bildungsprogramm von Acker e.V. - startete die Schule Campus Klarenthal in Wiesbaden Ende März ein auf vier Jahre angelegtes nachhaltiges Bildungsprojekt. Ziel ist es, mit den Schüler:innen aller Jahrgangsstufen und unter Beteiligung der Kita-Kinder aus dem benachbarten Campus Kinderhaus auf zehn Äckern mit jeweils 14 Beeten
Gemüse zu produzieren, um es in der Klimakantine auf dem schuleigenen Gelände für die Produktion des Schulessens nach vorab mit den Kindern ausprobierten Rezepten zu verwenden.
Begleitet wird das Projekt von Bilge Caner, Inhaberin der Küche, deren Unternehmen Teil des Netzwerkes von 100 Klimakantinen ist und für die hessische Lehrkräfteakademie Fortbildung zum Thema Ernährungsbildung anbietet. Im Campus Klarenthal trägt dies bereits Früchte: Fleisch wird zukünftig nur noch an einem Tag der Woche angeboten.
Die Gemüseackerdemie wurde 2014 gegründet, ist mittlerweile in allen Bundesländern vertreten und mit über 20 Preisen Deutschlands am meisten ausgezeichnetes Bildungsprogramm.
Die Kinder erfahren unmittelbar, wie aus einem Samenkorn eine knackige Möhre wird. Sie übernehmen gemeinsam Verantwortung für ihren Acker und verstehen, welche Wirkung ihr Handeln hat. Auf dem Acker begreifen sie natürliche Zusammenhänge, blicken über den eigenen Tellerrand und erforschen aktiv ihre natürliche Umgebung. Und das Beste: Sie bewegen sich an der frischen Luft und haben dabei jede Menge Spaß.
Das gesamte AckerJahr teilt sich in drei Phasen. In der Zeit von Februar bis April dreht sich alles um die Vorbereitung. Die PädagogInnen nehmen vor der AckerSaison an ersten Fortbildungen teil. Mit den Unterrichtsmaterialien nähern sich die Kinder dem Thema Gemüseanbau und dem konkreten SchulAcker. Die Gemüseackerdemie kümmert sich in dieser Zeit um die Saat- und Pflanzgutbestellung.
Die AckerSaison von April bis Oktober ist das Herzstück des Programms. Die Kinder pflanzen, pflegen und ernten ihr Gemüse. Die PädagogInnen werden durch Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen und einen wöchentlichen Newsletter mit Acker-To-Dos unterstützt. Bei größeren Schwierigkeiten gibt es telefonische Beratungsmöglichkeiten oder Betreuung vor Ort.
In der Zeit von Oktober bis Januar liegt der Acker in der Winterpause – Zeit, das Geleistete zu reflektieren und sich Gedanken über die Lebensmittelproduktion insgesamt zu machen.
Unterstützt werden PädagogInnen und Ehrenamtliche mit einer digitalen Acker Lernplattform, auf der sie alles finden, was sie für ein erfolgreiches AckerJahr brauchen. Hier gibt es u. a. detaillierte Informationen und (Video-)Anleitungen zu anstehenden AckerAufgaben, passgenaue Unterrichtseinheiten und Übungen für den AckerUnterricht, abgestimmt auf die Rahmenlehrpläne der Bundesländer, methodische Anregungen zur Gestaltung der AckerStunden sowie anschaulich aufbereitetes Fachwissen rund um den Acker, seine Bewohner und ökologische Zusammenhänge. Wenn alles läuft wie geplant und die SchülerInnen sich weiterhin so engagieren wie beim 1. Pflanztermin, dann entsteht, wie uns Jessica Nowotka von der Gemüseackerdemie berichtet, der größte „betreute“ Acker in Hessen – zumindest in diesem Jahr.
Schulleiter Uwe Brecher (rechts) war ebenfalls mit dabei